Thomas Kuhn Humanisierung der Arbeit: Ein Projekt vor dem ...
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Zeitschrift für Personalforschung, 16. Jg., Heft 3, 2002 349<br />
den ihnen zugewiesenen Freiraum zur Verfolgung eigener Ziele ausnützen (z.B. in<strong>dem</strong><br />
sie langsam arbeiten o<strong>der</strong> nur jene Aufgaben erfüllen, die sie gerne mögen)“<br />
(Frey 1997, 95 f.). Kontrolltheoretisch besehen kommt eine „Resubjektivierung <strong>der</strong><br />
<strong>Arbeit</strong>“ damit einer „Entdisziplinierung <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>enden“ gleich, verweist eine Enttaylorisierung<br />
gleichsam auf eine (Re-)Intensivierung des Problems <strong>der</strong> Transformation<br />
von (gekaufter) <strong>Arbeit</strong>skraft in (verausgabte) <strong>Arbeit</strong>sleistung (vgl. dazu ausführlich:<br />
Türk 1995, 72 ff.; Pongratz/Voß 1997, 39 ff.; <strong>Kuhn</strong> 2000, 104 ff.).<br />
Da eine Resubjektivierung und Enttaylorisierung <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> aufgrund <strong>der</strong> bereits<br />
angesprochenen unternehmensexternen Wandlungsprozesse (s. Abschnitt 2) für zahlreiche<br />
Unternehmen(-sbereiche) jedoch immer unverzichtbarer wird, ist das Bemühen<br />
in Theorie und Praxis unverkennbar, den korrespondierenden „Ausfall“ an tayloristischen<br />
Steuerungs- und Kontrollpotenzialen durch alternative Medien <strong>der</strong> Personalführung<br />
zu kompensieren. Als aussichtsreicher „Kandidat“ galt dabei eine Zeitlang<br />
die Erzeugung eines kollektiven und werteinduzierten „inneren Zwangs“ (vgl. Türk<br />
1981, 132 ff.) zum Handeln im Sinne <strong>der</strong> Unternehmensziele, sprich: ein gezieltes<br />
Management <strong>der</strong> Unternehmenskultur. In <strong>dem</strong> Maße, in <strong>dem</strong> die Versuche dieser<br />
„weichen“ Form <strong>der</strong> Verhaltenssteuerung sich praktisch jedoch als untauglich erweisen<br />
(müssen; vgl. Türk 1995, 70 ff.; <strong>Kuhn</strong> 2000, 122 ff.), stößt – als eine Art Spezifizierung<br />
<strong>der</strong> „neoliberalen Gesamtströmung“ (vgl. Moldaschl/Sauer 2000, 205) – ein<br />
wesentlich „härterer“ Ansatz zur Verhaltenssteuerung auf beson<strong>der</strong>es Interesse: nämlich<br />
die sog. „ökonomische Dezentralisierung“ (vgl. Moldaschl/Sauer 2000, 206 ff.)<br />
bzw. die Initiierung und Intensivierung eines (internen) Wettbewerbs unter den Beschäftigten.<br />
Dieses immer häufiger an nicht- bzw. post-tayloristisch strukturierte Tätigkeiten<br />
gekoppelte und folglich an empirischer Bedeutung gewinnende (vgl.<br />
Frey/Osterloh 2000, 64 ff.) Verfahren verweist – so die These – auf die Entstehung<br />
bzw. Ausbreitung einer qualitativ an<strong>der</strong>sartigen („mo<strong>der</strong>nen“) Inhumanität <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong><br />
– und damit gleichsam auf neuartige Probleme im Rahmen einer <strong>Humanisierung</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Arbeit</strong>.<br />
Zur Begründung dieser These soll die „ökonomische Dezentralisierung“ bzw.<br />
die personalbezogene Wettbewerbsintensivierung zunächst inhaltlich konkretisiert<br />
werden. Bezüglich dieser Systementwicklungsperspektive, die in ihrem Kern auf eine<br />
nachhaltige (letztlich entgrenzte) Beför<strong>der</strong>ung einer unternehmenszielkonformen<br />
„Selbstmotivation“ <strong>der</strong> Mitarbeiter abzielt, bieten sich z.Zt. zwei zentrale Ansatzbzw.<br />
„Anreizpunkte“:<br />
� Die Gestaltung (und Verschärfung) personalbezogener Wettbewerbsbedingungen<br />
kann zunächst mittels einer (möglichst weitreichenden) Substitution des „arbeitnehmertypischen“<br />
Kontraktlohnes durch ein „unternehmerisches“ Residualeinkommen<br />
erfolgen, was in praxi zunehmend vermittels sog. „pay for performance“-Konzepte<br />
<strong>vor</strong>angetrieben wird. 1 Diese zielen darauf ab, die „Performan-<br />
1 Zu vermerken ist in diesem Zusammenhang, dass „pay for performance“-Konzepte keineswegs<br />
nur innerhalb einzelwirtschaftlicher Unternehmen zunehmende Anwendung finden,