Thomas Kuhn Humanisierung der Arbeit: Ein Projekt vor dem ...
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Zeitschrift für Personalforschung, 16. Jg., Heft 3, 2002 347<br />
Überspitzt formuliert könnte man sagen, dass das, was lange Zeit – <strong>vor</strong> <strong>dem</strong> Hintergrund<br />
sozialethischer Postulate – als humane <strong>Arbeit</strong>sgestaltung normativ eingefor<strong>der</strong>t<br />
wurde, nun – <strong>vor</strong> <strong>dem</strong> Hintergrund erfolgsorientierter Kalküle – unter <strong>dem</strong> Begriff<br />
post-tayloristische <strong>Arbeit</strong>sgestaltung tatsächlich umgesetzt wird. Bezogen auf die<br />
„klassische“ Inhumanität <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> bedeutet dieses, dass die <strong>Arbeit</strong>sgestaltung offenkundig<br />
menschengerechter erfolgt, was sich wie folgt ausführen lässt (s. Abb. 2):<br />
� „Physische Komponente“: Post-tayloristische <strong>Arbeit</strong>sgestaltung im skizzierten<br />
Sinne bewirkt, dass die Gefahr körperlicher Überbelastung geringer wird, da die<br />
neuartigen Dispositions- und Innovationsaufgaben „per se“ Abwechslung und<br />
Entlastung schaffen (Reduktion i.S. des Job Enrichment), die neuen Selbstorganisationsbefugnisse<br />
<strong>der</strong> Gruppe zu<strong>dem</strong> aber auch die Möglichkeit beinhalten, die<br />
verbleibenden ausführenden Tätigkeiten innerhalb <strong>der</strong> Gruppe in körperlich entlasten<strong>der</strong><br />
Weise zuzuweisen (Variation i.S. des Job Rotation/Job Enlargement).<br />
� „Psychische Komponente“: Infolge <strong>der</strong> zunehmenden Überantwortung relevanter<br />
dispositions- wie innovationsbezogener Tätigkeiten auf die (Normal-)Mitarbeiterschaft<br />
wird die <strong>Arbeit</strong> insgesamt auch intellektuell deutlich anspruchsvoller<br />
– womit das „tayloristische Problem“ <strong>der</strong> geistigen Unterfor<strong>der</strong>ung an<br />
praktischer Relevanz verliert.<br />
� „Soziale Komponente“: Aufgrund <strong>der</strong> zunehmenden Umsetzung von Team- und<br />
Gruppenarbeitskonzepten wird die <strong>Arbeit</strong> schließlich auch weitaus kooperativer<br />
und kommunikativer (<strong>vor</strong>-)strukturiert – womit das Problem <strong>der</strong> sozialen Isolation<br />
des <strong>Ein</strong>zelnen de facto ebenfalls an Bedeutung verliert.<br />
Abb. 2: Abnahme <strong>der</strong> „klassischen“ Inhumanität <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> infolge post-tayloristischer <strong>Arbeit</strong>sgestaltung<br />
Tayloristische <strong>Arbeit</strong>sgestaltung<br />
=> „klassische“ Inhumanität <strong>der</strong> (ausführenden) <strong>Arbeit</strong><br />
körperlich überbelastend geistig unterfor<strong>der</strong>nd sozial beziehungslos<br />
körperlich entlastend<br />
(Reduktion, Variation)<br />
geistig anspruchsvoll<br />
(Disposition, Innovation)<br />
Post-tayloristische <strong>Arbeit</strong>sgestaltung<br />
=> Abnahme <strong>der</strong> „klassischen“ Inhumanität <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong><br />
sozial beziehungsorientiert<br />
(Kooperation, Kommunikation)<br />
In Anbetracht dessen liegt die Vermutung nahe, dass wir <strong>dem</strong> Ziel einer<br />
menschengerechten <strong>Arbeit</strong> spürbar näher kommen, wir möglicherweise sogar – zumindest<br />
was den Bereich „<strong>Arbeit</strong>“ anbelangt – <strong>vor</strong> einem heraufziehenden („Goldenen“)<br />
Zeitalter weitreichen<strong>der</strong> Harmonie zwischen „Sachgerechtigkeit“ und „Menschengerechtigkeit“<br />
stehen, dessen integratives Credo mit M. Schumann (1993, 203)<br />
gewissermaßen lautet: „Rationalisierung durch <strong>Humanisierung</strong>“. Steht das <strong>Projekt</strong>