Thomas Kuhn Humanisierung der Arbeit: Ein Projekt vor dem ...
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Zeitschrift für Personalforschung, 16. Jg., Heft 3, 2002 355<br />
kann – einen sozusagen Taylorismus-induzierten „Typus A“ und einen Wettbewerbsinduzierten<br />
„Typus B“ 4 (s. Abb. 6).<br />
Abb. 6: Zentrale Ausprägungsformen inhumaner <strong>Arbeit</strong> – ein Bezugsrahmen 5<br />
INHUMANE<br />
ARBEIT<br />
(„Typus A“)<br />
Überbelastung<br />
(körperlicher Verschleiss)<br />
Unterfor<strong>der</strong>ung<br />
(Monotonie, Routine)<br />
ohne Beziehungen<br />
(soziale Isolation)<br />
HUMANE<br />
ARBEIT<br />
(„Korridor“)<br />
physische Komponente<br />
psychische Komponente<br />
soziale Komponente<br />
INHUMANE<br />
ARBEIT<br />
(„Typus B“)<br />
Unterbelastung<br />
(körperliche Untätigkeit)<br />
Überfor<strong>der</strong>ung<br />
(psychischer Stress)<br />
gestörte Beziehungen<br />
(sozialer Stress)<br />
Es dürfte in <strong>der</strong> Natur <strong>der</strong> Sache liegen, dass mit diesen kurzen Ausführungen<br />
im Grunde mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet sind. So bleibt offen, wer realiter<br />
zum Protagonisten eines „mo<strong>der</strong>nisierten“ <strong>Humanisierung</strong>sprojektes avancieren<br />
könnte und wie <strong>der</strong> „mo<strong>der</strong>nen“ Inhumanität <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> idealiter zu begegnen wäre –<br />
vermittels einer nachsorgenden Bekämpfung des Stresses durch ein effektives<br />
„Stressmanagement“ o<strong>der</strong> vermittels einer <strong>vor</strong>sorgenden Begegnung des Stresses<br />
durch „Wettbewerbsbegrenzung“ (vgl. dazu: Thielemann 1999, 13 f.). Nicht min<strong>der</strong><br />
4 Der „Typus B“ kann in Bezug auf die „physische Komponente“ um den Aspekt <strong>der</strong> Unterbelastung<br />
und einer damit korrespondierenden körperlichen Untätigkeit ergänzt werden. Auf eine<br />
Diskussion dieser Problematik wird hier jedoch verzichtet.<br />
5 Humane <strong>Arbeit</strong> wird hier (s. Abb. 6) als ein mehr o<strong>der</strong> min<strong>der</strong> breiter „Korridor“ verstanden,<br />
was <strong>dem</strong> Umstand geschuldet ist, dass alle Menschen sowohl „gleich“ wie auch „unterschiedlich“<br />
sind. Im Konkreten heißt dieses, dass humane <strong>Arbeit</strong> nicht absolut zu definieren ist, da<br />
die <strong>Arbeit</strong>enden (in Grenzen) in ihren Möglichkeiten, Fähigkeiten und Bedürfnissen divergieren.<br />
Dieser („Korridor“-)Gedanke wi<strong>der</strong>spiegelt sich insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Diskussion über eine<br />
mögliche Individualisierung <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> (vgl. exemplarisch: Schanz 1992, 255 ff.), die vermittels<br />
individuell-situativ bestimmbarer <strong>Arbeit</strong>sbedingungen (z.B. <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>szeit, des <strong>Arbeit</strong>sortes,<br />
des <strong>Arbeit</strong>sinhaltes) zu insgesamt humaneren <strong>Arbeit</strong>sbedingungen beizutragen<br />
sucht. <strong>Ein</strong>e solche Individualisierung findet allerdings dort ihre Grenze, wo die Menschen in<br />
<strong>dem</strong> Sinne gleich sind, als sie prinzipiell alle physisch über- bzw. unterbelastet, psychisch unter-<br />
bzw. überfor<strong>der</strong>t und/o<strong>der</strong> sozial isoliert bzw. depriviert werden können.