12.07.2015 Aufrufe

Partielle Differentialgleichungen in der Finanzmathematik Vorlesung ...

Partielle Differentialgleichungen in der Finanzmathematik Vorlesung ...

Partielle Differentialgleichungen in der Finanzmathematik Vorlesung ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Partielle</strong> <strong>Differentialgleichungen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong>F<strong>in</strong>anzmathematik<strong>Vorlesung</strong> gehalten im Sommersemester 2006am Mathematischen Sem<strong>in</strong>ar<strong>der</strong> Christian-Albrechts-Universität zu KielAlexan<strong>der</strong> UllmannKiel 2006


INHALTSVERZEICHNIS 2InhaltsverzeichnisE<strong>in</strong>leitung 31 Grundbegriffe <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzmathematik 41.1 Optionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41.2 short, long . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41.3 Payoff- und Profitdiagramme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41.4 Handelsstrategien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51.5 Arbitrage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51.6 Äquivalenzpr<strong>in</strong>zip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51.7 Put-Call-Parität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 Das Black-Scholes Modell 72.1 E<strong>in</strong>führung des Modells . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72.2 Der Wienerprozeß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72.3 Selbstf<strong>in</strong>anzierende Handelsstrategien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82.4 Das stochastische Integral und die Itô-Formel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92.5 Herleitung <strong>der</strong> Black-Scholes-Gleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 E<strong>in</strong>schub: Fouriertransformation und Faltung 174 Parabolische Gleichungen 2. Ordnung mit konstanten Koeffizienten 274.1 E<strong>in</strong>leitung und Bezeichnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 274.2 Existenz von Lösungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 284.3 E<strong>in</strong>deutigkeit von Lösungen und das Maximumspr<strong>in</strong>zip . . . . . . . . . . . . . . . 345 Die Black-Scholes Formel 416 Parabolische Gleichungen 2. Ordnung mit variablen Koeffizienten 456.1 E<strong>in</strong>leitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 456.2 Abstrakte parabolische Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 456.3 Anwenden auf elliptische Operatoren 2. Ordnung <strong>in</strong> L 2 (R n ) . . . . . . . . . . . . 577 Stochastische Darstellung von Lösungen parabolischer Gleichungen 64Literatur 67


INHALTSVERZEICHNIS 3E<strong>in</strong>leitungZiel dieser <strong>Vorlesung</strong> ist es, den Zusammenhang von F<strong>in</strong>anzmathematik und partiellen <strong>Differentialgleichungen</strong>(PDG) darzulegen sowie e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> beide Gebiete zu geben. Die <strong>Vorlesung</strong>richtet sich dabei <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e an Hörer, die auf ke<strong>in</strong>em <strong>der</strong> beiden Gebiete Vorkenntnisse besitzenund soll daher auch gleichzeitig e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Grundlagen <strong>der</strong> jeweiligen Diszipl<strong>in</strong>edarstellen.Im ersten Teil werden die Grundbegriffe <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzmathematik und ihre mathematische Modellierungvorgestellt. Dazu wird <strong>in</strong> dem kont<strong>in</strong>uierlichen Black-Scholes-Modell gearbeitet. Eswürde den Rahmen <strong>der</strong> <strong>Vorlesung</strong> sprengen, dieses <strong>in</strong> aller formalen Ausführlichkeit zu präsentieren,daher werden nur die Ideen und Grundkonzepte ohne Beweise vorgestellt werden. E<strong>in</strong>engenauen Zugang zur Theorie kann man <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Vorlesung</strong> Stochastische Prozesse und F<strong>in</strong>anzmathematikvon Herrn Irle erhalten.E<strong>in</strong> wichtiges Problem <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzmathematik ist die Preisbestimmung von sogenannten Derivaten(z.B. Optionen auf Aktien) sowie dem Bilden e<strong>in</strong>er Absicherungsstrategie. Mithilfe <strong>der</strong>Ito-Formel läßt sich dieses Problem zurückführen auf das Lösen e<strong>in</strong>er PDG. So erhält man dieBlack-Scholes-Differentialgleichung∂∂t u(t, x) + 1 2 σ2 x 2 ∂2∂f(t, x) + rx f(t, x) − rf(t, x) = 0.∂x2 ∂xEs handelt sich hierbei um e<strong>in</strong>e sogenannte parabolische Gleichung 2. Ordnung. Man stellt fest,daß man auch allgeme<strong>in</strong> stets auf e<strong>in</strong>e PDG dieses Types kommt.Daher werden im zweiten Teil <strong>der</strong> <strong>Vorlesung</strong> PDG eben dieses Types betrachtet. Dazu wird <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>schub zunächst e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> dafür erfor<strong>der</strong>lichen Standardhilfsmittel aus <strong>der</strong>Analysis, wie z.B. <strong>der</strong> Fouriertransformation, wie<strong>der</strong>holt bzw. vorgestellt. Das Lösen <strong>der</strong> Black-Scholes-Gleichung läßt sich durch die Euler-Transformation zurückführen auf das Lösen e<strong>in</strong>eparabolischen Gleichung mit konstanten Koeffizienten. Wir werden zeigen, daß diese stets äquivalents<strong>in</strong>d zur Wärmeleitungsgleichung ∂ ∂tu(t, x) = ∆u(t, x), die daher als Paradebeispiel parabolischerGleichungen zuerst betrachtet werden soll. Im nächsten Abschnitt wird im Anschluß andas Black-Scholes-Modell die entwickelte Theorie angewendet, um die Black-Scholes-Gleichungzu lösen und so die berühmte Black-Scholes-Formel zur Bewertung von europäischen Optionenherzuleiten.Anschließend wird e<strong>in</strong> kurzer E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Lösungstheorie allgeme<strong>in</strong>erer parabolischer Gleichungenmit nichtkonstanten Koeffizienten gegeben. Wir geben dazu e<strong>in</strong>en kurzen E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong>die Theorie <strong>der</strong> C 0 -Halbgruppen, die e<strong>in</strong>e abstrakte Behandlung von parabolischen Gleichungenermöglicht. Anschließend wird mit funktionalanalytischen Hilfsmitteln gezeigt, wie sich dieseabstrakte Theorie auch die konkrete Situation anwenden läßt. Im letzten Abschnitt wird abschließende<strong>in</strong> Ausblick auf die stochastische Darstellung von Lösungen mithilfe <strong>der</strong> Feynman-Kac-Formel gegeben.


1 GRUNDBEGRIFFE DER FINANZMATHEMATIK 41 Grundbegriffe <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzmathematikWir geben <strong>in</strong> diesem Kapitel e<strong>in</strong>en Überblick über elementare Begriffe <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzmathematik.Wir folgen dabei weitestgehend den Ausführungen <strong>in</strong> [Ir03].F<strong>in</strong>anzgüter werden <strong>in</strong> zwei Klassen aufgeteilt:1. Basisf<strong>in</strong>anzgüter, z.B. festverz<strong>in</strong>sliche Wertpapiere, Aktien, Rohstoffe,2. <strong>der</strong>ivative F<strong>in</strong>anzgüter, d.h. F<strong>in</strong>anzgüter, die von (e<strong>in</strong>facheren) Basisf<strong>in</strong>anzgütern abhängen,z.B. Aktienoptionen, Forwards auf Wertpapiere.Das Standardmodell, das <strong>in</strong> dieser <strong>Vorlesung</strong> behandelt wird, wird zwei Basisgüter und e<strong>in</strong><strong>der</strong>ivatives F<strong>in</strong>anzgut, das von diesen beiden Basisgütern abhängt, be<strong>in</strong>halten. Ziel ist die Bestimmunge<strong>in</strong>es fairen Preises für dieses <strong>der</strong>ivative F<strong>in</strong>anzgut.1.1 OptionenE<strong>in</strong>e Option gibt dem Käufer das Recht,• e<strong>in</strong> bestimmtes F<strong>in</strong>anzgut• zu e<strong>in</strong>em im voraus vere<strong>in</strong>barten Preis, dem Ausübungs- o<strong>der</strong> Basispreis K• während (amerikanische) o<strong>der</strong> am Ende (europäische) <strong>der</strong> Laufzeit T <strong>der</strong> Optionzu kaufen (Call-option) o<strong>der</strong> zu verkaufen (Put-Option). Beim Kauf e<strong>in</strong>er Option ist <strong>der</strong> Kaufpreis<strong>der</strong> Option sofort fällig.1.2 short, longWir verwenden die folgende Sprechweise: Der Käufer e<strong>in</strong>es F<strong>in</strong>anzgutes geht e<strong>in</strong>e long positione<strong>in</strong>, <strong>der</strong> Verkäufer e<strong>in</strong>e short position. E<strong>in</strong> Spezialfall ist das E<strong>in</strong>gehen e<strong>in</strong>er short position <strong>in</strong> <strong>der</strong>Aktie, man spricht hierbei auch von e<strong>in</strong>em Leerverkauf (short sell<strong>in</strong>g). E<strong>in</strong> Leerverkauf ist dasLeihen e<strong>in</strong>er Aktie, z.B. von e<strong>in</strong>er Bank, die dann verkauft wird. Später wird die short positionaufgehoben, <strong>in</strong>dem die Aktie <strong>der</strong> Bank zurückgegeben wird.1.3 Payoff- und ProfitdiagrammeDie Auszahlung bzw. <strong>der</strong> Profit e<strong>in</strong>es Derivates <strong>in</strong> Abhängigkeit vom Basisgut kann <strong>in</strong> sogenanntenPayoff- bzw. Profitdiagrammen dargestellt werden. Betrachtet werde zum Beispiel e<strong>in</strong>eeuropäische Option mit Laufzeit T , Basispreis K auf e<strong>in</strong> Basisgut mit Preis S T zum ZeitpunktT . Der Preis <strong>der</strong> Call-Option werde mit C, <strong>der</strong> <strong>der</strong> Put-Option mit P bezeichnet.In <strong>der</strong> long call position ergibt sich zum Zeitpunkt T die folgende Auszahlung:S T ≤ K ke<strong>in</strong>e Ausübung, also Auszahlung 0,S T > K Kaufe Aktie zum Basispreis K und verkaufe am Markt zum Kurs S T . Als Auszahlungergibt sich S T − K.Insgesamt beträgt die Auszahlung also (S T − K) + := max{S T − K, 0}. Der Profit beträgt entsprechend(S T − K) + − CGrafiken e<strong>in</strong>fügen: Payoffdiagramm, Profitdiagramm.


1 GRUNDBEGRIFFE DER FINANZMATHEMATIK 51.4 HandelsstrategienDurch Komb<strong>in</strong>ation von short und long positions bildet man e<strong>in</strong>e Handelsstrategie.Beispiel. Absicherung e<strong>in</strong>er Aktie. Es bezeichne S 0 den Anfangspreis <strong>der</strong> Aktie und S T denAktienpreis zum Ausübungszeitpunkt T . Dann bilden wir die Handelsstrategie long Aktie &long put auf die Aktie zum Basispreis K = S 0 . P bezeichne den Preis <strong>der</strong> put-Option. Diesliefert zum Ausübungszeitpunkt T die Auszahlung S T + (K − S T ) + . Als Profit ergibt sich damitoffenbarS T + (K − S T ) + − (K + P ) = −P + (S T − S 0 ) + (S 0 − S T ) + = −P + (S T − S 0 ) + ≥ −P.Damit liefert diese Strategie e<strong>in</strong>e Verlustbegrenzung auf den Kaufpreis P <strong>der</strong> Option.1.5 ArbitrageArbitrage ist e<strong>in</strong> risikoloser Profit beim Handel mit F<strong>in</strong>anzgütern.Beispiel. E<strong>in</strong>e Aktie werde <strong>in</strong> New York zu 100 $ und <strong>in</strong> Frankfurt zu 80 EURO gehandelt. DerWechselkurs sei 0, 82 EURO$. Unter Vernachlässigung von Transaktionskosten liefert die folgendeStrategie e<strong>in</strong>e Arbitragemöglichkeit:1. Kaufe n Aktien <strong>in</strong> Frankfurt,2. Verkaufe diese <strong>in</strong> New York,3. Wechsel $ <strong>in</strong> EURO um.Damit ergibt sich <strong>der</strong> risikolose Profit n · (100 · 0, 82 − 80) EURO = 2n EURO.Durch Transparenz und Effizienz ist Arbitrage <strong>in</strong> <strong>der</strong> Realität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nur für sehr kurzeZeit möglich. Dies rechtfertigt die (idealisierende) Grundannahme:Im Handel mit F<strong>in</strong>anzgütern gibt es ke<strong>in</strong>e Arbitrage.(No-Arbitrage-Pr<strong>in</strong>zip)Aus dem No-Arbitrage-Pr<strong>in</strong>zip ergibt sich unmittelbar das1.6 Äquivalenzpr<strong>in</strong>zipHaben zwei Handelsstrategien zu e<strong>in</strong>em zukünftigen Zeitpunkt mit Sicherheit den gleichen Wert,so stimmen auch ihre Werte zum gegenwärtigen Zeitpunkt übere<strong>in</strong>.Begründung. Bezeichne die Handelsstrategien mit H 1 , H 2 , die zugehörigen Werte zum gegenwärtigenZeitpunkt 0 mit W 1 , W 2 und mit T den zukünftigen Zeitpunkt. Angenommen, es wäreW 1 ≠ W 2 , also o.B.d.A. H 1 > H 2 . Dann führe die folgende Handelsstrategie durch:1. Zum Zeitpunkt 0 gehe short <strong>in</strong> H 1 und long <strong>in</strong> H 2 , dies liefert die Auszahlung H 1 − H 2 ,2. Zum Zeitpunkt T verkaufe H 2 und kaufe von dem Erlös H 1 , wodurch die short positionwie<strong>der</strong> aufgehoben wird.


1 GRUNDBEGRIFFE DER FINANZMATHEMATIK 6Dies ergibt den risikolosen Profit H 1 − H 2 > 0.Das Äquivalenzpr<strong>in</strong>zip ist das fundamentale Werkzeug zur Preisbestimmung von Derivaten:Stellt man aus den Basisgütern e<strong>in</strong>e Handelsstrategie zusammen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zukunft denselbenWertverlauf wie das Derivat annimmt, so muß nach dem Äquivalenzpr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Preis desDerivates zum gegenwärtigen Zeitpunkt gleich dem gegenwärtigen Wert <strong>der</strong> Handelsstrategiese<strong>in</strong>. Diese Idee wird im nächsten Abschnitt ausführlich erörtert. Als weiteres Beispiel für dieAnwendung des Äquivalenzpr<strong>in</strong>zip br<strong>in</strong>gen wir die1.7 Put-Call-ParitätSeien C bzw. P die Preise e<strong>in</strong>er Call- bzw. Put-Option auf dasselbe Basisgut mit identischemBasispreis K und Verfallszeitpunkt T . Seien S 0 bzw. S T <strong>der</strong> gegenwärtige bzw. zukünftige Preisdes Basisgutes. Außerdem gebe es die Möglichkeit e<strong>in</strong>er risikolosen Kapitalanlage mit kont<strong>in</strong>uierlicherVerz<strong>in</strong>sung r, alsox EURO im Zeitpunkt 0 −→ e rT x EURO im Zeitpunkt T .Dann gilt:S 0 + P − C = Ke −rT .Begründung. Sei H die Handelsstrategie long Basisgut & long put & short call. Dann hat Hzum Zeitpunkt 0 den Wert S 0 + P − C. Der Wert zum Zeitpunkt T istS T + (K − S T ) + − (S T − K) + = K.Die Kapitalanlage mit Wert Ke −rT hat zum Zeitpunkt T ebenfalls den Wert K, also folgt dieBehauptung aus dem Äquivalenzpr<strong>in</strong>zip.Die Put-Call-Parität ist auch aus technischen Gründen hilfreich, da die Auszahlungsfunktionx ↦→ (K − x) + <strong>der</strong> Put-Option beschränkt ist im Gegensatz zur Auszahlungsfunktion x ↦→(x − K) + <strong>der</strong> Call-Option.


2 DAS BLACK-SCHOLES MODELL 72 Das Black-Scholes Modell2.1 E<strong>in</strong>führung des ModellsBei dem Black-Scholes-Modell handelt es sich um e<strong>in</strong> kont<strong>in</strong>uierliches F<strong>in</strong>anzmarktmodell mitendlichem Zeithorizont T ∈ R >0 für zwei Basisf<strong>in</strong>anzgüter, nämlich e<strong>in</strong>er festverz<strong>in</strong>slichen Wertanlageund e<strong>in</strong>er Aktie.F<strong>in</strong>anzgut 1 Hierbei handelt es sich um e<strong>in</strong>e festverz<strong>in</strong>sliche Wertanlage mit konstantem Z<strong>in</strong>ssatzr ∈ R >0 . Der Wert zum Zeitpunkt t ∈ [0, T ] werde mit R t bezeichnet, wobei zum Zeitpunktt = 0 <strong>der</strong> Wert R 0 = 1 angenommen wird. Die Annahme e<strong>in</strong>er kont<strong>in</strong>uierlichen Verz<strong>in</strong>sung ergibtR t = e rt . 1 Damit erfüllt R die Differentialgleichung R ′ = rR, <strong>in</strong> differentieller Schreibweise:dR tR t= r dt. (2.1)Gleichung (2.1) besagt, daß die relative Än<strong>der</strong>ung von R t die konstante Rate r besitzt.F<strong>in</strong>anzgut 2 Hierbei handelt es sich um e<strong>in</strong>e Aktie. Der Wert zum Zeitpunkt t ∈ [0, T ] wirdals zufällig angenommen, also dargestellt durch e<strong>in</strong>e Zufallsgröße S t . Genauer ist (Ω, A, P ) e<strong>in</strong>Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitsraum undS : [0, T ] × Ω → R, (t, ω) ↦→ S t (ω)e<strong>in</strong>e meßbare Funktion. Es wird angenommen, daß sich die relative Än<strong>der</strong>ung von S t <strong>in</strong> Analogiezu (2.1) aus e<strong>in</strong>em determ<strong>in</strong>istischen Anteil (Trend) und e<strong>in</strong>er stochastischen Komponente(Schwankung) zusammensetzt:dS tS t= µ dt + σ dW t , (2.2)mit µ, σ ∈ R >0 . µ heißt <strong>der</strong> Drift und σ die Volatilität <strong>der</strong> Aktie. ”dW t “beschreibe <strong>in</strong> geeigneterWeise die stochastische Komponente. Dies soll <strong>in</strong> den folgenden Abschnitten näher beschriebenwerden.Grafik e<strong>in</strong>fügen: Aktienkurs.2.2 Der WienerprozeßDef<strong>in</strong>ition 2.1 (Wienerprozeß). E<strong>in</strong>e Familie (W t ) t∈R≥0 von Zufallsgrößen auf e<strong>in</strong>em Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitsraum(Ω, A, P ) heißt Wienerprozeß (o<strong>der</strong> auch Brownsche Bewegung), falls gilt:(i) W 0 = 0,(ii) Für alle s, t ∈ R ≥0 mit s < t ist W t − W s stochastisch unabhängig von W r für alle r ∈ [0, s]und N(0, t − s)-verteilt,(iii) W besitzt stetige Pfade, das heißt, für alle ω ∈ Ω ist die Funktion W·(ω) : R ≥0 → R, t ↦→W t (ω) stetig.1 Dies kommt folgen<strong>der</strong>maßen zustande: Wird bis zum Zeitpunkt t > 0 genau n-mal die Verz<strong>in</strong>sung nachgleichen Zeiträumen ausgezahlt, so ergibt sich durch Z<strong>in</strong>sesz<strong>in</strong>s <strong>der</strong> Wert (1 + rtn )n . Im Fall e<strong>in</strong>er kont<strong>in</strong>uierlichenVerz<strong>in</strong>sung nimmt man n → ∞ an, damit konvergiert dieser Ausdruck gegen e rt .


2 DAS BLACK-SCHOLES MODELL 8Grafiken e<strong>in</strong>fügen: Wiener-Prozeß.Man kann sich den Wienerprozeß vorstellen als e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Version sogenannter Random-Walks: Seien (X j ) j∈N stochastisch unabhängige identisch verteilte Zufallsgrößen mit EX j = 0und EXj 2 = 1. Setze S n := ∑ nj=1 X j für alle n ∈ N, dann gilt ES n = 0 und Var(S n ) = n. (S n ) n∈Nnennt man auch e<strong>in</strong>en Random-Walk.Grafiken e<strong>in</strong>fügen: Random-Walk.Def<strong>in</strong>iere nun S (n)t:= S [nt]√ nfür alle t ∈ [0, 1], dann gilt nach dem zentralen GrenzwertsatzS (n)t := S √[nt] [nt]√ · −→ N(0, t) = W t − W 0[nt] n} {{ } } {{ }→N(0,1) → √ t<strong>in</strong> Verteilung für n → ∞. In diesem S<strong>in</strong>n kann also <strong>der</strong> Wienerprozeß als e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierlicheGrenzversion von Random-Walks angesehen werden.2.3 Selbstf<strong>in</strong>anzierende HandelsstrategienBevor wir weiter erörtern, wie <strong>der</strong> Ausdruck (2.2) mit S<strong>in</strong>n zu belegen ist, soll zunächst motiviertwerden, welche technischen Manipulationen im Rahmen des Modells damit vorgenommenwerden sollen. Das Ziel wird se<strong>in</strong>, zu e<strong>in</strong>em vorgegebenem Derivat e<strong>in</strong> replizierendes Portfolioherzuleiten, um damit nach dem Äquivalenzpr<strong>in</strong>zip den Preis des Derivates zu bestimmen. Diesführt zu dem Begriff <strong>der</strong> selbstf<strong>in</strong>anzierenden Handelsstrategie. Dafür skizzieren wir zunächst dieentsprechenden Zusammenhänge im diskrete Modell:Es sei T ∈ N, die Punkte j = 0, 1, . . . , T werden als (diskrete) Handelszeitpunkte aufgefaßt.Weiter bezeichne g ∈ N die Gesamtzahl <strong>der</strong> Handelsgüter. Dann sei S 0 ∈ R g <strong>der</strong> Anfangspreisvektor,und für alle j ∈ N ≤T sei <strong>der</strong> Preisvektor S j e<strong>in</strong>e Zufallsvariable mit Werten <strong>in</strong> R g . E<strong>in</strong>eHandelsstrategie ist e<strong>in</strong> Tupel (H 0 , H 1 , . . . , H T ) ∈ (R g ) {0,1,...,T } , wobei H j ∈ R g das Portfoliodarstellt, das im Zeitpunkt j zusammengestellt und bis zum nächsten Zeitpunkt j + 1 gehaltenwird. Hieraus ergeben sich für alle j ∈ {0, 1, . . . , T } und n ∈ N ≤T die folgenden weitere Größen:Wert bei Erreichen von j: V j := Hj−1 t · S j (H −1 := 0),Wertän<strong>der</strong>ung von j nach j + 1: W j := Hj t · S j+1 − Hj t · S j = Hj t · (S j+1 − S j ) für j < n,n∑Gew<strong>in</strong>n/Verlust <strong>in</strong> n:Hj−1 t · (S j − S j−1 ),j=1Entnahme <strong>in</strong> j: δ j := H t j−1 · S j − H t j · S j = (H j−1 − H j ) t · S j .Entsprechend nennen wir V = (V 0 , . . . , V T ) den Wertprozeß und δ = (δ 0 , . . . , δ T ) den Entnahmeprozeß<strong>der</strong> Handelsstrategie H.Man beachte, daß die Wertän<strong>der</strong>ung W j <strong>der</strong> Handelsstrategie im allgeme<strong>in</strong>en nicht mit <strong>der</strong>Wertdifferenz ∆V j := V j+1 − V j des Portfolios übere<strong>in</strong>stimmt, da e<strong>in</strong>e Entnahme möglich ist.


2 DAS BLACK-SCHOLES MODELL 9Stattdessen giltW j = H t j · S j+1 − H t j−1 · S j + H t j−1 · S j − H t j · S j = ∆V j + δ j .Für unsere Zwecke s<strong>in</strong>d solche Handelsstrategien von Interesse, <strong>in</strong> denen außer zum Anfangsundzum Endzeitpunkt ke<strong>in</strong>e Entnahme stattf<strong>in</strong>det. Wir nennen die Handelsstrategie H daherselbstf<strong>in</strong>anzierend, falls δ j = 0 ist für alle j ∈ N ≤T −1 . In diesem Fall ergibt sich also:δ 0 = −H t 0 · S 0 Investition <strong>in</strong> 0,H t j−1 · S j = H t j · S j für j = 1, . . . , T − 1 vollständige Re<strong>in</strong>vestition <strong>in</strong> j,V T = H t T −1 · S T Endwert.Außerdem gilt <strong>in</strong> diesem Fall für alle n ∈ {0, 1, . . . , T } mit den obigen Bezeichnungen:n−1∑V n =j=0n−1∑∆V j = (−δ 0 + W 0 ) +j=1n−1∑W j = H0 t · S 0 +j=0H t j · (S j+1 − S j ).(∗)Im kont<strong>in</strong>uierlichen Modell sollen nun die diskreten Zeitpunkte j = 0, 1, . . . , T durch den kont<strong>in</strong>uierlichenZeitparameter t ∈ [0, T ] ersetzt werden. Der Wertprozeß wird dann zu e<strong>in</strong>em kont<strong>in</strong>uierlichenstochastischen Prozeß (V t ) t∈[0,T ] , und die Gleichung (∗) geht über <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e IntegralgleichungV t = V 0 +∫ t0H τ · dS τ .(∗∗)Die Integralgleichung (∗∗) wird oft auch <strong>in</strong> differentieller Form alsdV t = H t · dS tnotiert, die <strong>in</strong> diesem Fall aber nur e<strong>in</strong>e Notation bzw. e<strong>in</strong>en Kalkül für die Gleichung (∗∗)darstellt.Diese heuristischen Überlegungen benötigen also e<strong>in</strong>en Integralbegriff, wobei <strong>der</strong> Integrator e<strong>in</strong>stochastischer Prozeß ist. Dies führt zur Theorie <strong>der</strong> stochastischen Integration. Diese <strong>in</strong> allerAusführlichkeit darzustellen, würde den Rahmen dieser <strong>Vorlesung</strong> sprengen, daher soll imnächsten Abschnitt nur kurz e<strong>in</strong> möglicher Zugang skizziert werden.2.4 Das stochastische Integral und die Itô-FormelIn diesem Abschnitt sollen die zentralen Hilfsmittel aus <strong>der</strong> Theorie <strong>der</strong> stochastischen Integrationheuristisch dargestellt werden. Dabei sollen nur die zentralen Ideen vermittelt werden,weswegen auf sämtliche technischen Details verzichtet wird. Grundlage für diesen Abschnitt istim wesentlichen die Darstellung <strong>in</strong> [Øk05].Der stochastische Prozeß S im Black-Scholes Modell soll die Darstellung dS t = µS t dt + σS t dW tbesitzen. Stellt man sich diese Gleichung“ als Gleichheit <strong>der</strong> entsprechenden Integratoren vor,”so sollte also geltenS t − S 0 =∫ t0dS τ =∫ t0µS τ dτ +∫ t0σS τ dW τ .


2 DAS BLACK-SCHOLES MODELL 10Faßt man das Integral gegen dτ als klassisches Integral auf, so muß noch das zweite Integralerklärt werden, welches <strong>in</strong> <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Situation die Gestalt∫ T0f(t, ω) dW t (ω)hat. Klassische würde man dieses Integral als e<strong>in</strong> pfadweises Riemann-Stieltjes-Integral auffassen,also für festes ω als Grenzwert von Approximationsfolgen <strong>der</strong> Gestaltn−1∑s (n) (f, t)(ω) := f(t j , ω) (W tj+1 (ω) − W tj (ω)).j=0Man kann jedoch zeigen, im allgeme<strong>in</strong>en ke<strong>in</strong>e Konvergenz dieser Approximationsfolge vorliegt.Die Ursache hierfür ist, daß die Pfade t ↦→ W t (ω) des Wienerprozesses für fast alle ω nicht vonbeschränkter Variation s<strong>in</strong>d.An<strong>der</strong>erseits kann man die Approximation s (n) (f, t)(ω) auch als Funktion von ω und damit alsElement von L 2 (Ω) auffassen. Dann kann gezeigt werden, daß für geeignete f e<strong>in</strong>e Konvergenz imRaum L 2 (Ω) vorliegt. Wir skizzieren das Vorgehen zur Def<strong>in</strong>ition des stochastischen Integrals:1. Betrachte nur elementare Funktionen von <strong>der</strong> Gestaltn−1∑s(t, ω) = s j (ω) · 1 ]tj ,t j+1 ],j=0wobei die s j geeignete Zufallsgrößen seien. Dann def<strong>in</strong>iere das stochastische Integral vons alsI(s)(ω) :=∫ T0n−1∑s(t, ω) dW t (ω) := s j (ω) · (W tj+1 (ω) − W tj (ω)).j=02. Für diese elementaren Funktionen läßt sich unter geeigneten Voraussetzungen an die s jzeigen, daß die sogenannte Itô-Isometrie gültig ist:‖I(s)‖ L2 (Ω) = ‖s‖ L2 ([0,T ]×Ω).3. Damit läßt sich die Def<strong>in</strong>ition des stochastischen Integrals ausdehnen auf Funktionen f(mit geeigneten Voraussetzungen), die sich <strong>in</strong> L 2 ([0, T ]) durch elementare Funktionen approximierenlassen. Ist s e<strong>in</strong>e entsprechende Folge, so ist wegen <strong>der</strong> Itô-Isometrie auch I(s)e<strong>in</strong>e konvergente Folge <strong>in</strong> L 2 (Ω), und wir def<strong>in</strong>ieren∫ T0f(t, ω) dW t (ω) := L 2 - limn→∞ I(s n).Gleichungen zwischen stochastischen Integralen werden oft auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> bereits verwendetendifferentiellen Form notiert. Zum Beispiel ist die GleichungdS t = µS t dt + σS t dW t


2 DAS BLACK-SCHOLES MODELL 11für den Aktienpreis nur e<strong>in</strong>e Kurznotation für die IntegralgleichungS t − S 0 =∫ t0µS τ dτ +∫ t0σS τ dW τ .Entsprechend wird das Integral gegen den stochastischen Prozeß S t durch formales E<strong>in</strong>setzen“”des Differentials dS t def<strong>in</strong>iert als∫ T0f(t, ω) dS t (ω) :=∫ T0µf(t, ω) dt +∫ T0σf(t, ω) dW t (ω).Es wird sich zeigen, daß für unser Vorgehen e<strong>in</strong>e explizite Kenntnis des Prozesses S t nicht nötigist. Stattdessen brauchen wir e<strong>in</strong>e Formel zur Berechnung des Wertprozesses V t = F (t, S t ) bzw.zur Darstellung des Differentials dV t , also im <strong>in</strong>tegralen S<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>e Formel <strong>der</strong> GestaltV t − V 0 =∫ t0· · · .Das heißt, wir benötigen e<strong>in</strong>en Ersatz für den Hauptsatz <strong>der</strong> Differential- und Integralrechnungfür das stochastische Integral. Diesen Ersatz liefert die sogenannte Itô-Formel.Zur Motivation <strong>der</strong> Itô-Formel sollen zunächst e<strong>in</strong>ige heuristische Überlegungen angestellt werden:Durch Zerlegung des Intervalls und Taylorentwicklung <strong>der</strong> Funktion F erhält manV t − V 0 =≈n−1∑n−1∑V tj+1 − V tj = F (t j+1 , S tj+1 ) − F (t j , S tj )j=0j=0j=0n−1∑n−1∑∂ t F (t j , S tj )(t j+1 − t j ) + ∂ x F (t j , S tj )(S tj+1 − S tj )j=0n−1∑ 1+2 ∂ xxF (t j , S tj )(S tj+1 − S tj ) 2j=0In <strong>der</strong> klassischen Situation, wenn also t ↦→ S t e<strong>in</strong>e Funktion von beschränkter Variation ist,verschw<strong>in</strong>den im Grenzübergang ∆t → 0 alle Terme <strong>der</strong> Ordnung ≥ 2, und man erhält denklassischen HauptsatzV t − V 0≈→n−1∑n−1∑∂ t F (t j , S tj )(t j+1 − t j ) + ∂ x F (t j , S tj )(S tj+1 − S tj )j=0∫ T0j=0∫ T∂ t F (t, S t ) dt + ∂ x F (t, S t ) dS t .0Die Pfade des Wienerprozesses s<strong>in</strong>d jedoch nicht von beschränkter Variation, man kann aberzeigen, daß sie fast sicher von beschränkter quadratischer Variation s<strong>in</strong>d. Dies führt dazu, daßbeim Grenzübergang ∆t → 0 alle Terme <strong>der</strong> Ordnung ≥ 3 verschw<strong>in</strong>den. Für den SpezialfallS t = W t kann man außerdem zeigen, daßn−1∑∂ xx F (t j , S tj )(W tj+1 − W tj ) 2 →j=0∫ T0∂ xx F (t, S t ) dt,


2 DAS BLACK-SCHOLES MODELL 12daß h<strong>in</strong>gegen alle an<strong>der</strong>en Terme zweiter Ordnung ebenfalls verschw<strong>in</strong>den. Für den allgeme<strong>in</strong>erenFall S t = µ dt + σ dW t werden die Terme zweiter Ordnung daher formal mit <strong>der</strong> folgendeMultiplikationstabelle für die Differentiale ermittelt:· dt dW tdt 0 0dW t 0 dtIn unserem Fall ergibt sich damit(dS t ) 2 = (µS t dt + σS t dW t ) · (µS t dt + σS t dW t ) = σ 2 S 2 t dt.Genauer läßt sich <strong>der</strong> folgende Satz herleiten:Satz 2.2 (Itô-Formel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Dimension, differentielle Formulierung). Sei X t e<strong>in</strong> Prozeß von<strong>der</strong> GestaltdX t = udt + vdW tmit geeigneten Funktionen u, v : [0, T ] × Ω → R. Sei weiter F ∈ C 1,2 ([0, T ] × R) und Y t :=F (t, X t ). Dann giltdY t = ∂ t F (t, X t ) dt + ∂ x F (t, X t ) dX t + 1 2 ∂ xxF (t, X t ) (dX t ) 2 ,wobei (dX t ) 2 gemäß <strong>der</strong> obigen Tabelle berechnet wird..In <strong>in</strong>tegraler Notation liest sich die Itô-Formel folgen<strong>der</strong>maßen:Satz 2.3 (Itô-Formel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Dimension, <strong>in</strong>tegrale Formulierung). Sei X t e<strong>in</strong> Prozeß von <strong>der</strong>GestaltX t = X 0 +∫ t0u(τ, ω)dτ +∫ t0v(τ, ω)dW τ (ω)mit geeigneten Funktionen u, v : [0, T ] × Ω → R. Sei weiter F ∈ C 1,2 ([0, T ] × R) und Y t :=F (t, X t ). Dann gilt:Y t = Y 0 +∫ t0∂ t F (τ, X τ ) dτ +∫ t0∂ x F (τ, X τ ) dX τ + 1 2∫ t0∂ xx F (τ, X τ ) (dX t ) 2 .Bemerkung 2.4. Indem man dX t = u dt + v dW t und gemäß <strong>der</strong> obigen Multiplikationstabelle(dX t ) 2 = v 2 dt e<strong>in</strong>setzt, kann man die Itô-Formel mit den Notationen u t := u(t, ·), v t := v(t, ·)umstellen zudY t = ∂ t F (t, X t ) dt + ∂ x F (t, X t ) (u dt + v dW t ) + 1 2 ∂ xxF (t, X t ) v 2 dt= ( ∂ t F (t, X t ) + ∂ x F (t, X t )u t + 1 2 ∂ xxF (t, X t ) v 2 t)dt + ∂x F (t, X t ) v t dW t (2.3)<strong>in</strong> differentieller bzw. zu∫ t (Y t = Y 0 + ∂t F (τ, X τ ) + ∂ x F (τ, X τ )u(τ, ω) + 1 2 ∂ xxF (τ, X τ ) v(τ, ω) 2) dt+∫ t<strong>in</strong> <strong>in</strong>tegraler Form.00∂ x F (τ, X τ ) v(τ, ω) dW τ


2 DAS BLACK-SCHOLES MODELL 13Beispiele 2.5. (1) Die Itô-Formel ist e<strong>in</strong> zentrales Hilfsmittel zur Berechnung stochastischerIntegrale, was am Beispiel des Integrals∫ T0W t dW tpräsentiert werden soll. Man betrachtet zunächst das entsprechende Integral <strong>in</strong> <strong>der</strong> klassischenSituation, um e<strong>in</strong>en Kandidaten zu gew<strong>in</strong>nen. Sei dazu g ∈ C 1 ([0, 1]) mit g(0) = 0 (anstelle vont ↦→ W t ), dann gilt∫ T0g(t) dg(t) =∫ T0g(t) · g ′ (t) dt =∫ g(T )g(0)x dx =g(T )2.2Wir machen daher umgekehrt auch für das stochastische Integral den Ansatz F (x) := x22 undwenden die Itô-Formel auf Y t := F (W t ) an. Es folgtdY t = F ′ (W t ) dW t + 1 2 F ′′ (W t ) dt = W t dW t + 1 2 dt.Übersetzt <strong>in</strong> die Integralform heißt diesalso folgt∫ TW 2 T2 = Y T = Y 0}{{}0= W 2 02 =0+∫ TW t dW t = W 2 T2 − T 2 .0W t dW t + 1 2∫ Tdt,0} {{ }=TDie Itô-Formel liefert uns <strong>in</strong> diesem Fall also den Korrekturterm T 2Situation.gegenüber <strong>der</strong> klassischen(2) Seien a, b ∈ R, und X t erfülledX t = a dt + b dW t .Da a, b konstant s<strong>in</strong>d, ergibt sich für X t die explizite DarstellungX t = X 0 +∫ t0a dτ +∫ t0b dW τ = X 0 + at + bW t .Setze Y t := exp(X t ). Mit <strong>der</strong> Itô-Formel folgt danndY t = exp(X t ) dX t + 1 2 exp(X t)b 2 ( ) 1dt = Y t a dt + b dWt +2 Y tb 2 dt(( ) )= Y t a + b2 dt + b dW t .2Also erfüllt Y t = exp(X t ) = exp(X 0 ) exp(at + bW t ) = Y 0 exp(at + bW t ) die (formale) Gleichung( )dY t= a + b2 dt + b dW t .Y t 2


2 DAS BLACK-SCHOLES MODELL 14Indem wir b := σ und a + b2 2= µ, also a := µ − σ22Lösung für den Aktienpreisprozeß S t , nämlich) )S t := exp((µ − σ2t + σW t S 0 .2!setzen, erhalten wir damit <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e e<strong>in</strong>e2.5 Herleitung <strong>der</strong> Black-Scholes-GleichungDamit s<strong>in</strong>d alle Hilfsmittel e<strong>in</strong>geführt, um zum<strong>in</strong>dest heuristisch die Black-Scholes-Gleichungherzuleiten. Wir arbeiten dazu weiter <strong>in</strong> dem <strong>in</strong> Abschnitt 2.1 e<strong>in</strong>geführten Black-Scholes-Modellmit den ModellgleichungendR t = rR t dt,dS t = µS t dt + σS t dW t .(2.4)Wie bereits festgestellt, hat dies zur Folge, daßR t = e rt R 0 (2.5)und somit unter <strong>der</strong> zusätzlichen Annahme R 0 := 1 gilt R t = e rt .Gegeben sei e<strong>in</strong> Claim C : Ω → R. Dieser wird <strong>in</strong>terpretiert als die (zufällige) Auszahlung desDerivates zum Zeitpunkt T . Standardbeispiel ist <strong>der</strong> Claim C := (S T − K) + zur europäischenPut-Option.Gesucht wird nun e<strong>in</strong> replizierendes Portfolio, e<strong>in</strong> sogenannter Hedge. Gesucht ist also e<strong>in</strong>eHandelsstrategie H t = (g t , h t ), <strong>der</strong>en Wertprozeßerfüllt:V t := g t R t + h t S t = g t e rt + h t S tdV t = g t dR t + h t dS t Selbstf<strong>in</strong>anzierung,V T = C Hedge für den Claim C.Dann ist V 0 <strong>der</strong> gesuchte faire Preis des Claimes C und H e<strong>in</strong> zugehöriges replizierendes Portfolio.Wir machen den Ansatz, daß V t , g t , h t von <strong>der</strong> Gestalt V t = f(t, S t ), g t = g(t, S t ) und h t = h(t, S t )für geeignete C 1,2 -Funktionen f, g, h : [0, T ] × R → R s<strong>in</strong>d. Dann gilt nach Def<strong>in</strong>itionalsof(t, x) = g(t, x)e rt + h(t, x)x, (2.6)g(t, x) = e −rt (f(t, x) − h(t, x)x). (2.7)Es reicht also, f und h zu bestimmen und anschließend g durch Gleichung (2.7) zu def<strong>in</strong>ieren.Anschaulich bedeutet (2.7), daß bei bekanntem Wertverlauf und Portfolioanteil <strong>der</strong> Aktie <strong>der</strong>Anteil <strong>der</strong> Wertanlage stets die (auf den entsprechenden Zeitpunkt abdiskontierte) Gegenpositionbilden muß.


2 DAS BLACK-SCHOLES MODELL 15Wir wenden nun auf V t = f(t, S t ) die Itô-Formel (2.3) an und erhaltendV t =(∂ t f(t, S t ) + µS t ∂ x f(t, S t ) + 1 )2 σ2 St 2 ∂ xx f(t, S t ) dt + σS t ∂ x f(t, S t ) dW t . (2.8)Aufgrund <strong>der</strong> Selbstf<strong>in</strong>anzierungsbed<strong>in</strong>gung muß außerdem geltendV t!= g t dR t + h t dS t = g(t, S t )re rt dt + h(t, S t ) ( )µS t dt + σS t dW t)=(g(t, S t )re rt + µh(t, S t )S t dt + σS t h(t, S t ) dW t . (2.9)Subtrahieren <strong>der</strong> den Gleichungen (2.8) und (2.9) liefert(!0 = ∂ t f(t, x) + µx∂ x f(t, x) + 1 2 σ2 x 2 ∂ xx f(t, x) − g(t, x)re rt ∣∣x=St− µh(t, x)x)∣dt(∣∣x=St+ σx∂ x f(t, x) − σxh(t, x))∣dW t(= ∂ t f(t, x) + µx ( ∂ x f(t, x) − h(t, x) ) + 1 2 σ2 x 2 ∂ xx f(t, x) − re rt ∣∣x=Stg(t, x))∣dt(∣∣x=St+σx ∂ x f(t, x) − h(t, x))∣dW t . (2.10)Um diese Gleichung zu erfüllen setzen wirh := ∂ x f. (2.11)Damit wird Gleichung (2.7) zue rt g(t, x) (2.7)= f(t, x) − xh(t, x) (2.11)= f(t, x) − x∂ x f(t, x). (2.12)E<strong>in</strong>setzen von (2.11) und (2.12) <strong>in</strong> Gleichung (2.10) liefert e<strong>in</strong>e Differentialgleichung, <strong>in</strong> <strong>der</strong> nurnoch f auftaucht:0 ! = ∂ t f(t, x) + 1 2 σ2 x 2 ∂ xx f(t, x) + rx∂ x f(t, x) − rf(t, x). (2.13)Damit haben wir die Black-Scholes-Differentialgleichung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Dimension hergeleitet. Wirfassen unsere Ergebnisse zum zentralen Satz dieses Kapitels zusammen.Satz 2.6. Sei f : [0, T ] × R >0 e<strong>in</strong>e C 1,2 -Funktion, die <strong>der</strong> Black-Scholes-Differentialgleichung(2.13) genügt. Def<strong>in</strong>iereg(t, x) := e −rt ( f(t, x) − x∂ x f(t, x) ) undh(t, x) := ∂ x f(t, x).Dann wird durch g t := g(t, S t ) und h t := h(t, S t ) e<strong>in</strong>e selbstf<strong>in</strong>anzierende HandelsstrategieH t := (g t , h t ) def<strong>in</strong>iert, <strong>der</strong>en Wertprozeß durch V t = f(t, S t ) gegeben ist.Ist C e<strong>in</strong> Claim von <strong>der</strong> Gestalt C = c(S t ), und erfüllt f zusätzlich die Endwertbed<strong>in</strong>gungf(T, x) = c(x),so gilt V T = f(T, S T ) = c(S T ) = C, also ist H e<strong>in</strong> Hedge für C und damit V 0 = f(0, S 0 ) <strong>der</strong>faire Preis des Claims C zum Zeitpunkt 0.


2 DAS BLACK-SCHOLES MODELL 16Zur analytischen Behandlung ist es üblich, die Black-Scholes-DGL zwei Transformationen zuunterziehen. Zunächst wird e<strong>in</strong>e Zeitumkehr t → T − t durchgeführt, dadurch wird das Endwertproblemzu dem analytisch e<strong>in</strong>facher zu behandelndem Anfangswertproblem∂ t f(t, x) = 1 2 σ2 x 2 ∂ xx f(t, x) + rx∂ x f(t, x) − rf(t, x),f(0, x) = c(x). (2.14)Bei <strong>der</strong> Interpretation ist nur zu beachten, daß <strong>der</strong> Zeitparameter t nun die Restlaufzeit <strong>der</strong>Anlagegüter bezeichnet. Wir werden daher im folgenden auch von (2.14) als <strong>der</strong> Black-Scholes-Gleichung reden.Als nächstes führen wir die sogenannte Euler-Transformation durch, <strong>in</strong>dem wir y := log x bzw.x = e y substituieren. Sei entsprechend u(t, y) := f(t, e y ) die transformierte Funktion, dannerfüllt u <strong>in</strong> y = log x die Differentialgleichung∂ t u(t, y) = ∂ t f(t, x) = 1 2 σ2 x 2 d2du(t, log x) + rx u(t, log x) − ru(t, log x)dx2 dx= 1 2 σ2 x 2 d (∂ y u(t, log x) · 1 )+ rx ∂ y u(t, log x) · 1 − ru(t, y)dxxx= 1 ( 12 σ2 x(∂ 2 yu(t, 2 log x) ·x= 1 2 σ2 ∂ 2 yu(t, y) +Entsprechend transformiert sich die Anfangsbed<strong>in</strong>gung zuu(0, y) = f(0, e y ) = c(e y ).) )2+ ∂ y u(t, log x) · −1x 2 + rx ∂ y u(t, log x) · 1 − ru(t, y)x) (r − σ2∂ y u(t, y) − ru(t, y). (2.15)2Der Vorteil <strong>der</strong> transformierten Gleichung (2.15) liegt dar<strong>in</strong>, daß es sich um e<strong>in</strong>e partielle Differentialgleichungmit konstanten Koeffizienten handelt. Für DGL dieses Typs existieren expliziteLösungsformeln, die wir <strong>in</strong> Kapitel 4 herleiten werden. Daraus werden wir durch Rücktransformationauch e<strong>in</strong>e explizite Formel für den fairen Preis des Claims C erhalten. Im Falle <strong>der</strong>europäischen Call-Option C = (S T − K) + werden wir so die berühmte Black-Scholes-Formelgew<strong>in</strong>nen, welche für die mo<strong>der</strong>ne F<strong>in</strong>anzwelt von fundamentaler Bedeutung ist.


3 EINSCHUB: FOURIERTRANSFORMATION UND FALTUNG 173 E<strong>in</strong>schub: Fouriertransformation und FaltungIn diesem E<strong>in</strong>schub werden e<strong>in</strong>ige grundlegende Fakten zur Fouriertransformation und Faltungbereitgestellt. Beides s<strong>in</strong>d fundamentale analytische Hilfsmittel zur Behandlung von partiellen<strong>Differentialgleichungen</strong>, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für solche mit konstanten Koeffizienten.Generalvoraussetzung 3.1. Sei n ∈ N und K ∈ {R, C}Notationen 3.2. Seien x, y ∈ R n und α ∈ N n 0 sowie U ⊆ Rn offen, Ω ⊆ R n meßbar undp ∈ [1, +∞]. Für das Skalarprodukt und die euklidische Norm werden die folgenden Notationenverwendet:n∑xy := x · y := 〈x|y〉 := x j y j , ‖x‖ := ‖x‖ 2 = √ x · x.j=1Weiter wird die Multi<strong>in</strong>dexschreibweise verwendet:n∏n∑x α := x α jj , |α| := α j .j=1j=1Für die Ableitung wird die Notation∂ j :=∂∂x j, ∂ α := ∂ α x :=n∏j=1∂ α jjverwendet. Für f : Ω → K Lebesgue-meßbar def<strong>in</strong>iere‖f‖ p :={ (∫|f|p ) 1/p<strong>in</strong>f{sup{|f(x)| | x ∈ Ω\N} | N ⊆ Ω Nullmenge}falls p < +∞,falls p = +∞.Weiter seienL p (Ω) := {f : Ω → K | f Lebesgue-meßbar und ‖f‖ p < +∞}und L p (Ω) := L p (Ω)/N Ωdie Lebesgue-Räume, wobei N Ω := {f : Ω → K | f Lebesgue-meßbar und f −1 (K\{0}) Nullmenge}.Im Fall p = 2 sei außerdem∫〈f, g〉 := 〈f, g〉 L2 := fgfür alle f, g ∈ L 2 (R n ) das Standard-Skalarprodukt, welches offenbar die ‖ · ‖ 2 -Norm <strong>in</strong>duziert.An vielen Stellen werden wir uns <strong>der</strong> üblichen Konvention anschließen, Restklassen und Repräsentantennicht zu unterscheiden, sofern dies zu ke<strong>in</strong>en Problemen führt. Außerdem seiC ∞ (R n ) := {f ∈ C(R n ) | f(ξ) → 0 für ‖ξ‖ → +∞}ausgestattet mit <strong>der</strong> ‖·‖ ∞ -Norm <strong>der</strong> Banachraum <strong>der</strong> im Unendlichen verschw<strong>in</strong>denden stetigenFunktionen undC ∞ 0 (U) := {f ∈ C ∞ (U) | f −1 (K\{0}) ist kompakt}<strong>der</strong> Raum <strong>der</strong> C ∞ -Funktionen mit kompakten Träger.


3 EINSCHUB: FOURIERTRANSFORMATION UND FALTUNG 18Def<strong>in</strong>ition 3.3 (Fouriertransformation). Für alle f ∈ L 1 (Ω) def<strong>in</strong>iere∫Ff(ξ) := ˆf(ξ) := f(x)e −ix·ξ dx für alle ξ ∈ R n .ˆf heißt Fouriertransformierte von f und die Abbildung F : f ↦→ ˆf die Fouriertransformation.Satz 3.4. Es gilt F(L 1 (R n )) ⊆ C ∞ (R n ), und F : L 1 (R n ) → C ∞ (R n ) ist l<strong>in</strong>ear und stetig mit‖F‖ ≤ 1.Beweis. Die L<strong>in</strong>earität folgt direkt aus <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition, und aus dem Satz über parameterabhängigeIntegrale folgt F(L 1 (R n )) ⊆ C(R n ). Außerdem gilt für alle f ∈ L 1 (R n )∫‖Ff‖ ∞ ≤ |f(x)| dx = ‖f‖ 1 ,also ‖F‖ ≤ 1, wenn man F als Operator nach (C b (R n ), ‖ · ‖ ∞ ) auffaßt.Sei nun f ∈ C0 ∞(Rn ). Dann folgt für alle j ∈ N ≤n und ξ ∈ R n mit partieller Integration∫| ̂f(ξ)| =∣ − 1∂ j f(x) · e −ixξ dx−iξ j∣ ≤ ‖∂ 1jf‖ 1 ·|ξ j | ≤ max 1‖∂ k f‖ 1 ·k∈N ≤n |ξ j | ,} {{ }C:=also gilt√| ̂f(ξ)| 1≤ C · m<strong>in</strong>j∈N ≤n |ξ j | = C · 1n≤ C · → 0 für ‖ξ‖ 2 → ∞.‖ξ‖ ∞ ‖ξ‖ 2Es folgt F(L 1 (R n )) ⊆ C b (R n ). Da C ∞ 0 (Rn ) dicht <strong>in</strong> L 1 (R n ) und C ∞ (R n ) abgeschlossen <strong>in</strong> C b (R n )ist, folgt wegen <strong>der</strong> Stetigkeit von F damit F(L 1 (R n )) ⊆ C ∞ (R n ).Beispiele 3.5. Sei a ∈ R >0 .(1) 1 [−a/2,a/2]̂ (ξ) =Beweis.{s<strong>in</strong>(aξ)ξfalls ξ ≠ 0a falls ξ = 0 .(2) Setze ϕ(x) := exp(−a‖x‖ 2 ) für alle x ∈ R n . Dann gilt für alle ξ ∈ R nBeweis.( π) n/2 ( ‖x‖ 2 ) ( π) ( )n/2 1̂ϕ(ξ) = exp − = ϕ .a 4a a 2aDef<strong>in</strong>ition/Bemerkung 3.6 (Die Gaußfunktionen ϕ n ). Im Spezialfall a = 1/2 ergibt sich fürdie Gaußfunktion ϕ n := exp ( )− ‖·‖22̂ϕ n = (2π) n/2 ϕ n .


3 EINSCHUB: FOURIERTRANSFORMATION UND FALTUNG 19Satz 3.7 (Inversionssatz für die Fouriertransformation). Sei f ∈ L 1 (R n ) so, daß auch ̂f ∈L 1 (R n ) ist. Dann giltf(x) = (2π) −n̂f(−x) ∫1 = ̂f(ξ)e ixξ(2π) n dξfür fast alle x ∈ R n .Beweis. später.Korollar 3.8. Die Fouriertransformation F : L 1 (R n ) → C ∞ (R n ), [f] ↦→ ̂f ist <strong>in</strong>jektiv.Beweis. Sei [f] ∈ Kern(F), dann ist ̂f = 0 ∈ L 1 (R n ), also folgt aus <strong>der</strong> Fourierumkehrformelf(x) = 1(2π) n ∫ ̂f(ξ)e ixξ dξ = 0 für fast alle x ∈ R n , also [ ̂f] = 0 <strong>in</strong> L 1 (R n ).Man kann zeigen, daß die Fouriertransformation nicht surjektiv auf C ∞ (R n ) ist. Außerdem wird<strong>der</strong> Raum L 1 (R n ) unter F nicht <strong>in</strong>variant gelassen. Es ist daher zweckmäßig, auf e<strong>in</strong>en geeigneten<strong>in</strong>varianten Teilraum von L 1 (R n ) überzugehen.Def<strong>in</strong>ition/Bemerkung 3.9 (schnell fallende Funktion, Schwartzfunktionen, Schwartzraum).E<strong>in</strong>e Funktion f : R n → K heißt schnell fallend, falls für alle α ∈ N n 0 giltSetzedann giltx α f(x) → 0 für ‖x‖ → ∞.S := S n := S(R n ) := {f ∈ C ∞ (R n ) | ∀ β ∈ N n 0 : ∂ β f ist schnell fallend },S = {f ∈ C ∞ (R n ) | ∀ α, β ∈ N n 0: supx∈R n |x α ∂ β f(x)| < +∞}.S heißt Schwartzraum, und se<strong>in</strong>e Elemente heißen Schwartzfunktionen. Offensichtlich gilt C ∞ 0 (Rn ) ⊆S(R n ) ⊆ L p (R n ) für alle p ∈ [1, +∞].Beispiel 3.10. Für die Funktion ϕ aus Beispiel 3.5(2) gilt ϕ ∈ S, denn ϕ ist schnell fallend,und für alle β ∈ N n 0 existiert e<strong>in</strong>e Polynomabbildung p auf Rn mit ∂ β ϕ = p · ϕ.E<strong>in</strong>e fundamentale Eigenschaft <strong>der</strong> Fouriertransformation ist, daß sie Differentiation <strong>in</strong> Multiplikationüberführt, wie <strong>der</strong> folgende Satz zeigt. Da sich S nach Def<strong>in</strong>ition als <strong>in</strong>variant unterDifferentiation und Multiplikation mit Polynomen erweisen wird, ergibt er sich als geeigneterRaum zum Arbeiten mit <strong>der</strong> Fouriertransformation.Notation 3.11. Für f : R n → K und α ∈ N n 0 bezeichnen wir die Abbildung Rn → R, x ↦→x α f(x) <strong>in</strong>tuitiv, aber formal etwas lax, auch mit x α f.Satz 3.12. Sei f ∈ S und α ∈ N n 0 . Dann gilt auch ∂α f ∈ S und x α f ∈ S. Außerdem ist ̂f ∈ S,und es gilt(1) ∂ α ̂f = (−i)|α| ̂xα f,(2) ̂∂ α f = i |α| ̂xα f.


3 EINSCHUB: FOURIERTRANSFORMATION UND FALTUNG 20Beweis. ∂ α f ∈ S folgt unmittelbar aus <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition, und x α f ∈ S läßt sich leicht mit <strong>der</strong>Leibnizformel für höhere Ableitungen verifizieren. Sei nun ξ ∈ R n .(1) Durch Vertauschen <strong>der</strong> Differentiation mit dem Integral, was bei Schwartzfunktionen offensichtlichzulässig ist, folgt∫∫∫∂ α ̂f(ξ) = ∂αξ f(x)e −ixξ dx = f(x)∂ξ α e−ixξ dx = f(x)(−ix) α e −ixξ dx = (−i) |α| ̂xα f(ξ).(2) Mit partieller Integration erhält man∫∫̂∂ α f(ξ) = ∂ α f(x)e −ixξ dx = (−1) |α|f(x)(−iξ) α e −ixξ dx = i |α| ̂xα f(ξ).Aus (1) und (2) folgt x α ∂ β ̂f = (−i)|α|+|β| · ̂ ∂α (x β f), und da ∂ α (x β f) ∈ S ⊆ L 1 (R n ) ist, ist∂ α ̂(x β f) beschränkt, genauer gilt ‖ ∂ α ̂ (x β f)‖ ∞ ≤ ‖∂ α (x β f)‖ 1 ). Also ist auch ̂f ∈ S.Korollar 3.13 (Fouriertransformation auf S). Die Fouriertransformation F| S ist e<strong>in</strong> bijektiverOperator auf S mit <strong>der</strong> UmkehrabbildungF −1 g(x) = 1 ∫(2π) n g(ξ)e ixξ dξ für alle x ∈ R n , f ∈ S.Beweis. folgt direkt aus Satz 3.12 sowie dem Umkehrsatz 3.7.Damit ist die Fouriertransformation auf dem Raum S ⊆ L 1 (R n ) erklärt. An<strong>der</strong>erseits ist S ⊆L 2 (R n ) ebenfalls e<strong>in</strong> dichter Teilraum. Im folgenden soll kurz gezeigt werden, wie sich die Fouriertransformationauch auf den Raum L 2 (R n ) bzw. L 2 (R n ) fortsetzen läßt. Zentral ist dafür <strong>der</strong>folgendeSatz 3.14 (Plancherel-Formel). Seien f, g ∈ S. Dann gilt〈 ̂f | ĝ〉 L2 = (2π) n 〈f | g〉 L2 . (3.1)Folglich läßt sich die Fouriertransformation zu e<strong>in</strong>em stetigen Operator F 2 : L 2 (R n ) → L 2 (R n )fortsetzen; genauer ist (2π) −n/2 F 2 e<strong>in</strong>e Isometrie auf L 2 (R n ).Zum Beweis verwenden wir die folgende, auch für sich <strong>in</strong>teressante Formel.Lemma 3.15. Seien f, g ∈ L 1 (R n ). Dann gilt∫ ∫̂fg = fĝ. (3.2)Beweis. Da f ⊗ g <strong>in</strong>tegrierbar ist, folgt mit dem Satz von Fub<strong>in</strong>i∫ ∫ ∫∫ ∫∫̂fg = f(x)e −ixξ g(ξ) dx dξ = f(x) e −ixξ g(ξ) dξ dx =fĝ. (3.3)


3 EINSCHUB: FOURIERTRANSFORMATION UND FALTUNG 21Beweis von Satz 3.14. Es gilt∫∫̂ĝ(x) = ĝ(ξ)e −ixξ dξ =ĝ(ξ)e ixξ dξ 3.13 = (2π) n g(x) = (2π) n g(x) für alle x ∈ R n ,also folgt∫〈 ̂f | ĝ〉 L2 =̂fĝ (3.2)=∫f̂ĝ = (2π) n ∫f g = (2π) n 〈f | g〉 L2 .Bemerkung 3.16. Für alle f ∈ L 1 (R n ) ∩ L 2 (R n ) gilt F 2 [f] = [ ̂f]. Wenn hierdurch ke<strong>in</strong>eUnklarheiten entstehen, wird zukünftig auch ̂f := F 2 [f] für f ∈ L 2 (R n )\L 1 (R n ) geschrieben.Hierbei ist jedoch Vorsicht geboten, für f ∈ L 2 (R n )\L 1 (R n ) ist F 2 [f] im allgeme<strong>in</strong>en nichtdurch die Integraldarstellung <strong>der</strong> Fouriertransformation gegeben, es gilt aber[ ∫f(x)e −ix· dx‖x‖≤R]L 2−→ F2 f für R → ∞.Beweis. Siehe [We00], Satz V.2.9.Wir kommen nun zur nächsten wichtigen Integraloperation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Analysis, nämlich <strong>der</strong> Faltungzweier Funktionen. Hierbei handelt es sich um diejenige Multiplikation ∗ auf L 1 (R n ), so daßF : (L 1 (R n ), ∗) → (C ∞ (R n ), ·) multiplikativ und damit e<strong>in</strong> Algebrenhomomorphismus wird.Def<strong>in</strong>ition 3.17 (Faltung). Seien f, g : R n → K meßbar. Für alle x ∈ R n mit f(x − ·)g(·) ∈L 1 (R n ) setze∫f ∗ g(x) := f(x − y)g(y) dy.f ∗ g(x) heißt die Faltung von f mit g im Punkte x. Falls f ∗ g(x) für fast alle x ∈ R n existiert,so heißt die durch{ f ∗ g(x) falls f ∗ g(x) existiert,x ↦→0 sonstdef<strong>in</strong>ierte Funktion f ∗ g die Faltung von f mit g.Bemerkung 3.18 (Kommutativität <strong>der</strong> Faltung). Für alle x ∈ R n ist f(x − ·)g(·) meßbar, alsof(x − ·)g(·) ∈ L 1 (R n ) ⇐⇒ ∫ |f(x − y)g(y)| dy < +∞. In diesem Fall ist auch f(·)g(x − ·) ∈L 1 (R n ), und es gilt f ∗ g(x) = g ∗ f(x).Beweis. Die Meßbarkeit von f(x − ·)g(·) ist klar, und <strong>der</strong> Zusatz folgt mit <strong>der</strong> Transformationy → x − y sofort aus <strong>der</strong> Transformationsformel.Es stellt sich damit die Frage, unter welchen Voraussetzungen an f und g die Faltung f ∗ g(x)für fast alle x ∈ R n existiert, und welche Eigenschaften f ∗ g <strong>in</strong> diesem Fall besitzt. Tatsächlichläßt sich <strong>der</strong> folgende Satz als Stetigkeitsaussage für die Faltung als bil<strong>in</strong>eare Abbildung aufverschiedenen L p -Räumen <strong>in</strong>terpretieren.


3 EINSCHUB: FOURIERTRANSFORMATION UND FALTUNG 22Satz 3.19 (Stetigkeit <strong>der</strong> Faltung zwischen L p -Räumen). (1) S<strong>in</strong>d f, g ∈ L 1 (R n ), so existiertf ∗ g(x) für fast alle x ∈ R n , und es ist f ∗ g ∈ L 1 (R n ) mit ‖f ∗ g‖ 1 ≤ ‖f‖ 1 ‖g‖ 1 .(2) S<strong>in</strong>d p, q ∈ [1, +∞] mit 1 p + 1 q = 1 und s<strong>in</strong>d f ∈ L p(R n ) und g ∈ L q (R n ), so existiertf ∗ g(x) für alle x ∈ R n , und es ist f ∗ g ∈ L ∞ (R n ) mit ‖f ∗ g‖ ∞ ≤ ‖f‖ p ‖g‖ q .(3) Ist p ∈ [1, +∞] und s<strong>in</strong>d f ∈ L 1 (R n ) und g ∈ L p (R n ), so existiert f ∗ g(x) für fast allex ∈ R n , und es ist f ∗ g ∈ L p (R n ) mit ‖f ∗ g‖ p ≤ ‖f‖ 1 ‖g‖ p (Youngsche Ungleichung).Beweis. (1) Da die Abbildung f ⊗ g : R n × R n → K, (x, y) ↦→ f(x) · g(y) <strong>in</strong>tegrierbar undT : (R n ) 2 → (R n ) 2 , (x, y) ↦→ (x − y, y) e<strong>in</strong> l<strong>in</strong>earer Diffeomorphismus ist, ist nach dem Transformationssatzdie Abbildung (f ⊗ g) ◦ T : R n → K, (x, y) ↦→ f(x − y)g(y) <strong>in</strong>tegrierbar. Daher folgtmit dem Satz von Fub<strong>in</strong>i, daß f ∗ g(x) für fast alle x ∈ R n existiert und daß f ∗ g ∈ L 1 (R n ) ist.Weiter folgt∫ ∣∫∫ ∫∣∣∣ ‖f ∗ g‖ 1 = f(x − y)g(y) dy∣ dx ≤ |f(x − y)g(y)| dy dx∫ (∫)∫ (∫ )∫= |f(x − y)| dx |g(y)| dy = |f(x)| dx |g(y)| dy = ‖f‖ 1 |g(y)| dy= ‖f‖ 1 ‖g‖ 1 .(2) folgt aus <strong>der</strong> Höl<strong>der</strong>schen Ungleichung.(3) ist e<strong>in</strong> tieferliegendes Ergebnis, das hier nicht bewiesen werden soll. Siehe zum Beispiel [We00]Satz II.4.4 für e<strong>in</strong>en Beweis <strong>der</strong> Youngschen Ungleichung für den Torus T anstelle von R n .Anhand <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> Faltung sieht man leicht, daß diese bil<strong>in</strong>ear ist <strong>in</strong> den Funktionen,für die sie existiert, zum Beispiel auf L 1 (R n ). Wir leiten im folgende weitere algebraische Eigenschaftenher.Lemma 3.20 (Assoziativität <strong>der</strong> Faltung). Seien f, g, h ∈ L 1 (R n ). Dann gilt(f ∗ g) ∗ h = f ∗ (g ∗ h).Beweis. Die analoge Argumentation wie im Beweis von 3.19 (1) zeigt, daß die Funktion (y, z) ↦→f(z)g(x − z − y)h(y) für fast alle x ∈ R n <strong>in</strong>tegrierbar ist, und für diese x folgt∫∫ (∫)(f ∗ g) ∗ h(x) = f ∗ g(x − y)h(y) dy = f(z)g(x − y − z) dz h(y) dy∫ ∫∫ (∫)= f(z)g(x − z − y)h(y) dy dz = f(z) g(x − z − y)h(y) dy dz∫= f(z)g ∗ h(x − z) dz = f ∗ (g ∗ h)(x).Satz 3.21 (Multiplikativität <strong>der</strong> Fouriertransformation bzgl. <strong>der</strong> Faltung). Seien f ∈ L 1 (R n )und g ∈ L 1 (R n ) ∪ L 2 (R n ). Dann gilt̂f ∗ g = ̂f · ĝ.


3 EINSCHUB: FOURIERTRANSFORMATION UND FALTUNG 23Beweis. Gelte zunächst g ∈ L 1 (R n ). Nach dem Satz von Fub<strong>in</strong>i gilt dann für alle ξ ∈ R n∫∫ ∫̂f ∗ g(ξ) = f ∗ g(x)e −ixξ dx = f(x − y)g(y)e −ixξ dy dx∫ ∫∫ ∫= f(x − y)g(y)e e −iyξ dx dy =} {{ }f(z)e −izξ dz g(y)e −iyξ dy∫z:== ̂f(ξ) g(y)e −iyξ dy = ̂f(ξ) · ĝ(ξ).Gelte nun g ∈ L 2 (R n )\L 1 (R n ). Wähle ϕ ∈ C ∞ 0 (Rn ) N mit ϕ n → g <strong>in</strong> L 2 (R n ). Da F 2 nach Satz3.14 stetig ist, folgt ̂ϕ n → ĝ <strong>in</strong> L 2 (R n ). Da außerdem ̂f ∈ C ∞ (R n ) ⊆ L ∞ (R n ) ist, folgt wegenC ∞ 0 (Rn ) ⊆ L 1 (R n ) nach dem bereits bewiesenen Teil̂f ∗ ϕ n = ̂f L· ̂ϕ2n −→ ̂f · ĝ für n → ∞.An<strong>der</strong>erseits folgt f ∗ ϕ n → f ∗ g <strong>in</strong> L 2 (R n ) aus dem Stetigkeitssatz für die Faltung 3.19 (3),und damit auchL̂f ∗ ϕ2n −→ ̂f ∗ g für n → ∞.Also ist ̂f ∗ g = ̂f · ĝ <strong>in</strong> L 2 (R n ).Satz 3.22 (Differenzierbarkeit <strong>der</strong> Faltung mit Schwartzfunktionen). Sei p ∈ [1, +∞] und seienf ∈ S und g ∈ L p (R n ). Dann ist f ∗ g ∈ C ∞ (R n ), und es gilt∀ α ∈ N n 0 : ∂ α (f ∗ g) = (∂ α f) ∗ g.Beweis. Wir zeigen zunächst, daß f ∗ g stetig ist. Def<strong>in</strong>iere F (x, y) := f(x − y)g(y) für allex, y ∈ R n . Wähle q ∈ [1, +∞] mit 1/p + 1/q = 1, dann ist F (x, ·) wegen f(x − ·) ∈ S ⊆ L q (R n )nach <strong>der</strong> Höl<strong>der</strong>schen Ungleichung <strong>in</strong>tegrierbar für alle x ∈ R n . Weiter gilt∫f ∗ g(x) = F (x, y) dy.Es reicht daher, für jedes Kompaktum K e<strong>in</strong>e gleichmäßige Majorante für die FunktionenF (x, ·), x ∈ K anzugeben, da dann die Behauptung aus dem Satz über die Stetigkeit parameterabhängigerIntegrale folgt. Sei U die abgeschlossene Kugel mit Radius 2 · sup x∈K ‖x‖,dann ist U kompakt, und für alle x ∈ K und y ∈ R n \U gilt ‖y‖ ≥ 2‖x‖. Da f ∈ S ist, f<strong>in</strong>detman e<strong>in</strong>e Konstante C ∈ R >0 mit∀ z ∈ R n : |f(z)| ≤ C1(1 + ‖z‖) n+1 .Insbeson<strong>der</strong>e ist M := sup{|f(x − y)| | x ∈ K, y ∈ U} < +∞. Für alle x ∈ K und y ∈ R n \U giltaußerdem‖x − y‖ ≥ ∣ ∣ |‖x‖ − ‖y‖∣ ∣ = ‖y‖ − ‖x‖ ≥ ‖y‖ − ‖y‖/2 = ‖y‖/2,also|f(x − y)| ≤ C1(1 + ‖x − y‖) n+1 ≤ C 1(1 + ‖y‖/2) n+1 .


3 EINSCHUB: FOURIERTRANSFORMATION UND FALTUNG 24Setze daher h(y) := max{M,|F (x, y)| = |f(x − y)| · |g(y)| ≤ h(y) · |g(y)|C(1+‖y‖/2) n+1 } für alle y ∈ R n . Dann giltfür alle x ∈ K und y ∈ R n , und wegen h ∈ L q (R n ) ist damit die Funktion h·|g| e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrierbareMajorante.Für den Beweis <strong>der</strong> Differenzierbarkeit von f ∗ g bemerke zunächst, daß∂ α x F (x, y) = ∂ α f(x − y)g(y)ist, und wegen f ∈ S ist auch ∂ α f ∈ S. Damit läßt sich analog wie oben mithilfe des Satzesüber die Differenzierbarkeit parameterabhängiger Integrale argumentieren, und es folgt(∫ ) ∫∫∂ α (f ∗ g)(x) = ∂ α F (·, y) dy (x) = ∂x α F (x, y) dy = ∂ α f(x − y)g(y) dy= (∂ α f) ∗ g(x).∫Satz 3.22 zeigt, daß die Faltung glättend wirkt. Ist etwa ε ∈ R >0 und ϕ ∈ C0 ∞(K Rn(0, ε)) mitϕ = 1, so läßt sich∫f ∗ ϕ(x) =K(0,ε)f(x − y)g(y) dyals e<strong>in</strong>e glatte Mittelung von f um den Wert x herum mit <strong>der</strong> Gewichtung g auffassen. Fürh<strong>in</strong>reichend kle<strong>in</strong>es ε > 0 sollte f ∗ ϕ daher die Funktion f gut approximieren. Dies wird imfolgenden formalisiert und ausgeführt.Def<strong>in</strong>ition 3.23 (approximierende E<strong>in</strong>s). E<strong>in</strong>e approximierende E<strong>in</strong>s ist e<strong>in</strong>e Familie (ϕ ε ) ε∈ ]0,ε0 [<strong>in</strong> L 1 (R n ) mit den folgenden Eigenschaften:(i) ∀ ε ∈ ]0, ε 0 [ : ∫ ϕ ε = 1,∫(ii) sup ε∈ ]0,ε0 [ |ϕε | < +∞,(iii) ∀ δ ∈ R >0 : ∫ ‖x‖>δ |ϕ ε(x)| dx −→ 0 für ε → 0.Beispiel 3.24 (Dirac-Familie, Dirac-Folge). Sei ϕ 1 ∈ L 1 (R n ) mit ∫ ϕ = 1. Setze ϕ ε := 1εϕ ( ) ·n εfür alle ε ∈ ]0, 1[ . Dann ist ϕ e<strong>in</strong>e approximierende E<strong>in</strong>s. Ist zusätzlich ϕ 1 ∈ C0 ∞(Rn ), so heißtϕ auch Dirac-Familie, und für jede Nullfolge ε ∈ ]0, 1] N heißt ϕ ◦ ε auch Dirac-Folge.Beweis. Mit <strong>der</strong> Transformation y := x εergibt sich∫ ∫ ( x) ∫∫dxϕ ε = ϕε ε n = ϕ 1 (y) dy = 1 und analog∫|ϕ ε | =|ϕ 1 | = 1,für alle ε ∈ ]0, 1[ also folgen (i) und (ii). Mit <strong>der</strong>selben Transformation folgt auch∫∫|ϕ ε (x)| dx = |ϕ 1 (y)| dy −→ 0 für ε → 0‖x‖>δ‖y‖>δ/εfür alle δ ∈ R >0 und damit (iii).


3 EINSCHUB: FOURIERTRANSFORMATION UND FALTUNG 25Satz 3.25 (Approximationssatz). Sei (ϕ ε ) ε∈ ]0,ε0 [ e<strong>in</strong>e approximierende E<strong>in</strong>s.(1) Ist f ∈ C b (R n ), so konvergiert f ∗ ϕ ε lokal gleichmäßig gegen f für ε → 0.(2) Ist p ∈ [1, +∞[ und f ∈ L p (R n ), so konvergiert f ∗ ϕ ε <strong>in</strong> L p (R n ) gegen f für ε → 0.Wir beweisen an dieser Stelle nur Aussage (1) des Approximationssatzes, da für (2) weitereHilfsmittel aus <strong>der</strong> L p -Theorie benötigt würden, nämlich die M<strong>in</strong>kowski-Integralungleichung.Mit dieser läuft <strong>der</strong> Beweis von (2) analog wie <strong>der</strong> hier präsentierte Beweis von (1).∫Beweis von 3.25 (1). Setze C := sup ε∈ ]0,ε0 [ |ϕε | und M := ‖f‖ ∞ . Zunächst gilt für alle x ∈ R n∫f ∗ ϕ ε (x) − f(x) =∫∫f(x − y)ϕ ε (y) dy − f(x) · ϕ ε (y) dy = (f(x − y) − f(x))ϕ ε (y) dy.} {{ }=1Sei nun x 0 ∈ R n , und sei r ∈ R >0 vorgegeben. Wähle e<strong>in</strong> δ ∈ R >0 so, daß für alle x ∈ K R n(x 0 , δ)gilt∀ y ∈ R n : ‖y‖ < δ ⇒ |f(x − y) − f(x)| δ |ϕ ε(x)| dx ε→0 −→ 0 f<strong>in</strong>det man e<strong>in</strong> ε 1 ∈ ]0, ε 0 [ mit∫‖x‖≥δ|ϕ ε (x)| dx < r4M .Sei nun x ∈ K R n(x 0 , δ) und ε ∈ ]0, ε 1 [ . Dann folgt:∫∫|f ∗ ϕ ε (x) − f(x)| ≤ |f(x − y) − f(x)| |ϕ ε (y)| dy +≤K(0,δ)r2C∫K(0,δ)< r2C · C + 2M ·∫|ϕ ε (y)| dy + 2Mr4M = r.‖y‖≥δ‖y‖≥δ|ϕ ε (y)| dy|f(x − y) − f(x)| |ϕ ε (y)| dyIndem man e<strong>in</strong>e approximative E<strong>in</strong>s <strong>in</strong> C ∞ 0 (Rn ) wählt, erhält man unmittelbar das folgendeKorollar 3.26.(1) Jedes f ∈ C b (R n ) ist lokal-gleichmäßiger Grenzwert von C ∞ 0 -Funktionen,(2) C ∞ 0 (Rn ) liegt dicht <strong>in</strong> C ∞ (R n ),(3) Für alle p ∈ [1, +∞[ liegt C ∞ 0 (Rn ) dicht <strong>in</strong> L p (R n ).Zum Abschluß dieses E<strong>in</strong>schubes wird nun mithilfe des Approximationssatzes <strong>der</strong> ausstehendeBeweis <strong>der</strong> Fourierumkehrformel 3.7 geführt.


3 EINSCHUB: FOURIERTRANSFORMATION UND FALTUNG 26Beweis von Satz 3.7. Sei f ∈ L 1 (R n ) mit ̂f ∈ L 1 (R n 1). Bezeichne ϕ := exp ( )− ‖·‖2(2π) n/2 2 dienormierte Gauß-Funktion. Dann gilt ∫ ϕ = 1, nach Beispiel 3.24 def<strong>in</strong>iert daher ϕ ε := 1εϕ ( ) ·n εfür alle ε ∈ R >0 e<strong>in</strong>e Dirac-Familie, also <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e e<strong>in</strong>e approximierende E<strong>in</strong>s.Sei nun x ∈ R n fest. Def<strong>in</strong>iere1ψ ε (η) :=(2π) n/2 eixη ϕ(εη) = 1(2π) n eixη exp(− ε2 ‖x‖ 2 )2für alle ε ∈ R >0 , η ∈ R n . Nach Bemerkung 3.6 ist ̂ϕ = (2π) n/2 ϕ, damit folgt∫1̂ψ ε (y) =(2π) n/2 e ixη ϕ(εη)e −iηy dη Transformation z := εη==∫1(2π) n/2ϕ(z) exp(1 1 y − x(2π) n/2 ε n ̂ϕ ε(−iz y − xε) 3.6,ϕ gerade=) dzε n(1 x − yε n ϕ ε)= ϕ ε (x − y)für alle y ∈ R n . Mit Lemma 3.15 und dem Satz von Lebesgue folgt∫∫∫f ∗ ϕ ε (x) = f(y)ϕ ε (x − y) dy = f(y)̂ψ ε (y) dy (3.2)= ̂f(y)ψ ε (y) dy∫1=̂f(y)(2π) n e ixy exp(− ε2 ‖x‖ 2 )dy2} {{ }|·|≤1→ 1 ∫̂f(y)e ixy(2π) n dy =: F (x) für ε → 0,da mit | ̂f| e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrierbare Majorante vorliegt. An<strong>der</strong>erseits gilt nach dem Approximationssatz3.25 f ∗ ϕ ε → f <strong>in</strong> L 1 (R n ) für ε → 0. Insbeson<strong>der</strong>e f<strong>in</strong>det man e<strong>in</strong>e Nullfolge ε ∈ R N >0 mitf ∗ ϕ εn (x) → f(x) für fast alle x ∈ R n . Mit dem eben Gezeigten folgt daherf(x) = F (x) = 1(2π) n ∫für fast alle x ∈ R n .̂f(y)e ixy dy = 1(2π) n ̂̂f(−x)


4 PARABOLISCHE GLEICHUNGEN 2. ORDNUNG MIT KONSTANTEN KOEFFIZIENTEN274 Parabolische Gleichungen 2. Ordnung mit konstanten Koeffizienten4.1 E<strong>in</strong>leitung und BezeichnungenGeneralvoraussetzung 4.1. In diesem Abschnitt sei K = R. Seien n ∈ N und T ∈ ]0, +∞],setze I := ]0, T [. SetzeC 1,2 ( ]0, T [ ×R n ) := { u : ]0, T [ ×R n → R | u ist e<strong>in</strong>mal nach <strong>der</strong> ersten und zweimalnach <strong>der</strong> zweiten Variable stetig differenzierbar}Ist u : I × R n → R e<strong>in</strong>e Funktion, so wird statt u| ]0,T [ ×R n ∈ C 1,2 ( ]0, T [ ×R n ) im folgenden kurzdie Sprechweise ”u ist C 1,2 “verwendet.Weiter seien a ∈ R n×n , b ∈ R n und c ∈ R. Def<strong>in</strong>iereP (z) :=n∑j,k=1a jk z j z k +n∑b j z j + c = 〈az|z〉 + 〈b|z〉 + c.j=1Bezeichnung 4.2 (Differentialoperator).P (D) :=n∑j,k=1a jk ∂ j ∂ k +n∑b j ∂ j + cj=1heißt (formaler) l<strong>in</strong>earer Differentialoperator zweiter Ordnung mit konstanten Koeffizienten, imfolgenden kurz Differentialoperator. Ist M e<strong>in</strong>e Menge und Ω ⊆ R n offen sowie u : M × Ω → Ce<strong>in</strong>e Funktion mit u(t, ·) ∈ C 2 (Ω) für alle t ∈ M, so setzeP (D)u(t, x) :=n∑j,k=1für alle (t, x) ∈ M × Ω. Dann gilta jk ∂ j ∂ k u(t, x) +n∑b j ∂ j u(t, x) + cu(t, x)j=1P (D)u(t, x) = Spur ( a · ∇ 2 xu(t, x) ) + ∇ x u(t, x) · b + cu(t, x) (4.1)für alle (t, x) ∈ M × Ω, wobei ∇ x den Gradienten und ∇ 2 x die Hesse-Matrix bezüglich x bezeichnet.Bemerkung 4.3. Ist Ω ⊆ R n offen und u ∈ C 2 (Ω), so verän<strong>der</strong>t sich wegen <strong>der</strong> Symmetrie<strong>der</strong> zweiten Ableitung P (D)u nicht, wenn man a jk durch 1 2 (a jk + a kj ), also a durch a t ersetzt.Daher wird im allgeme<strong>in</strong>en oft die zusätzliche Annahme getroffen, daß a symmetrisch ist.Def<strong>in</strong>ition/Bemerkung 4.4 (starke Elliptizität). Der Differentialoperator P (D) heißt starkelliptisch, falls es e<strong>in</strong> θ ∈ R >0 so gibt, daß gilt:∀ x ∈ R n :n∑j,k=1a jk x j x k ≥ θ ‖x‖ 2 . (4.2)Ist a symmetrisch, so ist P (D) offenbar genau dann stark elliptisch, wenn a positiv def<strong>in</strong>it ist.


4 PARABOLISCHE GLEICHUNGEN 2. ORDNUNG MIT KONSTANTEN KOEFFIZIENTEN28Generalvoraussetzung 4.5. Im folgenden sei a symmetrisch und <strong>der</strong> DifferentialoperatorP (D) stark elliptisch, das heißt, a sei symmetrisch und positiv def<strong>in</strong>it.Bezeichnung 4.6. E<strong>in</strong>e partielle Differentialgleichung <strong>der</strong> Gestalt∂ t u = P (D)u,u(0, ·) = g(4.3)heißt die zum elliptischen Operator P (D) gehörige parabolische Gleichung (zweiter Ordnung mitkonstanten Koeffizienten).Beispiel 4.7 (Laplace-Operator, Wärmeleitungsgleichung). Das wichtigste Beispiel erhalten wirim Fall a = I n , b = 0 und c = 0. In diesem Fall ist P (D) = ∑ nj=1 ∂2 j =: ∆ <strong>der</strong> Laplace-Operator.Die zugehörige parabolische Gleichung ist die Wärmeleitungsgleichung∂ t u = ∆u,u(0, ·) = g.Es wird sich zeigen, daß <strong>der</strong> Laplace-Operator bzw. die Wärmeleitungsgleichung Prototypen vonelliptischen Differentialoperatoren bzw. parabolischen Gleichung s<strong>in</strong>d und sich das Lösen e<strong>in</strong>ersolchen Gleichung auf das Lösen <strong>der</strong> Wärmeleitungsgleichung zurückführen läßt.Def<strong>in</strong>ition 4.8 (klassische Lösung e<strong>in</strong>er parabolischen Gleichung). Sei g ∈ C(R n ). E<strong>in</strong>e klassischeLösung <strong>der</strong> parabolischen Gleichung (4.3) ist e<strong>in</strong>e stetige C 1,2 -Funktion u : I × R n → Rmit∂ t u(t, x) = ( P (D)u(t, ·) ) (x) für alle (t, x) ∈ ]0, T [ ×R n undu(0, x) = g(x) für alle x ∈ R n .4.2 Existenz von LösungenIm folgenden soll e<strong>in</strong>e Lösungsformel für die Gleichung (4.3) hergeleitet werden. Zentrales Hilfsmittelist hierzu die Fouriertransformation. Mithilfe von Satz 3.12 läßt sich <strong>der</strong> DifferentialoperatorP (D) im Fourierbild als Multiplikationsoperator darstellen:Lemma 4.9 (Differentialoperatoren im Fourierbild). Sei f ∈ S n , dann gilt für alle ξ ∈ R n̂ P (D)f(ξ) = P (iξ) · ̂f(ξ).Beweis. Nach Satz 3.12 gilt für alle ξ ∈ R n̂ P (D)f(ξ) ==n∑j,k=1n∑j,k=1a jk ̂∂ j ∂ k f(ξ) += P (iξ) · ̂f(ξ).n∑b j ̂∂j f(ξ) + c ̂f(ξ)j=1n∑a jk iξ j iξ k ̂f(ξ) + b j iξ j ̂f(ξ) + c ̂f(ξ)j=1


4 PARABOLISCHE GLEICHUNGEN 2. ORDNUNG MIT KONSTANTEN KOEFFIZIENTEN29Herleitung e<strong>in</strong>er Lösungsformel. Wir machen den Ansatz, daß g ∈ S n ist und u e<strong>in</strong>e zugehörigeLösung von (4.3) mit u(t, ·) ∈ S n für alle t ∈ I und führen e<strong>in</strong>e partielle Fouriertransformation<strong>in</strong> <strong>der</strong> x-Variable durch:û(t, ξ) := ( Fu(t, ·) ) (ξ).Nach Lemma 4.9 gilt dann̂ P (D)u(t, ξ) = P (iξ) · û(t, ξ).Wir nehmen weiter an, daß die partiellen Ableitungen nach <strong>der</strong> ersten Variablen ∂ t u(t, ·) lokalgleichmäßige Majoranten besitzen, so daß die folgende Differentiation unter dem Integralgerechtfertigt ist:∂ t û(t, ξ) = d ∫∫u(t, x)e −ix·ξ dx = ∂ t u(t, x)e −ix·ξ dx =dt̂∂ t u(t, ξ).Die transformierte Gleichung lautet damit∂ t û(t, ξ) = P (iξ) û(t, ξ),û(0, ξ) = ĝ(ξ).Für festes ξ ∈ R n handelt es sich hierbei um e<strong>in</strong>e gewöhnliche Differentialgleichung für û(·, ξ),<strong>der</strong>en e<strong>in</strong>deutige Lösung gegeben ist durchû(t, ξ) = exp(tP (iξ)) · ĝ(ξ). (4.4)Es gilt exp(tP (iξ)) = exp(−t〈aξ|ξ〉) · exp(it〈b|ξ〉) · exp(tc), und wegen | exp(it〈b|ξ〉)| = 1 und| exp(−t〈aξ|ξ〉)| = exp(−t〈aξ|ξ〉) ≤ exp(−tθ‖ξ‖ 2 )erkennt man leicht, daß exp(tP (i · )) für jedes t ∈ R >0 e<strong>in</strong>e Schwartzfunktion ist, also istk t := F −1 exp(tP (i · )) für alle t ∈ R >9 wohldef<strong>in</strong>iert, und aus Gleichung (4.4) folgt mit demFaltungssatz 3.21:u(t, x) = k t ∗ g(x).für alle (t, x) ∈ ]0, T [ ×R n .Berechnung des Faltungskernes k t . Da a symmetrisch und positiv def<strong>in</strong>it ist, besitzt agenau e<strong>in</strong>e symmetrische positiv def<strong>in</strong>ite Wurzel a 1/2 mit ( a 1/2) 2= a. Dieses Ergebnis erhältman leicht mithilfe des Funktionalkalküls, <strong>der</strong> Vollständigkeit wird aber auch e<strong>in</strong> elementarerBeweis angegeben.Lemma 4.10 (Existenz und E<strong>in</strong>deutigkeit von Wurzeln aus positiven Matrizen). Sei a ∈ R n×nsymmetrisch und positiv def<strong>in</strong>it. Dann existiert genau e<strong>in</strong>e symmetrische positiv def<strong>in</strong>ite Matrixa 1/2 mit ( a 1/2) 2= a.


4 PARABOLISCHE GLEICHUNGEN 2. ORDNUNG MIT KONSTANTEN KOEFFIZIENTEN30Beweis. Setze D := {b ∈ R n×n | a t = a und ab = ba}. Dann ist die Matrixmenge D simultandiagonalisierbar, also f<strong>in</strong>det man e<strong>in</strong>e orthogonale Matrix s ∈ R n×n so, daß s t bs für jedes b ∈ De<strong>in</strong>e Diagonalmatrix ist.Existenz. Setze d := s t as, dann ist d e<strong>in</strong>e Diagonalmatrix. Da die Diagonalelemente von dgenau die Eigenwerte von a s<strong>in</strong>d, gilt d jj > 0 für alle j ∈ N ≤n . Def<strong>in</strong>iere die Diagonalmatrixd 1/2 := diag( √ d 11 , √ d 22 , . . . , √ d nn ) und a 1/2 := sd 1/2 s t . Dann gilt(a 1/2 ) t = (sd 1/2 s t ) t = (s t )t(d 1/2 ) t s t = sd 1/2 s t = a 1/2 ,und nach Def<strong>in</strong>ition ist offensichtlich auch a 1/2 positiv def<strong>in</strong>it. Schließlich gilt(a 1/2 ) 2 = (sd 1/2 s t ) 2 = sd 1/2 s t s }{{}=I nd 1/2 s t = s(d 1/2 ) 2 s t = sds t .E<strong>in</strong>deutigkeit. Sei b ∈ R n×n e<strong>in</strong>e weitere symmetrische positiv def<strong>in</strong>ite Matrix mit b 2 = a. Danngilt ab = b 2 b = bb 2 = ba, also ist b ∈ D. Also ist d ′ := s t bs e<strong>in</strong>e Diagonalmatrix, und es folgta 1/2 b = sd 1/2 s t sd ′ s t = sd 1/2 d ′ s t = sd ′ d 1/2 s t = sd ′ s t sd 1/2 s t = ba 1/2 .Also gilt a 1/2 b = ba 1/2 und damit0 = a − a = (a 1/2 ) 2 − b 2 = (a 1/2 + b)(a 1/2 − b).Da a 1/2 und b positiv def<strong>in</strong>it s<strong>in</strong>d, ist auch a 1/2 + b positiv def<strong>in</strong>it und damit <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<strong>in</strong>vertierbar. Also folgt a 1/2 − b = 0 und damit b = a 1/2 .Sei also a 1/2 die nach Lemma 4.10 e<strong>in</strong>deutig bestimmte positive Wurzel aus a. Mit <strong>der</strong> Fourierumkehrformel3.7 folgt für alle t ∈ R >0 und x ∈ R nk t (x) ======3.6==∫1(2π) n∫1(2π) ne tc ∫(2π) nexp(tP (iξ)) · exp(ix · ξ) dξexp(−t〈aξ|ξ〉) · exp(i(x + tb) · ξ) · e tc dξexp(−t‖a 1/2 ξ‖ 2 ) · exp(i(x + tb) · ξ) dξ (y := √ 2ta 1/2 ξ)e tc(2π) n 1(2t) n/2 det(a 1/2 )e tc(4πt) n/2 det(a 1/2 )e tc(4πt) n/2 det(a 1/2 )e tc(4πt) n/2 det(a 1/2 ) ϕ n∫∫1(2π) n/21((2π) n/2 ̂ϕ n((exp − ‖y‖2 ) (1)· exp i√ a −1/2 (x + tb) · y dy22t(1)ϕ n (y) · exp i√ a −1/2 (x + tb) · y dy2t− √ 1)a −1/2 (x + tb)2t− 1 √2ta −1/2 (x + tb)e tc((4πt) n/2 det(a 1/2 ) exp − 1 4t ‖a−1/2 (x + tb)‖Diese Berechnung motiviert die folgende Def<strong>in</strong>ition:)).


4 PARABOLISCHE GLEICHUNGEN 2. ORDNUNG MIT KONSTANTEN KOEFFIZIENTEN31Def<strong>in</strong>ition 4.11 (Fundamentallösung des Differentialoperators ∂ t − P (D)). Die durche ct((t, x) ↦→(4πt) n/2 det a 1/2 exp − 1 )4t 〈a−1 (x + tb) | x + tb〉def<strong>in</strong>ierte Funktion k : R >0 × R n heißt Fundamentallösung des Differentialoperators ∂ t − P (D).Im folgenden wird die Notation k t := k(t, ·) für alle t ∈ R >0 verwendet. Im Spezialfall a = I n , b =0, c = 0 heißt( )1h t (x) :=(4πt) n/2 exp − ‖x‖2 für alle (t, x) ∈ R >0 × R n4t<strong>der</strong> Wärmeleitungskern.Aus <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> Fundamentallösung erhalten wir unmittelbar die folgenden Beobachtungen.Bemerkung 4.12. (1) Zwischen dem allgeme<strong>in</strong>en Kern k t und dem Wärmeleitungskern h tbesteht <strong>der</strong> folgende Zusammenhang: Für alle t ∈ R >0 und x ∈ R n giltk t (x) =e tcdet(a 1/2 ) h t(a −1/2 (x + tb)). (4.5)(2) Der Kern k t erfüllt die Gleichung (∂ t − P (D))k t = 0.(3) (e −ct k t ) t∈R>0 ist e<strong>in</strong>e approximierende E<strong>in</strong>s. Insbeson<strong>der</strong>e giltk t ∗ g(x) → g(x 0 ) für (t, x) → (0, x 0 )für alle g ∈ C b (R n ) und x 0 ∈ R n .Beweis. (1) folgt direkt aus <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition.(2) Nach Konstruktion ist ̂k t = exp(tP (i·)), und da ∂ t k t offenbar lokal gleichmäßige Majorantenbesitzt, folgtalsô∂ t k t (ξ) = ∂ t ̂kt (ξ) = ∂ t(exp(tP (iξ)))= P (iξ) exp(tP (iξ)) = P (iξ) ̂kt (ξ) = ̂ P (D)k t (ξ),((∂ t − P (D))k t) b=0 und damit auch (∂t − P (D))k t = 0.(3) Betrachte zunächst als Spezialfall den Wärmeleitungskern. Es gilt∫∫1h 1 =(4π) n/2 exp ( − ‖x‖2 )dx = 14sowie h t = 1 √tn h 1(· √t). Nach Beispiel 3.24 ist (h t ) t>0 e<strong>in</strong>e approximierende E<strong>in</strong>s.Betrachte nun den allgeme<strong>in</strong>en Fall. Setze ˜k t := e −ct k t , dann gilt ˜k t (x) = 1 hdet a 1/2 t (a −1/2 (x+tb)).Damit folgt∫ ∫ ∫| ˜k t | = ˜k t = h t = 1.


4 PARABOLISCHE GLEICHUNGEN 2. ORDNUNG MIT KONSTANTEN KOEFFIZIENTEN32Sei nun δ ∈ R >0 . Wähle t 0 ∈ R >0 so, daß δ 0 := ‖a 1/2 ‖ −1 δ − t 0 ‖a −1/2 b‖ > 0 ist. Dann gilt füralle t ∈ [0, t 0 ] und x ∈ R n :‖x‖ ≥ δ ⇒ ‖a −1/2 (x + tb)‖ ≥ ∣ ‖a −1/2 x‖ − t‖a −1/2 b‖ ∣ = ‖a −1/2 x‖ − t‖a −1/2 b‖≥ ‖a 1/2 ‖ −1 ‖x‖ − t 0 ‖a −1/2 b‖ ≥ ‖a 1/2 ‖ −1 δ − t 0 ‖a −1/2 b‖,also ‖x‖ ≥ δ ⇒ ‖a −1/2 (x + tb)‖ ≥ δ 0 . Damit folgt für t ≤ t 0 :∫∫∫1˜k t (x) dx ≤‖x‖≥δ‖a −1/2 (x+tb)‖≥δ 0det a 1/2 h t(a −1/2 (x + tb)) dx = h t (y) dy t→0 → 0‖y‖≥δ 0Die gleiche Transformation, die die Kerne h t und k t <strong>in</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> überführt, transformiert auchLösungen <strong>der</strong> Wärmeleitungsgleichung <strong>in</strong> Lösungen <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Gleichung. Genauer gilt <strong>der</strong>folgendeSatz 4.13 (Transformationssatz). Seien u, v : I × R n → R und C 1,2 , und für alle t ∈ I undx, y ∈ R n geltev(t, x) = e ct u(t, a −1/2 (x + tb))bzw. u(t, y) = e −ct v(t, a 1/2 y − tb).Dann gilt für alle (t, x) ∈ ]0, T [ ×R n mit y := a −1/2 (x + tb):(∂ t v − P (D)v)(t, x) = e ct (∂ t u − ∆u)(t, y) undv(0, x) = u(0, a −1/2 x).Bemerkung 4.14. E<strong>in</strong>e Umformulierung von Satz 4.13 ist die folgende: Mit <strong>der</strong> Transformationũ(t, x) := e ct u(t, a −1/2 (x + tb)) gilt(∂ t − P (D))ũ = ((∂ ˜ t − ∆)u )Beweis von Satz 4.13. Seien (t, x) ∈ ]0, T [ ×R n und y := a −1/2 (x + tb). Dann gilt zunächst∂ t v(t, x) = cv(t, x) + e ct (∂ t u(t, y) + ∇ y u(t, y) · a −1/2 b).Gemäß (4.1) gilt außerdemP (D)v = Spur(a · ∇ 2 xv) + ∇ x v · b + cv,wobei ∇ x den Gradienten und ∇ 2 x die Hesse-Matrix bezüglich <strong>der</strong> x-Variablen bezeichnet. Es ist∇ x v(t, x) = e ct ∇ y u(t, y) · a −1/2 und ∇ 2 xv(t, x) = e ct a −1/2 · ∇ 2 yu(t, y) · a −1/2 ,alsoSpur(a · ∇ 2 xv)(t, x) = e ct Spur(a · a −1/2 · ∇ 2 yu(t, y) · a −1/2 ) = e ct Spur(a 1/2 · ∇ 2 yu(t, y) · a −1/2 )= e ct Spur(∇ 2 yu(t, y)) = e ct ∆ y u(t, y).


4 PARABOLISCHE GLEICHUNGEN 2. ORDNUNG MIT KONSTANTEN KOEFFIZIENTEN33Damit folgt <strong>in</strong>sgesamt(∂ t v − P (D)v)(t, x) = cv(t, x) + e ct (∂ t u(t, y) + ∇ y u(t, y) · a −1/2 b)− ( Spur(a · ∇ 2 xv(t, x)) + ∇ x v(t, x) · b + cv(t, x) )= e ct (∂ t u(t, y) + ∇ y u(t, y) · a −1/2 b) − e ct ( ∆ y u(t, y) + ∇ y u(t, y) · a −1/2 b )= e ct ( ∂ t u(t, y) − ∆ y u(t, y) ) .Aus Satz 4.13 folgt mit den Bezeichnungen aus Bemerkung 4.14 unmittelbar das folgendeKorollar 4.15 (Äquivalenz <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Gleichung zur Wärmeleitungsgleichung). Es seiu : I × R n → R stetig und C 1,2 und g ∈ C(R n ). Dann s<strong>in</strong>d äquivalent:(1) u löst die Wärmeleitungsgleichung ∂ t u = ∆u mit u(0, ·) = g,(2) ũ löst die allgeme<strong>in</strong>e Gleichung ∂ t ũ = P (D)ũ mit ũ(0, ·) = g ◦ a −1/2 .Satz 4.16 (Existenzsatz für Lösungen parabolischer Gleichungen). Sei g ∈ C(R n ), und es gebeKonstanten C, λ ∈ R >0 sowie e<strong>in</strong> ρ ∈ [0, 2] mit∀ x ∈ R n : ‖g(x)‖ ≤ C exp(λ‖x‖ ρ ).Im Fall ρ = 2 gelte zusätzlich T


4 PARABOLISCHE GLEICHUNGEN 2. ORDNUNG MIT KONSTANTEN KOEFFIZIENTEN34Der Beweis, daß die Anfangsbed<strong>in</strong>gung erfüllt wird, läßt sich analog wie im Approximationssatzführen: Sei x 0 ∈ R n . Sei δ ∈ ]0, 1[ und x ∈ R n mit ‖x − x 0 ‖ < δ und t ∈ I \{0} mit t ≤ 1 12 4λ ,dann gilt∫1(|u t (x) − g(x 0 )| ≤(4πt) n/2 exp − ‖y‖2 )|g(x − y) − g(x 0 )| dy4t=≤1(4πt) n/2 ∫‖y‖≤δ+π −n/2 ∫sup‖y‖≤δ‖y‖≥ δ2 √ texp(− ‖y‖24t)|g(x − y) − g(x 0 )| dye −‖y‖2 ‖g(x 0 ) − g(x − 2 √ t)y‖ dy|g(x − y) − g(x 0 )| + Cπ −n/2 ∫‖y‖≥ δ2 √ te −‖y‖2 (eλ‖x 0 ‖ 2 + e λ‖x−2√ ty‖ 2 )dy} {{ }Wegen <strong>der</strong> Stetigkeit von g wird <strong>der</strong> erste Summand für h<strong>in</strong>reichend kle<strong>in</strong>es δ beliebig kle<strong>in</strong>.Daher wird im folgenden nur noch <strong>der</strong> Integralterm I weiter abgeschätzt. Mit M := 1 + ‖x 0 ‖folgt∫( (I ≤ e −‖y‖2 e λ‖x 0‖ 2 + exp λ ‖(x − x 0 ) + x 0 − 2 √ ty‖ 2) ) dy≤=∫∫‖y‖≥ δ2 √ t‖y‖≥ δ2 √ t‖y‖≥ δ2 √ t( (e −‖y‖2 e λ‖x 0‖ 2 + exp λ ( 1 + ‖x 0 ‖ + √ 1 ‖y‖ ) )2)dy2λ( (e −‖y‖2 e λ‖x 0‖ 2 + exp λM 2 + √ 2λM‖y‖ + 1 ) )2 ‖y‖2 dyDamit ist die Funktion unter dem Integral <strong>in</strong>tegrierbar und unabhängig von t. Somit wird auchdieser Term beliebig kle<strong>in</strong> für t → 0. Damit ist die Behauptung bewiesen.4.3 E<strong>in</strong>deutigkeit von Lösungen und das Maximumspr<strong>in</strong>zipIm folgenden soll die Frage nach <strong>der</strong> E<strong>in</strong>deutigkeit von Lösungen parabolischer Gleichungengeklärt werden. Das folgende Beispiel, welches [Jo95] entnommen wurde, zeigt, daß ohne weitereVoraussetzungen im allgeme<strong>in</strong>en ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>deutigkeit <strong>der</strong> Lösung vorliegt.Beispiel 4.17 (Nichte<strong>in</strong>deutigkeit <strong>der</strong> Lösung <strong>der</strong> Wärmeleitungsgleichung). Sei α ∈ R >1 . Def<strong>in</strong>iere{ exp(−tg(t) :=−α ) für t > 00 für t ≤ 0 .Dann wird durch∞∑(t, x) ↦→m=0g (m) (t)(2m)! x2m (4.6)e<strong>in</strong>e stetige Funktion u : R ≥0 × R → R def<strong>in</strong>iert, die C ∞ im Inneren ist un<strong>der</strong>füllt.∂ t u = ∆u <strong>in</strong> R >0 × R,u(0, ·) ≡ 0I:=


4 PARABOLISCHE GLEICHUNGEN 2. ORDNUNG MIT KONSTANTEN KOEFFIZIENTEN35Beweis. Als erstes soll gezeigt werden, daß durch (4.6) e<strong>in</strong>e auf ganz R ≥0 × R konvergentePotenzreihenfunktion def<strong>in</strong>iert wird. Dazu werden die Koeffizienten g(m) (t)(2m)!mit Hilfe <strong>der</strong> Cauchy-Formel abgeschätzt. Für alle z ∈ C\R ≤0 bezeichne z α := exp(α log(z)) den Hauptzweig <strong>der</strong>Potenzfunktion, wobei log den Hauptzweig des Logarithmus bezeichnet, und entsprechend werdeg durch z ↦→ exp(−z −α ) zu e<strong>in</strong>er holomorphen Funktion auf C\R ≤0 fortgesetzt. Sei t ∈ R >0 ,und sei r ∈ ]0, 1[ . Durch Integration von g über ∂K C (t, rt) ⊆ C\R ≤0 folgt für alle m ∈ N 0 mit<strong>der</strong> Cauchyschen Integralformel:|g (m (t)| ==∫m!∣2πi|z−t|=rt∣g(z) ∣∣∣∣(z − t) m+1 dz ≤ m!(rt) m sup | exp(−z −α )||z−t|=rtm!(rt) m sup exp(− Re(z −α )).|z−t|=rtIm folgenden soll das Supremum abgeschätzt werden, das <strong>in</strong> <strong>der</strong> obigen Ungleichung auftritt.Sei dazu z ∈ C mit |z − t| = rt, dann existiert e<strong>in</strong> φ ∈ [−π, π] mit z = t + rte iφ = t(1 + re iφ ).Damit folgt− Re(z −α ) = − Re((t(1 + re iφ )) −α ) = − Re(t −α (1 + re iφ ) −α ) = −t −α Re((1 + re iφ ) −α ).Da durch (ρ, ϕ) ↦→ Re((1 + ρe iϕ ) −α ) e<strong>in</strong>e stetige Abbildung κ : [0, 1/2] × [−π, π] → R mitκ| {0}×[−π,π] ≡ 1 def<strong>in</strong>iert wird, kann man e<strong>in</strong> r ∈ R >0 wählen mit κ| [0,r]×[−π,π] ≥ 1/2. Für diesesr folgt− Re(z −α ) = −t −α Re((1 + re iφ ) −α ) ≤ − 1 2 t−α .Dies liefert <strong>in</strong>sgesamt als Abschätzung für die Koeffizienten:|g (m (t)| ≤ m! ((rt) m exp − 1 )2 t−α .Sei nun t ∈ R >0 und x ∈ R. Dann gilt:∣∞∑g (m) (t) ∣∣∣∣ ∞∑ |x| 2m(∣ (2m)! x2m ≤(m!) 2 · m!(rt) m exp − 1 )2 t−α =m=0m=0( ) |x|2= exp exp(− 1 )rt 2 t−α = exp(|x| 2r− 12t α−1 ))∞∑1m! ·( ) |x|2 mexp(− 1 )2 t−αrtm=0( ( 1 |x|2t r − 1 ))2t α−1 .(Da die Funktion t ↦→ exp 1tauf ganz R ≥0 beschränkt ist, folgt hieraus, daß fürjede beschränkte Teilmenge B ⊆ R die Reihe (4.6) gleichmäßig auf R ≥0 × B konvergiert undsomit e<strong>in</strong>e stetige Funktion auf R ≥0 × R def<strong>in</strong>iert, für die u| {0}×R ≡ 0 gilt. Da u(t, ·) für festest ∈ R ≥0 e<strong>in</strong>e Potenzreihenfunktion ist, ist u(t, ·) unendlich oft differenzierbar. Für alle k ∈ N 0und (t, x) ∈ R ≥0 × R gilt außerdem:(∂ x ) 2k u(t, x) ==∞∑m=0∞∑j=0g (m) (t)(2m)!g (j+k) (t)(2j))!( ) d 2k(x 2m ) =dxx 2j =∞∑ g (m) (t)(2(m − k))! x2(m−k)m=k∞∑( ( )dkgdt) (j) (t)x 2j(2j)!j=0


4 PARABOLISCHE GLEICHUNGEN 2. ORDNUNG MIT KONSTANTEN KOEFFIZIENTEN36Also konvergiert auch die Reihe <strong>der</strong> k-ten Ableitung nach t lokal gleichmäßig, nach dem Satzüber das Differenzieren von Grenzfunktionen folgt damit, daß u <strong>in</strong> R >0 × R auch <strong>in</strong> t unendlichoft differenzierbar ist, und für alle k ∈ N 0 und (t, x) ∈ R >0 × R gilt(∂ t ) k u(t, x) =∞∑( (dkdt)j=0Insbeson<strong>der</strong>e gilt ∂ t u = ∆u.g (j) (t)(2j)!)x 2j = (∂ x ) 2k u(t, x).Dieses Beispiel zeigt, daß im allgeme<strong>in</strong>en ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>deutigkeit für Lösungen parabolischer Gleichungenauf R n gilt. Diese Situation än<strong>der</strong>t sich, wenn man anstelle von R n beschränkte Gebiete<strong>in</strong> R n betrachtet, o<strong>der</strong> wenn man im allgeme<strong>in</strong>en Fall weitere Wachstumsbed<strong>in</strong>gungen an dieAnfangsbed<strong>in</strong>gung bzw. Lösung stellt, wie es bereits im Existenzsatz notwendig war.E<strong>in</strong> Standard-Hilfsmittel zum Beweis von E<strong>in</strong>deutigkeitssätzen s<strong>in</strong>d sogenannte Maximumpr<strong>in</strong>zipien.Dies s<strong>in</strong>d, grob gesprochen, Aussagen darüber, daß bestimmte Funktionen ihr Maximum <strong>in</strong>e<strong>in</strong>er Teilmenge des Randes annehmen. Solche Maximumpr<strong>in</strong>zipien ergeben sich für Differentialoperatorenzweiter Ordnung zum Beispiel daraus, daß solche Differentialoperatoren Bed<strong>in</strong>gungenan die Ableitungen erster und zweiter Ordnung stellen, die wie<strong>der</strong>um das Vorliegen von lokalenExtremwertstellen charakterisieren.Diese Methode wird im folgenden angewendet, um das sogenannte schwache Maximumpr<strong>in</strong>zipherzuleiten, zunächst für beschränkte Gebiete und im Anschluß unter zusätzlichen Wachstumsbed<strong>in</strong>gungenauch für den ganzen R n . Daraus wird dann <strong>der</strong> E<strong>in</strong>deutigkeitssatz für die Lösungenparabolischer Gleichungen zweiter Ordnung mit konstanten Koeffizienten gefolgert. Das weitereVorgehen lehnt sich an die Ausführungen <strong>in</strong> [Jo98] an.Notationen 4.18. Für Ω ⊆ R n setze Ω T := ]0, T [×Ω und ∂ ∗ Ω T := ({0} × Ω) ∪ (I × ∂Ω). ∂ ∗ Ω Theißt reduzierter o<strong>der</strong> auch parabolischer Rand von Ω T .Satz 4.19 (schwaches Maximumpr<strong>in</strong>zip für beschränkte Gebiete). Es gelte c = 0. Sei Ω ⊆ R noffen und beschränkt und u : Ω T → R stetig und C 1,2 . Giltso folgt∂ t u − P (D)u ≤ 0 <strong>in</strong> Ω T ,sup u(Ω T ) = sup u(∂ ∗ Ω T ).Beweis. O.B.d.A. gelte T < +∞ (sonst ersetze sup u(Ω T ) durch sup sup u(Ω τ )).Fall 1: ∂ t u − P (D)u < 0 <strong>in</strong> Ω T . Sei ε ∈ ]0, T [ . Da Ω T −ε kompakt und u stetig ist, existiert e<strong>in</strong>Punkt (t 0 , x 0 ) ∈ Ω T mitu(t 0 , x 0 ) = max u(Ω T ).Annahme: (t 0 , x 0 ) /∈ ∂ ∗ Ω T . In diesem Fall nimmt die Funktion u(t 0 , ·) e<strong>in</strong> lokales Maximum im<strong>in</strong>neren Punkt x 0 ∈ Ω an, also gilt∇ x u(t 0 , x 0 ) = 0 und ∇ 2 xu(t 0 , x 0 ) ≤ 0τ


4 PARABOLISCHE GLEICHUNGEN 2. ORDNUNG MIT KONSTANTEN KOEFFIZIENTEN37(hierbei bezeichnet ∇ x den Gradienten bezüglich x und ∇ 2 x die Hesse-Matrix bezüglich x). Dadie Matrix h := ∇ 2 xu(t 0 , x 0 ) negativ semi-def<strong>in</strong>it ist, folgtn∑a jk ∂ j ∂ k u(t 0 , x 0 ) = Spur(ah) = Spur(a −1/2 aha 1/2 ) = Spur(a 1/2 ha 1/2 )j,k=1=n∑〈a 1/2 ha 1/2 e j | e j 〉 =j=1n∑〈ha 1/2 e j | a 1/2 e j 〉 ≤ 0,} {{ }≤0wobei e j den j-ten E<strong>in</strong>heitsvektor des R n bezeichne. Außerdem nimmt die auf ]0, T − ε] differenzierbareFunktion u(·, x 0 ) im Punkt t 0 e<strong>in</strong> lokales Maximum an, also gilt∂ t u(t 0 , x 0 ) ≥ 0(wobei ∂ t u(t 0 , x 0 ) = 0 gilt, falls t 0 < T − ε ist). Damit folgt <strong>in</strong>sgesamt∂ t u(t 0 , x 0 ) − P (D)u(t 0 , x 0 ) = ∂ t u(t 0 , x 0 ) − Spur(a∇ 2} {{ }xu(t 0 , x 0 )) − ∇} {{ } x u(t 0 , x 0 ) ·b ≥ 0} {{ }≥0≤0=0im Wi<strong>der</strong>spruch zur Voraussetzung.Fall 2: Betrachte jetzt den allgeme<strong>in</strong>en Fall ∂ t u − P (D)u ≤ 0 <strong>in</strong> Ω T . Setze u ε (t, x) := u(t, x) − εtfür alle (t, x) ∈ Ω T . Wegen c = 0 folgt P (D)u ε = P (D)u und damit∂ t u ε − P (D)u ε = (∂ t u − ε) − P (D)u ≤ 0 − ε < 0<strong>in</strong> Ω T , also gilt nach Fall 1:max u(Ω t ) = max{e ε (t, x) + tε | (t, x) ∈ Ω T } ≤ max u ε (Ω T ) + εTMit ε ↘ 0 folgt die Behauptung.j=1Fall 1= max u ε (∂ ∗ Ω T ) + εT ≤ max u(∂ ∗ Ω T ) + εT.Satz 4.20 (schwaches Maximumpr<strong>in</strong>zip für R n ). Es gelte c = 0. Sei u : I × R n → R stetig undC 1,2 , und es gebe C, λ ∈ R >0 mitGiltso folgt∀ (t, x) ∈ I × R n : u(t, x) ≤ C exp(λ‖x‖ 2 ).∂ t u − P (D)u ≤ 0 <strong>in</strong> ]0, T [ ×R n ,sup u(I × R n ) = supx∈R n u(0, x).Bevor Satz 4.20 bewiesen wird, soll als entscheidendes Korollar die E<strong>in</strong>deutigkeit für Lösungenparabolischer Gleichungen (auch im Fall c ≠ 0) gefolgert werden.


4 PARABOLISCHE GLEICHUNGEN 2. ORDNUNG MIT KONSTANTEN KOEFFIZIENTEN38Korollar 4.21 (E<strong>in</strong>deutigkeitssatz für Lösungen parabolischer Gleichungen 2. Ordnung mitkonstanten Koeffizienten). Sei g ∈ C(R n ). Für alle j ∈ {1, 2} seien u j : I × R n → R stetig undC 1,2 , und es gebe λ j , C j ∈ R >0 mit∀ (t, x) ∈ I × R n : |u j (t, x)| ≤ C j exp(λ j ‖x‖ 2 ),außerdem gelte∂ t u j = P (D)u j <strong>in</strong> ]0, T [ ×R n ,u j (0, ·) = g.Dann folgt u 1 = u 2 .Beweis. Da das Problem l<strong>in</strong>ear <strong>in</strong> u ist, reicht es, die Aussage für u := u 1 − u 2 mit λ :=max{λ 1 , λ 2 } und C := C 1 + C 2 sowie g = 0 zu zeigen.Fall 1: c = 0. Anwenden des schwachen Maximumpr<strong>in</strong>zips 4.20 auf u und −u liefert|u(t, x)| ≤ supy∈R n |u(0, y)| = supy∈R n |g(y)| = 0für alle (t, x) ∈ I × R n , also u = 0.Fall 2: Da u = 0 genau dann gilt, wenn u| [0,τ]×R n = 0 für alle τ ∈ [0, T [, kann o.B.d.A. T < +∞vorausgesetzt werden. Def<strong>in</strong>iere ũ(t, x) := e −ct u(t, x) für alle (t, x) ∈ I × R n . Dann gilt:∂ t ũ = −cũ + e −c·∂ t u = −cũ + P (D)(e −c·u) = −cũ + P (D)ũ = ˜P (D)ũmit ˜P := P − c. Außerdem gilt ũ(0, ·) = u(0, ·) = g = 0 sowie|ũ(t, x)| ≤ e −ct · C exp(λ‖x‖ 2 ) ≤ } Ce {{ |c|T} exp(λ‖x‖ 2 ).eC:=Somit erfüllen ˜P , ũ anstelle von P, u die Voraussetzung des 1. Falls, also folgt ũ = 0 und damitauch u = 0.Beweis von Satz 4.20. Setze M := supx∈R n u(0, x). Es reicht, die Aussage auf I ≤τ anstelle von I füre<strong>in</strong> τ ∈ R >0 zu zeigen: Dann läßt sich die Aussage aufu k (t, ·) := u(kτ + t, ·)für alle t ∈ I k := [0, τ] ∩ (I − kτ)für alle k ∈ N 0 anstelle von u anwenden. Da dann u k die Voraussetzung des Satzes mit u k (0, ·) =u(kτ, ·) erfüllt, folgt für alle N ∈ N:M = sup u(0, x) ≥ sup u([0, τ] × R n ) ≥ sup (u 1 ([0, τ] × R n ) ∪ u([0, τ] × R n )) ≥ · · · ≥x∈R n ( N−1)⋃≥ sup u k ([0, τ] × R n ) = u(I ≤Nτ × R n ),k=0also auch sup u(I × R n ) ≤ M. Diesewerden kann.Überlegungen zeigen, daß o.B.d.A T


4 PARABOLISCHE GLEICHUNGEN 2. ORDNUNG MIT KONSTANTEN KOEFFIZIENTEN39Fall 1. Gelte zunächst P (D) = ∆. Wähle e<strong>in</strong> ε ∈ R >0 mit T + ε < 14λ . Sei y ∈ Rn fest. Für alleδ ∈ R >0 def<strong>in</strong>ierev δ (t, x) := u(t, x) − δ h T +ε−t (x − y) für alle (t, x) ∈ I × R n .Da h die Fundamentallösung <strong>der</strong> Wärmeleitungsgleichung ist, folgt(∂ t − ∆)v δ = (∂ t − ∆)u ≤ 0.Sei r ∈ R >0 und Ω r := K C (y, r). Durch Anwenden des schwachen Maximumpr<strong>in</strong>zips für beschränkteGebiete 4.19 erhält manv δ (t, x) ≤ max v δ (∂ ∗ Ω r T ) für alle (t, x) ∈ Ω r T .Im folgenden soll max v δ (∂ ∗ Ω r T) abgeschätzt werden. Zunächst giltv δ (0, x) ≤ u(0, x) ≤ M für alle x ∈ R n .Sei nun x ∈ ∂Ω r , also gilt |x − y| = r. Dann gilt( )v δ (t, x) ≤ C exp(λ‖x‖ 2 1|x − y|2) − δ(4π(T + ε − t)) n/2 exp 4(T + ε − t)(≤ C exp(λ(r + ‖y‖) 2 1) − δ(4π(T + ε)) n/2 exp r 2 ).4(T + ε)1Nach Voraussetzung ist λ 0 so groß wählen, daß die rechteSeite kle<strong>in</strong>er als M wird.Damit folgt <strong>in</strong>sgesamtv δ (t, x) ≤ max v δ (∂ ∗ Ω r T ) ≤ M für alle (t, x) ∈ Ω r T .Insbeson<strong>der</strong>e gilt1u(t, y) − δ(4π(T + ε − t)) n/2 = u(t, y) − δh T +ε−t(y − y) = v δ (t, y) ≤ M.Mit δ ↘ 0 folgt die Behauptung.Allgeme<strong>in</strong>er Fall. Sei nun P (D) mit c = 0 beliebig. In diesem Fall def<strong>in</strong>iereũ(t, x) := u(t, a 1/2 x − tb) für alle (t, x) ∈ I × R n .Nach dem Transformationssatz für Lösungen gilt dann(∂ t − ∆)ũ = ((∂ t − P (D))u) e ≤ 0.Außerdem giltsupx∈R n ũ(0, x) = supy∈R n u(0, y) = M.


4 PARABOLISCHE GLEICHUNGEN 2. ORDNUNG MIT KONSTANTEN KOEFFIZIENTEN40Schließlich gilt für alle t ∈ I und x ∈ R n mit ‖x‖ ≥ 1:|ũ(t, x)| ≤ C exp(λ‖a 1/2 x − tb‖ 2 ) ≤ C e λT 2 ‖b‖ 2} {{ }≤C ′ :=exp()λ(‖a 1/2 ‖ 2 ‖x‖ 2 + 2T ‖a 1/2 ‖ ‖b‖ ‖x‖)⎛⎞C ′ ⎜exp ⎝(λ(‖a 1/2 ‖ 2 + 2T ‖a 1/2 ‖ ‖b‖)) ‖x‖ 2 ⎟⎠ ≤ C ′ exp(˜λ‖x‖ 2 ).} {{ }eλ:=Mit C 1 := max{|ũ(t, x)| | t ∈ I, x ∈ K R n(0, 1)} und ˜C := max{C 1 , C ′ } gilt also auch|ũ(t, x)| ≤ ˜C exp(˜λ‖x‖ 2 ) für alle (t, x) ∈ I × R n .Damit läßt sich auf ũ <strong>der</strong> erste Fall anwenden, und es folgtsup u(I × R n ) = sup ũ(I × R n ) ≤ M.


5 DIE BLACK-SCHOLES FORMEL 415 Die Black-Scholes FormelWir knüpfen an dieser Stelle wie<strong>der</strong> an Kapitel 2 an. Dort wurde gezeigt, daß das Problem,den fairen Preis e<strong>in</strong>er Option zu berechnen, sich darauf zurückführen läßt, die Black-Scholes-Differentialgleichung (2.14) zu lösen. Wie bereits gesehen, läßt sich diese durch die Euler-Transformation <strong>in</strong> die folgende e<strong>in</strong>fachere Gestalt br<strong>in</strong>gen:(∂ t u = σ22 ∂2 xu +u(0, ·) = c ◦ exp .r − σ22)∂ x u − ru,Aus technischen Gründen setzen wir voraus, daß c : R >0 → R e<strong>in</strong>e stetige Funktion ist, für die esKonstanten C, λ ∈ R >0 und ρ ∈ R 0 ,a a(wobei h t (x) := √ 14πtexp− x24te<strong>in</strong>deutige Lösung von (5.1) lautet alsou(t, x) := k t ∗ (c ◦ exp)(x) = e−rtσ/ √ 2(5.1))für alle (t, x) ∈ R >0 × R den Wärmeleitungskern bezeichnet. Die∫ ∞−∞⎛ ( )h t⎝ x − y + ⎞r − σ22tσ/ √ ⎠ c (e y ) dy. (5.2)2E<strong>in</strong> nützliches Hilfsmittel zur Auswertung dieses Integral für konkretes c ist das folgendeLemma 5.1. Seien α, β ∈ R und t ∈ R > 0. Dann gilt∫ α( ) α + 2tβh t (v)e −βv dv = e tβ2 Φ √ , (5.3)2t−∞wobei Φ(t) = ∫ t1−∞ϕ(s) ds mit ϕ(s) = √2πe − s2 2Beweis. Es gilt:∫ α−∞h t (v)e −βv dv ===∫1 α√4πt−∞∫1 1 α√ √2π 2t∫1 α√2π−∞= etβ2√2π∫ α−∞e − v24t e −βv dv(−∞exp= e tβ2 1 √2π∫ α ′exp(− 1 2(exp − 1 ( v2−∞expdie Standard-Normalverteilung bezeichnet.( ( ) ))v2√ + 2βv dv2t− 1 2( v√ + β √ ) 22t + 1 (β √ )) 22t2t 2√2t+ β √ 2t} {{ }s:=) 2 ) dv√2t) (− s2ds = e tβ2 Φ(α ′ )2dv√2t


5 DIE BLACK-SCHOLES FORMEL 42mit α ′ =√ α2t+ β √ 2t = α+2tβ √2t.Mithilfe von Lemma 5.1 kann nun die Lösung konkret für c(x) := (x − K) + := max{x − K, 0}berechnet werden:∫ ∞ ( x − y + bt)u(t, x) = e ct h t √ (e y − K) + dy√−∞ aa} {{ }Weiter ergibt sichsowieh 1 === e ct ∫ ∞−∞= e ct ∫ α−∞= e (b+c)t · e x ∫ αv:=(h t (v) exp(x + bt − √ ) +av) − K dv} {{ }≥0 ⇐⇒ v≤ x+bt−log(K) √ a=:αh t (v) ( exp(x + bt − √ av) − K ) dv−∞(5.3)= e x e } (b+c)t {{ · e ta} Φ=1 wg. a+b+c=0h t (v) exp(− √ av) dv + e ct K( √ α + 2t a√2t} {{ }h 1 :=)− Ke ct Φ∫ α−∞( α)√2t .}{{}h 2 :=(1 x + bt − log(K)√ √ − 2ta )√ = √ 1 ((2a + b)t + log2t aa 2ta( ex1σ √ t(logh 2 = h 1 − √ 2ta = 1σ √ tK)+) )(r + σ2t .2)((r + σ2t + log2( exKh t (v) dv))− σ √ t = 1 (σ √ logt( )) exK( exK)+) )(r − σ2t2Indem wir die Euler-Transformation (x → e x ), die die allgeme<strong>in</strong>e Black-Scholes Gleichung <strong>in</strong>(5.1) überführt hat, rückgängig machen, erhalten wir so die berühmteBlack-Scholes-Formel. Es bezeichne weiterh<strong>in</strong> r ∈ R >0 den Markt-Z<strong>in</strong>ssatz. Der faire Preise<strong>in</strong>er europäischen Call-Option mit dem Basispreis K auf e<strong>in</strong>e Aktie mit Volatilität σ lautet⎛p(t, x) := x Φ ⎝ log ( ) ) ⎞ ⎛xK +(r + σ22tσ √ ⎠ − Ke −rt Φ ⎝ log ( ) ) ⎞xK +(r − σ22ttσ √ ⎠tbei gegebenem Aktienkurs x ∈ R >0 und Restlaufzeit t ∈ R >0 .Diskussion <strong>der</strong> Black-Scholes-Formel(Zur e<strong>in</strong>facheren Notation setze wie<strong>der</strong> h(t, x) := h 1 (t, x) := 1σ √ log ( ) ) )xt K +(r + σ22t und(h 2 (t, x) := 1σ √ log ( ) ) )xt K +(r − σ22t = h(t, x) − σ √ t. Dann lautet die Black-Scholes-Formelp(t, x) = xΦ(h 1 (t, x)) − e −rt KΦ(h 2 (t, x)).E<strong>in</strong>e nähere Analyse dieser Formel ergibt folgende Beobachtungen:


5 DIE BLACK-SCHOLES FORMEL 43(1) p(t, x) → (x − K) + für t → 0.(2) Setze ∆ := ∂ x p. Der Herleitung <strong>der</strong> Black-Scholes-Gleichung kann man entnehmen, daß ∆den Aktienanteil im absichernden Portfolio beschreibt. Es gilt:∆(t, x) = Φ((h(t, x)) + xϕ(h(t, x)) ∂ x h(t, x) − e −rt Kϕ(h(t, x) − σ √ t) ∂ x h(t, x)(= Φ(h(t, x)) + xϕ(h(t, x)) − e −rt Kϕ(h(t, x) − σ √ )t) ∂} {{ } x h(t, x),(∗):=sowie mit h := h(t, x)(∗) =x√2πe −h2 /2 −K √2πe −rt e − 1 2 (h−σ√ t) 2 =x √2πe −h2 /2 −√ K e −h2 /2 e hσ√ t−rt− σ22 t2π} {{ }=x/K nach Def.= 0.Also gilt ∆ = Φ ◦ h.Insbeson<strong>der</strong>e ist ∆ > 0, das heißt, zum Bilden des absichernden Portfolios müssen ke<strong>in</strong>eLeerverkäufe zugelassen werden.Entsprechend ist e −rT KΦ◦h 2 <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> festverz<strong>in</strong>slichen Wertanlage im absicherndenPortfolio, wobei e<strong>in</strong> Wertanlage mit Wert 1 zum Zeitpunkt T angenommen wird.(3) Das <strong>in</strong> (2) angegebene ∆ heißt auch ”Delta <strong>der</strong> Option“und gehört zu den sogenanntenGriechen (Greeks) <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzmathematik. E<strong>in</strong> weiteres Beispiel hierfür ist Γ := ∂ 2 xp, dassogenannte ”Gamma <strong>der</strong> Option“. Mit (2) folgtΓ(t, x) = ϕ(h(t, x)) · ∂ x h(t, x) = ϕ(h(t, x)) ·1σx √ t > 0.Also ist die Preisfunktion p(t, ·) strikt konvex im Aktienpreis. Außerdem läßt sich Γ = ∂ x ∆<strong>in</strong>terpretieren als die Sensitivität des Aktienanteils im absichernden Portfolio <strong>in</strong> Bezug aufden Aktienpreis.Weitere Greeks s<strong>in</strong>d zum Beispiel Θ := ∂ t p, R := ∂ r p und Vega := ∂ σ p. Analoge Rechnungenwie oben ergeben Θ, R, Vega > 0. Das heißt, mit abnehmen<strong>der</strong> Laufzeit verliert dieOption an Wert. An<strong>der</strong>erseits steigt <strong>der</strong> faire Preis sowohl bei steigendem Marktz<strong>in</strong>ssatzwie auch bei steigen<strong>der</strong> Volatilität <strong>der</strong> Aktie.Zur Volatilität σDie Volatilität σ ist e<strong>in</strong> entscheiden<strong>der</strong> Parameter <strong>in</strong> <strong>der</strong> Black-Scholes-Formel. In <strong>der</strong> Praxiss<strong>in</strong>d zwei Methoden für e<strong>in</strong>en konkreten Ansatz von σ üblich:(1) Schätzen <strong>der</strong> Volatilität aus historischen Preisdaten (...)


5 DIE BLACK-SCHOLES FORMEL 44(2) Implizite Volatilität: Bei gegenwärtigem Marktpreis p <strong>der</strong> Option am Markt und den vorliegendenDaten x, t, K löse die Gleichungp(t, x, K, σ) = pnach σ = σ auf.Die zweite Methode liefert <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis die folgende Beobachtung: Obwohl im Black-Scholes-Modell die Volatilität als konstant angenommen wird, ergibt sich beim Berechnen <strong>der</strong> implizitenVolatilität e<strong>in</strong>e umso höhere Volatilität, je weiter <strong>der</strong> Aktienpreis x von dem Basispreis K abweicht.Grafik e<strong>in</strong>fügen: Smile-Effekt.Motiviert durch diese Grafik nennt man dieses Phänomen auch den Smile-Effekt.


6 PARABOLISCHE GLEICHUNGEN 2. ORDNUNG MIT VARIABLEN KOEFFIZIENTEN456 Parabolische Gleichungen 2. Ordnung mit variablen Koeffizienten6.1 E<strong>in</strong>leitungIm Gegensatz zur Wärmeleitungsgleichung sollen <strong>in</strong> diesem Kapitel parabolische Gleichungen2. Ordnung auf R n mit im allgeme<strong>in</strong>en nicht konstanten Koeffizienten betrachtet werden. Zume<strong>in</strong>en ist die nicht transformierte Black-Scholes-Gleichung (2.14) e<strong>in</strong>e Gleichung mit variablen,aber zeitunabhängigen Koeffizienten. Zum an<strong>der</strong>en kann man sich vorstellen, daß allgeme<strong>in</strong>ereModelle auf Gleichungen ähnlich <strong>der</strong> Black-Scholes-Gleichung führen, es jedoch auch nachTransformationen nicht möglich ist, diese <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Gleichung mit konstanten Koeffizienten zuüberführen. Es sollen also im allgeme<strong>in</strong>sten Fall Gleichungen <strong>der</strong> Gestaltn∑n∑∂ t u(t, x) = a jk (t, x)∂ j ∂ k u(t, x) + b j (t, x)u(t, x) + c(t, x)u(t, x),u(0, ·) = gj,k=1j=1betrachtet werden. Dabei soll <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fachheit halber nur <strong>der</strong> Fall betrachtet werden, daß dieKoeffizienten alle von t o<strong>der</strong> alle von x unabhängig s<strong>in</strong>d. Der zweite Fall stellt allerd<strong>in</strong>gs nure<strong>in</strong>e Variante <strong>der</strong> bereits <strong>in</strong> Kapitel 4 vorgestellten Methode dar und wird daher dem Leser alsÜbung überlassen. Daher soll im folgenden <strong>der</strong> Fall zeitunabhängiger Koeffizienten untersuchtwerden.Generalvoraussetzung 6.1. Seien a jk , b j , c : R n → R für alle j, k ∈ N ≤n meßbare Funktionen.Def<strong>in</strong>iere außerdem den formalen Differentialoperatorn∑n∑L := − a jk (x)∂ j ∂ k + b j (x) + c(x).j,k=1j=1(Die Wahl des negativen Vorzeichens vor <strong>der</strong> Doppelsumme hat formale Gründe und wird sichspäter als s<strong>in</strong>nvoll erweisen).In dieser Situation ist es e<strong>in</strong>e geeignete und übliche Methode, die konkrete Gleichung als e<strong>in</strong>esogenannte abstrakte parabolische Gleichung aufzufassen und sie so funktionalanalytischenMethoden zugänglich zu machen.6.2 Abstrakte parabolische GleichungenZiel dieses Abschnittes ist die Entwicklung e<strong>in</strong>er Lösungstheorie für die Gleichung∂ t u(t, x) = −Lu(t, x),u(0, ·) = g.Bevor die technischen Details erläutert werden, soll im folgenden die Idee skizziert werden, <strong>in</strong>welcher Art und Weise diese Gleichung behandelt werden soll, um e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Lösungstheoriezu erhalten. Da <strong>der</strong> Operator ∂ t nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> t-Variable und L nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> x-Variable operiert,ersche<strong>in</strong>t es s<strong>in</strong>nvoll, die Funktion u nicht mehr als geme<strong>in</strong>sam von t und x abhängige Funktionanzusehen, son<strong>der</strong>n als Funktion auf R ≥0 mit Werten im Funktionenraum R RnR ≥0 → R Rn , t ↦→ u(t, ·),


6 PARABOLISCHE GLEICHUNGEN 2. ORDNUNG MIT VARIABLEN KOEFFIZIENTEN46die im folgenden (etwas schlampig) ebenfalls mit u bezeichnet wird. Um Methoden <strong>der</strong> Differentialrechnung<strong>in</strong> <strong>der</strong> t-Variablen anwenden zu können, wähle e<strong>in</strong>en Banachraum X ≤ R Rn , wiez.B. X = C(R n ) o<strong>der</strong> X = L 2 (R n ). Auf e<strong>in</strong>em geeigneten Teilraum D(A) lasse sich <strong>der</strong> l<strong>in</strong>eareOperatorA : X ≥ D(A) → X, u ↦→ −Lus<strong>in</strong>nvoll def<strong>in</strong>ieren, z.B. D(A) = C 2 (R n ) im Fall X = C(R n ) o<strong>der</strong> im Fall X = L 2 (R n ) demRaum D(A) = H 2 (R n ), <strong>der</strong> im nächsten Abschnitt e<strong>in</strong>geführt wird. Dann läßt sich das Problemfolgen<strong>der</strong>maßen formulieren:Zu gegebenem x ∈ X f<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>e C 1 -Funktion u : R ≥0 → X mit u(R >0 ) ⊆ D(A) undu ′ (t) = Au(t) für alle t ∈ R >0 ,u(0) = x.(6.1)(6.1) nennt man auch das abstrakte Cauchy-Problem. Wir lösen uns daher im folgenden von<strong>der</strong> konkrete Gestalt des Operators A als Differentialoperator und betrachten im allgeme<strong>in</strong>enRahmen das Problem (6.1).Generalvoraussetzung 6.2. Sei X e<strong>in</strong> Banachraum.Ist A ∈ L(X), so läßt sich (6.1) bekanntlich leicht mithilfe <strong>der</strong> Exponentialfunktion lösen:Beispiel 6.3. Es gelte A ∈ L(X). Dann existiert für jedes x ∈ X genau e<strong>in</strong>e Lösung u von(6.1), und diese ist gegeben durchu : R ≥0 → X, t ↦→ exp(tA)x :=∞∑ (tA) nx.n!n=0Beispiel 6.3 dient gleichzeitig als Leitbeispiel für die Entwicklung <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Theorie. Dahersoll zunächst die Struktur <strong>der</strong> Lösung u im Spezialfall A ∈ L(X) genauer untersucht werden:Bemerkung 6.4. Die Lösung u ist l<strong>in</strong>ear und stetig <strong>in</strong> x. Für die Abbildung U : R ≥0L(X), t ↦→ exp(tA) gilt u = U(·)x, und U hat die folgenden weiteren Eigenschaften:→(1) U(0) = Id X ,(2) ∀ t, s ∈ R ≥0 : U(t + s) = U(t)U(s),(3) U ist stetig.Die Eigenschaften (1) und (2) lassen sich zusammenfassen zu: U : (R ≥0 , +) → (L(X), ◦) ist e<strong>in</strong>Halbgruppen-Homomorphismus.In <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Situation D(A) ≠ X und im allgeme<strong>in</strong>en unstetigem A läßt sich exp(tA)nicht mehr als Reihe def<strong>in</strong>ieren, es stellt sich aber die Frage, ob dennoch zu dem Operator Ae<strong>in</strong> geeigneter Ersatz U(t) für exp(tA) existiert. Das weitere Vorgehen läßt sich daher wie folgtskizzieren:• Klären, was e<strong>in</strong> geeignetes U ist −→ C 0 -Halbgruppen,


6 PARABOLISCHE GLEICHUNGEN 2. ORDNUNG MIT VARIABLEN KOEFFIZIENTEN47• Zusammenhang zwischen U und A −→ Erzeuger von C 0 -Halbgruppen,• Wann ist A Erzeuger e<strong>in</strong>er C 0 -Halbgruppe? −→ Charakterisierungssatz von Hille-Yosida.Def<strong>in</strong>ition 6.5 (C 0 -Halbgruppe, Kontraktionshalbgruppe). E<strong>in</strong>e C 0 -Halbgruppe ist e<strong>in</strong>e FamilieU ∈ L(X) R ≥0mit den folgenden Eigenschaften:(i) U(0) = Id X ,(ii) ∀ t, s ∈ R ≥0 : U(t + s) = U(t)U(s),(iii) Für alle x ∈ X ist U(·)x : R ≥0 → X, t ↦→ U(t)x stetig.U heißt C 0 -Halbgruppe von Kontraktionen o<strong>der</strong> kurz Kontraktionshalbgruppe, falls zusätzlichgilt:(iv) ∀ t ∈ R >0 : ‖U(t)‖ ≤ 1.Wir werden die Beweise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel zur Vere<strong>in</strong>fachung nur für lokal beschränkte C 0 -Halbgruppen,also <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für Kontraktionshalbgruppen, führen. E<strong>in</strong> erstes Beispiel ist die folgende Abschwächung<strong>der</strong> Stetigkeitsfor<strong>der</strong>ung (iii):Bemerkung 6.6. Sei U ∈ L(X) R ≥0e<strong>in</strong>e lokal beschränkte Familie von Operatoren, die (i) und(ii) aus Def<strong>in</strong>ition 6.5 erfüllen. Dann folgt (iii) aus <strong>der</strong> folgenden Abschwächung:(iii)’ Für alle x ∈ X ist U(·)x : R ≥0 → X, t ↦→ U(t)x stetig <strong>in</strong> 0, also U(t)x → x für t ↘ 0.Beweis. Es gelte (iii)’. Sei t ∈ R >0 . Wähle h 0 ∈ ]0, t[ mit M := sup |h|


6 PARABOLISCHE GLEICHUNGEN 2. ORDNUNG MIT VARIABLEN KOEFFIZIENTEN48Beispiele 6.9. (1) Sei A ∈ L(X) und U(t) := exp(tA) für alle t ∈ R ≥0 . Dann ist U e<strong>in</strong>e C 0 -Halbgruppe mit Erzeuger A.(2) Sei X = L 2 (R n ). Wir werden im folgenden uns <strong>der</strong> üblichen Konvention anschließen,Restklassen und Repräsentanten zu identifizieren, wo dies zu ke<strong>in</strong>en Unklarheiten führt. Sei1h t (x) = exp ( )− ‖x‖2(4πt) n/2 4t <strong>der</strong> Wärmeleitungskern. Def<strong>in</strong>iere U(t) := ht ∗ f für alle t ∈ R >0und f ∈ L 2 (R n ) sowie U(0) := Id L2 (R n ). Dann ist U e<strong>in</strong>e Kontraktionshalbgruppe, die sogenannteWärmeleitungshalbgruppe auf L 2 (R n ).Beweis. Wir bemerken zunächst, daß die Familie (h t ) t>0 wegen ∫ h 1 = 1 und h t 2 = 1 (th ·n 1 t)füralle t ∈ R >0 nach Beispiel 3.24 (h t ) t>0 e<strong>in</strong>e approximierende E<strong>in</strong>s ist.Nach <strong>der</strong> Youngschen Ungleichung 3.19 (3) gilt ‖U(t)f‖ 2 = ‖h t ∗ f‖ 2 ≤ ‖h t ‖ 1 ‖f‖ 2 für allef ∈ L 2 (R n ), wegen ‖h t ‖ 1 = ∫ h t = 1 folgt daher U(t) ∈ L(L 2 (R n )) mit ‖U(t)‖ ≤ 1.Nach Def<strong>in</strong>ition gilt U(0) = 0. Seien t, s ∈ R >0 0. Dann gilt für alle ξ ∈ R nĥ t+s (ξ) = exp(−(t + s)‖ξ‖ 2 ) = exp(−t‖ξ‖ 2 ) exp(−s‖ξ‖ 2 ) = ĥt · ĥs(ξ) = ĥ t ∗ h s (ξ),also nach dem Fourierumkehrsatz 3.7 auch h t+s = h t ∗ h s . Damit folgt für alle f ∈ SU(t + s)f = h t+s ∗ f = (h t ∗ h s ) ∗ f = h t ∗ (h s ∗ f) = U(t)U(s)f,und da U(t + s), U(t)U(s) stetig s<strong>in</strong>d und S dicht <strong>in</strong> L 2 (R n ), gilt dies auch für alle f ∈ L 2 (R n ).Da (h t ) t>0 e<strong>in</strong>e approximierende E<strong>in</strong>s ist, folgt schließlich für alle f ∈ L 2 (R n )<strong>in</strong> L 2 (R n ).U(t)f = h t ∗ f → f für t → 0Es stellt sich die Frage, wie <strong>der</strong> Erzeuger von U aussieht. Nach unseren bisherigen Erkenntnissenerwarten wir, daß A = ∆ ist, wobei zunächst unklar ist, wie <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>itionsbereich D(∆) aussieht.Wir zeigen aber zum<strong>in</strong>dest das folgende Teilergebnis:S n ⊆ D(A) und Af = ∆f für alle f ∈ S n .Beweis. Sei f ∈ S n und x ∈ R n . Da h t ∗f Lösung <strong>der</strong> Wärmeleitungsgleichung ist, ist t ↦→ h t ∗f(x)differenzierbar mit∂ t (h t ∗ f)(x) = ∆(h t ∗ f)(x) = h t ∗ (∆f)(x) → ∆f(x) für t → 0,also gilt punktweiseU(t)f − f(x) = h t ∗ f(x) − f(x)→ ∆f(x) für t → 0.ttUm auch die Konvergenz <strong>in</strong> L 2 (R n ) nachzurechnen, verwenden wir die Fouriertransformation.Nach <strong>der</strong> Plancherel-Formel 3.14 gilt‖ h ( )t ∗ f − f− ∆f‖ 2 = (2π) −n/2 ht ∗ f − f‖F− ∆f ‖ 2 .tt


6 PARABOLISCHE GLEICHUNGEN 2. ORDNUNG MIT VARIABLEN KOEFFIZIENTEN49Def<strong>in</strong>iere die Hilfsfunktion ψ(z) := ez −1ze<strong>in</strong>, daß ψ(z) ∈ [−1, 0] gilt für alle z ∈ R ≤0 . Weiter gilt für alle ξ ∈ R n(ht ∗ f − fF− ∆ft− 1 = ∑ ∞n=1)(ξ) = ĥt(ξ) · ̂f(ξ) − ̂f(ξ) − (−ξ 2 )t̂f(ξ) == ψ(−tξ 2 ) · g(ξ).z n(n+1)!für alle z ∈ C. Dann sieht man leicht(e −tξ2 − 1−tξ 2 − 1)· (−ξ 2 ) ̂f(ξ) } {{ }g(ξ):=Es folgt ψ(−tξ 2 ) · g(ξ) −→ 0 punktweise für t → 0. Außerdem ist |ψ(−tξ 2 ) · g(ξ)| ≤ |g(ξ)|, undwegen f ∈ S ist g ∈ L 2 (R n ) e<strong>in</strong>e Majorante <strong>in</strong> L 2 (R n ), also folgt ‖ ht∗f−ft− ∆f‖ 2 → 0 fürt → 0.E<strong>in</strong>e Analyse des obigen Beweises zeigt, daß auch alle f ∈ L 2 (R n ) mit −ξ 2 f ∈ L 2 (R n ) <strong>in</strong> D(A)liegen. Tatsächlich kann man zeigen, daß D(A) gleich dem sogenannten Sobolevraum W 2 2 (Rn ) ={f ∈ L 2 (R n ) | − ξ 2 f ∈ L 2 (R n )} ist.Generalvoraussetzung 6.10. Im folgenden sei U ∈ L(X) R ≥0 e<strong>in</strong>e lokal beschränkte C 0-Halbgruppe.Satz 6.11 (Differenzierbarkeitseigenschaften von U). Sei x ∈ D(A). Dann gilt für alle t ∈ R ≥0(1) U(t)x ∈ D(A), und es gilt AU(t)x = U(t)Ax,(2) Die Abbildung U(·)x : R ≥0 → X ist stetig differenzierbar mit ( U(·)x ) ′ (t) = AU(t)x.Beweis. (1) Es gilt:U(s)(U(t)x) − U(t)xs=U(s + t)x − U(t)xsfür s → 0, da U(t) ∈ L(X) ist. Also ist U(t)x ∈ D(A), und es giltU(s)(U(t)x) − U(t)xAU(t)x = lim= U(t)Ax.s→0 s( U(s)x − x)= U(t)−→ U(t)Ax,} {{ s }s→0−→Ax(2) Für t = 0 folgt die Behauptung aus <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition des Erzeugers, sei also t > 0. Wähleh 0 ∈ ]0, t[ mit M := sup |h|


6 PARABOLISCHE GLEICHUNGEN 2. ORDNUNG MIT VARIABLEN KOEFFIZIENTEN50Es folgtU(t ± h)x − U(t)x±h− U(t)Ax −→ 0 für t → 0,also ist U(.)x differenzierbar <strong>in</strong> t mit ( U(·)x ) ′ (t) = AU(t)x. Da U(·)(Ax) stetig ist, ist damitU(·)x auch stetig differenzierbar.Damit s<strong>in</strong>d bereits alle Voraussetzungen geschaffen, um e<strong>in</strong>en Existenz- und E<strong>in</strong>deutigkeitssatzfür das abstrakte Cauchy-Problem (6.1) zu formulieren.Satz 6.12 (Existenz- und E<strong>in</strong>deutigkeitssatz für das abstrakte Cauchy-Problem). Sei A : X ≥D(A) → X e<strong>in</strong> l<strong>in</strong>earer Operator, <strong>der</strong> die C 0 -Halbgruppe U erzeugt. Dann existiert zu jedemx ∈ D(A) genau e<strong>in</strong>e Lösung u ∈ C 1 (R ≥0 , X) des abstrakten Cauchy-Problemsu ′ (t) = Au(t),u(0) = x,(6.2)und diese ist gegeben durch u = U(·)x.Beweis. Existenz. Nach Satz 6.11 ist u := U(·)x e<strong>in</strong>e Lösung von (6.2).E<strong>in</strong>deutigkeit. Sei v e<strong>in</strong>e weitere Lösung (6.2). Sei t ∈ R >0 . Def<strong>in</strong>iereϕ : [0, t] → X, s ↦→ U(t − s)v(s).Dann sieht man leicht e<strong>in</strong>, daß ϕ differenzierbar ist, und es giltϕ ′ (s) = −AU(t − s)v(s) + U(t − s)Av(s) = 0.Also ist ϕ konstant, und es folgt v(t) = ϕ(t) = ϕ(0) = U(t)u(0) = U(t)x = u(t).Es stellt sich damit die Frage, wie man e<strong>in</strong>em Operator A ansehen kann, ob A e<strong>in</strong>e C 0 -Halbgruppeerzeugt. Es wird sich zeigen, daß A im allgeme<strong>in</strong>en zwar ke<strong>in</strong> beschränkter, aber stets e<strong>in</strong> abgeschlossenerOperator ist. Dies motiviert den folgenden kurzenE<strong>in</strong>schub: abgeschlossene OperatorenDef<strong>in</strong>ition 6.13 (abgeschlossener Operator). Sei A : X ≥ D(A) → X e<strong>in</strong> l<strong>in</strong>earer Operator. Aheißt abgeschlossen, falls A als Teilraum <strong>in</strong> X × X abgeschlossen ist, also falls gilt:()∀ x ∈ D(A) N n→∞n→∞∀ x 0 , y 0 ∈ X : x n −→ x 0 ∧ Ax n −→ y 0 ⇒ (x 0 ∈ D(A) ∧ Ax 0 = y 0 ) .Leicht sieht man die folgendeBemerkung 6.14. Sei A : X ≥ D(A) → X e<strong>in</strong> stetiger l<strong>in</strong>earer Operator. Dann giltA abgeschlossen ⇐⇒ D(A) abgeschlossen .


6 PARABOLISCHE GLEICHUNGEN 2. ORDNUNG MIT VARIABLEN KOEFFIZIENTEN51Beweis. ”⇒ “Sei A abgeschlossen. Seien x ∈ D(A) N und x 0 ∈ X mit x n −→ x 0 für n → ∞. DaA stetig ist, ist A◦x e<strong>in</strong>e Cauchy-Folge, setze also y 0 := lim n→∞ Ax n . Aus <strong>der</strong> Abgeschlossenheitvon A folgt dann <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e x 0 ∈ D(A).” ⇐ “Sei D(A) abgeschlossen. Seien x ∈ D(A)N und x 0 , y 0 ∈ X mit x n −→ x 0 und Ax n → y 0für n → ∞. Wegen <strong>der</strong> Abgeschlossenheit von D(A) ist x 0 ∈ D(A), wegen <strong>der</strong> Stetigkeit von Afolgt daher y 0 = lim n→∞ Ax n = Ax 0 .Im Fall, daß D(A) abgeschlossen ist, folgt aus <strong>der</strong> Stetigkeit von A also die Abgeschlossenheit.E<strong>in</strong> tiefliegen<strong>der</strong> Satz <strong>der</strong> Funktionalanalysis, den wir ohne Beweis zitieren, sagt aus, daß auchdie Umkehrung richtig ist.Satz 6.15 (Graphensatz). Sei A : X ≥ D(A) → X e<strong>in</strong> l<strong>in</strong>earer Operator und D(A) abgeschlossen.Dann giltA stetig ⇐⇒ A abgeschlossen .Beweis. siehe [We00], Theorem IV.4.5.Ist D(A) nicht abgeschlossen, so folgt aus <strong>der</strong> Abgeschlossenheit im allgeme<strong>in</strong>en nicht die Stetigkeitvon A. Diese Situation trifft <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel für Differentialoperatoren zu. Wir br<strong>in</strong>gen dazue<strong>in</strong> e<strong>in</strong>fachesBeispiel 6.16. Setze X := C([0, 1]), D(A) := C 1 ([0, 1]) und def<strong>in</strong>iere A : D(A) → X, f ↦→ f ′ .Dann ist A abgeschlossen, aber nicht stetig.Beweis. Def<strong>in</strong>iere f n := cos(n·)| [0,1] . Dann ist ‖f n ‖ ∞ = sup t∈[0,1] | cos(nt)| = 1 für alle n ∈ N,aber ‖Af n ‖ ∞ = ‖f ′ n‖ ∞ = sup t∈[0,1] |n s<strong>in</strong>(nt)| = n → ∞ für n → ∞. Also ist A nicht stetig.Ist h<strong>in</strong>gegen f ∈ C 1 ([0, 1]) N und s<strong>in</strong>d f 0 , g 0 ∈ C([0, 1]) so, daß f gleichmäßig gegen f 0 und (f ′ n) n∈Ngleichmäßig gegen g 0 konvergiert, so gilt nach e<strong>in</strong>em Satz <strong>der</strong> Analysis schon f 0 ∈ C 1 ([0, 1]) undf ′ 0 = g 0. Also ist A abgeschlossen.E<strong>in</strong> näheres Studium des abgeschlossenen Operators A erfolgt über die sogenannte Resolventenmenge(im endlich-dimensionalen Fall ist dies die Menge <strong>der</strong> Nicht-Eigenwerte) und die Resolventenabbildung.Def<strong>in</strong>ition/Bemerkung 6.17 (Resolventenmenge, Resolvente und Resolventenabbildung). SeiA : X ≥ D(A) → X e<strong>in</strong> abgeschlossener Operator.(i) ρ(A) := {λ ∈ K | λ Id X −A : D(A) → X ist bijektiv} heißt die Resolventenmenge von A.(ii) Nach dem Graphensatz ist R(λ, A) := (λ Id X −A) −1 ∈ L(X) für alle λ ∈ ρ(A).(iii) Die Operatoren R(λ, A) für λ ∈ ρ(A) nennt man Resolventen von A, und die AbbildungR(·, A) : C ⊇ ρ(A) → L(X), λ ↦→ R(λ, A)heißt Resolventenabbildung.


6 PARABOLISCHE GLEICHUNGEN 2. ORDNUNG MIT VARIABLEN KOEFFIZIENTEN52Satz 6.18 (Resolventengleichung). Sei A e<strong>in</strong> abgeschlossener Operator, und seien λ, µ ∈ ρ(A).Dann giltR(λ, A) − R(µ, A) = (µ − λ)R(λ, A)R(µ, A).Insbeson<strong>der</strong>e gilt R(λ, A)R(µ, A) = R(µ, A)R(λ, A).Beweis. Es giltR(λ, A) − R(µ, A) = R(λ, A)(µ Id X −A)R(µ, A) − R(λ, A)(λ Id X −A)R(µ, A)= R(λ, A)((µ Id X −A) − (λ Id X −A) )R(µ, A)} {{ }=(µ−λ) Id X= (µ − λ)R(λ, A)R(µ, A).Nach diesem E<strong>in</strong>schub kehren wir zurück zur Theorie <strong>der</strong> Halbgruppen und Ihrer Erzeuger.Satz 6.19 (Eigenschaften des Erzeugers). Sei A <strong>der</strong> Erzeuger von U. Dann gilt(1) Der Def<strong>in</strong>itionsbereich D(A) ist dicht <strong>in</strong> X,(2) A ist e<strong>in</strong> abgeschlossener Operator.Beweis. (1) Sei x ∈ X. Setze x h := ∫ h0 U(t)x dt für alle h ∈ R >0. Da U(·)x stetig ist, gilt1h x h −→ U(0)x = x für h ↘ 0,also reicht es, x h ∈ D(A) für alle h ∈ R >0 zu zeigen. Dies folgt ausU(s)x h − x hs= 1 s= 1 s= 1 s= 1 s∫ h0∫ s+hs∫ s+hh∫ s0U(t + s)x dt − 1 sU(t)x dt − 1 sU(t)x dt − 1 s∫ h0∫ h0∫ s0U(t)x dtU(t)x dtU(t)x dt(U(h + t)x − U(t)x) dt → U(h + 0)x − U(0)x = U(h)x − xfür s → 0. Nach Def<strong>in</strong>ition des Erzeugers ist daher x h ∈ D(A).(2) Seien x ∈ D(A) N und x 0 , y 0 ∈ X mit x n → x 0 und Ax n → Ax 0 für n → ∞. Zu zeigen istx 0 ∈ D(A) und Ax 0 = y 0 . Nach Satz 6.11 und dem Hauptsatz giltU(t)x n − x n =∫ t0(U(·)x n ) ′ (s) ds =∫ t0U(s)Ax n dsfür alle t ∈ R >0 , n ∈ N. Da e<strong>in</strong>erseits U(t)x n −x n → U(t)x 0 −x 0 und an<strong>der</strong>erseits ∫ t0 U(s)(Ax n) ds →∫ t0 U(s)y 0 ds für n → ∞ gilt, folgt U(t)x 0 − x 0 = ∫ t0 U(s)y 0 ds, alsoU(t)x 0 − x 0t= 1 t∫ t0U(s)y 0 ds → U(0)y 0 = y 0 für t → 0.Nach Def<strong>in</strong>ition des Erzeugers ist daher x 0 ∈ D(A) und Ax 0 = y 0 .


6 PARABOLISCHE GLEICHUNGEN 2. ORDNUNG MIT VARIABLEN KOEFFIZIENTEN53Satz 6.20 (Resolventen des Erzeugers). Sei A <strong>der</strong> Erzeuger <strong>der</strong> Kontraktionshalbgruppe U.Dann gilt R >0 ⊆ ρ(A), und für alle λ ∈ R >0 giltR(λ, A) =∫ ∞Insbeson<strong>der</strong>e gilt ‖R(λ, A)‖ ≤ 1 λ .0e −λt U(t) dt. (6.3)Beweis. Sei λ ∈ R >0 . Wegen |U| ≤ 1 existiert das Integral R λ := ∫ ∞0e −λt U(t) dt, und es gilt‖R λ ‖ ≤∫ ∞Sei x ∈ X. Dann gilt:0U(h)R λ x − R λ xhe −λt dt = − 1 λ e−λt∣ ∣ ∞ 0 = 1 λ .= 1 ( ∫ ∞e −λt U(t + h)x dt −h 0= 1 ( ∫ ∞e −λ(s−h) U(s)x ds −h= − 1 hh∫ h0e −λ(t−h) U(t)x dt + 1 h∫ h= −e λh · 1 e −λt U(t)x dth 0} {{ }→e −λ0 U(0)x=x→ −x + λR λ x für h ↘ 0.Also ist R λ x ∈ D(A) und AR λ x = −x + λR λ x, also(λ Id X −A)R λ x = x.∫ ∞0∫ ∞0∫ ∞0+ eλh − 1h } {{ }→λe λ0e −λt U(t)x dt )e −λt U(t)x dt )Subst. s := t + h(e −λ(t−h) − e −λt )U(t)x dt∫ ∞e −λt U(t)x dt0} {{ }=R λ xSei nun x ∈ D(A). Wir verwenden die folgende leicht zu verifizierende Tatsache:Ist B : X ≥ D(B) → X e<strong>in</strong> abgeschlossener Operator und f : Ω → X <strong>in</strong>tegrierbar auf demMaßraum (Ω, µ) mit f(Ω) ⊆ D(B) so, daß auch B ◦ f <strong>in</strong>tegrierbar ist, so ist ∫ f dµ ∈ D(B),und es gilt B ∫ f dµ = ∫ B ◦ f dµ.Damit folgtAR λ x = AAlso gilt auch∫ ∞0e −λt U(t)x dt =∫ ∞0e −λt AU(t)x dt 6.11 =∫ ∞0e −λt U(t)Ax dt = R λ Ax.R λ (λ Id X −A)x = λR λ x − R λ Ax = λR λ x − AR λ x = (λ Id X −A)R λ x = x.Damit ist <strong>in</strong>sgesamt gezeigt, daß λ Id X −A <strong>in</strong>vertierbar ist mit (λ Id X −A) −1 = R λ , also istλ ∈ ρ(A) und R(λ, A) = R λ .Die Sätze 6.19 und 6.20 liefern notwendige Bed<strong>in</strong>gungen dafür, daß e<strong>in</strong> Operator Erzeuger e<strong>in</strong>erKontraktionshalbgruppe ist. Der folgende zentrale Satz sagt aus, daß diese Bed<strong>in</strong>gungen auchh<strong>in</strong>reichend s<strong>in</strong>d.


6 PARABOLISCHE GLEICHUNGEN 2. ORDNUNG MIT VARIABLEN KOEFFIZIENTEN54Satz 6.21 (Satz von Hille-Yosida für Kontraktionshalbgruppen). Sei A e<strong>in</strong> Operator <strong>in</strong> X.Dann s<strong>in</strong>d äquivalent:(1) A erzeugt e<strong>in</strong>e Kontraktionshalbgruppe,(2) A ist dicht def<strong>in</strong>iert und abgeschlossen, und es giltR >0 ⊆ ρ(A) und ‖R(λ, A)‖ ≤ 1 λ für alle λ ∈ R >0. (6.4)Beweis. Wir geben an dieser Stelle nur die Beweisidee an, für die Details siehe [We00], TheoremVII.4.11. o<strong>der</strong> [Pa83], Theorem 1.3.1.1. Konstruiere e<strong>in</strong>e Familie (A λ ) λ>0 beschränkter Operatoren, die A <strong>in</strong> folgendem S<strong>in</strong>n approximieren:A λ x λ→∞ −→ Axfür alle x ∈ D(A).2. Def<strong>in</strong>iere U λ (t) := exp(tA) und zeige, daß die Familie (U λ ) λ>0 für λ → ∞ lokal gleichmäßigkonvergiert. Die dadurch erklärte Grenzfunktion U 0 := lim λ→∞ U λ ist e<strong>in</strong>e Kontraktionshalbgruppe.3. Zeige, daß A <strong>der</strong> Erzeuger von U ist.In <strong>der</strong> für uns relevanten Situation, <strong>in</strong> <strong>der</strong> A e<strong>in</strong>e geeignete Realisierung e<strong>in</strong>es Differentialoperatorsse<strong>in</strong> wird, ist es notwendig, nicht nur Kontraktionshalbgruppen zu betrachten. Dahermachen wir zunächst die folgende Beobachtung: Sei U e<strong>in</strong>e Kontraktionshalbgruppe mit ErzeugerA, und sei ω ∈ R. Dann ist offenbar auch V := e ω· U(·) e<strong>in</strong>e C 0 -Halbgruppe mit ‖V (t)‖ ≤ e ωtfür alle t ∈ R ≥0 . Außerdem gilt offenbar für alle x ∈ XV (·)x diffbar <strong>in</strong> 0⇐⇒ U(·)x = e −ω·V (·)x diffbar <strong>in</strong> 0 x ∈ D(A),und <strong>in</strong> diesem Fall ist(V (·)x) ′ (0) = ωe ω0 U(0)x + e ω0 U(0)Ax = ωx + Ax,also ist ω + A <strong>der</strong> Erzeuger von V .Def<strong>in</strong>ition 6.22 (ω-Kontraktionshalbgruppe). Sei ω ∈ R. E<strong>in</strong>e C 0 -Halbgruppe U heißt ω-Kontraktionshalbgruppe, falls ‖U(t)‖ ≤ e ωt für alle t ∈ R ≥0 ist.Die obigen Beobachtungen führen zu <strong>der</strong> folgendenBemerkung 6.23. Sei ω ∈ R und V e<strong>in</strong>e C 0 -Halbgruppe sowie A e<strong>in</strong> Operator <strong>in</strong> X. Dann giltV ist ω-Kontraktionshalbgruppe ⇐⇒ e −ω·V (·) ist Kontraktionshalbgruppe ,und <strong>in</strong> diesem Fall giltA erzeugt V ⇐⇒ A − ω erzeugt e −ω·V (·).


6 PARABOLISCHE GLEICHUNGEN 2. ORDNUNG MIT VARIABLEN KOEFFIZIENTEN55Hiermit erhält man leicht die folgende Verallgeme<strong>in</strong>erung des Satzes von Hille-Yosida.Satz 6.24 (Satz von Hille-Yosida für ω-Kontraktionshalbgruppen). Sei A e<strong>in</strong> dicht def<strong>in</strong>ierterOperator <strong>in</strong> X und ω ∈ R. Dann s<strong>in</strong>d äquivalent:(1) A erzeugt e<strong>in</strong>e ω-Kontraktionshalbgruppe,(2) A ist abgeschlossen, und es giltR >ω ⊆ ρ(A) und ‖R(λ, A)‖ ≤ 1λ − ω für alle λ ∈ R >ω. (6.5)Beweis. Dies folgt leicht aus dem Satz von Hille-Yosida für Kontraktionshalbgruppen 6.21 zusammenmit Bemerkung 6.23 und wird daher dem Leser zur Übung überlassen.In H<strong>in</strong>blick auf die von uns geplante Anwendung br<strong>in</strong>gen wir schließlich noch e<strong>in</strong>e Variante desSatzes von Hille-Yosida für den Spezialfall, daß <strong>der</strong> zugrunde liegende Banachraum sogar e<strong>in</strong>Hilbertraum ist.Satz 6.25 (Satz von Hille-Yosida für ω-Kontraktionshalbgruppen <strong>in</strong> Hilberträumen). Seien He<strong>in</strong> Hilbertraum, A e<strong>in</strong> dicht def<strong>in</strong>ierter Operator <strong>in</strong> H und ω ∈ R. Dann s<strong>in</strong>d äquivalent:(1) A erzeugt e<strong>in</strong>e ω-Kontraktionshalbgruppe,(2) A ist abgeschlossen, und es gilt(i) ∀ x ∈ D(A) : Re〈Ax|x〉 ≤ ω‖x‖ 2 ,(ii) ∀ λ ∈ R >ω : Bild(λ Id X −A) = X.Beweis. Indem man A durch A − ω ersetzt, kann man nach Bemerkung 6.23 o.B.d.A ω = 0annehmen. Außerdem halten wir für beide Beweisrichtungen vorab fest, daß für alle λ ∈ R undx ∈ D(A) gilt‖λx − Ax‖ 2 = 〈λx − Ax|λx − Ax〉 = λ 2 ‖x‖ 2 − λ〈Ax|x〉 − λ 〈x|Ax〉 +‖Ax‖ 2} {{ }=〈Ax|x〉= λ 2 ‖x‖ 2 − 2λ Re〈Ax|x〉 + ‖Ax‖ 2 . (∗)” ⇒ “: Sei also A <strong>der</strong> Erzeuger e<strong>in</strong>er Kontraktionshalbgruppe. Sei λ ∈ R >0. Nach dem bereitsgezeigtem Satz von Hille-Yosida 6.21 ist la ∈ ρ(A), also ist λ Id X −A bijektiv und damit <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>esurjektiv, also gilt (ii). Sei nun x ∈ D(A). Wie<strong>der</strong>um nach dem Satz von Hille-Yosidagilt dannλ‖x‖ = λ‖R(λ, A)(λx − Ax)‖ ≤ λ‖R(λ, A)‖ ‖λx − Ax‖ ≤ ‖λx − Ax‖,} {{ }≤1nach (∗) gilt daher2λ Re〈Ax|x〉 = −‖λx − Ax‖ 2 + λ 2 ‖x‖ 2} {{ }≤‖λx−Ax‖ 2 +‖Ax‖ 2 ≤ ‖Ax‖ 2 .


6 PARABOLISCHE GLEICHUNGEN 2. ORDNUNG MIT VARIABLEN KOEFFIZIENTEN56Es folgt Re〈Ax|x〉 ≤ 12λ ‖Ax‖2 für alle λ ∈ R >0 , also ist Re〈Ax|x〉 ≤ 0.⇐ “: Es gelten (i) und (ii). Es reicht zu zeigen, daß die Bed<strong>in</strong>gungen des Satzes von Hille-Yosida”6.21 erfüllt werden. Sei also λ ∈ R >0 . Nach (∗) und (i) gilt dann für alle x ∈ D(A)‖λx − Ax‖ 2 = λ 2 ‖x‖ 2 − 2λ Re〈Ax|x〉 +‖Ax‖ 2 ≥ λ 2 ‖x‖ 2 + ‖Ax‖ 2 ≥ λ 2 ‖x‖ 2 .} {{ }(i)≤0Also ist λ Id X −A <strong>in</strong>jektiv und nach (ii) auch surjektiv, folglich ist λ ∈ ρ(A). Außerdem folgtfür alle y ∈ X mit x := R(λ, A)y ∈ D(A):‖R(λ, A)y‖ = ‖x‖ ≤ 1 λ ‖(λ − A)x‖ = 1 λ ‖y‖.


6 PARABOLISCHE GLEICHUNGEN 2. ORDNUNG MIT VARIABLEN KOEFFIZIENTEN576.3 Anwenden auf elliptische Operatoren 2. Ordnung <strong>in</strong> L 2 (R n )Generalvoraussetzung 6.26. Sei n ∈ N fest. Zur e<strong>in</strong>facheren Formulierung beschränken wiruns <strong>in</strong> diesem Abschnitt auf den Fall K = R. Wie schon zuvor bedienen wir uns außerdem <strong>der</strong>üblichen Konvention, Restklassen <strong>in</strong> L 2 (R n ) und Repräsentanten aus L 2 (R n ) zu identifizieren,sofern dies zu ke<strong>in</strong>en Problemen führt.Auch wenn viele Argumente <strong>in</strong> diesem Abschnitt gültig bleiben, wenn man R n durch e<strong>in</strong> GebietΩ ⊆ R n ersetzt, werden wir <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fachheit halber hier nur den Fall Ω = R n betrachten, umtechnische Komplikationen zu vermeiden.L sei e<strong>in</strong> formaler Differentialoperator <strong>in</strong> <strong>der</strong> sogenannten DivergenzformLu := −n∑j,k=1∂ k (a jk ∂ j u) +n∑b j ∂ j u + cuj=1mit a jk = a kj ∈ C 1 (R n ) ∩ L ∞ (R n ) mit ∂ m a kj ∈ L ∞ (R n ) und b j , c ∈ L ∞ (R n ) für alle j, k, m ∈N ≤n . Es wird sich später zeigen, daß diese Darstellung von L besser geeignet ist als die bisherige.Sie läßt sich aber leicht <strong>in</strong> die bisherige Form überführen, da formal nach <strong>der</strong> Kettenregel giltLu =n∑(−a jk )∂ k ∂ j u +j,k=1n∑ (n∑ )− ∂ k a jk + b j ∂j u + cu.j=1k=1Außerdem sei L gleichmäßig stark elliptisch, das heißt, es gebe e<strong>in</strong> θ ∈ R >0 so, daß gilt∀ x ∈ Ω ∀ ξ ∈ R n :n∑j,k=1a jk (x)ξ j ξ k ≥ θ‖ξ‖ 2 . (6.6)Im folgenden soll <strong>der</strong> Operator A := −L auf e<strong>in</strong>em geeigneten Def<strong>in</strong>itionsbereich D(A) ≤ L 2 (R n )def<strong>in</strong>iert werden, um anschließend mit Hilfe des Satzes von Hille-Yosida zu zeigen, daß dieserOperator A e<strong>in</strong>e C 0 -Halbgruppe erzeugt. Mit dem Lösungssatz 6.12 für das abstrakte Cauchy-Problem erhält man dann für die parabolische Gleichung∂ t u(t, x) = −u(0, x) = g(x)n ∑j,k=1∑∂ k (a jk ∂ j u)(x) + n b j (x)∂ j u(x) + c(x)u(x),j=1die folgende Existenz- und E<strong>in</strong>deutigkeitsaussage:∀ g ∈ D(A) ∃ 1 u ∈ C 1 (R ≥0 , L 2 (R n )) : u ′ = −Lu ∧ u(0) = g. (6.7)Als erstes ist klären, was e<strong>in</strong> geeigneter Def<strong>in</strong>itionsbereich für A ist. Es zeigt sich, daß dies genaudiejenigen Elemente aus L 2 (R n ) s<strong>in</strong>d, die im schwachen (L 2 )-S<strong>in</strong>ne zweimal differenzierbar s<strong>in</strong>d.Dafür betrachten wir zunächst die folgende Motivation:Ist u ∈ S ⊆ L 2 (R n ) und v ∈ L 2 (R n ) sowie α ∈ N n 0 , so erhält man mit partieller Integration∫∫∂ α u = v ⇐⇒ ∀ ϕ ∈ C0 ∞ (R n ) : 〈v|ϕ〉 L2 = ∂ α u · ϕ = (−1) |α| u · ∂ α ϕ = (−1) |α| 〈u|∂ α ϕ〉 . L 2Dies motiviert die folgende


6 PARABOLISCHE GLEICHUNGEN 2. ORDNUNG MIT VARIABLEN KOEFFIZIENTEN58Def<strong>in</strong>ition/Bemerkung 6.27 (schwache Ableitung). Sei u ∈ L 2 (R n ) und α ∈ N n 0 . Wir sagen,u besitzt e<strong>in</strong>e α-te schwache Ableitung (<strong>in</strong> L 2 (R n )), falls e<strong>in</strong> v ∈ L 2 (R n ) existiert so, daß für alleϕ ∈ C0 ∞(Rn ) gilt〈v|ϕ〉 L2 = (−1) |α| 〈u|∂ α ϕ〉 . L 2Da C ∞ 0 (Rn ) <strong>in</strong> L 2 (R n ) dicht liegt, ist dieses v e<strong>in</strong>deutig bestimmt, und wir nennen ∂ α u := vdie α-te schwache Ableitung von u. Wir verwenden daher auch die Sprechweise ∂ α u existiert (<strong>in</strong>L 2 (R n )).Mithilfe partieller Integration kann man zeigen, daß sich viele bekannte Regeln <strong>der</strong> Differentialrechnungauf die schwachen Ableitungen übertragen lassen, vgl. hierzu etwa [Ev98], Abschnitt5.2. Insbeson<strong>der</strong>e bilden die bis zu e<strong>in</strong>er bestimmten Ordnung schwach differenzierbaren Funktionene<strong>in</strong>en Untervektorraum von L 2 (R n ).Def<strong>in</strong>ition 6.28 (Sobolev-Räume). Sei m ∈ N 0 . Wir def<strong>in</strong>ierenH m (R n ) := {u ∈ L 2 (R n ) | ∀ α ∈ N n 0 , |α| ≤ m : ∂α u existiert <strong>in</strong> L 2 (R n )},( ∑ ) 1/2‖u‖ H m :=|α|≤m ‖∂α u‖ 2 L 2für alle u ∈ H m (R n ).(Im Fall m = 1 ist die Sobolev-Norm ‖u‖ H 1 = ‖u‖ 2 L 2+ ∑ ) 1/2nj=1 ‖∂ ju‖ 2 L 2 offenbar äquivalentzu <strong>der</strong> von uns im folgenden verwendeten Norm⎛⎞1/2n∑‖u‖ 1 := ‖u‖ L2 + ⎝ ‖∂ j u‖ 2 ⎠L 2= ‖u‖ L2 + ‖∇u‖ L2 .j=1Die folgende Aussage läßt sich leicht verifizieren:Satz 6.29. Für alle m ∈ N 0 ist (H m (R n ), ‖ · ‖ H m) e<strong>in</strong> Hilbertraum mit Skalarprodukt (u, v) ↦→∑|α|≤m 〈∂α u | ∂ α v〉 L2 .Beweis. siehe [Ev98], Anschnitt 5.2, Theorem 2.Für jedes u ∈ H 2 (R n ) läßt sich damitLu = −n∑j,k=1∂ k (a jk ∂ j u) +n∑b j ∂ j u + cuj=1im schwachen S<strong>in</strong>n def<strong>in</strong>ieren, wir setzen daherD(A) := H 2 (R n ).Für den so def<strong>in</strong>ierten Operator A im Hilbertraum L 2 (R n ) sollen nun die Bed<strong>in</strong>gungen (i)und (ii) des Satzes von Hille-Yosida 6.25 verifizieren. Dazu muß für u, v ∈ D(A) = H 2 (R n )<strong>der</strong> Ausdruck 〈Au | u〉 = −〈Lu | u〉 L2 untersucht werden. Man kann leicht zeigen, daß auch für


6 PARABOLISCHE GLEICHUNGEN 2. ORDNUNG MIT VARIABLEN KOEFFIZIENTEN59schwache Ableitungen <strong>in</strong> H 1 (R n ) immer noch die Formel für partielle Integration gilt. Damitfolgt für alle u ∈ H 2 (R n ), v ∈ H 1 (R n ):∫ ⎛ ⎞n∑n∑〈Lu | v〉 L2 = ⎝− ∂ k (a jk ∂ j u) · v + b j ∂ j u · v + cu · v⎠=part. Int.==n∑j,k=1n∑j,k=1∫ ⎛ ⎝∫−∫j,k=1n∑j,k=1j=1∂ k (a jk ∂ j u) · v +∫ ⎛ ⎝a jk ∂ j u · ∂ k v +∫ ⎛ ⎝a jk ∂ j u · ∂ k v +⎞n∑b j ∂ j u · v + cu · v⎠j=1⎞n∑b j ∂ j u · v + cu · v⎠j=1⎞n∑b j ∂ j u · v + cu · v⎠ .Offensichtlich läßt <strong>der</strong> letzte Ausdruck auch noch für u, v ∈ H 1 (R n ) formulieren.Def<strong>in</strong>ition/Bemerkung 6.30 (zu L gehörige Form). Def<strong>in</strong>iere die Bil<strong>in</strong>earform B auf H 1 (R n )durch∫ ⎛ ⎞n∑n∑B L (u, v) := ⎝ a jk ∂ j u · ∂ k v + b j ∂ j u · v + cu · v⎠ für alle u, v ∈ H 1 (R n ).j,k=1j=1B := B L heißt die zu L gehörige Form. Ist u ∈ H 2 (R n ) und v ∈ H 1 (R n ), so gilt nach dem obenGezeigtem B(u, v) = 〈Lu | v〉.Zentrales Hilfsmittel zum Herleiten <strong>der</strong> Bed<strong>in</strong>gungen aus dem Satz von Hille-Yosida ist <strong>der</strong>folgendeSatz 6.31 (Gård<strong>in</strong>gsche Ungleichung). Es gibt α, β ∈ R >0 und ω ∈ R ≥0 so, daß für alleu, v ∈ H 1 (R n ) gilt(1) |B(u, v)| ≤ α‖u‖ 1 · ‖v‖ 1 ,(2) β‖u‖ 2 1 ≤ B(u, u) + ω‖u‖2 L 2.Für den Beweis verwenden wir die sogenannte Cauchy-Ungleichung:j=1∀ a, b, ε ∈ R >0 : ab ≤ εa 2 + 1 4ε b2 . (6.8)Beweis von (6.8). Seien a, b, ε ∈ R >0 . Mit <strong>der</strong> AGM-Ungleichung folgt dannab = √ √b2εa 2 2·2ε ≤ 1 2 · 2εa2 + 1 2 · b22ε = εa2 + 1 4ε b2 .


6 PARABOLISCHE GLEICHUNGEN 2. ORDNUNG MIT VARIABLEN KOEFFIZIENTEN60Beweis <strong>der</strong> Gård<strong>in</strong>gschen Ungleichung 6.31. Seien u, v ∈ H 1 (R n ).(1) Mit <strong>der</strong> Cauchy-Schwarzschen Ungleichung folgtn∑∫n∑∫|B(u, v)| ≤ ‖a jk ‖ ∞ |∂ j u| · |∂ k v| + ‖b j ‖ ∞j,k=1} {{ }α 1 :=∫∫≤ α 1 · |∇u| · |∇v| + α 2 ·j=1} {{ }α 2 :=∫|∇u| · |v| + ‖c‖ ∞ ·|∂ j u| · |v| + ‖c‖ ∞∫|u| · |v||u| · |v|≤α 1 · ‖∇u‖ 2 ‖∇v‖ 2 + α 2 · ‖∇u‖ 2 ‖v‖ 2 + ‖c‖ ∞ · ‖u‖ L2 ‖v‖ L2mit α := max{α 1 , α 2 , ‖c‖ ∞ }.≤ α ( ‖u‖ L2 + ‖∇u‖ L2) (‖v‖L2 + ‖∇v‖ L2)= α ‖u‖1 ‖v‖ 1(2) Sei ε ∈ R >0 . Aus <strong>der</strong> Elliptizitätsbed<strong>in</strong>gung (6.6) angewendet auf den Vektor ξ := ∇u ergibtsich∫∫ n∑∫ ⎛ ⎞n∑∫θ |∇u| 2 ≤ a jk · ∂ j u ∂ k u = B(u, u) − ⎝ b j · ∂ j u v⎠ − cu 2j,k=1≤ B(u, u) +n∑∫‖b j ‖ ∞j=1j=1|∇u| |v| + ‖c‖ ∞∫|u| 2(6.8)≤ B(u, u) + α 2∫ (ε|∇u| 2 + 1 4ε |u|2 )+ ‖c‖ ∞∫= B(u, u) + εα 2∫Wähle nun ε < 1 θα 2 2, dann folgtθ( α2)2 ‖∇u‖2 L 2≤ B(u, u) +4ε + ‖c‖ ∞(|∇u| 2 α2)+4ε + ‖c‖ ∞ ‖u‖ 2 L 2.‖u‖ 2 L 2.Mit β := m<strong>in</strong>{1, θ 2 } und ω := 1 + α 24ε + ‖c‖ ∞ folgt (2).Hieraus folgt für alle u ∈ D(A) = H 2 (R n ):〈Au | u〉 = −〈Lu | u〉 L2 = −B(u, u) ≤ ω‖u‖ 2 L 2− β‖u‖ 2 H 1 ≤ ω‖u‖ 2 L 2, (6.9)also Bed<strong>in</strong>gung (i) aus dem Satz von Hille-Yosida für Hilberträume 6.25. Es bleibt (ii) zu zeigen,also die Surjektivität von A − λ = −(L + λ) für alle λ ∈ R >ω , also ist zu zeigen:∀ f ∈ L 2 (R n ) ∃ u ∈ H 2 (R n ) : Lu + λu = f.Es ist also e<strong>in</strong>e Existenzaussage für die zu L + λ gehörige elliptische Gleichung (L + λ)u = fherzuleiten. Ähnlich wie bei <strong>der</strong> schwachen Ableitung wollen wir dafür zunächst das Konzepte<strong>in</strong>er schwachen Lösung von (L + λ)u = f entwickeln. Dafür beobachten wir:(L + λ)u = f ⇐⇒ ∀ v ∈ H 1 (R n ) : 〈(L + λ)u|v〉 L2} {{ }=B(u,v)+λ〈u | v〉 L2= 〈f|v〉 . L 2Wir nehmen dies zum Anlaß für die folgende|u| 2


6 PARABOLISCHE GLEICHUNGEN 2. ORDNUNG MIT VARIABLEN KOEFFIZIENTEN61Def<strong>in</strong>ition 6.32 (schwache Lösung <strong>der</strong> elliptischen Gleichung). Sei f ∈ L 2 (R n ) und λ ∈ R.Dann def<strong>in</strong>iere B λ (u, v) := B(u, v) + 〈u | v〉 L2 für alle u, v ∈ H 1 (R n ). E<strong>in</strong>e schwache Lösung <strong>der</strong>elliptischen GleichungLu + λu = fist e<strong>in</strong> u ∈ H 1 (R n ) mit B λ (u, v) = 〈f | v〉 L2 für alle v ∈ H 1 (R n ).Wir zeigen nun, daß für jedes f ∈ L 2 (R n ) und λ ∈ R >ω e<strong>in</strong>e schwache Lösung <strong>der</strong> GleichungLu + λu = f existiert. Sei dazu f ∈ L 2 (R n ) und λ ∈ R >ω fest. Dann def<strong>in</strong>iert F (v) := 〈f | v〉 L2wegen|F (v)| = |〈f | v〉 L2 |Cauchy-Schwarz≤ ‖f‖ L2 ‖v‖ L2 ≤ ‖f‖ L2 ‖v‖ 1e<strong>in</strong> stetiges Funktional auf H 1 (R n ). Nach dem Darstellungssatz von Riesz, angewendet auf denHilbertraum H 1 (R n ) existiert daher e<strong>in</strong> (e<strong>in</strong>deutig bestimmtes) w ∈ H 1 (R n ) mit F = 〈· | w〉 H 1.Satz 6.33 (Satz von Lax-Milgram). Sei H e<strong>in</strong> R-Hilbertraum und b : H × H → R e<strong>in</strong>e Bil<strong>in</strong>earform.Es gebe α, β ∈ R >0 mit(1) ∀ x, y ∈ H : |b(x, y)| ≤ α ‖x‖ ‖y‖ (Stetigkeit),(2) ∀ x ∈ H : β‖x‖ 2 ≤ b(x, x) (Koerzivität).Dann existiert e<strong>in</strong> stetiger Isomorphismus T ∈ GL(H) mit∀ x, y ∈ H : b(x, y) = 〈x | T y〉.Beweis. Nach (1) ist die Abbildungb : H → H ′ , y ↦→ b(·, y)stetig. Weiter sei Φ : H → H ′ , y ↦→ 〈·, y〉 <strong>der</strong> Riesz-Isomorphismus. Def<strong>in</strong>iere T := Φ −1 ◦ b. Dannist T ∈ L(H), und für alle x, y ∈ H gilt〈x | T y〉 = 〈x | Φ −1 (by)〉 = (by)(x) = b(x, y).Es bleibt also zu zeigen, daß T bijektiv ist. Für alle x ∈ H gilt nach (2)alsoβ‖x‖ 2 ≤ b(x, x) = 〈x | T x〉Cauchy-Schwarz≤ ‖T x‖ ‖x‖,β‖x‖ ≤ ‖T x‖.(∗)T <strong>in</strong>jektiv. Aus T x = 0 folgt mit (∗) x = 0. Somit ist T <strong>in</strong>jektiv.T surjektiv. Die Stetigkeit von T zusammen mit (∗) zeigt, daß T (H) vollständig ist, also <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>ee<strong>in</strong> abgeschlossener Teilraum von H. Sei x ∈ T (H) ⊥ , dann folgt0 = 〈x | T x〉 = b(x, x) (2)≥ β‖x‖ 2 ,also x = 0. Also ist T (H) ⊥ = {0} und damit T (H) = T (H) = H.


6 PARABOLISCHE GLEICHUNGEN 2. ORDNUNG MIT VARIABLEN KOEFFIZIENTEN62Nach <strong>der</strong> Gård<strong>in</strong>gschen Ungleichung 6.31 erfüllt die Bil<strong>in</strong>earform B λ die Voraussetzungen desSatzes von Lax-Milgram, wähle also e<strong>in</strong> entsprechendes T ∈ L(H 1 (R n )). Dann folgtF (v) = 〈v | w〉 H 1 = B λ (v, T −1 w) = B λ (u, v)mit u := T −1 w. Zusammenfassend beweist dies den folgendenSatz 6.34 (Existenzsatz für schwache Lösungen <strong>der</strong> elliptischen Gleichung). Sei f ∈ L 2 (R n )und λ ∈ R >ω . Dann existiert e<strong>in</strong>e schwache Lösung <strong>der</strong> elliptischen GleichungLu + λu = f.Die schwache Lösung u <strong>der</strong> Gleichung Lu + λu = f ist zunächst nur e<strong>in</strong> Element von H 1 (R n ).Man kann zeigen, daß <strong>in</strong> dieser Situation sogar u ∈ H 2 (R n ) ist:Satz 6.35 (elliptische Regularität). Unter <strong>der</strong> Voraussetzung a ∈ C 1 (R n ) ∩ L ∞ (R n ) und Da ∈L ∞ (R n ) gilt für alle f ∈ L 2 (R n ) und λ ∈ R >ω : Ist u ∈ H 1 (R n ) mit (L + λ)u = f, so folgtu ∈ H 2 (R n ).Beweis. Für beschränkte Gebiete Ω anstelle von R n f<strong>in</strong>det sich dieses Aussage <strong>in</strong> [Ev98], Abschnitt6.3, Theorem 4. Für e<strong>in</strong>en Beweis <strong>der</strong> vorliegenden (e<strong>in</strong>facheren) Situation Ω = R n siehezum Beispiel [EN00], Theorem VI.5.22.Damit ist auch Bed<strong>in</strong>gung (ii) des Satzes von Hille-Yosida erfüllt. Es folgt <strong>der</strong> zentrale Satzdieses Abschnittes:Satz 6.36. Der Operator A erzeugt e<strong>in</strong>e ω-Kontraktionshalbgruppe <strong>in</strong> L 2 (R n ). Somit gilt:∀ g ∈ H 2 (R n ) ∃ 1 u ∈ C 1 (R ≥0 , L 2 (R n )) : u ′ = −Lu und u(0) = g. (6.10)Mit diesem Ergebnis schließen wir den kurzen E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Theorie elliptischer und parabolischer<strong>Differentialgleichungen</strong> ab. Als kle<strong>in</strong>en Ausblick werden im folgenden noch e<strong>in</strong>ige weiterführendeErgebnisse notiert, die die bisherigen Resultate ergänzen.• Die bisherigen Ergebnisse stimmen im allgeme<strong>in</strong>en Fall für alle C 0 -Halbgruppen. Tatsächlicherzeugt A aufgrund <strong>der</strong> sogenannten Parabolizitätsbed<strong>in</strong>gungsup ‖(λ − ω)R(λ, A)‖ < +∞.λ∈R >ωsogar e<strong>in</strong>e analytische Halbgruppe. Für diese gelten stärkere Resultate als im allgeme<strong>in</strong>enFall. Zum Beispiel erhält die Analytizität <strong>der</strong> Lösung u, und die Aussage (6.10) bleibtrichtig für alle g ∈ L 2 (R n ).


6 PARABOLISCHE GLEICHUNGEN 2. ORDNUNG MIT VARIABLEN KOEFFIZIENTEN63• Mithilfe des Sobolevschen E<strong>in</strong>bettungssatz kann man aus <strong>der</strong> Existent bestimmter schwacherLösungen wie<strong>der</strong> die Existenz klassischer Lösungen schließen:Seien m, k ∈ N 0 mit m > k + n 2 . Dann ist [u] ∩ Ck (R n ) ≠ ∅, und die dadurch <strong>in</strong>duzierteE<strong>in</strong>bettungist stetig.H m (R n ) ↩→ C k (R n )Damit läßt sich zum Beispiel herleiten, daß für Anfangsbed<strong>in</strong>gungen f ∈ S die Lösung <strong>der</strong>parabolischen Gleichung sogar C ∞ se<strong>in</strong> muß.


7 STOCHASTISCHE DARSTELLUNG VON LÖSUNGEN PARABOLISCHER GLEICHUNGEN647 Stochastische Darstellung von Lösungen parabolischer GleichungenIn diesem abschließenden Kapitel soll e<strong>in</strong> kurzer <strong>in</strong>formeller Ausblick auf die stochastische Darstellungvon Lösungen parabolischer Gleichungen und <strong>der</strong> damit im engen Zusammenhang stehendenFeynman-Kac-Formel gegeben werden.Zur Motivation betrachten wir zunächst wie<strong>der</strong> die leicht modifizierte Wärmeleitungsgleichung∂ t u = 1 2∆u + c u,u(0, ·) = g(7.1)mit c ∈ R n und g ∈ C(R). Mit dem Kern( )k t (x) := e ct 1(2πt) n/2 exp − ‖x‖22tfür alle (t, x) ∈ R >0 × R ndef<strong>in</strong>iert u(t, x) := k t ∗ g(x) die e<strong>in</strong>deutige Lösung von (7.1). In H<strong>in</strong>blick auf §6 läßt sich dieseAussage auch so formulieren: In e<strong>in</strong>em geeigneten Banachraum, wie z.B. L 2 (R n ), ist die Lösungshalbgruppegegeben durch den Faltungsoperatore t( 1 2 ∆+c) = k t ∗ ·.) (− ‖x‖22t1Im folgenden sei ϕ 0,t (x) := exp(2πt) n/2Normalverteilung N(0, t) mit Mittelwert 0 und Standardabweichung t. Dann giltu(t, x) = e ct 1(2πt) n/2 ∫∫= e ct 1(2πt)∫n/2= e ct‖y − x‖2exp(−2texp(− ‖z‖22tg(x + z)ϕ 0,t (z) dz.Da W t − W 0 N(0, t)-verteilt ist, folgt damitfür alle (t, x) ∈ R >0 × R n die Dichte <strong>der</strong>)g(y) dy (Transformationz := y − x))g(x + z) dzu(t, x) = e ct E(g(x + W t − W 0 )) = e ct E(g(W t + (x − W 0 ))) = e ct E(g(W t )|W 0 = x)=: e ct E x (g(W t )).Damit haben wir die folgende stochastische Darstellung <strong>der</strong> Lösung u gewonnen:u(t, x) = E x (e ct g(W t )).(∗)Dies hat als Ursache, daß <strong>der</strong> Wienerprozeß (W t ) t≥0 die stochastische DifferentialgleichungdX t = 1 · dW t löst. Im folgenden soll das allgeme<strong>in</strong>e Konzept skizziert werden, daß diesemPhänomen zugrunde liegt.Seien dazu W 1 , . . . , W m Wienerprozesse und X e<strong>in</strong> (geeigneter) stochastischer Prozeß mit Werten<strong>in</strong> R n , <strong>der</strong> die stochastische DifferentialgleichungdX t = µ(X t ) dt + σ(X t ) dW t


7 STOCHASTISCHE DARSTELLUNG VON LÖSUNGEN PARABOLISCHER GLEICHUNGEN65erfüllt, wobei σ : R n → R n×m und µ : R n → R n vorgegeben seien. Dann heißt <strong>der</strong> DifferentialoperatorL := 1 2n∑(σσ t ) jk ∂ j ∂ k +j,k=1n∑µ j ∂ jj=1<strong>der</strong> (formale) Erzeuger von X. Mit <strong>der</strong> Itô-Formel läßt sich leicht für alle g ∈ C ∞ 0 (Rn ) undx ∈ R n zeigen:E x (g(X t )) − g(x)Lg(x) = lim.t→0 tDies rechtfertigt die Bezeichnung Erzeuger. Unter geeigneten Anfor<strong>der</strong>ungen an σ und µ (die<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Elliptizität des Differentialoperators L zur Folge haben) läßt sich als Verallgeme<strong>in</strong>erungvon (∗) <strong>der</strong> folgende fundamentale Satz zeigen.Feynman-Kac-Formel. Sei c ∈ C(R n ). Ist u e<strong>in</strong>e Lösung <strong>der</strong> parabolischen Gleichung∂ t u = Lu + cu,u(0, ·) = g,so besitzt u die Darstellung(∫ t) )u(t, x) = E(expx c(X s ) ds · g(X t ) . (7.2)0Bei Kenntnis des stochastischen Prozesses (X t ) t≥0 kann man mit dieser Formel unter Umständenauch e<strong>in</strong>e explizite Darstellung <strong>der</strong> Lösung u gew<strong>in</strong>nen.Als Beispiel hierfür soll zum Abschluß dieses Kapitels gezeigt werden, wie man mithilfe <strong>der</strong>Feynman-Kac-Formel die Black-Scholes-Formel alternativ herleiten kann. Es sei dazu an dasBlack-Scholes-Modell aus §2 er<strong>in</strong>nert: Der Preisprozeß (S t ) t≥0 erfüllt die stochastische DifferentialgleichungdS t = rS t dt + σS t dW t .Der Erzeuger von (S t ) t≥0 ist also <strong>der</strong> Differentialoperator L := 1 2 σ2 x 2 ∂ 2 x + rx∂ x . Die Black-Scholes-Differentialgleichung (nach Zeitumkehr) läßt sich damit schreiben als∂ t u = 1 2 σ2 x 2 ∂xu 2 + rx∂ x u − ru = Lu − ru,u(0, ·) = g.Außerdem wurde gezeigt, daß S t die explizite Darstellung) )S t = exp((r − σ2t + σW t .2


7 STOCHASTISCHE DARSTELLUNG VON LÖSUNGEN PARABOLISCHER GLEICHUNGEN66besitzt. Da W t − W 0 N(0, t)-verteilt ist, folgt daher für die Lösung u mit <strong>der</strong> Feynman-Kac-Formelu(t, x) = e −rt E x (g(S t )) = e −rt E(g(S t ) | S 0 = x)( () )) ∣∣∣W0= e −rt E g exp((r − σ2t + σW t = log x )2σ( ()) ))= e −rt E g exp((r − σ2t + σ(W t − W 0 ) + log x= e −rt ∫(g exp((r − σ222)) )t + σz + log x ϕ 0,t (z) dz.Durch Substitution gew<strong>in</strong>nt man hieraus ebenfalls die bereits hergeleitete Darstellung (5.2).


LITERATUR 67Literatur[EN00] Engel, K.-J., Nagel, R.; One-Parameter Semigroups for l<strong>in</strong>ear Evolution Equations.Spr<strong>in</strong>ger-Verlag, Berl<strong>in</strong> Heidelberg New York, 2000.[Ev98] Evans, L.C.; Partial Differential Equations. American Mathematical Society, Providence,Rhode Island, 1998.[Hu96] Hull, J.; Options, Futures and Other Derivative Securities, 3. Auflage. Prentice-Hall,Englewood Cliffs, 1996.[Ir03] Irle, A.; F<strong>in</strong>anzmathematik, 2. Auflage. Teubner Verlag, Wiesbaden, 2003.[Jo95] John, F.; Partial Differential Equations, 4. Auflage. Spr<strong>in</strong>ger-Verlag, Berl<strong>in</strong> HeidelbergNew York, 1995.[Jo98] Jost, J.; <strong>Partielle</strong> <strong>Differentialgleichungen</strong>. Spr<strong>in</strong>ger-Verlag, Berl<strong>in</strong> Heidelberg New York,1998.[Øk05] Øksendal, B.; Stochastic Differential Equations, 6. Auflage. Spr<strong>in</strong>ger-Verlag, Berl<strong>in</strong> HeidelbergNew York, 2005.[Pa83] Pazy, A.; Semigroups of L<strong>in</strong>ear Operators and Applications to Partial DIfferential Equations,2. Auflage. Spr<strong>in</strong>ger-Verlag, Berl<strong>in</strong> Heidelberg New York, 1983.[St01] Steele, J.M.; Stochastical Calculus and F<strong>in</strong>ancial Applications. Spr<strong>in</strong>ger-Verlag, Berl<strong>in</strong>Heidelberg New York, 2001.[We00] Werner, D.; Funktionalanalysis, 3. Auflage. Spr<strong>in</strong>ger-Verlag, Berl<strong>in</strong> Heidelberg NewYork, 2000.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!