5 DIE BLACK-SCHOLES FORMEL 44(2) Implizite Volatilität: Bei gegenwärtigem Marktpreis p <strong>der</strong> Option am Markt und den vorliegendenDaten x, t, K löse die Gleichungp(t, x, K, σ) = pnach σ = σ auf.Die zweite Methode liefert <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis die folgende Beobachtung: Obwohl im Black-Scholes-Modell die Volatilität als konstant angenommen wird, ergibt sich beim Berechnen <strong>der</strong> implizitenVolatilität e<strong>in</strong>e umso höhere Volatilität, je weiter <strong>der</strong> Aktienpreis x von dem Basispreis K abweicht.Grafik e<strong>in</strong>fügen: Smile-Effekt.Motiviert durch diese Grafik nennt man dieses Phänomen auch den Smile-Effekt.
6 PARABOLISCHE GLEICHUNGEN 2. ORDNUNG MIT VARIABLEN KOEFFIZIENTEN456 Parabolische Gleichungen 2. Ordnung mit variablen Koeffizienten6.1 E<strong>in</strong>leitungIm Gegensatz zur Wärmeleitungsgleichung sollen <strong>in</strong> diesem Kapitel parabolische Gleichungen2. Ordnung auf R n mit im allgeme<strong>in</strong>en nicht konstanten Koeffizienten betrachtet werden. Zume<strong>in</strong>en ist die nicht transformierte Black-Scholes-Gleichung (2.14) e<strong>in</strong>e Gleichung mit variablen,aber zeitunabhängigen Koeffizienten. Zum an<strong>der</strong>en kann man sich vorstellen, daß allgeme<strong>in</strong>ereModelle auf Gleichungen ähnlich <strong>der</strong> Black-Scholes-Gleichung führen, es jedoch auch nachTransformationen nicht möglich ist, diese <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Gleichung mit konstanten Koeffizienten zuüberführen. Es sollen also im allgeme<strong>in</strong>sten Fall Gleichungen <strong>der</strong> Gestaltn∑n∑∂ t u(t, x) = a jk (t, x)∂ j ∂ k u(t, x) + b j (t, x)u(t, x) + c(t, x)u(t, x),u(0, ·) = gj,k=1j=1betrachtet werden. Dabei soll <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fachheit halber nur <strong>der</strong> Fall betrachtet werden, daß dieKoeffizienten alle von t o<strong>der</strong> alle von x unabhängig s<strong>in</strong>d. Der zweite Fall stellt allerd<strong>in</strong>gs nure<strong>in</strong>e Variante <strong>der</strong> bereits <strong>in</strong> Kapitel 4 vorgestellten Methode dar und wird daher dem Leser alsÜbung überlassen. Daher soll im folgenden <strong>der</strong> Fall zeitunabhängiger Koeffizienten untersuchtwerden.Generalvoraussetzung 6.1. Seien a jk , b j , c : R n → R für alle j, k ∈ N ≤n meßbare Funktionen.Def<strong>in</strong>iere außerdem den formalen Differentialoperatorn∑n∑L := − a jk (x)∂ j ∂ k + b j (x) + c(x).j,k=1j=1(Die Wahl des negativen Vorzeichens vor <strong>der</strong> Doppelsumme hat formale Gründe und wird sichspäter als s<strong>in</strong>nvoll erweisen).In dieser Situation ist es e<strong>in</strong>e geeignete und übliche Methode, die konkrete Gleichung als e<strong>in</strong>esogenannte abstrakte parabolische Gleichung aufzufassen und sie so funktionalanalytischenMethoden zugänglich zu machen.6.2 Abstrakte parabolische GleichungenZiel dieses Abschnittes ist die Entwicklung e<strong>in</strong>er Lösungstheorie für die Gleichung∂ t u(t, x) = −Lu(t, x),u(0, ·) = g.Bevor die technischen Details erläutert werden, soll im folgenden die Idee skizziert werden, <strong>in</strong>welcher Art und Weise diese Gleichung behandelt werden soll, um e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Lösungstheoriezu erhalten. Da <strong>der</strong> Operator ∂ t nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> t-Variable und L nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> x-Variable operiert,ersche<strong>in</strong>t es s<strong>in</strong>nvoll, die Funktion u nicht mehr als geme<strong>in</strong>sam von t und x abhängige Funktionanzusehen, son<strong>der</strong>n als Funktion auf R ≥0 mit Werten im Funktionenraum R RnR ≥0 → R Rn , t ↦→ u(t, ·),