4 PARABOLISCHE GLEICHUNGEN 2. ORDNUNG MIT KONSTANTEN KOEFFIZIENTEN36Also konvergiert auch die Reihe <strong>der</strong> k-ten Ableitung nach t lokal gleichmäßig, nach dem Satzüber das Differenzieren von Grenzfunktionen folgt damit, daß u <strong>in</strong> R >0 × R auch <strong>in</strong> t unendlichoft differenzierbar ist, und für alle k ∈ N 0 und (t, x) ∈ R >0 × R gilt(∂ t ) k u(t, x) =∞∑( (dkdt)j=0Insbeson<strong>der</strong>e gilt ∂ t u = ∆u.g (j) (t)(2j)!)x 2j = (∂ x ) 2k u(t, x).Dieses Beispiel zeigt, daß im allgeme<strong>in</strong>en ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>deutigkeit für Lösungen parabolischer Gleichungenauf R n gilt. Diese Situation än<strong>der</strong>t sich, wenn man anstelle von R n beschränkte Gebiete<strong>in</strong> R n betrachtet, o<strong>der</strong> wenn man im allgeme<strong>in</strong>en Fall weitere Wachstumsbed<strong>in</strong>gungen an dieAnfangsbed<strong>in</strong>gung bzw. Lösung stellt, wie es bereits im Existenzsatz notwendig war.E<strong>in</strong> Standard-Hilfsmittel zum Beweis von E<strong>in</strong>deutigkeitssätzen s<strong>in</strong>d sogenannte Maximumpr<strong>in</strong>zipien.Dies s<strong>in</strong>d, grob gesprochen, Aussagen darüber, daß bestimmte Funktionen ihr Maximum <strong>in</strong>e<strong>in</strong>er Teilmenge des Randes annehmen. Solche Maximumpr<strong>in</strong>zipien ergeben sich für Differentialoperatorenzweiter Ordnung zum Beispiel daraus, daß solche Differentialoperatoren Bed<strong>in</strong>gungenan die Ableitungen erster und zweiter Ordnung stellen, die wie<strong>der</strong>um das Vorliegen von lokalenExtremwertstellen charakterisieren.Diese Methode wird im folgenden angewendet, um das sogenannte schwache Maximumpr<strong>in</strong>zipherzuleiten, zunächst für beschränkte Gebiete und im Anschluß unter zusätzlichen Wachstumsbed<strong>in</strong>gungenauch für den ganzen R n . Daraus wird dann <strong>der</strong> E<strong>in</strong>deutigkeitssatz für die Lösungenparabolischer Gleichungen zweiter Ordnung mit konstanten Koeffizienten gefolgert. Das weitereVorgehen lehnt sich an die Ausführungen <strong>in</strong> [Jo98] an.Notationen 4.18. Für Ω ⊆ R n setze Ω T := ]0, T [×Ω und ∂ ∗ Ω T := ({0} × Ω) ∪ (I × ∂Ω). ∂ ∗ Ω Theißt reduzierter o<strong>der</strong> auch parabolischer Rand von Ω T .Satz 4.19 (schwaches Maximumpr<strong>in</strong>zip für beschränkte Gebiete). Es gelte c = 0. Sei Ω ⊆ R noffen und beschränkt und u : Ω T → R stetig und C 1,2 . Giltso folgt∂ t u − P (D)u ≤ 0 <strong>in</strong> Ω T ,sup u(Ω T ) = sup u(∂ ∗ Ω T ).Beweis. O.B.d.A. gelte T < +∞ (sonst ersetze sup u(Ω T ) durch sup sup u(Ω τ )).Fall 1: ∂ t u − P (D)u < 0 <strong>in</strong> Ω T . Sei ε ∈ ]0, T [ . Da Ω T −ε kompakt und u stetig ist, existiert e<strong>in</strong>Punkt (t 0 , x 0 ) ∈ Ω T mitu(t 0 , x 0 ) = max u(Ω T ).Annahme: (t 0 , x 0 ) /∈ ∂ ∗ Ω T . In diesem Fall nimmt die Funktion u(t 0 , ·) e<strong>in</strong> lokales Maximum im<strong>in</strong>neren Punkt x 0 ∈ Ω an, also gilt∇ x u(t 0 , x 0 ) = 0 und ∇ 2 xu(t 0 , x 0 ) ≤ 0τ
4 PARABOLISCHE GLEICHUNGEN 2. ORDNUNG MIT KONSTANTEN KOEFFIZIENTEN37(hierbei bezeichnet ∇ x den Gradienten bezüglich x und ∇ 2 x die Hesse-Matrix bezüglich x). Dadie Matrix h := ∇ 2 xu(t 0 , x 0 ) negativ semi-def<strong>in</strong>it ist, folgtn∑a jk ∂ j ∂ k u(t 0 , x 0 ) = Spur(ah) = Spur(a −1/2 aha 1/2 ) = Spur(a 1/2 ha 1/2 )j,k=1=n∑〈a 1/2 ha 1/2 e j | e j 〉 =j=1n∑〈ha 1/2 e j | a 1/2 e j 〉 ≤ 0,} {{ }≤0wobei e j den j-ten E<strong>in</strong>heitsvektor des R n bezeichne. Außerdem nimmt die auf ]0, T − ε] differenzierbareFunktion u(·, x 0 ) im Punkt t 0 e<strong>in</strong> lokales Maximum an, also gilt∂ t u(t 0 , x 0 ) ≥ 0(wobei ∂ t u(t 0 , x 0 ) = 0 gilt, falls t 0 < T − ε ist). Damit folgt <strong>in</strong>sgesamt∂ t u(t 0 , x 0 ) − P (D)u(t 0 , x 0 ) = ∂ t u(t 0 , x 0 ) − Spur(a∇ 2} {{ }xu(t 0 , x 0 )) − ∇} {{ } x u(t 0 , x 0 ) ·b ≥ 0} {{ }≥0≤0=0im Wi<strong>der</strong>spruch zur Voraussetzung.Fall 2: Betrachte jetzt den allgeme<strong>in</strong>en Fall ∂ t u − P (D)u ≤ 0 <strong>in</strong> Ω T . Setze u ε (t, x) := u(t, x) − εtfür alle (t, x) ∈ Ω T . Wegen c = 0 folgt P (D)u ε = P (D)u und damit∂ t u ε − P (D)u ε = (∂ t u − ε) − P (D)u ≤ 0 − ε < 0<strong>in</strong> Ω T , also gilt nach Fall 1:max u(Ω t ) = max{e ε (t, x) + tε | (t, x) ∈ Ω T } ≤ max u ε (Ω T ) + εTMit ε ↘ 0 folgt die Behauptung.j=1Fall 1= max u ε (∂ ∗ Ω T ) + εT ≤ max u(∂ ∗ Ω T ) + εT.Satz 4.20 (schwaches Maximumpr<strong>in</strong>zip für R n ). Es gelte c = 0. Sei u : I × R n → R stetig undC 1,2 , und es gebe C, λ ∈ R >0 mitGiltso folgt∀ (t, x) ∈ I × R n : u(t, x) ≤ C exp(λ‖x‖ 2 ).∂ t u − P (D)u ≤ 0 <strong>in</strong> ]0, T [ ×R n ,sup u(I × R n ) = supx∈R n u(0, x).Bevor Satz 4.20 bewiesen wird, soll als entscheidendes Korollar die E<strong>in</strong>deutigkeit für Lösungenparabolischer Gleichungen (auch im Fall c ≠ 0) gefolgert werden.