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Andrej Bitovs Uroki Armenii - Sarah

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Auf den ersten Blick macht es somit den Anschein, dass dieser Text einen ratio-<br />

nalen, informativen Zugang zum Land Armenien schafft, und der Leser allgemeine<br />

Besonderheiten dadurch erfassen kann. Die Kapitelüberschriften sind jedoch in der<br />

Bedeutung Sprachlektion, Geschichtslektion und Geographielektion irreführend. Der<br />

Inhalt der Kapitel ist nur ansatzweise didaktisch gestaltet, am stärksten jedoch im<br />

ersten Oberkapitel Urok jazyka. Der reisende Protagonist Bitov lehnt das Lernen<br />

objektiven Wissens ab. In diesem Sinne verweigert er die Lektionen, nur aber, um<br />

sich in kindlicher Weise seinen eigenen (phantastischen) Begriff dieses Landes zu<br />

schaffen (siehe Kap. 9.2, S. 109).<br />

3.2.2 Die Architektur des Textes<br />

Den strukturierten Aufbau der <strong>Uroki</strong> <strong>Armenii</strong> vergleicht Bitov mit dem architek-<br />

tonischen Aufbau einer Kirchenkonstruktion. Das Gruzinskij al’bom beschreibt er<br />

aufgrund des fragmentarischen Aufbaus als Kirchenruine. 107 Bitov vergleicht Texte<br />

mit Architektur:<br />

„Dvacat’ let nazad ja sočinil knigu o strane, kakoj zapomnil ee v pervyj<br />

raz. Ja vystroil ˙etot obraz, kak chram“ 108 .<br />

Die Idee eines Textes als Bauwerk findet sich bereits bei Mandel’štam. Dieser<br />

schrieb dem Wort die Bedeutung des Steines, als Baumaterial des Dichters, zu. 109<br />

Bitov scheint sich ebenfalls auf dieser Spur zu bewegen. Das Kapitel Dychanie na<br />

kamne ist der Stadt Sankt Petersburg gewidmet. Sie wird als Planstadt, als ide-<br />

elles Konstrukt von Zar Petr I., der Stadt Erevan, einem natürlichen Produkt der<br />

Jahrhunderte, gegenübergestellt. 110<br />

Im Zusammenhang mit der Idee des Buches als „chram“, stellt sich die Frage,<br />

ob der achtteilige inhaltliche Aufbau in <strong>Uroki</strong> <strong>Armenii</strong> der Bauweise armenischer<br />

Kreuzkuppelkirchen nachempfunden sein könnte. Diese weisen häufig eine oktogo-<br />

nale Kuppel- respektive Dachstruktur auf. Mandel’štam geht auf eine solche okto-<br />

gonale Baustruktur in den Gedichten des Armenienzyklus’ ein:<br />

107Vgl. Vorwort zu Gruzinskij al’bom von 2003: Bitov, Georgisches Album. Auf der Suche nach<br />

Heimat, 2003, S. 7-8.<br />

108Vgl. ebd., S. 9.<br />

109Vgl. Mandel’štam, Osip E.: ˙ Utro akmeizma [Essay]. In: Sobranie sočinenij v četyrech tomach.<br />

t. 2. Moskva 1991, S. 320-325.<br />

110Vgl. Bitov, <strong>Uroki</strong> <strong>Armenii</strong>, S. 110-117.<br />

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