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Andrej Bitovs Uroki Armenii - Sarah

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und Georgien, die seit den frühen 90er Jahren eigenständige Staaten sind. 7<br />

Die Untersuchung der Arbeit dreht sich weniger um autobiographische Reise-<br />

texte im klassischen Sinn, sondern vielmehr um metanarrative Texte, in denen das<br />

Schreiben selbst als die eigentliche Reise thematisiert wird. Die zentrale Frage ist<br />

daher, ob in den <strong>Uroki</strong> <strong>Armenii</strong> das reale Armenien oder lediglich eine Projektions-<br />

fläche davon im Fokus der Erzählung steht. Es soll gezeigt werden, dass bei Bitov<br />

der Text, das Buch schlechthin, als eigene Wirklichkeit behandelt wird. Armenien<br />

wird dabei als „strana ponjatij“ zu einer imaginären Projektionsfläche, die mit dem<br />

ähnlich utopistischen Reich der Zeichen 8 (1970) von Roland Barthes vergleichbar<br />

ist. Die <strong>Uroki</strong> <strong>Armenii</strong> kommen dabei primär als ein Gegenmythos zum russischen<br />

Kaukasus-Mythos zum Ausdruck.<br />

In dieser Arbeit wird die These aufgestellt, dass <strong>Bitovs</strong> Text eine Raumutopie<br />

darstellt. Der reisende Protagonist alias Bitov beschreibt einen Raum im Zusammen-<br />

hang mit dessen Kultur als zeitliches Kontinuum. Die Zeit erscheint in <strong>Bitovs</strong> Text<br />

in räumlichen Ausmassen. Da Text stets selbst als eine Wirklichkeit gilt, betrifft<br />

die Suche nach zeitlichem Kontinuum auch den Raum der Literatur. Das bedeu-<br />

tet, dass nicht nur Wahrnehmungsmuster, sondern auch intertextuelle Bezüge zu<br />

literarischen Prätexten von zentraler Bedeutung sind. Bitov sucht nach kultureller<br />

Kontinuität, der Zeit vor der stalinistischen Zäsur. Dies kommt insbesondere durch<br />

die Intertextualität performativ zum Ausdruck. Geschaffen wird damit ein literari-<br />

scher Wunschort Armenien, ein Raum, der nur im Buch zu finden ist.<br />

Die Arbeit gliedert sich in zehn Kapitel, welchen eine Synthese nachgestellt ist.<br />

Das Kapitel 1 widmet sich einerseits zunächst dem kartierbaren literarischen Topos<br />

des Kaukasus’, andererseits dem Aspekt der Kartizität in den russischen Kaukasus-<br />

Darstellungen. Des weiteren wird die Kaukasus-Literatur des 19. Jahrhunderts in-<br />

nerhalb eines kolonialen Kontextes thematisiert.<br />

Kapitel 2 geht auf vier Reisetexte über den Kaukasus von Puškin, Belyj, Man-<br />

del’štam und Bitov ein. Es wird dabei auf inhaltliche und zeitgeschichtliche Paral-<br />

lelen sowie auf intertextuelle Bezüge hingewiesen.<br />

In Kapitel 3 werden <strong>Bitovs</strong> <strong>Uroki</strong> <strong>Armenii</strong> auf ihre Textstruktur hin untersucht.<br />

7 Der unabhängige Staat Armenien wurde 1991 international anerkannt, Georgien 1992. Vgl. Reisner,<br />

Oliver: Georgien – Transitland im Süden. In: Von Gumppenberg, Marie-Carin; Steinbach,<br />

Udo (Hg.), 2008, S. 40.<br />

8 Barthes, Roland: Das Reich der Zeichen [1970]. Frankfurt a/M. 1981.<br />

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