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Therapie des Burnout-Syndroms - DIMDI

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<strong>Therapie</strong> <strong>des</strong> <strong>Burnout</strong>-<strong>Syndroms</strong><br />

2.3.2 <strong>Therapie</strong> mit pflanzlichen Substanzen<br />

Zur Phytotherapie <strong>des</strong> <strong>Burnout</strong> gibt es bislang kaum Berichte. Gleichwohl wird die Anwendung pflanzlicher<br />

Heilmittel bei Stress und stressbezogenen Erkrankungen diskutiert, etwa in dem umfassenden<br />

Forschungsüberblick von Head und Kelly 59 . Ein besonderes Augenmerk gilt dabei den sogenannten<br />

Adaptogenen. Darunter versteht man harmlose sowie eher breit und unspezifisch wirkende Pflanzen,<br />

die die Widerstandsfähigkeit gegen physische, chemische oder biologische Stressoren erhöhen und<br />

zur allgemeinen Stabilisierung beitragen 59 . Adaptogene Eigenschaften findet man vorwiegend bei Araliengewächsen.<br />

Zu den Adaptogenen gehören beispielsweise Panax Ginseng (Koreanischer Ginseng),<br />

Eleutherococcus senticosus (Taigawurzel), Withania somnifera (Schlafbeere), Glycyrrhiza<br />

(Süßholz) und Rhodiola rosea (Rosenwurz) 59 .<br />

Ihre unterschiedlichen Wirkweisen im Zusammenhang mit Stress werden dem Forschungsüberblick 59<br />

zu Folge überwiegend auf der Grundlage von Tierversuchen untersucht. Klinische Tests mit Menschen<br />

werden nur vereinzelt berichtet. So gibt es etwa für die Wirksamkeit von Rhodiola rosea bei<br />

stressbedingten Erkrankungen bereits vereinzelt humanmedizinische Evidenz 40, 137 , wobei unerwünschte<br />

Nebenwirkungen für Menschen nach heutigem Erkenntnisstand weitestgehend ausgeschlossen<br />

bzw. im seltenen Ausnahmefall als gering und harmlos eingeschätzt werden können 67 .<br />

Auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind bislang nicht nachgewiesen 117 .<br />

Demnach wirkt sich das Mittel u. a. auf den Spiegel und die Aktivität biogener Monoamine (Serotonin,<br />

Dopamin, Noradrenalin) im cerebralen Cortex, im Stammhirn und im Hypothalamus sowie auf die Katecholamin-Freisetzung<br />

aus. Man geht davon aus, dass es belastungsbedingte Schlafstörungen, Gereiztheit,<br />

Angespanntheit, Erschöpfung, Kopfschmerzen und Leistungsmängel lindern kann.<br />

Abgesehen von den Adaptogenen wird im Zusammenhang mit stressinduzierten Symptomen und Erkrankungen<br />

auch auf den Einsatz von pflanzlichen Substanzen als Cortisolmodulatoren (pflanzliche<br />

Sterole und Steroline) bzw. als Anxiolytika und Sedativa hingewiesen 59 . Welche der rund 140 isolierten<br />

Inhaltsstoffe von Rhodiola rosea wirksam sind, ist noch nicht endgültig erwiesen, doch zeigt sich in<br />

tierischen Proben, dass Phenylpropan- und Phenylethanderivate, insbesondere Rhodiolosid, Salidrosid<br />

und Triandrin, zu den aktivsten Komponenten gehören 117 .<br />

2.3.3 Verhaltenstherapie<br />

Zur <strong>Therapie</strong> <strong>des</strong> <strong>Burnout</strong>-<strong>Syndroms</strong> werden vor allem kognitive Verhaltenstherapien (KVT) in psychosomatischen<br />

Kliniken, Arzt- und psychotherapeutischen Praxen angeboten und verwendet. Die<br />

Verhaltenstherapie gehört wie die analytische und die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie<br />

zu den sogenannten Richtlinienverfahren, die als Leistung der GKV anerkannt sind.<br />

Als Begründer der KVT gelten Beck 10 , Ellis 44 und Meichenbaum 102 . Kognitive <strong>Therapie</strong>verfahren, zu<br />

denen neben der KVT, die Rational-Emotive-Verhaltenstherapie (REVT) und das Stressimpfungstraining<br />

gehören, gehen davon aus, dass die Art <strong>des</strong> Denkens auch bestimmt, wie gefühlt, gehandelt und<br />

sogar körperlich reagiert wird. Diese Techniken erscheinen insbesondere dann erfolgversprechend,<br />

wenn bisherige Einstellungen und Verhaltensweisen gegenüber der Arbeit verändert und günstigere<br />

Bewältigungsstrategien im Umgang mit Stressoren am Arbeitsplatz erarbeitet werden sollen 143 : Dazu<br />

werden problematische Persönlichkeitsvariablen identifiziert, soziale Kompetenzen und die Emotionsregulation<br />

verbessert, das Stressmanagement trainiert oder Symptom-Tagebücher geführt 143 . Im Folgenden<br />

wird sowohl auf diese drei Ansätze als auch auf zwei neuere Entwicklungen eingegangen: der<br />

„Ressourcen- oder Salutogenese-Ansatz“ 56 und der „Schemafokussierte Ansatz“ 8 .<br />

2.3.3.1 Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)<br />

Das Standardmodell der KVT fokussiert das Hier und Jetzt – ohne Rekurs auf die frühe Kindheit. Ziel<br />

ist es, den Patienten zu aktivieren, seine negative Weltsicht und meist düsteren Zukunftserwartungen<br />

sowie sein insgesamt negatives Selbstbild zu relativieren und „funktionalere Verhaltensmuster“ neu zu<br />

erlernen 11 . Dies geschieht typischerweise in 15 bis 20 Sitzungen über einen Zeitraum von drei bis vier<br />

Monaten. Der <strong>Therapie</strong>prozess verläuft in acht Phasen; auf der Basis eines Assessment (1) und der<br />

Formulierung von Problemlage und <strong>Therapie</strong>zielen (2) wird eine Problemliste erstellt (3). Patient und<br />

Therapeut entwickeln einen gemeinsamen <strong>Therapie</strong>plan (4) und beginnen mit der therapeutischen Intervention<br />

(5) – mit dem Ziel, dysfunktionale, automatische Gedanken oder Verzerrungen zu erkennen<br />

und nach alternativen kognitiven und neuen Verhaltensmustern zu fragen. In Phase 6 erfolgen die<br />

Überprüfung und die Rückfallprophylaxe; darauf baut ein Selbsthilfeprogramm auf (7); am Ende der<br />

<strong>Therapie</strong> werden Follow-up-Sitzungen nach drei und sechs Monaten angeboten 11 .<br />

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