30.11.2012 Aufrufe

Therapie des Burnout-Syndroms - DIMDI

Therapie des Burnout-Syndroms - DIMDI

Therapie des Burnout-Syndroms - DIMDI

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Therapie</strong> <strong>des</strong> <strong>Burnout</strong>-<strong>Syndroms</strong><br />

kann zwar eine relative Besserung der autonomen Regulation nachgewiesen werden, allerdings ist<br />

diese wiederum unabhängig von den <strong>Therapie</strong>formen. Nach Einschätzung der Autoren widerspricht<br />

dieser Befund anderen Studien, bei denen die Wirksamkeit eines PMR-Trainings bei der Beeinflussung<br />

<strong>des</strong> Blutdrucks sehr wohl nachgewiesen werden konnte; ebenso haben sich KVT und Yoga als<br />

wirksam erwiesen. Der fehlgeschlagene Nachweis von Effekten lässt sich zum einen mit der Ineffektivität<br />

der <strong>Therapie</strong>n oder mit der mangelnden „Sensibilität“ der verwendeten Messinstrumente begründen<br />

(Anmerkung: denkbar ist neben der kurzen Dauer der Intervention und den gewählten Messinstrumenten,<br />

auch eine nicht genügend qualifizierte Durchführung der <strong>Therapie</strong>n mit Stressmanagementberatern<br />

bzw. Physiotherapeuten).<br />

Insgesamt zeigt die Studie, dass die Kontrollgruppe zu ganz ähnlichen Fortschritten gelangt wie die<br />

beiden Interventionsgruppen. Offenbar, so die Autoren, hat die bloße Aufmerksamkeit durch die Messungen<br />

für die Effekte bei der Kontrollgruppe gesorgt, und weil dieselbe Aufmerksamkeit auch den<br />

beiden anderen Gruppen zuteil wird, sind die Effekte ganz ähnliche.<br />

Kommentar und Bewertung<br />

Die Studie betont die große Bedeutung der von den Patienten wahrgenommenen (eigenen) Ressourcen<br />

und ihren gesundheitlichen Erwartungen. Von daher müssen diese Erwartungen und Einschätzungen<br />

verstärkt in Rehabilitationsprozesse einfließen. Es gibt auch Hinweise, dass Schmerzpatienten<br />

mit kürzerem Krankenstand mit höherer Wahrscheinlichkeit nach einer KVT an ihren Arbeitsplatz<br />

zurückkehren als Patienten mit einem Krankenstand von mehr als zwölf Monaten.<br />

Positiv hervorzuheben ist neben dem Untersuchungs<strong>des</strong>ign (RCT), der Versuch, signifikante Effekte<br />

nicht nur über Selbsteinschätzungen (Fragebögen) nachzuweisen, sondern auch mittels Labordaten<br />

(autonome Regulation, algesimetrische Maße).<br />

Die wesentlichen Einschränkungen der Studie ergeben sich nach Auffassung von Heiden et al. 60 aus<br />

der Rekrutierung: Sie erfolgt ausschließlich über die Atteste der Hausärzte, während die Einschätzung<br />

der Patienten über ihr Beschwerdebild im Screening-Prozess unberücksichtigt bleibt. Zudem gelten<br />

schwere Depressionen oder kardiovaskuläre Beschwerden als Ausschlusskriterien; dennoch berichten<br />

Patienten über die Einnahme von Antidepressiva und blutdrucksenkenden Medikamenten. In der<br />

Stichprobe sind Frauen deutlich überrepräsentiert. Zudem brechen auch überproportional viele KVT-<br />

Patienten die <strong>Therapie</strong> ab – dies kann die Ergebnisse verzerren. Schließlich meinen die Autoren, dass<br />

ein Follow-up nach zwölf Monaten angesichts der langen Krankheitsgeschichte der Patienten als zu<br />

kurz angesehen werden kann.<br />

Die Zusammensetzung der Stichprobe erscheint nicht nur problematisch aufgrund <strong>des</strong> geringen Männeranteils<br />

und der Aufnahme depressiver Patienten, sie ist insgesamt zu heterogen aufgrund der Vielzahl<br />

an Diagnosen und Beschwerdebilder. Zudem wird nicht erhoben bzw. kontrolliert, welche (anderen)<br />

<strong>Therapie</strong>n die Patienten während der Behandlung zusätzlich wahrnehmen. Unklar bleiben auch<br />

Art und Umfang der Behandlung, die die Kontrollgruppe erhält, da die Angaben sehr widersprüchlich<br />

sind: zum einen heißt es, sie erhalten eine nach dem schwedischen Sozialversicherungssystem übliche<br />

Behandlung; zum anderen heißt es, den Patienten sei versprochen worden, die Behandlung nach<br />

der Interventionsphase wieder aufzunehmen. Dies könnte bedeuten, dass schwer kranken Patienten<br />

eine für sie gesetzlich vorgesehene Behandlung über vier Monate lang vorenthalten wurde.<br />

Wünschenswert wäre auch eine Diskussion der möglichen Einschränkungen der Validität durch eine<br />

ambulante Testdurchführung; denn offensichtlich wird die Befolgung der Hausaufgaben nicht hinreichend<br />

beobachtet. Daneben ist möglicherweise die spezifische KVT-Qualifikation der Testleiter für<br />

diese Form von Behandlungen nicht ausreichend (die Rede ist von Stressmanagementberatern, nicht<br />

von ausgebildeten Therapeuten). Schließlich fehlen Angaben zu den Effektstärken der Behandlungsprogramme.<br />

Die Studie hat den Evidenzgrad 2B.<br />

DAHTA 51 von 108

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!