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Therapie des Burnout-Syndroms - DIMDI

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<strong>Therapie</strong> <strong>des</strong> <strong>Burnout</strong>-<strong>Syndroms</strong><br />

6 Diskussion und Beantwortung der<br />

Forschungsfragen<br />

6.1 Diskussion der Studienqualität<br />

Gesundheitspolitisch stellt die Tatsache, dass knapp 100.000 Menschen mit insgesamt mehr als<br />

1,8 Millionen Fehltagen 2010 wegen eines <strong>Burnout</strong>-<strong>Syndroms</strong> arbeitsunfähig geschrieben worden<br />

sind, eine Herausforderung an Prävention, Diagnostik und <strong>Therapie</strong> dar. Es ist bekannt, dass die<br />

<strong>Burnout</strong>-Symptomatik unspezifisch und der <strong>Burnout</strong>-Begriff unscharf sind. Diese Unschärfe spiegelt<br />

sich in den <strong>Therapie</strong>angeboten wider.<br />

Mehrere Autoren 2, 6, 58, 70, 100, 128 beklagen die zu geringe Anzahl qualifizierter Studien zur <strong>Therapie</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Burnout</strong>-<strong>Syndroms</strong> und weisen auf die unzureichende Evaluation von <strong>Therapie</strong>studien hin 6, 63 sowie<br />

auf die Notwendigkeit weiterer Forschung 26, 51, 60, 69, 110 . Dass diese Klage zu Recht ergeht, sieht man<br />

auch an der relativ kleinen Anzahl der Studien <strong>des</strong> vorliegenden HTA-Berichts, die min<strong>des</strong>tens den<br />

Evidenzgrad 4 aufweisen, und den zahlreichen Limitationen, die die Studien aufweisen. Mit 17 eingeschlossenen<br />

Studien liefert der HTA-Bericht jedoch bereits eine umfangreichere Übersicht als die im<br />

HTA-Bericht berücksichtigten Reviews 6, 51, 100, 128 . Obwohl letztere ihre elektronischen Datenbankrecherchen<br />

über lange Zeiträume erstrecken, z. B. von 1966 bis 2007 oder von 1980 bis 2004, ist die<br />

Studienausbeute sehr gering. Hier liegt eindeutig ein Forschungsdefizit vor.<br />

Trotz einer Reihe von Studien mit hohen Evidenzebenen haben <strong>des</strong>halb die Aussagen zur Wirksamkeit<br />

von <strong>Burnout</strong>-<strong>Therapie</strong>n vorläufigen Charakter und sind von begrenzter Reichweite. Zur Wirksamkeit<br />

von Rosenwurz liegt nur eine, zur Wirksamkeit von Qigong liegen lediglich zwei Studien vor.<br />

Zur Wirkung von Psychopharmaka präsentiert auch die Studie von Ahola et al. 2 keine Ergebnisse,<br />

sondern stellt nur den überdurchschnittlich häufigen Gebrauch von Antidepressiva bei schwerem<br />

<strong>Burnout</strong> fest, selbst bei der Kontrolle der Komorbiditäten depressive oder Angststörung. Es bleibt unklar,<br />

wie die behandelnden Ärzte <strong>Burnout</strong> gegenüber depressiven Störungen (ICD-10 F32-34) oder<br />

Neurasthenie (ICD-10 F48.0) abgrenzen oder wie häufig sie eine generelle Anpassungsstörung<br />

(ICD-10 F43) diagnostizieren. Auch über das therapeutische Zusammenwirken der Psychopharmakaeinnahme<br />

mit anderen <strong>Therapie</strong>n wird nichts berichtet.<br />

Die Ergebnisse zur Wirkung von Musiktherapie sind nicht eindeutig. Es verbleiben die Studien zum<br />

Einsatz von KVT und Stressmanagement.<br />

Die Studien zum Stressmanagement befassen sich mit tertiär präventivem Stressmanagement bei<br />

Personen mit vorhandenem <strong>Burnout</strong>. Das Stressmanagement dient zum Erlernen und Umsetzen von<br />

Strategien zur Bewältigung von Stressoren, wie kritische Lebensereignisse oder andauernde Alltagsund<br />

Arbeitsplatzbelastungen. Die Evidenz der Wirkung von SMT ist uneinheitlich. Günthner et al. 55 berichten,<br />

dass SMT als <strong>Burnout</strong>-Prophylaxe geeignet ist, dass aber die Wirksamkeit von SMT zur Reduktion<br />

von <strong>Burnout</strong> nicht belegt ist.<br />

Durch KVT wird in mehreren Studien die Reduktion von <strong>Burnout</strong> erreicht, wobei die <strong>Therapie</strong>elemente<br />

und die -dauer je nach Studie variieren. Die <strong>Therapie</strong>einheiten reichen von einem 5-Tages-Kurs bis<br />

hin zu 30 Sitzungen zu jeweils drei Stunden im Laufe eines Jahres. Die Übertragbarkeit dieser bei<br />

Ärzten und Krankenschwestern ermittelten Ergebnisse auf andere Berufsgruppen bleibt offen. Außerdem<br />

ist es unklar, inwieweit die umfangreichen <strong>Therapie</strong>elemente der KVT umgesetzt worden sind<br />

und welche Wirkung die einzelnen <strong>Therapie</strong>elemente erzielt haben.<br />

Nur eine kleine Studie belegt die Wirksamkeit von Auffrischungskursen 127 , bei Isaksson-Rø et al. 70 besteht<br />

der positive Effekt einer KVT bei Ärzten ohne Auffrischungskurse auch noch im Follow-up nach<br />

drei Jahren.<br />

Obwohl die Beurteilung der Wirkung verhältnispräventiver Interventionen am Arbeitsplatz nicht primärer<br />

Gegenstand dieses HTA-Berichts ist, liegen dazu auch Ergebnisse aus den hier berücksichtigten<br />

Studien vor. Besonders interessant an den Ergebnissen von Ahola et al. 2 ist, dass die Teilnahmebereitschaft<br />

an arbeitsplatzbezogenen Interventionen mit Zunahme der Schwere <strong>des</strong> <strong>Burnout</strong> sinkt. Die<br />

Wirksamkeit arbeitsplatzbezogener Interventionen im Kontext einer KVT hängt stark von der Arbeitsplatzsituation<br />

ab. Krankenschwestern mit dauerhaft bestehen Arbeitskonflikten zeigen beispielsweise<br />

keine Reduktion der emotionalen Erschöpfung. Die Wirkung von Arbeitsstrukturen, -klima, -abläufen,<br />

DAHTA 80 von 108

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