Therapie des Burnout-Syndroms - DIMDI
Therapie des Burnout-Syndroms - DIMDI
Therapie des Burnout-Syndroms - DIMDI
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Therapie</strong> <strong>des</strong> <strong>Burnout</strong>-<strong>Syndroms</strong><br />
wobei gewöhnlich eines von sechs Modulen, wie z. B. Zeitmanagement, Arbeitsplatzintervention oder<br />
Konfliktbearbeitung, genutzt wird.<br />
Bei der CI werden die individuellen Sitzungen von einem „Arbeitsexperten“ zu Hause oder am Arbeitsplatz<br />
<strong>des</strong> Patienten durchgeführt (Arbeitsexperten sind Spezialisten für Arbeitseffizienz, arbeitsbezogene<br />
Gesundheit und Arbeitsprozesse – und daher Experten für die Entwicklung von Interventionen<br />
am Arbeitsplatz. Ihre Aufgabe ist es, Arbeitnehmer, aber auch Selbstständige zu beraten, wo<br />
Verbesserungspotenzial besteht und welche Neuausrichtungen <strong>des</strong> Arbeitsplatzes notwendig sind,<br />
um eine Rückkehr in die Arbeit zu ermöglichen. Die Experten werden häufig von Sozialbehörden oder<br />
Versicherungsträgern eingeschaltet). Insgesamt nahmen sechs dieser Experten an der Studie teil.<br />
Dazu werden sie in kurzzeitigem KVT-basiertem Stressmanagement trainiert. In der CI besteht das<br />
Stressmanagement aus Psychoedukation zur Stressbewältigung, Erfassung von Symptomen und Situationen,<br />
Spannungsrelaxation sowie Ratgeberliteratur zur REVT. Am Ende jeder Sitzung werden<br />
über diese Themen Aufgaben für zu Hause zugewiesen. In der folgenden Sitzung werden diese Aufgaben<br />
in Kombination mit neuen Themen und Aufgaben diskutiert. Neben dem Stressmanagement<br />
besteht die CI aus Ratschlägen bezüglich der Arbeitsabläufe; es werden auch Vorschläge zur Reduktion<br />
der Arbeitsbelastung oder zur Erhöhung von Entscheidungsspielräumen unterbreitet. Dabei folgen<br />
die Arbeitsexperten einem sehr elaborierten Behandlungsprotokoll, das speziell für diese Untersuchung<br />
entwickelt wird. Während <strong>des</strong> Studienverlaufs werden alle drei Monate Treffen mit den Experten<br />
veranstaltet, um die Interventionen abzustimmen und die einzelnen Fälle zu besprechen.<br />
Hintergrund der Kontrollgruppenbildung ist, dass Privatversicherungen die Patienten gewöhnlich zu<br />
Hausärzten schicken, um den Versicherungsanspruch zu überprüfen. Die erste Sitzung findet bereits<br />
kurz nach dem Eingang der Krankschreibung statt. Zweck dieser Sitzung ist es im Wesentlichen, die<br />
Berechtigung der zu zahlenden Leistungen aufgrund von AU zu prüfen. Die zweite Sitzung findet nach<br />
vier Monaten statt und dient demselben Zweck. Tatsächlich wird also nichts anderes getan als die Berechtigung<br />
eines Anspruchs festzustellen; insofern ist diese Gruppe eine Non-treatment-Gruppe und<br />
eignet sich zur Kontrolle.<br />
Vor (Prätest) und nach Abschluss der viermonatigen Behandlungsphase (Posttest) sowie zehn Monate<br />
nach dem Beginn der Behandlung (Follow-up) füllen die Teilnehmer zwei Fragebögen (MBI, DASS)<br />
aus. Die Rückkehr zur Arbeit wird aus einem Datensatz der privaten Krankenversicherung der Patienten<br />
extrahiert (operationalisiert als Dauer bis zur partiellen Rückkehr zur Arbeit und als Dauer bis zur<br />
vollständigen Wideraufnahme der Arbeit).<br />
Zur Bestimmung von Behandlungseffekten auf die psychischen Störungen werden multivariate Varianzanalysen<br />
mit Messwiederholungen durchgeführt; die Berechnung der Dauer bis zur partiellen und<br />
vollständigen Wiederaufnahme der Arbeit erfolgt mittels Überlebenszeitanalysen (Cox-Regression).<br />
In der Studie zeigt sich nach viermonatiger Behandlung, dass Patienten mit CI eine kürzere Zeitdauer<br />
bis zur teilweisen und vollständigen Rückkehr zur Arbeit als KVT- und Kontrollgruppe aufweisen: Die<br />
Differenz zwischen CI und den beiden anderen Bedingungen beträgt für die volle Rückkehr ungefähr<br />
200 Tage. Allerdings können keine Unterschiede zwischen KVT- und Kontrollgruppe festgestellt werden.<br />
Die wiederholte Analyse bei Kontrolle der Kovariaten (Alter, Geschlecht, Bildungsniveau, Anzahl<br />
der Beschäftigten) ergibt jedoch, dass der Haupteffekt der Gruppe in Bezug auf die partielle Rückkehr<br />
zur Arbeit nicht mehr signifikant ist. Demgegenüber bleibt der Effekt bezüglich der vollständigen Rückkehr<br />
signifikant.<br />
Bei den psychischen Beschwerden lässt sich zwar über die Zeit ein signifikanter Rückgang auf den<br />
DASS-Skalen nachweisen, aber keine signifikanten Haupteffekte der Gruppe und keine signifikanten<br />
Interaktionseffekte von Gruppe x Zeit. Nach zehn Monaten gehen also die depressiven Beschwerden<br />
sowie die Angst- und Stresssymptome bei allen Teilnehmern merklich zurück – ungeachtet der Art der<br />
Intervention. Bei <strong>Burnout</strong> verhielt es sich ähnlich: auch hier sinken die Werte über die Zeit signifikant,<br />
aber der Haupteffekt der Gruppe und der Interaktionseffekt von Gruppe x Zeit sind nicht signifikant.<br />
Insgesamt zeigt die Untersuchung, dass die Patienten von einer Besserung psychischer Beschwerden<br />
über einen Zeitraum von zehn Monaten berichten, allerdings unabhängig von ihrer Behandlung. Diese<br />
Besserung setzt verstärkt während der ersten vier Monate ein, aber auch nach zehn Monaten sind Effekte<br />
noch nachweisbar. Offenbar, so folgern die Autoren, ist es gar nicht unbedingt nötig, dass die<br />
psychischen Beschwerden durch eine bestimmte Behandlungsform reduziert werden, der Schlüssel-<br />
DAHTA 72 von 108