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Therapie des Burnout-Syndroms - DIMDI

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<strong>Therapie</strong> <strong>des</strong> <strong>Burnout</strong>-<strong>Syndroms</strong><br />

Vor der Randomisierung, sechs Monate nach und am Ende der einjährigen Intervention sowie bei den<br />

Follow-up nach sechs und zwölf Monaten füllen alle Probanden Fragebögen aus, und zwar zur Erhebung<br />

der emotionalen, kognitiven und physischen Erschöpfung, der Anspannung und Antriebslosigkeit<br />

(Shirom-Melamed <strong>Burnout</strong> Questionnaire), <strong>des</strong> Verhaltens bei Stress und der Reaktionen in Alltagssituationen<br />

(Everyday Life Stress Scale), der Erschöpfung (CIS) sowie von Depression, Angst und<br />

zwanghaften Verhaltensstörungen (Self-Rating Scale for Affective Syndromes [CPRS-S-A]). Außerdem<br />

wird der Krankenstand vor der Randomisierung, nach dem einjährigen <strong>Therapie</strong>programm und<br />

beim Zwölf-Monats-Follow-up erhoben, und zwar auf Basis der Sozialversicherungsdaten.<br />

Bei Intervention A besteht die einjährige KVT-Komponente aus 30 Sitzungen von jeweils dreistündiger<br />

Dauer. Jede Sitzung beginnt mit einer zehnminütigen Entspannungsübung im Sitzen, worauf spezifische<br />

Themen aus fünf Schlüsselmodulen angegangen werden: 1) Psychoedukation (z. B. Stressreaktionen,<br />

Schlaf, Medikamente); 2) Bewusstheit für eigene Reaktionen und „Selbstgespräch“; 3) Entwicklung<br />

verhaltensmäßiger, kognitiver und emotionaler Fähigkeiten; 4) spirituelle Themen sowie<br />

Wertesysteme; 5) Vorbereitungen für die Rückkehr zur Arbeit. Parallel zum KVT werden Qigong-<br />

Sitzungen durchgeführt: In Gruppen von zwölf bis 16 Patienten werden über den gesamten Zeitraum<br />

der <strong>Therapie</strong> einmal pro Woche einstündige Qigong-Sitzungen angeboten. Die Sitzungen bestehen<br />

aus drei Teilen: 1) Warm-up-Bewegungen; 2) basalen Bewegungen, um Körperbewusstheit, Balance,<br />

Koordination, Atmung und Muskelspannung zu beeinflussen; 3) Entspannung und Achtsamkeitsmeditation.<br />

Die Patienten erhalten eine schriftliche Zusammenfassung der Übungen für zu Hause. Geleitet<br />

werden die Qigong-Gruppen von einem geschulten Physiotherapeuten. Zusätzlich wird den Patienten<br />

am Ende der <strong>Therapie</strong> spezifische Unterstützung am Arbeitsplatz angeboten; dieses Angebot besteht<br />

meist aus einem „Rehabilitations-Meeting“, an dem neben dem Patienten der behandelnde Arzt, der<br />

Arbeitgeber sowie ein Vertreter der Sozialversicherung teilnehmen.<br />

Intervention B besteht nur aus Qigong und dem „Rehabilitations-Meeting“.<br />

Patienten, die Programm A beenden, besuchen im Durchschnitt 25 der 30 KVT-Gruppensitzungen<br />

(Standardabweichung [SD] = 3,1) und 21,7 der 35 Qigong-Sitzungen (SD = 7,5). Beim Programm B<br />

nehmen die Patienten an 21,6 Qigong-Sitzungen teil (SD = 7,9). Bezüglich der Teilnahme an den Sitzungen<br />

gibt es keine signifikanten Unterschiede. Allerdings berichtet ein Viertel der Programm-A-<br />

Patienten von anderen <strong>Therapie</strong>n, die sie während der Interventionsphase außerhalb der Stressklinik<br />

wahrnehmen. Bei der Gruppe B ist es sogar fast die Hälfte der Patienten. Es zeigt sich, dass signifikant<br />

mehr Patienten aus der Gruppe B insbesondere Gesprächstherapien außerhalb der Stressklinik<br />

wahrnehmen; bei komplementären <strong>Therapie</strong>formen, wie Akupunktur oder Massagen, gibt es jedoch<br />

keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen A und B.<br />

Zur Auswertung der Daten aus den Fragebögen und der Sozialversicherung werden zur Bestimmung<br />

von Behandlungseffekten über die Zeit multivariate Varianzanalysen mit Messwiederholungen durchgeführt<br />

(mit „Zeit“ als „within-subjects-variable“ und „Gruppe“ und „Geschlecht“ als „between-subjectsvariables“),<br />

wobei keine signifikanten Unterschiede in den Effektstärken der beiden Rehabilitationsprogramme<br />

nachgewiesen werden können. Gleichwohl zeigen beide Programme über die Zeit günstige<br />

Wirkungen auf die Schwere <strong>des</strong> <strong>Burnout</strong>-Leidens, das Stressverhalten, die Erschöpfung, Depression,<br />

Angst sowie Zwangsstörungen.<br />

Lediglich im Rahmen von Intention-to-treat-Analysen lässt sich ein signifikanter Interaktionseffekt<br />

(Zeit x Gruppe) bei Zwangsstörungen und Verhalten bei Stress nachweisen: Patienten aus der Gruppe<br />

A (KVT + Qigong) haben hier über die Zeit bessere Ergebnisse als Patienten, die nur mit Qigong<br />

behandelt werden.<br />

Beim Krankenstand verbessern sich beide Gruppen signifikant über die Zeit. Allerdings sind die Unterschiede<br />

zwischen den Gruppen A (KVT + Qigong) und B (nur Qigong) nicht signifikant. Es gibt auch<br />

weder signifikante Unterschiede zwischen Patienten, die die einjährige <strong>Therapie</strong> absolvieren, und den<br />

Drop-out-Patienten, noch zwischen Frauen und Männern, und zwar zu keinem der Messzeitpunkte.<br />

Allerdings kann gezeigt werden, dass die Dauer <strong>des</strong> Krankenstands vor der Randomisierung signifikant<br />

mit dem künftigen Krankenstand korreliert: Personen, die sich schon vor der Randomisierung<br />

über sechs Monate im Krankenstand befinden, haben eine eindeutig ungünstigere Prognose, zwölf<br />

Monate nach der <strong>Therapie</strong> wieder an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren.<br />

DAHTA 66 von 108

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