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Therapie des Burnout-Syndroms - DIMDI

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<strong>Therapie</strong> <strong>des</strong> <strong>Burnout</strong>-<strong>Syndroms</strong><br />

Depersonalisation aufweisen, was erwartungswidrig auf eine Verringerung <strong>des</strong> <strong>Burnout</strong> ohne Intervention<br />

schließen lässt. Sofern kein Durchführungs- oder Messfehler vorliegt, würde dies auf den differenziellen<br />

Einfluss von Störvariablen hinweisen. Eine denkbare Erklärung könnte sein, dass die<br />

Experimentalgruppe während der Intervention signifikant mehr bzw. die Kontrollgruppe weniger arbeitsbezogenen<br />

Stressoren (z. B. Mehrarbeit, Umstrukturierung, Angst vor Kündigung) ausgesetzt<br />

war, die die musikalisch-imaginative Intervention konterkarierten. Vor allem typische Stressoren hätten<br />

<strong>des</strong>halb bei den Signifikanztests berücksichtigt werden müssen. Das Gleiche gilt für stressförderliche<br />

bzw. -hinderliche Kognitionen und Verhaltensweisen, denn es ist vorstellbar, dass die Teilnehmer der<br />

Wartelisten-Kontrollgruppe durch das Ausfüllen der Fragebögen sowie durch das Warten auf die Intervention<br />

zu stressrelevanten Reflexionen und Verhaltensänderungen angeregt wurden. Die hohen<br />

<strong>Burnout</strong>-Werte zu T1 könnten die Teilnehmer der Kontroll- auch mehr als die der Experimentalgruppe<br />

dazu veranlasst haben, ergänzend eine alternative Maßnahme zu beginnen, beispielsweise eine Psychotherapie.<br />

Eine Messwiederholungs-ANOVA anstatt <strong>des</strong> in der Studie verwendeten t-Tests für<br />

unabhängige Stichproben wäre die angemessene Methode zur Auswertung der Experimentdaten gewesen,<br />

da dadurch nicht nur Gruppenunterschiede zu beiden Messzeitpunkten, sondern auch signifikante<br />

Veränderungen zwischen T1 und T2 in beiden Gruppen nachweisbar und überdies der Einfluss<br />

intervenierender Variablen nebst potenziellen Wechselwirkungen darstellbar gewesen wäre.<br />

Außerdem werden experimentell und qualitativ offenbar unterschiedliche Konstrukte erhoben, was die<br />

Autoren jedoch nicht diskutieren. Beispielsweise legen die qualitativen Daten bzw. der Stand der von<br />

den Autoren zitierten Forschung Effekte auf der psychosomatischen Ebene sowie in Bezug auf Angst<br />

und auf Coping-Strategien nahe, die quantitativ gar nicht erhoben werden, obwohl es hierfür bewährte<br />

Fragebögen gibt. Die qualitativ erschlossene Verbesserung <strong>des</strong> körperlichen Wohlbefindens und die<br />

Entspannung hätten sich zudem gut anhand von physiologischen Daten nachweisen lassen, was die<br />

Validität der Studie deutlich erhöht hätte.<br />

Abgesehen davon ist vorstellbar, dass auch die qualitativen Ergebnisse nicht die Wirksamkeit der Intervention<br />

untermauern, sondern anders zu interpretieren sind. Naheliegende Alternativerklärungen<br />

für die positiven Ergebnisse sind Verzerrungen bei der Auswertung und Interpretation der Daten, da<br />

die Maßnahme offenkundig von den gleichen Forschern evaluiert wurde, die sie auch entwickelt und<br />

durchgeführt haben; eine neutrale Evaluation war somit nicht gewährleistet. Ferner sind bei den Teilnehmerreaktionen<br />

Verzerrungstendenzen vorstellbar, wie sie aus der Trainingsforschung bekannt<br />

sind, nämlich sozial erwünschte Antworten (die Neigung zu gefälligen Antworten wird noch dadurch<br />

erhöht, dass die Durchführung der Intervention und die Datenerhebung in einer Hand lagen) oder die<br />

dissonanztheoretisch begründbare Neigung, sich die Teilnahme an einer Intervention aufgrund der<br />

zeitlichen Inanspruchnahme und der Wirkungserwartung „schön zu reden“.<br />

Die Studie wird mit dem Evidenzgrad 1B eingestuft.<br />

Tabelle 10: Studie de Vente et al. 41<br />

Autor de Vente W, Kamphuis JH, Emmelkamp PM, Blonk RW.<br />

Titel Individual and group cognitive-behavioral treatment for work-related stress complaints<br />

and sickness: a randomized controlled trial<br />

Land; Jahr Niederlande; 2008<br />

Zielsetzung Untersuchung der Wirksamkeit von SMT auf Basis von KVT bei arbeitsbezogenem<br />

Stress (Effekte auf <strong>Burnout</strong>-Beschwerden, Distress und Absentismus)<br />

Stichprobe � 82 Studienteilnehmer mit arbeitsbezogenem Stress<br />

� Rekrutierung der Probanden durch den arbeitsmedizinischen Dienst (N = 62),<br />

durch Hausärzte (N = 7) sowie Zeitungsanzeigen (N = 13)<br />

� Einschlusskriterien: a) Vorhandensein neurasthenischer Symptome, b) primäre<br />

Rolle arbeitsbezogener Stressoren bei der Entstehung der Beschwerden, c) Beeinträchtigungen<br />

im normalen Alltag durch (partielle) krankheitsbedingte Abwesenheit<br />

von min<strong>des</strong>tens 2 Wochen, aber maximal 6 Monaten<br />

� Ausschlusskriterien: a) Patienten mit Primärdiagnosen, wie Depression, soziale<br />

Phobie, Panikstörungen, somatoforme Störungen (außer undifferenzierte), posttraumatische<br />

Stressstörungen, Zwangsstörungen, Hypomanie oder psychotische<br />

Störungen, b) Patienten mit schweren depressiven Störungen, c) medizinische<br />

Ursachen für Erschöpfung, wie z. B. Diabetes, d) exzessiver Drogen- oder Alkoholabusus<br />

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