Die Konzerte 2010 - Musikalische Sommer

und mich ganz und gar in meine Rolle hineinzuschmiegen.
Ich spiele die Werke immer wieder ein bisschen
anders, da sie sich mir auch immer wieder in
einem anderen Licht zeigen.
Wenn man Glück hat, spielt man manchmal im Konzert
besser denn je und wächst über sich selber hinaus. Das
liegt am Wellenlängengemisch, das einem aus dem
Publikum entgegenweht. Ungefähr jedes zehnte Konzert
gelingt mir so, dass ich zufrieden bin.
FF: Liebe Frau König, lassen Sie uns über Ihr anderes
künstlerisches Gesicht sprechen. Sie schreiben viel,
unter anderem ein Tagebuch, das Sie, ohne je einen Tag
ausgelassen zu haben, seit Jahren führen?
Was schreiben Sie über das Tagebuch hinaus?
FRANZISKA KÖNIG: Seit dem 1. Januar 1992 habe ich
nicht einen Tag ausgelassen. Mein Tagebuch ist mein
ganzer Stolz. Ich schreibe in Romanform, so dass ich
mich im Alter immer wieder jungblättern und einen
längst vergangenen Tag wieder aufleben lassen kann.
Inzwischen habe ich etwa 70 dicke DIN-A4-Bände
(schön anzuschauen) mit meiner kleinen Schrift
ausgefüllt. Jetzt fühle ich mich in der Nachfolge von
Walter Kempowski als Chronistin deutschen
Bürgertums.
Romane schreibe ich auch: Liebe, rasende Eifersucht
und schließlich Mord – das sind so im Groben meine
Themen. Einen Roman habe ich schon fertiggestellt. Er
heißt »Tod einer Dame« und handelt von einem alten
Mann, der sich nach dem Exitus seiner Frau nach dem
lange gerissenen Bändel einer uralten Liebe bückt.
Wenn ich in die Jahre komme, und mein Violinspiel
»gewöhnungsbedürftig« wird, dann möchte ich herumreisen
und Dichterlesungen halten – so, wie ich jetzt
herumreise und Konzerte gebe.
FF: Eine letzte Frage: Was bedeutet Ihnen das Leben in
Ostfriesland?
FRANZISKA KÖNIG: Ganz viel!
FF: Frau König, wir danken Ihnen für dieses
Gespräch!�
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