Die Konzerte 2010 - Musikalische Sommer

Walter Theuerkauf
haben, da gehen wir hin. Bei Veranstal -
tungen, bei denen es Unterschiede gibt, finden
wir Kompromisse. Beim 25. Musikalischen
Sommer im vergangenen Jahr waren wir bei
21 oder 22 Konzerten. Das war extrem viel,
aber es hat uns gefallen. In diesem Jahr denke
ich, dass wir ein Dutzend voll kriegen.
FF: Was muss ein Konzert haben, um Sie zu
reizen?
Hans-Jürgen Draudt: Ich will eigentlich nicht
mit dem Standort anfangen, aber das kommt
mir als erstes in den Sinn. Auf diese Weise lernen
wir nämlich Ostfriesland kennen, vor allem
Dörfer oder Gegenden, in denen ich mein Lebtag
nicht war und aus freien Stücken nicht
hinkommen würde. Verbunden mit dem Standort
spielt auch der historische Bau eine Rolle,
der vorgestellt wird. Und da gibt es in Ostfriesland
ja eine Menge. Als Zweites gucken wir uns
die Künstler an. Da gibt es Sympathien. Und
dann gibt es Veranstaltungen, zu denen man
hin muss. Da ist zum Beispiel die Abschlussveranstaltung,
das ist ein Höhepunkt.
FF: Spielen denn die Stücke, die gespielt
werden, gar keine Rolle?
Hans-Jürgen Draudt: Das verbinden wir mit
den Musikern. Wir wissen ganz genau, wenn
das Jade-Quartett spielt, um ein Beispiel zu
nennen, das lohnt sich.
LANDRAT
WALTER THEUERKAUF
Ein Wegbegleiter der ersten Stunde ist auch
der Auricher Landrat Walter Theuerkauf. In den
1980er Jahren organisierte er beim Landkreis
Proben- und Veranstaltungsräume für den
Musikalischen Sommer und verfiel schließlich
selbst der Anziehungskraft des Festivals.
Inzwischen tauscht Theuerkauf sogar den
Strandkorb gegen den Musikalischen Sommer.
�ortissimo: Herr Theuerkauf, wie viele Konzerte
besuchen Sie pro Festival?
Walter Theuerkauf: Für mich ist das Festival
das überragende, das zentrale Ereignis des
Sommers. Und da ich im Sommer nie in den
Urlaub fahre, genieße ich Ostfriesland – sowohl
die Natur als auch den Musikalischen
Sommer.
FF: Was wäre denn ein Sommer ohne
Musikalischen Sommer für Sie?
Walter Theuerkauf: Dann würde ich wahrscheinlich
in den Urlaub fahren.
FF: Ihre Einschätzung als Landrat: Welche
Bedeutung hat der Musikalische Sommer für
die Region?
Walter Theuerkauf: Der Musikalische Sommer
macht einen wesentlichen Teil der Attraktivität
unserer Region aus. Das ist ganz wichtig, denn
wir haben uns in den vergangenen Jahren
wirtschaftlich gut entwickelt. Wir haben
Zuwanderung, die unseren Geburtenrückgang
ausgleicht. Und das muss so bleiben. Wir
brauchen hochqualifizierte Leute: Lehrer, Ärzte,
Ingenieure. Dazu braucht man ein Kultur -
angebot, das in seiner Qualität nicht hinter
den Angeboten der städtischen Zentren
zurücksteht. Und das leistet im Bereich der
Musik wesentlich der Musikalische Sommer.
Neben der Orgelkultur, die wir in Europa hier
einzigartig haben, ist das Festival das zentrale
Musikereignis. Und das brauchen wir, damit
die Region attraktiv bleibt. Ganz wichtig ist
auch, dass es eine grenzübergreifende
Veranstaltung ist und wir eng mit den Niederländern,
vor allem mit den Groningern,
zusammenarbeiten. Die haben das gleiche
Interesse wie wir, nämlich für die Region ein
hochklassiges Kulturangebot zur Verfügung zu
stellen. Wenn wir diese Kulturangebote
verbinden – Ostfriesland und Groningen –
dann ist das einfach ein Gewinn. Die Kulturentwicklung
muss man für die gesamte Region
sehen und nicht nur auf einen Ort bezogen.
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