Die Konzerte 2010 - Musikalische Sommer
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Elmar Budde ist nicht nur<br />
Musikwissenschaftler und<br />
Musiker. Seine Zeit widmet er<br />
auch der bildenden Kunst.<br />
Außerdem setzt er sich begeistert<br />
mit den Naturwissenschaften<br />
auseinander.<br />
��<br />
PROF. DR. ELMAR BUDDE<br />
Prof. Dr. Elmar Budde studierte zunächst Schulmusik<br />
an der Staatlichen Hochschule für Musik in Freiburg<br />
im Breisgau. Nach dem anschließenden Studium der<br />
Musikwissenschaft und Germanistik an der<br />
Freiburger Universität promovierte er 1967 mit einer<br />
Arbeit über den frühen Webern. An der Hochschule<br />
für Musik und an der Universität in Freiburg begann<br />
er seine wissenschaftliche Laufbahn, seine publizis -<br />
tische und journalistische Tätigkeit. 1972 wurde er<br />
als ordentlicher Professor für Musikwissenschaft an<br />
die Staatliche Hochschule für Musik und darstellende<br />
Kunst in Berlin berufen.<br />
Von 1992 bis 1996 war er Erster Vizepräsident der<br />
Hochschule der Künste Berlin. Als engagierter Hochschulpolitiker<br />
verfocht Budde stets die Vision der Interdisziplinarität<br />
und setzte sich für deren Umsetzung<br />
an der HdK Berlin ein.<br />
In vier Vorträgen werden je unterschiedliche Aspekte<br />
der faszinierenden und in jeder Hinsicht abenteuerlichen<br />
Beziehung von Musik und Wirklichkeit<br />
(z. B. Musik und Natur, Musik und Landschaft,<br />
Musik und Bilder etc.) exemplarisch dargestellt und<br />
mit Klangbeispielen musikalisch erläutert.<br />
24<br />
Man war sich dieses Sprachcharakters von Anfang an<br />
bewusst. Nur so sind die vielen musikpädagogischen<br />
Bemühungen seit Mitte des 18. Jahrhunderts zu<br />
verstehen. Aufklärerischer Elan und philanthropisches<br />
Ethos fanden in dem Willen zusammen, eine Musik für<br />
alle zu schaffen. Auch Leopold Mozarts Mahnungen<br />
an seinen Sohn, nicht das Populäre zu vergessen, sind<br />
so zu verstehen, wenn er beispielsweise schreibt: »Ich<br />
empfehle dir Bey deiner Arbeit nicht einzig und allein<br />
für das musikalische, sondern auch für das<br />
ohnmusikalische Publikum zu denken … vergiß also<br />
das so genannte populare nicht, das auch die langen<br />
Ohren kitzelt«.<br />
Auch wenn der junge Mozart sich nicht an die<br />
Ermahnungen seines Vaters gehalten hat, schwingt<br />
gerade in Leopold Mozarts Worten die variierte<br />
Tolstoj’sche Eingangsfrage mit. »Vergiss nicht, wie viel<br />
Musik der Mensch braucht«, scheint der ältere Mozart<br />
dem jungen zuzurufen. »Geh’ auf seine Forderungen<br />
ein, überschreite sie mit gutem Gewissen, doch<br />
vergiss sie nicht.«<br />
Inzwischen hat sich viel geändert. Subjektivität,<br />
individueller Anspruch und eine die ganze Welt umspannende<br />
Horizonterweiterung haben der Musik eine<br />
pluralistische Physiognomie gegeben, die mit den<br />
überkommenen Denkkategorien nicht mehr einsichtig<br />
gemacht werden kann. Außerdem müssen wir auch<br />
den unübersehbaren Bereich der technischen Reproduktion<br />
von Musik einbeziehen, die heute die Musik<br />
der Zeit enthebt und allgegenwärtig werden lässt.<br />
PARADOXE LÖSUNG<br />
Wir müssen heute zunächst das Wünschen lernen und<br />
lehren, um aus all dem, was uns an Musik umgibt,<br />
eine bewusste Wahl treffen zu können. Im Bewusstsein,<br />
dass wir eine vergangene Zeit nicht reproduzieren<br />
können und so das Lehren und Lernen von Musik<br />
nicht zu einer immerwährenden Einführung in die<br />
Werke der Klassik entarten darf, können wir gleichwohl<br />
Hoffnung aus dem Anspruch der Klassik<br />
schöpfen, dass Musik mehr ist als ein Freizeit -<br />
vergnügen oder ein Seelentröster.