Wir bringen Glas in Form! - Metall
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Dr. Eva Valic von der AUVA referierte über Toxikologie und Gefahrenpotenzial von Schwermetallen<br />
wie Nickel, Chrom, Kobalt und Z<strong>in</strong>k aus arbeitsmediz<strong>in</strong>ischer Sicht. Sorgenk<strong>in</strong>d ist auch für die<br />
Arbeitsmediz<strong>in</strong> Chrom(VI). Während Chrom(III)-Verb<strong>in</strong>dungen wie Cr2O3 oder Chromsulfate wenig<br />
gesundheitsschädlich s<strong>in</strong>d und im Allgeme<strong>in</strong>en ke<strong>in</strong>e akuten oder chronischen Vergiftungen verursachen,<br />
hat Chrom(VI) chronische Toxizität und krebsauslösende <strong>Wir</strong>kung. Wobei vor allem schwer<br />
lösliche Verb<strong>in</strong>dungen wie Z<strong>in</strong>kchromat, Calciumchromat, Strontiumchromat oder Chrom(III)-Chromat<br />
hier stark wirken. „Um e<strong>in</strong> Schwermetall-Karz<strong>in</strong>om zu bekommen, muss man aber schon 20<br />
bis 30 Jahre exponiert se<strong>in</strong>“, erklärt Valic.<br />
Reizend/schädigend bis kanzerogen können auch Nickel und Nickelverb<strong>in</strong>dungen se<strong>in</strong>. Als „Berufskrankheit“<br />
gelten Nickel-Folgeschäden erst seit 1999. Ebenso kann sich Kobalt schädigend auf die<br />
Gesundheit auswirken: Die „Hartmetall-Lunge“ oder das „Hartmetall-Asthma“ s<strong>in</strong>d zwei typische<br />
durch Kobalt hervorgerufene Krankheiten. Im Gegensatz dazu wirkt Z<strong>in</strong>k zwar auf die Schleimhäute<br />
akut reizend, ist aber nicht kanzerogen. Das „Z<strong>in</strong>kfieber“ zeigt grippeähnliche Symptome, h<strong>in</strong>terlässt<br />
aber ke<strong>in</strong>e bleibenden Schäden. Dr. Eva Valic g<strong>in</strong>g am Ende ihres Vortrags noch auf e<strong>in</strong>e neue<br />
Dimension der Schwermetalltoxikologie e<strong>in</strong>, die auf die Nanotechnologie zurückgeht: Durch Zerkle<strong>in</strong>erung<br />
von Bulk-Materialien auf molekülähnliche Größe haben <strong>Metall</strong>-Nanopartikel völlig veränderte<br />
chemische und physikalische Eigenschaften. E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schätzung des Risikos durch „Quantum<br />
dots“ (künstliche Atome) lässt sich aus mediz<strong>in</strong>ischer Sicht derzeit noch nicht treffen.<br />
Für angeregte Diskussion sorgte das von Dipl.-Ing. Dr. Helmut Stessel von der Chemikalien<strong>in</strong>spektion<br />
der Steiermärkischen Landesregierung vorgetragene neue Chemikalienrecht der Europäischen<br />
Union: Die Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe (REACH)<br />
beschäftigt sich mit Risikoreduktion am Arbeitsplatz und ist als Verordnung seit 2007 <strong>in</strong> Kraft.<br />
Seit 2009 gibt es die CLP-Verordnung, welche aus dem weltweit gültigen GHS-System übernommen<br />
wurde. Der Anhang XIV der REACH-Verordnung beschäftigt sich mit den besonders besorgniserregenden<br />
Stoffen (SVHC – Substances of very high concern): Sechs Substanzen stehen derzeit auf der<br />
Liste, weitere 53 Substanzen (z. B. Chromate, Arsensalze, Phthalate, Anthracen) <strong>in</strong> der Kandidatenliste.<br />
Kriterien für die Aufnahme <strong>in</strong> diese Auflistung gefährlicher Stoffe s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>erseits Eigenschaften<br />
wie krebserzeugende, erbgutverändernde, reproduktionstoxische oder hormonelle <strong>Wir</strong>kungen,<br />
andererseits aber auch große Mengen <strong>in</strong> der Anwendung und weite technologische Verbreitung<br />
e<strong>in</strong>er Substanz.<br />
Dr. Andreas Kirchhof vom Galvano- und Oberflächentechnikunternehmen Enthone g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />
Vortrag auf die kobaltfreie Dickschichtpassivierung für Z<strong>in</strong>kschichten e<strong>in</strong>. Seit e<strong>in</strong>iger Zeit gelten<br />
fast alle der <strong>in</strong> der Galvanotechnik e<strong>in</strong>gesetzten Kobaltverb<strong>in</strong>dungen als kanzerogen, erbgutverändernd<br />
und s<strong>in</strong>d zudem im Verdacht, fruchtschädigend zu se<strong>in</strong>. Außerdem wird vermutet, dass<br />
Kobalt <strong>in</strong> den Passivierschichten ger<strong>in</strong>ge Mengen Cr(VI) aus Cr(III) bildet. Zu diesem Ergebnis ist<br />
e<strong>in</strong>e Studie von Toyota aus dem Jahr 2007 gekommen, die feststellt, dass <strong>in</strong> kobalthaltigen Passivierungsschichten<br />
Chrom(VI) zu f<strong>in</strong>den ist. Toyota fordert deshalb die Verwendung von kobaltfreien<br />
Passivierungen.<br />
Bei Enthone entwickelt man seit 2009 e<strong>in</strong>e Chrom(III)-basierte, kobaltfreie Passivierung mit vergleichbaren<br />
Eigenschaften. Das Ergebnis dieser Entwicklung heißt „Perma Pass 3300“. Damit wird<br />
<strong>in</strong> situ e<strong>in</strong>e neuartige Chromverb<strong>in</strong>dung erzeugt, welche e<strong>in</strong>en hohen Korrosionsschutz bewirkt.<br />
Dabei ist das Verfahren Chrom(VI)-frei und kobaltfrei und es werden ke<strong>in</strong>e zusätzlichen Schwermetalle<br />
e<strong>in</strong>gesetzt. Zur Erreichung hoher Schichtdicken wird bei dem Verfahren mit e<strong>in</strong>er Temperatur<br />
von 60 Grad gearbeitet, aber auch bei Temperaturen von ca. 40 °C wird bei verlängerter Tauchzeit<br />
e<strong>in</strong> hoher Schutzwert erreicht, erklärt Kirchhof. Die Ergebnisse aus dem Feld bestätigen die Labor-<br />
und Technikumsversuche: Der Schutzwert im Salzsprühtest ist vergleichbar zu den bisher verwendeten<br />
kobalthaltigen Dickschichtpassivierungen.<br />
Werner Richter<strong>in</strong>g von Atotech Deutschland thematisierte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Präsentation die Herausforderungen<br />
und Chancen von „Grüner Technologie“ <strong>in</strong> der Galvanotechnik. Vor dem H<strong>in</strong>tergrund, dass<br />
es – weltweit – schwieriger wird, Betriebserlaubnisse für Galvanikbetriebe zu bekommen und die<br />
Anforderungen an Wasserverbrauch, Luft- und Bodenemissionen immer strikter werden, müssten<br />
Betriebe kont<strong>in</strong>uierlich nach Verbesserung durch ger<strong>in</strong>gere Emissionen, Ressourcenschonung und<br />
bessere Arbeitssicherheit für e<strong>in</strong>e nachhaltige Unternehmensführung streben, so Richter<strong>in</strong>g. Das<br />
neue europäische Chemikaliengesetz REACH ist seit Juni 2008 <strong>in</strong> Kraft. Allerd<strong>in</strong>gs kehrt REACH<br />
die Beweislast um: Die Industrie muss nun die sichere Verwendung von Chemikalien nachweisen.<br />
War vorher jede nicht ausdrücklich e<strong>in</strong>geschränkte Verwendung e<strong>in</strong>es Stoffes erlaubt, ist seit<br />
REACH jegliche nicht autorisierte Verwendung besonders bedenklicher Stoffe (SVHC) verboten.<br />
Chromsäure ist <strong>in</strong> diesem System als SVHC („besonders besorgniserregend“) e<strong>in</strong>gestuft und kann<br />
voraussichtlich ab 2015 nicht mehr ohne Genehmigung verwendet werden.<br />
Dr. Eva Valic, AUVA: „Chrom(VI)<br />
ist chronisch toxisch und wird<br />
nur schwer wieder abgebaut.“<br />
Dr. Helmut Stessel, Landesregierung<br />
Steiermark:<br />
„Chromate s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der SVHCkandidatenliste.“<br />
Dr. Andreas kirchhof, Enthone:<br />
„Wenn es möglich wäre, e<strong>in</strong>e<br />
Cr(III)-basierte Passivierung mit<br />
300 nm Schichtdicke zu erreichen,<br />
müsste die Schutzwirkung<br />
vergleichbar hoch se<strong>in</strong>.“<br />
Werner Richter<strong>in</strong>g, Atotech:<br />
„REACH kehrte die Beweislast<br />
zulasten der Industrie um.“<br />
11 | 2011 23