Wir bringen Glas in Form! - Metall
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Werkstoff-Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g<br />
Blitzschnell verschleißfeste Bauteile<br />
Bauteile, die starkem Verschleiß ausgesetzt s<strong>in</strong>d, werden<br />
häufig <strong>in</strong> sehr hohen Stückzahlen hergestellt,<br />
etwa Schneidplättchen für Bandsägen. Oft fertigt man<br />
sie aus Stahlpulvern, dank denen man den Werkstoff maßschneidern<br />
kann. Grobe, harte Partikel werden <strong>in</strong> die weichere<br />
Stahlmatrix e<strong>in</strong>gebettet, sodass sie sich Furchen entgegenstellen,<br />
während die weiche Matrix Risse verh<strong>in</strong>dert.<br />
Diese Pulver lassen sich zu neuen, komplexen <strong>Form</strong>en<br />
zusammenfügen. Der Werkstoff kann für die <strong>in</strong>dividuellen<br />
Aufgaben e<strong>in</strong>es Werkzeugs maßgeschneidert werden und<br />
ist besonders verschleißbeständig. So kann man etwa durch<br />
Zumischen grober, harter keramischer Partikel zum Stahlpulver<br />
e<strong>in</strong>e deutliche Verbesserung des Verschleißschutzes<br />
erreichen. Das Stahlpulver bildet dabei das B<strong>in</strong>demittel,<br />
das die harten Partikel umschließt. Solche Mischungen aus<br />
<strong>Metall</strong>pulver und keramischen Partikeln (Hartphasen) werden<br />
als Metal Matrix Composite (MMC) bezeichnet. MMCs<br />
haben sich <strong>in</strong> vielfältigen Verschleißanwendungen als<br />
herausragend erwiesen. Herkömmliche Herstellungsverfahren,<br />
wie etwa Drucks<strong>in</strong>terverfahren, s<strong>in</strong>d aber sehr aufwendig<br />
und teuer: Das Pulver muss bei über 1000 °C und<br />
über 1000 bar Druck über mehrere Stunden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Ofen<br />
verdichtet werden. Die lange Dauer des Prozesses ermöglicht<br />
außerdem unerwünschte Prozesse<br />
im Material. Manche Hartstoffe<br />
lösen sich dabei auf und können nicht<br />
verwendet werden, obwohl sie für die<br />
spätere Anwendung optimale Eigenschaften<br />
bieten würden.<br />
Spark Plasma Consolidation<br />
Die Bochumer Forscher um Dipl.-<br />
Ing. Philipp Schütte setzen daher auf<br />
e<strong>in</strong>e neue Methode: die Spark Plasma<br />
Consolidation (SPC). Dazu wird elektrische<br />
Energie <strong>in</strong> Kondensatoren<br />
<strong>Metall</strong> & Technik<br />
An der Ruhr-Universität Bochum haben Werkstofftechniker e<strong>in</strong> neuartiges Verfahren entwickelt, das die Herstellung<br />
verschleißfester Stahlbauteile <strong>in</strong>nerhalb von wenigen Millisekunden ermöglicht.<br />
Innerhalb des verdichteten Bauteils zeigt das erstarrte Gefüge e<strong>in</strong>e deutlich fe<strong>in</strong>ere Struktur.<br />
Das Spark-Plasma-Consolidation-<br />
Verfahren (SPC) komb<strong>in</strong>iert e<strong>in</strong>e<br />
Pulverpresse mit e<strong>in</strong>er kondensator-<br />
Entladungse<strong>in</strong>heit.<br />
gespeichert und dann impulsartig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>Metall</strong>pulvermischung<br />
entladen. Die entstehende Hitze verdichtet das Pulver<br />
blitzschnell zu festen Bauteilen. Die Methode ist ener-<br />
Die Hydraulik der Pulverpresse drückt auf zwei<br />
gegenüberliegende kupferstempel und<br />
ver dichtet e<strong>in</strong> dazwischen liegendes Stahlpulver.<br />
gieeffizienter als herkömmliche Verfahren und erlaubt die<br />
Herstellung neuer Materialien mit speziellen Eigenschaften.<br />
Funken sprühen dabei zwar ke<strong>in</strong>e, aber Kern der Methode<br />
ist die blitzartige Entladung von bis zu 80.000 Wattsekunden.<br />
Das zu verdichtende Pulver wird dabei zwischen zwei<br />
Stempel aus e<strong>in</strong>er Kupferlegierung gepresst, die gleichzeitig<br />
die Kontakte für die Stromentladung darstellen. Da<br />
die gesamte Energie durch das Pulver geleitet wird, ist die<br />
Methode sehr effizient – im Gegensatz zum Ofen, wo viel<br />
Energie als Wärme verloren geht. Das fertig verdichtete<br />
Werkstück lässt sich nach der Entladung per Hand aus der<br />
Anlage nehmen.<br />
Was genau bei der Entladung im Werkstoff passiert,<br />
haben die Forscher untersucht: Die Partikelränder<br />
schmelzen, die Schmelze wird <strong>in</strong> die Zwischenräume<br />
gepresst und erstarrt dort. Für Auflösungsprozesse bleibt<br />
ke<strong>in</strong>e Zeit. Das erlaubt auch die Verwendung von Materialien,<br />
die sich bei herkömmlichen Herstellungsprozessen<br />
auflösen würden. Sogar Diamanten lassen sich mit der<br />
Methode e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den.<br />
www.rub.de<br />
11 | 2011 39