Beispielseiten - JOVIS VERLAG Architektur Fotografie Berlin
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Alle Gebäudeteile sind in Klinker oder in einer<br />
Klinker-Eisenfachwerk-Verbindung ausgeführt. Zur<br />
Verwendung kam der sogenannte Ilse-Eisenklinker,<br />
dessen Farbigkeit zwischen rotorange und dunkelbraun<br />
variiert. Die bis dato reflektierten Möglichkeiten<br />
einer modernen, also dem Wesen des<br />
Materials entsprechenden Kraftwerksarchitektur<br />
in Klinkerausführung kommen in diesem Bau in<br />
ihrer Vielfalt zum Ausdruck. Gleichzeitig markiert<br />
das Werk den Umschwung zu einer sich dementsprechend<br />
durchsetzenden Tendenz starker<br />
Vereinfachung und Reduktion auf noch schlichtere<br />
Ausführungsmöglichkeiten mit Backstein. Die drei<br />
von Schumacher genannten Möglichkeiten, dem<br />
Backstein künstlerische Ausdrucksstärke abzugewinnen,<br />
also die Bewältigung der Fläche, Masse und<br />
Form, wurden im Klingenbergkraftwerk umgesetzt.<br />
An den verschiedenen Teilen der Anlage lässt sich<br />
dies nachvollziehen. Trotz des als Pfeilerbau ausgeführten<br />
Gebäudes ist die Verwendung von Flächen<br />
als gestaltende Außenhaut vorhanden. Interessant<br />
hierbei ist, dass die Architekten überall das gleiche<br />
System der Flächengestaltung anwandten. Von der<br />
das Kraftwerk umgebenden Begrenzungsmauer bis<br />
hin zu den ausgefachten Flächen der Kesselhäuser<br />
weisen alle Außenwände die gleiche Gestaltung auf<br />
(Abb. 140). Die Wände oder Gefache wurden nach<br />
einem einfachen Verband aufgebaut. Hochkant vermauerte<br />
Klinker, die in Zweiergruppen im Wechsel<br />
waagerecht und senkrecht angeordnet sind, rhythmisieren<br />
die Wände. Durch diese Art der Vermauerung<br />
und durch die variierende Farbigkeit der<br />
Klinkersteine entstand ein wechselhaftes Spiel. Die<br />
Fläche, wie Schumacher es formulierte, wurde „zur<br />
Trägerin eines Farbausdruckes“, die letztlich auch<br />
jeden formalen Zusatz entbehren konnte. Durch<br />
die geschickte Betonung der Fugen zeigt sich die<br />
Wand gleichsam als abstraktes Linienspiel. Auch im<br />
Innenbereich (Kraftwerke Klingenberg und Schulau)<br />
kam dieser Ansatz der Auseinandersetzung<br />
mit Fläche und Fuge zum Ausdruck. Die Zeitschrift<br />
Neue Baukunst unterstrich die gelungene farbig<br />
changierende Ausführung in Klinkerstein im Innenbereich<br />
des Kraftwerkes Klingenberg und wies<br />
zudem auf die insgesamt vorhandene Farbigkeit<br />
bestimmter Räumlichkeiten des Werkes hin: „so<br />
sind im Erdgeschoß in der großen Empfangshalle<br />
[…] die Wände aus verschiedenfarbigen Klinkern<br />
161<br />
Abb. 138<br />
Ansicht von Maschinen-<br />
und Kesselhaus der<br />
Gummifabrik Fromm<br />
in <strong>Berlin</strong>-Köpenick,<br />
1931