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Hans Josephsohn - Zeit Kunstverlag

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<strong>Hans</strong><strong>Josephsohn</strong>ThemenM. S.: Sie haben gesagt, die Kunst bleibt zeitlos jung.H. J.: Nicht in jedem Fall, aber bis jetzt ist das bei mir noch so,oder? Möglicherweise gibt es schon einen Abfall, den ich selbstnicht feststellen kann, das nehme ich an, aber, wenn ich arbeite,empfinde ich keinen Unterschied zu früher, als ich dreissig odervierzig war.M. S.: Ändern sich die Themen?H. J.: Nein. Ein bisschen vielleicht. Aber die Reliefs kreisen eigentlichimmer um das Gleiche.M. S.: Mehr oder weniger um Beziehungen?H. J.: Ja, sicher. Und immer ist irgendeine Figur dabei, aus demBild wegzugehen, das ist mir aufgefallen. Eine kleine Figur, dieam wenigsten formuliert ist, ist dabei, das Bild zu verlassen.Aber genau weiß ich das selbst nicht.M. S.: Über so was redet ein Künstler nicht?H. J.: (lacht) Nein! Ich weiß das bestenfalls vage und wenn ich eswissen würde, würde ich vielleicht gar keine Plastiken machen.Ich schaffe, so lange meine Vorstellung reicht. Mein Ideal istnicht, eine fixfertige Figur zu machen. Ich kenne nur einen, derdas ähnlich gemacht hat – also jetzt reden wir nicht vom künstlerischenFormat – das ist Cézanne. Der hat das sehr ähnlichgemacht und manchmal auf Bildern Stellen leer gelassen, weildas gestimmt hat im Ganzen, und er nicht gewusst hat, wie erdas füllen soll. Er ist immer ausgegangen von der Gesamtheit.Wenn ich versuche, die Vorstellung zu überschreiten, weil ichweiß, wie man eine Nase, einen Mund oder ein Ohr macht, dannwird’s nicht gut.M. S.: Glückt die Umsetzung einer Vorstellung manchmal auchschlagartig?H. J.: Nur bei kleinen Arbeiten. Das hängt mit der Intensität derVorstellung zusammen. Ich bin manchmal schon dagelegen undhabe eine Vorstellung gehabt und gedacht, ach, wie schön! Dassind ja wunderschöne Momente, wenn einem das vor Augensteht. Doch dann hab ich einfach zu lang gewartet und nachhernicht mehr die Intensität gehabt. Aber bei kleinen Reliefs, wennman eine Vorstellung hat und nimmt den Gips oder Lehm in dieHand, dann kann es gelingen, weil der Prozess nicht lange dauert,eine halbe Stunde oder so. Deswegen sag ich immer: Diekleinen Reliefs soll man nicht unterschätzen, weil in ihnen am direktestendie Vorstellung drin ist.LichtH. J.: Einmal sehe ich eine Halbfigur in einem bestimmten Lichtund denke, ja, die ist eigentlich recht gut. Dann komme ich wieder,und dieselbe Figur steht in einem anderen Licht, und ichdenke, ich hab mich getäuscht, die ist gar nicht gut. Mit einemWort: Meine Plastiken sind sehr abhängig vom Licht. Das verunsichertmich manchmal. Eine Plastik von Brancusi etwa ist in jedemLicht mehr oder weniger gleich. Aber meine Oberflächensind sehr anfällig für Licht. Und das ist im Grunde, woran ich immerherumnage. Damit man überhaupt versteht, um was es mireigentlich geht.M. S.: Sie lichtunabhängig zu machen?H. J.: Sie möglichst lichtunabhängig zu machen, ja, das würdeich mir wünschen. Wissen sie, die Sachen von mir kann manwirklich in einem gewissen Licht vernichten.DauerMan arbeitet doch, damit etwas über einen hinaus weiterlebt.Man wünscht jedenfalls, dass es dauert. Ob es dann dauert, istja wieder eine andere Sache. Aber dass man wünscht, dass esdauert auch über das eigene Leben hinaus, ist meiner Meinungnach ein Grundprinzip, ein Grundgefühl fürs Schaffen.<strong>Hans</strong> <strong>Josephsohn</strong> hat eine unverwechselbare Art zu erzählen. Satzbau,Sprachmelodie und Stimmfärbung ergeben einen ganz eigenenunverwechselbaren Klang. Ich habe mich bemüht, diesen Klangweitgehend zu erhalten, auch, wenn ich aus Gründen der besserenLesbarkeit meine wörtlichen Mitschriften leicht überarbeitet habe.Alle Gesprächsnotizen stammen aus Telefonaten, die zwischenFebruar und September 2002 geführt wurden. Auswahl, Collage undTitel stammen von mir. M. Sch.KünstlerKritisches Lexikon derGegenwartskunsterscheint viermal jährlich mit insgesamt28 Künstlermonografien auf über 500 Text- undBild-Seiten und kostet im Jahresabonnementeinschl. Sammelordner und Schuber € 148,–,im Ausland € 158,–, frei Haus.www.weltkunst.dePostanschrift für Verlag und Redaktion<strong>Zeit</strong>verlag Beteiligungs GmbH & Co. KGNymphenburger Straße 84D-80636 MünchenTel. 0 89/12 69 90-0 · Fax 0 89/12 69 90-11Bankkonto: Commerzbank StuttgartKonto-Nr. 525 55 34, BLZ 600 400 71›Künstler‹ erscheint in der<strong>Zeit</strong>verlag Beteiligungs GmbH & Co. KGGründungsherausgeberDr. Detlef BluemlerProf. Lothar Romain †Redaktion<strong>Hans</strong>-Joachim MüllerDokumentationAndreas GrönerGeschäftsführerDr. Rainer EsserVerlagsleiterBoris Alexander KühnleGrafikMichael MüllerAbonnement und Leserservice<strong>Zeit</strong>verlag Beteiligungs GmbH & Co. KGNymphenburger Straße 84 · Postfach 19 09 18D-80609 MünchenTel. 0 89/12 69 90-0›Künstler‹ ist auch über denBuchhandel erhältlichPrepressFranzis print & media GmbH,MünchenDruckAumüller Druck KG,RegensburgDie Publikation und alle in ihrenthaltenen Beiträge und Abbildungensind urheberrechtlich geschützt. JedeVerwertung, die nicht ausdrücklich vomUrheberrechtsgesetz zugelassen ist,bedarf der vorherigen Zustimmung desVerlages. Dies gilt insbesondere fürVervielfältigungen, Bearbeitungen,Übersetzungen, Mikroverfilmungen unddie Einspeicherung und Verarbeitungin elektronischen Systemen.© <strong>Zeit</strong>verlag Beteiligungs GmbH & Co. KG,München 2007ISSN 0934-173015

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