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Studium und Arbeitstechniken der Politikwissenschaft

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643 Was sind politikwissenschaftliche Probleme?die Rolle von Institutionen legen. Geschichte wird dabei als ein analytischesInstrument verstanden.Definition: InstitutionenBeispiel:Europäische IntegrationInstitutionen sind Einrichtungen, die dem politischen Leben <strong>und</strong> VerhaltenStruktur geben: Normen, Gesetze <strong>und</strong> völkerrechtliche Vereinbarungen gehörendazu, aber auch Organisationen wie Staaten, Parteien o<strong>der</strong> die EU <strong>und</strong> die UNOkönnen daraus erwachsen. So konnte sich nach dem Zweiten Weltkrieg nach denGr<strong>und</strong>sätzen <strong>der</strong> Atlantik-Charta, die US-Präsident Roosevelt <strong>und</strong> <strong>der</strong> britischePremierminister Churchill 1941 beschlossen hatten, Westeuropa friedlichentwickeln. Zur Festigung <strong>der</strong> fre<strong>und</strong>schaftlichen Zusammenarbeit wurden ab1951 verschiedene Organisationen gegründet (Montanunion, EuropäischeGemeinschaft für Kohle <strong>und</strong> Stahl, Europäische Wirtschaftsgemeinschaft,Europäische Atomgemeinschaft). Aber Institutionen sind nicht statisch – siewandeln sich o<strong>der</strong> werden von den inner- <strong>und</strong> außerhalb betroffenen Akteuren(Personen, kollektive Akteure wie Staaten) verän<strong>der</strong>t. Wurden die RömischenVerträge 1957 noch von sechs Staaten unterzeichnet, wuchs die EG/EU bis 2007auf 27 Staaten an, <strong>und</strong> die zu Beginn sehr begrenzte, vorwiegend wirtschaftlicheZusammenarbeit wurde unter an<strong>der</strong>em in die Bereiche Innere Sicherheit (z. B.Schengener Abkommen 1985) <strong>und</strong> Finanzen (gemeinsame Währung Euro) aus.Nun kann man innerhalb <strong>der</strong> riesigen, komplexen <strong>und</strong> schwer überschaubarenOrganisation EU auch Einzelteile wie das Schengener Abkommen als Institutionbetrachten. Dieses reicht weit in das Leben <strong>der</strong> EU- wie auch <strong>der</strong> Nicht-EU-Bürger hinein <strong>und</strong> strukturiert staatliches Handeln.Eine Institution <strong>und</strong> das Verhalten <strong>der</strong> Akteure in ihr zu untersuchen, kann dann jenach Fragestellung auf vielfältiger Weise geschehen. Die zu Gr<strong>und</strong>e liegendenTheorien sind we<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Mikro-Ebene wie bei den Behavioristen noch auf <strong>der</strong>Makro-Ebene wie bei den Großtheoretikern zu verorten, son<strong>der</strong>n auf <strong>der</strong> Meso-Ebene zu finden, d. h. sie haben eine mittlere Reichweite. HistorischeInstitutionalisten, so Steinmo, werden we<strong>der</strong> durch den Wunsch motiviert, einArgument o<strong>der</strong> eine Methodologie durchzudrücken, son<strong>der</strong>n dadurch, die in <strong>der</strong>realen politischen Welt auftretenden Probleme <strong>und</strong> Fragen zu beantworten. Ervergleicht diesen Ansatz mit dem von Umweltbiologen: Um das Verhalten <strong>und</strong>die Gestalt von bestimmten Organismen zu verstehen, müssen sie sowohl denOrganismus selbst als auch die Umweltbedingungen, in <strong>der</strong> er lebt, untersuchen.Dies impliziert, dass die angewendeten wissenschaftliche Methoden demstudierten Subjekt entsprechen sollen. Es wird also für einenMethodenpluralismus plädiert – sowohl die historische Analyse als auch diequantitativen (z. B. Statistik) <strong>und</strong> qualitativen (z. B. hermeneutische Verfahren <strong>der</strong>Textanalyse) Analysemethoden sollen je nach Fragestellung genutzt werden.Dabei muss die Wissenschaft, <strong>und</strong> das ist ein Hauptfeld <strong>der</strong> Wissenschaftstheorie,immer auch die Folgen ihres Tuns im Blick haben. Nicht umsonst werden inDeutschland am Wahltag erst nach Schließung <strong>der</strong> Wahllokale die Ergebnisse <strong>der</strong>Wählerbefragungen vor den Wahllokalen veröffentlich. Zwischenergebnisse, z. B.

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