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G L O S S A R - bei Keime für die Zukunft

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eine der prägenden Lehrergestalten dort.<br />

In Saarbrücken bin ich ihm als Vater und<br />

Elternvertreter erstmals vor vielen Jahren<br />

begegnet, damals noch einem sehr impulsiven<br />

Mann, der mich dadurch beeindruckte,<br />

dass er nicht schwärmerischer Anthroposoph<br />

sondern gestandener Wissenschaftler<br />

war, exakt im Gedanken und immer offen-kritisch<br />

allem Neuen gegenüber. Mit<br />

Günther Bohnstedt konnte man sachlich<br />

und fun<strong>die</strong>rt alle Anthroposophischen Ideen<br />

erörtern, wo<strong>bei</strong> er <strong>die</strong> Stringenz im Denken,<br />

<strong>die</strong> ihm eigen war, auch vom Gegenüber<br />

forderte.<br />

In Saarbrücken war Günther Bohnstedt „berühmt“<br />

<strong>für</strong> seine schwierigen Klassen in -<br />

Walhausen später<br />

nicht minder-,<br />

schwierige Klassen<br />

vor allem <strong>für</strong> <strong>die</strong> anderenLehrer,<br />

obwohl<br />

er selbst oft bis an<br />

seine Grenzen um<br />

schwierige Kinder<br />

gerungen hat.<br />

Manch einer verdankt<br />

ihm und seiner<br />

Geduld den Weg in<br />

ein selbstbestimmtes<br />

Leben,<br />

vielleicht selbst<br />

zum Lehrererberuf.<br />

Immer war er auf der<br />

Seite der „Chaoten“ immer bereit auch <strong>die</strong><br />

ungewöhnlichsten pädagogischen Tricks zu<br />

versuchen, oft mit ausserordentlichem Erfolg<br />

und immer war er ohne anthroposophische<br />

Scheuklappe bereit, notwendige medizinische<br />

Maßnahmen mit zu tragen.<br />

Pädagogik war <strong>für</strong> Günther Bohnstedt politische<br />

Aktion, hatte ganz deutlich <strong>die</strong> Dimension<br />

der Politik. So war es auch nicht<br />

verwunderlich, dass er immer wieder auf <strong>die</strong><br />

politische Bildung aller im Kollegium Wert<br />

legte, bis dahin, dass auf sein Betreiben hin<br />

ein politisches Magazin abonniert wurde.<br />

Natürlich war er hier Kind seiner Zeit, aber<br />

darüber hinaus nahm er den Auftrag<br />

<strong>Keime</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> - 3/2007<br />

Steiners sehr emst, über Ausbildung der<br />

Kinder eine freie Gesellschaft zu bilden. Hier<br />

ist vielleicht seine Kindheit und Jugend ein<br />

Schlüssel zum Verständnis, stammt er doch<br />

aus einfachen Verhältnissen, einem Ar<strong>bei</strong>terhaushalt<br />

und der Weg zum Gymnasium und<br />

später zur Universität war steinig.<br />

Erziehung zur Freiheit, so sah er den Auftrag<br />

der Schule. Wie schon in Saarbrücken,<br />

versuchte er in Walhausen als Gründungslehrer<br />

eine Schule zu initiieren, <strong>die</strong> Praxis<br />

und Theorie in der Ausbildung optimal vereint,<br />

das sture, oft stupide Lernen auf Noten<br />

und Abschlüsse hin war ihm ein Greuel.<br />

Eine völlig neue Schule schwebte ihm vor,<br />

praxisorientiert.<br />

Ganz plötzlich, nachdem er seine Lebensaufgabe<br />

in Walhausen beendet hatte, sogar<br />

noch <strong>die</strong> Solaranlage auf der Hochscheidt<br />

auf den Weg gebracht hatte, ist Dr. Günther<br />

Bohnstedt verstorben. Ein ungewöhnlicher,<br />

den Geist suchender Naturwissenschaftler,<br />

ein ebenso ungewöhnlicher wissenschaftlicher<br />

Lehrer und Weltveränderer, vor dessen<br />

Lebenswerk wir in tiefer Ehrfurcht stehen.<br />

Bernhard Ulrich,<br />

Walhausen/Saarbrücken<br />

Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen<br />

<strong>die</strong> sich über <strong>die</strong> Dinge ziehn<br />

Ich werde den letzten vielleicht<br />

nicht vollbringen<br />

aber verstehen will ich ihn<br />

Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,<br />

und ich kreise jahrtausendelang<br />

und ich weiß noch nicht<br />

bin ich ein Falke,<br />

ein Sturm oder ein großer Gesang<br />

Rainer Maria Rilke<br />

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