Der Experte - Institut für Gutachten

22 Der Experte, Ausgabe September 2013feuerverzinktBild 6: Konstruktion der korrosionsfreien undder korrosionsbefallenen BalkoneBefestigung, nur mit der Luft in Kontaktsteht. Beim Balkon mit Plattenbelag bestehtKontakt zur Kittfuge und zumPlattenkleber. Für die Kittfuge wurde einsauer vernetzender Silikondichtstoffund für den Plattenkleber ein kunststoffvergüteterZementkleber verwendet.Nach dem die ersten Korrosionser- der Verdacht auf die Kittfuge als Schadenursache.Der Kitt wurde untersuchtund es wurden essigsäure-härtendeSilikone festgestellt. Daraufhin wurdenals Vorbeugemassnahme alle Kittfugenentfernt und die Fugen für weitere Beobachtungenoffen gelassen. Da eineSanierung notwendig war, die Beteiligtensich aber über das weitere Vorgehennicht einigen konnten, wurde imJahr 2006 schliesslich ein gerichtlichangeordnetes Beweissicherungsverfahreneingeleitet. Zu diesem ZeitpunktBild 7: Schaden zum Zeitpunkt desBeweissicherungsverfahrenswurde die in Bild 7 gezeigte Situationangetroffen.Bild 8: Konstruktion und Lage der SchadstelleDer Experte entnahm Proben des Plattenklebers.Im Labor wurden im wässrigenExtrakt 1:20 des Plattenklebersgrosse Mengen (1,56 Masse%) an korrosionsförderndenAcetaten (Salze derEssigsäure) vorgefunden. Das wässrigeExtrakt reagierte stark alkalisch(pH-Wert 12,3) und besass eine sehrhohe elektrische Leitfähigkeit von 6000Was lief falsch?Bei den Balkonen ohne Plattenbelagwurden die Regeln der Baukunde eingehalten.Das feuerverzinkte Rahmen-witterungausgesetzt. Regenwasserkann vom Balkon durch den Spalt zwi-- erwarten.Bei den Balkonen mit Plattenbelagsind gleich mehrere Dinge falsch gelaufen.Erstens wurde für die Kittfugeein falsches Material gewählt. Es istbekannt, dass sauer vernetzende Silikonkitteim Kontakt mit Metallen nichtverwendet werden dürfen. Hier sindneutral vernetzende Silikone angezeigt.Zweitens sind bewitterte Plattenbelägein den Fugen erfahrungsgemäss nichtwasserdicht. Dies bedeutet, dass derPlattenkleber ständig feucht ist, was imvorliegenden Fall noch verstärkt wurde,weil beim Einbau des Plattenbelagsder Entwässerungsschlitz unterdem Balkongeländer verschlossenwurde. Die hohe Feuchtigkeit führte imPlattenkleber aufgrund des hohen Zementanteilszu einem hohen pH-Wert(hohe Alkalität). Verzinkter Stahl rostetim Kontakt mit ständig feuchten Baustoffenund speziellem alkalischen Milieu.Auch dies ist ein bekannter Vorgang.Drittens waren im vorliegendenFall Kunststoffanteile des Plattenklebersfür die Korrosion des Geländersmitverantwortlich. Es handelt sich umein Phänomen, das im Jahr 1999 nochnicht allgemein bekannt war. KunststoffvergütetePlattenkleber enthaltenin der Regel Polyvinylacetat. Dieses istim alkalischen Milieu des ständigfeuchten Plattenklebers unbeständig.Es verseift unter Abspaltung von Acetaten,die im weiteren Verlauf möglicherweiseEssigsäure freisetzen. ImEndeffekt bestand somit für das Gelän-bung,die trotz Feuerverzinkung in kurzerZeit zu Korrosionsschäden führte.Korrosionsschutz durch Duplex-Verfahren.Bei den im Jahr 2004 erstellten Balkonenbestand der Korrosionsschutz ineiner Feuerverzinkung mit zusätzlicherPulverbeschichtung. Für den Bodenbelagkamen Granitplatten zum Einsatz.Kurze Zeit nach der Fertigstellungzeigten sich Korrosionsschädenbeim Anschluss des Plattenbelagsder.Bild 8 zeigt schematisch die Konstruktionund die Lage der Schadstellen;Bild 9 ein typisches Schadensbildbeim Anschluss des Balkons gegendie Aussenwand.Bild 9: Ein typisches Schadenbild bei Anschlussdes Balkons gegen die Aussenwand