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AP1 Borderline Info - LVR-Klinikum Düsseldorf

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<strong>LVR</strong>-<strong>Klinikum</strong> <strong>Düsseldorf</strong> - Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie – Allg. Psychiatrie 1liegt daran, dass es nicht genügt, sich lediglich dieser Erfahrungen zu erinnern. Vielmehr gilt es auch zu lernen,die auftauchenden Gefühle in der Erinnerung wahrzunehmen, zu akzeptieren und adäquat damit umzugehen.Diese Gefühle sind oft sehr widersprüchlich. Scham, Schuld, Hass und Ekel vermengen sich bisweilenzu unaussprechlichen Konglomeraten (Mischungen). Meistens ist es nötig, mit therapeutischer Hilfe dieErinnerungen und Emotionen zu dosieren, sich also "sanft zu erinnern". Hat die Patientin nicht gelernt,Emotionen zu regulieren, so verschlechtert sich die Situation, die therapeutische Arbeit wird zur ernsthaftenBedrohung und kann erheblichen Schaden anrichten. Es sollten daher die typischen Problemfelder derPhase I durchlaufen und bewältigt sein, bevor mit der Bearbeitung der Traumata begonnen wird. Die Patientinsollte sich nicht mehr selbst schädigen, klare Absprachen zur Suizidalität treffen können, dem Therapeutensoweit vertrauen, dass es möglich ist, ihn früh auf Fehler hinzuweisen. Des Weiteren sollten destabilisierendeFaktoren, wie Trink- oder Essstörungen und vor allem Drogenmissbrauch bewältigt sein. DiePatientin sollte in der Lage sein, sich selbst aus dissoziativen Zuständen zu lösen, starke Spannungszuständezu regulieren und heftige Emotionen zu modulieren.3. PHASEINTEGRATION UND NEUER PERSPEKTIVEN: Auch wenn die Verletzungen (Traumatisierungen) erinnert, verstandenund emotional bewältigt sind, so ist noch ein weites Feld an Aufgaben offen. Das Wiederentdeckenneuer Fähigkeiten, das Spüren von verschütteter Lebendigkeit, aber auch die Akzeptanz von nicht wiedergutzumachendenVerletzungen, die erlitten wurden, das alles muss integriert, neu bewertet und geordnetwerden. Dies ist die Zeit, in der eine Selbsthilfegruppe nützlich sein kann und der Therapeut zunehmend inden Hintergrund tritt.Die Psychotherapie bei Boderline-Störungen besteht aus mehreren "Bausteinen":1. EINZELTHERAPIE: Im Zentrum der Einzeltherapie steht die gemeinsame Bearbeitung des e-motionalen Leidens der Patientin. Der Einzeltherapeut versteht sich als kompetente Fachkraft, Begleiteroder "Bergführer" in dem oben genannten Bild. In aller Regel hält er sich an die oben skizzierten Behandlungsphasenund Problembereiche. Er verpflichtet sich, die Patientin respektvoll zu behandeln, die Therapieso transparent wie möglich zu gestalten und der Patientin alles mitzuteilen, was sie über ihr Störungsbildwissen sollte. Seine Aufgabe ist es, die Therapie erfolgreich zu gestalten und sich, wenn nötig, Unterstützungoder Supervision zu holen.Die Patientin entwickelt zusammen mit ihrem Therapeuten die jeweiligen Behandlungsziele und versucht,so gut sie es eben kann, diese umzusetzen. Das heißt, die Patientin sollte zustimmen, suizidales Verhaltenund Selbstschädigungen an erste Stelle zu setzen und zu lernen, dies so rasch als möglich abzubauen. DerTherapeut hilft, rasch wirkungsvolle Lösungsmöglichkeiten zu finden. Wenn im weiteren Behandlungsverlauferneut suizidales oder selbstschädigendes Verhalten auftritt, soll dieses sofort mitgeteilt und in denFokus der Behandlung gestellt werden.2. FERTIGKEITENTRAINING: Das Fertigkeitentraining (Skillstraining) findet idealer Weise in einerGruppe von etwa acht <strong>Borderline</strong>-Patientinnen mit einem Therapeuten und einem Co-Therapeuten statt.Ziel dieses Trainings ist es, neue Fertigkeiten kennen zu lernen, in der Gruppe zu üben, aber auch Scham zuüberwinden, neues auszuprobieren – und Spaß zu haben. Deshalb gibt es auch jedes Mal zu dem erarbeitetenThema Hausaufgaben für die Woche, die es den Patientinnen erleichtern sollen, das neu Gelernte fürsich im Alltag umzusetzen. Skills gibt es unter anderem für die Bereiche:INNERE ACHTSAMKEIT: Hierbei geht es um eine Verbesserung der Wahrnehmung der inneren Befindlichkeit,also um eine Ausweitung der Fähigkeit, sich selbst zu spüren, sich im "Hier und Jetzt" zu verankern undvorbehaltlos teilzunehmen. Diese Übungen haben sich als nützlich erwiesen, wenn es darum geht, seineminneren Urteil sicherer zu trauen.STRESSTOLERANZ: Bei massiver innerer Anspannung ist es häufig nicht möglich, logisch zu denken, geschweigedenn zu handeln. Häufig setzen automatisch dissoziative Zustände ein und der Drang, sich zu verletzen,oder aggressiv zu werden, wird ausgesprochen stark. Die "Skills" zur Stresstoleranz bestehen hauptsächlichin einer gezielten Aktivierung starker Sinnesreize, die eine Orientierung und damit den ersten Schritt zusituationsadäquatem Handeln ermöglichen. Jede Patientin sollte lernen, einen individuellen "Notfallkoffer"zu erstellen, der ihr hilft, diese "Hochspannung" zu überstehen.- 10-

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