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AP1 Borderline Info - LVR-Klinikum Düsseldorf

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BORDERLINE-STÖRUNG - EIN INFORMATIONSBLATT FÜR BETROFFENE UND ANGEHÖRIGEerscheint sein Erlebens- und Verhaltensrepertoire eingeengt und der Betroffene oder seine nähere Umgebungbeginnen darunter zu leiden. Um nun die Therapie einzuleiten, erscheint es zwar bisweilen hilfreich,sich die Entstehungsbedingungen dieser übergroßen Ängstlichkeit klar zu machen (darüber nachzudenken,unter was für familiären Verhältnissen man aufgewachsen ist). Veränderungsprozesse setzen aber immerneue Erfahrungen voraus, die eingeübt und umgesetzt werden müssen. Noch immer arbeiten manche Therapeutenin der Überzeugung, dass die Aufarbeitung der Vergangenheit genüge, um die Möglichkeiten desDenkens, Fühlens und Handelns zu erweitern. Wenn aber nicht entweder in der Therapie selbst oder imsozialen Umfeld die Möglichkeit geschaffen wird, tief greifende neue Erfahrungen zu machen, so wird sichdie Therapie über Jahre erstrecken, ohne dass sich wesentliche Bereiche ändern.Dies klingt zunächst nicht schwierig. Wer würde nicht gerne neue, positive Erfahrungen machen, um seineÄngstlichkeit zu überwinden? Aber wir Menschen haben die Tendenz, unsere Sichtweise der Dinge immerwieder neu zu bestätigen, immer gleich oder ähnlich zu handeln. Dies bietet ein gewisses Maß an Sicherheitund Kontrolle - über uns, die Mitmenschen und die Welt. Tatsächlich Neues zu erleben, Dinge oder Gefühlewahrzunehmen und auszuhalten, die unserer bisherigen Sicht der Dinge widersprechen erfordert viel Kraftund bisweilen jemanden, der sanften Druck ausübt, um zu helfen, die Trägheit und vermeintliche Sicherheitzu überwinden. Diese Aufgabe übernimmt der Psychotherapeut. Er sorgt also zum einen dafür, dass dieMöglichkeit angeboten wird, neue Erfahrungen zu machen und er sollte auch dafür sorgen, dass trotz allerÄngste diese Schritte in die neue Erfahrung auch tatsächlich gemacht werden.Eine tragfähige, vertrauensvolle Beziehung zwischen Patient und Therapeut ist eine Grundvoraussetzungfür Veränderungsprozesse - sonst würde sich niemand auf solche neuen Wagnisse einlassen. In einer tragfähigen,therapeutischen Beziehung wird es möglich, alte, eingefahrene Denk- und Erlebensmuster zu erkennenund zu verändern; neue Möglichkeiten zu entwickeln und zu erleben, welche Fähigkeiten in einemstecken sowie schließlich das neu erlernte im Alltag umzusetzen. Obwohl diese beschriebenen generellenWirkfaktoren bei keiner Psychotherapie fehlen sollten, ist für die Therapie auch ein spezifisches Wissenüber den Charakter und die Behandlungsmethodik einzelner, gesonderter Störungsbilder notwendig. EineAngsterkrankung wird zum Beispiel anders behandelt als eine Depression, die Therapie von Zwangsstörungerfordert spezielle Methoden, ebenso die <strong>Borderline</strong>-Störung. Erst in den letzten Jahren wurden spezifischeBehandlungsmethoden für die <strong>Borderline</strong>-Störung entwickelt.Es gibt verschiedene Mythen über die Psychotherapie, die genauer betrachtet werden sollten.Mythos I: Ein Psychotherapeut ist auf Grund seiner langjähriger Selbsterfahrung und seines fundiertenWissen über die menschliche Seele in der Lage, alle psychischen Krankheiten zu therapieren.Richtig ist, dass es heute eine Vielzahl von Störungsbildern gibt, für die spezifische Behandlungsmethodenentwickelt wurden, die bei weitem nicht alle Therapeuten beherrschen. Fragen Sie also Ihren Therapeuten,ob er Erfahrung in der Therapie von <strong>Borderline</strong>-Patienten hat und nach welcher Methode er arbeitet.Mythos II: Die psychotherapeutische Methode ist das Geheimnis des Therapeuten. Er bestimmt dieDauer und auch die Häufigkeit der Sitzungen.Richtig ist, dass Sie ein Recht haben, genauestens zu erfahren, wie die Methode wirken soll, nach welcherder Therapeut arbeitet. Im Rahmen der äußeren Gegebenheiten sollten Sie aktiv in die Therapie und dieTherapiegestaltung einbezogen werden.Mythos III: Die Aufarbeitung der Vergangenheit ist die beste Möglichkeit, die Leiden der Gegenwart zuheilen und aktuell vermehrtes Leiden, ist ein sicheres Zeichen für therapeutische FortschritteRichtig ist, dass gerade bei schwer traumatisierten Patienten häufig das Gegenteil der Fall ist: Wenn Traumatisierungenund Verletzungen zu früh "aufgerührt" werden, kommt es nicht selten zur Verschlechterungder Symptomatik. Weisen Sie Ihren Therapeuten unbedingt daraufhin, wenn Sie in Folge der Therapie Alpträumeentwickeln, Flashbacks zunehmen oder starke Suizidgedanken auftreten. Es kann zwar sein, dassdies im Rahmen einer konstruktiven Therapie vorübergehende Erscheinungen sind, diese sind aber keine"sicheres Zeichen", dass Sie auf dem Wege der Besserung sind. Sicher sind es aber ein Symptome und Beschwerden,die Sie mit ihrem Therapeut besprechen müssen.Mythos IV:Ist eine Psychotherapie erst einmal begonnen, so sollte sie unbedingt bei diesem Therapeu-- 7 -

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