12.07.2015 Aufrufe

AP1 Borderline Info - LVR-Klinikum Düsseldorf

AP1 Borderline Info - LVR-Klinikum Düsseldorf

AP1 Borderline Info - LVR-Klinikum Düsseldorf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

BORDERLINE-STÖRUNG - EIN INFORMATIONSBLATT FÜR BETROFFENE UND ANGEHÖRIGEUMGANG MIT GEFÜHLEN: Gefühle sind im Wesentlichen unbewusste Signalsysteme, die uns ermöglichen, ohnegroße Überlegungen unsere innere und zwischenmenschliche Befindlichkeit zu steuern. Wir können aufGefühle nicht verzichten. Auch unangenehme Gefühle haben eine wesentliche Bedeutung für unser Handeln.Störungen in der Wahrnehmung von Gefühlen, in der Interpretation oder der handelnden Umsetzungführen nicht nur zu massiven Störungen des "Selbsts" sondern auch zu schier unerträglichen Spannungszuständenund der beständigen Angst, von den Gefühlen "überwältigt" zu werden. Ein wichtiger Baustein inder Therapie von <strong>Borderline</strong>-Patienten ist daher das Erlernen einer "sanfter Steuerung" des Gefühlssystems.ZWISCHENMENSCHLICHE FERTIGKEITEN: "Wie kann ich meine Ziele durchsetzen, ohne dadurch die Beziehung zuanderen zu gefährden, und was kann ich dafür tun, dass meine Selbstachtung darunter nicht leidet? Wiekann ich mich abgrenzen, ohne andere zu verletzten, Wie spüre ich meine Grenzen? Habe ich ein Rechtdarauf, dass meiner Leistung durch andere geachtet wird? Wie repariere ich gefährdete Beziehungen. Undwas kann ich tun, um adäquat um Hilfe und Unterstützung zu bitten?"3. SUPERVISIONSGRUPPE: Auch für die Therapeuten ist es wichtig, sich gegenseitig Unterstützung zugeben und Unterstützung zu holen, um in der Therapie gut arbeiten zu können. Daher wird dieser Bereichunter den Bausteinen der Therapie mit aufgelistet. <strong>Info</strong>rmationen, die in diesem Kreis ausgetauscht werden,unterliegen der Schweigepflicht.Was heißt "dialektisch-behavioral"?Der Begriff "Dialektik" wurde von den griechischen Philosophen Sokrates und Platon eingeführt und bezeichneteine Richtung der Philosophie, die bis in die Neuzeit weiter entwickelt wurde. Der Grundgedankeder Dialektik besagt, dass es für alles auf der Welt gleichzeitig das Gegenteil gibt, zum Beispiel: Tag/Nacht,warm/kalt, gut/schlecht, schwarz/weiß. Die Kunst der Dialektik besteht darin, von den Gegensatzpaarennicht nur eine Seite zu betrachten, sondern beiden Seiten die gleiche Aufmerksamkeit zu widmen. Die Gegensätzeund Widersprüche beider Seiten gilt es zu erkennen und zu betrachten: Dann gibt es nicht Tagoder Nacht, sondern Tag und Nacht, es gibt nicht gut oder schlecht, sondern gut und schlecht etc. Die dialektischeArbeit besteht also darin, eine Balance zwischen den Gegensätzen herzustellen. Das kann mansich wie bei einer Wippe vorstellen, bei der es die Aufgabe ist, auf beide Armen der Wippe gleich viel Gewicht(Aufmerksamkeit) zu legen, um die Wippe im Gleichgewicht zu halten.Ein wichtiges Gegensatzpaar in der Psychotherapie ist zum Beispiel: Veränderung und Akzeptieren. Auf dereinen Seite steht die Veränderung einer Situation, der eigenen Person oder der Umstände - auf der anderenSeite das Akzeptieren der Situation, der eigenen Person, der Umstände.Wichtig ist dabei, dass akzeptieren nicht bedeutet, dass ich die Situation gut finden muss. Viel- mehr gehtes darum, die Situation so wahrzunehmen, wie sie gerade ist. In der Therapie arbeiten wir an der Veränderungund am Akzeptieren. Eine Geschichte soll dies veranschaulichen: Ein Mensch ist mit dem Auto in dieWüste gefahren, weit hinein, und plötzlich bleibt das Auto stehen. Er steigt aus, und will verständlicherweise,dass sich die Situation sofort ändert, also dass sein Auto wieder fährt. Er ruft: "Das gibt's doch nicht, daskann doch nicht wahr sein." Er tritt gegen die Reifen, haut auf die Kühlerhaube, schiebt das Auto an; nichtspassiert. Nach einer ganzen Weile sinkt er erschöpft neben das Auto und fängt an zu akzeptieren, dass dieSituation so ist, wie sie ist: Das Auto fährt nicht mehr. Als er so dasitzt und akzeptiert (das heißt nicht, dasser es gut findet!) dass sein Auto nicht mehr fährt, bekommt er plötzlich Ideen, wie er die Situation effektivändern kann: er entdeckt, dass der Benzintank leer ist und holt den Ersatzkanister.In sehr stressvollen, traumatisierenden Situationen ist es hilfreich und völlig stimmig, Entscheidungen,Handlungen oder Weltsichten einseitig und radikal zu bestimmen. Alle Menschen haben die Tendenz, in derNot lediglich schwarz oder weiß zu sehen. Das Denken von <strong>Borderline</strong>-Patientinnen ist aber oft ganz vondieser Sichtweise geprägt: Therapeuten sind entweder genial oder unfähig, Beziehungspartner entwederüber alle Maßen verständnisvoll oder gefühlskalt, usw. Da diese Einstellungen mit der Realität schlechtübereinstimmen, kommt es häufig zu raschen Wechseln, was nicht selten zu deutlichen Verwirrungen beimGegenüber, oder auch bei der Patientin selbst führt. Der therapeutische Weg soll die Wahrnehmung fürWidersprüchliches verfeinern, um die damit entstehende Spannung zu nutzen, als Motor für Veränderungen.- 11 -

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!