Untitled - munda
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Dienstag<br />
Hansmartin Vögtli, gross, schlank und mit dunklem,<br />
trotz mittleren Alters noch vollem Haar, bot Nick Baumgarten<br />
einen Stuhl an. „Nehmen Sie doch Platz, Herr<br />
Baumgarten. Kaffee?“<br />
„Sehr gerne“, antwortete Nick und setzte sich an den<br />
runden Sitzungstisch. Es war sieben Uhr früh, der Abend<br />
mit Andrew war lang geworden, sie hatten mehrmals auf<br />
ihre wunderbare Freundschaft angestossen.<br />
Das Büro des Regierungsrats war aufgeräumt, es waren<br />
keine Papierstapel zu sehen, und auf dem Schreibtisch lag<br />
nur ein einziges beschriebenes Blatt neben einem Notizblock.<br />
„Ich bin ein ordentlicher Mensch“, sagte Vögtli, der<br />
seinen Besucher aufmerksam beobachtete. „Als Finanzdirektor<br />
muss ich das sein, sonst würde man mir bald<br />
Nachlässigkeit vorwerfen. Wie Sie sich vorstellen können,<br />
werden Menschen wir ich sehr genau beobachtet.“ Er setzte<br />
sich Nick gegenüber und schaute ihm direkt in die Augen.<br />
„Was möchten Sie wissen?“<br />
„Um den Fall aufzuklären, muss ich möglichst viel über<br />
Gion Matossi wissen. Gestern habe ich seine Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter befragt und dabei Einzelheiten<br />
zu seinem Verhalten als Vorgesetzter erfahren; von Ihnen<br />
erhoffe ich mir die Sicht des obersten Chefs. Wie beurteilen<br />
Sie seine Leistung? Mochten Sie ihn?“<br />
„Das, Herr Baumgarten, sind zwei sehr gute Fragen.“<br />
Vögtli lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte<br />
die Hände vor sich auf dem Tisch. „Sie sind beide nicht ganz<br />
einfach zu beantworten, aber ich werde mein Bestes tun.“<br />
Die Tür ging auf, und eine junge Frau brachte zwei<br />
Tassen Kaffee. Vögtli stellte sie vor als Brigitta, Berufslernende<br />
im ersten Lehrjahr, und bedankte sich bei ihr. „Bei<br />
uns gehört das Servieren von Kaffee zu den Pflichten im<br />
ersten Lehrjahr, auch wenn das heute verpönt ist“, lächelte<br />
er und bat die junge Frau, er möge die nächste halbe Stun-<br />
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