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4. Alumni-Newsletter der Medizinischen Fakultät

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JURISTISCHE FAKULTÄTFoto: istockphoto.com – sb-borgPMCs: Die Wissenschaft wurdeerst Mitte <strong>der</strong> 90er Jahre auf dasPhänomen aufmerksamGiesen, brachte auch „verstaatlichteSöldnerunternehmen“mit sich. „Einheiten vonFremden wurden dauerhaft in diestaatliche Armee integriert. Das VereinigteKönigreich rekrutierte bereits seit 1816 Gurkhas (Söldneraus Nepal, Anm. d. Verf.) und setzte sie in seinen kolonialenKonflikten ein. Die französische Fremdenlegion wurde 1831durch Gesetz geschaffen und seitdem ebenfalls in kolonialenKonflikten eingesetzt.“Eine regelrechte „Vermietung“ staatlicher Armeen gab esnoch im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t. Die USA warben für den Vietnam-Krieg australische, neuseeländische, thailändische, philippinische,südkoreanische und chinesische Truppen an. „1977setzte Zaire unter Vertrag genommene marokkanische Truppenein“, so Giesen. „Die dominante Form des Söldnertumsim 20. Jahrhun<strong>der</strong>t war jedoch die individuelle Anwerbungeinzelner Söldner durch Staaten. Die größte Aufmerksamkeithaben dabei ihre Einsätze im postkolonialen Afrika ab den60er Jahren erfahren. Auch im Zeitalter <strong>der</strong> PMCs bestehtdiese Form des Söldnertums fort. So wurden in größeremUmfang auch in den jugoslawischen Konflikten in den 90erJahren individuell angeworbene Söldner eingesetzt.“Und welche Rolle spielten und spielen die PMCs? „Mitdem Ende des Kalten Krieges erlebte die Welt einen grundlegendenWandel. Diebipolare Aufteilung <strong>der</strong>Welt zerbrach, und in <strong>der</strong>Wirtschaft führte die Globalisierungzu massiven Umwälzungen.Im Windschatten dieser Prozesse tauchten die PrivateMilitary Companies auf und stießen in die sich auftuendenLücken. Sie waren kein neues Phänomen, bis dahin aberweitgehend unbedeutend geblieben und nur eine Randnotizdes Weltgeschehens. Erst <strong>der</strong> Rückzug <strong>der</strong> Supermächte ausAfrika und das Übergreifen <strong>der</strong> Privatisierungsprozesse inden militärischen Bereich ließen sie aufblühen.“ So beginntdie Studie von Dr. Stefan Giesen.„Die Wissenschaft wurde erst Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahreauf diese Unternehmen aufmerksam“, rekapituliert <strong>der</strong> Jurist.„Die PMCs weckten auch das Interesse <strong>der</strong> Völkerrechtler. Dafürist vor allem ihre Beteiligung an Konflikten verantwortlichund damit die Beteiligung an Vorgängen, die herkömmlichenStaaten vorbehalten sind. (…) Mit <strong>der</strong> Beteiligung vonWirtschaftsunternehmen an Konflikten hat sich eine Situationergeben, die bei <strong>der</strong> Schaffung nahezu sämtlicher relevanterNormen des Völkerrechts nicht berücksichtigt wurde.Das gilt insbeson<strong>der</strong>e für das humanitäre Völkerrecht.“Gab es Schwierigkeiten bei den Recherchen zu einem <strong>der</strong>artbrisanten Thema? Der Jurist verneint: „Die notwendigenSachinformationen habe ich mir aus allgemeiner Presse, Fachpresseund aus sozialwissenschaftlichen Arbeiten über PMCsbesorgt.“ Leitfragen waren für Giesen: Wie fügen sich PMCsin das heutige Völkerrecht ein? Tun sie das überhaupt? Könnenan <strong>der</strong> Konfliktführung beteiligte Angestellte von PMCsKombattanten- und Kriegsgefangenenstatus haben? Söldnersind von diesem Status jedenfalls ausgenommen. Und werist verantwortlich, wenn Angestellte einer PMC das Völker-Magazin 4 | 201219

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