HSW - Das Hochschulwesen
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<strong>HSW</strong><br />
�<br />
Peter Wex: Bachelor und Master. Die<br />
Grundlagen des neuen Studiensystems<br />
in Deutschland – ein Handbuch,<br />
(Duncker & Humblot), Berlin 2005,<br />
448 S., ISBN 3-428-11371-3, 32 Euro<br />
Der Alltag nicht nur der deutschen<br />
Hochschullandschaft ist von ständig<br />
verändernden Reformen geprägt, die<br />
von W-Professuren über Leistungsbesoldung,<br />
Globalhaushalt und Qualitätsmanagement<br />
bis hin zu neuen Studienstrukturen<br />
reichen. Peter Wex hat<br />
ein Handbuch zu dem vielschichtigen<br />
Thema Bachelor und Master verfasst<br />
mit der Zielsetzung, einen umfassenden<br />
Überblick, aber auch eine grundlegende<br />
Einführung zu geben. Nach der historischen<br />
Einbettung der Studienreform<br />
in die Geschichte des Bildungswesens<br />
inklusive des Bologna-Prozesses<br />
behandelt der Autor das gesetzte<br />
Thema in all seinen Inhalten in einem<br />
klaren und verständlichen Stil: Vorgaben<br />
der Gesetzesgeber (HRG, Landesgesetze,<br />
Beschlüsse der Universitätsgremien,<br />
Prüfungsordnungen etc.)<br />
sowie Empfehlungen und Beschlüsse<br />
hochschulpolitischer Gremien (HRK,<br />
KMK, WR etc.), die Struktur dieser Studiengänge,<br />
ihre Modularisierung, die<br />
Vergabe von Leistungspunkten und<br />
studienbegleitende Prüfungen bis hin<br />
zu Studiendauer, Employability, Profilbildung<br />
und Internationalisierung. Auf<br />
Basis dieser Grundlagen folgt ausführlich<br />
das als äußerst problematisch geschilderte<br />
Zulassungs- und Prüfungsverfahren.<br />
Den Verfahrensablauf einer<br />
Studiengangsentwicklung behandelt<br />
der Autor ebenso knapp wie die zur<br />
Akkreditierung zugehörigen Institutionen<br />
und die Ausnahmesituation in der<br />
Lehrer-, Künstler-, Juristen- und Medizinerausbildung.<br />
Ernüchternd ist das<br />
folgende Kapitel zur Akzeptanz der Bachelor-<br />
und Masterstudiengänge; diese<br />
werden von den Hochschullehrern extrem<br />
skeptisch gesehen, von den Studierenden<br />
beinahe diskussionslos hingenommen<br />
und von den Arbeitgebern<br />
akzeptiert und teilweise begrüßt. Peter<br />
Wex bietet ein sehr gut strukturiertes<br />
Handbuch für eine äußerst effektive<br />
Nutzung: ein sehr differenziertes Kapitelverzeichnis<br />
unterstützt die Leser in<br />
einem schnellen Zugriff auf Überblicksdarstellungen,<br />
Sachstand oder Ausblick<br />
der jeweiligen Thematik. <strong>Das</strong> präzise<br />
gefasste Sachwortverzeichnis bietet<br />
<strong>HSW</strong> 2/2006<br />
eine gute und handhabbare Hilfestellung,<br />
die Komplexität der Themen zu<br />
erfassen und zu verfolgen. Der Abdruck<br />
zentraler und allgemein gültiger Texte<br />
aus den Gesetzen, Empfehlungen und<br />
Beschlüssen sowie die ausführliche Literaturliste<br />
machen den Informationsgehalt<br />
des Buches komplett. Alle Kapitel<br />
sind stringent aufgebaut, indem der<br />
historischen Ausführung der Sachstandsbericht<br />
folgt, danach eine kritische<br />
Analyse der Gegebenheiten und<br />
schließlich Empfehlungen des Autors<br />
für die zukünftige Entwicklung. Allein<br />
wünschenswert bleibt ein Glossar zu<br />
den Kernbegriffen, da sich die Definitionen<br />
in den einzelnen Kapiteln verbergen.<br />
Sinnvoll ist die regelmäßige<br />
Vermittlung des historischen Kontextes,<br />
um viele Entwicklungen in der Reformlandschaft<br />
der Hochschulen verständlicher<br />
zu machen. Dagegen stellt<br />
der Vergleich mit dem amerikanischen<br />
und britischen Hochschulsystem die<br />
politisch geforderte internationale<br />
Kompatibilität der Studiengänge immer<br />
wieder in Frage. Doch die vornehmliche<br />
Bedeutung dieser Publikation liegt<br />
eindeutig in der Darlegung der juristischen<br />
Betrachtungsweise dieser Studiengänge,<br />
die die politische und faktische<br />
Komponente oft in den Hintergrund<br />
rücken lassen. So erfahren juristisch<br />
ungeschulte Leser erstmals konzentriert<br />
die zahlreichen rechtlichen<br />
Lücken und ungeklärten Verfahrensabläufe,<br />
mit denen sich Hochschullehrer,<br />
Studienberater, Mitarbeiter in den Prüfungsämtern<br />
etc. alltäglich befassen<br />
müssen. So benennt der Autor eine<br />
wahre Mängelliste quer durch alle Kapitel:<br />
die Gefahr der hohen Dichte gesetzlicher<br />
Regelungen, die (internationale)<br />
Vergleichbarkeit der Studiengänge,<br />
die Organisationsprobleme und Widersprüche<br />
bei der Prüfungsverwaltung<br />
und Prüfungsdichte, aber auch die fehlende<br />
Verknüpfung mit den Praxisanteilen,<br />
die sinkende Mobilität und Flexibilität<br />
in den neuen Studiengängen etc.<br />
Peter Wex erklärt die Studienreform als<br />
ein rein europolitisches Unterfangen<br />
zur Gestaltung des „fortschrittlichsten<br />
wissensbasierten Wirtschaftsraum“ der<br />
Welt und moniert völlig zu Recht, dass<br />
die Hochschullehrer ihr maßgebliches<br />
Entscheidungsrecht in der inhaltlichen<br />
Ausgestaltung der Studiengänge (Lehrinhalte,<br />
Praxiseinbindung, Prüfungsdichte<br />
etc.) kaum nutzen. Ein Appell,<br />
der zu unterstützen ist. In dieser<br />
schnelllebigen Studienreform lässt das<br />
R e z e n s i o n<br />
Buch aufgrund seines<br />
Alters (Januar<br />
2005) schon jetzt<br />
aktuelle Entwicklungen<br />
vermissen:<br />
Die neuen Empfehlungen<br />
und Beschlüsse<br />
der KMK,<br />
HRK und des WR<br />
von 2005 sowie das<br />
neue HRG. Einige<br />
Schlussfolgerungen des Autors sind<br />
tatsächlich in der aktuellen Diskussion<br />
(Numerus Clausus, Erneuerung des<br />
Curricularnormwertes, Überprüfung<br />
des tatsächlichen Workload der Studierenden<br />
etc.), andere seiner Empfehlungen<br />
sind hinfällig (z.B.: Akkreditierungsformen,<br />
Modularisierung der Lehrerausbildung,<br />
Vergabe von Leistungspunkten<br />
etc.). Damit verbindet sich<br />
aber auch die Frage, inwieweit ein<br />
Handbuch Visionen, Ratschläge und eigene<br />
Meinungen verträgt. Gerade die<br />
Empfehlung für ausschließlich schriftliche<br />
Prüfungen, die Ansicht, dass allein<br />
die Präsenz in einer Veranstaltung die<br />
Qualität des Gelernten bestimmt, die<br />
Einbindung von Praktikern in die inhaltliche<br />
Curriculumentwicklung oder<br />
die ungewöhnliche Definition, dass die<br />
Internationalisierung nicht als Kompetenz<br />
sondern als Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Hochschulen zu verstehen ist,<br />
müsste ebenso wie die rechtlichen Gegebenheiten<br />
von allen Seiten beleuchtet<br />
und diskutiert werden, so beispielsweise<br />
aus der Perspektive der Lehr- und<br />
Lernforschung, der Hochschuldidaktik.<br />
Aufgrund seiner umfassenden und gut<br />
dargestellten Informationen zu dem<br />
Thema „Bachelor und Master“ sowie<br />
seiner handlichen Nutzungsmöglichkeiten<br />
sollte das Handbuch allen zur Verfügung<br />
stehen, die sich mit der Entwicklung<br />
der neuen Studiengänge auseinandersetzen.<br />
Äußerst hilfreich sind<br />
auch die Hinweise zu den zahlreichen<br />
Schwachstellen, die in Zukunft noch zu<br />
regeln sind, und die dazugehörige gesetzliche<br />
Lage. Die zahlreichen Entwicklungen<br />
und Veränderungen machen<br />
allerdings die jährliche Aktualisierung<br />
und Neuauflage dieses Buches<br />
zugunsten einer optimalen Nutzung<br />
wünschenswert.<br />
� Dr. Renate Pletl, Referentin des<br />
Fachbereichs Gesellschaftswissenschaften<br />
der Universität Kassel, E-<br />
Mail: pletl@uni-kassel.de<br />
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