Über einen weiteren bzw. zwei weit früher gehaltene Tiger fand ich Eintragungen im Arbeitsmaterialdes Institutes für Fachdidaktik der Naturwissenschaften (IFdN).Anzeige „Geflügelbörse“ aus den 90iger Jahren„Das Tigerpaar lebt seit 1990 im Zoo Braunschweig. DasMännchen wurde 1989 dort geboren, das Weibchen kam1990 vom Magdeburger Zoo nach Braunschweig. Sie wurde1988 in Magdeburg geboren. Beide sind nicht im Zuchtbucheingetragen und hatten ihren letzten Nachwuchs 1993. Diebeiden Jungtiere wurden an einen chinesischen Tierparkweitervermittelt.“ (4)Ich vermute, dass es sich bei dem männlichen Tiger um NICOhandelt, der im Dezember 2006„17jährig in Braunschweig geboren nach langer Krankheit“(5), so der Zoo in einer Pressemitteilung, starb. Bei dem weiblichenTiger kann es sich auch nur um die bereits oben erwähnteTigerin SADIMA handeln.Über einige Tigergeburten ab dem Jahr 2000 fand ich lediglich zwei aussagekräftige Artikel aus derLokalpresse. So u.a. über die Taufe der Tigerbabys FLICK und NIC im Jahr 2000.„Flick heißt dieses Tigerbaby aus dem Stöckheimer Zoo. Auf diesen Namen wurde dasknuddelige Raubtierkind von Robert Flickinger, Abwehrspieler der Braunschweig Lions,in dieser Woche getauft. Flicks Schwester hört nun auf den Namen Nic.“ (6)Doch was wurde aus diesen Tigern?72
Export nach ChinaEin/e besorgte/r Braunschweiger/in erkundigte sich im Jahr 2000 nach der Geburt dieser Tiger schriftlichin einem Brief beim Zoo und wollte etwas über die Zukunft der Tiger wissen. Der damalige Zootierarztantwortet schriftlich:„…natürlich können wir, die kleinen Tiger, wie alle anderen bei uns geborenen Tiere,aus Platzgründen nicht auf Dauer behalten….Dann müssen wir uns von den Jungtierentrennen und sie an andere Zoos abgeben. Wohin diese zwei Jungtiere gehen werdensteht heute noch nicht fest.“ (7)Tiger cub behind bars at tiger farm.Photo by: Eric Conrad.Fakt ist, zu diesem Zeitpunkt war Tigernachwuchs, gerade auch nachder Grenzöffnung, eine Massenware und eine Vermittlung dieser Babyswar zu diesem Zeitpunkt schon fast unmöglich. So landeten einigesolche Überschusstiger wie bereits in dieser Dokumentation erwähntbei Louis L. in Belgien.Doch der Zoo Braunschweig hatte „wohl Glück“ bei der Suche nacheiner Unterbringungsmöglichkeit:„Nachdem ihr älterer Bruder FIDELIO nicht wie vorgesehen aufdie karibische Insel (Kuba), sondern ins ferne China auswanderte,soll das fünf Monate alte Tigergeschwisterpaar NICK und FLICKaus dem Zoo in Stöckheim die Reise nach Kuba antreten.“ (8)Doch was damals sicher noch keiner wusste, auch NICK und FLICK landeten nicht wie erwähnt inKuba, sondern ebenfalls in China. FIDELIO kam in den „Dalian Forest Zoo“. NICK und FLICK hingegenlandeten im „Breeding Center of Felid of Hengdaohezi“ (frei übersetzt Zuchtcenter für Katzen vonHengdaohezi).Fakt ist, dieses chinesische Tigerzucht-Center ist nicht Kuba, keineswegs ein wissenschaftlich geführterZoo und schon kein Safaripark. Diese „Center“ ist ein vorprogrammierter Todestrakt. Und das warbereits Anfang 2000 auch in Deutschland bekannt.73Wie ich bereits in den ersten Kapiteln dieser Dokumentation ausführlich beschrieb , war schon den90iger Jahren bekannt, dass dieses „Breeding Center“ zum größten Teil aus Geldern einer Firma entstand,die auf die Herstellung von Traditionelle chinesischer Medizin (TCM) aus Tigerkörperteilen spezialisiertwar. Jedem Raubkatzen-Spezialist war damals bereits bewusst, dass diese und andere neuentstandenen so genannten Tigerfarmen nicht das Ziel der Arterhaltungszucht und der Auswilderunghatten, sondern vielmehr die Massenproduktion von Tigern in Massentierhaltung für TCM.Nur ein Internetklick oder ein Telefonat hätten auch dem Zoo Braunschweig die entsprechenden Erkenntnissegebracht, um den Export seiner Tiger nach China nicht durchzuführen.Bereits im Februar 2000, noch bevor FIDELIO exportiert (Export am 19.05.2000) wurde, veröffentlichteKirsten Conrad ihren Bericht über dieses „Breeding Center of Felid of Hengdaohezi“!Jeder Tigerhalter, so meine persönliche Meinung, der seine Tiere nur in seriöse und sichere Händewissen möchte, hätte den Export nach China nie befürwortet.War man in Braunschweig einfach nur naiv und blauäugig?