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26.07.2007<br />

Namibia<br />

50 hungrige Schüler in einer Klasse<br />

Loide Shaanika unterrichtet in einer namibischen Kleinstadt. Auf dem Weltlehrerkongress<br />

in Berlin sprach sie über die Probleme in ihrer Schule.<br />

Neugierig auf andere Lehrer: Loide Shaanika ist aus Afrika nach Berlin gekommen, um sich mit Lehrerkollegen<br />

auszutauschen. – Foto: Uwe Steinert<br />

Schon am kommenden Montag um acht Uhr wird Loide Shaanika, Teilnehmerin des Weltlehrerkongresses<br />

in Berlin, wieder vor ihren Schülern stehen. Seit zehn Jahren unterrichtet die<br />

33-Jährige an einer öffentlichen Schule in der Kleinstadt Tsandi im Norden Namibias. Shaanika<br />

lehrt, ebenso wie ihre vierzehn Kollegen in Tsandi, alle Fächer, die der Stundenplan für<br />

die fast fünfhundert Schüler der zehn Klassenstufen vorsieht: Mathematik, Naturwissenschaft,<br />

Sport, Religion, Kunst, Englisch sowie Oshivambo, die Muttersprache der meisten Kinder in<br />

der Region.<br />

Zum Weltlehrerkongress gereist ist sie, um sich „mit anderen Lehrern über die drängendsten<br />

Probleme unserer Schulen auszutauschen“, sagt Shaanika. Beispielsweise seien Klassen, gerade<br />

im ländlichen Raum, fast immer überfüllt: Fünfzig oder mehr Schüler säßen im Unterrichtsraum.<br />

Für die Lehrer sei es „unmöglich, jedem die nötige Aufmerksamkeit zu schenken“.<br />

Außerdem fehlten zahlreiche Unterrichtsmaterialien. Es gebe an ihrer Schule keine Bibliothek,<br />

keine Laborräume, keinen Computer und keine Elektrizität, berichtet Shaanika. Die<br />

Lehrbücher bezahle der Staat, doch das Budget sei stets so knapp bemessen, dass sich sechs<br />

Schüler ein Buch teilen müssten – und deren Familien lebten meist mehrere Kilometer voneinander<br />

entfernt. „Wie soll ich so überhaupt Hausaufgaben verteilen?“, fragt Shaanika.<br />

Hunger und Müdigkeit im Unterricht<br />

Besonders mit afrikanischen Lehrern habe sie ein weiteres Problem diskutiert: Außerhalb der<br />

Großstädte müssten viele Schüler ihren Eltern regelmäßig bei der Feldarbeit oder in der Viehzucht<br />

helfen. Zudem könne sie, sagt die Lehrerin, nicht in jedem Fall die Familien davon überzeugen,<br />

dass Schulbesuch und Hausarbeiten kein sinnloser Zeitaufwand seien, sondern der<br />

Bildung eine entscheidende Rolle für die Zukunft ihrer Kinder zukomme. Die Situation habe<br />

sich in den vergangenen Jahren kaum verbessert. Noch immer erschienen unzählige der Schüler<br />

müde und hungrig zum Unterricht – oder gar nicht. In ganz Namibia müssten etwa neunzig<br />

Prozent von ihnen im Laufe ihrer Schul<strong>zeit</strong> eine Klassenstufe oder sogar mehrere wiederholen.<br />

Von ihren Schülern, so Shaanika, schafften maximal zehn Prozent eines Jahrganges spä-<br />

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