75 Jahre evangelische Kirche Stetten/Filder 1934 – 2009
75 Jahre evangelische Kirche Stetten/Filder 1934 – 2009
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14 <strong>Stetten</strong>er Köpfe · <strong>75</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>evangelische</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>Stetten</strong><br />
<strong>Stetten</strong>er Köpfe<br />
Gotthelf Gugel<br />
Unermüdlich und beharrlich<br />
Wenn ein Bläser in eine Gemeinde zieht, wo es noch keinen<br />
Posaunenchor gibt, dann gründet er einen. Das war<br />
in Württemberg mal eine unumstößliche Devise. Und so<br />
geschah es auch 1956, ein knappes Jahr, nachdem<br />
Gotthelf Gugel mit seiner Familie in die Erlachsiedlung in<br />
<strong>Stetten</strong> gezogen war. Der Posaunenchor begann mit vier<br />
Mann. Die Konkurrenz war nicht klein, denn den<br />
Musikverein gab es längst. Aber einige von dort bliesen<br />
durch beharrliches Werben von Gotthelf Gugel im Laufe<br />
der Jahrzehnte bis zuletzt auch immer wieder „bei der<br />
<strong>Kirche</strong>“ mit.<br />
Geboren ist Gotthelf Gugel 1920 in Sinning (heute Hsin-ning) „mitten<br />
in China“ als jüngstes Kind Liebenzeller Missionare. Als die Familie<br />
nach Deutschland zurückkehrte, war er fünf und konnte damals <strong>–</strong> die<br />
Erfahrung vieler Missionarsfamilien lehrt es <strong>–</strong> besser Chinesisch sprechen<br />
als seine Eltern. In Deutschland, „zu Hause“, kam er sofort in<br />
die Schule und machte über mehrere Stationen „Schulkarriere“ bis<br />
hin zum Abitur am Karlsgymnasium in Stuttgart. Das war 1938. Das<br />
Dritte Reich auf dem Höhepunkt seiner Macht faszinierte damals<br />
nicht nur junge Menschen. Der Pfarrer von Plieningen bot<br />
Orientierung und Gegengewicht. Es folgten Arbeitsdienst und Krieg<br />
und Verwundungen und Gefangenschaft in Frankreich, nach der<br />
Rückkehr Heirat und ein Mathematikstudium, am Ende eine<br />
Anstellung in der Allgemeinen Rentenanstalt Stuttgart als EDV-<br />
Fachmann und 1955 der Umzug nach <strong>Stetten</strong>, wo zu den drei schon<br />
vorhandenen Kindern noch zwei weitere geboren wurden.<br />
In <strong>Stetten</strong> brachte er sich ein, im Posaunenchor, im <strong>Kirche</strong>nchor und<br />
auch im <strong>Kirche</strong>ngemeinderat. Gradlinig war er, vorurteilslos, aber<br />
gedanklich scharf und mit fester Meinung. Er engagierte sich gegen<br />
den Flughafenausbau und für die Friedensbewegung. Beides gefiel<br />
nicht jedem. Unermüdlich und beharrlich warb er um Mitglieder für<br />
den Posaunenchor und für den Familienkreis und bis zu seinem Tod<br />
2001 immer für eine „offene <strong>Kirche</strong>“.<br />
Klaus Zöller