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FOCUSPERSONALITYUPDATEKNOWHOWCARTE BLANCHE«Lies, damn lies, and statistics»Bemerkungen zu den Outcome-Zahlendes Bundesamtes für GesundheitProf. Thomas F. Lüscher«Lies, damn lies, and statistics»…Benjamin Disraeli (Abb. 1), britischer Premierministervon 1874–1880, soll diese Worte gesprochen haben, diespäter von Mark Twain popularisiert wurden: «There arethree kinds of lies: Lies, damn lies, and statistics». Vielleichtwar Disraeli nicht der erste, der berufsbedingt bemerkte,dass Statistiken nicht selten Ergebnisse hervorbringen,die in der einen oder anderen Art gedeutet werdenkönnen – vor allem abhängig von den herrschendenInteressen oder dem Standpunkt einer Partei – aber er hates am Besten auf den Punkt gebracht. Als Politiker in Debattenim Unterhaus gestählt, erkannte er den grundsätzlichenUnterschied zwischen Zahlen und ihrer Bedeutung,zwischen Daten und ihrer Interpretation – und davonhandeln diese Zeilen.Vom Schätzen zum RechnenEinst schätzte man die Einwohnerzahl ebenso das Handelsgut,die Stärke von Armeen und die Grösse von Ländern.Dann kam das Zählen, zunächst durch die Erfindungder Keilschrift bei den Sumerern, danach durch dieEinführung vergleichbarer Zahlensysteme in anderenKulturen. Alsbald wusste man über alles immer genauerBescheid.Auch in der Medizin hielt spät, aber umso heftiger, dieStatistik Einzug: Noch im Jahre 1837 stritten sich in ParisRisueno d’Amador und Pierre Charles Alexandre Louis inder Académie Royale de Médecine, welche Louis XVIII1820 ins Leben gerufen hatte, über die Frage, ob Medizinals Kunst oder als exakte Wissenschaft zu betrachtensei. Die einen hielten jeden Patienten für einmalig unddie Behandlung daher für einen Akt der Kreativität desjeweiligen Arztes, sie verdammten quantitative Angabenüber Patienten und Erkrankungen. «L’homme moyenn’existe pas!» war ihr Credo. Pierre Charles AlexandreLouis aber hielt dagegen, dass wir nur lernen, wenn wirunserer Erfahrung Zahlen zuordnen, ihren Wert und ihrGewicht bestimmen, ihre Veränderung bei Auftreten vonSeuchen und Epidemien beschreiben, was zuletzt zur naturwissenschaftlichenMedizin führte, wie wir sie heutekennen. Die Epidemiologie als Wissenschaft entwickeltesich dennoch langsam, vielleicht, weil ihr die mathematischenGrundlagen fehlten, möglicherweise aber auch,weil sie unserer Erfahrung nicht entspricht: Unser Hirnlernt episodisch, überzeugt sich lieber durch Geschichtenals durch Zahlen. Die narrative Verzerrung, die dieStatistik zu korrigieren versucht, wird von vielen fürselbstverständlich gehalten, ihre Überwindung ist daherein Kraftakt, der nicht leicht gelingt.Prof. Thomas F.LüscherAbbildung 1Benjamin Disraeli. Foto: Harvard Law School Library / WikimediaCommons.Der Aufstieg der EpidemiologieDas mussten auch die Pioniere der Disziplin erfahren, diesich mit der Beziehung von Rauchen und Krebsleidenbefassten. Sir Richard Dole und Sir Austin Bradford Hillbegannen Ende der 1940er Jahre Umwelteinflüsse als Ursacheder bedrohlich steigenden Lungenkrebszahlen imVereinigten Königreich zu untersuchen. Obschon anfänglichdie Kohleminen Englands und Abgase aus Industrieund Verkehr als die wahrscheinlichsten Ursachen4/2009 5

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