Georges-Henri Pingusson und der Bau der Französischen Botschaft ...
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<strong>Pingusson</strong>s „Plan pour lareconstruction de Sarrebruck“jedenfalls bestand im Kern ineiner Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> Verkehrsinfrastruktur<strong>und</strong> – wasdie bauliche Strukturierungbetraf – auch in <strong>der</strong> Neuordnung<strong>der</strong> städtischen Funktionen.Historische Orte wiez. B. <strong>der</strong> St. Johanner Markt,das Saarbrücker Schloss o<strong>der</strong>– trotz erheblicher Zerstörung– <strong>der</strong> Ludwigsplatz mit<strong>der</strong> Ludwigskirche warenfür <strong>Pingusson</strong> Monumentevon beson<strong>der</strong>er historischerBedeutung. Diese stellte erunter Schutz.Die Funktion „Wohnen“verlegte er im Wesentlichenauf die Saarbrücken umgebendenHügel („für Wohnbautenin freier <strong>Bau</strong>weise“)bzw. in Hochbauten, z.B. indas Quartier <strong>der</strong> heutigenBruchwiese <strong>und</strong> an das linkeSaarufer in Alt-Saarbrücken,im Bereich Keplerstraße bisSchanzenbergbrücke. Hiersituierte er erst sieben, in einerspäteren Entwurfsvariante vierHochhäuser als Zeilenblöcke ineinem Viertel mit <strong>der</strong> Plan-Bezeichnung: „Zone Administrationprivé et Habitationhaute“. 20 Diese von <strong>Pingusson</strong>hier vorgesehenen Wohnhochhäuserbelegten ein Gebiet,das durch den Krieg bis zu 90Prozent zerstört <strong>und</strong> vor demKrieg kleingewerblich <strong>und</strong>durch mehrgeschossige Wohnbautenbebaut war. Doch <strong>der</strong>Plan zum <strong>Bau</strong> von Hochhäusernzum Wohnen fand inSaarbrücken kaum Zuspruch.Die negativen Nachrichten ausMarseille mögen die Skepsis<strong>der</strong> Saarbrücker noch verstärkthaben. Dort intrigierteman gegen das Projekt einerUnité d’Habitation, welchesLeCorbusiers gerade zu bauenbegonnen hatte (1946-1952).Ein perfides Gutachten prognostiziertedie Entwicklungvon Geisteskrankheiten beiden künftigen Bewohnern <strong>und</strong>löste damit eine landesweiteKontroverse aus. 21Exkurs 3Die Akzeptanz <strong>der</strong> „Unité d’Habitation“Die insgesamt fünf Wohnhochhäuser,die Le Corbusier nach Art <strong>der</strong> Unitéd’Habitation, Marseille, errichtete(eines davon in Berlin), sind heute allesaniert, gut gepflegt <strong>und</strong> hoch geehrt,die meisten in Form von Wohnungseigentumin privater Hand. Sie sindäußerst nachgefragt.Die internationale Zeitschrift „<strong>Bau</strong>en+ Wohnen“ schrieb bereits 1957 imZusammenhang mit einem Berichtüber die zweite Unité d’Habitation LeCorbusiers in Nantes-Rezé über deneinsetzenden Erfolg ausgerechnet desMarseiller Projektes: „Die Besucherströmen nach Marseille-Michelet:100 000 in achtzehn Monaten, <strong>und</strong>je<strong>der</strong> bezahlt 150 fr Eintritt. Resultat:15 Millionen Ertrag... <strong>und</strong> Tausendeweitere Besucher: Sie entströmen denDampfern, sie kommen in Cars vonCalais o<strong>der</strong> Malmoc, im Flugzeug nachMarignane <strong>und</strong> vor allem mit Autos,Motor- <strong>und</strong> Fahrrä<strong>der</strong>n...“ 2240