DIE BRIEFFORM IM 18. JAHRHUNDERT - DEA - Debreceni Egyetem
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des 19. Jahrhunderts findet sich kaum jemand, der nicht auch eine wichtige und<br />
beachtete Korrespondenz hätte. Darunter sind z.B. Kant, Fichte, Schelling, Brentano zu<br />
erwähnen.<br />
Die Briefliteratur des 20. Jahrhunderts ist sehr groβ und wächst ständig.<br />
Auffällig ist der Zug zur Öffentlichkeit. Rilke hat seine Briefe als eine Arbeit betrachtet.<br />
Sie sind Werkstatt und Urkunde seiner geistigen Entwicklung und enthalten die<br />
Grunderfahrungen seines Lebens. Briefe von Franz Kafka sind der Ausdruck eines<br />
Menschen, der im „Verkehr mit Gespenstern“ stand und mit diesen fertig werden<br />
musste. 9<br />
2.4. Goethe, der Briefschreiber<br />
Goethes Briefe entstehen in einer brieflichen kulturellen Umgebung, die in den<br />
vorigen Unterkapiteln vorgestellt worden ist. Die Zahl der Briefe beweisen, dass Goethe<br />
ein groβer Briefschreiber war. Die mehr als 14.000 Briefe, die veröffentlicht worden<br />
sind, können auch als biographische Dokumente aufgefasst werden. Es kommt auch<br />
sehr oft vor, dass Goethe in seinen Briefen über die Entstehung und Wirkung eigener<br />
Werke spricht und sein Zeitalter schildert.<br />
Im Weimar von Goethe ist es auch gängig, private Briefe öffentlich mitzuteilen.<br />
Goethe protestiert immer dagegen, er gibt seiner Meinung in seinen Briefen gewöhnlich<br />
Ausdruck: „Lassen Sie um Gottes Willen meine Briefe niemand sehn (sic)“ Er hält den<br />
Inhalt eines Briefes für eine Information, die nur den Adressaten angeht. Er beharrt auf<br />
dem ‚intimen’ Status der Mitteilung, auf dem Briefgeheimnis. Demgegenüber ist er<br />
derjenige, dessen Briefe schon zu seinen Lebzeiten ohne sein Einverständnis<br />
veröffentlicht worden sind. Nicht zu sprechen über die Editionsgeschichte der Briefe<br />
nach seinem Tod: nacheinander sind die verschiedenen Zusammenstellungen<br />
erschienen, vor allem entweder nach den Adressaten oder nach den Entstehungsjahren<br />
geordnet: z.B. Goethe’s Briefe in den Jahren 1786-1832, Goethe’s Briefe an Leipziger<br />
Freunde, Briefe an Lavater.<br />
__________________<br />
9 Grenzmann, Wilhelm: Brief (Wörterbuchartikel), in: Kohlschmidt, Werner & Mohr, Wolfgang:<br />
Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte. Erster Band A-K, Berlin: Walter de Gruyter & Co<br />
1958, S. 186-193.<br />
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