03.12.2012 Aufrufe

DIE BRIEFFORM IM 18. JAHRHUNDERT - DEA - Debreceni Egyetem

DIE BRIEFFORM IM 18. JAHRHUNDERT - DEA - Debreceni Egyetem

DIE BRIEFFORM IM 18. JAHRHUNDERT - DEA - Debreceni Egyetem

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Aber umso mehr kann sich Christiane bestimmt dafür freuen. Dieser Brief ist ein gutes<br />

Beispiel darauf, als Goethe den vorher Gesagten gegenüber seine Gefühle mit<br />

Christiane teilt. Das kommt nicht so oft vor, dass sich seine Gedanken fast im ganzen<br />

Brief um Christiane drehen. Er erklärt ihr seine Liebe, nennt sie „mein Liebchen“.<br />

Wenn man von seiner Geliebten entfernt ist, fühlt man nur dann, wie es wichtig ist,<br />

einen Partner zu haben. Goethe schreibt diesen Brief aus dem französischen Feldzug,<br />

dort konfrontiert er damit, dass man schätzen muss, was man hat. Er drückt auch<br />

Eifersucht aus, er will der einzige Mann im Leben von Christiane sein.<br />

„Behalte mich ja lieb! Denn ich bin manchmal in Gedanken eifersüchtig und stelle mir<br />

vor: daβ Dir ein andrer besser gefallen könnte, weil ich viele Männer hübscher und<br />

angenehmer finde als mich selbst. Das muβt Du aber nicht sehen, sondern Du muβt<br />

mich für den besten halten, weil ich Dich ganz entsetzlich lieb habe und mir auβer Dir<br />

nichts gefällt.“ 37<br />

Sie ist froh, hat einen Sohn von Goethe. Sie möchte keine anderen Männer, nur viel Zeit<br />

mit Goethe verbringen. Manchmal sehen sie einander monatelang nicht, deshalb ist sie<br />

in ihren Briefen oft begierig nach ein paar „Schlampamps-Stündchen“. Das ist ihr<br />

Ausdruck für Liebesstunden, Stunden von Nähe und Gespräch.<br />

Bevor wir die weiteren Einzelheiten ihres Lebens kennen lernen würden, ist es<br />

verdient, zu beobachten, wie sich die Länge der Liebeserklärung verändert. Am Anfang<br />

einer Beziehung sagt man seinem/seiner Geliebten noch öfter, was man für ihn/sie fühlt.<br />

In den ersten Jahren haben sowohl Goethe als auch Christiane in ihren Briefen durch<br />

eine halbe Seite ihre Gefühle geschildert. Mit dem Vergehen der Zeit zieht sich die<br />

Liebe in den Hintergrund, die alltäglichen Probleme, Ereignisse treten in den<br />

Vordergrund. In den Briefen der späteren Jahre werden auch die derartigen<br />

Mitteilungen bevorzugt. Goethe und Christiane vergessen aber nie, einander daran zu<br />

erinnern, dass sie einander lieb haben.<br />

„So wie ich mich dieses Mal auf Dich freue, läβt sich nicht beschreiben, ich darf mir es<br />

gar nicht denken. Nun lebe wohl. Mit Liebe erwarte ich Dich wie immer und bin<br />

glücklich.“ 38<br />

__________________<br />

37 Gräf, Hans Gerhard: Goethes Ehe in Briefen. Insel Verlag 1956. S. 7.<br />

38 a.a.O. S. 394.<br />

29

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!