13.07.2015 Aufrufe

AUF DEM ABSTELLGLEIS - tages anzeiger

AUF DEM ABSTELLGLEIS - tages anzeiger

AUF DEM ABSTELLGLEIS - tages anzeiger

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

24. Mai 201315ForumBERUF AUSBERUFUNGDr. Crivelli, seit einem Jahr führen Sie zusammenmit einem Kollegen eine Gemeinschaftspraxisin Thayngen (SH). Wie ist es dazu gekommen?Ich habe meine Geburtsstadt Lugano verlassen, dameine Frau aus der Nähe von Schaffhausenstammt und sich mir dort eine gute Gelegenheit zueiner selbständigen Tätigkeit bot. Als eine Gemeinschaftspraxisim Zentrum von Thayngen entstehensollte und die Stelle eines Arztes ausgeschriebenwar, zögerte ich nicht lange.Wie reagieren die Deutschschweizer auf einenTessiner Arzt?Vorwiegend positiv. Sie schätzen meine südländischeLebensfreude, und manchmal ergibt sichim Sprechzimmer gar die Gelegenheit zu einemDialog in italienischer Sprache. Darüber freue ichmich immer sehr. Manchmal plagt mich dasHeimweh, doch so oft es geht, besuche ich zusammenmit meiner Frau und meinem sechs Monatealten Sohn meinen ehemaligen Wohnort Pregassona.Warum haben Sie sich seinerzeit für den Hausarztberufentschieden?Das breite Spektrum der Allgemeinmedizin fasziniertmich seit frühester Kindheit. Doch mussteich während meines Studiums an der UniversitätLausanne gleichzeitig auch feststellen, dass dieseFachrichtung nur einen geringen Stellenwert einnimmt.Deshalb sind mehr Praktikumsplätze nötig,damit möglichst viele Studenten den Weg indie Hausarztmedizin finden. Ich bin übrigens daseinzige Familienmitglied, das sich für diesen Berufentschieden hat. Mein Vater und mein Bruderüben die Berufe des Polizisten und Feuerwehrmannsaus. Wir stehen jedoch alle drei im Einsatzund unterstützen Menschen.Sind die Anforderungen an den Hausarzt inden letzten Jahren gestiegen?Gewiss, und diese Entwicklung ist vorwiegendauf das Digitalzeitalter zurückzuführen. Die Patientensind zunehmend umfangreicher informiertund stützen sich auf Internet-Informationen, wasoft auch längere Gespräche mit sich bringt. Einefalsche Meinung zu korrigieren, setzt andererseitsnicht selten Geduld voraus. Wir Hausärzte sindkünftig noch mehr gefordert. Ich vergleiche meinenBeruf oft mit jenem des Detektivs. Es gehtSprung überden GotthardInterview: Nathalie ZeindlerDer aus Lugano stammende Arzt AlexCrivelli hat im Kanton Schaffhauseneine neue berufliche Heimat gefunden.Crivelli absolvierte von 1998 bis 2004ein Medizinstudium an der UniversitätLausanne. Es folgten unter anderemTätigkeiten als Assistenzarzt im Ospedaledella Beata Vergine in Mendrisio,im Triemlispital Zürich sowie im KantonsspitalSchaffhausen. Seit zwei Jahrenarbeitet der 34-jährige Tessiner alsHausarzt in Thayngen (SH). Er ist verheiratetund Vater eines sechs Monatealten Sohnes. Im Interview mit der TessinerZeitung spricht er über die Entwicklungund Bedeutung der Allgemeinmedizin.darum, ein gutes Gespür zu entwickeln und denrichtigen Pfad einzuschlagen. Hin und wiederstösst man auch an seine Grenzen.Eine Hausarztpraxis zu eröffnen ist auch mithohen Investitionen verbunden.Das trifft zu. Da ich die Kosten betreffend Labor,Ultraschall- und Röntgengerät gemeinsam mitmeinem Praxiskollegen trage, muss ich kein Verlustgeschäftbefürchten. Vor allem in ländlichenGebieten ist eine gute Infrastruktur von erheblichemNutzen, da nicht alle Patienten in ein Spitalgeschickt werden können.Existiert der Grundversorger als Einzelkämpferheutzutage noch?Ich denke, er wird künftig vermehrt in Netzwerkenanzutreffen sein. Zur Verbesserung der Kostenstrukturund Qualitätssicherung im Gesundheitswesenist eine verstärkte Zusammenarbeitauf allen Stufen notwendig. Eine wichtige Voraussetzungstellt die elektronische Verfügbarkeitder betreuungsrelevanten medizinischen Patientendatendar. Ist der zuständige Hausarzt abwesend,kann der Vertreter auf diese Akte zugreifenund sich einen raschen Überblick über das jeweiligeKrankheitsbild verschaffen.Trotz dieser Erleichterung belasten immer umfangreichereAufgaben die Praxen. Wie gehenSie damit um?Ein grösseres Problem scheint mir, dass viele Medizinstudentenin unternehmerischer Hinsichtkaum ausgebildet werden. Zahlreiche junge Spitalärztescheuen vor einer selbständigen Tätigkeitzurück, weil sie eine Überforderung in finanziellerHinsicht befürchten.In der ambulanten Medizin konnten sich sogenannteHausarzt-Modelle insbesondere im Tessinbisher nicht durchsetzen. Weshalb?Die Tessiner legen im Gegensatz zu den Deutschschweizerneinen noch grösseren Wert auf diefreie Arztwahl und lassen sich nur ungern klareRegeln vorschreiben. Der Beliebtheitsgrad solcherModelle ist entsprechend tief. Auch in meinemHeimatkanton fürchten sich zudem insbesondereSenioren vor dem Aussterben der Hausarztpraxen,da sie den Generalisten als Schlüsselfigurfür die ständige ärztliche Betreuung betrachten.Deshalb müssen einheimische Mediziner gesamtschweizerischgefördert werden.Innovationsgeist nötig: Studie USI über TourismusEinmal mehr wird der Rückgang des Tourismus im Tessin beklagt.Schuld daran sollen das Wetter und der Mangel an touristischenAttraktivitäten sein. Ausgeblendet wird aber der Hauptgrund fürdiesen Rückgang, die rasant fortschreitende Zerstörung der Landschaftdurch massive Überbauung und die dadurch verursachteZunahme von Verkehr und Lärm.Der Tourist aus dem Norden findet leider im Tessin (vor allem imSottoceneri) immer weniger, was er sich eigentlich für seine Ferienwünscht: südliches Ambiente, eine intakte Umwelt, Ruhe undErholung. Attraktionen wie der Bau des Wasserparks in Riverawerden kaum mehr Touristen anlocken.Seien wir doch einmal ehrlich. Man kann nicht „den Fünfer unddas Weggli“ haben. Einerseits ungebremstes wirtschaftlichesWachstum mit Ansiedelung von immer mehr (ausländischen) Industriefirmen,dem Ersetzen von alten historischen Bauten mitmodernen Wohnblocks, die ebensogut in Zürich, Frankfurt oderHongkong stehen könnten und andererseits erwarten, dass diesTouristen aus dem Norden attraktiv finden werden.Hans Albrecht, CaslanoTourismus im Tessin – quo vadis?Seit dem Jahr 2000 hat der Tessiner Tourismus ¼ an Übernachtungeneingebüsst. Als Gründe für diesen schmerzlichen Einbruchwerden der Stau am Gotthard genannt; der die Hotellerie beeinträchtigendeZweitwohnungsbau; hausgemachte Probleme, wiedie vernachlässigte Qualität und ein zu spät erkannter Strukturwandel.Hinzu kommen auch die andere Branchen beeinflussendenFaktoren, wie die unerfreuliche wirtschaftliche Lage sowieder zu hohe Schweizer Franken.Hier stellt sich die Frage, ob mit den obgenannten Erklärungenalleine der Rückgang des Tourismus in der Sonnenstube derSchweiz zu rechtfertigen ist? Viele Freunde des Tessins, zu denenauch ich gehöre und mittlerweile hier wohne, haben ein bestimmtesBild des Tessins – ein möglicherweise im Dunstkreis einer diffusenZoccoli- und Boccalino-Kultur entstandenes Bild, das seineneinprägsamen Ausdruck vorwiegend in einer typisch südländischen,idyllische Züge aufweisenden Baukultur findet. All jene,für die das Tessin ein Ort ist, wo diese besondere Baukultur jahrelanggepflegt wurde, müssen heute wehmütig feststellen, dassseit ein paar Jahren immer mehr Häuser gebaut werden, welchezum Vorhandenen nicht im Entferntesten passen wollen. Dassheutzutage nicht mehr wie früher gebaut wird, ist einleuchtend;BRIEFEwas aber leider immer häufiger anzutreffen ist, gleicht einem baulichenWildwuchs, der das, was u.a. auch den Charme des Tessinsausmacht, langsam und unaufhaltsam zunichte macht. In Brissagosind – stellvertretend für andere Orte im Locarnese – solchehimmelschreienden Bausünden zu besichtigen. Dass solcherleiüberhaupt möglich ist, lässt vermuten, dass es im Tessin keinesinnvolle Bauordnung gibt, oder sie nicht eingehalten wird.Ticino Turismo beziffert die laufenden Investitionen in Renovationund Neubauten von Hotels und anderen Tourismus-Angeboten aufüber 500 Mio. Franken. Es gibt die den Tourismus beeinflussendenFaktoren, die niemand ändern kann; es gibt aber auch solche,welche darauf warten, in die richtigen Bahnen gelenkt zu werden.Zu solchen gehört beispielsweise, dass der Verschandelung derTessiner Landschaft durch ein ungehemmt um sich greifendes architektonischesWirrwarr, endlich Einhalt geboten wird.Rolf Gamma, BrissagoErste Regatta des YCLO erfolgreich durchgeführtAm Sonntag, den 5. Mai, hat die erste von insgesamt vier Regattenunter dem Titel „Coppa Derive Yacht Club Locarno 2013“stattgefunden. Obwohl die logistischen und meteorologischen Bedingungennicht optimal waren, absolvierten 15 Boote erfolgreichdie zwei Rennen in der Bucht von Locarno.Gewinner dieser ersten Regatta waren:– Riccardo Giannini auf OpenBic– Gianni Stiefel auf Laser Radial– Giorgia Togni/Sonja Brunett auf 29erDie „Coppa Derive Yacht Club Locarno 2013“ wird einmal monatlichdurchgeführt, am 8. September 2013 erfolgt am Sitz desYacht Club Locarno / Lido di Locarno die Siegerehrung.Mit diesen fünf Regatten bietet der Yacht Club Locarno Kindernund Jugendlichen einmal monatlich Gelegenheit, Segelsport zubetreiben und Regatten-Erfahrung zu sammeln. Jeder Teilnehmerist schon ein Gewinner. Die Teilnahme an den Regatten istdank der Unterstützung einiger Sponsoren kostenlos!Der Yacht Club Locarno teilt ausserdem mit, dass die saisonalenSegelkurse für Anfänger und Fortgeschrittene mit demProgramm „Sail and Fun con YCLO“ bereits begonnen haben.Jeden Mittwoch- und Samstagnachmittag segeln Anfänger undFortgeschrittene auf unserem See. Alle sind willkommen. Fürweitere Informationen: www.yclo.ch (Übersetzung tz)Blinde und Sehbehinderte besuchen AusstellungAchtzehn Blinde und Sehbehinderte von Unitas in Lugano habenmit ihren Begleitpersonen die Skulpturen-Ausstellung vonAndré Raboud auf dem Castelgrande besucht. Durch die Erklärungenvon Dalmazio Ambrosioni, Kurator der Ausstellung,und das Abtasten der vom Walliser Künstler in Bronze und Granitgeschaffenen Werke „sahen“ die Besucherinnen und Besucherdie 30 Skulpturen im Arsenalsaal und im Hof der Burgund konnten sich darüber ein Urteil bilden. Die Teilnehmendenzeigten sich begeistert über diese neue Erfahrung im Umgangmit der Kunst.Die Ausstellung von Raboud im Castelgrande in Bellinzonadauert noch bis zum kommenden 11. August.(Foto: Luciano Villa, Übersetzung tz)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!