135. Generalversammlung in Münster - Unitas
135. Generalversammlung in Münster - Unitas
135. Generalversammlung in Münster - Unitas
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162<br />
INHALT<br />
Die <strong>135.</strong> GV: Tradition, Mut und neuer Aufbruch >163<br />
Die Ergebnisse von <strong>Münster</strong> im Überblick >165<br />
Impressionen: <strong>Münster</strong>aner Bilderbogen >168<br />
Bbr. Weihbischof Theis<strong>in</strong>g:„Seid se<strong>in</strong>e Zeugen!“ > 174<br />
Bbr. Prof. Lothar Roos: Der Mensch im Mittelpunkt >176<br />
Klug und weltzugewandt: Aspekte aus dem Podium >180<br />
Bbr. Kard<strong>in</strong>al Marx:„L<strong>in</strong>k setzen zur Ostererfahrung!“ >182<br />
Festakt: Katholische Soziallehre im Wandel der Zeit >184<br />
Bbr. Dieter Krüll:„Der schlafende Riese hat sich bewegt“ >188<br />
Bbr. Johannes Mocnik: Randbemerkungen zur GV > 191<br />
<strong>Münster</strong>aner Erklärung gegen politischen Extremismus >194<br />
Berl<strong>in</strong>: Der Mauerbau im Spiel der <strong>Unitas</strong> >195<br />
News aus Universität und Kirche >200<br />
98. Deutscher Katholikentag: Im Zeichen des Aufbruchs >204<br />
München: AGV im Gespräch mit Politik und Kirche >208<br />
UNITAS Franko-Saxonia auf Tour: Der Vorort vor Ort > 212<br />
Im Gespräch: Bundesm<strong>in</strong>ister a.D. Friedrich Bohl >214<br />
Im Gespräch: Alois Konstant<strong>in</strong> Fürst zu Löwenste<strong>in</strong> >216<br />
Soziales Projekt: Neuer Sportplatz <strong>in</strong> Markkleeberg >220<br />
AHB-/HDB-Tag: Europazentrum Robert Schuman >222<br />
Aktiventag <strong>in</strong> Karlsruhe 9.-11.11.2012 >224<br />
Zur demographischen Situation <strong>in</strong> Deutschland >226<br />
Bbr. Häfner: Denkmal für e<strong>in</strong>en Seligen >228<br />
Aus dem <strong>Unitas</strong>-Verband >230<br />
Personalia: Namen s<strong>in</strong>d Nachrichten >244<br />
In memoriam: Unsere Verstorbenen >248<br />
Bücher / Leserbriefe >254<br />
Geburtstage Oktober bis Dezember >256<br />
Stiftung UNITAS 150 plus: Bewerber-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
>260<br />
unitas<br />
Zeitschrift des Verbandes der wissenschaftlichen<br />
katholischen Studentenvere<strong>in</strong>e UNITAS<br />
ISSN-Nr.0344-9769<br />
Herausgeber und Verlag<br />
Verband der wissenschaftlichen katholischen Studentenvere<strong>in</strong>e UNITAS e.V.,<br />
Aachener Str. 29, 41564 Kaarst (Büttgen)<br />
Verbandssekretär<strong>in</strong>: Marianne Hübers<br />
Öffnungszeiten: Mo-Do von 09.00 bis 13.00 Uhr, Fr. nicht besetzt<br />
Tel. 02131 271725, Fax 02131 275960, E-Mail: vgs@unitas.org, stiftung@unitas.org<br />
Homepage: www.unitas.org<br />
Vorort: UNITAS Franko-Saxonia Marburg, Sybelstr. 1, 35037 Marburg<br />
Vorortspräsident: Kilian Schmiz,<br />
Tel. Mobil: 0176 64209082, E-Mail: vop@unitas.org, kilian.schmiz@web.de<br />
Verbands-Konto: PAX-Bank Köln, Kont0-Nr. 28 796 013, BLZ 370 601 93<br />
Spendenkonten: Stiftung UNITAS 150plus:<br />
Pax-Bank e.G., Köln, Konto-Nr. 322 300 16, BLZ 370 60 193<br />
Bank für Sozialwirtschaft, Konto-Nr. 80 61 000, BLZ 370 205 00<br />
Schriftleitung:<br />
Dr. Christof M. Beckmann, Hülsmannstr. 74, 45355 Essen-Borbeck,<br />
Tel. 0201 664757 (p), E-Mail: unitas@unitas.org<br />
Hermann-Josef Großiml<strong>in</strong>ghaus, Rhe<strong>in</strong>str. 12, 53179 Bonn,<br />
Tel. 0228 211487 (p), 0228 103268 (d), E-Mail: H.Grossiml<strong>in</strong>ghaus@DBK.de<br />
Der Bezugspreis der unitas beträgt 2,50 Euro zzgl. Zustellgebühr. Für Mitglieder des UNITAS-<br />
Verbandes ist er im jährlichen Verbandsbeitrag von 60,- Euro enthalten. Namentlich gekennzeichnete<br />
Beiträge stellen nicht <strong>in</strong> jedem Fall die Me<strong>in</strong>ung der Redaktion dar.<br />
unitas 3/2012<br />
Fotonachweis: Hermann-Josef Großiml<strong>in</strong>ghaus, Christoph<br />
Blümer, Christof Beckmann, Mart<strong>in</strong> Gewiese, Willi Vögele,<br />
Johannes Mocnik, Re<strong>in</strong>hold Schönemund, Torsten Weibel,<br />
privat, Archiv<br />
Druck: Druckerei Pomp, Bottrop<br />
Titelbild: St. Quent<strong>in</strong> <strong>in</strong> Scy-Chazelles / Lothr<strong>in</strong>gen mit dem Grab von Bbr. Robert Schuman<br />
Redaktionsschluss für die Ausgabe 4/2012: 15. September 2012<br />
Editorial<br />
Liebe Leser,<br />
liebe Bundesschwestern<br />
und Bundesbrüder!<br />
Souverän sche<strong>in</strong>t das alles wohl kaum: Vorgestern noch konnte<br />
er vor Kraft kaum laufen, da taumelt der Riese sehenden Auges<br />
<strong>in</strong> die Grube. Und feixend stehen die Zwerge schon am Rand,<br />
blecken die Zähne und schlagen sich auf die Schenkel. „Das wird<br />
noch dauern, bis er rauskriegt, dass er nur aufstehen muss, um da<br />
raus zukommen“, flüstern sie sich zu. „Es bleibt noch genug Zeit,<br />
erst mal se<strong>in</strong> Haus komplett ause<strong>in</strong>ander zu nehmen…“<br />
Was unser Kont<strong>in</strong>ent derzeit erlebt, ist zweifellos die größte<br />
Herausforderung seit Jahrzehnten. Vielleicht sogar die großartigste<br />
Chance überhaupt. Sie wird die Zukunft für alle entscheiden<br />
– nicht mehr, aber auch nicht weniger. Denn im von der<br />
Schuldenkrise erschütterten „Haus Europa“ ist nicht nur das Dach<br />
undicht: Während e<strong>in</strong> „Schirm“ nach dem anderen aufgespannt<br />
wird, nagt der Schimmel schon am Fundament. Ganz unverblümt<br />
und schrill wird <strong>in</strong> europäischen Gazetten und Parteien das Lob<br />
des Nationalstaats gepfiffen, willig fallen Abermillionen auf tumbes<br />
Wortgetöse here<strong>in</strong>, ungeh<strong>in</strong>dert verbreiten saturierte Populisten<br />
ihre Parolen, diffamieren die Idee der europäischen E<strong>in</strong>igung<br />
als „Elitenprojekt“ mit grundkorruptem Brüsseler Bürokratismus.<br />
Europa muss aufstehen<br />
Dagegen muss Europa endlich aufstehen. Denn so kann im<br />
geme<strong>in</strong>samen Haus ke<strong>in</strong>e Eigentümerversammlung funktionieren.<br />
Jetzt ist der Blick auf den Grundplan und auf die Hausordnung<br />
gefragt. Bei allem Respekt vor Me<strong>in</strong>ungsfreiheit – es wird zuletzt<br />
ohne Grundkonsens nicht gehen. Und nicht ohne e<strong>in</strong>e im Worts<strong>in</strong>n<br />
„souveräne“ Entscheidung: Nämlich die, welche Souveränität<br />
nach <strong>in</strong>nen und außen <strong>in</strong> Zukunft geme<strong>in</strong>sam ausgeübt werden<br />
soll. Sehr mutig kl<strong>in</strong>gen die ersten zaghaften öffentlichen Debattenanstöße<br />
noch nicht. Noch ist die Angst zu groß, sich mit<br />
dem Wort von den „VEREINIGTEN STAATEN VON EUROPA“ gegenseitig<br />
zu überfordern. Aber fordern müssen wir uns schon. Und<br />
wahrsche<strong>in</strong>lich werden wir zuletzt darüber erstaunt se<strong>in</strong>, dass die<br />
Grube, <strong>in</strong> der wir noch sitzen, gar nicht so tief ist.<br />
E<strong>in</strong>en kritischen Blick auf die Wirklichkeit, auf Potenziale großer<br />
Veränderungsprozesse, aber auch e<strong>in</strong> mutiges und kraftvolles<br />
E<strong>in</strong>mischen <strong>in</strong> die aktuellen Fragen der Zeit empfahl uns die <strong>135.</strong><br />
<strong>Generalversammlung</strong> <strong>in</strong> <strong>Münster</strong>. Das dickste Heft seit langem<br />
ruft sie uns <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung. Und wir freuen uns bald über e<strong>in</strong><br />
Ereignis zu berichten, dass e<strong>in</strong>em Architekten und Bauherrn unseres<br />
europäischen Hauses gewidmet ist – Bbr. Robert Schuman. Er<br />
wusste es und sagte vom ersten Augenblick an, dass das Projekt<br />
nicht e<strong>in</strong>fach werden würde. Und er hat es doch gewagt …<br />
E<strong>in</strong>en schönen Sommer und<br />
semper <strong>in</strong> unitate,<br />
Dr. Christof M. Beckmann<br />
( M3, B2, M5 )<br />
HINWEIS DER VERBANDSGESCHÄFTSSTELLE:<br />
Das Verbandskonto bei der Sparkasse <strong>in</strong> Neuss, auf das viele<br />
Mitglieder noch ihren Verbandsbeitrag überweisen, wird zum<br />
30. September gekündigt. Bitte nur auf das Konto 28 796 013<br />
bei der Pax Bank (BLZ 370 601 93) e<strong>in</strong>zahlen!
Die <strong>135.</strong> <strong>Generalversammlung</strong> <strong>in</strong> <strong>Münster</strong><br />
TRADITION, MUT UND NEUER AUFBRUCH: UNITARISCHES KERNTHEMA IM FOKUS<br />
VON BBR. DR. CHRISTOF BECKMANN<br />
„Der Mensch im Mittelpunkt – Christliche<br />
Gesellschaftslehre im Wandel der<br />
Zeit“ – unter diesem Titel stand die<br />
diesjährige <strong>135.</strong> <strong>Generalversammlung</strong><br />
vom 17.-20. Mai 2012 <strong>in</strong> <strong>Münster</strong>.<br />
Äußerer Anlass für die Wahl der Stadt<br />
war das 110-jährige Stiftungsfest der<br />
UNITAS W<strong>in</strong>fridia. Und die hatte nicht<br />
nur bestes Wetter bestellt, sondern<br />
auch für e<strong>in</strong>en reibungslosen Ablauf<br />
gesorgt.<br />
Auftakt waren der zu Christi Himmelfahrt<br />
von Generalvikar Prälat Bbr. Norbert<br />
Kleyboldt gefeierte Eröffnungsgottesdienst<br />
<strong>in</strong> der St. Petri-Kirche und e<strong>in</strong> Begrüßungsabend<br />
an den Aasee-Terrassen. Im<br />
Congress-Saal der Halle <strong>Münster</strong>land stiegen<br />
der Festkommers mit Festredner Weihbischof<br />
Bbr. Wilfried Theis<strong>in</strong>g und e<strong>in</strong> rauschender<br />
Festball, im Stadthotel <strong>Münster</strong><br />
diskutierte e<strong>in</strong>e Festakademie zum Tagungsthema.<br />
Bbr. Re<strong>in</strong>hard Kard<strong>in</strong>al Marx,<br />
Erzbischof von München und Freis<strong>in</strong>g, feierte<br />
das Pontifikalamt <strong>in</strong> St. Mart<strong>in</strong>i und<br />
sprach beim anschließenden Festakt im<br />
Theater der Stadt <strong>Münster</strong>.<br />
Neuer Aufbruch<br />
In mancher H<strong>in</strong>sicht war diese GV von<br />
e<strong>in</strong>em neuen „Aufbruch“ gekennzeichnet,<br />
e<strong>in</strong>em Wort, das parallel zum Motto des<br />
gleichzeitig <strong>in</strong> Mannheim laufenden 98.<br />
Deutschen Katholikentags auch rund um<br />
den Pr<strong>in</strong>zipalmarkt vielfach aufgegriffen<br />
wurde. Zunächst im Blick auf den Verband<br />
selbst: Mit dem Abschied von Verbandsgeschäftsführer<br />
Bbr. Dieter Krüll geht e<strong>in</strong>e<br />
zwölfjährige Ära unermüdlicher Organi-<br />
sations- und Satzungsarbeit zu Ende. Der<br />
„Major domus Unitatis“ h<strong>in</strong>terlässt e<strong>in</strong> „gut<br />
bestelltes Haus“ – auch die Stiftung „<strong>Unitas</strong><br />
150plus“ wird weiter bleibendes Verdienst<br />
se<strong>in</strong>er Amtszeit se<strong>in</strong>. Se<strong>in</strong>em hochengagierten<br />
Wirken zollte die <strong>Generalversammlung</strong><br />
mit „stand<strong>in</strong>g ovations“ Respekt. Und<br />
er ließ ke<strong>in</strong>en Zweifel daran, dass er auch<br />
weiter engagiert zu Verband und Sache<br />
steht, se<strong>in</strong>em Enthusiasmus und Eifer treu<br />
bleibt. Nun als Ehrensenior der UNITAS –<br />
und sicher dadurch kaum ausgebremst <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>en Projekten.<br />
Zwei Personalia: (l<strong>in</strong>ks) Bsr. Alexandra Onyszkiewicz ist die neue<br />
Vorortspräsident<strong>in</strong> der UNITAS Elisabetha-Thur<strong>in</strong>gia Marburg für<br />
das Amtsjahr 2012/2013. � (Rechts) Bbr. Claudius M<strong>in</strong>k, UNITAS<br />
Kurpfalz Heidelberg, ist neuer Verbandsgeschäftsführer des UV.<br />
Student<strong>in</strong>nenvere<strong>in</strong>e<br />
stellen nächste Vororte<br />
Se<strong>in</strong> Nachfolger Bbr. Claudius M<strong>in</strong>k,<br />
Rechtsanwalt aus Heidelberg, wird mit der<br />
Vorortsübergabe <strong>in</strong> Marburg se<strong>in</strong>e Pläne<br />
vorstellen – die Berichterstattung und Präsentation<br />
des neuen Teams dazu folgt. Was<br />
sicher e<strong>in</strong> großes Novum<br />
ist: Dem scheidenden,<br />
für se<strong>in</strong>e<br />
Arbeit im vergangenen<br />
Jahr vielfach gelobten<br />
Vorort <strong>Unitas</strong><br />
Franko-Saxonia mit VOP Bbr. Kilian Schmiz<br />
folgt der Student<strong>in</strong>nenvere<strong>in</strong> am selben<br />
Ort. Der W.k.St.V. UNITAS Elisabetha-<br />
Thur<strong>in</strong>gia Marburg präsentierte Alexandra<br />
Onyszkiewicz als designierte Vorortspräsident<strong>in</strong>.<br />
Auch sie werden <strong>in</strong> der nächsten<br />
Ausgabe die Gelegenheit zur Vorstellung<br />
nutzen. Darüber h<strong>in</strong>aus legte sich die GV<br />
aber auch schon für das<br />
darauffolgende Amtsjahr<br />
2013/2014 fest: Nach den<br />
Marburger<strong>in</strong>nen wird der<br />
W.k.St.V. UNITAS Maria<br />
Magdalena Heidelberg <strong>in</strong><br />
die Verantwortung treten.<br />
Auch weitere Ämter, Beiräte<br />
und Kommissionen<br />
wurden neu besetzt, die 44<br />
Aktivenvere<strong>in</strong>e bestimmten<br />
ihre vier Regionalvertreter<br />
im erweiterten<br />
Selbstverpflichtungen<br />
Verbandsvorstand (s. S. 165<br />
f.). Und nach der GV ist vor<br />
der GV: Die kommenden<br />
GV-Tagungsorte s<strong>in</strong>d Stuttgart<br />
(2013) und Bamberg<br />
(2014) und Würzburg<br />
(2015).<br />
Intensiv diskutierte das Plenum drei<br />
Resolutionen, die der Vorsitzende des<br />
Altherrenbundes, Bbr. Dr. Dr. Thomas Lohmann,<br />
und der Vorort UNITAS Saxo-Frankonia<br />
Marburg e<strong>in</strong>brachten. Danach s<strong>in</strong>d<br />
alle Mitglieder aufgefordert, sich aktiv am >><br />
unitas 3/2012 163
Dialogprozess <strong>in</strong> der katholischen Kirche<br />
Deutschlands zu beteiligen. Vordr<strong>in</strong>gliches<br />
Ziel ist dabei die Vertiefung des<br />
eigenen Glaubens, das offene Gespräch<br />
mit Glaubenssuchenden und die Übernahme<br />
von Verantwortung. E<strong>in</strong> weiterer<br />
Appell richtet sich an alle Vere<strong>in</strong>e, eigene<br />
soziale Projekte vor Ort zu suchen und<br />
ehrenamtlich aktiv zu unterstützen<br />
(s. S. 167).<br />
E<strong>in</strong>e dritte Resolution zur „Stärkung<br />
von Demokratie und Toleranz <strong>in</strong> der<br />
Bundesrepublik Deutschland (<strong>Münster</strong>aner<br />
Erklärung)“ ist nicht nur e<strong>in</strong>e<br />
Selbstverpflichtung, extremistischen<br />
politischen Standpunkten entgegenzuwirken<br />
und jegliche politisch motivierte<br />
Gewalt zu verurteilen. Denn zur Unterzeichnung<br />
s<strong>in</strong>d alle Dachverbände e<strong>in</strong>geladen.<br />
Der R<strong>in</strong>g katholischer deutscher<br />
Burschenschaften (RKDB) hat dies<br />
<strong>in</strong>zwischen getan und auch im Internet<br />
zieht die Initiative ihre Kreise. Wer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Korporation extremistische politische<br />
Standpunkte propagiere, stelle sich außerhalb<br />
der Werte und Bestimmungen se<strong>in</strong>er<br />
Korporation, heißt es dar<strong>in</strong> unter anderem.<br />
E<strong>in</strong>e Korporation, die dies zulasse, stelle sich<br />
außerhalb des korporativen Gefüges und<br />
somit gegen ihre eigenen Pr<strong>in</strong>zipien (die<br />
Erklärung ist im vollen Wortlauf auf S. 194<br />
abgedruckt).<br />
Markenkern herausstellen<br />
Nach zahlreichen großen und kle<strong>in</strong>eren<br />
Projekten <strong>in</strong> den vergangenen Jahren wird<br />
sich der UV nun e<strong>in</strong>er neuen Sozialen<br />
Aktion im Senegal widmen. Schirmherr für<br />
die Unterstützung e<strong>in</strong>es kirchlichen<br />
Jugend- und Erwachsenenbildungszentrums<br />
<strong>in</strong> Thiés ist Erzbischof Bbr. Dr. Ludwig<br />
Schick von Bamberg. E<strong>in</strong>e Entscheidung,<br />
mit der der Verband sozusagen se<strong>in</strong>en<br />
„Markenkern“ unterstreicht: Die Verpflichtung<br />
zu aktivem, weltzugewandten Christentum,<br />
wie auch die Redner beim Podium,<br />
Kommers und Festakt betonten. Denn auch<br />
hier wurde <strong>in</strong> <strong>in</strong>haltlicher H<strong>in</strong>sicht immer<br />
wieder neu Aufbruchsstimmung angemahnt<br />
und spürbar. Das GV-Motto, dem<br />
„genius loci“ <strong>in</strong> der Stadt von Bbr. Franz<br />
Hitze geschuldet, fokussierte auf e<strong>in</strong> unitarisches<br />
Kernthema. Wie e<strong>in</strong> roter Faden zog<br />
es sich durch die Veranstaltungen und<br />
Diskussionen. Offensichtlich nicht zu<br />
Unrecht.<br />
Tradition der UNITAS<br />
Denn derzeit seien die Christen und die<br />
Kirche oft viel zu sehr mit sich selbst<br />
beschäftigt, warnte etwa Weihbischof Bbr.<br />
Wilfried Theis<strong>in</strong>g unter großem Applaus<br />
der Kommerscorona: Mitten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em großen<br />
Veränderungsprozess gelte es, die großen<br />
Fragen der Zeit nicht aus dem Auge zu<br />
verlieren. Hier seien Christen zu mutigem<br />
Zeugnis aufgerufen, so Theis<strong>in</strong>g. E<strong>in</strong>-<br />
164<br />
unitas 3/2012<br />
Die <strong>Münster</strong>aner Bundesbrüder waren gute Gastgeber: L<strong>in</strong>kes Foto: Der Vorsitzende des örtlichen Vorbereitungsteams<br />
Bbr. Hendrik Koors. Auf dem rechten Foto (von rechts): Der Vorsitzende des AHV der W<strong>in</strong>fridia<br />
Bbr. Marcus Baumann-Gretza sowie die <strong>Münster</strong>aner BbrBbr. Mark Campbell und Dr. Michael Rauterkus.<br />
drücklich er<strong>in</strong>nerte er an die Verbandstradition<br />
und zahlreiche Lebenszeugnisse aus<br />
dem UV, an <strong>in</strong> Wissenschaft, Kirche und<br />
Politik tätige Persönlichkeiten, die als<br />
Wegbereiter führend an der Entwicklung<br />
und praktischen Umsetzung der katholischen<br />
Soziallehre beteiligt waren.<br />
Auch das Podium mit Bbr. Prof. Dr. Lothar<br />
Roos (UNITAS Freiburg) und Staatssekretär<br />
a. D. Bbr. Dr. Jürgen Aretz (UNITAS-Salia<br />
Bonn) warb um e<strong>in</strong> neues selbstbewusstes<br />
und kluges E<strong>in</strong>treten für die Pr<strong>in</strong>zipien der<br />
christlichen Sozialethik und das „bonum<br />
commune“. Dabei dürfe man ke<strong>in</strong>e Kontroversen<br />
scheuen, die Gefahren e<strong>in</strong>er wertfreien<br />
und gottlosen Gesellschaft zu entlarven.<br />
Hier seien nicht nur die Vertreter der<br />
Kirche zu vernehmbaren und klaren Stellungnahmen<br />
gefordert. Vielmehr sei jeder<br />
e<strong>in</strong>zelne mit se<strong>in</strong>en Möglichkeiten gefragt.<br />
Ke<strong>in</strong>e „geistige Kapitulation“<br />
Dies unterstrich auch Bbr. Kard<strong>in</strong>al<br />
Marx <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er temperamentvollen Rede<br />
beim Festakt. Nachdrücklich forderte er<br />
e<strong>in</strong>e mentale Wende – „auch gerade der<br />
katholischen Christen.“ Wer glaube, es<br />
gelte <strong>in</strong> Zeiten des Niedergangs möglichst<br />
viel aus der Vergangenheit zu retten, habe<br />
geistig kapituliert. „Wer sich als Nachhut<br />
der Geschichte begreift, sowohl im religiösen<br />
Leben, aber auch im sozialen und politischen<br />
Bereich, der wird nicht die Zukunft<br />
gew<strong>in</strong>nen“, erklärte Marx und plädierte für<br />
e<strong>in</strong>e kraftvolle, mutige, angstfreie und<br />
selbstbewusste Ause<strong>in</strong>andersetzung mit<br />
den Fragen der Zeit. Mit ihrem analytischen<br />
Blick auf die Wirklichkeit komme gerade der<br />
katholischen Soziallehre e<strong>in</strong>e wichtige Rolle<br />
zu, aber auch dem Engagement der Laien <strong>in</strong><br />
Politik, Gesellschaft und Wissenschaft.<br />
Nicht zuletzt sei die Soziallehre untrennbar<br />
mit der von Papst Benedikt geforderten<br />
neuen Evangelisierung verbunden. „Es<br />
lohnt, sich mit der großen Soziallehre der<br />
Kirche zu beschäftigen. Wir müssen aus<br />
ihrem großen Schatz das hervorholen, was<br />
heute <strong>in</strong> die aktuelle Debatte h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gehört<br />
und vor allen D<strong>in</strong>gen mental umrüsten:<br />
Vom Zustand der Vergangenheitsorientierung<br />
auf Gegenwart und Zukunft. In der<br />
Überzeugung, dass wir damit und mit dem,<br />
was wir <strong>in</strong> der Soziallehre zu sagen haben,<br />
geistig zur Vorhut gehören!“<br />
E<strong>in</strong> klarer Auftrag<br />
Dieser Aufruf zu neuem Mut und zum<br />
Aufbruch kommt zur rechten Zeit: Die<br />
Verlebendigung der unitarischen Pr<strong>in</strong>zipien<br />
bedarf e<strong>in</strong>er ständigen Vergewisserung<br />
über Herkunft und Aufgaben heute. Dies<br />
umso mehr für e<strong>in</strong>e völlig neue Aktivengeneration,<br />
angesichts grundstürzender<br />
Veränderungen an den Universitäten und<br />
erheblicher Anfragen an das Selbstverständnis<br />
des Akademikers <strong>in</strong> der Welt von<br />
heute.<br />
Insgesamt wird die <strong>135.</strong> GV als e<strong>in</strong> fröhliches<br />
Fest <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung bleiben, bei dem<br />
wieder e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e steigende Anzahl junger<br />
Aktiver die Szene prägte. Aber es war auch<br />
e<strong>in</strong>e GV, deren Schwergewichtsthema nun<br />
nach konkreter Antwort verlangt. Dass hier<br />
<strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Vere<strong>in</strong>en sehr viel zur Vermittlung<br />
von Grundkenntnissen getan werden<br />
kann, liegt nicht nur auf der Hand, sondern<br />
ist e<strong>in</strong> klarer Auftrag aus der Verbandstradition.<br />
<strong>Münster</strong> war für e<strong>in</strong>en neuen<br />
Impuls der passende Ort. Für dessen konkrete<br />
Umsetzung ist jeder Ort der richtige.<br />
HINWEIS: Bildimpressionen zur <strong>Generalversammlung</strong><br />
hat die UNITAS<br />
Ruhrania <strong>in</strong> zwei kle<strong>in</strong>en Filmen<br />
zusammengestellt. Sie s<strong>in</strong>d im eigenen<br />
Kanal bei Youtube unter dem<br />
Suchbegriff „Ruhrania“ zu f<strong>in</strong>den.
<strong>135.</strong> GV IN MÜNSTER:<br />
Ergebnisse im Überblick<br />
Der <strong>135.</strong> <strong>Generalversammlung</strong> (GV) <strong>in</strong> <strong>Münster</strong> lagen 14 Anträge und drei Resolutionen zur<br />
Entscheidung vor, der Haushalt 2013 wurde beschlossen und es wurden Wahlen zu e<strong>in</strong>er Reihe<br />
von Vorstands- und Verbandsämtern durchgeführt. Bbr. Hermann-Josef Großiml<strong>in</strong>ghaus fasst die<br />
wesentlichen Ergebnisse zusammen, wobei abgelehnte oder zurückgezogene Anträge nicht<br />
berücksichtigt werden:<br />
1. Wahlen<br />
Zum neuen Vorort für das Amtsjahr 2012/2013 wurde der W.k.St.V.<br />
UNITAS Elisabetha-Thur<strong>in</strong>gia Marburg gewählt. Für das Amt<br />
des Vorortspräsidenten wurde Bsr. Alexandra Onyszkiewicz, für<br />
die Posten der Vorortsschriftführer wurden die BsrBsr. Jutta<br />
Mühlbauer, Antonia Kathar<strong>in</strong>a Härtel und Jannika Schrader<br />
nom<strong>in</strong>iert.<br />
In e<strong>in</strong>er vorgezogenen Wahl gemäß § 10 Abs. (6) der Verbandssatzung,<br />
wonach e<strong>in</strong> Vorort auch schon e<strong>in</strong> Jahr vor Beg<strong>in</strong>n se<strong>in</strong>er<br />
Amtszeit gewält werden kann, ist der W.k.St.V. UNITAS Maria<br />
Magdalena Heidelberg bereits <strong>in</strong> diesem Jahr zum Vorort für die<br />
Amtsperiode 2013/2014 bestimmt worden.<br />
Die folgenden Vorstands- und Verbandsämter standen zur Wahl an<br />
(bei Beiräten und Kommissionen werden lediglich die Vorsitzenden<br />
und ihre Stellvertreter genannt):<br />
� Vorsitzende des Hohedamen-Bundes (HDB): Bsr. Annette<br />
Kaufmann; [die Wahl erfolgte durch den Hohedamenbund.]<br />
� Verbandsgeschäftsführer: Bbr. Claudius M<strong>in</strong>k; [der bisherige<br />
VGF, Bbr. Dieter Krüll stand für e<strong>in</strong>e Wiederwahl nicht mehr zur<br />
Verfügung.]<br />
� Stv. Verbandsgeschäftsführer: Bbr. Karl Ludwig Wunder;<br />
� Geistlicher Beirat und Vors. des Beirats für Kirchenfragen: Bbr.<br />
Kaplan Helmut Wiechmann (Wiederwahl); stv. Vors.: Bbr. Bbr.<br />
Pfr. Stefan W<strong>in</strong>gen;<br />
� Vors. des Beirats für hochschulpolitische Fragen: Bbr. Prof. Dr.<br />
Hubert Braun (Wiederwahl);<br />
� Aktivenvertreter <strong>in</strong> der Satzungskommission: Bbr. Stefan<br />
Slup<strong>in</strong>a;<br />
� Leiter des Verbandsarchivs: Bbr. Prof. Dr. Herbert Hömig<br />
(Wiederwahl);<br />
� Vorsitzende des Beirats für Öffentlichkeitsarbeit: Bsr. Anne<br />
Sudmann (Wiederwahl); stv. Vorsitzende: Bsr. Anna-Maria<br />
Schmidt (Wiederwahl);<br />
� Leiter der unitarischen Unterstützungskasse: Bbr. Thomas<br />
Staroszynski (Wiederwahl);<br />
� Leiter der unitarischen Berufshilfe: Bbr. Thomas Staroszynski<br />
(Wiederwahl);<br />
� Referent für Wohnheimbau: Bbr. Dieter Krüll; Stv.: Bbr. Adam<br />
Zamykal;<br />
� Kassenprüfer für das Geschäftsjahr 2012: Bbr. Kai Wiedwald und<br />
Bbr. Adam Zamykal.<br />
Aktivenvertreter<br />
Die nachstehenden Bundesbrüder, die der Aktiventag als Vertreter<br />
<strong>in</strong> den erweiterten Verbandsvorstand gewählt hat, wurden von der<br />
<strong>Generalversammlung</strong> bestätigt:<br />
� Region Nordost: Bbr. Robert Böcher (UNITAS Sugambria<br />
Osnabrück);<br />
� Region West: Bbr. Tim-Kev<strong>in</strong> Kolf (UNITAS Trebeta Trier);<br />
� Region Südwest: Bbr. Viktor Münter (UNITAS Franko-Saxonia<br />
Marburg);<br />
� Region Süd: Bbr. Louis Ferchland (UNITAS Hetania Würzburg). >><br />
unitas 3/2012 165
In den engeren Verbandsvorstand wurden aus der Reihe der<br />
Verbandsamtsträger Bbr. Christian Poplutz (Vors. des Beirats für<br />
gesellschaftspolitische Fragen) und Bsr. Anne Sudmann (Vors. des<br />
Beirats für Öffentlichkeit) gewählt.<br />
2. Jahresabschluss 2011<br />
Der Jahresabschluss 2011 wurde genehmigt. Verbandsgeschäftsführer<br />
Bbr. Dieter Krüll wurde e<strong>in</strong>stimmig Entlastung erteilt.<br />
3. Gew<strong>in</strong>nverwendung zum Jahresabschluss 2011<br />
Zuwendungen an die Zweckvere<strong>in</strong>e des Verbandes dürfen erst ausgezahlt<br />
werden, wenn die GV den vorgelegten Jahresabschluss<br />
genehmigt hat. Entsprechend wurden <strong>in</strong> Höhe der beabsichtigten<br />
Zuwendungen Rücklagen gebildet, die nach Verabschiedung des<br />
Jahresabschlusses durch die GV aufgelöst und anschließend an die<br />
Zweckvere<strong>in</strong>e ausgezahlt werden. Über die Verwendung des zum<br />
31. Dezember 2011 ausgewiesenen verteilbaren Ergebnisses <strong>in</strong> Höhe<br />
von 67.288,42 Euro wurde gemäß e<strong>in</strong>em Vorschlag des Verbandsgeschäftsführers<br />
beschlossen. Die wesentlichen Zuwendungen<br />
gehen mit 30.500,00 Euro an den Zentralen Hausbauvere<strong>in</strong><br />
(ZHBV), mit 30.500,00 Euro an die Stiftung UNITAS 150 PLUS, mit<br />
rund 2.000,00 Euro an das Krone-Sem<strong>in</strong>ar und mit knapp 3.000,00<br />
Euro an das Soziale Projekt des UNITAS-Verbands.<br />
4. Budgetentwurf 2013<br />
Der für 2013 vorgelegte Budgetentwurf wurde nach Beratung durch<br />
die F<strong>in</strong>anzkommission mit e<strong>in</strong>igen Umschichtungen genehmigt.<br />
Der Haushaltsplan für das kommende Jahr sieht <strong>in</strong>sgesamt<br />
E<strong>in</strong>nahmen <strong>in</strong> Höhe von 316.660,00 Euro vor. Diesen stehen geplante<br />
Ausgaben von 278.206,- Euro gegenüber. Daraus ergäbe sich e<strong>in</strong><br />
Überschuss von 38.454,- Euro.<br />
5. Geschäftsordnung für den Vorstand des ZHBV<br />
Die GV hat e<strong>in</strong>e Geschäftsordnung für den Vorstand des Zentraler<br />
Hausbauvere<strong>in</strong> e.V. beschlossen. Sie hat weiterh<strong>in</strong> der Umwandlung<br />
des Sondervermögens „Verbandsfonds“ beim ZHBV <strong>in</strong> Eigenkapital<br />
des ZHBV zugestimmt. Damit entfallen die alten Rechte des<br />
Verbandes an dem Sondervermögen Verbandsfonds und die<br />
Wohnheimf<strong>in</strong>anzierung wird nunmehr alle<strong>in</strong> durch den Vorstand<br />
des ZHBV entschieden (Wegfall des „erweiterten Vorstands des<br />
ZHBV“).Die bisherige Verfahrensordnung zur F<strong>in</strong>anzierung von<br />
Studentenwohnheimen aus dem „Verbandsfonds“ beim ZHBV wird<br />
ersatzlos aufgehoben.<br />
166<br />
unitas 3/2012<br />
6. Zuständigkeit für Wohnheimförderung<br />
neu geregelt<br />
Im Zuge der Neuregelung der Wohnheimförderung ist die Aufgabe<br />
der Bewilligungskommission auf den Vorstand des Zentralen<br />
Hausbauvere<strong>in</strong>s und im Besonderen auf den Referenten für<br />
Wohnheimbau des Verbandes als Mitglied dieses Vorstands übergegangen.<br />
Daher wurde die Bewilligungskommission <strong>in</strong> § 17 Abs. 2 i)<br />
der Verbandssatzung ersatzlos aufgelöst. Ferner steht dem<br />
Referenten für Wohnheimbau zur Wahrnehmung se<strong>in</strong>er wichtigen<br />
Aufgaben künftig e<strong>in</strong> Stellvertreter zur Seite.<br />
7. Inkasso von Rückständen beim<br />
Verbandsbeitrag<br />
Die 131. GV 2008 <strong>in</strong> Köln hat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Blaubuchbeschluss das Inkasso<br />
rückständiger Verbandsbeiträge geregelt. Da diese Regelung<br />
seither nur teilweise durchgesetzt werden konnte, hat die <strong>135.</strong> GV<br />
den Verbandsgeschäftsführer (VGF) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weiteren Blaubuchbeschluss<br />
ermächtigt, gegen die zur Zahlung rückständiger<br />
Beiträge ihrer Mitglieder verpflichteten Vere<strong>in</strong>e mit rechtlichen<br />
Mitteln vorzugehen (etwa durch e<strong>in</strong>en Mahnbescheid oder ggf.<br />
auch durch e<strong>in</strong>e Klage). Die betroffenen Vere<strong>in</strong>e können die rechtlichen<br />
Schritte des Verbands durch Ausschluss ihrer säumigen<br />
Mitglieder oder durch Zahlung der gesamten Rückstände abwenden.<br />
Bleiben auch rechtliche Schritte gegen den Vere<strong>in</strong> ohne Erfolg,<br />
soll der VGF zur nächsten <strong>Generalversammlung</strong> gemäß § 6 Abs. 1 c<br />
der Verbandssatzung den Ausschluss des Vere<strong>in</strong>s beantragen.<br />
In e<strong>in</strong>em weiteren Beschluss hat die GV die Altherrenvere<strong>in</strong>e<br />
mit besonders hohen Rückständen noch e<strong>in</strong>mal ausdrücklich<br />
ermahnt, bis spätestens zur nächsten GV 2013 <strong>in</strong><br />
Stuttgart nach Maßgabe des Blaubuchbeschlusses von 2008<br />
tätig zu werden. Sie missbilligt ausdrücklich die bisherige<br />
Untätigkeit bzw. die Weigerung dieser Vere<strong>in</strong>e, den VGF beim<br />
Beitrags<strong>in</strong>kasso des Verbandsbeitrags zu unterstützen.<br />
8. Neues Soziales Verbandsprojekt<br />
im Senegal<br />
Nachdem das aktuelle Verbandsprojekt, die Erneuerung des<br />
Sportplatzes des Caritas-K<strong>in</strong>derdorfs <strong>in</strong> Markkleeberg bei<br />
Leipzig erfolgreich abgeschlossen werden konnte (s. Bericht<br />
auf Seite 220 <strong>in</strong> diesem Heft), hat die GV als neues Soziales<br />
Projekt die Unterstützung e<strong>in</strong>es kirchlichen Jugend- und<br />
Erwachsenenbildungszentrums <strong>in</strong> Thiés/Senegal beschlossen. Bbr.<br />
Erzbischof Dr. Ludwig Schick hat sich bereit erklärt, die Schirmherrschaft<br />
zu übernehmen, da die Diözese Thiés das Partnerbistum<br />
der Erzdiözese Bamberg ist. (In der nächsten Ausgabe der UNITAS<br />
wird das neue Soziale Projekt ausführlich vorgestellt.)<br />
9. Behandlung von Spendenüberschüssen bei<br />
e<strong>in</strong>em Sozialen Projekt des Verbandes<br />
Da es vorkommt, dass nicht alle e<strong>in</strong>gegangenen Spenden für die<br />
Unterstützung e<strong>in</strong>es Projekts benötigt und verbraucht werden –<br />
vor allem <strong>in</strong> der Endphase, es aber verwaltungstechnisch auch<br />
nicht praktikabel ist, von den betreffenden Spendern die schriftliche<br />
Erlaubnis für e<strong>in</strong>e Umwidmung auf e<strong>in</strong> neues Projekt e<strong>in</strong>zuholen,<br />
wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Blaubuchbeschluss folgendes Verfahren<br />
festgelegt:<br />
„Ergeben sich bei der Beendigung e<strong>in</strong>es Sozialen Projekts des<br />
<strong>Unitas</strong>-Verbandes noch nicht verbrauchte Spendenüberschüsse<br />
aus der bisherigen Maßnahme, so s<strong>in</strong>d diese vom Verbandsgeschäftsführer<br />
auf das nächste von der GV beschlossene Soziale
Projekt des Verbandes zu übertragen und ggf. im Jahresabschluss<br />
des Verbandes vorübergehend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e entsprechende Rücklage e<strong>in</strong>zustellen.“<br />
10. Bbr. Dieter Krüll neuer Ehrensenior<br />
des UNITAS-Verbands<br />
Die GV hat den scheidenden Verbandsgeschäftsführer Bbr. Dieter<br />
Krüll wegen se<strong>in</strong>er großen Verdienste um die UNITAS zum Ehrensenior<br />
des Verbands ernannt.<br />
11. Suspendierung e<strong>in</strong>es Vere<strong>in</strong>s<br />
Der W.k.St.V. Albert<strong>in</strong>a Freiburg wurde suspendiert, da er derzeit<br />
und wohl auch <strong>in</strong> absehbarer Zukunft ke<strong>in</strong>e Aktivitas mehr hat.<br />
12. <strong>Generalversammlung</strong> 2013 nach Stuttgart und<br />
2014 nach Bamberg vergeben<br />
Die 136. GV wird vom 9. bis 12. Mai 2013 (über Christi Himmelfahrt)<br />
<strong>in</strong> Stuttgart von der UNITAS Hohenstaufen und die 137. GV vom<br />
19. bis 22. Juni 2014 (über Fronleichnam) <strong>in</strong> Bamberg von der UNITAS<br />
Henricia ausgerichtet.<br />
13. Resolutionen<br />
Die <strong>135.</strong> <strong>Generalversammlung</strong> hat auf Initiative des Vorsitzenden<br />
des Altherrenbundes und des Vororts folgende drei Resolutionen<br />
verabschiedet. Die ersten beiden Aufrufe richten sich nach <strong>in</strong>nen an<br />
den UNITAS-Verband, an die Vere<strong>in</strong>e sowie jeden e<strong>in</strong>zelnen<br />
Bundesbruder und jede e<strong>in</strong>zelne Bundesschwester:<br />
I. Zum Dialogprozess <strong>in</strong> der katholischen Kirche Deutschlands<br />
Die <strong>135.</strong> <strong>Generalversammlung</strong> des <strong>Unitas</strong>-Verbandes fordert ihre<br />
Mitglieder, aktive Studierende wie Hohe Damen und Alte Herren,<br />
auf, sich aktiv am Dialogprozess <strong>in</strong> der katholischen Kirche<br />
Deutschlands zu beteiligen, <strong>in</strong>dem sie vertrauensvoll Fragen stellen,<br />
offen und ehrlich Antwort geben und so <strong>in</strong> ihrem speziellen<br />
Wirkungsbereich „Zeichen geben von ihrer Hoffnung“ (1 Petr 3,15)<br />
als Christen katholischen Glaubens. Dies gilt für alle Bundesschwestern<br />
und Bundesbrüder, aber <strong>in</strong>sbesondere für die, die <strong>in</strong><br />
Pfarrgeme<strong>in</strong>den und Verbänden bis zum Zentralkomitee der deutschen<br />
Katholiken und der deutschen Bischofskonferenz Verantwortung<br />
übernommen haben.<br />
Vordr<strong>in</strong>gliches Ziel ist es, Katholiken und Glaubensuchende mit der<br />
Botschaft Jesu Christi so anzusprechen, dass sie sich zu e<strong>in</strong>er<br />
Vertiefung ihres eigenen Glaubens motivieren lassen und dass sie<br />
<strong>in</strong> Pfarrgeme<strong>in</strong>den, ihren Vere<strong>in</strong>en und Geme<strong>in</strong>schaften aus dem<br />
Glauben leben und handeln lernen.<br />
Im E<strong>in</strong>zelnen fordert die <strong>135.</strong> <strong>Generalversammlung</strong> alle Bundesschwestern<br />
und Bundesbrüder auf, persönlich, <strong>in</strong> ihren Vere<strong>in</strong>en<br />
und darüber h<strong>in</strong>aus<br />
– das Bemühen um den Glauben zu thematisieren,<br />
– Menschen von heute <strong>in</strong> ihrem Denken und Wollen aus dem<br />
Glauben Orientierung zu ermöglichen und Begegnungen mit<br />
Zeugen des Glaubens anzubieten,<br />
– das Gespräch mit anderen Suchenden auf dem Weg des Volkes<br />
Gottes anzustreben,<br />
– <strong>in</strong> kirchlichen Geme<strong>in</strong>den und Gremien dies als Basis aller<br />
Aktivitäten e<strong>in</strong>zufordern,<br />
– Verantwortung und Beteiligung aller Katholiken <strong>in</strong> den<br />
Geme<strong>in</strong>den zu ermöglichen,<br />
– das „sentire cum ecclesia“ (sich mit der Kirche e<strong>in</strong>s wissen) vor<br />
allem durch Annahme des Katechismus für die katholische<br />
Kirche zu praktizieren und e<strong>in</strong>zufordern.<br />
Wir Unitarier und Unitarier<strong>in</strong>nen br<strong>in</strong>gen damit zum Ausdruck,<br />
dass wir den Dialogprozess als Beitrag zur Evangelisierung verstehen<br />
und diese aktiv unterstützen.<br />
II. Aufruf zu mehr persönlichem sozialem Engagement<br />
Alle Bundesschwestern und Bundesbrüder s<strong>in</strong>d angehalten, sich<br />
mit ihrem Vere<strong>in</strong> im S<strong>in</strong>ne unseres Wahlspruchs – <strong>in</strong> omnibus caritas<br />
– e<strong>in</strong> soziales Projekt vor Ort zu suchen und dieses durch ehrenamtliche<br />
Tätigkeit aktiv zu unterstützen.<br />
III. Stärkung von Demokratie und Toleranz <strong>in</strong> der Bundesrepublik<br />
Deutschland (<strong>Münster</strong>aner Erklärung)<br />
Der <strong>Unitas</strong>-Verband hat anlässlich se<strong>in</strong>er <strong>135.</strong> <strong>Generalversammlung</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Münster</strong> e<strong>in</strong> deutliches Zeichen gegen Extremismus <strong>in</strong> Studentenverb<strong>in</strong>dungen<br />
und für die Stärkung der Demokratie <strong>in</strong> Deutschland<br />
gesetzt. Herzstück der <strong>Münster</strong>aner Erklärung ist die Selbstverpflichtung,<br />
extremistischen politischen Standpunkten entgegenzuwirken<br />
und jegliche politisch motivierte Gewalt zu verurteilen.<br />
Der vollständige Text ist auf Seite 194 dieses Heftes abgedruckt.<br />
unitas 3/2012 167
168<br />
ZUSAMMENGESTELLT VON BBR. HERMANN-JOSEF GROSSIMLINGHAUS<br />
MIT FOTOS DER BBRBBR. CHRISTOPH BLÜMER, JOHANNES MOCNIK, MARTIN GEWIESE UND DR. CHRISTOF BECKMANN<br />
unitas 3/2012<br />
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� Blick <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e voll besetzte Plenarsitzung. �+� Zuvor haben sich die<br />
Delegierten im Tagungsbüro angemeldet und von Verbandssekretär<strong>in</strong><br />
Marianne Hübers ihre Tagungsunterlagen erhalten, die auch immer den<br />
Überblick behielt, wenn der Andrang groß war. � Aufmerksame Zuhörer<br />
am Vorstandstisch. � GV-Präside Markus Ehrlich gratuliert dem neu<br />
gewählten Verbandsgeschäftsführer Claudius M<strong>in</strong>k.<br />
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� Bevor der erste Tag mit dem Begrüßungsabend <strong>in</strong> geselliger Runde <strong>in</strong><br />
der Gaststätte „Kruse-Baimken“ abgeschlossen wurde, � zelebrierte der<br />
<strong>Münster</strong>aner Generalvikar Bbr. Prälat Norbert Kleyboldt am Christi<br />
Himmelfahrtstag den Eröffnungsgottesdienst der GV <strong>in</strong> der St. Petri-Kirche.<br />
� Junge Alte Herren der UNITAS W<strong>in</strong>fridia vor der St. Petri-Kirche.<br />
� Am nächsten Tag g<strong>in</strong>g es mit den Wahlen weiter: Frauenpower im<br />
Doppelpack – gleich zwei Student<strong>in</strong>nen-Vere<strong>in</strong>e wurden zum Vorort <strong>in</strong> den<br />
kommenden beiden Amtsjahren bestimmt:<br />
� 2012/13 wird die UNITAS Elisabetha Thur<strong>in</strong>gia aus Marburg mit<br />
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� Vorortspräsident<strong>in</strong> Alexandra Onyszkiewicz (rechts) und � im Jahr<br />
2013/14 die UNITAS Maria Magdalena Heidelberg mit Bsr. Camilla Br<strong>in</strong>ker<br />
(rechts), die als designierte VOP die oberste Repräsentanz im Verband<br />
übernehmen.<br />
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170<br />
unitas 3/2012<br />
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Gesellschaftlicher Höhepunkt der GV war der Festkommers <strong>in</strong> der Halle<br />
<strong>Münster</strong>land: � das Kommerspräsidium der UNITAS W<strong>in</strong>fridia unter der<br />
Leitung von Bbr. Roman Haupt. � Der Festredner Bbr. Weihbischof Wilfried<br />
Theis<strong>in</strong>g (<strong>Münster</strong>). � Die scheidende Vorsitzende des Hohedamen-<br />
Bundes, Bsr. Dr. Claudia Bellen, und der aus dem engeren Vorstand ausgeschiedene<br />
Vorsitzende des hochschulpol. Beirats Bbr. Prof. Hubert Braun<br />
werden mit e<strong>in</strong>em Blumenstrauß verabschiedet. � Die Chargen des<br />
amtierenden Vororts UNITAS Franko-Saxonia mit VOP Kilian Schmiz<br />
(Mitte). �+� Stolz zeigt der scheidende Verbandsgeschäftsführer Bbr.<br />
Dieter Krüll die Ernennungsurkunde zum Ehrensenior des Verbandes und<br />
bedankt sich für diese hohe Auszeichnung.<br />
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� Viel dankbaren Beifall erhielt auch die Frau des scheidenden<br />
Verbandsgeschäftsführers, Ilse Krüll, die das zeit<strong>in</strong>tensive Engagement<br />
ihres Mannes immer mit getragen hat.<br />
� Großer Applaus war auch e<strong>in</strong> besonderer Ausdruck des Dankes an die<br />
Verbandssekretär<strong>in</strong> Marianne Hübers (vorne stehend), die nun ebenfalls<br />
bald <strong>in</strong> den Ruhestand gehen wird.<br />
� Der neue Vorort für die Amtszeit 2012/2013 war mit e<strong>in</strong>er großen<br />
Mannschaft nach <strong>Münster</strong> gekommen,<br />
� die ihre Chargen beim Auszug mit e<strong>in</strong>er Laola-Welle begleiteten.<br />
� Auch Vertreter befreundeter Verbände gaben der UNITAS die Ehre –<br />
hier die Chargen der <strong>Münster</strong>aner KV-Verb<strong>in</strong>dung Markomannia.<br />
� E<strong>in</strong>marsch der Chargen der UNITAS Ruhrania mit Alt-VOP Sebastian<br />
Sasse (rechts).<br />
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unitas 3/2012 171<br />
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172<br />
�-� Nach dem Festball g<strong>in</strong>g es beim Ausklang im Dondersheim noch bis<br />
<strong>in</strong> die frühen Morgenstunden. An der Theke hatten die Bundesbrüder alle<br />
Hände voll zu tun, um die Gäste mit „Stoff“ zu versorgen. �+� Trotz der<br />
starken Konkurrenz durch das Championsleague-F<strong>in</strong>ale <strong>in</strong> München hatten<br />
sich viele Bundesschwestern und -brüder zum Festball <strong>in</strong> der Halle<br />
<strong>Münster</strong>land e<strong>in</strong>gefunden, um das Tanzbe<strong>in</strong> zu schw<strong>in</strong>gen. � Verbandsgeschäftsführer<br />
Dieter Krüll dankte der W<strong>in</strong>friden-Aktivitas mit Senior<br />
Roman Haupt (rechts) für das große Engagement bei der Vorbereitung und<br />
Durchführung. � Ganz ohne Fußball g<strong>in</strong>g es dann aber doch nicht –<br />
wenigstens über e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Monitor am Regiepult der Saaltechnik<br />
konnte das Spiel mit verfolgt werden.<br />
unitas 3/2012<br />
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� Am Samstagmorgen zelebrierte der Geistl. Verbandsbeirat, Bbr. Kaplan<br />
Helmut Wiechmann, <strong>in</strong> der St. Petri-Kirche die Verbandsmesse. � Anschließend<br />
gab es das obligatorische Gruppenfoto. � Bei e<strong>in</strong>er Podiumsdiskussion<br />
zum Tagungsthema diskutierten unter der Moderation von<br />
Bbr. Hendrik Koors (2. v. rechts) die BbrBbr. (v. rechts) Prof. Dr. Lothar Roos,<br />
Dr. Jürgen Aretz und der Vors. des gesellschaftspol. Beirats Christian Poplutz.<br />
Zum Abschluss der GV gab es noch zwei Höhepunkte: �+� Der Erzbischof<br />
von München und Freis<strong>in</strong>g Bbr. Re<strong>in</strong>hard Kard<strong>in</strong>al Marx feierte mit den<br />
GV-Teilnehmern e<strong>in</strong> Pontifikalamt <strong>in</strong> der St. Mart<strong>in</strong>i-Kirche. � Bbr. Kard<strong>in</strong>al<br />
Re<strong>in</strong>hard Marx mit den Chargen der UNITAS W<strong>in</strong>fridia. � Bbr. Kard<strong>in</strong>al<br />
Marx und Bbr. Weihbischof Wilfried Theis<strong>in</strong>g im Kreise der <strong>Münster</strong>aner<br />
Unitarier, mit denen sie geme<strong>in</strong>sam das Bundeslied anstimmten.<br />
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unitas 3/2012 173
„Seid se<strong>in</strong>e Zeugen und wagt geme<strong>in</strong>sam den neuen Anfang!“<br />
REDE VON BBR. WEIHBISCHOF WILFRIED THEISING BEIM FESTKOMMERS IN DER HALLE MÜNSTERLAND<br />
E<strong>in</strong> enges Zeitkorsett war den Organisatoren<br />
der <strong>Generalversammlung</strong> am<br />
GV-Freitag für den Festkommers <strong>in</strong> der<br />
bis auf den letzten Platz gefüllten Halle<br />
<strong>Münster</strong>land gesetzt – auch dem Präsiden<br />
Bbr. Roman Haupt war es anzuspüren.<br />
Vor e<strong>in</strong>er großen Corona hatte<br />
er <strong>in</strong> nur zweie<strong>in</strong>halb Stunden das komplette<br />
Programm abzuwickeln. Die Uhr<br />
tickte – und damit fiel offensichtlich<br />
manches vorab Geplante unter den<br />
Tisch. Nicht aber der große Dank an die<br />
ausscheidenden Nimmermüden des<br />
Verbandsvorstandes wie Bbr. Prof.<br />
Hubert Braun und die HDB-Vorsitzende<br />
Dr. Claudia Bellen. Und schon gar nicht<br />
der lange Applaus für den scheidenden<br />
Verbandsgeschäftsführer und neuen<br />
Ehrensenior des Gesamtverbandes,<br />
Dieter Krüll, der se<strong>in</strong>e Amtsgeschäfte<br />
nach zwölf bewegten Jahren an se<strong>in</strong>en<br />
Nachfolger Claudius M<strong>in</strong>k übergibt.<br />
Die reduzierte Zeit brachte aber auch<br />
e<strong>in</strong>e starke Konzentration auf die festliche<br />
Grundsatzrede des aus Xanten angereisten<br />
W<strong>in</strong>friden Weihbischof Wilfried Theis<strong>in</strong>g. Er<br />
bekannte nicht nur, seit se<strong>in</strong>em ersten<br />
Vere<strong>in</strong>ssemester 1984 immer wieder gerne<br />
im Kreis der <strong>Unitas</strong> zu se<strong>in</strong>. Er nutzte auch<br />
die Gelegenheit zum deutlichen Appell an<br />
den Gesamtverband, e<strong>in</strong>en mutigen Aufbruch<br />
<strong>in</strong> die Zukunft zu wagen.<br />
Mit Blick auf das zeitgleich stattf<strong>in</strong>dende<br />
große Katholikentreffen <strong>in</strong> Mannheim<br />
erklärte Bbr. Theis<strong>in</strong>g unter großem Applaus:<br />
„Wir erleben und feiern auch hier <strong>in</strong><br />
<strong>Münster</strong> e<strong>in</strong>en ganz respektablen Katholikentag.“<br />
Und er<strong>in</strong>nerte an e<strong>in</strong>e lebensprägende<br />
Grundhaltung vieler Unitarier <strong>in</strong> der<br />
über 150-jährigen Geschichte des Verbandes:<br />
„Sie waren Zeugen, haben ihren Glauben<br />
zeugnishaft <strong>in</strong> die Welt getragen. Und<br />
das ist auch für uns heute und <strong>in</strong> der Zukunft<br />
Verpflichtung!“<br />
Als Christen die Welt mitzugestalten<br />
und die Botschaft Jesu Christi zu den<br />
Menschen zu br<strong>in</strong>gen, sei <strong>in</strong> der Welt von<br />
heute allerd<strong>in</strong>gs nicht ganz leicht, so Bbr.<br />
Theis<strong>in</strong>g: „Machen wir uns nichts vor, das<br />
erfahren die Bischöfe genauso wie die<br />
Jungen. Es ist nicht schick, sich zu bekennen,<br />
es ist deutlich, dass auch wir Unsicherheiten<br />
haben, nach Orientierung suchen.<br />
Und auch die Welt weiß oft nicht, was sie<br />
mit den Christen anfangen soll und was die<br />
Christen zu geben haben. Aber s<strong>in</strong>d wir uns<br />
174<br />
unitas 3/2012<br />
Bbr. Weihbischof Wilfried Theis<strong>in</strong>g bei se<strong>in</strong>er Kommersrede <strong>in</strong> der Halle <strong>Münster</strong>land.<br />
dessen bewusst, dass wir überhaupt etwas<br />
zu geben haben?“<br />
Das Wort Papst Benedikts von der<br />
„Entweltlichung“ <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Freiburger Rede<br />
habe e<strong>in</strong>e bis heute andauernde Kontroverse<br />
ausgelöst. Alle hätten sich an den<br />
Spekulationen beteiligt, gleich gewusst,<br />
was geme<strong>in</strong>t war: „Aber manche haben sie<br />
eben gehörig missverstanden. Es g<strong>in</strong>g dem<br />
Papst nicht darum, dass die Christen sich<br />
aus der Welt zurückziehen sollen, sondern<br />
mit e<strong>in</strong>em kritischen Blick auf die Welt<br />
schauen – und auf sich selbst!“, so der<br />
<strong>Münster</strong>aner Weihbischof. Wo die Kirche<br />
sich der Welt anpasse und ihr gleichförmig<br />
werde, verliere sie ihr Profil und habe der<br />
Welt nichts mehr zu sagen: „Das ist nach<br />
me<strong>in</strong>er Überzeugung e<strong>in</strong> Kerngedanke, den<br />
uns der Papst mitgeben wollte: Ke<strong>in</strong> Rückzug!<br />
Sondern e<strong>in</strong> schärferes H<strong>in</strong>schauen<br />
und der Auftrag, gerade das christliche<br />
Profil nach vorne zu br<strong>in</strong>gen.“<br />
Christen s<strong>in</strong>d<br />
ke<strong>in</strong>e Weltverachter<br />
Das Wort Jesu aus dem 17. Kapitel des<br />
Johannesevangeliums „Ich b<strong>in</strong> nicht von<br />
dieser Welt – auch ihr seid nicht von dieser<br />
Welt“ sei e<strong>in</strong> nicht so gern gehörtes Wort:<br />
„Als Sp<strong>in</strong>ner will doch niemand bezeichnet<br />
werden. Doch dieses Wort will erstgenommen<br />
werden. Unsere Heimat ist im Himmel:<br />
Das kl<strong>in</strong>gt weit weg, aber letztlich prägt<br />
unser Leben dieser Glaube, dass es für uns<br />
weitergeht, dass dieses Leben nicht alles ist.<br />
Wer das nicht so glaubt, der muss natürlich<br />
sehen, dass er hier schon möglichst viel mitbekommt.<br />
Aber das ist nicht unsere christliche<br />
E<strong>in</strong>stellung. Denn unsere Hoffnung
geht viel weiter: Das Größere liegt noch vor<br />
uns. E<strong>in</strong>e großartige Hoffnung. Das hält Gott<br />
für uns bereit – das prägt uns Christen, unser<br />
Handeln, unseren Blick auf die Welt.“<br />
Christen seien damit aber ke<strong>in</strong>e Weltverachter,<br />
die anderen die Freude nicht gönnten<br />
– ganz im Gegenteil. Genau aus diesem<br />
Grund seien sie <strong>in</strong> der Lage, sich über dieses<br />
Leben zu freuen und alles dazu zu tun, damit<br />
das Leben auf dieser Welt gel<strong>in</strong>gt, damit die<br />
Menschen Freude f<strong>in</strong>den und Glück.<br />
Um das zu spüren, seien<br />
allerd<strong>in</strong>gs derzeit Christen und<br />
die Kirche oft viel zu sehr mit<br />
sich selbst beschäftigt: Mitten <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em großen Veränderungsprozess<br />
gehe e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> den letzten<br />
zwei Jahrhunderten ausgeprägte<br />
Gestalt von Kirche zu Ende –<br />
e<strong>in</strong> schmerzlicher Prozess, so<br />
Bbr. Theis<strong>in</strong>g.Wenn Pfarreien zusammengelegt<br />
würden, die<br />
Sonntagsgeme<strong>in</strong>de schrumpfe,<br />
tue das sehr weh: „Wir haben <strong>in</strong><br />
allen Bistümern sehr schwierige<br />
Gespräche, diesen Veränderungsprozess<br />
voranzubr<strong>in</strong>gen.<br />
Und wir müssen noch viel mehr<br />
tun, dass dieser Gesprächsprozess<br />
vorankommt, dass wir<br />
auf Geme<strong>in</strong>deebene Lösungen<br />
f<strong>in</strong>den. Doch wir müssen auch<br />
immer wieder den Blick über uns<br />
h<strong>in</strong>aus werfen.“ E<strong>in</strong> <strong>in</strong>nerkirchliches<br />
Zerstreiten, Besserwisserei,<br />
kle<strong>in</strong>kariertes Verhalten und<br />
Festhalten an doch letztlich vergänglichen<br />
D<strong>in</strong>gen führe nicht weiter.<br />
Auf die großen Fragen<br />
der Zeit antworten<br />
„Übersehen wir nicht die so großen<br />
Fragen der Zeit“, so Bbr. Theis<strong>in</strong>g. „Es geht<br />
um den Weltfrieden, um e<strong>in</strong>e gerechte Wirtschaftsordnung,<br />
es geht <strong>in</strong> vielen Ländern<br />
um das Klima, um Wasser, Lebensressourcen,<br />
die an vielen Stellen bedroht s<strong>in</strong>d, es<br />
geht um die Frage, wie wir ethisch wirtschaften<br />
können. Und die Fragen gehen uns<br />
nicht aus. Doch ich frage mich: Wo s<strong>in</strong>d wir<br />
<strong>in</strong> diesen Fragen? S<strong>in</strong>d wir da nah dran, tragen<br />
wir aus christlichem Standpunkt dazu<br />
genug bei? Wenn ich <strong>in</strong> die Geschichte<br />
schaue, sehe ich, dass Unitarier maßgeblich<br />
zu den Themen der Zeit ihre Stimme erhoben<br />
haben, sich dazu geäußert haben, wie<br />
die Kirche und unsere Welt aussehen muss.<br />
Und dass wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wohlstand und Frieden<br />
leben, nach dem sich viele sehen, das<br />
haben wir doch maßgeblich Menschen zu<br />
verdanken, die aus christlicher Verantwortung<br />
dieses Land mitgeprägt und mitgestaltet<br />
haben! Das sollte uns doch ermutigen,<br />
dort anzuknüpfen, immer auch Zeit und<br />
Kraft und Ideen zu haben, über unseren<br />
Bereich h<strong>in</strong>aus zu gehen! Das ist doch letztlich<br />
der Auftrag Jesu Christi an uns alle: Ihr<br />
sollt me<strong>in</strong>e Zeugen se<strong>in</strong> und dieser Welt die<br />
Botschaft Gottes verkünden!“<br />
Der Appell des Katholikentages zu<br />
e<strong>in</strong>em Neuaufbruch sei genau das Thema<br />
auch für die <strong>Unitas</strong>. Das werde die für die<br />
Zukunft wesentliche Frage se<strong>in</strong>, so der<br />
Bischof: „S<strong>in</strong>d wir als Unitarier stark genug<br />
und bereit, diesen Auftrag als im christlichen<br />
Glauben geprägte Menschen zu<br />
übernehmen?“<br />
Bbr. Weihbischof Wilfried Theis<strong>in</strong>g zusammen mit Bbr. Kard<strong>in</strong>al<br />
Re<strong>in</strong>hard Marx nach dem Pontifikalamt am Sonntag.<br />
Appell zur<br />
offenen Begegnung<br />
Dies sei die Herausforderung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Gesellschaft, <strong>in</strong> der das Christliche nicht<br />
mehr das bestimmende ist und viele<br />
Menschen gar ke<strong>in</strong>en Glauben mehr<br />
haben. E<strong>in</strong>e „missionarische Kirche“ stülpe<br />
aber niemandem den Glauben über. Ihn<br />
könne man nicht wie <strong>in</strong> der Schule lehren<br />
und lernen, sondern dies gehe immer nur <strong>in</strong><br />
der offenen Begegnung von Mensch zu<br />
Mensch. „Das geht, wenn wir bereit s<strong>in</strong>d,<br />
von dem zu erzählen, was mich bewegt.<br />
Das wird entscheidend se<strong>in</strong>. Und hier<br />
möchte ich vor allem die Jungen unter uns<br />
ermutigen: Fragt wirklich die Älteren unter<br />
uns nach dem Glauben. Und wir Älteren<br />
sollten zuhören, Interesse an Euch zeigen,<br />
zur Begegnung bereit se<strong>in</strong>. Darüber kann<br />
das, was Christse<strong>in</strong> heißt, weitergegeben<br />
werden!“ Christse<strong>in</strong> geschehe <strong>in</strong> der Kommunikation,<br />
im Augen- und Blickkontakt<br />
zwischen E<strong>in</strong>zelnen, nicht auf akademischer<br />
Ebene: „Das ist bei uns <strong>in</strong> der <strong>Unitas</strong><br />
e<strong>in</strong> guter Geist, e<strong>in</strong>e gute Tradition, das<br />
wurde immer so praktiziert. Wenn wir dies<br />
pflegen, wird das immer unsere Stärke se<strong>in</strong>.<br />
Das ist me<strong>in</strong> Wunsch.“<br />
Auch die Älteren sollten sich fragen, was<br />
sie von den Jüngeren lernen können. In die-<br />
sem fruchtbaren Mite<strong>in</strong>ander der Generationen<br />
könne und werde e<strong>in</strong> neues Wirken<br />
des Verbandes <strong>in</strong> die Gesellschaft und das<br />
Land gel<strong>in</strong>gen, zeigte sich Bbr. Theis<strong>in</strong>g<br />
überzeugt: „Und ich wünsche uns, dass wir<br />
<strong>in</strong> der Zukunft wieder mehr junge Menschen<br />
f<strong>in</strong>den, die zu uns kommen und spüren:<br />
Hier b<strong>in</strong> ich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e lebenslange Geme<strong>in</strong>schaft<br />
h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gerufen. Ich glaube, das<br />
suchen junge Menschen heute wieder viel<br />
stärker.“<br />
Jeder E<strong>in</strong>zelne kann und<br />
muss sich ändern<br />
Papst Benedikt habe selbst<br />
daran er<strong>in</strong>nert, wie e<strong>in</strong> Neubeg<strong>in</strong>n<br />
zu schaffen sei. Er habe Mutter<br />
Teresa zitiert, die auf diese Frage<br />
mit dem e<strong>in</strong>fachen Wort geantwortet<br />
habe: „Sie und ich – wir<br />
müssen uns ändern.“ Das, so<br />
Theis<strong>in</strong>g, sei für uns als Katholiken<br />
wesentlich: Jeder e<strong>in</strong>zelne sei<br />
gefragt. Nicht der F<strong>in</strong>gerzeig auf<br />
den Pastor oder den Bischof<br />
bewirke den Neubeg<strong>in</strong>n, sondern<br />
die eigene Veränderung. „Wenn<br />
wir das tun, dann b<strong>in</strong> ich überzeugt,<br />
wird sich viel ändern. Ich<br />
weiß selbst, wie schwer es manchmal<br />
ist, aber ich weiß auch, dass<br />
das manchmal sehr heilsam ist.“<br />
In diesem S<strong>in</strong>n gelte es, das<br />
Jesu Wort „Ihr seid nicht von dieser<br />
Welt“ zu beherzigen. Wer dies tue, sei<br />
nicht „h<strong>in</strong>terwäldlerisch, altmodisch, <strong>in</strong><br />
Traditionen verhaftet“, sondern sei mit se<strong>in</strong>em<br />
Herzen noch woanders festgemacht –<br />
bei Gott selbst. „Aus dieser Nähe die Welt<br />
kritisch anzuschauen, auch die Kirche, und<br />
dies auch auszusprechen, was uns quersteht,<br />
das sollte für uns Christen e<strong>in</strong> Erkennungszeichen<br />
se<strong>in</strong>: Wenn sich ke<strong>in</strong>er mehr<br />
aufregt über uns, über das, was wir sagen,<br />
tun oder denken, dann kann das damit<br />
zusammenhängen, dass wir zu ängstlich<br />
geworden s<strong>in</strong>d, nicht mehr den Mut haben,<br />
über unsere Überzeugungen zu sprechen.“<br />
Wer für se<strong>in</strong>e Überzeugungen e<strong>in</strong>stehe, der<br />
werde nicht nur Zuspruch bekommen. Das<br />
habe Jesus am eigenen Leib erfahren. Doch<br />
die Wahrheit habe ihn frei gemacht:„Wir als<br />
Christen s<strong>in</strong>d bei ihm verwurzelt und verankert,<br />
haben Jesus Christus Rede und<br />
Antwort zu stehen, weil wir se<strong>in</strong>e Freunde<br />
s<strong>in</strong>d. Das und was er uns aufgetragen hat,<br />
müssen wir <strong>in</strong> dieser Welt aussprechen.“<br />
Und das dürfe auch kontrovers zugehen,<br />
so Weihbischof Theis<strong>in</strong>g: „Christen s<strong>in</strong>d<br />
nicht dazu da, alles <strong>in</strong> dieser Welt abzusegnen,<br />
sondern unter den Segen Gottes zu<br />
stellen. Das ist unser Auftrag, dazu hat uns<br />
der Herr berufen. Dazu will ich Euch und uns<br />
ermutigen: Seid se<strong>in</strong>e Zeugen, brecht immer<br />
wieder neu auf und wagt geme<strong>in</strong>sam den<br />
neuen Anfang!“ CB<br />
unitas 3/2012 175
Der Mensch im Mittelpunkt –<br />
Christliche Gesellschaftslehre im Wandel der Zeit<br />
IMPULSVORTRAG VON BBR. PROF. DR. LOTHAR ROOS BEIM GV-FESTAKT IN MÜNSTER<br />
I. Historische und<br />
kulturethische Grundlagen<br />
1. E<strong>in</strong> „dreitausendjähriger<br />
Optimierungsprozess“<br />
Der Philosoph Karl Jaspers hat e<strong>in</strong>mal die<br />
Europäische Kultur als das Produkt e<strong>in</strong>es<br />
dreitausendjährigen historischen Optimierungsprozesses<br />
bezeichnet. Im Verlauf dieses<br />
Prozesses hat Europa zwar e<strong>in</strong>e ganze Reihe<br />
Irrtümer begangen, diese aber – und dar<strong>in</strong><br />
liegt nicht zuletzt der Grund des Erfolgs dieser<br />
Kultur – immer wieder auch zu korrigieren<br />
vermocht. Wie kann man sich diesen<br />
Optimierungsprozess vorstellen? Er entstand<br />
aus bestimmten existenziellen und <strong>in</strong>stitutionellen<br />
Erfahrungen:<br />
Menschen, die an den Gott der biblischchristlichen<br />
Offenbarung glauben, bewerten<br />
und gestalten ihre Existenz, ihr Vermitteltse<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> soziale Prozesse, <strong>in</strong> politische<br />
und wirtschaftliche Aufgaben anders, als<br />
solche, die diesen Glauben nicht teilen. So<br />
glauben wir z. B. als Christen, dass Gott dem<br />
Menschen e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Freiheit gegeben<br />
hat. Deshalb lehnen wir alle determ<strong>in</strong>istischen<br />
Menschenbilder und daraus abgeleitete<br />
politische Ideologien, wie z. B. den<br />
Marxismus, ab.<br />
Wenn Menschen, mit den gleichen religiösen<br />
und ethischen Überzeugungen „im<br />
H<strong>in</strong>terkopf“, gesellschaftlich zusammenleben,<br />
dann f<strong>in</strong>den sie im Laufe der Geschichte<br />
heraus, dass die sozialen Formen<br />
dieses Zusammenlebens, also die gesellschaftlichen<br />
Strukturen und Institutionen,<br />
nicht zufällig s<strong>in</strong>d. Sie bekommen vielmehr<br />
e<strong>in</strong>e spezifische Gestalt, sofern man sie vom<br />
christlichen Menschenbild her gestaltet: die<br />
Familie, der Staat, Schule und Bildung, die<br />
soziale Hilfe, die Sozialgestalt e<strong>in</strong>es Unternehmens<br />
usw. Alle diese gesellschaftlichen<br />
Strukturen und Institutionen nehmen, unbeschadet<br />
geschichtlicher Veränderungen,<br />
vom christlichen Menschenbild her e<strong>in</strong>e<br />
bestimmte Form an, die sie ohne das<br />
Christentum so nicht hätten. So entsteht im<br />
Laufe der Geschichte e<strong>in</strong>e spezifische<br />
„Kultur“, die aus den geistigen Kräften des<br />
christlichen Menschenbildes hervorgeht.<br />
Kultur ist das, was e<strong>in</strong>e Gesellschaft im<br />
Innersten zusammenhält: Es s<strong>in</strong>d die<br />
Grundwerte (basic values), die zu ihrer<br />
Verwirklichung nötigen sozialen Strukturen<br />
(social structures) und die sowohl für den<br />
Bestand der Werte, als auch für die Stabili-<br />
176<br />
unitas 3/2012<br />
Neben Bbr. Prof. Dr. Lothar Roos (rechts) beteiligten sich an der Podiumsdiskussion (von l<strong>in</strong>ks) die<br />
BbrBbr. Hendrik Koors (Moderation), Christian Poplutz, Vors. des Beirats für gesellschaftspol. Fragen<br />
des UNITAS-Verbands, und Staatssekretär a. D. Dr. Jürgen Aretz.<br />
tät der Strukturen nötigen Verhaltensweisen<br />
bzw. Tugenden (attitudes, virtues).<br />
Werte, Strukturen und Tugenden bilden e<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong>nerlich zusammenhängendes Gefüge,<br />
das für die jeweilige Kultur typisch ist.<br />
Auf Grund geschichtlicher Erfahrungen<br />
wird also deutlich, welche Muster des<br />
Denkens und des sozialen Lebens mit dem<br />
christlichen Menschenbild jeweils besser<br />
zu vere<strong>in</strong>baren s<strong>in</strong>d als andere. Dabei<br />
kommt man auch zu der E<strong>in</strong>sicht, dass es<br />
bestimmte Wertüberzeugungen, soziale<br />
Strukturen und persönliche Tugenden gibt,<br />
h<strong>in</strong>ter die man um Gottes und des Menschen<br />
willen nicht mehr zurückfallen sollte.<br />
Auf dem Kreuzungspunkt zwischen biblisch-christlicher<br />
Anthropologie und geschichtlicher<br />
Erfahrung entsteht also das,<br />
was man als die abendländisch-christliche<br />
Leitkultur bezeichnen kann.<br />
2. Anthropologische Vorgaben<br />
Da das „Reich Gottes“ zwar bereits<br />
„nahe herbeigekommen“ (Mk 1,16), aber<br />
noch nicht am Ziel ist, kann e<strong>in</strong>e Kultur im<br />
strengen S<strong>in</strong>n nie „christlich“ se<strong>in</strong>, wohl<br />
aber christlicher als andere Kulturen. Dies<br />
ist umso mehr der Fall, als die Menschen<br />
von folgenden fünf Überzeugungen und<br />
e<strong>in</strong>em ihnen entsprechenden Lebensstil<br />
getragen werden. Wor<strong>in</strong> bestehen diese<br />
Überzeugungen?<br />
a) dass wir „nicht das zufällige und das<br />
s<strong>in</strong>nlose Produkt der Evolution“ s<strong>in</strong>d.<br />
Vielmehr gilt: „Jeder von uns ist Frucht<br />
e<strong>in</strong>es Gedanken Gottes. Jeder ist gewollt,<br />
jeder ist geliebt, jeder ist gebraucht.“<br />
1<br />
b) dass jeder Mensch vom ersten Augenblick<br />
se<strong>in</strong>er Existenz bis zu se<strong>in</strong>em letzten<br />
Atemzug die gleiche von Gott<br />
geschenkte und deshalb unveräußerliche<br />
Würde hat und entsprechend<br />
behandelt werden muss.<br />
c) dass Gott, der Schöpfer, grundsätzlich<br />
allen Menschen genügend E<strong>in</strong>sicht des<br />
Verstandes und Kraft des Willens mit<br />
auf den Weg gegeben hat, so dass sie<br />
fähig s<strong>in</strong>d, das Gute vom Bösen zu<br />
unterscheiden und e<strong>in</strong> Leben <strong>in</strong> Würde<br />
zu führen.<br />
d) dass wir als sündige Menschen damit<br />
rechnen müssen, dass sich unsere Vernunft<br />
„durch Macht und Interesse blenden“<br />
lässt. Deshalb bedarf sie der Re<strong>in</strong>igung<br />
durch den christlichen Glauben,<br />
wie umgekehrt dieser auch der Vernunft<br />
bedarf. 2<br />
e) dass wir Menschen auf dieser Erde<br />
ke<strong>in</strong>e bleibende Stätte haben, sondern<br />
dass wir auf dem Weg s<strong>in</strong>d („homo viator“)<br />
zur Schau Gottes <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>schaft<br />
der Heiligen. Deshalb bitten wir<br />
<strong>in</strong> der Oration der Liturgie des 17. Sonntags<br />
im Jahreskreis darum, „die vergänglichen<br />
Güter so zu gebrauchen,<br />
dass wir die ewigen nicht verlieren.“<br />
3. Habituell-strukturelle<br />
Konsequenzen<br />
Diese Glaubensüberzeugungen haben<br />
bestimmte strukturelle Konsequenzen. E<strong>in</strong>e<br />
Gesellschaft ist strukturell umso christlicher,<br />
je mehr die Menschen aus ihren religiös-ethischen<br />
Grunde<strong>in</strong>stellungen heraus
Aufmerksame Zuhörer<br />
die gesellschaftlichen Strukturen gestalten.<br />
Das bedeutet im E<strong>in</strong>zelnen:<br />
a) Je mehr Menschen die unauflösliche<br />
Ehe zwischen Mann und Frau und die<br />
damit verbundene Bereitschaft zur<br />
Weitergabe des Lebens bejahen.<br />
Dies schließt e<strong>in</strong>, dass die Eltern ihre<br />
K<strong>in</strong>der im christlichen Glauben erziehen<br />
und sie auf ihre „e<strong>in</strong>malige Lebensaufgabe“<br />
3 vorbereiten, und diese Aufgabe<br />
nicht an den Staat oder die<br />
Massenmedien abtreten.<br />
b) Je unzweideutiger die Verfassung e<strong>in</strong>es<br />
Staates und das politische Handeln die<br />
dem Staat vorgegebene Würde des<br />
Menschen und die damit verbundenen<br />
unveräußerlichen und universal gültigen<br />
Menschenrechte respektieren und<br />
auf dieser Grundlage Frieden, Freiheit<br />
und soziale Gerechtigkeit zu verwirklichen<br />
suchen (vgl. Art 1 GG).<br />
c) Je mehr Menschen sich <strong>in</strong> Arbeit und<br />
Beruf und den dort nötigen wirtschaftlichen<br />
Entscheidungen von den Grundwerten<br />
e<strong>in</strong>er selbstverantwortlichen<br />
Freiheit (Subsidiarität) und mitmenschlichen<br />
Gerechtigkeit (Solidarität) leiten<br />
lassen. Daraus folgt z. B. die Achtung vor<br />
der Würde auch der e<strong>in</strong>fachsten<br />
menschlichen Arbeit. Dazu gehört die<br />
Bereitschaft, den wirtschaftlichen Erfolg<br />
so zu gebrauchen, dass auch die Armen<br />
und Schwachen vor existenzieller Not<br />
bewahrt werden können. Dazu gehört<br />
e<strong>in</strong>e Betriebs- und Unternehmensverfassung<br />
der sozialen Partnerschaft. All<br />
dies entspricht strukturell dem Ordnungssystem<br />
e<strong>in</strong>er Sozialen Marktwirtschaft.<br />
d) Je mehr politisches Denken und Handeln<br />
auch Ausdruck e<strong>in</strong>er globalen<br />
Verantwortung ist und, unbeschadet<br />
der Zuständigkeit jedes Staates für das<br />
nationale Geme<strong>in</strong>wohl, auch das universale<br />
Geme<strong>in</strong>wohl beachten.<br />
Diese „Basisstrukturen“ der Gesellschaft,<br />
also die Familie, der Staat, die<br />
Wirtschaft, die Weltvölkergeme<strong>in</strong>schaft<br />
werden so auf der Grundlage des christlichen<br />
Menschenbildes spezifisch geprägt.<br />
Sie bilden den Maßstab, gemäß dem man<br />
e<strong>in</strong>e Politik aus christlicher Verantwortung<br />
formulieren und praktizieren kann und soll.<br />
II.Der Wandel der Zeit<br />
und die heutigen Aufgaben<br />
1. Größe und Krise der Neuzeit<br />
Die Neuzeit lässt sich beschreiben als<br />
großartige und vordem ungeahnte Entfaltung<br />
der Möglichkeiten menschlicher<br />
Ratio <strong>in</strong> den positiven Wissenschaften und<br />
deren Anwendungen <strong>in</strong> Technik, Ökonomie<br />
und Politik. Dies war allerd<strong>in</strong>gs nur so lange<br />
problemlos möglich, wie das mit Ergebnissen<br />
geschah, mit denen man so gut, ja<br />
großartig leben konnte, dass sich die<br />
S<strong>in</strong>nfrage erst gar nicht stellte. Es galt die<br />
Devise: Was technisch möglich und ökonomisch<br />
bezahlbar ist, das wird auch verwirklicht,<br />
ohne weitere Rückfrage nach dem<br />
humanen S<strong>in</strong>n des jeweiligen „Fortschritts“.<br />
In dem Maße aber, wie auf diesem<br />
Weg nicht nur Nützliches und Gutes, sondern<br />
auch Bedrohliches, ja Tödliches entsteht,<br />
lassen sich Wert- und S<strong>in</strong>nfrage aus<br />
dem Konzept der öffentlichen Vernunft<br />
nicht mehr ausklammern. 4<br />
Es ist ke<strong>in</strong> Zufall, dass heute allenthalben<br />
„Ethik-Kommissionen“ entstehen. Da<br />
man aber ethische Entscheidungen letztlich<br />
nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Transzendenz-Bezug des<br />
Menschen verankern kann, steht auch die<br />
Gottesfrage wieder auf der Tagesordnung:<br />
Gott hat den ihm neuzeitlich entlaufenen<br />
Menschen wieder e<strong>in</strong>geholt. Wer dieser<br />
theologischen Konsequenz nicht zustimmen<br />
mag, wird auf jeden Fall zugeben müssen:<br />
Ohne Wertentscheidungen, wie immer<br />
man sie begründen mag, gibt es ke<strong>in</strong>e<br />
Antwort auf die großen Menschheitsprobleme<br />
des Friedens, der Freiheit der<br />
Person, der Bewahrung der Umwelt, der<br />
E<strong>in</strong>dämmung von Not und Elend, kurz ke<strong>in</strong>e<br />
Kultur des Lebens, <strong>in</strong> der alle <strong>in</strong> Würde zu<br />
leben vermögen.<br />
Der Mensch kann nur als moralisches<br />
Wesen überleben und vor sich selbst und<br />
se<strong>in</strong>en Mitmenschen bestehen. Je unmoralischer<br />
e<strong>in</strong>e Gesellschaft wird, desto lauter<br />
schreit sie nach dem Staat, desto teurer<br />
wird dieser und desto weniger kann er für<br />
sie tun. Wenn man für jeden Steuerh<strong>in</strong>terzieher<br />
e<strong>in</strong>en Steuerfahnder, für jeden<br />
Alkohol- oder Drogenabhängigen e<strong>in</strong>en<br />
Therapeuten, für jeden Schläger e<strong>in</strong>en<br />
Polizisten, für jeden K<strong>in</strong>derpornographen<br />
e<strong>in</strong>en Detektiv, für jeden „Hacker“ 5 e<strong>in</strong>en<br />
spezialisierten Fahnder, für jedes Fußballspiel<br />
Hundertschaften der Polizei bezahlen<br />
muss – und nur so die Gesellschaft e<strong>in</strong>igermaßen<br />
<strong>in</strong> Ordnung zu halten wäre –, dann<br />
ist deren Zusammenbruch abzusehen,<br />
schon aus f<strong>in</strong>anziellen Gründen: E<strong>in</strong> Staat<br />
ohne Moral se<strong>in</strong>er Bürger ist unf<strong>in</strong>anzierbar.<br />
Die Gefahren e<strong>in</strong>er wertfreien und<br />
gottlosen Gesellschaft als solche zu entlarven<br />
und jene Politiker zu unterstützen, die<br />
dies ebenfalls tun, ist e<strong>in</strong>e der wichtigsten<br />
politischen Aufgaben der Christen heute.<br />
2. Was der Staat an<br />
se<strong>in</strong>en Christen hat<br />
Wor<strong>in</strong> bestehen die wesentliche Beiträge<br />
der Christen zum Geme<strong>in</strong>wohl im<br />
demokratischen Staat im E<strong>in</strong>zelnen, gerade<br />
angesichts e<strong>in</strong>er „Gesellschaft ohne Gott“<br />
und ihrer „Risiken und Nebenwirkungen“,<br />
wie es Andreas Püttmann formuliert hat. Es<br />
kommt zu folgenden sieben Aussagen:<br />
a) Christen betrachten den Menschen als<br />
Geschöpf und Ebenbild Gottes und s<strong>in</strong>d<br />
damit <strong>in</strong> besonderer Weise der Würde<br />
und dem Recht des Menschen verpflichtet.<br />
Dies erweist sich vor allem <strong>in</strong> den<br />
Fragen der Unantastbarkeit menschlichen<br />
Lebens.<br />
b) Die <strong>in</strong> der jüdisch-christlichen Tradition<br />
enthaltene Ethik – Dekalog, Seligpreisungen,<br />
Tugendlehre – erzieht zur Beachtung<br />
von Geboten und Verboten<br />
nicht nur im kirchlichen, sondern auch<br />
im staatlichen Bereich. Gläubige Christen<br />
werden daher im Rechtsstaat mit >><br />
unitas 3/2012 177
178<br />
größerer Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit pflichtbewusste<br />
und gesetzestreue Bürger se<strong>in</strong>.<br />
c) E<strong>in</strong> religiös verankerter Wertekonsens<br />
fördert Vertrauen, der Gedanke der<br />
Bewährung vor Gott unterstützt verantwortliche<br />
Leistungsbereitschaft. Beides<br />
begünstigt wirtschaftlichen Erfolg.<br />
d) Hilfsbereitschaft, Solidarität und Geme<strong>in</strong>wohldenken,<br />
Familiens<strong>in</strong>n und<br />
zwischenmenschliche Toleranz werden<br />
vom Gebot der Nächstenliebe <strong>in</strong>spiriert.<br />
Christlicher Glaube fördert den sozialen<br />
Ausgleich, Integration und Frieden.<br />
e) Der christliche Gedanke der Weltüberw<strong>in</strong>dung<br />
durch Jesu Kreuzesopfer und<br />
der Geborgenheit im Letzten durch die<br />
Auferstehungshoffnung setzt Gelassenheit<br />
im „Vorletzten“ frei, die zu unaufgeregtem<br />
Engagement und Widerstand<br />
gegen ideologische Heilsangebote<br />
und Radikalismus befähigt.<br />
f) Christlichem Patriotismus bleibt gegenüber<br />
dem immer wieder entflammbaren<br />
Nationalismus gewahr: Es gibt<br />
wesentlichere Bande zwischen den<br />
Menschen als die der Nation.<br />
g) Die Frohe Botschaft des Christentums,<br />
ihre befreiende, die irdische Endlichkeit<br />
überschreitende Hoffnung, begründet<br />
e<strong>in</strong>e zufriedenere und optimistischere<br />
Lebense<strong>in</strong>stellung. Christlicher Glaube<br />
fördert menschliches Glück. 6<br />
III. Die Wegweisung<br />
Papst Benedikt XVI.<br />
im Deutschen Bundestag<br />
1. Das Recht und<br />
die „Sprache des Se<strong>in</strong>s“<br />
„Wie erkennt man, was Recht ist?“ Mit<br />
dieser Frage begann Benedikt XVI. se<strong>in</strong>e<br />
spannende Rede vor dem Deutschen Bundestag<br />
am 22. September 2011. Für manche<br />
überraschend lautete se<strong>in</strong>e Antwort: „Im<br />
Gegensatz zu anderen großen Religionen<br />
hat das Christentum dem Staat und der<br />
Gesellschaft nie e<strong>in</strong> Offenbarungsrecht,<br />
e<strong>in</strong>e Rechtsordnung aus Offenbarung vorgegeben.<br />
Es hat stattdessen auf Natur und<br />
Vernunft als die wahren Rechtsquellen verwiesen<br />
– auf den Zusammenhang von<br />
objektiver und subjektiver Vernunft, der<br />
freilich das Begründetse<strong>in</strong> beider Sphären<br />
<strong>in</strong> der schöpferischen Vernunft Gottes voraussetzt.“<br />
Die „abendländische Rechtskultur“<br />
nahm, von der stoischen Philosophie<br />
ausgehend, ihren „Weg über das<br />
christliche Mittelalter <strong>in</strong> die Rechtsentfaltung<br />
<strong>in</strong> der Aufklärungszeit bis h<strong>in</strong> zu der<br />
Erklärung der Menschenrechte und bis zu<br />
unserem Deutschen Grundgesetz, mit dem<br />
sich unser Volk 1949 zu den ‚unverletzlichen<br />
unitas 3/2012<br />
Die gut besuchte Podiumsdiskussion brachte das große Interesse am Tagungsthema zum Ausdruck.<br />
und unveräußerlichen Menschenrechten<br />
als Grundlage jeder menschlichen Geme<strong>in</strong>schaft,<br />
des Friedens und der Gerechtigkeit<br />
<strong>in</strong> der Welt’ bekannt hat.“<br />
Entscheidend sei also gewesen, „dass<br />
sich die christlichen Theologen gegen das<br />
vom Götterglauben geforderte religiöse<br />
Recht auf die Seite der Philosophie gestellt,<br />
Vernunft und Natur <strong>in</strong> ihrem Zue<strong>in</strong>ander<br />
als die für alle gültige Rechtsquelle anerkannt“<br />
hätten. In diesem S<strong>in</strong>n habe bereits<br />
Paulus im Römerbrief festgestellt, dass<br />
auch die Heiden, die das Gesetz nicht<br />
haben „von Natur aus das tun, was im<br />
Gesetz gefordert ist“, weil es ihnen von<br />
ihrem Schöpfer „<strong>in</strong>s Herz geschrieben ist;<br />
ihr Gewissen legt Zeugnis davon ab ...“<br />
(Röm 2,14 f.) Auf der Grundlage e<strong>in</strong>er „der<br />
Sprache des Se<strong>in</strong>s geöffneten Vernunft“<br />
schien also „bis <strong>in</strong> die Zeit der Aufklärung,<br />
der Menschenrechtserklärung nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg und <strong>in</strong> der Gestaltung<br />
unseres Grundgesetzes die Frage nach den<br />
Grundlagen der Gesetzgebung geklärt“.<br />
Inzwischen habe sich jedoch, so Benedikt<br />
XVI., „e<strong>in</strong>e dramatische Veränderung der<br />
Situation zugetragen. Der Gedanke des<br />
Naturrechts gilt heute als e<strong>in</strong>e katholische<br />
Sonderlehre, über die außerhalb des katholischen<br />
Raums zu diskutieren nicht lohnen<br />
würde, so dass man sich schon be<strong>in</strong>ahe<br />
schämt, das Wort überhaupt zu erwähnen.“<br />
Wie, so fragt dann der Papst, ist „diese<br />
Situation entstanden?“<br />
2. Irrwege des<br />
Rechtspositivismus<br />
„Grundlegend“ für den Weg <strong>in</strong> den<br />
Rechtspositivismus sei <strong>in</strong> neuerer Zeit<br />
„zunächst die These“ gewesen, „dass zwischen<br />
Se<strong>in</strong> und Sollen e<strong>in</strong> unüberbrückbarer<br />
Graben bestehe. Aus Se<strong>in</strong> könne ke<strong>in</strong><br />
Sollen folgen, weil es sich da um zwei völlig<br />
verschiedene Bereiche handle.“ Damit referiert<br />
der Papst kurz, ohne ihn namentlich zu<br />
nennen, die These des englischen Philosophen<br />
David Hume (1711-1776), wonach<br />
jede Beziehung zwischen Se<strong>in</strong> und Sollen<br />
e<strong>in</strong>en „naturalistischen Fehlschluss“ darstelle.<br />
Da <strong>in</strong> diesem Kontext menschliche<br />
Vernunft re<strong>in</strong> „naturwissenschaftlich“ verstanden<br />
werde, könne es „ke<strong>in</strong>e Brücke zu<br />
Ethos und Recht“ auf der Basis der menschlichen<br />
Natur geben. Ähnliches gilt für e<strong>in</strong>en<br />
zweiten „Kirchenvater“ des Positivismus,<br />
Karl Popper (1912-1969), auf den Benedikt<br />
XVI. – wieder ohne Namensnennung – mit<br />
der Maxime verweist: „Was nicht verifizierbar<br />
oder falsifizierbar ist, gehört danach<br />
nicht <strong>in</strong> den Bereich der Vernunft im strengen<br />
S<strong>in</strong>ne“.<br />
Wie gefährlich e<strong>in</strong>e solche Übertragung<br />
e<strong>in</strong>er naturwissenschaftlich richtigen<br />
Methode auf die menschliche Ratio <strong>in</strong>sgesamt<br />
werden kann, lässt sich leicht e<strong>in</strong>sehen:<br />
Würde man deren Falsifizierbarkeit als<br />
Kriterium der Vernünftigkeit e<strong>in</strong>er Rechtsordnung<br />
machen, dann könnte die betroffene<br />
Gesellschaft bereits untergegangen<br />
se<strong>in</strong>, bevor die „positivistische Vernunft“<br />
ihre Inhumanität hätte falsifizieren können.<br />
Benedikt XVI. fasst die Folgen zusammen:<br />
„Wo die alle<strong>in</strong>ige Herrschaft der positivistischen<br />
Vernunft gilt – und das ist <strong>in</strong><br />
unserem öffentlichen Bewusstse<strong>in</strong> weith<strong>in</strong><br />
der Fall –, da s<strong>in</strong>d die klassischen Erkenntnisquellen<br />
für Ethos und Recht außer Kraft<br />
gesetzt.“ Das „positivistische Konzept von<br />
Natur und Vernunft“, sei zwar „e<strong>in</strong> großartiger<br />
Teil menschlichen Erkennens und<br />
menschlichen Könnens, auf das wir ke<strong>in</strong>esfalls<br />
verzichten dürfen. Aber es ist nicht<br />
selbst als Ganzes e<strong>in</strong>e dem Menschen <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>er Weite entsprechende und genügende<br />
Kultur.“ Wenn die Kultur Europas heute<br />
der Gefahr erliege, alle<strong>in</strong> die „positivistische<br />
Vernunft“ gelten zu lassen und „alle ande-
en kulturellen Realitäten <strong>in</strong> den Status der<br />
Subkultur verbannt, dann verkle<strong>in</strong>ert sie<br />
den Menschen, ja, sie bedroht se<strong>in</strong>e<br />
Menschlichkeit.“<br />
Benedikt XVI. verweist dabei ausdrükklich<br />
auf „weite Kreise“ <strong>in</strong> Europa, die „nur<br />
den Positivismus als geme<strong>in</strong>same Kultur<br />
und als geme<strong>in</strong>same Grundlage für die<br />
Rechtsbildung“ anerkennen. Setze sich<br />
diese Tendenz durch, dann werde „Europa<br />
gegenüber den anderen Kulturen der Welt<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Status der Kulturlosigkeit gerückt“.<br />
E<strong>in</strong>e solche Kultur gleiche dann „Betonbauten<br />
ohne Fenster, <strong>in</strong> denen wir uns<br />
Klima und Licht selber geben, beides nicht<br />
mehr aus der weiten Welt Gottes beziehen<br />
wollen.“ Deshalb ruft Benedikt XVI. dazu<br />
auf: „Die Fenster müssen wieder aufgerissen<br />
werden. Wir müssen wieder die Weite<br />
der Welt, den Himmel und die Erde sehen<br />
und all dies recht zu gebrauchen lernen.“<br />
Wie aber geht das, fragt Benedikt XVI.?<br />
„Wie f<strong>in</strong>den wir <strong>in</strong> die Weite, <strong>in</strong>s Ganze? Wie<br />
kann die Vernunft wieder ihre Größe f<strong>in</strong>den,<br />
ohne <strong>in</strong>s Irrationale abzugleiten?“<br />
3. Die Ökologie des Menschen<br />
und die Zukunft unserer<br />
Zivilisation<br />
Für manche überraschend, baut nun<br />
Benedikt XVI. über das „Auftreten der ökologischen<br />
Bewegung“ e<strong>in</strong>e neue Brücke zum<br />
„Naturrecht“. Die „ökologische Bewegung“<br />
habe „wohl nicht Fenster aufgerissen“, aber<br />
es sei wie „e<strong>in</strong> Schrei nach frischer Luft<br />
gewesen“, den man „nicht beiseite schieben<br />
kann, weil man zu viel Irrationales<br />
dar<strong>in</strong> f<strong>in</strong>det.“ Jungen Menschen sei „bewusst<br />
geworden, dass irgendetwas <strong>in</strong> unserem<br />
Umgang mit der Natur nicht stimmt.<br />
Dass Materie nicht nur Material für unser<br />
Machen ist, sondern dass die Erde selbst<br />
ihre Würde <strong>in</strong> sich trägt und wir ihrer<br />
Weisung folgen müssen.“<br />
Mit diesen Aussagen, so erklärte Benedikt<br />
XVI. und löste damit im „Hohen Hause“<br />
Heiterkeit aus, wolle er nicht für e<strong>in</strong>e bestimmte<br />
Partei Propaganda machen. Vielmehr<br />
sei für ihn die neu erkannte Bedeutung<br />
der Ökologie Anlass festzustellen:<br />
„Es gibt auch e<strong>in</strong>e Ökologie des Menschen.<br />
Auch der Mensch hat e<strong>in</strong>e Natur, die er achten<br />
muss und die er nicht beliebig manipulieren<br />
kann. Der Mensch ist nicht nur sich<br />
selbst machende Freiheit. [...] Er ist Geist<br />
und Wille, aber er ist auch Natur, und se<strong>in</strong><br />
Wille ist dann Recht, wenn er auf die Natur<br />
hört, sie achtet und sich annimmt als der,<br />
der er ist und der er sich nicht selbst gemacht<br />
hat.“<br />
In diesem Zusammenhang weist Benedikt<br />
XVI. auf den wohl wichtigsten Vertreter<br />
des heutigen Rechtspositivismus, nämlich<br />
auf Hans Kelsen (1881-1973) h<strong>in</strong>. Dieser habe<br />
mit 84 Jahren (1965) ganz im S<strong>in</strong>ne se<strong>in</strong>er<br />
„Re<strong>in</strong>en Staatslehre“ festgestellt, „dass<br />
Normen nur aus dem Willen kommen können.<br />
Die Natur könnte folglich Normen nur<br />
enthalten, wenn e<strong>in</strong> Wille diese Normen <strong>in</strong><br />
sie h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gelegt hat. Dies wiederum würde<br />
e<strong>in</strong>en Schöpfergott voraussetzen, dessen<br />
Wille <strong>in</strong> die Natur mit e<strong>in</strong>gegangen ist.“ 7<br />
Damit anerkennt Kelsen grundsätzlich,<br />
dass es durchaus e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Beziehung<br />
von Se<strong>in</strong> und Sollen – entgegen der These<br />
von David Hume – geben könne, allerd<strong>in</strong>gs<br />
nur unter der Voraussetzung des Glaubens<br />
an e<strong>in</strong>en Schöpfergott. „Über die Wahrheit<br />
dieses Glaubens zu diskutieren, ist völlig<br />
aussichtslos“, so habe Kelsen dazu bemerkt<br />
und <strong>in</strong>sofern nur von e<strong>in</strong>er theoretischen<br />
Möglichkeit naturrechtlichen Argumentierens<br />
gesprochen. Dem hält Papst Benedikt<br />
XVI. freundlich entgegen: „Ist es wirklich<br />
s<strong>in</strong>nlos zu bedenken, ob die objektive<br />
Vernunft, die sich <strong>in</strong> der Natur zeigt, nicht<br />
e<strong>in</strong>e schöpferische Vernunft, e<strong>in</strong>en Creator<br />
Spiritus voraussetzt?“ E<strong>in</strong> solches Verständnis<br />
von Vernunft „zu ignorieren oder als<br />
bloße Vergangenheit zu betrachten, wäre<br />
e<strong>in</strong>e Amputation unserer Kultur <strong>in</strong>sgesamt<br />
und würde sie ihrer Ganzheit berauben.“<br />
Zusammenfassend stellt Benedikt XVI.<br />
fest: „Die Kultur Europas ist aus der<br />
Begegnung von Jerusalem, Athen und Rom<br />
– aus der Begegnung zwischen dem<br />
Gottesglaubens Israels, der philosophischen<br />
Vernunft der Griechen und dem<br />
Rechtsdenken Roms entstanden. Diese dreifache<br />
Begegnung bildet die <strong>in</strong>nere Identität<br />
Europas. Sie hat im Bewusstse<strong>in</strong> der Verantwortung<br />
des Menschen vor Gott und <strong>in</strong> der<br />
Anerkenntnis der unantastbaren Würde<br />
des Menschen, e<strong>in</strong>es jeden Menschen,<br />
Maßstäbe des Rechts gesetzt, die zu verteidigen<br />
und <strong>in</strong> unserer historischen Stunde<br />
aufgegeben ist“ 8 .<br />
Anmerkungen:<br />
1 Papst Benedikt XVI., Predigt <strong>in</strong> der Heiligen<br />
Messe zur Amtse<strong>in</strong>führung am 24. April 2005.<br />
2 Vgl. Papst Benedikt XVI., Enzyklika Deus caritas<br />
est 28.<br />
3 Vgl. Johannes Paul II., Enzyklika Centesimus<br />
annus 39.<br />
4 Romano Guard<strong>in</strong>i hat diese Situation nach dem<br />
Ende des Zweiten Weltkriegs <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch<br />
„Das Ende der Neuzeit“ markiert. Er machte<br />
darauf aufmerksam, daß die Menschheit am<br />
Ende der Neuzeit genau vor jener Frage steht,<br />
die sie an ihrem Beg<strong>in</strong>n auf sich beruhen ließ:<br />
der Frage nach der s<strong>in</strong>nstiftenden E<strong>in</strong>heit des<br />
menschlichen Lebens und der menschlichen<br />
Gesellschaft, also letztlich die Frage nach Gott.<br />
Guard<strong>in</strong>is markantester Satz dazu: „Wenn Gott<br />
se<strong>in</strong>en Platz <strong>in</strong> der Welt verliert, dann verliert<br />
ihn auch der Mensch“.<br />
5 Das österreichische Forschungs<strong>in</strong>stitut „Austrian<br />
Institute of Technology“ geht von e<strong>in</strong>em<br />
weltweiten Schaden von Rund 750 Milliarden<br />
Eure jährlich durch Hackerangriffe aus – vgl.<br />
KURIER vom 30. Juli 2011 S. 13.<br />
6 Vgl. Andreas Püttmann: Gesellschaft ohne Gott.<br />
Risiken und Nebenwirkungen der Entchristlichung<br />
Deutschlands, Asslar3 2011, 129-190.<br />
7 vgl. Hans Kelsen: Was ist die Re<strong>in</strong>e Rechtslehre?<br />
<strong>in</strong>: Demokratie und Rechtsstaat (Festgabe Z.<br />
Giacometti), Zürich 1953, S. 143-162<br />
8 Alle Zitate aus der Ansprache des Papstes im<br />
Deutschen Bundestag s<strong>in</strong>d entnommen: Papst<br />
Benedikt XVI.: Die Ökologie des Menschen, <strong>in</strong>:<br />
Frankfurter Allgeme<strong>in</strong>e Zeitung vom 23. September<br />
2010, Nr. 22, S. 8<br />
Zur Literatur:<br />
Andreas Püttmann, Verantwortung für die Schöpfung<br />
und christliche Bürgertugenden: Demoskopische<br />
Schlaglichter, <strong>in</strong>: unitas, 150. Jg., 2/2010,<br />
S. 98-105<br />
Lothar Roos, Die Schöpfung als Gabe Gottes und<br />
Aufgabe des Menschen, <strong>in</strong>: ebd., S. 92-97<br />
Ders.: E<strong>in</strong>igkeit und Recht und Freiheit, <strong>in</strong>: Georg<br />
Ratz<strong>in</strong>ger/Roger Zörb (Hrsg.): Festschrift für den<br />
Heiligen Vater Papst Benedikt XVI. zum 85. Geburtstag<br />
am 16. April 2012, Rohrbach b. Weimar,<br />
2012, S. 213-229<br />
Werner Münch / Andreas Püttmann: „Und das<br />
Wort ist Fleisch geworden“ – Die Inkarnation des<br />
Logos als Auftrag christlich <strong>in</strong>spirierter Politik, <strong>in</strong>:<br />
Ebd. S. 174-204.<br />
unitas 3/2012 179
KLUG UND WELTZUGEWANDT: WAS JETZT VON JEDEM GEFRAGT IST<br />
Aspekte aus der Podiumsdiskussion zum GV-Thema<br />
VON BBR.<br />
DR. CHRISTOF BECKMANN<br />
Wer jemals <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Schulzeit etwas<br />
von der „Katholischen Soziallehre“<br />
oder der „Christlichen Gesellschaftslehre“<br />
gehört hat, darf sich wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
getrost zu den Exoten auf<br />
dem Planeten zählen. Und zugleich<br />
davon ausgehen, dass es dann auch<br />
für den Rest se<strong>in</strong>es Lebens reichen<br />
muss. Nur wenig sche<strong>in</strong>t aus e<strong>in</strong>em<br />
schalldichten wissenschaftlichen<br />
Elfenbe<strong>in</strong>turm <strong>in</strong> die Welt der Techniker,<br />
der Natur- und Ingenieurwissenschaften,<br />
der Betriebswirte, Juristen<br />
oder Mediz<strong>in</strong>er zu dr<strong>in</strong>gen. …<br />
Doch bei der UNITAS von der Katholischen<br />
Soziallehre zu sprechen, das hieße<br />
eigentlich Eulen nach Athen tragen – das<br />
gilt mit Blick auf die „Gründerväter“ der<br />
Diszipl<strong>in</strong> und ihre Exponenten von heute<br />
allemal. Worum es geht, kann aber nun<br />
nicht jeder wissen – zu verdenken wäre es<br />
ke<strong>in</strong>em, der als munterer Studiosus an die<br />
Quellen der Wissenschaft trabt, dabei mehr<br />
oder weniger zufällig <strong>in</strong> unitarische Kreise<br />
gerät. Und sich und andere dann zum ersten<br />
Mal fragt: Worum geht’s da eigentlich?<br />
Dies und die Frage nach der praktischen<br />
Anwendung standen im Mittelpunkt der<br />
Podiumsdikussion, die dem Grundthema<br />
der <strong>135.</strong> <strong>Generalversammlung</strong> gewidmet<br />
war. Unter der Leitung von Bbr. Hendrik<br />
Koors von der UNITAS W<strong>in</strong>frida nahmen<br />
drei Bundesbrüder diese Fragen auf und lieferten<br />
Aspekte, über die sich nachzudenken<br />
lohnt.<br />
Unmittelbare Auswirkungen<br />
Bbr. Dr. Jürgen Aretz, unter anderem als<br />
ehemaliger Staatsekretär im Freistaat<br />
Thür<strong>in</strong>gen mit der politischen Praxis vertraut,<br />
stimmte dem ebenso „grundsätzlichen<br />
wie e<strong>in</strong>gehenden“ Impulsvortrag von<br />
Bbr. Prof. Lothar Roos zu: „Widerspruch wäre<br />
anregend, aber unredlich, denn ich teile<br />
se<strong>in</strong>e Position“, so der gelernte Historiker<br />
und er<strong>in</strong>nerte mit Blick auf die Geschichte<br />
der Bundesrepublik an die bis heute spürbaren<br />
Konsequenzen der Katholischen Soziallehre.<br />
Sie sei die geistige Grundlage vieler<br />
Verantwortlicher gewesen: „Mittelbar und<br />
unmittelbar hat sie <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten<br />
praktische Auswirkungen aufunser<br />
180<br />
unitas 3/2012<br />
Podiumsdiskussion bei der GV <strong>in</strong> <strong>Münster</strong>: (von l<strong>in</strong>ks) BbrBbr. Christian Poplutz, Dr. Jürgen Aretz und<br />
Hendrik Koors<br />
Sozialleben gehabt“, betonte Aretz, der sich<br />
mit verschiedenen Arbeiten zur Katholischen<br />
Sozialbewegung e<strong>in</strong>en Namen machte.<br />
Die großen Sozialreformen der 50er Jahre<br />
– e<strong>in</strong>em „der <strong>in</strong>novativsten Jahrzehnte des<br />
letzten Jahrhunderts überhaupt“ – seien<br />
ohne sie nicht denkbar, erklärte er und<br />
nannte mit dem K<strong>in</strong>dergeld, der Mitbestimmung<br />
und der dynamischen Rente nur<br />
drei Beispiele für ganz konkrete Politik, an<br />
der verantwortliche Christen maßgeblich<br />
beteiligt waren – ebenso die durch den<br />
katholischen Glauben geprägten Sozialverbände,<br />
die im Nationalsozialismus ihre<br />
führenden Köpfe verloren hatten und etwas<br />
grundsätzlich Neues aufbauen wollten.<br />
„Diebstahl an<br />
unseren Enkeln!“<br />
Damit g<strong>in</strong>g Aretz schnell kritisch <strong>in</strong> die<br />
Offensive: Auch wenn es heute Christen <strong>in</strong><br />
allen Parteien – selbst bei der L<strong>in</strong>ken – gebe,<br />
fehle ihnen e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>deutiges Bekenntnis zu<br />
Jesus Christus. Auch die Kirche selbst<br />
nehme ihre Orientierungspflicht <strong>in</strong> der politischen<br />
Diskussion kaum wahr, wandte sich<br />
der ehemalige Brüsseler Generalbevollmächtigte<br />
der Thür<strong>in</strong>ger Aufbaubank an<br />
die Bischöfe, mahnte e<strong>in</strong>e deutliche Position<br />
zur F<strong>in</strong>anzkrise und Bankenspekulation<br />
an. Zwar könnten sie wie die Katholische<br />
Soziallehre kaum e<strong>in</strong>e fachliche Antwort<br />
geben. „Aber die grundsätzliche Positionierung<br />
und Orientierung muss se<strong>in</strong>“, so<br />
Aretz – auch etwa zum Thema „Zwangsverschuldung“:<br />
„Wo ist der wahrnehmbare<br />
Protest von Laien, Priestern und Bischöfen?<br />
Jede Verschuldung, die die öffentliche Hand<br />
aufnimmt, ist Diebstahl an unseren<br />
K<strong>in</strong>dern und Enkeln!“<br />
Als Deutschland <strong>in</strong> Folge des NS-<br />
Wahns<strong>in</strong>ns vollkommen zerstört war, sei<br />
das gigantische Werk des Wiederaufbaus<br />
ohne Staatsverschuldung geglückt. Es wurden<br />
sogar erhebliche Rücklagen gebildet,<br />
er<strong>in</strong>nert Aretz an den berühmten „Juliusturm“<br />
– und das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em damals bettelarmen<br />
Deutschland. „Heute ist alles Maß verloren<br />
gegangen“, holte Aretz zu massiver<br />
Kritik aus: „Für alles muss heute der Staat<br />
aufkommen, Fehlanzeige bei Eigen<strong>in</strong>itiative<br />
und Selbstverantwortung – das ist<br />
durch die Katholische Soziallehre e<strong>in</strong>deutig<br />
nicht gedeckt!“<br />
Sie biete unendlich viel Orientierung<br />
zur E<strong>in</strong>ordnung der gesellschaftlichen, politischen<br />
und wirtschaftlichen Probleme –<br />
„jedenfalls für den neugierigen Menschen.“<br />
Er selbst kenne ke<strong>in</strong>e bessere Grundlage für<br />
die praktische Lebensgestaltung:„Vielleicht<br />
sollten wir über ihre Möglichkeiten, die<br />
dar<strong>in</strong> steckende christliche und die <strong>in</strong>tellektuelle<br />
Herausforderung auch <strong>in</strong> unseren<br />
Vere<strong>in</strong>en konkreter nachdenken! Und danach<br />
auch programmatisch handeln!<br />
Insofern könnte diese <strong>Generalversammlung</strong><br />
e<strong>in</strong> neuer Anfang dafür se<strong>in</strong>!“<br />
„Im Mittelpunkt:<br />
der Mensch!“<br />
E<strong>in</strong>e Hoffnung, die auch Christian<br />
Poplutz, Jurist und Vorsitzender des gesellschaftspolitischen<br />
Beirats des Verbandes,<br />
aussprach. Mit Blick auf die christliche
Bestimmung und Verortung des Menschen<br />
warb er für e<strong>in</strong> Bild, das der ehemalige<br />
Verbandsgeschäftsführer Dr. Wilfried Podl<strong>in</strong>ski<br />
1993 beim Aktiven-Regionaltreffen <strong>in</strong><br />
Bamberg gebraucht hatte: Er ordnete die<br />
Beziehung zwischen Gott, Mensch und<br />
Mitmensch <strong>in</strong> der Form des Kreuzes. „Und<br />
genau <strong>in</strong> diesem Schnittpunkt stehen wir.<br />
Das heißt: Nicht all unsere Strukturen und<br />
Institutionen s<strong>in</strong>d um ihrer selbst willen da,<br />
sondern sie zielen auf den Menschen.“<br />
Hier setze auch die Katholische<br />
Soziallehre an: Ihn verteidige sie gegen alle<br />
Ideologien, die den Menschen heute ganz<br />
vere<strong>in</strong>nahmen wollten. Auf der e<strong>in</strong>en Seite<br />
der übertriebene und unsolidarische (Neo-<br />
)Liberalismus, der jeden ganz alle<strong>in</strong> zu se<strong>in</strong>es<br />
Glückes Schmied machen wolle, und der<br />
so die Freiheit des Menschen pervertiere.<br />
Auf der anderen Seite der Sozialismus, der<br />
den E<strong>in</strong>zelnen mit se<strong>in</strong>en Bedürfnissen und<br />
legitimen Lebensplänen ganz dem Kollektiv<br />
unterordnen wolle. Zwischen diesen<br />
Extrempositionen habe sich die Katholische<br />
Soziallehre schon historisch entwickelt.<br />
Wissenschaftliche<br />
Sitzungen richtig nutzen<br />
Wer <strong>in</strong> der UNITAS aktiv sei,<br />
habe nun zunächst analog zu<br />
„ihren drei wunderbaren Pr<strong>in</strong>zipien“<br />
die Möglichkeit, sich an<br />
ihnen selbst zu bilden. Dann habe<br />
er das Erfahrene auszutauschen<br />
und weiter zu vermitteln und<br />
schließlich selbst im Leben umzusetzen.<br />
Dazu gebe der Lebensbund<br />
e<strong>in</strong> hervorragendes Umfeld, erklärte<br />
Bbr. Poplutz. Es biete den<br />
Austausch mit Bundesbrüdern und<br />
Bundesschwestern <strong>in</strong> allen Stadien<br />
ihrer <strong>in</strong>dividuellen Entfaltung und<br />
Erfahrungen: „Das müssen wir viel<br />
mehr pflegen. Vor allem <strong>in</strong> der<br />
Tradition der Wissenschaftlichen<br />
Sitzungen. Und wir dürfen es uns<br />
nicht zu leicht machen!“, so der<br />
Beiratsvorsitzende.<br />
Natürlich sei es schön, wenn<br />
man e<strong>in</strong>en berühmten Professor<br />
zu Gast habe. Wenn kundige<br />
Bundesbrüder referierten, sei dies<br />
alles ebenso legitim, auch das jährliche<br />
Krone-Sem<strong>in</strong>ar versuche hier e<strong>in</strong>en Beitrag<br />
zu leisten. Aber das Wesentliche müsse <strong>in</strong><br />
den Vere<strong>in</strong>en geschehen. „Dort sollten wir<br />
es selbst tun, um uns ganz persönlich <strong>in</strong> der<br />
Materie weiterzubr<strong>in</strong>gen. Wir sollten uns<br />
selbst fordern und unsere Erkenntnisse<br />
gerne auch <strong>in</strong> anschließenden Gesprächen<br />
beim Bier vertiefen.“ Im Glücksfall bilde sich<br />
so e<strong>in</strong> Fundament aus, das das ganze Leben<br />
tragen könne, er<strong>in</strong>nerte Christian Poplutz an<br />
den Altmeister der Katholischen Soziallehre<br />
Franz Hitze. Er hielt se<strong>in</strong>e ersten Vorträge zu<br />
se<strong>in</strong>em Lebensthema als junger Student bei<br />
se<strong>in</strong>en Würzburger Bundesbrüdern. Bei im<br />
f<strong>in</strong>de sich der Satz: „Ich bereue ke<strong>in</strong> Bier, das<br />
ich bei der <strong>Unitas</strong> getrunken habe“, erklärte<br />
Bbr. Poplutz unter allgeme<strong>in</strong>er Heiterkeit.<br />
Kritischen Blick entwickeln<br />
In so manchem Vere<strong>in</strong> ist das sicher<br />
durchaus e<strong>in</strong> Ausschnitt der Wirklichkeit:<br />
Ernsthafte, angestrengte Debatten, so die<br />
Erfahrung, dauern hier und da oft auch<br />
gerne bis weit nach Mitternacht. Die<br />
Themen liegen schließlich auf der Straße:<br />
Ob es um das direkte Umfeld der Bildung<br />
geht, um Fragen der sozialen und weltweiten<br />
Gerechtigkeit, um den politischen Alltag<br />
und demokratische Entscheidungsprozesse<br />
heute. Hier warb Bbr. Poplutz um e<strong>in</strong>en<br />
besonders kritischen Blick. Doch hat e<strong>in</strong>e im<br />
Licht der Katholischen Soziallehre geführte<br />
Debatte überhaupt noch e<strong>in</strong>en Platz <strong>in</strong><br />
unserer Gesellschaft? Wo ist sie präsent<br />
oder gar selbst Thema? Wo löst sie selbst<br />
Debatten aus und markiert Positionen im<br />
öffentlichen Diskurs e<strong>in</strong>er sche<strong>in</strong>bar christentums-<br />
und ideologiemüden, aber multikulturellen<br />
und medienbestimmten Welt?<br />
��<br />
��<br />
� Dr. Jürgen Aretz � Professor Dr. Lothar Roos<br />
� Christian Poplutz � Hendrik Koors<br />
Vernunft zahlt sich aus<br />
Dass Bbr. Prof. Roos dazu alle Chancen<br />
schon „von Beruf her“ sah, lag auf der Hand.<br />
Jeder sei zuletzt mit Argumenten der Vernunft<br />
zu erreichen, erklärte er und verwies<br />
auf Papst Benedikt, der bei se<strong>in</strong>en Gesprächen<br />
mit Vertretern von Staaten und<br />
vor <strong>in</strong>ternationalen Gremien re<strong>in</strong> naturrechtlich-vernünftige<br />
Gründe <strong>in</strong>s Feld führe.<br />
„Wenn wir immer wieder die Geme<strong>in</strong>samkeit<br />
der Menschen ansprechen, tun wir<br />
dies, weil wir glauben, dass Gott als der<br />
Schöpfer dem Menschen ausreichend Ver-<br />
stand und guten Willen mitgegeben hat,<br />
um auch ständig neue Probleme zu lösen.<br />
Wir müssen daran immer wieder er<strong>in</strong>nern“,<br />
so Roos und mahnte, Gott „nicht ganz<br />
außen vor zu lassen“.<br />
E<strong>in</strong>e Haltung, die auch Bbr. Aretz kräftig<br />
unterstützte: Das Neue Testament sei nicht<br />
nur unsere Glaubens- und Lebensgrundlage,<br />
sondern e<strong>in</strong> Buch voller Weisheit. Dies<br />
habe er selbst Agnostikern <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em entchristlichten<br />
Lebensumfeld immer wieder<br />
deutlich machen können. Die Katholische<br />
Soziallehre sei <strong>in</strong> unserer Gesellschaft zunächst<br />
e<strong>in</strong>e persönliche Orientierung, e<strong>in</strong>e<br />
Hilfe, die wir annehmen oder nicht. Sie<br />
könne nicht das Programm e<strong>in</strong>er politischen<br />
Partei, Gruppierung oder e<strong>in</strong>es Interessensverbandes<br />
se<strong>in</strong>: „Aber wenn wir nach ihr<br />
handeln, kommen wir zu tragfähigen Lösungsansätzen,<br />
die vor allem auch die Interessen<br />
und Wünsche möglichst vieler<br />
Menschen berücksichtigt.“<br />
Wer ausdrücklich mit ihr argumentiere,<br />
könne allerd<strong>in</strong>gs beobachten, dass auch<br />
schon bei Katholiken „die Jalousien herunter<br />
gehen“, me<strong>in</strong>te Aretz und warb um die<br />
Klugheit, zu der das Neue Testament<br />
wiederholt auffordere. „Wenn wir so<br />
vorgehen, haben wir größere Chancen<br />
uns <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gesellschaft durchzusetzen,<br />
die nicht mehr christentumsfreundlich<br />
ist. Papst Benedikt<br />
hat absolut Recht, wenn er sagt, dass<br />
Deutschland Missionsland ist.“<br />
��<br />
Unitarischer<br />
Habitus gefragt<br />
Dass jedem E<strong>in</strong>zelnen vor der<br />
Aufgabe zur „Selbstmissionierung“<br />
stehe, unterstrich auch Bbr. Poplutz.<br />
Se<strong>in</strong>e Empfehlung: Jeder h<strong>in</strong>terfrage<br />
sich selbst und bilde sich zum weltzugewandten<br />
Christen weiter – genau<br />
so, wie es das unitarische Grundgesetz<br />
fordere. Aber dazu gehöre<br />
auch e<strong>in</strong> Vertrauensvorschuss zum<br />
��<br />
Mitmenschen – im Beruf, <strong>in</strong> der<br />
Kirchengeme<strong>in</strong>de oder wo auch<br />
immer. Es gehe um den Versuch, e<strong>in</strong><br />
geme<strong>in</strong>sames Ziel <strong>in</strong> den Blick zu nehmen<br />
und e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Weg zu<br />
entwickeln. Aus e<strong>in</strong>er solchen Grundhaltung<br />
bilde sich mit der Zeit e<strong>in</strong> „Habitus“,<br />
e<strong>in</strong>e uns prägende Gewohnheit aus.<br />
„Wenn man etwas als gut erkannt hat,<br />
dann muss man auch loslegen“, forderte<br />
Poplutz und verwies auf die Wichtigkeit<br />
von Vorbildern wie Robert Schuman, der<br />
<strong>in</strong> dieser Haltung das größte Friedensprojekt<br />
auf dem Kont<strong>in</strong>ent gestartet habe.<br />
„Glaube ist nicht nur für Priester und<br />
Ordensleute da, sondern jeder steht <strong>in</strong> der<br />
Bewährung. Tagtäglich können wir beweisen,<br />
dass unsere Lebensgrundlage<br />
glaubwürdig ist.“<br />
unitas 3/2012 181
„LINK SETZEN ZUR OSTERERFAHRUNG“<br />
Appell zum Aufbruch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e neue Lebensweise<br />
PREDIGT VON BBR. KARDINAL REINHARD MARX BEIM PONTIFIKALHOCHAMT IN ST. MARTINI<br />
Urgrund, Weg und Gestalt der Kirche,<br />
aber auch der daraus erwachsende<br />
Auftrag der UNITAS – sie standen im<br />
Mittelpunkt der Predigt von Bbr. Re<strong>in</strong>hard<br />
Kard<strong>in</strong>al Marx beim Pontifikalhochamt<br />
am GV-Sonntag <strong>in</strong> der Pfarrkirche<br />
St. Mart<strong>in</strong>i. Vielen unitarische Konzelebranten,<br />
M<strong>in</strong>istranten, Chargenabordnungen<br />
und Bundesgeschwister füllten<br />
Chor und Kirche, <strong>in</strong> der seit Jahren<br />
<strong>Münster</strong>s Jugendkirche „effata“ mit<br />
ungewöhnlichen Aktionen und Gottesdiensten<br />
zu Hause ist. Und wenn man<br />
will, g<strong>in</strong>g es genau darum: Um Heimat,<br />
Standort und Bestimmung des christlichen<br />
Zeugnisses <strong>in</strong> der Welt von heute.<br />
Wer auf die seit 2000 Jahren dauernden<br />
„Suchbewegungen der Kirche“ zurückschaue,<br />
f<strong>in</strong>de viele entscheidende Umbrüche,<br />
Wandel der Epochen, der Zeitumstände<br />
und Kulturen. „Wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
s<strong>in</strong>d wir mitten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em solchen Wandel<br />
e<strong>in</strong>er ganzen Epoche“, erklärte Bbr. Marx,<br />
mit vielen Vorschlägen, wie die Kirche ihren<br />
Weg zu gehen habe, mit vielen gegene<strong>in</strong>ander<br />
stehenden, sich aber auch ergänzenden<br />
Ideen.„Wichtig ist vor allem, dass wir <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er solchen Phase den klaren Kopf behalten<br />
und mite<strong>in</strong>ander unterwegs bleiben“,<br />
stellte der Erzbischof von München und<br />
Freis<strong>in</strong>g se<strong>in</strong>en Überlegungen voran.<br />
Mit Ostern beg<strong>in</strong>ne bis Pf<strong>in</strong>gsten e<strong>in</strong>e<br />
entscheidende Zeit: Die <strong>in</strong> der Apostelgeschichte<br />
geschilderten 50 Tage der<br />
Exerzitien, des ständigen Austausches mit<br />
dem Herrn, seien sozusagen die „grundlegende<br />
Zeit“ der Kirche: „Es geht um das<br />
Bewusstwerden der Wahrheit, dass Christus<br />
lebt, das Offenbarwerden e<strong>in</strong>er bestimmten<br />
Gestalt von Kirche und die Klarheit über die<br />
Lebensweise, die dazu gehört, wenn ich den<br />
Namen Jesu Christi trage“, betonte Re<strong>in</strong>hard<br />
Marx. Mit der Bitte um den Heiligen Geist<br />
nach Christi Himmelfahrt werde den<br />
Jüngern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er neuen Weise sichtbar,„dass<br />
nur <strong>in</strong> der Kraft des Geistes, der vom erhöhten<br />
Herrn kommt, diese Kirche nun die<br />
Fenster und Türen öffnen kann, und mit der<br />
ihr geschenkten Botschaft <strong>in</strong> die Öffentlichkeit<br />
h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> tritt. Und das geschieht immer<br />
wieder.“ In jeder Feier der Eucharistie<br />
geschehe nicht nur Teilnahme am österlichen<br />
Geheimnis: „Wir wiederholen es<br />
nicht, sondern wir werden ihm gegenwärtig<br />
gesetzt. Er ist <strong>in</strong> unserer Mitte, <strong>in</strong> der Kraft<br />
se<strong>in</strong>es Geistes. Er spricht zu uns, wir spre-<br />
182<br />
unitas 3/2012<br />
Bbr. Kard<strong>in</strong>al Re<strong>in</strong>hard Marx bei se<strong>in</strong>er Predigt <strong>in</strong> St. Mart<strong>in</strong>i<br />
chen mit ihm, wir beten ihn an, wir empfangen<br />
se<strong>in</strong>en Geist. Es ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tensiver Kommunikationsprozess<br />
besonders <strong>in</strong> der österlichen<br />
Zeit.“<br />
Hier zeige die Apostelgeschichte, dass<br />
es <strong>in</strong> ihr um mehr gehe als um ane<strong>in</strong>ander<br />
gereihte Reiseberichte. Auch die theologische<br />
Botschaft dürfe nicht übersehen werden:<br />
„Es geht um mehr. Die ganze Apostelgeschichte<br />
ist auch e<strong>in</strong> Bild dafür, wie<br />
Kirche <strong>in</strong> Bewegung kommt, von Ostern her,<br />
vom Gespräch mit dem Herrn her, weit ausgreifend,<br />
universal, ohne Grenzen“, er<strong>in</strong>nerte<br />
Marx an das Wort Jesu „Ihr werdet me<strong>in</strong>e<br />
Zeugen se<strong>in</strong> bis an die Grenzen der Erde“.<br />
Die Verkündigung und Verbreitung des<br />
Evangeliums geschehe dabei <strong>in</strong> vielfältiger<br />
Weise: Ob <strong>in</strong> der großen Predigt <strong>in</strong> der<br />
Synagoge, beim Wäschewaschen der<br />
Frauen, <strong>in</strong> der Predigt des Paulus auf dem<br />
Areopag Athens und dem Glaubenszeugnis<br />
des Paulus und des Petrus <strong>in</strong> Rom, der Mitte<br />
der damaligen Welt, so Marx.<br />
„Dynamik der Entfesselung“<br />
Und weiter wörtlich: „E<strong>in</strong>e Dynamik,<br />
e<strong>in</strong>e Entfesselung, die vom Pf<strong>in</strong>gstereignis,<br />
vom österlichen Ereignis ausgeht. Und deswegen<br />
liebe Schwestern und Brüder, das<br />
gilt für den <strong>Unitas</strong>-Verband, das gilt für alle<br />
Gruppen <strong>in</strong> der Kirche, es gilt für die ganze<br />
Kirche. Wenn wir uns auf die Suchbewegung<br />
begeben, haben wir uns <strong>in</strong> diese<br />
österliche Erfahrung <strong>in</strong> gewisser Weise e<strong>in</strong>zukl<strong>in</strong>ken,<br />
müssen uns ihr anschließen,<br />
e<strong>in</strong>en L<strong>in</strong>k zur Ostererfahrung setzen, um<br />
nicht unsere eigenen Wege zu suchen, sondern<br />
im Gespräch mit IHM den Weg zu f<strong>in</strong>den.<br />
Dazu möchte ich e<strong>in</strong> paar H<strong>in</strong>weise<br />
geben, was <strong>in</strong> dieser österlichen Erfahrung<br />
für uns, das gilt für den <strong>Unitas</strong>-Verband,<br />
aber eben auch für die ganze Kirche ansichtig<br />
wird.<br />
Das Erste und entscheidende ist natürlich:<br />
Die Apostel erkennen und erfahren: ER lebt.<br />
In den ganzen Diskussionen und den<br />
vielfältigen Fragen, die auch mir immer<br />
wieder gestellt werden, muss ich erkennen,<br />
dass es um wichtige Punkte geht - auch <strong>in</strong><br />
der aktuellen Debatte der Kirche. Wer wollte<br />
das bezweifeln. Wenn e<strong>in</strong> Mensch mit<br />
großer Sorge etwas vorträgt, nehme ich<br />
etwas ernst, ke<strong>in</strong>e Frage. Aber ich muss<br />
dann auch immer wieder sagen: Ist das<br />
wirklich die entscheidende Frage? Ist nicht
doch die entscheidende Frage die, ob <strong>in</strong> der<br />
Kirche der Glaube da ist, dass ER lebt, dass<br />
ER auferstanden ist, dass wir auferstehen<br />
werden, dass ER gegenwärtig ist, dass ER <strong>in</strong><br />
der Eucharistie sich selber schenkt, dass<br />
Gott <strong>in</strong> uns lebt und wir <strong>in</strong> IHM. Oder ist er<br />
tot und erledigt, e<strong>in</strong>e Er<strong>in</strong>nerung, e<strong>in</strong> moralisches<br />
Vorbild? Die entscheidende Frage<br />
für die Zukunft der Kirche ist nicht dies oder<br />
jenes. Sondern, ob wir glauben, dass ER lebt<br />
und jetzt wirkt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Kirche, jetzt da ist<br />
und uns jetzt sendet und dass ER die<br />
Wahrheit ist, der Weg und das Leben.<br />
Liebe Schwestern und Brüder! Man<br />
kann sagen: Das ist aber schwer! Ja, es ist<br />
aber das Entscheidende. Und es ist nicht<br />
unsere Leistung. Das ist doch unser Trost.<br />
Wir machen diesen Glauben nicht, wir treten<br />
<strong>in</strong> ihn e<strong>in</strong>. Und wir glauben zusammen,<br />
wir s<strong>in</strong>d mite<strong>in</strong>ander verbunden, treten <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>en neuen Raum der Wahrheit e<strong>in</strong>, wie es<br />
Jesus im Abschiedsgebet den Jüngern sagt,<br />
wie wir es im Evangelium gehört haben.<br />
E<strong>in</strong>e zweite Erfahrung der Jünger <strong>in</strong> der<br />
österlichen Erfahrung, im österlichen<br />
Exerzitium sozusagen, ist die Kirche. Die<br />
Erfahrung der Geme<strong>in</strong>schaft, die Erfahrung<br />
des Volkes Gottes, das e<strong>in</strong>e bestimmte<br />
Gestalt hat.<br />
Wir haben ja eben von der Nachwahl<br />
des Apostels Matthias <strong>in</strong> der Apostelgeschichte<br />
gehört. Offensichtlich war es<br />
für die österliche Erfahrung wichtig,<br />
dass die Grundstruktur des apostolischen<br />
Zeugnisses für das Bleiben <strong>in</strong> der Wahrheit<br />
der entscheidende Punkt ist. „Heilige sie<br />
<strong>in</strong> der Wahrheit“, sagt uns der Herr heute<br />
im Evangelium. Doch wie bleiben wir <strong>in</strong><br />
der Wahrheit? Indem wir unseren Ideen<br />
folgen? Wir bleiben <strong>in</strong> der Wahrheit, <strong>in</strong>dem<br />
wir dem Grundzeugnis der Kirche folgen.<br />
Und dieses Grundzeugnis wird nicht<br />
gemacht, sondern bezeugt. Das ist etwas<br />
anderes. Und dafür steht die apostolische<br />
Struktur der Kirche.<br />
Ich weiß, auch das ist immer wieder<br />
umstritten. Aber es gehört zur katholischen<br />
Grundüberzeugung, dass diese apostolische<br />
Grundgestalt der bischöflichen Nachfolge<br />
und der Apostel, die Zeugen s<strong>in</strong>d, zur<br />
Wahrheit der Kirche dazugehört, zur Wahrheit<br />
des christlichen Glaubens. Und nicht<br />
beliebig ist.<br />
Und e<strong>in</strong> Drittes könnten wir sagen, das <strong>in</strong><br />
der österlichen Erfahrung deutlich wird.<br />
Die Jünger entdecken: Es gibt e<strong>in</strong>e neue<br />
Lebensweise.<br />
Wir treten nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong> politisches<br />
Programm e<strong>in</strong>, nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong> soziales<br />
Programm, sondern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Sendung, <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>en Auftrag. In e<strong>in</strong>e Sendung, die noch<br />
viel größer ist als irgende<strong>in</strong>e politische Idee<br />
zu verfolgen oder e<strong>in</strong> sozial-caritatives<br />
Unternehmen <strong>in</strong> Gang zu br<strong>in</strong>gen.<br />
„Gott ist die Liebe!“ Wann ist das jemals<br />
auf dieser Erde gehört worden? „Wer <strong>in</strong> der<br />
Liebe bleibt, bleibt <strong>in</strong> Gott und Gott bleibt<br />
<strong>in</strong> ihm“ – das ist e<strong>in</strong> umfassendes Wort. Da<br />
geht es nicht nur um Gefühle und<br />
Sympathien. Da geht es um die Wahrheit<br />
des Glaubens, dass wir e<strong>in</strong> Grundvertrauen<br />
haben dürfen <strong>in</strong> die Wirklichkeit Gottes h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>.<br />
Und dass diese Liebe Gottes uns<br />
umfängt, dass diese Liebe Gottes uns verwandelt,<br />
dass wir <strong>in</strong> ihr leben. Ke<strong>in</strong>e andere<br />
Religion spricht so radikal von Gott. Diese<br />
Liebe ist ja auch nicht nur e<strong>in</strong>e Idee, sondern<br />
diese Liebe wird ja konkret <strong>in</strong> der<br />
Gestalt Jesu von Nazareth. Sie zeigt sich <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>en Worten, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Handeln, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />
Tod, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Auferstehung. Gott ist<br />
die Liebe. Wer <strong>in</strong> der Liebe bleibt, bleibt <strong>in</strong><br />
Gott. Und Jesus <strong>in</strong>tensiviert das: „Wir werden<br />
bei euch Wohnung nehmen, wir werden<br />
bei euch wohnen, <strong>in</strong> euch wohnen“.<br />
Dass Gott, der Schöpfer des Himmels und<br />
der Erde, die Liebe ist. Dass er <strong>in</strong> uns lebt.<br />
Dass er <strong>in</strong> uns Wohnung nehmen will.<br />
Innerlicher als wir uns selber s<strong>in</strong>d.<br />
E<strong>in</strong>ladung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
neue Lebensweise<br />
Hier begreifen wir, was es heißt, Christ<br />
zu se<strong>in</strong>. Da geht es nicht nur um diese und<br />
jene moralische Verpflichtung. Sondern um<br />
die Frage: In welche Lebensweise b<strong>in</strong> ich<br />
e<strong>in</strong>geladen? Wo darf ich zu Hause se<strong>in</strong>? Wo<br />
möchte ich daheim se<strong>in</strong>? Ich b<strong>in</strong> daheim bei<br />
der Liebe. Und von daher ergibt sich alles<br />
andere. Genau das will Jesus sagen, wenn<br />
er davon spricht: „Heilige sie <strong>in</strong> der<br />
Wahrheit“, „Ich sende sie, so wie du mich<br />
gesandt hast.“<br />
Das heißt, die Kirche soll e<strong>in</strong>e neue<br />
Lebensweise darstellen. Nicht e<strong>in</strong>fach als<br />
moralischer Auftrag zur Weltverbesserung<br />
– das auch. Das aber ist erst die Folge. Das<br />
erste ist, die Kirche soll begreifen, dass<br />
die neue Welt existiert, dass das unzerstörbare<br />
Leben da ist, dass die Liebe das letzte<br />
Wort hat, dass die neue Schöpfung Realität<br />
ist und dass wir <strong>in</strong> sie e<strong>in</strong>treten, wenn<br />
wir zu den Sakramenten h<strong>in</strong>zutreten. Dass<br />
wir <strong>in</strong> sie e<strong>in</strong>treten, wenn wir glauben,<br />
wenn wir <strong>in</strong> der Liebe bleiben. Dass diese<br />
neue Welt die letzte und entscheidende<br />
Welt ist, und die Welt, <strong>in</strong> der wir Leben verwandeln<br />
sollen.<br />
Immer wieder wird derzeit <strong>in</strong> den<br />
Debatten <strong>in</strong> der Kirche nach der Freiburger<br />
Rede des Papstes das Stichwort der „Entweltlichung“<br />
<strong>in</strong> den Raum gestellt. Das<br />
Evangelium ist hier sehr klar: Wir s<strong>in</strong>d nicht<br />
von der Welt. Natürlich nicht. Die Welt kann<br />
sich doch nicht selber retten! Die Welt kann<br />
sich doch nicht selbst erlösen! Wie sollte<br />
das möglich se<strong>in</strong>? Sie kann nur erlöst werden<br />
– von dem, der sie geschaffen hat. Also<br />
muss etwas Neues <strong>in</strong> diese Welt e<strong>in</strong>treten.<br />
Und das ist Christus. Und es ist nur deswegen<br />
geschehen: Christus ist nur deswegen<br />
gekommen, damit die Welt gerettet<br />
wird, alle Menschen.<br />
Liebe Schwestern und Brüder, bei e<strong>in</strong>er<br />
solchen Betrachtung s<strong>in</strong>d wir dann auch<br />
beim Auftrag der <strong>Unitas</strong>:<br />
Es ist unsere Lebensweise.<br />
Wir treten<br />
e<strong>in</strong> <strong>in</strong> die konkrete Gestalt<br />
der Kirche. Die<br />
<strong>Unitas</strong> hat so viele<br />
Zeug<strong>in</strong>nen und Zeugen<br />
hervorgebracht – gerade,<br />
wenn ich an die<br />
Märtyrer denke, die wir<br />
hier <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung rufen<br />
dürfen. Die großen<br />
Vertreter auch des politischen<br />
Katholizismus,<br />
die eben <strong>in</strong> der Gestalt<br />
der Kirche, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er konkreten<br />
sichtbaren Situation,<br />
Zeugen waren.<br />
Und die <strong>in</strong> dieser<br />
neuen Lebensweise, <strong>in</strong><br />
dieser neuen Wirklichkeit<br />
<strong>in</strong> die Welt h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gewirkt haben.<br />
Schwungrad<br />
der Liebe Gottes<br />
Im Grunde möchte ich euch alle ermutigen,<br />
Dank dafür sagen, dass ihr es tut. Aber<br />
euch auch ermutigen, immer wieder <strong>in</strong> dieses<br />
österliche Exerzitium e<strong>in</strong>zutreten, <strong>in</strong> das<br />
Schwungrad der Liebe Gottes, <strong>in</strong> das große<br />
Passiahgeheimnis, das große österliche<br />
Geheimnis der Liebe! Um so wieder gesandt<br />
zu werden <strong>in</strong> unseren konkreten Alltag<br />
h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, <strong>in</strong> unsere Möglichkeiten des<br />
Wirkens – wo immer ihr h<strong>in</strong>gestellt seid <strong>in</strong><br />
euren Aufgaben, <strong>in</strong> Familie, Beruf, Politik,<br />
Gesellschaft und Wirtschaft.<br />
Bitten wir den Herrn, dass er uns<br />
hilft mit Zuversicht, mit klarem Kopf, im<br />
Gespräch mit ihm, dem österlich auferstandenen<br />
Herrn, unseren Weg zu gehen. Amen!“<br />
CB<br />
unitas 3/2012 183
„DER MENSCH IM MITTELPUNKT, KATHOLISCHE SOZIALLEHRE IM WANDEL DER ZEIT“<br />
Die Stadttheater-Rede von Bbr. Kard<strong>in</strong>al Marx <strong>in</strong> <strong>Münster</strong><br />
ZUSAMMENGEFASST VON BBR. DR. CHRISTOF BECKMANN<br />
E<strong>in</strong>e Grundsatzrede schrieb Bbr.<br />
Re<strong>in</strong>hard Marx beim Festakt zur <strong>135.</strong><br />
<strong>Generalversammlung</strong> im Stadttheater<br />
von <strong>Münster</strong> „se<strong>in</strong>er W<strong>in</strong>fridia“ <strong>in</strong>s<br />
Stammbuch. Ihr weiß er sich seit<br />
Studientagen immer noch eng verbunden,<br />
wie er bekannte. Aber natürlich<br />
schrieb er auch <strong>in</strong>s Album Amicorum<br />
und Familienstammbuch der <strong>Unitas</strong><br />
<strong>in</strong>sgesamt. Es war e<strong>in</strong>e Vergewisserung<br />
der traditionellen Kernbestandteile<br />
des Verbands und e<strong>in</strong>e aktuell<br />
notwendige Zeitansage zugleich.<br />
„Ke<strong>in</strong>en umfassenden Rundumschlag<br />
über alle Probleme der Welt“, wolle er<br />
leisten, aber e<strong>in</strong>en klaren H<strong>in</strong>weis<br />
geben auf „aktuelle Punkte, die uns<br />
auch <strong>in</strong> der <strong>Unitas</strong> weiterhelfen können“,<br />
schickte er se<strong>in</strong>er freien Rede<br />
voraus. Se<strong>in</strong> Appell zu e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tensiveren<br />
Beschäftigung mit der katholischen<br />
Soziallehre wurde alles andere<br />
als e<strong>in</strong>e professoral-nüchterne Betrachtung,<br />
sondern zu e<strong>in</strong>er temperamentvollen<br />
Ermutigung.<br />
„Wir wissen uns gerade als <strong>Unitas</strong>-<br />
Verband verpflichtet, diesem großen Thema<br />
nachzugehen – denken wir nur an den großen<br />
Bundesbruder Franz Hitze!“, er<strong>in</strong>nerte<br />
Marx an den Lehrstuhl<strong>in</strong>haber für christliche<br />
Gesellschaftslehre an der Theologischen<br />
Fakultät <strong>in</strong> <strong>Münster</strong> (1893). Er sei zum Wegbereiter<br />
für die wissenschaftliche Soziallehre<br />
über Deutschland h<strong>in</strong>aus geworden,<br />
so Kard<strong>in</strong>al Marx: „Der erste Professor weltweit<br />
war Bundesbruder. Deswegen ist es<br />
wichtig, dass gerade wir als Unitarier<strong>in</strong>nen<br />
und Unitarier der katholischen Soziallehre<br />
zu Gehör verhelfen.“ Aus ihr heraus gebe es<br />
Entscheidendes <strong>in</strong> Politik, Wirtschaft und<br />
Gesellschaft zu sagen.<br />
Mentale Wende ist nötig<br />
„E<strong>in</strong>en neuen Aufbruch wagen“ – unter<br />
dieser Devise stand der gleichzeitig <strong>in</strong><br />
Mannheim laufende 98. Katholikentag. E<strong>in</strong><br />
vielfach diskutiertes, h<strong>in</strong>terfragtes und problematisiertes<br />
Motto. „Die Situation der<br />
Kirche ist e<strong>in</strong>e andere, wie wir alle wissen“,<br />
gab Marx zu bedenken. Denn wer e<strong>in</strong>en<br />
neuen Aufbruch wagen wolle, „muss sich<br />
erst mal mental neu sortieren“, erklärte er:<br />
„Grundvoraussetzung ist die Überzeugung,<br />
etwas Wichtiges zu sagen zu haben. E<strong>in</strong>e<br />
184<br />
unitas 3/2012<br />
Bbr. Re<strong>in</strong>hard Kard<strong>in</strong>al Marx bei se<strong>in</strong>er Festrede im <strong>Münster</strong>aner Stadttheater.<br />
Botschaft zu haben, die notwendig ist für<br />
die Welt. Und nicht etwas, was man so oder<br />
auch anders sehen kann. Es muss e<strong>in</strong>e mentale<br />
Wende e<strong>in</strong>treten im Kopf der Christen,<br />
auch gerade der katholischen Christen.“<br />
Man könne nicht der Me<strong>in</strong>ung se<strong>in</strong>,<br />
Hüter e<strong>in</strong>es großen Schatzes aus der Vergangenheit<br />
zu se<strong>in</strong>, könne nicht glauben,<br />
die große Geschichte des Christentums<br />
liege h<strong>in</strong>ter uns, und es gelte nun, <strong>in</strong> Zeiten<br />
des Niedergangs möglichst viel aus der<br />
Vergangenheit zu retten:„So kann ke<strong>in</strong> Aufbruch<br />
passieren. Weil wir uns dann zurückgezogen,<br />
weil wir geistig kapituliert<br />
haben, weil wir der eigenen Botschaft nicht<br />
mehr trauen.“<br />
E<strong>in</strong> Aufbruch sei nur möglich <strong>in</strong> der<br />
Überzeugung, dass das, was zu sagen und<br />
zu leben ist, nicht nur zukunftsfähig ist,<br />
sondern dass es auch wichtig ist, damit es<br />
überhaupt Zukunft und Hoffnung gibt.<br />
„Wer sich als Nachhut der Geschichte<br />
begreift, sowohl im religiösen Leben, aber<br />
auch im sozialen und politischen Bereich,<br />
der wird nicht die Zukunft gew<strong>in</strong>nen.<br />
Sondern nur der, der langfristig der Überzeugung<br />
ist, dass das, was wir an Wahrheit<br />
über den Menschen f<strong>in</strong>den, an sozial-ethischer<br />
Herausforderung, an Perspektiven,<br />
die man angehen muss, dass das letztlich<br />
zukunftsfähiger ist als andere Botschaften.“<br />
E<strong>in</strong>e Motivation nach dem Motto „zu<br />
retten, was zu retten ist“ reiche nicht für<br />
den Aufbruch und dazu, Menschen zu gew<strong>in</strong>nen.<br />
„Da gew<strong>in</strong>nt man nur die, die<br />
schon da s<strong>in</strong>d, die sich h<strong>in</strong>ter den Mauern<br />
verschanzen und nicht behelligt werden<br />
möchten von den Unbilden der Zeit und<br />
den Herausforderungen, denen sie sich<br />
geistig zu stellen haben“, so Bbr. Marx.<br />
„Wenn wir der Überzeugung s<strong>in</strong>d, dass wir<br />
geistig nicht mehr die Kraft haben, jeder<br />
Ideologie, jeder Philosophie, jeder Weltanschauung,<br />
nicht nur auf Augenhöhe, sondern<br />
– sagen wir e<strong>in</strong> wenig provokativ –<br />
überlegen zu begegnen, dann gibt es ke<strong>in</strong>en<br />
Aufbruch“, er<strong>in</strong>nerte er an die kle<strong>in</strong>en<br />
Geme<strong>in</strong>den der ersten Christen und den<br />
Apostel Paulus:„Sie wussten: Rom ist mächtig,<br />
Rom ist groß, aber Christus ist die
Zukunft. Christus wird auch Rom beherrschen.<br />
Und so ist es gekommen.“<br />
In diesen Aufbruch gehöre auch die<br />
katholische Soziallehre als Teil der Verkündigung<br />
der Kirche. Und dies <strong>in</strong> der tiefen<br />
Überzeugung, so Marx: „Wir haben etwas<br />
beizutragen, was sonst niemand beiträgt<br />
und was notwendig ist für die Zukunft, für<br />
das gesamte menschliche Leben.“<br />
Der christliche Grund<br />
unserer Zivilisation<br />
Auch wenn <strong>in</strong> der Selbstwahrnehmung<br />
des Westens die Säkularisation im Vordergrund<br />
stehe: Bis heute präge das Christentum<br />
entscheidend unsere Kultur.<br />
Das unterstrich Marx mit<br />
Blick auf das Werk des französischen<br />
Philosophen und Ökonomen<br />
Philippe Nemo. Er<br />
unternahm <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch<br />
„Was ist der Westen?“ den<br />
Versuch, diesen Begriff systematisch<br />
herzuleiten und beschreibt<br />
die abendländische<br />
Kultur als e<strong>in</strong>e umfassende<br />
Aufbauleistung des Geistes. 1<br />
Unter den Schlüsselmomenten<br />
nennt er nicht nur die Erf<strong>in</strong>dung<br />
der Polis und der<br />
Wissenschaft durch die Griechen,<br />
die Erf<strong>in</strong>dung des Privatrechts<br />
und des Humanismus<br />
durch Rom und die<br />
großen demokratischen Revolutionen<br />
der Neuzeit. Sondern<br />
auch die ethische und eschatologische<br />
Prophezeiung der<br />
Bibel und die Wirkung der<br />
päpstlichen Revolutionäre des<br />
11. bis 13. Jahrhunderts.<br />
Das daraus gezogene doppelte<br />
Fazit von Re<strong>in</strong>hard Marx: „Die westliche<br />
Kultur und Zivilisation können ohne das<br />
Christentum nicht begriffen werden. Aber<br />
sie haben zugleich auch ohne es ke<strong>in</strong>en<br />
Bestand!“ Denn der Gedanke der Freiheit<br />
und der Menschwürde sei e<strong>in</strong> zutiefst religiöser<br />
Gedanke, vernünftig nachvollziehbar<br />
auch für Menschen, die nicht den Glauben<br />
teilten: „Gerade die westliche Zivilisation<br />
hat das vorangetrieben, genährt und<br />
geprägt durch den Geist der Bibel und der<br />
griechischen Philosophie“, so Marx.<br />
Das christliche Menschenbild<br />
Die unerhörte und völlig neue Radikalität<br />
der Botschaft der Heiligen Schrift müsse<br />
wieder neu entdeckt werden: Aus dem<br />
ungeheuren Satz „Gott ist die Liebe und<br />
wer <strong>in</strong> der Liebe bleibt, bleibt <strong>in</strong> Gott“ folge<br />
auch e<strong>in</strong>e sozial-ethische Bedeutung: „Jeder<br />
Mensch ist Bild des lebendigen Gottes.<br />
Ke<strong>in</strong>e Religion sagt das, ke<strong>in</strong>e Weltanschauung“,<br />
stellte der Kard<strong>in</strong>al klar. Und<br />
damit sei jeder Mensch geme<strong>in</strong>t – ob<br />
schwarz, ob weiß, ob krank, ob beh<strong>in</strong>dert,<br />
geboren oder ungeboren, homosexuell,<br />
heterosexuell. Jedem sei Gott <strong>in</strong> Christus<br />
zum Bruder geworden.<br />
Diesen Gedanken der E<strong>in</strong>heit der<br />
Menschheitsfamilie, der <strong>in</strong>tensiven Verb<strong>in</strong>dung<br />
aller Menschen br<strong>in</strong>ge nur die christliche<br />
Religion so auf den Punkt: „Deswegen<br />
haben wir e<strong>in</strong>en Auftrag. Und darum wird<br />
das auch langfristig die zukunftsfähige Idee<br />
se<strong>in</strong>, sag ich mal vorsichtig“, erklärte Bbr.<br />
Re<strong>in</strong>hard Marx, „wenn wir es <strong>in</strong> richtiger<br />
Weise leben, wenn wir es bezeugen, wenn<br />
wir unsere Botschaft nicht den anderen wie<br />
e<strong>in</strong>en Waschlappen um die Ohren hauen,<br />
wenn wir andere nicht kle<strong>in</strong>machen.“<br />
„Ke<strong>in</strong>e geistige Kapitulation“<br />
Dieser Gedanke der Menschheitsfamilie,<br />
den die christliche, westliche Zivilisation<br />
<strong>in</strong> Gang brachte und weltgeschichtlich<br />
wirksam machte, stehe jetzt auf dem<br />
Programm: Es gehe, so Marx, um die Frage,<br />
ob er für die Zukunft der Menschheit der<br />
entscheidende Bezugspunkt bleibe, ob er es<br />
wieder werde oder ob andere Maßstäbe<br />
e<strong>in</strong>e Rolle spielten. Nicht die re<strong>in</strong> materiellen<br />
Ergebnisse von Brutto<strong>in</strong>landprodukten<br />
im weltweiten Maßstab stünden heute auf<br />
der Agenda:„Sondern die Frage, ob wir dazu<br />
die geistige Kraft haben, diese Pr<strong>in</strong>zipien<br />
e<strong>in</strong>er solchen Weltgeme<strong>in</strong>schaft e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen“,<br />
betonte Marx mit Blick auf die weltwirtschaftlichen<br />
Verschiebungen – etwa<br />
auf den asiatischen Märkten: „Das muss<br />
uns doch e<strong>in</strong> Auftrag se<strong>in</strong>! Wenn wir da geistig<br />
kapitulieren, dann kommen wir unserem<br />
Auftrag nicht nach. Diese geistige<br />
Mobilisierung muss von den Christen kommen.<br />
Dann wird die Kirche auch ihren Weg<br />
f<strong>in</strong>den.“<br />
Freiheit und Verantwortung<br />
Das entscheidende Leitbild für die<br />
Kirche und für die katholische Soziallehre<br />
gründe <strong>in</strong> der Botschaft des biblischen<br />
Menschenbildes und der Verpflichtung zur<br />
Nächstenliebe. „Hier s<strong>in</strong>d die Fundamente<br />
der großen Idee der Freiheit, der großen<br />
Pr<strong>in</strong>zipien der Personalität, Subsidiarität<br />
und Solidarität“, hob Marx hervor: „Gott ist<br />
die Liebe. Aber die Liebe beruht auf der<br />
Freiheit. Ohne Freiheit gibt es ke<strong>in</strong>e Liebe.<br />
Wie soll jemand lieben, wenn er unfrei ist?<br />
Unmöglich! Der Gedanke der Freiheit, der<br />
verantwortlichen Freiheit, dass jemand <strong>in</strong><br />
Freiheit auf das Antwort geben kann, was<br />
ihm geschenkt wird, auf se<strong>in</strong>e Berufung,<br />
das ist das große Leitbild.<br />
Verantwortliche Freiheit! Und<br />
das gilt auch für die Zukunft!<br />
Deswegen sollten wir als<br />
Christen auch <strong>in</strong> der Soziallehre<br />
der Kirche nicht sagen:<br />
Freiheit ist gefährlich. Das ist<br />
der tiefste Ausdruck der Gottesebenbildlichkeit,<br />
dass der<br />
Mensch frei ist. Danke dafür,<br />
dass wir frei s<strong>in</strong>d – und verantwortlich!“<br />
Dieses Leitbild gelte es, <strong>in</strong><br />
die politischen und sozialethischenAuse<strong>in</strong>andersetzungen<br />
e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen. „Damit<br />
s<strong>in</strong>d wir nicht Nachhut der<br />
Geschichte, sondern Vorhut<br />
auch im sozial-ethischen<br />
Bereich.“<br />
Gerade die katholische Soziallehre<br />
sei diesem Auftrag<br />
gefolgt. Kaum e<strong>in</strong> Bereich <strong>in</strong><br />
der Verkündigung der Kirche,<br />
so Marx, sei <strong>in</strong> den letzten 150<br />
Jahren wirklich so sehr vom<br />
Gestaltungswillen geprägt gewesen, habe<br />
so stark die Analyse der modernen Gesellschaft<br />
vorangetrieben, sei so realistisch auf<br />
die Situation der Menschen e<strong>in</strong>gegangen:<br />
„Das kann durchaus e<strong>in</strong> Beispiel se<strong>in</strong> für<br />
andere Bereiche <strong>in</strong> der Kirche.“<br />
Analyse der Gegenwart<br />
Voraussetzung sei zunächst e<strong>in</strong>e gute<br />
Analyse der Gegenwart, forderte Marx, und<br />
verwies auf den von dem Jesuitenpater<br />
Willi Lambert SJ stammenden Satz „Gott<br />
umarmt uns durch die Wirklichkeit“:<br />
„Die Wirklichkeit, <strong>in</strong> der wir leben, ist<br />
nicht unangenehm oder ist nicht etwas,<br />
was eigentlich nicht se<strong>in</strong> sollte. Sondern sie<br />
ist die Zeitstunde, <strong>in</strong> die wir gerufen s<strong>in</strong>d“,<br />
erklärte der Kard<strong>in</strong>al und wandte sich<br />
direkt an die Bundesschwestern und Bundesbrüder:<br />
„Die hier Versammelten sollten<br />
nicht sagen: Früher war es eigentlich besser.<br />
Das ist e<strong>in</strong> schöner Satz, den kann man<br />
sich beim Kaffee oder beim Bier mal erzäh- >><br />
unitas 3/2012 185
len, dann auch die Alben rausholen und<br />
sich die Vergangenheit anschauen. Hilfreich,<br />
analytisch stark ist der Satz nicht.“<br />
Anders als andere sei er nicht der<br />
Me<strong>in</strong>ung, dass man wirklich viel aus der<br />
Geschichte lernen könne. Denn jede Situation,<br />
<strong>in</strong> die man h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gestellt sei, sei<br />
immer wieder neu. Hier gelte es, die Zeichen<br />
der Zeit im Licht des Evangeliums zu<br />
lesen und dazu das Instrumentarium des<br />
Evangeliums anzulegen:„Also nicht e<strong>in</strong>fach<br />
den Ma<strong>in</strong>stream bedienen. Das kann nicht<br />
unsere L<strong>in</strong>ie se<strong>in</strong>. Es heißt, kritisch auf die<br />
Zeit zu schauen – im Licht des Evangeliums!“<br />
Glaube und Vernunft<br />
E<strong>in</strong>e gute Analyse im Zusammenführen<br />
von Glaube und Vernunft, wie es Papst<br />
Benedikt immer wieder betone, gehe nur <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Kommunikationsprozess <strong>in</strong>nerhalb<br />
der Kirche und <strong>in</strong> der Gesellschaft mit dem,<br />
was lehramtlich und vom Evangelium her<br />
gesagt werde: „Wir sollen uns beherzt und<br />
mit Freude <strong>in</strong> die aktuelle Zeit h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> begeben.<br />
Weder träumen von e<strong>in</strong>er Zukunft, die<br />
noch gar nicht da ist, noch e<strong>in</strong>e Vergangenheit<br />
idealisieren, die es so nie gegeben hat!<br />
Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde. (…) Wir<br />
können die Menschen von heute nicht gew<strong>in</strong>nen,<br />
wenn wir sagen: Eigentlich lebt ihr<br />
<strong>in</strong> der verkehrten Zeit. Und wenn wir mental<br />
so drauf s<strong>in</strong>d, dass wir sagen: Eigentlich<br />
ist es schade, dass wir jetzt leben, hätte<br />
eigentlich lieber früher gelebt. Die Leute<br />
spüren das. Sie spüren es, ob wir mit ihnen<br />
leben, mit dieser Zeit und dann das<br />
Evangelium auch kritisch h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>sagen, oder<br />
ob wir uns von ihren Ängsten, von ihren<br />
Träumen, von ihren täglichen Aufregungen,<br />
von ihrem Leiden verabschiedet haben!“<br />
Gegen die Unglückspropheten<br />
Immer wieder rufe er sich selbst e<strong>in</strong>en<br />
„se<strong>in</strong>er Schlüsseltexte“ des Konzils <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung:<br />
Ke<strong>in</strong>en der eigentlichen Konzilstexte,<br />
sondern die Eröffnungsansprache<br />
„Gaudet mater ecclesia“ von Papst Johannes<br />
XXIII. – bereits e<strong>in</strong> Ausblick auf den 50.<br />
Tag der Konzilseröffnung am 11. Oktober<br />
2012. Er er<strong>in</strong>nerte an die Rede mit der<br />
berühmten Stelle, die ihn als Jugendlichen<br />
unmittelbar berührt und se<strong>in</strong> Lebensgefühl<br />
geprägt habe: „Jeden Tag kommen Unglückspropheten<br />
an unser Ohr, die uns erzählen,<br />
es wird immer schlimmer, es wird<br />
immer schlechter. Wir aber s<strong>in</strong>d ganz anderer<br />
Me<strong>in</strong>ung!“ Diese Haltung der Zuversicht<br />
und Hoffnung müsse uns auch heute prägen.<br />
In diese L<strong>in</strong>ie gehöre auch „Non abbiate<br />
paura! – Habt ke<strong>in</strong>e Angst!“ – das Wort<br />
des neu gewählten Papst Johannes Paul II.<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er ersten Predigt auf dem Petersplatz<br />
Diese <strong>in</strong>nere Haltung sei entscheidend für<br />
e<strong>in</strong>en neuen Aufbruch – und Verpflichtung<br />
zugleich. E<strong>in</strong>e Botschaft für die Zukunft, die<br />
auch für die katholische Soziallehre gelte.<br />
186<br />
unitas 3/2012<br />
Das Engagement der Laien<br />
Diese E<strong>in</strong>stellung bilde sich im Lebenszeugnis<br />
wichtiger Gestalten aus der katholischen<br />
Soziallehre ab. Beispielhaft nannte<br />
er Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler<br />
und den Parlamentarier Bbr. Ludwig<br />
W<strong>in</strong>dthorst. Beide, vor 200 Jahren im<br />
Abstand weniger Wochen geboren, zeichneten<br />
sich durch e<strong>in</strong>e klare Analyse der<br />
Wirklichkeit aus, machte Marx deutlich.<br />
So habe Ketteler – als Kaplan, Pfarrer, Abgeordneter<br />
und Bischof – sehr klar den Zusammenbruch<br />
der alten Reichskirche und<br />
die Herausforderungen der Zeit gesehen.<br />
Aber auch e<strong>in</strong>en Lernprozess durchlebt – bis<br />
zur Erkenntnis, dass sowohl die Sozialutopisten<br />
der kommunistischen Variante,<br />
als auch die e<strong>in</strong>em vergangenen Ständestaat<br />
anhängenden Romantiker im katholischen<br />
Bereich völlig falsch lagen. Die nicht<br />
begriffen, dass jetzt Sozialreform, e<strong>in</strong> Ja zum<br />
Rechtstaat, zur Demokratie gefragt waren,<br />
tendenziell auch die Selbstorganisation der<br />
Arbeitnehmer, Marktwirtschaft und die<br />
Notwendigkeit sozialstaatlicher Maßnahmen.<br />
All das, so Marx, geschah <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
lebendigen Austausch mit den damals aktuellen<br />
Akteuren <strong>in</strong> Politik und Wissenschaft.<br />
Kraftvoll, mutig – und dabei durchaus<br />
nicht immer im E<strong>in</strong>klang mit dem ganzen<br />
deutschen Episkopat: „Also es ist nicht<br />
so, als gäbe es <strong>in</strong> früheren Zeiten nicht auch<br />
die Ause<strong>in</strong>andersetzung über den rechten<br />
Weg. Aber diese Haltung wünsche ich mir<br />
auch für die Unitarier<strong>in</strong>nen und Unitarier!“<br />
Laien <strong>in</strong> Verantwortung<br />
Wie Bischof Ketteler sei es auch W<strong>in</strong>dthorst<br />
ergangen – oft beschuldigt, zu pragmatisch<br />
zu se<strong>in</strong>, zu wenig fromm. Doch<br />
bekannte er öffentlich „Ohne die Sakramente<br />
kann ich nicht leben“ – und stand<br />
gehorsam zur Kirchenl<strong>in</strong>ie. Auch im Aushalten<br />
solcher Spannungen, die bis zum<br />
Äußersten gehen können, werde hier das<br />
Vorbild deutlich, erklärte Re<strong>in</strong>hard Marx. In<br />
ihrer Haltung der offenen Ause<strong>in</strong>andersetzung,<br />
des öffentlichen Streits um Positionen,<br />
hätten sich Ketteler und W<strong>in</strong>dthorst<br />
nicht als schwache Katholiken h<strong>in</strong>stellen<br />
lassen. Sie hätten e<strong>in</strong>e lehramtliche Äußerung<br />
angenommen und sich nicht entmutigen<br />
lassen:„Ich möchte an sie er<strong>in</strong>nern, weil<br />
sie zwei Punkte klar machen: Die katholische<br />
Soziallehre ist e<strong>in</strong>e Pr<strong>in</strong>zipienethik. Die<br />
Kirche hat den Auftrag, Pr<strong>in</strong>zipien vorzutragen.<br />
Und wir brauchen natürlich gleichzeitig<br />
die aktiven Katholik<strong>in</strong>nen und Katholiken <strong>in</strong><br />
Politik, Gesellschaft und Wirtschaft, die das<br />
umsetzen. Beide s<strong>in</strong>d uns Beispiel dafür,<br />
dass es e<strong>in</strong> Mite<strong>in</strong>ander geben muss von<br />
Priestern, Bischöfen und Laien.“<br />
Hierbei entscheidend – und auch ganz<br />
wesentlich für die Zukunft der Kirche – sei<br />
das im II. Vatikanum formulierte verantwortliche<br />
Engagement der Laien. Ihr Anteil<br />
am Prophetenamt Christi müsse <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung<br />
gerufen werden – gerade <strong>in</strong> den<br />
Bereichen der Politik, Gesellschaft und<br />
Wirtschaft, überall dort, wo das Zeugnis<br />
notwendig sei, wo Kirche <strong>in</strong> den dort tätigen<br />
Gliedern des Leibes Christi sichtbar und<br />
lebendig werde.<br />
Drei Säulen der Soziallehre<br />
Deswegen sei wichtig, dass die drei<br />
Säulen geme<strong>in</strong>sam im Blick blieben, so<br />
Marx: „Die katholische Soziallehre – hier<br />
s<strong>in</strong>d wir natürlich als Bischöfe besonders<br />
gefordert, dazu die Sozialethik, die Wissenschaftler<br />
und Institute, aber auch die große<br />
Sozialbewegung der Brüder und Schwestern,<br />
der Laien, die <strong>in</strong> der konkreten Arbeit<br />
im Betrieb, <strong>in</strong> der Politik, <strong>in</strong> der Gestaltung<br />
der Welt und der Wirtschaft, die die katholische<br />
Soziallehre anwenden und <strong>in</strong> die<br />
Debatte e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.“ Ohne Diskussion und<br />
e<strong>in</strong>e gewisse Kunst des Kompromisses<br />
allerd<strong>in</strong>gs seien die großen Pr<strong>in</strong>zipien nicht<br />
<strong>in</strong> die politische Praxis zu übersetzen: „Wir<br />
Bischöfe sollten uns hüten, diejenigen <strong>in</strong><br />
der politischen Kärrnerarbeit zu schnell zu<br />
verurteilen, wenn sie mal e<strong>in</strong>en Kompromiss<br />
e<strong>in</strong>gehen müssen.“<br />
Neue Evangelisierung<br />
und die Soziallehre<br />
Evangelisierung und Soziallehre seien<br />
untrennbar verbunden. Sie gehörten zusammen,<br />
so Marx – das sei von allen<br />
Päpsten unserer Zeit deutlich unterstrichen<br />
worden. In der wichtigen Rede von e<strong>in</strong>er<br />
„neuen Evangelisierung“ aber werde vielfach<br />
vergessen, dass dazu die ganze Lebenswelt<br />
<strong>in</strong> den Blick kommen müsse: „Es kann<br />
nicht bedeuten, dass ich de<strong>in</strong>e religiösen<br />
Gefühle anspreche, mit me<strong>in</strong>en Worten und<br />
me<strong>in</strong>en Zeichen den religiösen Sektor <strong>in</strong> dir<br />
bediene. Wir haben e<strong>in</strong>en anderen Anspruch:<br />
Der christliche Glaube will das<br />
ganze Leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong> neues Koord<strong>in</strong>atensystem<br />
stellen. E<strong>in</strong> neues Magnetfeld ist entstanden.<br />
Alles wird <strong>in</strong> Bezug auf Christus gesehen.<br />
Und dazu gehört eben Politik, Gesellschaft<br />
und Kultur, dazu gehört die Familie.“<br />
Fortschritt der Zivilisation<br />
Dies gelte bereits für die eigene Missionsgeschichte<br />
<strong>in</strong> Deutschland – angefangen<br />
von der Glaubensverbreitung der iroschottischen<br />
Mönche über die Schaffung<br />
von kirchlichen Strukturen durch Bonifatius<br />
bis zur Annahme des Glaubens durch die<br />
Fürsten oder Stammesherzöge, erklärte der<br />
Kard<strong>in</strong>al: „Aber dah<strong>in</strong>ter steckt noch etwas<br />
Wichtiges, und das wird heute vergessen:<br />
Die Menschen spürten, dass die H<strong>in</strong>wendung<br />
zum Evangelium auch e<strong>in</strong> Zivilisationsfortschritt<br />
ist. Das hat Bildung vorangetrieben,<br />
Familienstrukturen, Rechtsstaatlichkeit,<br />
Verlässlichkeit, bewirkt, dass über<br />
den Stamm h<strong>in</strong>aus gedacht wurde, dass<br />
man Verantwortung übernimmt, Schuld
anerkennt und Vergebung übt.“ Darum<br />
gehöre zur Evangelisierung die katholische<br />
Soziallehre dazu: „Zum Katechismus zählt<br />
eben auch die soziale Botschaft, die kulturelle<br />
Botschaft, der ganze Mensch. Ich glaube,<br />
Evangelisierung kann nur gel<strong>in</strong>gen,<br />
wenn wir das als e<strong>in</strong>en ganzheitlichen<br />
Prozess sehen. Sonst wird das e<strong>in</strong>e sehr<br />
schmale und eng gefasste Bewegung.“<br />
Neue humanistische Synthese<br />
In diesem Zusammenhang spreche die<br />
Enzyklika „Caritas <strong>in</strong> veritate“ von Papst<br />
Benedikt XVI. von e<strong>in</strong>er nötigen „neuen<br />
humanistischen Synthese“. Und vor dem<br />
Bundestag habe er von „Humanökologie“<br />
gesprochen, er<strong>in</strong>nerte Kard<strong>in</strong>al Marx: „Wir<br />
s<strong>in</strong>d vielleicht doch die e<strong>in</strong>zige<br />
Gruppe, die deutlich macht: Es<br />
geht hier nicht um e<strong>in</strong>zelne<br />
politische Probleme, es geht um<br />
e<strong>in</strong>e Gesamtsicht des Menschen.<br />
Und das gilt, wenn wir<br />
über den Schutz des Lebens<br />
reden, über Gerechtigkeit, über<br />
Nachhaltigkeit und Ökologie.“<br />
Dies seien – wie auch Johannes<br />
Paul II. und Benedikt XVI. immer<br />
wieder unterstrichen hätten –<br />
nicht zu trennende Begriffe.<br />
Es sei „schon abenteuerlich“,<br />
so Bbr. Marx unter großem<br />
Beifall, wenn ökologisch<br />
Engagierte für die Abtreibung<br />
plädierten, Abtreibungsgegner<br />
andererseits für die Todesstrafe<br />
e<strong>in</strong>träten. Papst Benedikt<br />
mahne: Wer sich für soziale<br />
Gerechtigkeit e<strong>in</strong>setze, für die<br />
Brüder und Schwestern <strong>in</strong> der<br />
e<strong>in</strong>en Welt, wer gegen Ausbeutung<br />
kämpfe, Gewalt und für Rechtsstaatlichkeit,<br />
der müsse auch für den<br />
Schutz des Lebens e<strong>in</strong>treten und gegen den<br />
Missbrauch der Möglichkeiten der Mediz<strong>in</strong><br />
am Ende des Lebens. „E<strong>in</strong>e neue humanistische<br />
Synthese, das wäre me<strong>in</strong>e Vorstellung<br />
auch von katholischer Soziallehre, von der<br />
mentalen Ausrichtung auf die Zukunft. Wir<br />
haben hier e<strong>in</strong>e Botschaft, die wirklich das<br />
Ganze <strong>in</strong> e<strong>in</strong> neues Licht, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e neue<br />
Perspektive h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>stellt.“<br />
Globale soziale Marktwirtschaft<br />
Die katholische Soziallehre sei mit der sozialen<br />
Marktwirtschaft nicht identisch, aber<br />
habe sie sehr stark <strong>in</strong>spiriert. Ihr Auftrag für<br />
heute sei der Entwurf e<strong>in</strong>er europäischen<br />
und globalen sozialen Marktwirtschaft, die<br />
Entwicklung von Instrumenten für die<br />
Schaffung e<strong>in</strong>es „Weltgeme<strong>in</strong>wohls“ oder<br />
„universalen Geme<strong>in</strong>wohls“, wie es Papst<br />
Johannes XXIII. schon 1962/63 <strong>in</strong> der<br />
Enzyklika „Pacem <strong>in</strong> Terris“ formuliert habe.<br />
„Ich weiß, dass das schwierig ist“, bekannte<br />
Bbr. Marx. „Aber wer, wenn nicht die katholische<br />
Kirche mit ihrer Soziallehre, sollte<br />
deutlich machen, dass der Gedanke von<br />
e<strong>in</strong>er Menschheitsfamilie nicht nur e<strong>in</strong><br />
Meditationstext oder e<strong>in</strong> frommer Wunsch<br />
ist, sondern e<strong>in</strong>e Notwendigkeit? Das wird<br />
die Frage des 21. Jahrhunderts se<strong>in</strong>: F<strong>in</strong>den<br />
wir solche Instrumente e<strong>in</strong>er Welt<strong>in</strong>nenund<br />
Weltordnungspolitik – ohne e<strong>in</strong>en<br />
Superstaat zu bauen?“<br />
Haftung und Verantwortung<br />
Dies erfordere verb<strong>in</strong>dliche Regeln,<br />
erklärte der Erzbischof, und deutete auf die<br />
andauernde F<strong>in</strong>anzkrise h<strong>in</strong>. Sie sei noch<br />
lange nicht ausgestanden. Doch bei aller<br />
Frage, wie man dieser Krise wieder entkomme,<br />
stelle sich doch zunächst die Frage,<br />
woher sie überhaupt selbst gekommen sei.<br />
Am Rande des Festakts: Kard<strong>in</strong>al Marx im Gespräch mit dem Vorsitzenden<br />
des Altherrenbundes, Bbr. Dr. Dr. Thomas Lohmann (Mitte), und se<strong>in</strong>em<br />
Stellvertreter Bbr. Pfarrer Ralf L<strong>in</strong>nartz.<br />
Und er gab gleich die Antwort dazu: „Sie<br />
kommt aus e<strong>in</strong>em entfesselten Kapitalismus<br />
seit den 90er Jahren – vielleicht früher<br />
schon angelegt. Aus e<strong>in</strong>em F<strong>in</strong>anzkapitalismus,<br />
komb<strong>in</strong>iert mit leichtem Geld und<br />
der Überzeugung, dass mit Geld alles zu<br />
lösen ist. Wer hätte das gedacht? E<strong>in</strong> Verfall<br />
der Sitten!“ Sogar demokratische Regierungen<br />
hätten Verträge und Stabilitätsabkommen<br />
öffentlich gebrochen – ohne<br />
rechtliche Folgen. Zugleich werde den Märkten<br />
und Banken Hilfe für den Fall signalisiert,<br />
dass alle Stricke reißen: „Das ist nicht<br />
das, was wir uns vorstellen unter sozialer<br />
Marktwirtschaft, die Risiko und Haftung<br />
und Verantwortung eben mit impliziert.“<br />
Verantwortung für Europa<br />
Aus dieser – <strong>in</strong>sbesondere europäischen<br />
– Verantwortung könne niemand aussteigen,<br />
so Marx:„Wir brauchen auch e<strong>in</strong>e europäische<br />
Verantwortung zur Solidargeme<strong>in</strong>schaft.“<br />
Damit komme hier auf die katholische<br />
Soziallehre und die Aktiven <strong>in</strong> Politik,<br />
Gesellschaft und Wirtschaft e<strong>in</strong> weiterer<br />
ganz wichtiger Auftrag zu: Am Projekt<br />
Europa positiv mitzuarbeiten. Nicht nur das<br />
Negative dürfe ständig <strong>in</strong> den Vordergrund<br />
gestellt werden, erklärte Marx – nicht<br />
zuletzt mit Blick auf den „großen Bundesbruder“<br />
Robert Schuman:„Wir s<strong>in</strong>d Protagonisten<br />
Europas – ohne Naivität, und wir<br />
übersehen die Schwächen nicht. Aber das<br />
muss jetzt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ganz entscheidenden<br />
Weise vorangetrieben werden!“<br />
Leitbilder für die Zukunft<br />
Aus all den Vorbemerkungen stelle sich<br />
für die katholische Soziallehre zuletzt die<br />
Aufgabe, e<strong>in</strong> neues Leitbild zu entwickeln -<br />
für e<strong>in</strong>e Zukunft, für richtigen Fortschritt, für<br />
e<strong>in</strong> gel<strong>in</strong>gendes Leben. Begriffe wie „Wachstum“<br />
und „Nachhaltigkeit“ seien mehr als<br />
Worte – <strong>in</strong> ihrer wirklichen Bedeutung<br />
seien sie <strong>in</strong> der politischen<br />
Praxis noch e<strong>in</strong>zuholen.<br />
Natürlich sei Wachstum notwendig<br />
für die Marktwirtschaft,<br />
so Marx: „Aber <strong>in</strong> welcher<br />
Form – und wo – und wie?<br />
Wie messen wir das? Welche<br />
Kriterien hat der Fortschritt<br />
wirklich – <strong>in</strong>klusive der sozialen<br />
und ethischen Fragen?“<br />
Hier sei die Diskussion eröffnet:<br />
„Ich wollte nur deutlich<br />
machen: Es lohnt, sich mit der<br />
großen Soziallehre der Kirche<br />
zu beschäftigen. Wir müssen<br />
aus ihrem großen Schatz das<br />
hervorholen, was heute <strong>in</strong> die<br />
aktuelle Debatte h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gehört.<br />
Und vor allen D<strong>in</strong>gen mental<br />
umrüsten: Vom Zustand der<br />
Vergangenheitsorientierung<br />
auf Gegenwart und Zukunft. In<br />
der Überzeugung, dass wir<br />
damit und mit dem, was wir <strong>in</strong> der Soziallehre<br />
zu sagen haben, geistig zur Vorhut<br />
gehören. Ich danke euch!“<br />
1 Das Buch: Philippe Nemo: Was ist der<br />
Westen? Die Genese der abendländischen<br />
Zivilisation, 152 Seiten, Verlag: Mohr Siebeck;<br />
Auflage: 1 (2006), ISBN-10: 3161486722<br />
Silberne Nadel für Bbr. Ost<br />
Bbr. Friedhelm Ost, alter Fahrensmann<br />
des Krone-Sem<strong>in</strong>ars und Inspirator vieler<br />
unitarischer Generationen, wurde<br />
beim Festakt im Stadttheater für se<strong>in</strong>e<br />
Verdienste mit der Silbernen Nadel des<br />
Verbandes ausgezeichnet und bedankte<br />
sich mit e<strong>in</strong>er humorvollen und wegweisenden<br />
Dankrede. E<strong>in</strong>e ausführliche<br />
Würdigung und e<strong>in</strong> Bericht vom letzten<br />
Krone-Sem<strong>in</strong>ar aus der Feder von Bbr.<br />
Christian Poplutz ersche<strong>in</strong>en <strong>in</strong> der<br />
kommenden Ausgabe.<br />
unitas 3/2012 187
Der „schlafende Riese UNITAS“ hat sich bewegt …<br />
ANSPRACHE DES VERBANDSGESCHÄFTSFÜHRERS VOR DEM PLENUM DER <strong>135.</strong> GV<br />
„Es wäre vermessen, zu glauben, dass<br />
all me<strong>in</strong>e Träume <strong>in</strong> Erfüllung gegangen<br />
s<strong>in</strong>d. Aber der „schlafende Riese<br />
UNITAS“ hat sich bewegt und e<strong>in</strong>e<br />
Verjüngungskur durchlaufen. Ich b<strong>in</strong><br />
zuversichtlich, dass ke<strong>in</strong> bärtiger,<br />
alter Zwerg aus der UNITAS werden<br />
wird, ganz im Gegenteil.“ Mit dieser<br />
Bilanz wandte sich Bbr. Dipl.-Kfm.<br />
Dieter Krüll <strong>in</strong> typisch rhe<strong>in</strong>isch-gelassenem<br />
Optimismus „e<strong>in</strong> letztes Mal“<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Funktion als Verbandsgeschäftsführer<br />
an das Plenum der <strong>135.</strong><br />
GV 2012 <strong>in</strong> <strong>Münster</strong>.<br />
„Mehr Schwung<br />
<strong>in</strong> die UNITAS“<br />
„Ich träume von e<strong>in</strong>er jungen und frischen<br />
UNITAS, deren Aktivitas und Altherrenschaft<br />
die Freude aus dem Glauben<br />
<strong>in</strong>s Gesicht geschrieben ist“ – mit diesem<br />
Wunsch hatte er zum Antritt se<strong>in</strong>es Amtes<br />
se<strong>in</strong>e „Vision für e<strong>in</strong>e moderne, lebendige<br />
UNITAS“ <strong>in</strong> der Ausgabe 1/2001 der Verbandszeitschrift<br />
(S. 15f.) vorgestellt. Selbstbewusste,<br />
von der Idee ihres Lebensbundes<br />
(neu) begeisterte Unitarier wünsche er sich,<br />
e<strong>in</strong>e überspr<strong>in</strong>gende Aufbruchsstimmung<br />
und E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der jungen und mittleren<br />
Generation, dazu e<strong>in</strong> klares Bekenntnis<br />
überzeugender Persönlichkeiten <strong>in</strong> Beruf,<br />
Politik, Kirche und Staat zum Verband. „Ich<br />
will <strong>in</strong> der UNITAS e<strong>in</strong>en lebendigen Austausch<br />
der Me<strong>in</strong>ungen und Erfahrungen<br />
bei Jung und Alt herbeiführen, der den<br />
Alten Herren e<strong>in</strong> Jungbrunnen se<strong>in</strong> kann“,<br />
erklärte er damals, und wolle dazu <strong>in</strong>tensiv<br />
die modernen Medien nutzen: „Ich habe<br />
den Traum e<strong>in</strong>es katholischen Verbandes,<br />
der sich aktiv, kritisch aber ausgewogen<br />
und tolerant <strong>in</strong> die gesellschaftlichen und<br />
ethischen Fragestellungen unserer Zeit e<strong>in</strong>mischt<br />
und dabei Flagge zeigt.“ Professionell<br />
und attraktiv müsse sich die unitarische<br />
Geme<strong>in</strong>schaft präsentieren: „Kurz<br />
gesagt: Passivität, Gleichgültigkeit, Muff<br />
und Mief raus, Professionalität, Überzeugungskraft,<br />
Freude, Begeisterung und<br />
Schwung re<strong>in</strong> <strong>in</strong> die UNITAS.“<br />
„UNITAS ist<br />
moderner geworden“<br />
„Vieles davon ist so aktuell wie vor<br />
zwölf Jahren“, betonte Dieter Krüll, auch<br />
wenn seither vieles geschehen sei und verändert<br />
wurde. Doch noch heute könnten<br />
188<br />
unitas 3/2012<br />
die meisten dieser Punkte<br />
auch das Ergebnis e<strong>in</strong>er<br />
Klausurtagung zur Zukunft<br />
der <strong>Unitas</strong> se<strong>in</strong>.„Das ist auch gut<br />
so, denn nicht Revolutionen führen<br />
zu Quantensprüngen <strong>in</strong> der Zukunftssicherung<br />
des Verbandes, sondern<br />
stetige Fortentwicklung und Modernisierung<br />
auf der Grundlage unverrückbarer<br />
Essentialia. Ich b<strong>in</strong> überzeugt, dass uns das<br />
<strong>in</strong> den letzten zwölf Jahren gelungen ist,<br />
ohne unsere Grundlagen zu verraten oder<br />
<strong>in</strong> Frage zu stellen. Die <strong>Unitas</strong> ist moderner<br />
geworden, aber sie ist immer noch die<br />
<strong>Unitas</strong>, die uns und Generationen von<br />
Unitariern und Unitarier<strong>in</strong>nen seit 157<br />
Jahren Herzensanliegen und Heimat geworden<br />
ist.“<br />
„Den Frieden wahren“<br />
Wenn unsere unitarische Idee wirklich<br />
trage, müsse dies <strong>in</strong> jedem Mitglied des<br />
Verbandes zum Ausdruck kommen, so Bbr.<br />
Krüll: „Ich sage es noch e<strong>in</strong>mal: Neue<br />
Begeisterung für e<strong>in</strong>e gute Sache muss<br />
geweckt und von Bundesbruder zu Bundesbruder<br />
im Schneeballpr<strong>in</strong>zip weitergetragen<br />
werden. Gel<strong>in</strong>gt dies, ist mir um das<br />
Blühen und Gedeihen des UNITAS-Verbandes,<br />
se<strong>in</strong>er Vere<strong>in</strong>e und auch Aktivitates<br />
nicht bange.“ Und er fügte gleich e<strong>in</strong>e erste<br />
Bitte an: Den endgültigen Frieden <strong>in</strong> der<br />
Frage der vollberechtigten Aufnahme von<br />
Student<strong>in</strong>nenvere<strong>in</strong>en <strong>in</strong> den <strong>Unitas</strong>-<br />
Verband zu wahren. Sie habe <strong>in</strong> den beiden<br />
letzten Jahrzehnten „viele Kräfte gebunden<br />
und Reibungsverluste verursacht“, sei aber<br />
mit den satzungsmäßigen Klarstellungen<br />
durch die 132. GV-2009 <strong>in</strong> Marburg und die<br />
Verabschiedung der „Bonner Leitsätze zu<br />
Fragen der unitarischen Geme<strong>in</strong>schaft<br />
und des Komments“<br />
geklärt: „Ich bitte alle Bundesbrüder<br />
und Bundesschwestern<br />
sehr herzlich, diesen Frieden nicht<br />
durch neuerliche Änderungsvorschläge,<br />
seien sie auch noch so<br />
kle<strong>in</strong> und ggf. gut begründet, zu<br />
gefährden. Es sollte e<strong>in</strong>mal für<br />
e<strong>in</strong>e längere Zeit Ruhe und Normalität<br />
e<strong>in</strong>kehren <strong>in</strong> dieser Frage,<br />
das s<strong>in</strong>d wir alle unserer lieben<br />
UNITAS schuldig.“<br />
„Mutig zum Glauben<br />
stehen“<br />
Sehr viel grundsätzlicher<br />
nahm der scheidende Verbandsgeschäftsführer<br />
die Frage der<br />
Positionierung der UNITAS <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er zunehmend veränderten<br />
Welt auf: „Die Entchristlichung unserer<br />
Gesellschaft schreitet immer mehr<br />
fort und ergreift nahezu jeden Lebensbereich.<br />
Lasst uns mutig zu unserem<br />
christlichen Glauben stehen und ihn tief<br />
<strong>in</strong> unserer Seele immer wieder erneuern.<br />
Gestaltet unsere Katholische Kirche im<br />
Dialog aktiv mit, zwar notfalls auch im<br />
streitigen Diskurs, aber bedenkt immer,<br />
dass nicht die äußere Form der Kirche sondern<br />
der Glaube an Jesus Christus das zentrale<br />
Thema ist.“ Mit dem von Khalil Gibran<br />
stammenden Wort „Die Kraft zu lieben ist<br />
Gottes größtes Geschenk an den Menschen“<br />
verwies Bbr. Krüll auf den von<br />
Kurienkard<strong>in</strong>al Walter Kasper stammenden<br />
Hauptartikel „Katholische Kirche heute,<br />
gestern, morgen“ <strong>in</strong> der UNITAS 2/2012<br />
(S. 83ff.) und zitierte:<br />
� „Wenn wir wissen, wer wir s<strong>in</strong>d und<br />
was wir wollen, wenn wir vor allem von<br />
unserer eigenen ,Sache‘ überzeugt s<strong>in</strong>d,<br />
dann ist nicht Zukunftsangst, sondern<br />
Hoffnung angesagt.“<br />
� „Äußere Reformen ohne geistliche<br />
Erneuerung s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> ziel- und s<strong>in</strong>nloser<br />
Aktionismus, der verpufft und <strong>in</strong>s Leere<br />
geht, und geistliche Erneuerung ohne<br />
konkrete Reform ist weltfremder und<br />
weltflüchtiger Spiritualismus, der sich<br />
ebenso rasch verflüchtigt.“<br />
� „Im (rechtverstandenen) Dialog teilt<br />
man dem anderen nicht etwas mit, man<br />
teilt etwas von sich selber mit, ja man<br />
teilt sich selbst mit.“<br />
� „Letztlich ist die Erneuerung nur durch<br />
e<strong>in</strong> erneuertes Pf<strong>in</strong>gsten möglich.“<br />
� „Jammern zieht niemanden an, Freude<br />
dagegen ist ansteckend. Freude am<br />
Christse<strong>in</strong> überzeugt.“
Zur virtus gehöre aber auch unsere Haltung<br />
im Privatleben, im Studium, Beruf, <strong>in</strong><br />
Gesellschaft und Staat, so Bbr. Krüll: „Mischt<br />
Euch e<strong>in</strong>, möchte ich Euch zurufen,<br />
schwimmt notfalls auch gegen den Strom<br />
und lasst Euch nicht treiben oder fremd<br />
bestimmen. Bildet Euch, umfassend <strong>in</strong>formiert,<br />
e<strong>in</strong>e eigene Me<strong>in</strong>ung, vergesst aber<br />
nie, Euch selbst kritisch zu h<strong>in</strong>terfragen aber<br />
auch die Me<strong>in</strong>ung des Anderen zu achten.<br />
Seid nie Mitläufer sondern eigenständige<br />
Persönlichkeiten. Tragt die <strong>Unitas</strong>-Nadel<br />
auch im Beruf! Nur wir selbst können unsere<br />
Freiheit erhalten, <strong>in</strong>dem wir – auch gegenüber<br />
dem Staat und se<strong>in</strong>er Bürokratie – verstärkt<br />
Selbstbestimmung e<strong>in</strong>fordern,Verantwortung<br />
für uns selbst und andere übernehmen<br />
und <strong>in</strong> selbst gewählter Beschränkung<br />
das Füllhorn der Möglichkeiten unserer Freiheit<br />
auf e<strong>in</strong> für uns zuträgliches Maß begrenzen.<br />
Das ist die Freiheit, die ich me<strong>in</strong>e.“<br />
Mit Blick auf die mit dem Bologna-<br />
Prozess verbundenen immer enger werden-<br />
den Studienpläne und kürzeren Studienzeiten<br />
wandte sich Bbr. Krüll direkt an die<br />
Aktiven. Zwar sei e<strong>in</strong> Studium-Generale<br />
nicht mehr möglich, doch solle jeder im<br />
S<strong>in</strong>ne der scientia versuchen, e<strong>in</strong> wenig<br />
über den Tellerrand des eigenen Studiums<br />
h<strong>in</strong>aus zu schauen, z. B. bei der Erarbeitung<br />
e<strong>in</strong>er WS zu e<strong>in</strong>em fachfremden Thema:<br />
„Vergesst aber nie, dass unser Schöpfer es<br />
für gut befand, neben der Arbeit auch<br />
Zeiten der Ruhe, der Erholung und Entspannung<br />
zu haben. Der Körper, aber vor<br />
allem Euer Geist wie auch der Aktivenvere<strong>in</strong><br />
wird es Euch danken!“<br />
Der Wert der <strong>in</strong> der Aktivenzeit leicht<br />
fallenden Pflege der amicitia aber entscheide<br />
sich <strong>in</strong> der langen Zeit danach, so<br />
der scheidende Verbandsgeschäftsführer<br />
an die Adresse der Alten Herrn und Hohen<br />
Damen: „Haltet engen Kontakt zu Eurem<br />
Vere<strong>in</strong>, zum Verband und vor allem zu<br />
Euren Studienfreunden, denn wir s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong><br />
Lebensbund. Merke: Zeit hat man für das,<br />
für das man Zeit haben will! Glaubt mir, es<br />
ist so.“ Und sehr praktisch fügte er die<br />
Grundvoraussetzung e<strong>in</strong>er stimmigen<br />
Adresskartei h<strong>in</strong>zu: „Lasst nicht zu, dass Ihr<br />
aufgrund eigener Nachlässigkeit den<br />
Kontakt zu Euren Freunden und damit<br />
letztlich auch zur <strong>Unitas</strong> verliert.“<br />
Für „Rat und Tat, maßvolle Kritik und<br />
ihre Freundschaft“ <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Amtszeit dankte<br />
er allen Bundesschwestern und Bundesbrüdern:„Herzlichen<br />
Dank Euch allen. Sollte<br />
ich jemanden ernstlich mit Worten oder<br />
Taten verletzt haben, so bitte ich sie oder<br />
ihn von Herzen um Vergebung. Tragt es mir<br />
bitte nicht länger nach. Dem <strong>Unitas</strong>-<br />
Verband, dem ich so lange Zeit mit großer<br />
Freude dienen durfte, se<strong>in</strong>en Vere<strong>in</strong>en und<br />
allen Bundesschwestern und Bundesbrüdern<br />
wünsche ich am Ende me<strong>in</strong>er<br />
Amtszeit alles erdenklich Gute und e<strong>in</strong> von<br />
Herzen kommendes „Vivat, floreat crescat<br />
ad multos annos, <strong>Unitas</strong>!“<br />
Bbr. Dieter Krüll: Neuer Ehrensenior des UNITAS-Verbandes<br />
Mit dem überwältigenden Wahl-<br />
ergebnis aus der Abstimmung des GV-<br />
Plenums <strong>in</strong> <strong>Münster</strong> hat der Verband<br />
der wissenschaftlichen katholischen<br />
Studentenvere<strong>in</strong>e UNITAS e<strong>in</strong>en<br />
neuen Ehrensenior. „E<strong>in</strong>erseits ist es<br />
e<strong>in</strong>em unangenehm und pe<strong>in</strong>lich,<br />
andererseits freut man sich wie e<strong>in</strong><br />
Schneekönig“, dankte Dipl. Kfm.<br />
Dieter Krüll offiziell mit e<strong>in</strong>er humor-<br />
vollen Rede beim Festkommers <strong>in</strong> der<br />
Halle <strong>Münster</strong>land.<br />
Die Verleihung des Titels Ehrensenior<br />
sei e<strong>in</strong>e der höchsten Auszeichnungen, die<br />
der <strong>Unitas</strong>-Verband zu vergeben habe; erst<br />
dreimal sei sie seit der Gründung des<br />
Verbandes vergeben worden, so Bbr. Krüll:<br />
„Und das an so berühmte Unitarier wie<br />
Ludwig Freibüter sen., Führer des Verbandes<br />
als Verbandsstatistiker 1927-1954,<br />
Dr. Ludwig Florian, Verbandsgeschäftsführer<br />
1948-1962 und zuletzt Bbr. Walter<br />
Keller, Verbandgeschäftsführer 1963-1985 –<br />
vor den langjährigen Verdiensten dieser<br />
drei Bundesbrüder kann ich mich nur<br />
beschämt verstecken. Umso mehr fühle ich<br />
mich durch diese hohe Auszeichnung<br />
geehrt und freue mich außerordentlich,<br />
dass me<strong>in</strong> Wirken als Verbandsgeschäftsführer<br />
e<strong>in</strong>e solche Zustimmung und Anerkennung<br />
gefunden hat.“<br />
VOP Kilian Schmiz überreicht Bbr. Dieter Krüll beim Festkommers im Rahmen der GV<br />
die Ernennungsurkunde zum Ehrensenior des UNITAS-Verbands.<br />
Viele Bundesbrüder und Bundesschwestern<br />
im Verbandsvorstand, den Beiräten<br />
und anderen Gremien des Verbandes<br />
hätten ihn <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Arbeit wirkungsvoll<br />
unterstützt und gefördert, erklärte Bbr. Krüll<br />
und nannte stellvertretend die Vorsitzenden<br />
des Altherrenbundes Bbr. Günther Ganz, Bbr.<br />
He<strong>in</strong>rich Sudmann, mit dem er die längste<br />
Zeit zusammenarbeitete, und Bbr. Dr. Dr.<br />
Thomas Lohmann: „Herzlichen Dank für<br />
Eure Hilfe und Freundschaft. Aber e<strong>in</strong>e<br />
Person muss ich e<strong>in</strong>fach zusätzlich nennen,<br />
die Verbandssekretär<strong>in</strong> Frau Marianne<br />
Hübers, ohne die ich vieles nicht hätte leisten<br />
können für unsere liebe <strong>Unitas</strong>“, sagte<br />
er unter großem Applaus der ganzen Halle<br />
<strong>Münster</strong>land. Trotz manchem Ärger habe<br />
ihm se<strong>in</strong>e Arbeit allzeit große Freude bereitet<br />
und sei nie zur Last geworden, die Zusammenarbeit<br />
mit den jungen Studierenden<br />
der Aktivitates und dem jeweiligen<br />
Vorort habe ihn selbst jung erhalten. Die<br />
unitas 3/2012 189<br />
>>
eigentliche Last se<strong>in</strong>es Ehrenamtes aber<br />
habe se<strong>in</strong>e liebe Frau Eva-Maria getragen.<br />
Ihr gebühre der eigentliche Dank aller<br />
Unitarier und Unitarier<strong>in</strong>nen.<br />
Vor der Festcorona gratulierte er se<strong>in</strong>em<br />
Nachfolger Bbr. Rechtsanwalt Arno Claudius<br />
M<strong>in</strong>k von <strong>Unitas</strong> Kurpfalz Heidelberg<br />
zur Wahl und dankte für se<strong>in</strong>e Bereitschaft:<br />
190<br />
unitas 3/2012<br />
„Ich wünsche Dir von Herzen alles Gute für<br />
De<strong>in</strong>e Tätigkeit und darf Dir versprechen:<br />
Ich werde Dir niemals lästig fallen, Dich<br />
aber, wenn Du es wünschst oder fragst,<br />
jederzeit nach me<strong>in</strong>en Kräften unterstützen,<br />
versprochen!“<br />
Mit Bsr. Dr. Claudia Bellen und Bbr. Prof.<br />
Dr. Hubert Braun dankte Bbr. Krüll zwei wei-<br />
Gentests an Embryonen dürfen nicht<br />
zum „Normalfall“ werden<br />
KATHOLISCHE STUDENTENVERBÄNDE ÜBEN KRITIK<br />
AN ENTWURF FÜR PID-VERORDNUNG<br />
E<strong>in</strong> Jahr nach den politischen Debatten vor dem Bundestagsbeschluss, die Präimplantationsdiagnostik<br />
(PID) <strong>in</strong> Ausnahmefällen zuzulassen 1 , sorgt jetzt der am 11. Juli vom Bundesgesundheitsm<strong>in</strong>isterium<br />
vorgelegte Entwurf e<strong>in</strong>er Rechtsverordnung zur Durchführung erneut für politische<br />
Kontroversen. Auch die Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft katholischer Studentenverbände (AGV) hat<br />
sich zu Wort gemeldet. In e<strong>in</strong>er Erklärung vom 13. Juli kritisiert sie, dass der Verordnungsentwurf<br />
von Gesundheitsm<strong>in</strong>ister Daniel Bahr ke<strong>in</strong>e zahlenmäßige Beschränkung der PID-Zentren, <strong>in</strong><br />
denen ab 2013 die umstrittene PID durchgeführt und im Reagenzglas erzeugte Embryonen vor der<br />
E<strong>in</strong>pflanzung <strong>in</strong> den Mutterleib auf mögliche Gendefekte untersucht werden sollen, vorsieht.„Die<br />
Rechtsverordnung <strong>in</strong> der jetzt vorliegenden Fassung leistet dem befürchteten Dammbruch<br />
Vorschub“, erklärte der AGV-Vorsitzende Adam Strzoda. Sie laufe den Intentionen des Gesetzgebers<br />
zuwider, der die Zulassung der PID ausdrücklich nur <strong>in</strong> sehr engen Grenzen vorsehe. Die<br />
Rechtsverordnung weise aber <strong>in</strong> die umgekehrte Richtung, <strong>in</strong>dem sie den Weg für e<strong>in</strong>e große Zahl<br />
von PID-Zentren ebne. „Damit erhöht sich aber die Gefahr, dass Gentests an Embryonen zum<br />
‚Normalfall’ werden und nicht die Ausnahme bleiben“, befürchtet Adam.<br />
Bedenken äußerte <strong>in</strong> diesem Zusammenhang der AGV-Vorsitzende auch gegen die <strong>in</strong> der Verordnung<br />
nicht vorgesehene Beschränkung der Zahl der Ethikkommissionen, die von den Bundesländern<br />
e<strong>in</strong>gerichtet werden müssen 2 . Die AGV befürchtet, dass e<strong>in</strong>e unterschiedliche Spruchpraxis<br />
der Kommissionen zu e<strong>in</strong>em „Unterbietungswettbewerb“ und zu e<strong>in</strong>em „PID-Tourismus“<br />
führen kann <strong>in</strong> die Bundesländer und zu den PID-Zentren, <strong>in</strong> denen das Gesetz großzügiger<br />
gehandhabt wird. Daher fordern die katholischen Studentenverbände die Schaffung nur e<strong>in</strong>er<br />
zentralen bundesweiten Anlaufstelle. Die 2002 e<strong>in</strong>gerichtete Zentrale Ethikkommission für<br />
Stammzellforschung nennt die AGV als „positives und maßgebendes Beispiel“. „Jeweils eigene<br />
Ethikkommissionen für jedes Bundesland oder gar für jedes Zentrum zu schaffen, ersche<strong>in</strong>t wenig<br />
zweckmäßig, da Untersuchungen zeigen, dass <strong>in</strong> Deutschland pro Jahr nur wenige hundert Fälle<br />
zu erwarten s<strong>in</strong>d“, begründete der AGV-Vorsitzende diese Forderung.<br />
Mit Sorge beobachtet die AGV die sich weiter abzeichnenden Entwicklungen <strong>in</strong> der Genomforschung.<br />
„Durch die immer größeren und leichter durchführbareren Möglichkeiten, das Genom<br />
e<strong>in</strong>es Embryos pränatal untersuchen zu lassen, wächst die Gefahr, dass sich werdende Eltern<br />
durch die Gesellschaft oder gar von Krankenkassen zu e<strong>in</strong>er derartigen Untersuchung genötigt<br />
bzw. verpflichtet sehen könnten, um etwaige genetische Mutationen oder Defekte noch vor der<br />
Geburt auszuschließen“, heißt es <strong>in</strong> der AGV-Erklärung. Die katholischen Studentenverbände stehen<br />
auf dem Standpunkt, dass werdende Eltern im Bezug auf ihr K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> fundamentales „Recht<br />
auf Nichtwissen“ besitzen, welches ihnen unter ke<strong>in</strong>en Umständen von staatlicher oder gesellschaftlicher<br />
Seite genommen werden darf. Die AGV ruft die Abgeordneten des Deutschen<br />
Bundestages und die Bundesregierung daher auf, dieses Recht zu schützen, rechtzeitig gegensätzlich<br />
gerichteten Entwicklungen entgegenzusteuern und weitere Anstrengungen zu unternehmen,<br />
das Leben, die Würde und die gesellschaftliche Akzeptanz von Menschen mit Beh<strong>in</strong>derung<br />
zu sichern.<br />
1 Zulässig ist PID, wenn die Nachkommen e<strong>in</strong>es Paares e<strong>in</strong> hohes Risiko für e<strong>in</strong>e schwerwiegende Erbkrankheit<br />
haben oder e<strong>in</strong>e genetische Abweichung <strong>in</strong> den Chromosomen mit großer Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit dazu führen<br />
würde, dass die Schwangerschaft mit e<strong>in</strong>er Fehl- oder Totgeburt endet.<br />
2 Vor der PID muss e<strong>in</strong>e unabhängige Ethikkommission dem Verfahren zustimmen. Die Errichtung von Ethikkommissionen<br />
für die PID-Zentren erfolgt durch die Bundesländer. Es ist ke<strong>in</strong>e Begrenzung der Kommissionen<br />
vorgesehen. Allerd<strong>in</strong>gs wird <strong>in</strong> der Begründung zur Rechtsverordnung empfohlen, die Zahl der Ethikkommissionen<br />
so kle<strong>in</strong> wie möglich zu halten.<br />
Entwurf der Rechtsverordnung zum PID-Gesetz:<br />
http://www.bmg.bund.de/fileadm<strong>in</strong>/dateien/Downloads/Gesetze_und_Verordnungen/Laufende<br />
_Verfahren/P/PID/Referentenentwurf_PID_Verordnung_120711.pdf<br />
Mehr Informationen: http://www.agvnet.de/<br />
teren „hochverdienten Persönlichkeiten“:<br />
Bbr. Braun habe sich <strong>in</strong> vielfältiger Weise für<br />
den <strong>Unitas</strong>-Verband und die Hamburger<br />
<strong>Unitas</strong> Tuiconia engagiert. Der gebürtige<br />
Schwabe war bis 2010 unzählige Jahre<br />
Vorsitzender des Altherrenvere<strong>in</strong>s und bis<br />
2004 auch des Hausbauvere<strong>in</strong>s der <strong>Unitas</strong><br />
Tuisconia. Se<strong>in</strong>em mutigen und schnellen<br />
Handeln sei die Wohnung der Tuisconia <strong>in</strong><br />
unmittelbarer Nähe der Universität<br />
zu verdanken, doch habe er sich<br />
auch massiv <strong>in</strong> der Verbandsarbeit<br />
engagiert. So war Prof. Braun seit<br />
1992 im Beirat für Hochschulpolitik,<br />
ab 1995 als stellvertretender Vorsitzender<br />
und ab 1997 als dessen<br />
Vorsitzender, gehörte seitdem dem<br />
Verbandsvorstand an und wurde ab<br />
2003 jeweils als Vertreter der Altherrenschaft<br />
<strong>in</strong> den engeren Verbandsvorstand<br />
gewählt: „Nunmehr im<br />
jugendlichen Alter von knapp 80<br />
Jahren hat er dieses Amt e<strong>in</strong>em unwesentlich<br />
Jüngeren überlassen,<br />
allerd<strong>in</strong>gs engagiert er sich weiter<br />
als Vorsitzender des Beirats für<br />
Hochschulpolitik und erklärt den<br />
jungen Studierenden unermüdlich<br />
die H<strong>in</strong>tergründe und Tücken des<br />
Bologna-Prozess.“<br />
Beruflich <strong>in</strong> ihrer Zahnarztpraxis<br />
gefordert, gab Bsr. Dr. Claudia Bellen<br />
ihr Amt als Vorsitzende des Hohe-<br />
Damenbundes an Bsr. Annette<br />
Kaufmann (Ma<strong>in</strong>z) zurück, von der<br />
sie die Aufgabet 2006 übernommen<br />
hatte. 1996 bei <strong>Unitas</strong> Clara Schumann<br />
<strong>in</strong> Bonn rezipiert, war sie ab<br />
1999/2000 Sprecher<strong>in</strong> der Student<strong>in</strong>nenvere<strong>in</strong>e<br />
im Verbandsvorstand<br />
und 2000/2001 Aktivenvertreter<strong>in</strong><br />
West. Fünf Jahre später übernahm<br />
sie den Vorsitz des 2002 neu gegründeten<br />
Hohedamenbundes:<br />
„Kraft dieses Amtes war sie seither<br />
Mitglied des Verbandsvorstands.<br />
Dort war sie uns allen immer e<strong>in</strong>e<br />
höchst engagierte, kluge und charmante<br />
Ratgeber<strong>in</strong>“, so Bbr. Krüll.<br />
Mit herzlichem Dank wandte er<br />
sich aber auch direkt an die Aktiven<br />
im Verband: „Ich b<strong>in</strong> sehr stolz auf<br />
euch, ihr seid Klasse, ihr seid Spitze!<br />
Haltet unsere Pr<strong>in</strong>zipien <strong>in</strong> Ehren,<br />
bleibt mit Freuden katholisch, blickt<br />
bei Euren Studien auch über den<br />
Tellerrand, denkt schon mal quer,<br />
schwimmt zuweilen gegen den<br />
Strom, seid aber auch tolerant und<br />
bereit zur Demut, bewahrt die<br />
Freundschaft untere<strong>in</strong>ander bis <strong>in</strong>s<br />
hohe Alter, seid stolz auf unser Verbandspr<strong>in</strong>zip<br />
als größere E<strong>in</strong>heit<br />
unserer Vere<strong>in</strong>e, lebt den Lebensbund<br />
der <strong>Unitas</strong>. Kurzum: Seid aufrechte<br />
und stolze Unitarier!“
Von Bischöfen und Pr<strong>in</strong>zen …<br />
RANDBEMERKUNGEN ZUR GV AUS SICHT DER VERANSTALTENDEN AKTIVITAS<br />
VON BBR. JOHANNES MOCNIK<br />
Die blonden Haare zerzaust und kräftige<br />
Schatten unter den Augen. So liegt Roman<br />
auf dem dunkelbraunen Tisch <strong>in</strong> der Sonne.<br />
Die Hand direkt auf dem e<strong>in</strong>gestickten<br />
W<strong>in</strong>friden-Zirkel auf der Brust des dunkelblauen<br />
Poloshirts abgelegt. Es ist geschafft!<br />
Roman ist Senior der <strong>Unitas</strong> W<strong>in</strong>fridia, dem<br />
Ausrichter der <strong>135.</strong> <strong>Generalversammlung</strong>.<br />
Wenig Schlaf und die viele Arbeit der letzten<br />
Tage haben sichtlich Spuren h<strong>in</strong>terlassen.<br />
Los g<strong>in</strong>g alles fünf Tage zuvor. Mittwochabend<br />
19 Uhr. Die Vorbereitungen s<strong>in</strong>d getätigt;<br />
es kann losgehen. Zur E<strong>in</strong>stimmung auf<br />
das Großereignis „<strong>Generalversammlung</strong>“<br />
steht e<strong>in</strong> Couleurbummel auf dem Programm.<br />
Unterstützt von e<strong>in</strong>em Kölner Unitarier<br />
geht es auf diverse <strong>Münster</strong>sche<br />
Verb<strong>in</strong>dungshäuser. Im schwarzen Anzug<br />
wird die Werbetrommel für den Festkommers<br />
am Freitagabend gerührt. Die Stimmung<br />
steigt und wenig später werden studentische<br />
Gassenhauer <strong>in</strong>toniert. Teils<br />
unterrepräsentiertes Gesangstalent wird<br />
gekonnt durch Lautstärke überspielt. So<br />
plätschert der Abend dah<strong>in</strong> und endet für<br />
alle auf dem <strong>Münster</strong>schen <strong>Unitas</strong>-Haus.<br />
E<strong>in</strong> verlorener Sohn kehrt zurück<br />
Wirklich für alle? Ne<strong>in</strong>. Bei der Bestandsaufnahme<br />
am nächsten Morgen<br />
ergibt die Inventur e<strong>in</strong>en Fehlbetrag von<br />
e<strong>in</strong>em Unitarier. Gegen zwölf taucht dann<br />
das verlorene Schaf wieder auf. Die Sonnenbrille<br />
lässig auf der Nase, die Haare frisch<br />
gewaschen und breit gr<strong>in</strong>send. „Na, da seid<br />
Ihr ja. Gut geschlafen?“ Der junge Student<br />
blickt <strong>in</strong> die erstaunten Gesichter der Übrigen.<br />
„Ist schon e<strong>in</strong> Schock: Du wachst auf,<br />
fragst Dich, wo b<strong>in</strong> ich und vor allem,<br />
warum liegt da e<strong>in</strong>e Rechnung von 80 Euro<br />
auf dem Nachtisch.“ Der Kölner-Student<br />
hatte am vorherigen Abend die Orientierung<br />
verloren und daraufh<strong>in</strong> kurzerhand<br />
beschlossen, <strong>in</strong>s Conti am Bahnhof e<strong>in</strong>zuchecken.<br />
„Aber alle<strong>in</strong>e für das Frühstücksbuffet<br />
hat es sich gelohnt.“<br />
Wenig später trudeln die ersten Unitarier<br />
<strong>in</strong> der Jugendherberge am Aasee e<strong>in</strong>.<br />
Die Bundesbrüder aus Karlsruhe strahlen<br />
dem Begrüßungskomitee entgegen. Der<br />
Umschlag mit Programmheft, Namensschild,<br />
Kugelschreiber und Ansteck-P<strong>in</strong><br />
wechselt gegen Unterschrift den Besitzer.<br />
Jetzt also beg<strong>in</strong>nt die <strong>Generalversammlung</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Münster</strong>. Bei strahlendem Sonnensche<strong>in</strong><br />
füllen sich rasch die Bänke vor der Jugendherberge.<br />
Mit Blick auf das gleißend hell<br />
glitzernde Wasser des Aasees werden die<br />
ersten Willkommensdr<strong>in</strong>ks verzehrt. Währenddessen<br />
fallen sich immer wieder alte<br />
Bekannte um den Hals. E<strong>in</strong> Bundesbruder,<br />
zwei Köpfe kle<strong>in</strong>er als se<strong>in</strong> Gegenüber, haut<br />
diesem kräftig auf die Schulter: „Du bist<br />
auch da? Ja wie cool ist das denn?“ So sieht<br />
wahre unitarische Wiedersehensfreude aus.<br />
Zeitgleich treffen nach und nach im<br />
Stadthotel die Hohen Damen und Alten<br />
Herren des <strong>Unitas</strong>-Verbandes e<strong>in</strong>. Bei der<br />
älteren Generation geht es etwas gediegener<br />
zu als <strong>in</strong> der Jugendherberge. Nichtsdestotrotz<br />
wird sich hier auch über bekannte<br />
Gesichter gefreut. Mit großer Übersicht<br />
und aller Gelassenheit sorgt die Verbands-<br />
Stillleben mit der Aktivitas der UNITAS W<strong>in</strong>fridia <strong>Münster</strong>.<br />
sekretär<strong>in</strong>, Frau Marianne Hübers, für das<br />
Verteilen der GV-Unterlagen. Es wird gescherzt<br />
und geschwätzt.<br />
Zunehmend füllt sich der E<strong>in</strong>gangsbereich<br />
des Tagungshotels und auch die<br />
Bundesschwestern und Bundesbrüder aus<br />
der Jugendherberge gesellen sich dazu.<br />
Durch die Gespräche liegt, wie bei e<strong>in</strong>em<br />
Bienenschwarm, e<strong>in</strong> Summen <strong>in</strong> der Luft,<br />
das immer lauter wird je mehr GV-Teilnehmer<br />
das Hotel betreten. Gleich startet<br />
die erste Plenarsitzung. Klar, die will ke<strong>in</strong>er<br />
verpassen!<br />
Die blauen Stoffstühle im Plenarsaal<br />
stehen bereits <strong>in</strong> Reihe und Glied. Mit Blickrichtung<br />
auf das Podium. Die Platzschilder<br />
verraten bereits die Sitzaufteilung. In der<br />
Mitte der GV-Präside, um ihn herum der<br />
VOP, die HDB- und AHB-Vorsitzenden, der<br />
VGF und die GV-Protokollanten. Um kurz<br />
nach 2 nehmen die Ersten Platz. Markus<br />
Ehrlich, e<strong>in</strong> Student <strong>in</strong> dunklem Anzug mit<br />
p<strong>in</strong>k-grau-gestreifter Krawatte, unterhält<br />
sich mit dem e<strong>in</strong>en Kopf kle<strong>in</strong>eren Dieter<br />
Krüll. Der GV-Präside spricht zusammen mit<br />
dem Verbandsgeschäftsführer die letzten >><br />
unitas 3/2012 191
GV-Präside Markus Ehrlich (2. v. l<strong>in</strong>ks) trifft vor Beg<strong>in</strong>n der GV letzte Absprachen mit<br />
Verbandsgeschäftsführer Dieter Krüll (vorne rechts) und VOP Kilian Schmiz (l<strong>in</strong>ks).<br />
Fe<strong>in</strong>heiten ab. Dann geht es los. Der gut gefüllte<br />
Saal kommt langsam zur Ruhe.<br />
Vom bunten Sitzungsgeschehen bekommen<br />
die Aktiven des GV-Ausrichters, der<br />
<strong>Unitas</strong> W<strong>in</strong>fridia, nichts mit. Möbel werden<br />
gerückt, Gläser geschleppt und e<strong>in</strong>e große<br />
Musikanlage <strong>in</strong>stalliert. Morgen soll hier, im<br />
Dondersheim, schließlich der Ausklang des<br />
Festkommerses stattf<strong>in</strong>den. Benannt nach<br />
dem <strong>Münster</strong>aner Professor für Homiletik,<br />
Adolf Donders, ist das Haus seit 1971 die<br />
Heimat der beiden Aktivitates, der W<strong>in</strong>fridia<br />
und der Rolandia. Die W<strong>in</strong>friden s<strong>in</strong>d gut<br />
beschäftigt. Während die e<strong>in</strong>en auf dem<br />
Haus schleppen, warten die anderen <strong>in</strong> der<br />
Jugendherberge auf die letzten ankommenden<br />
Aktiven. Kurz nach der Ankunft der<br />
Osnabrücker Sugambern geht’s zur Begrüßungsmesse<br />
<strong>in</strong> die gut gefüllte St. Petri-<br />
192<br />
unitas 3/2012<br />
Kirche, Heimat der Katholischen Hochschulgeme<strong>in</strong>de<br />
<strong>in</strong> <strong>Münster</strong>.<br />
Wenig später: Die Zweimann-Combo<br />
Jaxmann spielt gerade „In the Summertime“.<br />
Die Kachun mischt sich <strong>in</strong> der lauen<br />
Frühl<strong>in</strong>gsluft mit der Gitarre und säuselt<br />
h<strong>in</strong>über zu den Bierbänken. Die blau-weißen<br />
Tischdecken passen zur sommerlichen<br />
Biergartenatmosphäre. Im Außenbereich<br />
des „Kruse Baimken“ direkt am Aasee f<strong>in</strong>det<br />
der Begrüßungsabend statt. Hohe Damen<br />
und Alte Herren mischen sich mit Aktiven.<br />
Die getrennte Ankunftsfreude weicht e<strong>in</strong>er<br />
generationenübergreifenden Begrüßung.<br />
Nach e<strong>in</strong>iger Zeit kommt zu dem Gesang<br />
des Duos das studentische Lied „Cerevisiam<br />
bibunt hom<strong>in</strong>es“. Die ersten Zipfeltausche<br />
f<strong>in</strong>den statt und vermischen sich mit dem<br />
Gute Stimmung beim Begrüßungsabend im Ausflugsrestaurant „Kruse Baimken“ am Aasee.<br />
Geburtstagsständchen für e<strong>in</strong>en Bundesbruder<br />
am anderen Ende des Biergartens.<br />
Hier wird die volle Vielfalt des Verbandes<br />
sichtbar. Viele verschiedene Menschen, jung<br />
und alt, aus ganz Deutschland für e<strong>in</strong><br />
Wochenende zusammengekommen.<br />
Kurz darauf kl<strong>in</strong>gelt das Handy. 1 Uhr 20.<br />
Per WhatsApp fliegt virtuell e<strong>in</strong> Bild here<strong>in</strong>.<br />
15 Unitarier<strong>in</strong>nen und Unitarier e<strong>in</strong>gehüllt<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e rotgold-schwarz-rotgoldene Fahne,<br />
e<strong>in</strong>em Souvenir, welches der AMB (Akademisch<br />
Musikalischer Bund) Ingvaeonia<br />
freundlicher Weise, mehr oder weniger freiwillig,<br />
den Bundesgeschwistern übertragen<br />
hat. Die Szenerie, wie sich die jungen<br />
Student<strong>in</strong>nen und Studenten <strong>in</strong> Herrscherpose<br />
ablichten lassen, er<strong>in</strong>nert an Fotos von<br />
Befreiern, die Demokratie und Frieden versprechen.<br />
Zwei Frauen-Vororte <strong>in</strong> Folge<br />
Der nächste Tag beg<strong>in</strong>nt früh. Sehr früh.<br />
Für 9 Uhr 30 ist Plenarsitzung Nummer zwei<br />
angesetzt. Überraschend viele Aktive s<strong>in</strong>d<br />
im Tagungshotel vertreten – dafür, dass<br />
man die meisten von ihnen noch gestern <strong>in</strong><br />
den Kneipen des nächtlichen <strong>Münster</strong>s<br />
angetroffen hat. Das alle<strong>in</strong>e ist aber wohl<br />
eher nicht der Grund, warum sich um 11 Uhr<br />
43 die Meisten die Augen reiben. Weniger<br />
Übermüdung als vor allem Verwunderung<br />
macht sich breit. Nachdem die <strong>Unitas</strong><br />
Elisabetha Thur<strong>in</strong>gia aus Marburg zum<br />
neuen Vorort gewählt wurde, stellt sich mit<br />
den Heidelberger Mädels um Camilla<br />
Br<strong>in</strong>ker gleich e<strong>in</strong> zweiter Student<strong>in</strong>nen-<br />
Vere<strong>in</strong> für das Jahr 2013/2014 zum Vorort zur<br />
Wahl. Und so ist nicht nur die Vorortsfrage<br />
für zwei Jahre geklärt, sondern <strong>in</strong> den kommenden<br />
beiden Jahren gibt es geballte<br />
Frauen-Power im Verband. Da kann man<br />
schon mal überrascht se<strong>in</strong>.<br />
Sankt Mart<strong>in</strong> auf vier Rädern<br />
Während die GV-Sitzungen laufen, startet<br />
vor dem Hotel die Stadtrundfahrt. Die
Türen des Busses schließen zischend. E<strong>in</strong><br />
letzter Blick des Fahrers über die Schulter<br />
und langsam setzt sich das Gefährt <strong>in</strong><br />
Bewegung. E<strong>in</strong>mal rund um <strong>Münster</strong>. Vier<br />
Mädels hasten die Straße entlang. Auch sie<br />
wollen <strong>Münster</strong> sehen. Auch sie sollten<br />
eigentlich <strong>in</strong> diesem Bus sitzen. Außer Puste<br />
stehen sie an der Stelle, wo noch vor wenigen<br />
Augenblicken zig Unitarier<strong>in</strong>nen und<br />
Unitarier den Bordste<strong>in</strong> bevölkerten. E<strong>in</strong><br />
Bundesbruder, der die Szenerie beobachtet<br />
hat, gibt ihnen den Tipp, es am Domplatz zu<br />
probieren. Dort halten die Stadttouren.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs leider die des falschen Veranstalters,<br />
wie sich herausstellt. Die Mädels<br />
reden jedoch auf den Fahrer e<strong>in</strong> und klagen<br />
ihm ihr Leid.„Wir s<strong>in</strong>d extra wegen der Stadt<br />
hier nach <strong>Münster</strong> gekommen und jetzt<br />
das.“ Es war wohl das Glitzern e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en<br />
Träne <strong>in</strong> den Augen der Bundesschwestern,<br />
welches den St. Mart<strong>in</strong> auf vier Rädern dazu<br />
veranlasste, die jungen Damen kostenfrei<br />
mitzunehmen. Na, da sag noch mal jemand,<br />
<strong>Münster</strong>aner seien störrisch.<br />
Zeuge e<strong>in</strong>es ähnlichen Aktes der gelebten<br />
Nächstenliebe wird auch e<strong>in</strong> Marburger<br />
Fux. Verzweifelt irrt dieser umher. Die Info<br />
verpasst, wo es die nächste Nahrungsaufnahmestelle<br />
gibt, wendet er sich verzweifelt<br />
an zwei Alte Herren. Diese erkennen die<br />
missliche Lage und befreien den angehenden<br />
Akademiker aus der drohenden Nahrungsunterversorgung.<br />
Sie laden ihn kurzerhand<br />
auf e<strong>in</strong> Dreigänge-Menü e<strong>in</strong>. Der mit<br />
der Situation vollkommen überforderte Fux<br />
stammelt zur Verabschiedung e<strong>in</strong> Dankeschön.<br />
Die beiden Namen der Wohltäter<br />
sowie deren Vere<strong>in</strong>szugehörigkeit bleiben<br />
unerkannt.<br />
Bischof für e<strong>in</strong>en Abend<br />
Die Kapelle dröhnt, blau-weiß-gold<br />
woh<strong>in</strong> das Auge reicht. Der Festkommers ist<br />
im vollen Gange. Der Präside spricht mit<br />
leicht bebender Stimme die Eröffnungsworte:<br />
„Hiermit eröffne ich, Roman Haupt,<br />
Senior des W.k.St.V. <strong>Unitas</strong> W<strong>in</strong>fridia <strong>Münster</strong><br />
im Sommersemester 2012, den Festkommers<br />
anlässlich der <strong>135.</strong> <strong>Generalversammlung</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Münster</strong>.“ Gelegentlich reißt der<br />
<strong>Münster</strong>aner Theologiestudent se<strong>in</strong>en Blick<br />
weg vom Skript und schaut <strong>in</strong> die Runde.<br />
Gut 400 Gäste bevölkern den großen Saal<br />
der Halle <strong>Münster</strong>land. Unter ihnen e<strong>in</strong><br />
Kard<strong>in</strong>al – um Verwirrung vorzubeugen:<br />
Geme<strong>in</strong>t ist hierbei nicht Bbr. Kard<strong>in</strong>al<br />
Re<strong>in</strong>hard Marx, der erst am folgenden<br />
Abend <strong>in</strong> <strong>Münster</strong> e<strong>in</strong>trifft, sondern e<strong>in</strong> Alter<br />
Herr der <strong>Unitas</strong> W<strong>in</strong>fridia mit selbigem<br />
Biernamen –, e<strong>in</strong> Weihbischof und Bundesbruder<br />
Podl<strong>in</strong>ski. Nach den ersten Strophen<br />
„Gaudeamus igitur“ steigt die Stimmung<br />
und so wird der e<strong>in</strong>e zum Bischof von<br />
<strong>Münster</strong> und der andere zum Pr<strong>in</strong>z. Präside<br />
Roman Haupt spendet Bbr.Wilfried Theis<strong>in</strong>g<br />
– Weihbischof im Bistum <strong>Münster</strong> – kurzerhand<br />
die Bischofsweihe und erhebt Bbr.<br />
Podl<strong>in</strong>ski – ehemaliger Verbandsgeschäfts-<br />
führer – <strong>in</strong> den Kölner Ehrenstand, <strong>in</strong>dem er<br />
ihn mit dem Namen e<strong>in</strong>es bekannten Fußballspielers<br />
begrüßt, der gewisse namentliche<br />
Parallelen aufweist. Schuld für diesen<br />
Fauxpas ist die Word-Autokorrektur. Auch<br />
wenn die Bischofswürde nur e<strong>in</strong>e Laufzeit<br />
von e<strong>in</strong>em Festkommers hat, sorgt diese<br />
noch beim morgendlichen Frühstück von<br />
Kard<strong>in</strong>al Marx, Bischof Genn – dem eigentlichen<br />
Bischof von <strong>Münster</strong> – und „Bischof“<br />
Theis<strong>in</strong>g am Sonntagmorgen für e<strong>in</strong> herzliches<br />
Amüsement.<br />
E<strong>in</strong>e große Menschentraube drängt<br />
durch e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Tür. Alle haben nur e<strong>in</strong> Ziel:<br />
Den Wertmarkenstand. Auf dem Dondersheim<br />
kl<strong>in</strong>gt der Festkommers aus. Während<br />
die e<strong>in</strong>en versuchen das Innere der unitarischen<br />
Heimat zu erreichen, bleiben<br />
andere seelenruhig vor dem Haus stehen.<br />
Beherzt tritt e<strong>in</strong> Alter Herr der W<strong>in</strong>fridia aus<br />
der Tür. In se<strong>in</strong>er Hand e<strong>in</strong>e Rolle Wertmarken.<br />
E<strong>in</strong> zweiter Verkauf ist eröffnet und<br />
das Nadelöhr am Wertmarkenstand löst<br />
sich langsam auf. Bis tief <strong>in</strong> die Nacht bevölkern<br />
die Gäste aus ganz Deutschland das<br />
Haus <strong>in</strong> der Gasselstiege. E<strong>in</strong> Umstand, welcher<br />
der W<strong>in</strong>fridia am nächsten Tag e<strong>in</strong> nettes<br />
Schreiben e<strong>in</strong>es hier anonym gehaltenen<br />
Nachbars e<strong>in</strong>brachte: „Die Gasselstiege<br />
ist, nebenbei gesagt, ke<strong>in</strong>e verkappte<br />
Reeperbahn.“ Danke für diesen H<strong>in</strong>weis,<br />
dabei haben sich die Hamburger doch hier<br />
so wohl gefühlt.<br />
Fußball oder Festball<br />
Am nächsten Tag stand e<strong>in</strong>e große<br />
Entscheidung an: Fußball oder Festball?<br />
E<strong>in</strong>e Frage, bei der sich viele Aktive für den<br />
Ball aus Leder entschieden. Aber bei weitem<br />
nicht alle.<br />
Fe<strong>in</strong> im Anzug mit Krawatte sitzen acht<br />
W<strong>in</strong>friden um den großen, runden Holztisch<br />
<strong>in</strong> der Halle <strong>Münster</strong>land. In der Mitte<br />
e<strong>in</strong>e Rose. Nach anfänglicher Zurück-<br />
haltung wird die Stimmung immer prächtiger.<br />
E<strong>in</strong>e Bierspende vom Verbandsgeschäftsführer<br />
Bbr. Dieter Krüll für die<br />
Aktivitas. Dann spielt vorne die Band „Ai Se<br />
Eu Te Pego“ – wohl besser bekannt unter<br />
„Nossa Nossa“ – von Michel Tel. Die ersten<br />
stehen auf, suchen sich e<strong>in</strong>e Dame und tanzen.<br />
Unterm Tisch blitzt immer wieder das<br />
Display e<strong>in</strong>es Handys auf. Natürlich will<br />
man auch hier auf dem Laufenden bleiben,<br />
was <strong>in</strong> München passiert. 1:0 für den FCB. In<br />
der 83. M<strong>in</strong>ute. Spätestens jetzt wandert<br />
die Aufmerksamkeit stark <strong>in</strong> Richtung<br />
Sportereignis. E<strong>in</strong> tiefes Durchatmen beim<br />
Ausgleich <strong>in</strong> der 88. Vielleicht hätte man<br />
sich doch für den Fernseher entscheiden<br />
sollen. Dann fällt der Blick auf die zwei<br />
Hallentechniker im h<strong>in</strong>teren Teil des Festsaals.<br />
Zwei Bundesbrüder stehen bei ihnen<br />
und schauen auf das Mischpult. Schnell<br />
wird klar, die Technik <strong>in</strong>teressiert die Jungs<br />
Spontan improvisiertes W<strong>in</strong>friden-Ballett beim Festball und heiße Tanze<strong>in</strong>lage von zwei<br />
Bundesschwestern beim anschließenden Ausklang im Dondersheim.<br />
so wenig wie e<strong>in</strong>e Taucherausrüstung <strong>in</strong><br />
der Wüste. Auf e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Bildschirm<br />
wird hier Fußball gezeigt. Ke<strong>in</strong>e zwei M<strong>in</strong>uten<br />
später drängt sich e<strong>in</strong>e riesen Menschentraube<br />
um das Mischpult und alle<br />
schauen das Elferschießen. Der Rest ist<br />
bekannt.<br />
Die Nacht ist kurz und der Festakt früh.<br />
Hunderte von Händen s<strong>in</strong>d geschüttelt und<br />
alle Fotos gemacht. Bbr. Kard<strong>in</strong>al Re<strong>in</strong>hard<br />
Marx stimmt e<strong>in</strong> letztes Mal die Farbenstrophe<br />
se<strong>in</strong>er W<strong>in</strong>fridia an. Dann macht er<br />
sich auf den Weg gen München. Nach dem<br />
verlorenen F<strong>in</strong>ale am gestrigen Samstag,<br />
steht für ihn <strong>in</strong> den kommenden Tagen<br />
wohl sehr viel Seelsorge auf dem Programm.<br />
Für die Aktivitas der W<strong>in</strong>fridia geht<br />
es zurück aufs heimische Dondersheim, wo<br />
Grill,Würstchen und Bier auf die Jungs warten.<br />
Es ist geschafft! Die <strong>Generalversammlung</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Münster</strong> ist gestemmt. Und<br />
so liegt Senior Roman Haupt geschafft<br />
aber glücklich auf der Bank vorm <strong>Unitas</strong>-<br />
Haus. Im W<strong>in</strong>friden-Poloshirt bei e<strong>in</strong>em<br />
Nickerchen.<br />
unitas 3/2012 193
<strong>Münster</strong>aner Erklärung gegen politischen Extremismus<br />
„STUDENTEN- UND AKADEMIKERVERBÄNDE STÄRKEN DIE DEMOKRATIE“<br />
MÜNSTER / MARBURG. Der <strong>Unitas</strong>-Verband hat anlässlich se<strong>in</strong>er <strong>135.</strong> <strong>Generalversammlung</strong> <strong>in</strong> <strong>Münster</strong> e<strong>in</strong> deutliches Zeichen gegen<br />
Extremismus <strong>in</strong> Studentenverb<strong>in</strong>dungen und für die Stärkung der Demokratie <strong>in</strong> Deutschland gesetzt. Herzstück der <strong>Münster</strong>aner<br />
Erklärung ist die Selbstverpflichtung, extremistischen politischen Standpunkten entgegenzuwirken, und die Verurteilung jeglicher politisch<br />
motivierten Gewalt. Damit verbunden ist der Aufruf an alle Dachverbände, die Erklärung ebenfalls zu unterzeichnen.<br />
Mit ihren Pr<strong>in</strong>zipien virtus, scientia und<br />
amicitia stehe die <strong>Unitas</strong> für <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären,<br />
generationenübergreifenden Diskurs,<br />
heißt es <strong>in</strong> der Präambel, für die Übernahme<br />
von Verantwortung <strong>in</strong> Staat, Kirche und<br />
Gesellschaft sowie für e<strong>in</strong> weltzugewandtes<br />
Christentum und für den Schutz des Lebens<br />
und der Schöpfung. Diesen Leitl<strong>in</strong>ien und<br />
dem Erbe berühmter Unitarier wie dem EU-<br />
Gründervater Robert Schuman, dem Würzburger<br />
Märtyrer Georg Häfner und den Lübecker<br />
Märtyrern Johannes Prassek und<br />
Eduard Müller verpflichtet, erwachse jedem<br />
Unitarier die Aufgabe, sich gegen Hass und<br />
Gewalt und für Menschenliebe und Gerechtigkeit<br />
e<strong>in</strong>zusetzen. Hier der Wortlaut der<br />
Erklärung:<br />
„Seit jeher waren Universitäten nicht<br />
nur Horte des Wissens, sondern auch Orte,<br />
an denen die Jugend zur Ausbildung für ihr<br />
späteres Wirken <strong>in</strong> Gesellschaft und Staat<br />
zusammenkam. Von überall her strömten<br />
Studenten an die Hochschulen und organisierten<br />
sich <strong>in</strong> Gruppen, den Ursprüngen der<br />
heutigen Studentenverb<strong>in</strong>dungen. Diese<br />
entwickelten sich zum tragenden Element<br />
des studentischen Lebens an den Hochschulen<br />
und waren Heimat für die Neuankömml<strong>in</strong>ge.<br />
Studentische Vere<strong>in</strong>igungen waren jedoch<br />
immer auch geistige K<strong>in</strong>der ihrer Zeit<br />
und somit unmittelbar und mittelbar an<br />
den geistigen, politischen und auch revolutionären<br />
Strömungen jeder Epoche beteiligt.<br />
Sie trugen Aufklärung und Romantik<br />
wie Nationalismus und Liberalismus. Sie<br />
spiegelten den bürgerlichen Konservatismus<br />
um 1900 gleichsam wie die <strong>in</strong>nere<br />
Zerrissenheit des Nachkriegseuropas <strong>in</strong> der<br />
Weimarer Zeit wider.<br />
So bot die Studentenschaft an den deutschen<br />
Hochschulen der nationalsozialistischen<br />
Ges<strong>in</strong>nung e<strong>in</strong>en fruchtbaren Nährboden.<br />
Aber wie <strong>in</strong> allen anderen Schichten<br />
der deutschen Bevölkerung entwickelte sich<br />
<strong>in</strong> der Studentenschaft und <strong>in</strong> den studentischen<br />
Korporationen auch Widerstand. Es<br />
gab <strong>in</strong> den studentischen Verb<strong>in</strong>dungen<br />
Unterstützer, Mitläufer und Gegner des<br />
Nationalsozialismus.<br />
Nach der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges<br />
befanden sich die Korporationen<br />
ebenso wie die gesamte Gesellschaft im<br />
Wiederaufbau. Man besann sich neu auf die<br />
bewährten Werte und geistigen Traditionen<br />
194<br />
unitas 3/2012<br />
VOP Kilian Schmiz begründet die vom Vorort e<strong>in</strong>gebrachte Resolution gegen politischen Extremismus.<br />
der christlichen oder humanistisch-aufklärerischen<br />
Ursprünge.<br />
Die akademischen Studentenverbände<br />
verstehen sich als Geme<strong>in</strong>schaften, die den<br />
Studenten Heimat se<strong>in</strong> und zu ihrer Persönlichkeitsentwicklung<br />
beitragen wollen: Vernunft<br />
und Recht sowie basisdemokratische<br />
Organisation sollen junge Menschen zu verantwortungsbewussten<br />
Mitgliedern unserer<br />
demokratisch verfassten Gesellschaft erziehen.<br />
Im H<strong>in</strong>blick auf Europa als unsere<br />
geistige Heimat sollen sie zu Weltoffenheit<br />
und Toleranz angeleitet werden. Sie sollen<br />
dazu bereit se<strong>in</strong>, gegen jedwede Art von<br />
antidemokratischem und <strong>in</strong>tolerantem<br />
Denken und Handeln deutlich Position zu<br />
beziehen. Dies gilt <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Bezug<br />
auf die Diskrim<strong>in</strong>ierung von Personen aufgrund<br />
von Abstammung, Rasse, Heimat,<br />
Herkunft und Beh<strong>in</strong>derung.<br />
Aus diesem demokratischen Selbstverständnis<br />
heraus wird von allen <strong>in</strong> Studenten-<br />
und Akademikerverbänden organisierten<br />
Korporationen die offene und <strong>in</strong>ten-<br />
sive Ause<strong>in</strong>andersetzung mit Fragen der<br />
Zeit und der Gesellschaft gewünscht und<br />
gefördert. Wer h<strong>in</strong>gegen im Rahmen se<strong>in</strong>er<br />
Mitgliedschaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Korporation extremistische<br />
politische Standpunkte propagiert,<br />
stellt sich außerhalb der Werte und Bestimmungen<br />
se<strong>in</strong>er Korporation. E<strong>in</strong>e Korporation,<br />
die dies zulässt, stellt sich außerhalb<br />
des korporativen Gefüges und somit gegen<br />
ihre eigenen Pr<strong>in</strong>zipien.<br />
Die unterzeichnenden Korporationen<br />
und Verbände verpflichten sich daher, extremistischen<br />
politischen Standpunkten entgegenzuwirken<br />
und verurteilen die Anwendung<br />
jeglicher politisch motivierten Gewalt.<br />
Sie verpflichten sich gemäß ihren Pr<strong>in</strong>zipien,<br />
ihre Mitglieder zu e<strong>in</strong>em gesellschaftlich<br />
verantwortungsvollen Leben anzuhalten.“<br />
Verabschiedet durch die <strong>135.</strong> Generaralversammlung<br />
des <strong>Unitas</strong>-Verbandes.<br />
<strong>Münster</strong>, den 19. Mai 2012<br />
Kilian Schmiz, Vorortspräsident
VOR 50 JAHREN: GRÜNDUNG DER UNITAS STAUFFENBERG IN BERLIN<br />
Der Mauerbau im Spiegel der <strong>Unitas</strong><br />
Mit zahlreichen Sondersendungen und<br />
Dokumentationen wurde vor zwei<br />
Jahren an den Mauerbau am 13. August<br />
1961 und an die Opfer er<strong>in</strong>nert, die an<br />
der <strong>in</strong>nerdeutschen Grenze starben.<br />
Der Blick <strong>in</strong> die Zeit lässt nachspüren,<br />
wie den Menschen damals zumute war<br />
– auch Recherchen <strong>in</strong> der Zeitschrift<br />
des UNITAS-Verbandes lassen ahnen,<br />
welche Emotionen die Ereignisse <strong>in</strong><br />
Berl<strong>in</strong> und quer durch Deutschland auslösten<br />
…<br />
„Der von den Kommunisten seit dem<br />
13. August dieses Jahres verschärft geführte<br />
Kalte Krieg hat uns noch e<strong>in</strong>mal, sofern dies<br />
überhaupt noch notwendig war, mit letzter<br />
Klarheit dies e<strong>in</strong>e vor Augen geführt: daß<br />
nämlich die Weltrevolution das oberste Ziel<br />
aller bolschewistischen Tätigkeit ist und bleiben<br />
wird.“<br />
In <strong>Münster</strong> übernahm am 8. September 1961 Bbr.<br />
Gerichtsreferendar Hans Janknecht von <strong>Unitas</strong>-<br />
Wik<strong>in</strong>g die Geschäfte des Vorortspräsidenten.<br />
So brachte es am 8. September 1961,<br />
gerade mal drei Wochen nach der <strong>in</strong>nerdeutschen<br />
Grenzziehung, der neu gewählte<br />
Vorortspräsident Hans Janknecht von<br />
UNITAS Wik<strong>in</strong>g bei der Vorortsübergabe <strong>in</strong><br />
<strong>Münster</strong> auf den Punkt. 1 Der spätere<br />
Generalstaatsanwalt <strong>in</strong> Bremen, Jahrgang<br />
1936, fuhr fort:<br />
„Zur Verwirklichung dieses Wunschtraumes,<br />
pseudo-wissenschaftlich fundiert<br />
durch die Behauptung von der zwangsläufigen<br />
und historisch-gesetzmäßigen Entwicklung<br />
zum Kommunismus, brauchen die<br />
Kommunisten die verschiedenartigsten,<br />
wahrhaft diabolischen Mittel: Krieg und<br />
Propaganda, Schmeichelei und Terror, E<strong>in</strong>schüchterung<br />
und Sabotage, Hetze und<br />
Versprechungen. Viele s<strong>in</strong>d schon irre geworden,<br />
viele andere werden noch darauf here<strong>in</strong>fallen.<br />
Wie die kommunistische Wirklichkeit<br />
beschaffen ist, hat e<strong>in</strong> Viertel aller<br />
Deutschen seit 16 Jahren am eigenen Leibe<br />
spüren müssen und spürt es heute noch viel<br />
schlimmer. Steigende Flüchtl<strong>in</strong>gszahlen<br />
haben e<strong>in</strong>e beredte Sprache von politischer<br />
und menschlicher Unfreiheit, von geistiger<br />
und seelischer Not gesprochen, von der<br />
Unterdrückung der Kirche und der Verfolgung<br />
ihrer Anhänger.“<br />
„Lockungen des<br />
östlichen Sirenengesangs“<br />
Auch viele der jungen Völker Afrikas und<br />
Asiens, so der neu gekürte und auf die unitarischen<br />
Prizipien vereidigte VOP, drohten<br />
„den Lockungen des östlichen Sirenengesangs<br />
zu erliegen“ – dies nicht ohne die<br />
Schuld der Europäer, die den Menschen dieser<br />
Erdteile jahrhundertelang und zum Teil<br />
noch heute „e<strong>in</strong> Christentum vorgelebt<br />
haben und vorleben, das mit dem Willen<br />
unseres Herrn nicht das Ger<strong>in</strong>gste mehr zu<br />
tun hat“, er<strong>in</strong>nerte Janknecht an die damals<br />
aktuelle Situation <strong>in</strong> Südafrika, Angola und<br />
Algerien.<br />
„Auch unser eigenes Volk ist schuldbeladen:<br />
Es hat e<strong>in</strong>en Hegel, e<strong>in</strong>en Nietzsche und<br />
e<strong>in</strong>en Karl Marx hervorgebracht. Vor 28<br />
Jahren versprach man uns e<strong>in</strong> Tausendjähriges<br />
Reich und heute das Paradies auf<br />
Erden und me<strong>in</strong>t damit nichts anderes als<br />
die Entchristlichung unseres Volkes. Wir müssen<br />
klar erkennen, daß der <strong>in</strong> Westdeutschland<br />
grassierende Materialismus die<br />
Vorstufe zum dialektischen Materialismus<br />
ist. – Die Gefahren lauern nicht mehr vor<br />
unserer Tür, sie s<strong>in</strong>d bereits mitten unter uns!<br />
In dieser äußeren und <strong>in</strong>neren Gefahrensituation<br />
gilt es für uns Unitarier, alle<br />
Abwehrkräfte zu mobilisieren. Es erweist sich<br />
dabei als Vorteil, daß wir geschlossen als<br />
„Verband“ auftreten können. Die Pflege des<br />
Verbandspr<strong>in</strong>zips, die Koord<strong>in</strong>ierung der e<strong>in</strong>zelnen<br />
Vere<strong>in</strong>e und ihre Ausrichtung auf e<strong>in</strong>e<br />
e<strong>in</strong>heitliche L<strong>in</strong>ie ist darum wichtiges<br />
Anliegen auch des neuen Vororts. Der<br />
Gegner, der uns <strong>in</strong> der Gestalt des westlichen,<br />
des praktischen Materialismus und <strong>in</strong> der des<br />
dialektischen Materialismus gegenübertritt,<br />
darf nicht unterschätzt werden. Er muß klar<br />
erkannt und entlarvt werden.“<br />
Damit verwies Bbr. Janknecht auf die <strong>in</strong><br />
der <strong>Unitas</strong> von Beg<strong>in</strong>n an üblichen wissenschaftlichen<br />
Sitzungen. Sie seien hierfür e<strong>in</strong><br />
hervorragendes Mittel, um e<strong>in</strong>e fundierte<br />
Me<strong>in</strong>ung über wichtige Fragen der Zeit zu<br />
vermitteln und zugleich <strong>in</strong> die Kunst des<br />
wissenschaftlichen Diskutierens e<strong>in</strong>zuführen,<br />
betonte er und plädierte für e<strong>in</strong>e<br />
Stärkung dieses Profils. Zudem sprach er<br />
sich für e<strong>in</strong>e aktivere Mitarbeit des katholischen<br />
Akademikers <strong>in</strong> der Kirche und <strong>in</strong><br />
den katholischen Organisationen aus, für<br />
großzügiges Teilnehmenlassen der Menschen<br />
<strong>in</strong> Afrika und Asien am westlichen<br />
Überfluss und für e<strong>in</strong>e Intensivierung des<br />
religiösen Lebens <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Vere<strong>in</strong>en.<br />
Mit allen ihm zur Verfügung stehenden<br />
Kräften verspreche der neue Vorort<br />
<strong>Unitas</strong>-Wik<strong>in</strong>g, se<strong>in</strong>en bescheidenen<br />
Beitrag zur Erreichung der gesteckten Ziele<br />
zu leisten, erklärte der VOP. >><br />
Bbr. Verbandsgeschäftsführer Dr. Florian verpflichtet<br />
den neuen Vorortspräsidenten Bbr.<br />
Gerichtsreferendar Hans Janknecht bei der<br />
Vorortsübergabe mit Handschlag auf die<br />
Satzung des Verbandes.<br />
Der neue Vorortsausschuss von <strong>Unitas</strong>-Wik<strong>in</strong>g<br />
unitas 3/2012 195
Die westdeutschen Universitäten und Hochschulen mit den Wissenschafts<strong>in</strong>stitutionen,<br />
aus: <strong>Unitas</strong>, 6/1962, S. 125<br />
E<strong>in</strong>deutigen Bezug nahm se<strong>in</strong>e Weihnachtsbotschaft<br />
1961 auf die Ereignisse: Die<br />
Liebe des Herrn übersteige die Verhärtung<br />
der Herzen und überw<strong>in</strong>de alle künstlichen<br />
Grenzen, Mauern und Barrikaden, betonte<br />
Bbr. Hans Janknecht – „weil sie alle erreicht,<br />
sofern sie nur „guten Willens s<strong>in</strong>d“.<br />
Der Zukunft solle man „vertrauensvoll<br />
entgegensehen, <strong>in</strong>dem wir uns zwar der<br />
Gefährlichkeit der augenblicklichen politischen,<br />
sozialen und geistigen Situation bewußt<br />
s<strong>in</strong>d, aber gleichzeitig gewillt s<strong>in</strong>d, die<br />
auf uns zukommenden Aufgaben mit allen<br />
uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu<br />
meistern.“ 2<br />
196<br />
unitas 3/2012<br />
„...verbrecherische<br />
Katastrophenpolitik<br />
des Ulbricht-Regimes“<br />
Auch die Vollversammlung des Zentralkomitees<br />
der deutschen Katholiken befasste<br />
sich unter Vorsitz ihres Präsidenten Bbr.<br />
Karl Fürst zu Löwenste<strong>in</strong> unter anderem<br />
mit der kirchlichen Lage <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und der<br />
mitteldeutschen Diaspora.<br />
Wie die <strong>Unitas</strong>-Zeitschrift den Sprecher<br />
des Bistums Berl<strong>in</strong> zitierte, habe „die<br />
Zementierung der „Eigenstaatlichkeit“ der<br />
Sowjetzone … mit dem Bau der Betonmauer<br />
quer durch Berl<strong>in</strong> ihren Höhepunkt gefunden<br />
… Dieser angebliche „Sieg des Sozialismus“<br />
sei jedoch nichts anderes, als die brutale<br />
Konsequenz der verbrecherischen Katastrophenpolitik<br />
des Ulbricht-Regimes. Trotz<br />
der Sperrung der Fluchtwege <strong>in</strong> die Freiheit<br />
dürften die Schwierigkeiten der SED-Machthaber<br />
nicht ger<strong>in</strong>ger geworden se<strong>in</strong>. Dafür<br />
gebe es zahlreiche Anzeichen. Mit e<strong>in</strong>er Reihe<br />
neuer Gesetze und Verordnungen sowie<br />
e<strong>in</strong>er Fülle umfassender Aktionen werde<br />
jetzt die Entwicklung der Sowjetzone zum<br />
weltanschaulichen Totalstaat vorangetrieben.<br />
Besonders kennzeichnend für die Rücksichtslosigkeit<br />
der angewandten Methoden,<br />
seien die zwangsweisen Deportationen und<br />
Evakuierungen sowie die „Aktionen der<br />
Arbeiterfaust“, bei denen sogenannte<br />
„Unbelehrbare“ nach öffentlicher Diffamierung<br />
brutal zusammengeschlagen werden.“<br />
Dadurch habe sich die Situation der<br />
Christen <strong>in</strong> Ostberl<strong>in</strong> und der Sowjetzone<br />
erheblich verschlechtert, <strong>in</strong>sbesondere aufrechte<br />
Christen würden durch die Gewaltmaßnahmen<br />
betroffen: „E<strong>in</strong> schärferer kirchenpolitischer<br />
Kurs der Zonenmachthaber<br />
sche<strong>in</strong>e greifbar nahe zu se<strong>in</strong>, der Druck auf<br />
kirchliche Kreise wachse ständig. Da fast alle<br />
Verb<strong>in</strong>dungen zum Westen abgeschnitten<br />
seien, mache sich Mutlosigkeit bemerkbar.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs wachse die Teilnahme am<br />
Gottesdienst. Es bleibe die Kraft des Gebetes,<br />
daß wir dieses Stück Zeitgeschichte als<br />
Geschichte unseres Heiles erkennen, die die<br />
Geschichte des Sieges Christi ist.“ 3<br />
Bundesbruder<br />
<strong>in</strong> Ostberl<strong>in</strong> verhaftet<br />
Anfang Februar 1962 traf es den späteren<br />
Bundestagsabgeordneten und Vizepräsidenten<br />
des Deutschen Fußballbundes,
Bbr. Engelbert Nelle, rezipiert 1956 bei<br />
<strong>Unitas</strong> Landshut <strong>in</strong> Köln: Der amtierende<br />
Vorsitzende der Katholischen Deutschen<br />
Studenten-E<strong>in</strong>igung (KDSE) wurde bei<br />
e<strong>in</strong>em Besuch <strong>in</strong> Ostberl<strong>in</strong> festgenommen.<br />
„Die Verhaftung wurde vom Staatssicherheitsdienst<br />
der Sowjetzonen-Regierung<br />
bestätigt, e<strong>in</strong>e Begründung dafür<br />
nicht gegeben“, notierte die Verbandszeitschrift.<br />
Die Studentenschaft Mitteldeutschlands<br />
sei bis 1956 immer offiziell auf den<br />
katholischen Studententagen der KDSE vertreten,<br />
„die damit auf ihre Weise <strong>in</strong> brüderlichem<br />
Geiste der deutschen E<strong>in</strong>heit diente.<br />
Im Dienste e<strong>in</strong>er religiösen Aufgabe verlor<br />
Engelbert Nelle se<strong>in</strong>e Freiheit. Berechtigte<br />
Gründe für se<strong>in</strong>e Festnahme s<strong>in</strong>d nicht ersichtlich.<br />
So hoffen wir auf se<strong>in</strong>e baldige<br />
Rückkehr!“ 4<br />
In e<strong>in</strong>em Bericht über den „Kle<strong>in</strong>en<br />
Studententag“ der KDSE <strong>in</strong> der ersten<br />
Märzwoche <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> hieß es <strong>in</strong> der April-<br />
Ausgabe, die rund 250 katholischen Studenten<br />
aus dem Bundesgebiet seien „gleich zu<br />
Beg<strong>in</strong>n der Tagung mit der brutalen Wirklichkeit<br />
des geteilten Deutschland konfrontiert“<br />
worden. In e<strong>in</strong>er offiziellen Presseerklärung<br />
habe es geheißen, dass sich der<br />
Vorsitzende Nelle seit Anfang Februar<br />
immer noch im Gewahrsam der Zonenbehörden<br />
bef<strong>in</strong>de, ohne dass e<strong>in</strong>e konkrete<br />
Angabe über die Gründe se<strong>in</strong>er Verhaftung<br />
erfolgt wäre: „Vielleicht trug gerade diese<br />
traurige Meldung, die <strong>in</strong> der gesamten<br />
bundesdeutschen Presse erschien, mit dazu<br />
bei, daß die Teilnehmer am Studententag ihre<br />
Berl<strong>in</strong>er Umgebung plötzlich mit ganz anderen<br />
Augen erblickten als noch wenige<br />
Stunden zuvor.“ In e<strong>in</strong>em Wort von Bürgermeister<br />
Amrehn beim Eröffnungsempfang<br />
habe dieser die Verpflichtung der jungen<br />
Menschen unterstrichen, „Brücken über<br />
Mauer und Stacheldraht zu schlagen und so<br />
den Landsleuten <strong>in</strong> Mitteldeutschland wieder<br />
Mut und Zuversicht zu geben.“ 5<br />
„Den anderen schnürte es<br />
die Kehle zusammen …“<br />
Der Bericht fährt fort: „Auch die Fahrt<br />
entlang der Mauer hatte e<strong>in</strong>en anderen S<strong>in</strong>n<br />
als der vielfach handelsüblich gewordene<br />
„Mauer-Tourismus“. Angesichts der verwelkten<br />
Kränze auf dem Pflaster der Bernauer<br />
Straße, von denen jeder e<strong>in</strong> Mahnmal für e<strong>in</strong><br />
s<strong>in</strong>nlos geopfertes Menschenleben ist, schüttelten<br />
unsere farbigen Kommilitonen, die<br />
mit uns nach Berl<strong>in</strong> gekommen waren, fassungslos<br />
den Kopf.<br />
Den anderen, die seit dem 13. August zum<br />
ersten Male hier standen, schnürte es die<br />
Kehle zusammen. Sie alle dachten <strong>in</strong> diesem<br />
Augenblick an die unzähligen Kommilitonen,<br />
die h<strong>in</strong>ter dieser Trennwand leben müssen,<br />
aber auch an die, denen die Mauer zum<br />
Verhängnis wurde. Daß mancher Gedanke<br />
dem verhafteten Vorsitzenden „drüben“ galt,<br />
lag gerade hier nahe. Am gleichen Abend<br />
fanden sich die katholischen Studenten zu<br />
e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Betstunde <strong>in</strong> St. Ansgar<br />
im Hansa-Viertel e<strong>in</strong> und dokumentierten<br />
auf diese Weise, daß es für Glauben, Gebet<br />
und Fürbitten ke<strong>in</strong>e Willkürgrenzen geben<br />
kann.“<br />
Nach Beschluss der Tagung zum 15. Jahr<br />
ihres Bestehens richtete die KDSE e<strong>in</strong>en<br />
Ausschuss e<strong>in</strong>, um „e<strong>in</strong>en entscheidenden<br />
Schritt zur Belebung und Konzentrierung<br />
der Bemühungen um e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitlich konzipierte<br />
Gesamtdeutsche Arbeit“ zu tun.<br />
Vorstand und Vertretertag wurden beauftragt,<br />
die Möglichkeiten zur E<strong>in</strong>richtung<br />
e<strong>in</strong>es Berl<strong>in</strong>er KDSE-Hauses zu sondieren.<br />
Der ehemalige KDSE-Generalsekretär He<strong>in</strong>z<br />
D. Thiel sollte als „Berl<strong>in</strong>-Referent“ ständig<br />
für die Durchführung von Berl<strong>in</strong>-Tagungen<br />
mit gesamtdeutschen Themen zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Der frühere KDSE-Vorsitzende Dr.<br />
Servatius betonte bei der abschließenden<br />
Festakademie im Otto-Suhr-Institut die<br />
Gültigkeit der studentischen E<strong>in</strong>igung von<br />
1947 und des „Hardehausener Grundgesetzes“,<br />
dass sich die „Frontgeneration“ der<br />
katholischen Studentenschaft damals als<br />
Satzung gab: Aus ihr, so der Bericht, „datiert<br />
das unbed<strong>in</strong>gte Verantwortungsgefühl für<br />
den Nächsten, sei es im hochschulpolitischen<br />
Raum, <strong>in</strong> der Entwicklungshilfe, <strong>in</strong> den mannigfachen<br />
sozialen E<strong>in</strong>richtungen, oder sei<br />
es angesichts der Mauer, die manchen<br />
allerletzten Kontakt mit ..drüben“ so jäh<br />
abgeschnitten hatte. Dr. Servatius kleidete<br />
die Verpflichtung der KDSE abschließend <strong>in</strong><br />
die Worte: damit wir den Brüdern und<br />
Schwestern <strong>in</strong> der Zone nichts schuldig<br />
bleiben!“<br />
UNITAS Stauffenberg: Neuer<br />
Berl<strong>in</strong>er Vere<strong>in</strong> gegründet<br />
Kurz darauf schritt die <strong>Unitas</strong> Berl<strong>in</strong> zur<br />
Tat: Im September 1962 berichtete die<br />
Verbandszeitschrift über das Publikationsfest<br />
e<strong>in</strong>es zweiten <strong>Unitas</strong>-Vere<strong>in</strong>s am Ort,<br />
dessen studentische Mitglieder e<strong>in</strong>en programmatischen<br />
Namen für die Neugründung<br />
wählten.<br />
Sie nannten ihn nach dem Hitler-<br />
Attentäter Claus Philipp Maria Schenk Graf<br />
von Stauffenberg (* 15. November 1907 <strong>in</strong><br />
Jett<strong>in</strong>gen), der Offizier der deutschen<br />
Wehrmacht und während des Zweiten<br />
Weltkrieges e<strong>in</strong>e der zentralen Figuren des<br />
militärischen Widerstandes gegen den<br />
Nationalsozialismus gewesen war. Er hatte<br />
das misslungene Attentat auf Adolf Hitler<br />
vom 20. Juli 1944 ausgeführt und war als<br />
Stabschef beim Befehlshaber des Ersatzheeres<br />
entscheidend an der anschließenden<br />
„Operation Walküre“ beteiligt. Nach<br />
dem Versuch e<strong>in</strong>es Staatsstreiches war er –<br />
18 Jahre zuvor – am 21. Juli 1944 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />
h<strong>in</strong>gerichtet worden.<br />
Claus Schenk Graf von Stauffenberg,<br />
Büste von Frank Mehnert (1930)<br />
Als „W.K.St.V. <strong>Unitas</strong>-Stauffenberg zu<br />
Berl<strong>in</strong>“ wurde der neue Vere<strong>in</strong> am 5. Juli<br />
1962 im Rahmen e<strong>in</strong>es Festaktes im<br />
Pfarrsaal von St. Ansgar im Hansaviertel<br />
publiziert:<br />
„Von allen Rednern wurde die aktuelle<br />
Akzentsetzung des Programms der neuen<br />
Korporation hervorgehoben: <strong>Unitas</strong> Stauffenberg<br />
zu Berl<strong>in</strong> – das bedeutet e<strong>in</strong>mal die<br />
permanente Verpflichtung des verantwortungsbewußten<br />
Akademikers zur Wachsamkeit,<br />
das bedeutet Opfer und E<strong>in</strong>satz zu<br />
jeder Zeit und an jedem Ort, wo das Bild des<br />
Menschen verletzt und se<strong>in</strong>e Würde zerstört<br />
wird. Das verlangt weiterh<strong>in</strong> Mitarbeit am<br />
kulturellen, hochschulpolitischen und politischen<br />
Leben, Verankerung im christlichen<br />
Glaubensgut, Schutz des Christentums vor<br />
liberalen und materialistischen E<strong>in</strong>flüssen. …<br />
Bezeichnend war die positive Haltung der<br />
Altherrenschaft zu dieser Weise der Selbstorientierung<br />
<strong>in</strong> unserer Zeit: zu der E<strong>in</strong>sicht,<br />
daß <strong>in</strong> der speziellen Berl<strong>in</strong>er Situation der<br />
Berl<strong>in</strong>er <strong>Unitas</strong> besondere Aufgaben gestellt<br />
s<strong>in</strong>d, und zu der Notwendigkeit des Engagements<br />
für unsere Stadt. <strong>Unitas</strong> Stauffenberg<br />
zu Berl<strong>in</strong> – das verlangt von uns: Willen zur<br />
Mitverantwortung und Mitgestaltung der<br />
Zukunft im politischen Kräftespiel, Vertretung<br />
e<strong>in</strong>es echten wissenschaftlichen<br />
Anliegens, Ause<strong>in</strong>andersetzung mit jeder<br />
aktuellen Problematik unserer Zeit.“ 6 >><br />
unitas 3/2012 197
„Gottfe<strong>in</strong>dliches<br />
System aufgebaut“<br />
Mit bewusstem Verzicht auf e<strong>in</strong>en<br />
Festkommers wurde an den Anfang des<br />
Publikationsfestes e<strong>in</strong> Festgottesdienst<br />
gesetzt – nichts Zufälliges, wie man betonte,<br />
sondern Ausdruck dafür, dass an den<br />
Anfang des unitarischen Vere<strong>in</strong>slebens die<br />
B<strong>in</strong>dung an Gott zu stellen sei und von dieser<br />
Haltung das künftige Vere<strong>in</strong>sleben<br />
getragen werden soll: „Die besondere<br />
Situation <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, an dessen Grenze sich<br />
nicht nur e<strong>in</strong> gottloses, sondern e<strong>in</strong> gottfe<strong>in</strong>dliches<br />
System aufgebaut hat, gibt<br />
unseren jungen Bundesbrüdern <strong>in</strong> dieser<br />
Stadt Anlaß, im besonderen Maße vom<br />
wesentlichen her ihr Vere<strong>in</strong>sleben aufzubauen.“<br />
Als Vertreter des Verbandsvorstandes nahm<br />
der zukünftige Verbandsgeschäftsführer des UV,<br />
Bbr. Direktor Walter Keller (Würzburg) die Publikation<br />
des W.K.St.V. <strong>Unitas</strong>-Stauffenberg vor.<br />
Bbr. Prälat Dr. A. Wuttke sprach <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Festpredigt über das Verhältnis der <strong>Unitas</strong><br />
zum Nationalsozialismus, schlug e<strong>in</strong>e<br />
Brücke zur Namensgebung des neuen<br />
Vere<strong>in</strong>s, aber auch zum Begriff der <strong>Unitas</strong><br />
und se<strong>in</strong>er Bedeutung gerade <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>: „Es<br />
sei dabei besonders an die E<strong>in</strong>heit der Persönlichkeit,<br />
an die E<strong>in</strong>heit mit der Kirche<br />
und an die E<strong>in</strong>heit des Vaterlandes zu denken“,<br />
die den Bundesbrüdern <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />
„besonders <strong>in</strong> die Seele geschrieben“ sei.<br />
Bbr. Walter Keller, damals designierter<br />
Verbandsgeschäftsführer, äußerte die<br />
Hoffnung, dass die dortige <strong>Unitas</strong> im<br />
unitarischen Raum nicht e<strong>in</strong> Inseldase<strong>in</strong><br />
führe, „sondern eng verbunden ist mit<br />
dem <strong>Unitas</strong>verband und dem unitarischen<br />
Geme<strong>in</strong>schaftsleben der gesamten<br />
<strong>Unitas</strong>.“<br />
Der Name Stauffenberg solle den<br />
jungen Studenten die Pflicht auferlegen,<br />
immer im Leben, auf allen Gebieten, im<br />
wissenschaftlichen, im weltanschaulichen,<br />
im religiösen und im politischen Bereich<br />
198<br />
unitas 3/2012<br />
aktiv zu se<strong>in</strong>, erklärte Ehrenseniors Bbr.<br />
Dr. Tschakert <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Ansprache beim<br />
Festakt:<br />
„Bei Nennung dieses Namens soll der<br />
Aktive wissen, daß es nicht erlaubt ist, kritiklos<br />
mit der Masse mitzulaufen. Dieser Name<br />
soll den Studenten immer sagen, daß sie<br />
nach ihrem christlichen Gewissen ihre<br />
Entscheidungen zu treffen und daß sie auch<br />
dem erkannten Bösen Widerstand zu leisten<br />
haben. Dieser Name soll sie daran er<strong>in</strong>nern,<br />
daß sie jederzeit bereit se<strong>in</strong> müssen, für<br />
Wahrheit und Gerechtigkeit e<strong>in</strong>zutreten und<br />
dafür auch entscheidende Opfer zu br<strong>in</strong>gen.<br />
Und so wollen wir hoffen und wünschen,<br />
daß es dieser neuen studentischen Vere<strong>in</strong>igung<br />
gel<strong>in</strong>gen möge, vor dem H<strong>in</strong>tergrund<br />
der alten Tradition die Rolle zu spielen, die<br />
das Leben von heute von ihr fordert.“<br />
Kranzniederlegung<br />
im Bendlerblock<br />
Mit e<strong>in</strong>er Kranzniederlegung vor dem<br />
Denkmal für die Opfer des 20. Juli <strong>in</strong> der<br />
Stauffenbergstraße bekannten sich die<br />
Studenten und Alten Herren am Publikationstag<br />
nachdrücklich zu deren Gewissensentscheidung.<br />
In se<strong>in</strong>er Ansprache<br />
erklärte Senior Rolf Synwoldt:<br />
„… Wenn wir von der <strong>Unitas</strong>-Stauffenberg<br />
zu Berl<strong>in</strong> diese an unserem Publikationsfest<br />
vornehmen, so stellen wir uns damit<br />
h<strong>in</strong>ter jene Männer des 20. Juli 1944. Wir<br />
s<strong>in</strong>d uns bewußt, daß sie sich zu ihrem<br />
Vorhaben nicht leichtfertig haben h<strong>in</strong>reißen<br />
lassen. Sie standen <strong>in</strong> der Opposition zu dem<br />
damaligen Regime aus der Verantwortung<br />
heraus; e<strong>in</strong>er Verantwortung, die mit <strong>in</strong><br />
ihrem Wissen um die Verwerflichkeit des<br />
Regimes begründet war. Wir wollen uns jene<br />
Gedanken kurz <strong>in</strong>s Gedächtnis zurückrufen,<br />
die Gedanken, die die Opfer des 20. Juli zu<br />
ihrer Tat veranlaßt haben. Ich möchte hier<br />
e<strong>in</strong> Zitat geben:<br />
„Jetzt wird die ganze Welt über uns herfallen<br />
und uns beschimpfen. Aber ich b<strong>in</strong><br />
nach wie vor der felsenfesten Überzeugung,<br />
daß wir recht gehandelt haben. Ich halte<br />
Hitler nicht nur für den Erzfe<strong>in</strong>d Deutschlands,<br />
sondern für den Erzfe<strong>in</strong>d der Welt.<br />
Wenn ich <strong>in</strong> wenigen Stunden vor dem<br />
Richterstuhl Gottes stehen werde, um<br />
Rechenschaft abzulegen über me<strong>in</strong> Tun und<br />
über me<strong>in</strong> Unterlassen, so glaube ich mit<br />
gutem Gewissen das vertreten zu können,<br />
was ich im Kampf gegen Hitler getan habe.<br />
Wenn Gott e<strong>in</strong>st Abraham verheißen hat, er<br />
werde Sodom nicht verderben, wenn auch<br />
nur zehn Gerechte dar<strong>in</strong> seien, so hoffe ich,<br />
daß Gott auch Deutschland um unsertwillen<br />
nicht vernichten wird. Niemand von uns<br />
kann über se<strong>in</strong>en Tod Klage führen. Wer <strong>in</strong><br />
unseren Kreis getreten ist, hat damit das<br />
Nessoshemd angezogen. Der sittliche Wert<br />
e<strong>in</strong>es Menschen beg<strong>in</strong>nt erst dort, wo er<br />
bereit ist, für se<strong>in</strong>e Überzeugung se<strong>in</strong> Leben<br />
h<strong>in</strong>zugeben!“ Die Opfer des 20. Juli haben ihr<br />
Gewissen über ihr Leben gestellt.“<br />
Unitarier h<strong>in</strong>ter der Mauer<br />
Über die Veränderungen, die sich mit<br />
dem Mauerbau für die UNITAS <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />
ergeben hatten, berichtet e<strong>in</strong> weiterer<br />
Artikel von Bbr. Dr. Hans Warren: Der<br />
„Zehnte“, das traditionelle monatliche<br />
Treffen der Berl<strong>in</strong>er Unitarier, konnte nicht<br />
mehr von allen Mitgliedern besucht werden.<br />
Weil se<strong>in</strong>e Kirche und se<strong>in</strong> Pfarrhaus<br />
sich „im Berl<strong>in</strong>er Ostsektor, im sogenannten<br />
„demokratischen“ Berl<strong>in</strong>“, befänden, seien<br />
Besuche für e<strong>in</strong>en Pfarrer unmöglich geworden.<br />
Hier wird auch die Situation der<br />
Kirche <strong>in</strong> der Stadt deutlich:<br />
„Seit dem 13. August 1961 h<strong>in</strong>dert ihn die<br />
Mauer mit Stacheldraht, Westberl<strong>in</strong> zu<br />
betreten. Er und se<strong>in</strong> Kaplan dürfen auch<br />
nicht die im Westberl<strong>in</strong>er Teil se<strong>in</strong>es<br />
Pfarrbezirks wohnenden Geme<strong>in</strong>demitglieder<br />
besuchen. Die Geme<strong>in</strong>deschwester<br />
kann auch nicht mehr zu den Kranken <strong>in</strong><br />
Westberl<strong>in</strong>, und die Eltern <strong>in</strong> Westberl<strong>in</strong> können<br />
ihre K<strong>in</strong>der nicht mehr <strong>in</strong> den<br />
K<strong>in</strong>dergarten jenseits der Sektorengrenze<br />
schicken. Ähnliches gilt für manche andere<br />
Grenzpfarrei. So liegen bei St. Sebastian im<br />
Wedd<strong>in</strong>g Kirche und e<strong>in</strong> großer Teil der Geme<strong>in</strong>de<br />
im Westsektor, während e<strong>in</strong> anderer<br />
Teil im Ostsektor wohnt bzw. wohnte, denn<br />
viele der Ostberl<strong>in</strong>er Gläubigen wurden hier<br />
an der Bernauer Straße aus ihren Grenzwohnungen<br />
evakuiert und <strong>in</strong> andere Teile<br />
der Stadt oder <strong>in</strong> Randgebiete um Berl<strong>in</strong> ausgesiedelt.<br />
Besonders schmerzlich ist es hier,<br />
daß die Westberl<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>deschwestern<br />
die Kranken <strong>in</strong> Ostberl<strong>in</strong> nicht mehr mit<br />
Medikamenten und hochwertigen Nahrungsmitteln<br />
betreuen können.<br />
In der Nähe von St. Sebastian liegt der<br />
St.-Hedwigs-Friedhof, auf dem so viele führende<br />
Persönlichkeiten des katholischen<br />
Berl<strong>in</strong>, so auch die Bischöfe von Preys<strong>in</strong>g und<br />
Weskamm, ferner Dr. Sonnensche<strong>in</strong> und<br />
mancher bedeutende katholische Laie ihre<br />
Ruhe fanden. Der Friedhof selbst liegt im<br />
Ostsektor, die an ihm entlang führende<br />
Liesenstraße im Westsektor. Am 13. August<br />
wurde der E<strong>in</strong>gang der Liesenstraße zugemauert,<br />
so daß der Friedhof von Westberl<strong>in</strong><br />
aus nicht mehr erreichbar ist. Nur durch<br />
Kränze an dem vermauerten E<strong>in</strong>gang konnten<br />
die Westberl<strong>in</strong>er Katholiken zu Allerseelen<br />
ihrem Gedenken Ausdruck geben.“<br />
Besonders schwer betroffen sei die von<br />
der Mauer gespaltene St.-Michael-Geme<strong>in</strong>de,<br />
deren 1861 als zweite katholische Pfarrkirche<br />
<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> nur noch für die Ostberl<strong>in</strong>er<br />
Pfarrk<strong>in</strong>der erreichbar sei. Sie feierte am 26.<br />
Oktober 1961, getrennt im Ostberl<strong>in</strong>er und<br />
Westberl<strong>in</strong>er Teil, ihr hundertjähriges<br />
Bestehen:„Als sich die Gläubigen nach dem
L<strong>in</strong>ks: Kranzniederlegung zur Gründung der <strong>Unitas</strong> Stauffenberg vor dem Denkmal für die Opfer des 20. Juli <strong>in</strong> der Stauffenbergstraße. / Rechts: In der<br />
UNITAS heißt es 1962: „Das Bootshaus der Berl<strong>in</strong>er Unitarier <strong>in</strong> Karol<strong>in</strong>enhof, über das e<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>er Alter Herr auf Seite 185/86 berichtet, verkörpert e<strong>in</strong>es der<br />
schönsten und <strong>in</strong>teressantesten Kapitel unitarischen Lebens <strong>in</strong> der alten Reichshauptstadt. Wann werden unsere Berl<strong>in</strong>er Bbr.Bbr. das heute im<br />
Sowjetsektor gelegene Bootshaus wieder ihr eigen nennen können?“<br />
feierlichen Gottesdienst zuw<strong>in</strong>ken wollten,<br />
wurden sie von der „Volkspolizei“ mit<br />
Tränengaskerzen ause<strong>in</strong>andergetrieben ...“,<br />
zitiert der Bericht aus „Die katholische<br />
Kirche <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und Mitteldeutschland“. (3.<br />
Aufl., Berl<strong>in</strong> 1962, Morus-Verlag)<br />
„… damit ist es nun vorbei.“<br />
Noch etwa 30 Bundesbrüder lebten –<br />
nun durch die Mauer von Westberl<strong>in</strong><br />
getrennt – im Ostsektor und der „DDR“,<br />
berichtet Bbr. Warren 1962:<br />
„Vorher kamen e<strong>in</strong>ige gern zu den<br />
größeren Veranstaltungen der Berl<strong>in</strong>er<br />
<strong>Unitas</strong>, und es war Ehrensache des Kassierers<br />
des AH-Vere<strong>in</strong>s, dafür zu sorgen, daß sie<br />
ihre Ausgaben 1:1 <strong>in</strong> Ostmark bestreiten<br />
konnten. Für die Theologen waren die<br />
Pastoralkonferenzen, die zweimal im Jahr<br />
alle Seelsorger des Bistums <strong>in</strong> Westberl<strong>in</strong> vere<strong>in</strong>igten,<br />
der willkommene Anlaß, um auch<br />
e<strong>in</strong>mal wieder unitarische Geselligkeit zu<br />
genießen.<br />
Dem Vorsitzenden des AH-Zirkels und<br />
AH-Vere<strong>in</strong>s, Oberstaatsanwalt W. Richter,<br />
war es stets e<strong>in</strong> Herzensanliegen, solche<br />
Zusammenkünfte zu organisieren. Für <strong>in</strong><br />
Westdeutschland Lebende ist es schwer<br />
nachzuempf<strong>in</strong>den, was solche Abende für<br />
Menschen bedeuteten, die daheim dem<br />
ständigen Druck e<strong>in</strong>es kommunistischen<br />
und atheistischen Regimes ausgesetzt s<strong>in</strong>d.<br />
Es handelte sich da gar nicht <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />
um materielle Annehmlichkeiten, die<br />
Westberl<strong>in</strong> ihnen bieten konnte, sondern e<strong>in</strong>fach<br />
um das Gefühl, frei zu se<strong>in</strong>, nicht beobachtet,<br />
bespitzelt zu werden, e<strong>in</strong>mal offen<br />
reden zu können über die Probleme, die sie<br />
bedrückten. Damit ist es nun vorbei. Nur der<br />
Bischof von Berl<strong>in</strong>, Erzbischof Bengsch, darf<br />
an e<strong>in</strong>igen Tagen des Monats – und jeweils<br />
nur mit besonderer Erlaubnis – von Ostberl<strong>in</strong><br />
nach Westberl<strong>in</strong> kommen. Für alle anderen<br />
Berl<strong>in</strong>er ist die Mauer e<strong>in</strong>e, unerbittliche<br />
Grenze geworden; wer versucht, sie zu überw<strong>in</strong>den,<br />
riskiert se<strong>in</strong> Leben.<br />
Auch für e<strong>in</strong>en über 80-jährigen Bundesbruder,<br />
der als Witwer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Westberl<strong>in</strong>er<br />
Altersheim lebte, bedeutete die Mauer das<br />
Todesurteil. Seitdem ihn se<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Ostberl<strong>in</strong><br />
lebende e<strong>in</strong>zige Tochter mit ihren K<strong>in</strong>dern<br />
nicht mehr besuchen konnte, ermattete<br />
se<strong>in</strong>e Lebenskraft. Als die Tochter um e<strong>in</strong>en<br />
Passiersche<strong>in</strong> bat, um ihren todkranken Vater<br />
noch e<strong>in</strong>mal sehen zu können, wurde sie vor<br />
die Wahl gestellt: jetzt oder zur Beerdigung.<br />
Aber die Ausstellung des Sche<strong>in</strong>es verzögerte<br />
sich so lange, bis der Vater gestorben war,<br />
und dann erhielt die Tochter nicht e<strong>in</strong>mal die<br />
Erlaubnis, nach Westberl<strong>in</strong> zu kommen, um<br />
ihrem Vater das letzte Geleit zu geben.<br />
Trotz allem aber ist Westberl<strong>in</strong> auch<br />
heute noch e<strong>in</strong> Brückenpfeiler zu den<br />
Brüdern und Schwestern im Osten. Durch<br />
Päckchen und Pakete halten Westberl<strong>in</strong>er<br />
Unitarier die Verb<strong>in</strong>dung aufrecht mit<br />
Bundesbrüdern im Ostsektor und <strong>in</strong> der<br />
Ostzone. Und unsere jungen aktiven westdeutschen<br />
Bundesbrüder <strong>in</strong> den beiden<br />
Berl<strong>in</strong>er <strong>Unitas</strong>-Korporationen können auch<br />
persönliche Kontakte noch pflegen, denn<br />
ihnen ist das Betreten des Ostsektors gestattet.<br />
Manche Hilfe und manchen Trost<br />
konnten sie schon br<strong>in</strong>gen, und vor allem<br />
konnten sie den Bundesbrüdern, die sich<br />
nicht mehr als solche bekennen dürfen, zeigen,<br />
daß man sie <strong>in</strong> Westberl<strong>in</strong> und <strong>in</strong><br />
Westdeutschland nicht vergessen hat und<br />
mit ihnen den Tag der Wiedervere<strong>in</strong>igung<br />
herbeisehnt.“<br />
Die Berl<strong>in</strong>er Mauer „fiel“ <strong>in</strong> der Nacht<br />
vom 9. auf den 10. November 1989, nach<br />
über 28 Jahren ihrer Existenz. Rund 75.000<br />
Menschen mussten sich wegen „Republikflucht“<br />
vor DDR-Gerichten verantworten,<br />
zwischen 136 und 245 Menschen wurden<br />
bei den Versuchen, die rund 170 Kilometer<br />
langen Grenzanlagen <strong>in</strong> Richtung West-<br />
Berl<strong>in</strong> zu überw<strong>in</strong>den, getötet. Die genaue<br />
Zahl der Todesopfer an der Berl<strong>in</strong>er Mauer<br />
ist bis heute nicht bekannt.<br />
Christof Beckmann<br />
Anmerkungen:<br />
1 „Ziele und Vorstellungen des neuen<br />
Vorortes <strong>Unitas</strong>-Wik<strong>in</strong>g“, <strong>in</strong>: <strong>Unitas</strong>,<br />
101. Jg., 10/1961, S. 191<br />
2 „Der Vorort. Liebe Bundesbrüder!, <strong>in</strong>:<br />
<strong>Unitas</strong>, 101. Jg., 12/1961, S. 232<br />
3 „Die Katholiken <strong>in</strong> der Welt von heute.<br />
Vollversammlung des Zentralkomitees<br />
der deutschen Katholiken behandelte<br />
wichtige Zeitfragen“, <strong>in</strong>: <strong>Unitas</strong>, 101. Jg.,<br />
12/1961, S. 237f.<br />
4 „Bbr. Engelbert Nelle <strong>in</strong> Ostberl<strong>in</strong> verhaftet“,<br />
<strong>in</strong>: <strong>Unitas</strong>, 102. Jg., 3/1962, S. 49<br />
5 Rudolf Spiegel: „Hochschulpolitisches<br />
Forum. Gedanken zum „Kle<strong>in</strong>en Studententag<br />
1962“ der KDSE <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>“, <strong>in</strong>:<br />
<strong>Unitas</strong>, 102. Jg., 4/1962, S. 73<br />
6 Im Folgenden: „Publikationsfest des<br />
W.K.St.V. <strong>Unitas</strong>-Stauffenberg zu<br />
Berl<strong>in</strong>“, <strong>in</strong>: <strong>Unitas</strong>, 102. Jg., 9/1962,<br />
S.179<br />
unitas 3/2012 199
Elf neue „Elite-Unis“<br />
BONN. Seit Mitte Mai stehen die Namen<br />
der neuen „Elite-Unis“ fest. Es s<strong>in</strong>d die<br />
Rhe<strong>in</strong>isch-Westfälische Technische Hochschule<br />
(RWTH) Aachen, die Uni Köln, die<br />
Uni Bremen, die Freie Universität sowie<br />
die Humboldt-Universität <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und<br />
die Universitäten <strong>in</strong> München, Heidelberg,<br />
Tüb<strong>in</strong>gen und Konstanz. Sie erhalten<br />
jeweils e<strong>in</strong> zusätzliches Kapital von neun<br />
bis 13 Millionen Euro im Jahr. Über die<br />
Förderungen im Exzellenzwettbewerb entschieden<br />
die Geme<strong>in</strong>same Kommission<br />
der Deutschen Forschungsgeme<strong>in</strong>schaft<br />
und des Wissenschaftsrates sowie die<br />
für Wissenschaft und Forschung zuständigen<br />
M<strong>in</strong>ister des Bundes und der Länder<br />
unter 16 Hochschulen, die sich beworben<br />
hatten.<br />
Mit der 2005 beschlossenen sogenannten<br />
Exzellenz<strong>in</strong>itiative soll der Wissenschaftsstandort<br />
Deutschland ausgebaut<br />
und die <strong>in</strong>ternationale Konkurrenzfähigkeit<br />
der deutschen Hochschulen verbessert<br />
werden. Insgesamt stehen dafür <strong>in</strong> der<br />
zweiten Runde von 2012 bis 2017 2,7<br />
Milliarden Euro zur Verfügung. Bundesbildungsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong><br />
Annette Schavan (CDU)<br />
sieht die Innovationskraft der deutschen<br />
Hochschulen gestärkt. Die Exzellenz<strong>in</strong>itiative<br />
habe die Universitätslandschaft <strong>in</strong><br />
Deutschland zum Positiven verändert und<br />
<strong>in</strong>ternational sichtbarer gemacht, so die<br />
M<strong>in</strong>ister<strong>in</strong>. Von 2012 bis 2017 wird es <strong>in</strong><br />
Deutschland 45 solcher Graduiertenschulen<br />
und 43 Exzellenzcluster an Universitäten<br />
geben.<br />
Über die drei Förderl<strong>in</strong>ien der Exzellenz<strong>in</strong>itiative<br />
werden <strong>in</strong>sgesamt 99 Projekte an<br />
39 Universitäten bezuschusst. Die Kosten<br />
werden zu 75 Prozent vom Bund und zu 25<br />
Prozent vom Trägerland der jeweiligen<br />
Universität übernommen. In e<strong>in</strong>er ersten<br />
Exzellenz-Runde standen für die Hochschulen<br />
von 2006 bis 2012 <strong>in</strong>sgesamt 1,9<br />
Milliarden Euro zur Verfügung. Dabei erhielten<br />
59 Projekte an 32 Universitäten e<strong>in</strong>e<br />
Förderung.<br />
Nicht mehr im Kreis der ausgezeichneten<br />
Hochschulen vertreten s<strong>in</strong>d das<br />
Karlsruher Institut für Technologie und die<br />
Unis Freiburg und Gött<strong>in</strong>gen. Die Unis<br />
Bochum und Ma<strong>in</strong>z schafften es nicht, <strong>in</strong><br />
die Spitzengruppe neu aufzusteigen. Die<br />
Vere<strong>in</strong>te Dienstleistungsgewerkschaft<br />
(ver.di) hatte bereits im Vorfeld der jetzigen<br />
Entscheidung die Fixierung auf wenige<br />
Spitzene<strong>in</strong>richtungen kritisiert. Sie lenke<br />
von zentralen Problemen des Hochschul-<br />
200<br />
unitas 3/2012<br />
NEWS<br />
systems ab. „Herausragende Hochschulen<br />
wird es auf Dauer nicht geben, <strong>in</strong>dem man<br />
die Standards auf breiter Front absenkt –<br />
im Gegenteil: Nur e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> der Breite gut aufgestellte<br />
Hochschullandschaft bildet den<br />
geeigneten Nährboden für immer neue<br />
exzellente wissenschaftliche Impulse“,<br />
unterstrich Renate S<strong>in</strong>gvogel, Bereichsleiter<strong>in</strong><br />
Bildungspolitik <strong>in</strong> ver.di. Doch<br />
genau das leiste die Exzellenz<strong>in</strong>itiative<br />
nicht. Vielmehr habe sich gerade bei den<br />
Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen die Lage <strong>in</strong> den vergangenen<br />
Jahren teils dramatisch verschärft:<br />
Für 85 Prozent der wissenschaftlichen<br />
Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter<br />
gebe es nur noch befristete Stellen. Die<br />
Mehrheit erhalte nicht e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en<br />
Jahresvertrag. Auch bei den Beschäftigten<br />
<strong>in</strong> Technik und Verwaltung sei Befristung<br />
auf dem Vormarsch.<br />
Katholische Schulen wirtschaftlicher<br />
als öffentliche<br />
BONN. Private Gymnasien und Realschulen<br />
hatten 2009 weniger Ausgaben pro Schüler<br />
als Schulen <strong>in</strong> öffentlicher Hand. Nach<br />
Angaben des Statistischen Bundesamts<br />
vom 12. Juni wurden an privaten Gymnasien<br />
rund 5.900 Euro je Schüler aufgewendet,<br />
an staatlichen Schulen rund 6.200 Euro, an<br />
privaten Realschulen 4.900 Euro und an<br />
öffentlichen Schulen dieser Art 5.100 Euro.<br />
Grundschulen und Förderschulen <strong>in</strong> kirchlicher<br />
Trägerschaft gaben mehr aus als<br />
öffentliche Schulen: Demnach wendeten<br />
freie Träger 5.900 Euro pro Grundschüler<br />
auf, die öffentliche Hand 4.800 Euro; (private<br />
Förderschulen: 15.800; öffentliche:<br />
14.400).<br />
Die Ergebnisse bestätigten die hervorragende<br />
Arbeit der Katholischen Schulen,<br />
erklärte der Vorsitzende der Kommission<br />
für Erziehung und Schule der Deutschen<br />
Bischofskonferenz, Erzbischof Hans-Josef<br />
Becker: „Unsere Schulen verb<strong>in</strong>den hohe<br />
Qualität mit Wirtschaftlichkeit. Gleichzeitig<br />
spiegelt sich <strong>in</strong> der Erhebung das starke<br />
Engagement der Kirchen bei der Bildung<br />
von jungen Menschen mit Beh<strong>in</strong>derungen<br />
wider, vor allem <strong>in</strong> besonders personal- und<br />
betreuungs<strong>in</strong>tensiven Bereichen. Hierbei<br />
handelt es sich um e<strong>in</strong>en zentralen Schwerpunkt,<br />
den Katholische Schulen im Rahmen<br />
ihres sozialen Bildungsauftrags setzen.“<br />
Insgesamt sei die Trägerschaft von<br />
Schulen für die kirchlichen Institutionen<br />
auch mit e<strong>in</strong>em hohen f<strong>in</strong>anziellen Engagement<br />
verbunden. So werden im Bundesamt<br />
im Bundesdurchschnitt nur rund drei Viertel<br />
der Gesamtkosten der Schulen <strong>in</strong> freier<br />
Trägerschaft von den Bundesländern übernommen,<br />
andere Berechnungen kämen<br />
noch zu deutlich niedrigeren Quoten. Damit<br />
stießen die Diözesen, Orden und Verbände<br />
an die Grenzen ihrer wirtschaftlichen<br />
Möglichkeiten. In e<strong>in</strong>igen Bundesländern<br />
werde es den kirchlichen Trägern durch<br />
erhebliche Kürzungen bei der staatlichen<br />
Ref<strong>in</strong>anzierung langfristig kaum möglich<br />
se<strong>in</strong>, ihr gegenwärtiges Angebot <strong>in</strong> vollem<br />
Umfang aufrecht zu erhalten. Die Alternative,<br />
e<strong>in</strong> hohes Schulgeld zu erheben, lasse<br />
sich aber mit dem Selbstverständnis<br />
Katholischer Schulen nicht vere<strong>in</strong>baren.<br />
Mehr deutsche Studenten<br />
im Ausland<br />
BONN / BRÜSSEL. Am 14. Juni wurde <strong>in</strong><br />
Bonn e<strong>in</strong>e Münchner Student<strong>in</strong> als<br />
400.000 deutscher Teilnehmer des Erasmus-Programms<br />
ausgezeichnet: Für den<br />
Deutschen Akademischen Austauschdienst<br />
(DAAD) ist dies e<strong>in</strong> klares Signal: Die Zahl<br />
der deutschen Studenten, die e<strong>in</strong>en Auslandsaufenthalt<br />
absolvieren, wird immer<br />
größer.<br />
Das Studierenden-Austauschprogramm<br />
Erasmus förderte nach eigenen Angaben<br />
während se<strong>in</strong>es 25-jährigen Bestehens<br />
europaweit rund 2,5 Millionen Studenten<br />
und über 300.000 Dozenten aus 31 europäischen<br />
Ländern. Alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> Deutschland<br />
wurden im Hochschuljahr 2010/2011<br />
30.000 Studenten unterstützt, die e<strong>in</strong><br />
Praktikum oder Studium im Ausland absolvierten.<br />
Schon im Mai würdigte die EU-<br />
Kommission das Erasmus-Programm als<br />
„weltweit erfolgreichstes Austauschprogramm<br />
für Studierende“. Im Zentrum des<br />
Programms stehen die Vermittlung von<br />
Fremdsprachen, Anpassungsfähigkeit, <strong>in</strong>terkultureller<br />
Kompetenz und Führungskompetenzen.<br />
Im Studienjahr 2010/2011<br />
erhielten mehr als 231.000 Studierende e<strong>in</strong><br />
Stipendium für e<strong>in</strong> Studium oder e<strong>in</strong><br />
Praktikum im Ausland. Das sei e<strong>in</strong>e<br />
Steigerung im Vergleich zum Vorjahr um 8,5<br />
Prozent (213.000 Stipendien).<br />
Spanien gehört nach den Angaben<br />
neben Frankreich und Großbritannien zu<br />
den beliebtesten Zielländern für Studenten.<br />
Gleichzeitig schickte Spanien mit rund<br />
36.183 jungen Menschen auch die meisten<br />
Studierenden <strong>in</strong>s Ausland, gefolgt von<br />
Frankreich (31.747) und Deutschland<br />
(30.274). Die Durchschnittshöhe e<strong>in</strong>es EU-<br />
Stipendiums pro Monat verr<strong>in</strong>gerte sich<br />
von 254 Euro im Studienjahr 2009/10 auf
250 Euro im Jahr 2010/11. Nach Angaben der<br />
EU-Kommission konnten dadurch mehr<br />
Studierende unterstützt werden.<br />
Insgesamt standen 2010/2011 <strong>in</strong> dem<br />
Programm rund 460 Millionen Euro zur<br />
Verfügung. Die bestehenden Austauschprogramme<br />
sollen <strong>in</strong> den kommenden<br />
Jahren unter dem Namen „Erasmus für<br />
alle“ zusammenfasst werden. Dazu gehören<br />
Förderprogramme für allgeme<strong>in</strong>e<br />
und berufliche Bildung, den Jugend- und<br />
den Sportbereich.<br />
Zahl der Gasthörer an<br />
deutschen Unis gesunken<br />
WIESBADEN. Die Zahl der Gasthörer an<br />
Hochschulen <strong>in</strong> Deutschland ist zurückgegangen.<br />
Mit 34.600 waren es im vergangenen<br />
W<strong>in</strong>tersemester 10,4 Prozent<br />
weniger als im W<strong>in</strong>tersemester zuvor. Nach<br />
den am 22. Mai vorgestellten Zahlen des<br />
Statistischen Bundesamtes lagen die<br />
Gründe unter anderem <strong>in</strong> Gebührenerhöhungen<br />
für das Gaststudium an<br />
e<strong>in</strong>zelnen Hochschulen und die Erleichterung<br />
des Hochschulzugangs für beruflich<br />
Qualifizierte.<br />
Von den Gasthörern am häufigsten<br />
belegt wurden Veranstaltungen der Fachrichtungen<br />
Geschichte, Wirtschaftswissenschaften<br />
und Philosophie. 48,5 Prozent der<br />
Gasthörer waren Frauen, 6,1 Prozent Ausländer.<br />
Gasthörer können auch ohne formale<br />
Hochschulreife an Veranstaltungen der<br />
Hochschulen teilnehmen, allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>e<br />
Abschlussprüfungen ablegen.<br />
Deutschlands Studenten mit<br />
Studium immer zufriedener<br />
HANNOVER. Bei Studenten <strong>in</strong> Deutschland<br />
wächst die Zufriedenheit mit dem Studium.<br />
Das teilte das Hochschul-Informations-System<br />
(HIS) am 30. Mai <strong>in</strong> Hannover<br />
mit. Danach gaben 57 Prozent aller Befragten<br />
im Sommersemester 2010 an, mit<br />
ihren Studienbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong>sgesamt<br />
zufrieden zu se<strong>in</strong>, weitere 27 Prozent äußerten<br />
sich zum<strong>in</strong>dest „teilweise zufrieden“.<br />
Gegenüber dem Vorjahr ist damit die Zufriedenheitsquote<br />
um vier Prozentpunkte<br />
angestiegen. Zu diesem Ergebnis kommt<br />
der „Studienqualitätsmonitor 2010“, e<strong>in</strong>e<br />
bundesweit repräsentative Onl<strong>in</strong>e-Befragung,<br />
an der sich rund 42.000 Studierende<br />
von mehr als 100 Hochschulen beteiligt<br />
haben.<br />
Der Großteil der Studierenden gibt an,<br />
gern an der eigenen Hochschule zu studieren:<br />
So äußerten sich 70 Prozent der<br />
Studierenden an Universitäten und sogar<br />
73 Prozent an Fachhochschulen. Dort wurden<br />
wie schon bei früheren Erhebungen<br />
Studium und Studienbed<strong>in</strong>gungen – vor<br />
allem <strong>in</strong> den neuen Ländern – meist besser<br />
bewertet als an Universitäten.<br />
Auch die Zufriedenheit mit der Betreuung<br />
durch die Lehrenden ist seit dem<br />
ersten Qualitätsmonitor 2007 kont<strong>in</strong>uierlich<br />
angestiegen. 2010 gaben 58 Prozent an,<br />
mit der Betreuung <strong>in</strong>sgesamt (sehr) zufrieden<br />
zu se<strong>in</strong>; e<strong>in</strong> Trend zunehmend positiver<br />
Beurteilungen ist auch bei der sachlichräumlichen<br />
Ausstattung (2007: 42, 2010: 54<br />
Prozent) sowie den Serviceleistungen der<br />
Hochschule (2007: 30, 2010: 44 Prozent) zu<br />
beobachten. Gleichbleibend kritisch s<strong>in</strong>d<br />
h<strong>in</strong>gegen die Bewertungen zu Aufbau und<br />
Struktur des eigenen Studiengangs: Nur 44<br />
Prozent s<strong>in</strong>d hiermit zufrieden. 2008 waren<br />
es noch 45 Prozent.<br />
Probleme bereiten den Studierenden<br />
auch die teilweise als zu hoch empfundenen<br />
Studienanforderungen. Rund die Hälfte<br />
sieht sich mit e<strong>in</strong>er (eher) zu hohen<br />
Stofffülle konfrontiert (56 Prozent an Unis<br />
und 50 Prozent an Fachhochschulen). In<br />
den Fächergruppen Rechtswissenschaften<br />
und Mediz<strong>in</strong> betrifft dies besonders viele<br />
Studierende (Mediz<strong>in</strong>: 78 Prozent, Rechtswissenschaften:<br />
73 Prozent). Trotz hoher<br />
Studienanforderungen ist aber mehr als<br />
jeder zweite Studierende mit dem bisher<br />
im Studium erreichten Wissen und Können<br />
zufrieden (an Universitäten: 58 Prozent, an<br />
Fachhochschulen: 60 Prozent); unzufrieden<br />
äußern sich lediglich 14 Prozent.<br />
Auslandskarriere<br />
attraktiv wie nie<br />
DÜSSELDORF. Nie waren mehr Menschen<br />
offen für die Karriere-Option Ausland: 68<br />
Prozent der <strong>in</strong>ternationalen Fachkräfte s<strong>in</strong>d<br />
gewillt, fern der Heimat zu arbeiten – e<strong>in</strong><br />
Anstieg von vier Prozent gegenüber 2009,<br />
wie e<strong>in</strong>e Studie der Onl<strong>in</strong>e-Jobbörse<br />
StepStone <strong>in</strong> Kooperation mit „The<br />
Network“ und der Intelligence Group zeigte.<br />
Insgesamt wurden mehr als 162.000<br />
Fach- und Führungskräfte aus 66 Ländern<br />
befragt. Der Anstieg erkläre sich unter<br />
anderem durch e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>ternational spürbaren<br />
Fachkräftemangel.<br />
Während zwei Drittel aller befragten<br />
Arbeitnehmer grundsätzlich Interesse an<br />
e<strong>in</strong>er Stelle im Ausland hätten, komme<br />
Deutschland für e<strong>in</strong> Drittel als Zielland<br />
<strong>in</strong>frage und belegt damit Platz fünf auf der<br />
Liste der bei <strong>in</strong>ternationalen Spitzenkräften<br />
beliebtesten Staaten: Nach den USA,<br />
Großbritannien, Kanada und Australien ist<br />
Deutschland das bestplatzierte nichtenglischsprachige<br />
Land. Grund sei das starke<br />
wirtschaftliche Image im Ausland, Stabilität<br />
der Wirtschaft und damit verbundene<br />
gute Lebensqualität.<br />
Die attraktivsten deutschen Städte<br />
seien aus Sicht potenzieller Jobwechsler<br />
Berl<strong>in</strong>, München, Hamburg und Frankfurt.<br />
Die Mehrheit sei jünger als 35 Jahre, verfüge<br />
über e<strong>in</strong>en Bachelor- oder Masterabschluss,<br />
möchte <strong>in</strong> den Bereichen IT, Beratung<br />
und Management arbeiten und hat<br />
Interesse an e<strong>in</strong>er längerfristigen Anstellung<br />
<strong>in</strong> Deutschland. Von <strong>in</strong>ternational<br />
rekrutierenden Unternehmen erwarteten<br />
sie neben guten Beschäftigungsbed<strong>in</strong>gungen<br />
auch aktive Unterstützung bei der<br />
Suche nach e<strong>in</strong>er Unterkunft am neuen<br />
Arbeitsort und beim Erlernen der deutschen<br />
Sprache.<br />
Wissenschaftsrat:<br />
Private und kirchliche Hochschulen<br />
aufwerten<br />
BERLIN. Künftig sollen private und kirchliche<br />
Hochschulen <strong>in</strong> Deutschland an öffentlich<br />
geförderten Programmen und Wettbewerben<br />
teilnehmen dürfen. Mit dieser<br />
Forderung wertet der Wissenschaftsrat die<br />
nichtstaatlichen Hochschulen kräftig auf.<br />
Sie seien fester „Bestandteil“ des deutschen<br />
Wissenschaftssystems, erklärte der Vorsitzende<br />
des Wissenschaftsrates, Wolfgang<br />
Marquardt. Das Gremium legte erstmals <strong>in</strong><br />
dieser Form e<strong>in</strong>e Analyse zu privaten und<br />
kirchlichen Hochschulen und e<strong>in</strong> Gutachten<br />
vor.<br />
Bislang galten Privat-Universitäten –<br />
derzeit e<strong>in</strong> Drittel aller Hochschulen –<br />
lediglich als „Ergänzung“ zu staatlichen<br />
E<strong>in</strong>richtungen. Doch böten sie e<strong>in</strong>en wichtigen<br />
Beitrag im Gesamtsystem der Hochschulen<br />
durch <strong>in</strong>novative Studienformate,<br />
vor allem für Berufstätige und Menschen<br />
ohne Abitur. In Deutschland gibt es derzeit<br />
108 private und 40 kirchliche Hochschulen.<br />
An diesen E<strong>in</strong>richtungen lernen sechs<br />
Prozent aller Studierenden. So waren an<br />
den privaten Hochschulen im W<strong>in</strong>tersemester<br />
2010/11 rund 109.000 Studierende<br />
e<strong>in</strong>geschrieben, vor 20 Jahren waren<br />
es noch 11.600. Um rund e<strong>in</strong> Drittel auf<br />
25.300 erhöhte sich die Zahl der Studierenden<br />
an den kirchlichen Hochschulen.<br />
Während die durchschnittliche Abbrecherquote<br />
bei staatlichen Hochschulen rund 21<br />
Prozent betrage, liege sie nach Angaben<br />
des Wissenschaftsrates bei den nichtstaatlichen<br />
Hochschulen bei 7,8 Prozent. Auch<br />
das Betreuungsverhältnis sei bei privaten<br />
und kirchlichen Hochschulen deutlich<br />
günstiger als bei staatlichen.<br />
Durch die Aufwertung seien die privaten<br />
Hochschulen den staatlichen aber nicht<br />
gleichgestellt. Nach E<strong>in</strong>schätzung des<br />
Wissenschaftsrats-Vorsitzenden Wolfgang<br />
Marquardt sei es aber e<strong>in</strong>e Frage der Zeit,<br />
bis Vertreter privater Hochschulen auch<br />
verstärkt <strong>in</strong> wissenschaftlichen Gremien<br />
wie dem Wissenschaftsrat vertreten se<strong>in</strong><br />
werden. Der Verband der Privaten Hochschulen<br />
begrüßte das Gutachten.<br />
unitas 3/2012 201<br />
>>
WebFish <strong>in</strong> Bronze<br />
für „Lübecker Märtyrer“<br />
HANNOVER/HAMBURG/LÜBECK. Mit dem<br />
evangelischen Internet-Award „WebFish“ <strong>in</strong><br />
Bronze für die Internetseite über die<br />
„Lübecker Märtyrer“ ist das Erzbistum<br />
Hamburg ausgezeichnet worden.<br />
Die ökumenisch ausgerichteten Internet-Seiten<br />
„luebeckermaertyrer.de“ über<br />
das Martyrium der drei katholischen<br />
Kapläne Johannes Prassek, Eduard Müller,<br />
Hermann Lange und des evangelischen<br />
Pfarrers He<strong>in</strong>rich Stellbr<strong>in</strong>k erzählten mit<br />
ausführlichen Zeugnissen <strong>in</strong> mehreren<br />
Sprachen die Geschichte der NS-Widerstandskämpfer,<br />
hieß es <strong>in</strong> der Begründung<br />
der Jury. Dabei erschließe sie zeitgenössische<br />
Quellen für Interessierte heute,<br />
so die Evangelische Kirche <strong>in</strong> Deutschland<br />
(EKD).<br />
Die im November 2010 gestartete Seite<br />
versammelt das umfangreichste Angebot<br />
im Internet zu den Lübecker Märtyrern mit<br />
Beiträgen von über 65 Autoren aus Österreich,<br />
Schweden, Italien, Spanien, Australien<br />
und Chile auf <strong>in</strong>sgesamt über 160 Seiten,<br />
ergänzt durch zahlreiche Video- und Audiobeiträge.<br />
Der Downloadbereich bietet zahlreiche<br />
Broschüren zum Herunterladen an.<br />
Auch die UNITAS-Häuser <strong>in</strong> Essen, Osnabrück<br />
und Frankfurt s<strong>in</strong>d unter den „Orten<br />
des Gedenkens“ mit Kurz<strong>in</strong>formationen<br />
und Karten vermerkt.<br />
Der <strong>in</strong> diesem Jahr zum 16. Mal vergebene<br />
EKD-Internet-Award „WebFish“ wird<br />
geme<strong>in</strong>sam getragen von der Evangelischen<br />
Kirche <strong>in</strong> Deutschland (EKD) und<br />
dem Geme<strong>in</strong>schaftswerk der Evangelischen<br />
Publizistik (GEP).<br />
2012: Konstant<strong>in</strong>isches<br />
Jubiläumsjahr beg<strong>in</strong>nt<br />
VATIKANSTADT. Zur 1700. Wiederkehr der<br />
Schlacht an der Milvischen Brücke und<br />
der Bekehrung des römischen Kaisers<br />
Konstant<strong>in</strong> hat der Vatikan e<strong>in</strong>e Initiative<br />
gestartet. Am 28. Oktober 2012 beg<strong>in</strong>nt<br />
das „Konstant<strong>in</strong>ische Jubiläum“, das bis<br />
zum kommenden Jahr andauern wird.<br />
Bereits gewürdigt wurde das Ereignis durch<br />
e<strong>in</strong>en vom 18. bis 21. April im Vatikan vom<br />
Päpstlichen Komitee für Geschichtswissenschaften<br />
veranstalteten <strong>in</strong>ternationaler<br />
Kongress unter dem Titel „Konstant<strong>in</strong><br />
der Große. An den Ursprüngen Europas“.<br />
Der zweite Teil der „Doppelveranstaltung“<br />
wird im nächsten Jahr <strong>in</strong> Mailand zum<br />
1.700 Jahrestag des „Edikts von Mailand“<br />
202<br />
unitas 3/2012<br />
stattf<strong>in</strong>den. Es brachte die Freiheit der<br />
Ausübung der christlichen Religion im<br />
Römischen Reich, die <strong>in</strong> der vorausgehenden<br />
Zeit beträchtlichen Schwankungen<br />
ausgesetzt gewesen war. Starke Verfolgungen<br />
wechselten mit stillschweigender<br />
Anerkennung und friedlicher Koexistenz.<br />
Vatikan will deutsche<br />
Informationen erweitern<br />
VATIKANSTADT. Die vatikanische Informationsplattform<br />
www.news.va soll bald auch<br />
auf Deutsch ersche<strong>in</strong>en. Nach Auskunft des<br />
Sekretärs des Päpstlichen Medienrates,<br />
Monsignore Paul Tighe, sollen dort die<br />
wichtigsten vatikanischen Nachrichtenquellen<br />
zusammengeführt und leichter<br />
zugänglich werden. Papst Benedikt XVI.<br />
hatte das Nachrichtenportal vor knapp<br />
e<strong>in</strong>em Jahr mit e<strong>in</strong>em Klick auf e<strong>in</strong>em<br />
Tablet-PC gestartet. Es ist seit Ende Juni<br />
onl<strong>in</strong>e und mittlerweile auf Englisch,<br />
Italienisch, Spanisch und Französisch verfügbar.<br />
Das Portal wird ke<strong>in</strong>e eigene Redaktion<br />
haben, sondern das verfügbare Material<br />
aus dem „Osservatore Romano“, von Radio<br />
Vatikan und dem Bullet<strong>in</strong> des vatikanischen<br />
Presseamtes zusammenführen. H<strong>in</strong>zu kommen<br />
Meldungen des Missionspressedienstes<br />
„Fides“ und des Pressedienstes VIS<br />
(Vatican Information Service). Auch der<br />
vatikanische Youtube-Kanal, das Fernsehportal<br />
CTV und die vatikanischen Twitter-<br />
Kanäle sollen genutzt werden.<br />
Seit Neuem kann man auch den Papst<br />
auf der eigenen Internetseite e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den.<br />
E<strong>in</strong> neuer Service ermöglicht es Nutzern,<br />
die Informationen der offiziellen Seite<br />
www.vatican.va auf ihren privaten Websites<br />
e<strong>in</strong>zustellen. Mit e<strong>in</strong>em sogenannten<br />
Widget werden päpstliche Reden wie die<br />
Mittwochsaudienzen und die sonntäglichen<br />
Mittagsansprachen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kompakten<br />
Fenster angezeigt. Das Kommunikationsmittel<br />
wurde am siebten Jahrestag<br />
der Papstwahl von Benedikt XVI. freigeschaltet<br />
und soll die Inhalte der<br />
Vatikanseite bekannter machen. Das<br />
Widget kann von Webmastern über die<br />
E-Mail-Adresse widgets@vatican.va bestellt<br />
werden.<br />
Mehr Priesterberufungen<br />
<strong>in</strong> Asien, Afrika, Nord- und<br />
Südamerika und Ozeanien<br />
ROM. Aktuelle Angaben aus der Vorstellung<br />
der „Pastoralen Richtl<strong>in</strong>ien zur Förderung<br />
der Berufungen zum Priestertum“ weisen<br />
explosionsartig wachsende Zahlen von<br />
Priesterberufungen aus. Nach den am<br />
26. Juni <strong>in</strong> Rom präsentierten Angaben<br />
der Kongregation für das katholische<br />
Bildungswesen und des Päpstlichen Werkes<br />
für Priesterberufungen stieg vor allem <strong>in</strong><br />
Asien die Zahl der Kandidaten: Sie steigerten<br />
sich von 25.174 im Jahr 2000 auf<br />
33.282 im Jahr 2010. Dabei verzeichneten<br />
die Ordensgeme<strong>in</strong>schaften mit e<strong>in</strong>em<br />
Plus von 11.171 auf 17.637 (2010) das größte<br />
Wachstum.<br />
In Afrika wuchs die Anzahl der<br />
Kandidaten <strong>in</strong> diözesanen Sem<strong>in</strong>aren und<br />
Ordensgeme<strong>in</strong>schaften von 20.383 im Jahr<br />
2000 auf 26.924 (2012). E<strong>in</strong>en leichten<br />
Rückgang verzeichnete Zentralamerika<br />
(Costa Rica, El Salvator, Guatemala,<br />
Honduras, Mexiko, Nicaragua und Panama):<br />
Im Jahr 2000 gab es 8.595 Studenten<br />
gegenüber 8.382 im Jahr 2010. Auf den<br />
Antillen dagegen stieg die Zahl von 1.180<br />
auf 1.421 an.<br />
In Nordamerika stieg die Anzahl der<br />
Philosophie- und Theologiestudenten im<br />
entsprechenden Zeitraum von 5.646 auf<br />
5.749. Wachstum ist vor allem <strong>in</strong> Diözesansem<strong>in</strong>aren<br />
zu verzeichnen, die Anzahl der<br />
Ordensleute blieb fast identisch (1.770 im<br />
Jahre 2000 gegenüber 1.777 im Jahre 2010).<br />
Auch <strong>in</strong> Südamerika ist e<strong>in</strong> leichter Zuwachs<br />
zu erkennen: 20.791 im Jahr 2000<br />
gegenüber 20.919 im Jahre 2010.<br />
Rückgang <strong>in</strong> Europa<br />
Europa h<strong>in</strong>gegen erleidet e<strong>in</strong>en starken<br />
Rückgang von 26.879 (2000) auf 20.564 im<br />
Jahr 2010. Der Rückgang bezieht sich vor<br />
allem auf die Diözesansem<strong>in</strong>are, von 17.611<br />
auf 12.821, bei den Ordensgeme<strong>in</strong>schaften<br />
(von 9.268 auf 7.743) ist er etwas weniger<br />
gravierend. Auch im Mittleren Osten ist e<strong>in</strong><br />
Rückgang der Berufungen zu erkennen, von<br />
832 Sem<strong>in</strong>aristen im Jahr 2000 auf 689 im<br />
Jahr 2010.<br />
In Ozeanien h<strong>in</strong>gegen s<strong>in</strong>d die Zahlen<br />
im Wachsen, 923 begannen ihr Studium im<br />
Jahr 2000, 1.060 im Jahr 2010. Der Zuwachs<br />
betrifft vor allem die Diözesen (von 604 auf<br />
672), während die Zahl der Ordensberufungen<br />
gesunken ist (von 319 auf 249).<br />
Deutsche Website<br />
zum Weltjugendtag onl<strong>in</strong>e<br />
DÜSSELDORF. Mit e<strong>in</strong>er eigenen Website<br />
<strong>in</strong>formiert die Deutsche Bischofskonferenz<br />
über den Weltjugendtag (WJT) 2013 <strong>in</strong> Rio<br />
de Janeiro. Unter www.wjt.de könnten sich<br />
Besucher aus Deutschland über das<br />
Glaubenstreffen <strong>in</strong> der brasilianischen<br />
Metropole <strong>in</strong>formieren. Die Seite bietet<br />
Arbeitshilfen und Informationen zum WJT,<br />
der vom 23.-28. Juli 2013 stattf<strong>in</strong>det. Zu der<br />
<strong>in</strong>ternationalen Begegnung wird auch<br />
Papst Benedikt XVI. erwartet.
Bbr. Bischof Dr. Franjo<br />
Komarica: Katholiken<br />
wollen zurückkehren<br />
KÖNIGSTEIN. Bbr. Dr. Franjo Komarica,<br />
Bischof von Banja Luka, hat mangelnden<br />
politischen Willen der bosnischen Regierung<br />
und der <strong>in</strong>ternationalen Geme<strong>in</strong>schaft<br />
beklagt, Katholiken nach Bosnien-<br />
Herzegow<strong>in</strong>a zurückkehren zu lassen. Das<br />
erklärte der Vorsitzende der Bischofskonferenz<br />
für Bosnien und Herzegow<strong>in</strong>a Ende<br />
Mai gegenüber dem <strong>in</strong>ternationalen katholischen<br />
Hilfswerk „Kirche <strong>in</strong> Not“.<br />
Alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> den vergangenen zwei<br />
Monaten hätten sich 800 im Ausland<br />
lebende katholische Flüchtl<strong>in</strong>gsfamilien an<br />
ihn gewandt, um von ihm Hilfe für die<br />
Rückkehr nach Bosnien-Herzegow<strong>in</strong>a zu<br />
erlangen. Tausende Flüchtl<strong>in</strong>ge seien ebenfalls<br />
zur Rückkehr bereit, baten um kirchliche<br />
Hilfe beim Wiederaufbau ihrer Häuser<br />
und bei der Wiederherstellung der Infrastruktur.<br />
„Dies ist eigentlich die Aufgabe<br />
der Regierung“, betonte Bbr. Komarica.<br />
Katholiken erhielten jedoch nur e<strong>in</strong>en<br />
m<strong>in</strong>imalen Bruchteil der <strong>in</strong>ternationalen<br />
Hilfe.<br />
Mit Blick auf die Haltung der bosnischen<br />
Regierung sprach er von e<strong>in</strong>er „gut<br />
ausgearbeiteten Strategie“. Sie habe zum<br />
Ziel, die katholische Präsenz im Lande auszulöschen.<br />
E<strong>in</strong>zelne Politiker würden im<br />
persönlichen Gespräch offen zugeben, dass<br />
sie der Auffassung seien, Katholiken hätten<br />
„<strong>in</strong> Bosnien nichts zu suchen“. Komarica<br />
erklärte, er kämpfe seit vielen Jahren<br />
darum, dass „e<strong>in</strong> Rechtsstaat entsteht“. Die<br />
katholische Kirche wolle lediglich mit anderen<br />
Bevölkerungsgruppen gleichberechtigt<br />
se<strong>in</strong> und „ihr Recht und ihre Pflicht wahrnehmen,<br />
an e<strong>in</strong>er besseren Zukunft des<br />
Landes mitzuarbeiten“. Es sei „nicht gut für<br />
Bosnien, e<strong>in</strong>e ganze Volksgruppe auszuschließen“.<br />
Die kroatischstämmigen Katholiken<br />
seien <strong>in</strong> dem Land „ke<strong>in</strong>e Gäste, son-<br />
dern die älteste Volksgruppe“. Von den<br />
835.000 Katholiken, die vor dem Krieg zwischen<br />
1992 und 1995 <strong>in</strong> Bosnien-Herzegow<strong>in</strong>a<br />
lebten, s<strong>in</strong>d nur 450.000 übrig<br />
geblieben. 40 Prozent der Bevölkerung<br />
bekennen sich heute zum Islam, rund 31<br />
Prozent gehören der Serbisch-Orthodoxen<br />
Kirche an. Der Rest gehört anderen<br />
Religionsgeme<strong>in</strong>schaften an. Katholiken<br />
machen noch rund 10 Prozent aus.<br />
Der UNITAS-Verband hatte<br />
Bischof Dr. Franjo Komarica<br />
1997 mit dem He<strong>in</strong>rich-Pesch-<br />
Preis ausgezeichnet und im<br />
Dezember 1998 zum Ehrenmitglied<br />
ernannt.. Nach dem<br />
Wiederaufbau e<strong>in</strong>es großen<br />
K<strong>in</strong>derheims <strong>in</strong> Sarajewo, dem<br />
Mutterhaus des Ordens der<br />
„Diener<strong>in</strong>nen vom K<strong>in</strong>de<br />
Jesu“, hatte der Gesamtverband<br />
e<strong>in</strong> weiteres Soziales<br />
Verbandsprojekt <strong>in</strong>itiiert: Ab<br />
2003 wurde e<strong>in</strong> ehemaliges<br />
Presbyterium <strong>in</strong> Prijedor,<br />
Diözese Banja Luka/Bosnien-<br />
Herzegov<strong>in</strong>a, mit 112.000 Euro<br />
zu e<strong>in</strong>em Internat für 20<br />
Schüler aus entfernten Bergregionen<br />
umgebaut.<br />
Gedenkstätte für Lübecker<br />
Märtyrer wird erweitert<br />
LÜBECK. An der katholischen Herz-Jesu-<br />
Kirche <strong>in</strong> Lübeck entsteht e<strong>in</strong>e Gedenkstätte<br />
für die am 25. Juni 2011 seliggesprochenen<br />
Lübecker Märtyrer Bbr. Johannes<br />
Prassek, Bbr. Eduard Müller, Hermann Lange<br />
und Karl-Friedrich Stellbr<strong>in</strong>k, die im<br />
November 1943 <strong>in</strong> Hamburg h<strong>in</strong>gerichtet<br />
wurden. Im Zuge der Grundsanierung der<br />
gesamten Kirche ist an der Nordseite des<br />
Gotteshauses e<strong>in</strong> schmaler, langgezogener<br />
Neubau mit e<strong>in</strong>em Ausstellungs- und<br />
Dokumentationsraum geplant. Die bereits<br />
heute als Gedenkort für die Märtyrer dienende<br />
Krypta soll ebenfalls saniert werden.<br />
Fotos, Info-Tafeln und Dokumente sollen<br />
über das Schicksal der vier Geistlichen<br />
Auskunft geben. Die Krypta soll saniert und<br />
mit e<strong>in</strong>em beh<strong>in</strong>dertengerechten Fahrstuhl<br />
ausgerüstet werden. Zwei Räume im Untergeschoss<br />
stehen künftig für Forschung und<br />
Archiv zur Verfügung.<br />
Die Herz-Jesu-Kirche <strong>in</strong> der Lübecker<br />
Altstadt, an der die katholischen Kapläne<br />
tätig waren, wurde 1891 e<strong>in</strong>geweiht und ist<br />
die älteste der <strong>in</strong>sgesamt fünf katholischen<br />
Kirchen Lübecks. Die Sanierung des seit<br />
2002 unter Denkmalschutz stehenden neugotischen<br />
Gebäudes soll etwa e<strong>in</strong> Jahr dauern.<br />
In der seit dem 20. Mai geschlossenen<br />
Kirche werden der Fußboden ausgetauscht,<br />
Wände, Säulen und Gewölbe saniert und<br />
die Haustechnik modernisiert.<br />
Das gesamte Vorhaben soll rund 2,7<br />
Millionen Euro kosten, rund e<strong>in</strong> Drittel<br />
davon entfällt auf die Erweiterung der<br />
Gedenkstätte. Das Erzbistum Hamburg<br />
beteiligt sich mit knapp zwei Millionen an<br />
den Kosten, die Lübecker Stiftungen haben<br />
rund 450.000 Euro zugesagt. Für die restlichen<br />
300.000 Euro hoffen die Initiatoren<br />
auf Spenden aus der Pfarrgeme<strong>in</strong>de und<br />
von Lübecker Bürgern.<br />
Bibel vollständig <strong>in</strong> 475<br />
Sprachen übersetzt<br />
STUTTGART. Die Bibel ist jetzt vollständig <strong>in</strong><br />
475 Sprachen übersetzt. Nach dem <strong>in</strong><br />
Stuttgart von der Deutschen Bibelgesellschaft<br />
verbreiteten Bericht des Weltverbandes<br />
für 2011 kamen im Vorjahr sechs<br />
Sprachen h<strong>in</strong>zu, <strong>in</strong> denen die Heilige Schrift<br />
nun ganz vorliegt.<br />
Der Schwerpunkt der Neuübersetzungen<br />
liegt <strong>in</strong> Afrika: Dabei handelt es sich um<br />
Dogon, das rund e<strong>in</strong>e halbe Million Menschen<br />
<strong>in</strong> Mali und Burk<strong>in</strong>a Faso sprechen,<br />
das <strong>in</strong> Liberia verwendete Klao, um die<br />
äthiopische Gurage-Sprachengruppe sowie<br />
das im ivorischen Departement Katiola gebrauchte<br />
Tagwana. H<strong>in</strong>zu kommen Kaschmiri,<br />
Amtsprache <strong>in</strong> zwei nord<strong>in</strong>dischen<br />
Bundesstaaten, und e<strong>in</strong> im ecuadorianischen<br />
Hochland gesprochener Quichua-<br />
Dialekt.<br />
Von den vollständigen Bibelübersetzungen<br />
entfallen laut Bericht 186 auf Asien<br />
und den pazifischen Raum, 182 auf Afrika,<br />
62 auf Europa und den Nahen Osten sowie<br />
44 auf Amerika. H<strong>in</strong>zu kommt die Kunstsprache<br />
Esperanto. Für e<strong>in</strong>e komplette<br />
Bibelübersetzung brauchen Muttersprachler<br />
laut Bericht im Schnitt zwölf Jahre. Von<br />
den weltweit bekannten rund 6.500<br />
Sprachen s<strong>in</strong>d nach Angaben der Bibelgesellschaft<br />
<strong>in</strong> 2.538 e<strong>in</strong>zelne Teile des Neuen<br />
oder des Alten Testaments übersetzt.<br />
unitas 3/2012 203
Interviews mit Prom<strong>in</strong>enten – wie hier mit Bundesbildungsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Dr. Annette Schavan – waren e<strong>in</strong> besonderer Anziehungspunkt am Stand der katholischen<br />
Studentenverbände auf der Mannheimer „Kirchenmeile“.<br />
Katholikentag im Zeichen des Aufbruchs<br />
KATHOLISCHE STUDENTENVERBÄNDE PRÄSENTIEREN SICH GUT AUF DER<br />
KIRCHENMEILE / VIEL PROMINENZ AM AGV-STAND<br />
VON BBR. HERMANN-JOSEF GROSSIMLINGHAUS<br />
„E<strong>in</strong>en neuen Aufbruch wagen“ – das<br />
Motto des 98. Deutschen Katholikentags<br />
vom 16. bis 20. Mai 2012 <strong>in</strong> Mannheim<br />
deutete auf den festen Willen,<br />
aus der krisenhaften Situation, <strong>in</strong> der<br />
die katholische Kirche zurzeit steckt,<br />
heraus zu kommen. An dem E<strong>in</strong>geständnis,<br />
dass es dem deutschen<br />
Katholizismus gegenwärtig an gesellschaftlicher<br />
Gestaltungskraft und<br />
geistlichen Ressourcen fehlt, kam <strong>in</strong><br />
Mannheim niemand vorbei. Gleichzeitig<br />
bot sich aber die Gelegenheit,<br />
auch hier geme<strong>in</strong>sam über neue Wege<br />
nachzudenken. Allerd<strong>in</strong>gs konnte niemand<br />
wirklich erwarten, dass dabei<br />
schon fertige Lösungen präsentiert<br />
werden. Doch Mannheim war e<strong>in</strong><br />
Seismograph für die Bef<strong>in</strong>dlichkeit<br />
großer Teile der deutschen Katholiken<br />
und konnte neue Anstöße geben für<br />
die Suche nach Auswegen aus der<br />
Kirchenkrise.<br />
204<br />
unitas 3/2012<br />
Das Logo des Katholikentags,<br />
der knallrote<br />
Rucksack, <strong>in</strong> Mannheim<br />
e<strong>in</strong> sichtbares Symbol<br />
des Aufbruchs, war wohl<br />
mit viel schwerer Last<br />
gefüllt. Es galt, geschwundenes<br />
Vertrauen<br />
<strong>in</strong> die Kirche und ihr<br />
„Bodenpersonal“, das <strong>in</strong>sbesondere durch<br />
die Missbrauchsskandale verloren gegangen<br />
ist, wieder neu zu gew<strong>in</strong>nen. Viele<br />
Gläubige suchten auch Rat und Hoffnung<br />
<strong>in</strong> ihrer Sorge um die Zukunft der<br />
Geme<strong>in</strong>den vor Ort, die wegen Priestermangels<br />
und abnehmenden Kirchenbesuchs<br />
<strong>in</strong> immer größere Seelsorgee<strong>in</strong>heiten<br />
umgewandelt werden und so zum Verlust<br />
geistlicher Heimat beitragen. Ökumene<br />
und <strong>in</strong>terreligiöser Dialog, Armutsbekämpfung,<br />
der Schutz von Natur und Klima<br />
waren nur e<strong>in</strong>ige von zahlreichen weiteren<br />
Themen, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er respektvollen Gesprächskultur<br />
offen mite<strong>in</strong>ander diskutiert<br />
wurden. 50 Jahre nach dem II. Vatikanischen<br />
Konzil spielten auch Offenheit und<br />
Vielfalt <strong>in</strong> der Kirche e<strong>in</strong>e zentrale Rolle. Die<br />
Verantwortlichen – Bischöfe wie Laien –<br />
bekräftigten das Konzil, h<strong>in</strong>ter das es ke<strong>in</strong><br />
Zurück mehr gebe.<br />
Der Katholikentagsbesucher<br />
erlebte im Großen<br />
und Ganzen e<strong>in</strong>en Geist,<br />
der Hoffnung machte und<br />
trotz aller Sorgen und Ängste<br />
deutlich werden ließ,<br />
dass vieles <strong>in</strong> der katholischen<br />
Kirche möglich ist:<br />
Traditionelles und Modernes<br />
nebene<strong>in</strong>ander, Bischöfe, Priester,<br />
Ordensleute und Laien mite<strong>in</strong>ander, der<br />
Dialog mit anderen Konfessionen und<br />
Religionen. Und wenn manche Medien und<br />
konservative Katholiken, wie etwa der<br />
Journalist und Buchautor Matthias<br />
Matussek, ständig schwarzsehen und von<br />
e<strong>in</strong>er „sterbenden Kirche“ sprechen, so gab<br />
es für diese These <strong>in</strong> Mannheim ke<strong>in</strong>e<br />
Anhaltspunkte. Im Gegenteil: Zum<strong>in</strong>dest<br />
nach außen präsentierte sich das<br />
Christentreffen als fröhliches Glaubensfest.<br />
Die Kirche zeigte sich lebendig, sie feierte<br />
und betete mite<strong>in</strong>ander, <strong>in</strong>teressierte sich<br />
füre<strong>in</strong>ander und diskutierte weitgehend<br />
sachlich über zahlreiche gesellschafts- und<br />
kirchenpolitische Fragen – e<strong>in</strong>schließlich<br />
mancher Reizthemen wie etwa das<br />
Frauendiakonat und die Zulassung von<br />
wiederverheirateten Geschiedenen zu den<br />
Sakramenten.
Vielfalt kirchlichen Lebens<br />
Rote Schals und strahlend blauer<br />
Himmel prägten <strong>in</strong> der Mannheimer<br />
Innenstadt das Bild der fünf Tage des<br />
Katholikentags. Auf der Kirchenmeile,<br />
die sich mit rund 370 Zelten über die<br />
ganze Stadt verteilte, waren die verschiedenen<br />
Verbände, kirchlichen E<strong>in</strong>richtungen,<br />
Initiativen und Gruppen<br />
dicht belagert. Auch die katholischen<br />
Studentenverbände waren hier wieder<br />
mit dabei: <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weißen Pagodenzelt<br />
direkt vor dem Mannheimer<br />
Congress-Centrum Rosengarten – der<br />
Standort hätte kaum günstiger se<strong>in</strong><br />
können. CV, KV und UNITAS konnten<br />
unter der Federführung der Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />
katholischer Studentenverbände<br />
(AGV) hier direkt vor dem<br />
Veranstaltungsort der meisten größeren<br />
Foren des Katholikentreffens ihre<br />
Arbeit vorstellen und mit <strong>in</strong>teressierten<br />
Katholikentagsbesuchern <strong>in</strong>s<br />
Gespräch kommen. In der Vielfalt<br />
des Angebots war dabei wichtig,<br />
aktiv auf die Passanten zuzugehen<br />
und ihr Interesse zu wecken. In direkter<br />
Nachbarschaft der BDKJ, das<br />
Kolp<strong>in</strong>gwerk und der katholische<br />
Sportverband DJK.<br />
Die 50 Quadratmeter Zeltfläche<br />
waren schon fast zu kle<strong>in</strong> für die<br />
Präsentationen der vier Studentenverbände.<br />
Aber durch das sonnige<br />
Wetter konnten manche Aktivitäten<br />
vor das Zelt verlagert werden. So auch<br />
die Interviews, zu denen die AGV Prom<strong>in</strong>ente<br />
e<strong>in</strong>geladen hatte – e<strong>in</strong>e Idee,<br />
die schon beim Ökumenischen<br />
Kirchentag 2010 <strong>in</strong> München erfolgreich<br />
praktiziert wurde und sich <strong>in</strong><br />
Mannheim erneut bewährt hat. Sie<br />
waren Eye- und Ear-Catcher, die die<br />
Katholikentagsbesucher zum Stehenbleiben<br />
veranlassten und auf die<br />
Studentenverbände aufmerksam<br />
machten.<br />
Prom<strong>in</strong>ente Besucher<br />
am Stand der katholischen<br />
Studentenverbände<br />
Gleich drei Bundesm<strong>in</strong>ister – Verbraucherschutzm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong><br />
Ilse Aigner,<br />
Bildungsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Dr. Annette Schavan<br />
und Innenm<strong>in</strong>ister Dr. Hans-Peter<br />
Friedrich –, aus dem Bereich der<br />
Deutschen Bischofskonferenz unter<br />
anderen deren Vorsitzender Erzbischof<br />
Dr. Robert Zollitsch (Freiburg),<br />
der Münchener Kard<strong>in</strong>al Re<strong>in</strong>hard<br />
Marx, der Bamberger Erzbischof<br />
Dr. Ludwig Schick, der Medienbischof<br />
Dr. Gebhard Fürst (Rottenburg-<br />
Stuttgart) und der Jugendbischof Dr.<br />
Karl-He<strong>in</strong>z Wiesemann (Speyer), ferner<br />
der Apostolische Nuntius Erzbischof<br />
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� Verbraucherschutzm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Ilse Aigner nahm sich e<strong>in</strong>e halbe Stunde Zeit, um über neue Datenschutzregelungen,<br />
Generationengerechtigkeit, Wegwerfgesellschaft und die Problematik der Verwendung landwirtschaftlicher<br />
Produkte zur Energiegew<strong>in</strong>nung zu diskutieren.<br />
� Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, im Gespräch mit<br />
Vertretern der AGV.<br />
� Bildungsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Dr. Annette Schavan dachte mit den Studenten geme<strong>in</strong>sam über die künftige<br />
Hochschulf<strong>in</strong>anzierung nach.<br />
� Die AGV war auch viel gefragter Partner für Interviews wie hier mit dem AGV-Grundsatzreferenten<br />
Ludger Breul.<br />
� Der Apostolische Nuntius Erzbischof Jean-Claude Périsset sieht <strong>in</strong> den katholischen<br />
Studentenverb<strong>in</strong>dungen wichtige Orte für die Vermittlung christlicher Werte und Bildung.<br />
� Am Stand der katholischen Studentenverbände trafen sich auch der Präsident des ZdK Alois Glück und<br />
der Münchener Erzbischof Bbr. Re<strong>in</strong>hard Kard<strong>in</strong>al Marx.<br />
� Der Kard<strong>in</strong>al stellte sich anschließend zusammen mit dem Europaabgeordneten Bbr. Mart<strong>in</strong> Kastler<br />
(rechts) zum Gruppenfoto.<br />
� Die BDKJ-Bundesvorsitzende Lisi Maier im Gespräch mit Mitgliedern des AGV-Vorstands.<br />
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unitas 3/2012 205<br />
>>
206<br />
unitas 3/2012<br />
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� Der ehemalige Rhe<strong>in</strong>land-Pfälzer und Thür<strong>in</strong>ger M<strong>in</strong>isterpräsident Dr. Bernhard Vogel im Gespräch mit<br />
Studenten im Zelt der AGV.<br />
� Auch der Leiter des Katholischen Büros Berl<strong>in</strong>, Prälat Dr. Karl-Jüsten (KV), schaute vorbei.<br />
� Bundes<strong>in</strong>nenm<strong>in</strong>ister Dr. Hans-Peter Friedrich (KV) lobte die AGV und ermutigte die Studentenverbände,<br />
sich weiter geme<strong>in</strong>sam zu engagieren.<br />
� Jugendbischof Dr. Karl-He<strong>in</strong>z Wiesemann (Speyer) hält vor dem H<strong>in</strong>tergrund kirchlicher und gesellschaftlicher<br />
Entwicklungen und der sich verändernden Lebenswirklichkeiten der Menschen neue pastorale<br />
Konzepte und Strukturen für unabd<strong>in</strong>gbar.<br />
�+� Auch Medienbischof Dr. Gebhard Fürst (Rottenburg-Stuttgart) und Bbr. Weihbischof Dr. Hans-Jochen<br />
Jaschke (Hamburg) zeigten durch ihren Besuch ihre Verbundenheit mit den katholischen<br />
Studentenverbänden, denen beide als Ehrenmitglieder angehören.<br />
� Bbr. Frederic Kaufmann (hier mit Mops Marlene) war der ruhende Pol am Stand des UNITAS-Verbands.<br />
� Die BbrBbr. Florian Berl<strong>in</strong>ger (l<strong>in</strong>ks) und Josef Perreira vom Vorort UNITA Franko-Saxonia Marburg gehörten<br />
mit zum Stand-Team des UV.<br />
� Besucher am Stand des UV: der AHV-Vors. der UNITAS Rheno-Palatia Mannheim, Bbr. Andreas Grossmann<br />
(l<strong>in</strong>ks), und Bbr. Tobias Kloiber.<br />
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Jean-Claude Périsset und ZdK-<br />
Präsident Alois Glück, um nur e<strong>in</strong>ige<br />
zu nennen, besuchten den Stand der<br />
Studentenverbände, zum Teil aufgrund<br />
von über mehrere Jahre<br />
gewachsener Kontakte aus dem AGV-<br />
Dialogprogramm.<br />
Trotz der zeitgleich <strong>in</strong> <strong>Münster</strong><br />
stattf<strong>in</strong>denden <strong>Generalversammlung</strong><br />
war der Stand des UNITAS-Verbands<br />
gut betreut. Während Bsr. Annette<br />
Kaufmann bei der GV <strong>in</strong> Abwesenheit<br />
zur Vorsitzenden des Hohedamenbundes<br />
gewählt wurde, kümmerten<br />
sie und ihr Mann, Bbr. Frederic Kaufmann,<br />
sich zusammen mit drei Bundesbrüdern<br />
von der Vorortskorporation<br />
Franko-Saxonia Marburg und<br />
zeitweiser Hilfe von der UNITAS<br />
Maria Magdalena aus Heidelberg um<br />
die Repräsentation des UV im Zelt der<br />
katholischen Studentenverbände.<br />
Dorth<strong>in</strong> fanden auch zahlreiche Bundesbrüder<br />
und Bundesschwestern<br />
aus Mannheim und ganz Deutschland<br />
während der Tage des Katholikentreffens<br />
den Weg. Für den<br />
Donnerstagabend hatte der AHV-<br />
Vorsitzende der örtlichen UNITAS<br />
Rheno-Palatia, Bbr. Andreas Grossmann,<br />
e<strong>in</strong>en unitarischen Treff im<br />
Restaurant „C-Five“ organisiert, bei<br />
dem rund 20 Bundesbrüder und<br />
-schwestern die unitarische Amicitia<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gemütlichen Rahmen pflegen<br />
konnten.<br />
Neben dem Engagement auf der<br />
Kirchenmeile war die AGV auch bei<br />
der Podiumsveranstaltung „Die Route<br />
neu berechnen! – Junge Wege <strong>in</strong> die<br />
Zukunft der Kirche“ im Zentrum<br />
Jugend durch ihren Vorsitzenden<br />
Adam Strzoda vertreten. Unter Bezug<br />
auf das „Projekt Samuel“ des BDKJ<br />
g<strong>in</strong>g es um die Frage: Wie stellen sich<br />
junge Leute <strong>in</strong> den katholischen<br />
Verbänden ihre Kirche vor? Wie muss<br />
sie gestaltet se<strong>in</strong>, damit Menschen<br />
aus den Jugendverbänden sich <strong>in</strong> ihr<br />
wohl fühlen? Fazit der Diskussion: Jugendliche<br />
suchen durchaus e<strong>in</strong>e<br />
Heimat <strong>in</strong> der Kirche, wünschen sich<br />
aber Veränderungen, etwa mehr liturgische<br />
Vielfalt und modernere Musik<br />
<strong>in</strong> den Gottesdiensten – Kirche soll<br />
e<strong>in</strong>fach cooler werden.<br />
Es ist gut, dass die Studentenverbände<br />
sich bei den Katholikentagen<br />
engagieren. Gewiss: Die Aktivitäten<br />
br<strong>in</strong>gen ke<strong>in</strong>e direkten Keilerfolge,<br />
jedenfalls ke<strong>in</strong>e sofort messbaren.<br />
Wichtig ist, dabei gewesen zu<br />
se<strong>in</strong> und zu zeigen, dass die katholischen<br />
Studentenverb<strong>in</strong>dungen lebendiger<br />
und aktiver Teil unserer<br />
Kirche s<strong>in</strong>d und als solcher auch<br />
wahrgenommen werden.
Reges Treiben am Zelt der katholischen Studentenverbände Gruppenfoto mit Teammitgliedern von AGV, CV, KV und UV.<br />
Für Medien vielfach nur<br />
Reizthemen <strong>in</strong>teressant<br />
Die Studentenverbände boten nur e<strong>in</strong>e<br />
Facette <strong>in</strong> der großen Vielfalt von Angeboten<br />
und E<strong>in</strong>drücken an den fünf Tagen<br />
des Katholikentags <strong>in</strong> Mannheim: Neben<br />
den Aktivitäten auf der Kirchenmeile stand<br />
der Katholikentagsbesucher vor der Qual<br />
der Wahl aus 1.200 Veranstaltungen, und<br />
leider wurde nur über wenige – vorwiegend<br />
die mit „Reizthemen“ – medienwirksam<br />
berichtet. Wer <strong>in</strong> Mannheim dabei war und<br />
die Berichterstattung <strong>in</strong> den Medien verfolgt<br />
hat, musste manchmal denken, er sei<br />
bei e<strong>in</strong>er anderen Veranstaltung gewesen.<br />
D A S Z I T A T<br />
Bundes<strong>in</strong>nenm<strong>in</strong>ister Dr. Hans-Peter<br />
Friedrich (KV) sprach der AGV und den<br />
katholischen Studentenverbänden<br />
beim Katholikentag <strong>in</strong> Mannheim<br />
öffentlich Anerkennung und Dank aus:<br />
„Ihr macht wirklich e<strong>in</strong>e hervorragende<br />
Arbeit. Ich b<strong>in</strong> stolz, mit zu dieser<br />
Bewegung zu gehören, die an den<br />
Hochschulen den christlichen Glauben<br />
als etwas Zentrales hochhält und dafür<br />
e<strong>in</strong>steht. Herzlichen Dank.“<br />
Die meisten Katholikentagsbesucher<br />
waren sicher nicht nach Mannheim gekommen,<br />
nur um Probleme zu wälzen und<br />
Forderungen zu stellen, von denen sie wussten,<br />
dass sie hier nicht erfüllt werden würden.<br />
Sie kamen <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie, um e<strong>in</strong> Fest<br />
ihres Glaubens zu feiern. Und sie kamen,<br />
um ihren Glaubens-Akku für den Alltag<br />
wieder aufzuladen und sich ihres Glaubens<br />
<strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>schaft mit Gleichges<strong>in</strong>nten<br />
neu zu vergewissern.<br />
Insgesamt haben nach Angaben des ZdK<br />
rund 80.000 Besucher den Weg nach<br />
Mannheim gefunden, davon 33.000 Dauerteilnehmer.<br />
Schaut man <strong>in</strong> die Alters-Statis-<br />
tik, so war es e<strong>in</strong> Katholikentag für alle Generationen.<br />
Die Jugend war wieder stark vertreten:<br />
Rund 38 Prozent gehörten zur Altersgruppe<br />
bis 29 Jahre, davon über 21 Prozent<br />
sogar jünger als 18 Jahre. Die weitere Verteilung:<br />
Der Altersgruppe zwischen 30 und<br />
39 Jahren gehörten 7,7 Prozent an; 40 bis 49<br />
Jahre waren 19 Prozent, 50 bis 59 Jahre 18,1<br />
Prozent und 60 Jahre und älter 17,1 Prozent.<br />
Die Kirche ist mehr<br />
als die Summe ihrer Defizite<br />
Was bleibt jetzt vom „Aufbruch”?<br />
Zunächst sicher e<strong>in</strong>mal die Erkenntnis, dass<br />
die Situation unserer Kirche mehr als die<br />
Summe ihrer Defizite ist, wie es ZdK-<br />
Präsident Alois Glück ausgedrückt<br />
hat. Er konnte zu recht<br />
feststellen:„Wir haben hier e<strong>in</strong>e<br />
lebendige, vitale, glaubensstarke<br />
Kirche erlebt.“ Und wer mit<br />
offenen Augen und Ohren über<br />
die Kirchenmeile schlenderte,<br />
der machte Bekanntschaft mit<br />
e<strong>in</strong>er Kirche, die nicht nur aus<br />
Enttäuschten und Verbitterten<br />
besteht. Man begegnete vornehmlich<br />
zuversichtlichen<br />
Menschen – wenn man sich nur<br />
die Mühe machte, mit ihnen zu<br />
reden. Dies bedeutet allerd<strong>in</strong>gs<br />
nicht, dass die Katholikentagsteilnehmer<br />
die zweifellos problembehaftete<br />
Situation <strong>in</strong><br />
ihrer Kirche nicht gesehen oder<br />
gar ignoriert hätten. Aber sie<br />
haben sich nicht frustriert <strong>in</strong> die<br />
<strong>in</strong>nere Emigration zurückgezogen. Überzeugend<br />
als Christen zu handeln, statt über die<br />
Kirche zu jammern, hieß die Botschaft <strong>in</strong><br />
Mannheim – jedenfalls für die große Mehrheit.<br />
Damit dies so bleibt, müssen der Aufbruchsrhetorik<br />
der Veranstalter des Katholikentreffens<br />
allerd<strong>in</strong>gs bald Taten folgen.<br />
E<strong>in</strong>e weitere wichtige Erkenntnis machte<br />
Bischof Wiesemann <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Interview<br />
am AGV-Stand deutlich: Nicht nur die kirchlichen,<br />
sondern vor allem auch die gesellschaftlichen<br />
Entwicklungen und die sich<br />
verändernden Lebenswirklichkeiten der<br />
Menschen machen neue pastorale Konzepte<br />
und Strukturen unabd<strong>in</strong>gbar. Die<br />
alle<strong>in</strong>ige Fixierung auf den eigenen<br />
Kirchturm bietet ke<strong>in</strong>e Zukunftsperspektiven.<br />
Der Jugendbischof zeigte großes Verständnis<br />
für die Sorgen und Ängste vieler<br />
Menschen angesichts der anstehenden<br />
Veränderungen. Aber Sturheit und e<strong>in</strong>e daraus<br />
resultierende „Weiter-so-Mentalität“<br />
weisen nach se<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nicht den richtigen<br />
Weg. Zwei Aspekte hält Wiesemann<br />
für zentral: In der Kirche vor Ort e<strong>in</strong>e geistige<br />
Heimat zu haben und sich gleichzeitig<br />
auf vielfältige Weise zu vernetzten, um<br />
neue Wege im Glauben f<strong>in</strong>den zu können.<br />
Hier spielen auch Veranstaltungen wie die<br />
Katholikentage e<strong>in</strong>e wichtige Rolle.<br />
Bei der Podiumsveranstaltung „Die Route neu berechnen! –<br />
Junge Wege <strong>in</strong> die Zukunft der Kirche“ diskutierte auch der<br />
AGV-Vorsitzende Adam Strzoda (rechts) über die Vorstellungen<br />
junger Menschen über die künftige Gestalt der Kirche.<br />
Ferner auf dem Podium Jugendbischof Karl-He<strong>in</strong>z Wiesemann<br />
(2. v. l<strong>in</strong>ks), die ehemalige Bundestagsabgeordnete von<br />
Bündnis 90/Die Grünen Christa Nickels (l<strong>in</strong>ks) sowie von der<br />
KJG-Freiburg Julia Niedermayer (2. v. rechts). Die Moderation<br />
hatte Erik Flügge aus Tüb<strong>in</strong>gen übernommen.<br />
Nächster Katholikentag<br />
2014 <strong>in</strong> Regensburg<br />
Das nächste Katholikentreffen – es wird<br />
das neunundneunzigste se<strong>in</strong> – ist vom 28.<br />
Mai bis 1. Juni 2014 <strong>in</strong> Regensburg geplant.<br />
Der Regensburger Bischof Dr. Gerhard L.<br />
Müller hat beim Abschlussgottesdienst <strong>in</strong><br />
Mannheim offiziell dazu e<strong>in</strong>geladen. Die<br />
Verbände sollten den Term<strong>in</strong> jetzt schon fest<br />
<strong>in</strong> ihren Jahresprogrammen e<strong>in</strong>planen,<br />
damit es nicht zu Term<strong>in</strong>kollisionen kommt.<br />
unitas 3/2012 207
208<br />
Franz Josef Pschierer Re<strong>in</strong>hard Kard<strong>in</strong>al Marx Dr. Edmund Stoiber Dr. Thomas Goppel Joachim Herrmann<br />
Hochschulf<strong>in</strong>anzierung, Europa<br />
und die Rolle des Christentums<br />
DIE AGV IM GESPRÄCH MIT POLITIK UND KIRCHE IN MÜNCHEN<br />
VON BSR. BARBARA SCHMICKLER<br />
Strahlender Sonnensche<strong>in</strong> von e<strong>in</strong>em<br />
weiß-blauen Himmel, Bayern München<br />
im F<strong>in</strong>ale der Championsleague, bayerische<br />
Gastlichkeit sowie prom<strong>in</strong>ente<br />
und <strong>in</strong>teressante Gesprächspartner –<br />
das waren die besonderen Erlebnisse<br />
beim Dialogprogramm der Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />
katholischer Studentenverbände<br />
(AGV) vom 24. bis 26. April<br />
<strong>in</strong> München. Die AGV hatte die studentischen<br />
Vorstände der katholischen<br />
Korporationsverbände <strong>in</strong> die<br />
bayerische Landeshauptstadt e<strong>in</strong>geladen,<br />
um mit Vertretern aus Politik und<br />
Kirche über aktuelle Fragen zu diskutieren.<br />
Der UNITAS-Verband war besonders<br />
stark vertreten: Von den 16<br />
Teilnehmer<strong>in</strong>nen und Teilnehmern<br />
kamen elf aus dem UV, darunter VOP<br />
Kilian Schmiz, VOS Mart<strong>in</strong> Schwentker,<br />
der stv. AGV-Vorsitzende Joost Punste<strong>in</strong><br />
und der AGV-Ehrenvorsitzende<br />
Hermann-Josef Großiml<strong>in</strong>ghaus.<br />
Auch wenn es im Gespräch mit dem<br />
CSU-Ehrenvorsitzenden und Leiter der Anti-<br />
Bürokratie-Arbeitsgruppe der EU-Kommission<br />
Dr. Edmund Stoiber (CV) <strong>in</strong> der<br />
CSU-Parteizentrale vor allem um Europa<br />
g<strong>in</strong>g, verzichtete der ehemalige M<strong>in</strong>isterpräsident<br />
nicht auf bayerische Tradition: Es<br />
gab Weißwürste und Brezeln als zweites<br />
Frühstück. Inhaltlich stand die Frage im<br />
Fokus: Wie geht es mit Europa weiter?<br />
Für Stoiber ist Europa vor allem e<strong>in</strong><br />
heterogenes Gebilde, das aufgrund der<br />
Bevölkerungsentwicklung im weltweiten<br />
unitas 3/2012<br />
Vergleich an Bedeutung verlieren wird.<br />
Wenn 2040 acht bis achte<strong>in</strong>halb Milliarden<br />
Menschen die Erde bevölkern, werden <strong>in</strong><br />
Europa fünfzig Millionen weniger als heute<br />
leben. „Daraus ergeben sich langfristige<br />
Folgen“, prognostizierte Edmund Stoiber.<br />
E<strong>in</strong>e Kritik an Europa: Es werde zu spät<br />
diskutiert. Manche Maßnahmen seien<br />
schon beschlossen, ehe es überhaupt e<strong>in</strong>e<br />
<strong>in</strong>haltliche Ause<strong>in</strong>andersetzung darüber<br />
gegeben habe, wie das aktuelle Beispiel der<br />
Fluggastdatenspeicherung zeige.<br />
„Was ist mit Europa passiert?“, fragte<br />
der EU-Anti-Bürokratie-Beauftragte <strong>in</strong> die<br />
Runde. Er habe nicht geglaubt, dass Staaten<br />
zahlungsunfähig werden könnten, gestand<br />
er e<strong>in</strong>. Se<strong>in</strong>e Forderung: „Die hoch verschuldeten<br />
Länder müssen sich ändern.“ Passend<br />
dazu warf er die Frage auf, ob die<br />
Griechen das verstanden hätten. „Das wird<br />
sich mit der Wahl zeigen“, sagte Stoiber. Für<br />
ihn war klar, dass die Regeln, die wir uns<br />
gegeben haben, von Europa kontrolliert<br />
werden müssen. Stoiber machte auch deutlich,<br />
dass beim Thema Sparen oft der<br />
Gedanke an die Zukunft fehlte. Er zog den<br />
Vergleich zum Umweltschutz. In diesem<br />
Bereich hätte man schon vor Jahren verstanden,<br />
dass man die Bemühungen um<br />
die Umwelt für die Zukunft e<strong>in</strong>e wichtige<br />
Rolle spielen und man sie nicht schlecht<br />
machen dürfe. „Beim Sparen war das lange<br />
nicht so klar“, kritisierte er.<br />
Stoibers Kritik g<strong>in</strong>g weiter. Bayern gehöre<br />
zu den wenigen Bundesländern, die<br />
Geber beim Länderf<strong>in</strong>anzausgleich seien. So<br />
bekomme beispielsweise Berl<strong>in</strong> von Bayern<br />
Geld und biete gebührenfreie K<strong>in</strong>dergartenplätze<br />
an, während die Bayern für diese<br />
Leistung zahlen müssten.„Das schafft Ärger<br />
<strong>in</strong> Deutschland“, konstatierte der ehemalige<br />
bayerische M<strong>in</strong>isterpräsident.<br />
Der ehemalige bayerische M<strong>in</strong>isterpräsident und Leiter der Anti-Bürokratie-Arbeitsgruppe der<br />
EU-Kommission Dr. Edmund Stoiber (Mitte) glaubt, dass Europa aufgrund se<strong>in</strong>er demografischen<br />
Entwicklung weltweit an Bedeutung verlieren wird. Der CSU-Politiker wird flankiert vom AGV-<br />
Vorsitzenden Adam Strzoda (rechts) und dem stv. Vorsitzenden Bbr. Joost Punste<strong>in</strong>.
Für Europa war sich Stoiber sicher, dass<br />
es zu e<strong>in</strong>er Transferunion kommen wird, <strong>in</strong><br />
der die Stärkeren für die Schwächeren e<strong>in</strong>stehen.<br />
Entscheidend dafür sei allerd<strong>in</strong>gs<br />
e<strong>in</strong> Mentalitätswandel. Die Problemländer<br />
müssten zunächst alles <strong>in</strong> ihren Kräften<br />
Stehende tun, um die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
<strong>in</strong> ihren Volkswirtschaften zu verbessern.<br />
„Sonst wird die europäische Währung<br />
nicht funktionieren“, sagte er und verglich<br />
die Währungsunion mit e<strong>in</strong>er Eliteklasse.<br />
Wenn schwächere Schüler hier aufgenommen<br />
werden wollten, müssten sie sich<br />
bemühen, auch Elite zu werden, oder die<br />
Klasse wieder verlassen.<br />
Edmund Stoiber beklagte, dass das<br />
Interesse an Europa <strong>in</strong> vielen Ländern zu<br />
ger<strong>in</strong>g sei. Auch werde die Union von den<br />
Bürgern <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie als Dienstleister<br />
gesehen und weniger als politische Größe.<br />
Ke<strong>in</strong>e Alternative zu Europa<br />
Er gab auch den Vertretern der AGV e<strong>in</strong>e<br />
Botschaft mit auf den Weg: „Zu Europa gibt<br />
es für uns ke<strong>in</strong>e Alternative.“ Es sei gerade<br />
die Aufgabe der jüngeren Generation, an<br />
dieser Aufgabe mitzuarbeiten. Die katholischen<br />
Studentenverbände forderte Stoiber<br />
auf, sich h<strong>in</strong>ter tradierte Werte zu stellen.<br />
Denn gerade heute suchten die Menschen<br />
nach Orientierung.<br />
Auch bei der Begegnung mit Kard<strong>in</strong>al<br />
Re<strong>in</strong>hard Marx (UV) spielte die Frage der<br />
europäischen Herausforderung e<strong>in</strong>e Rolle.<br />
„Wenn Europa nicht mehr zu bieten hat als<br />
e<strong>in</strong>e technokratische Wirtschaftsgeme<strong>in</strong>schaft,<br />
dann hat es ke<strong>in</strong>e Zukunft mehr“,<br />
sagte der Präsident der Kommission der<br />
Europäischen Bischofskonferenzen (ComECE),<br />
der die AGV-Vertreter im nach über dreijähriger<br />
Restaurierungszeit erst kürzlich wieder<br />
bezogenen Erzbischöflichen Palais empf<strong>in</strong>g.<br />
Er forderte e<strong>in</strong>e positive Idee und begeisterungsfähige<br />
Ziele, ke<strong>in</strong>e Angstdiskussion.<br />
„Christentum <strong>in</strong> Europa steckt<br />
noch <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>derschuhen“<br />
Im Zentrum des Gesprächs mit Bbr.<br />
Kard<strong>in</strong>al Marx stand die neue Evangelisierung<br />
des Kont<strong>in</strong>ents. In Anlehnung an<br />
e<strong>in</strong>en Ausspruch des französischen Kard<strong>in</strong>als<br />
Lustiger vertrat er die provokante<br />
These, das Christentum stecke <strong>in</strong> Europa<br />
noch <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>derschuhen. „Wir müssen<br />
uns bewusst se<strong>in</strong>, dass die große Zeit des<br />
Christentums, <strong>in</strong> der es sich beweisen und<br />
bewähren muss, <strong>in</strong> der wir offensiv deutlich<br />
machen müssen, welcher Reichtum unser<br />
Glaube ist, welche Kraft der Lebens- und<br />
Gesellschaftsgestaltung <strong>in</strong> ihm steckt, noch<br />
vor uns liegt“, sagte der Kard<strong>in</strong>al.<br />
Heute müsse man sich oft für se<strong>in</strong>en<br />
Glauben rechtfertigen und werde zum<br />
Kard<strong>in</strong>al Re<strong>in</strong>hard Marx stellte sich nach dem Gespräch im Erzbischöflichen Palais mit den Vertretern<br />
der katholischen Studentenverbände zum Gruppenfoto. Vorne neben Bbr. Kard<strong>in</strong>al Marx:<br />
Bsr. Barbara Schmickler, AGV-Pressereferent<strong>in</strong> und die Autor<strong>in</strong> dieses Berichts, sowie der AGV-<br />
Ehrenvorsitzende Bbr. Hermann-Josef Großiml<strong>in</strong>ghaus.<br />
Beispiel ungläubig gefragt:„Sie gehen noch<br />
zur Kirche?“ Christen sollten offensiv die<br />
Gegenfrage stellen: „Wie, Sie etwa nicht?“,<br />
machte der Münchener Erzbischof klar.<br />
Marx forderte e<strong>in</strong>e eigene Lebenskultur,<br />
gerade als katholische Akademiker sollten<br />
wir beispielsweise den Sonntag feiern.<br />
Außerdem empfahl er, die Zeichen der Zeit<br />
im Lichte des Evangeliums zu lesen. Je<br />
moderner die Gesellschaft werde, desto<br />
mehr verliere sie die Religion – diese These<br />
des fortlaufenden Prozesses der Säkularisierung<br />
sah der Kard<strong>in</strong>al als falsch an.<br />
„Religion ist wieder e<strong>in</strong> Thema“, me<strong>in</strong>te er.<br />
Der Abgesang auf den christlichen Glauben<br />
sei voreilig, denn es se<strong>in</strong> „normal“, dass wir<br />
uns als Christen bewähren müssen.<br />
„Die neue Evangelisierung kommt nicht<br />
von Afrika“, so Bbr. Marx. Mission erfolge <strong>in</strong><br />
erster L<strong>in</strong>ie über Beziehungen und beg<strong>in</strong>ne<br />
im Kle<strong>in</strong>en, <strong>in</strong> der Familie oder <strong>in</strong> der Pfarrei.<br />
Hier liege der Schlüssel. Bei der Jugendarbeit<br />
stürze sich alles auf Erstkommunionk<strong>in</strong>der<br />
und die Firml<strong>in</strong>ge. „Ab 14 Jahren ist<br />
es dann vorbei. Man muss sich auch auf die<br />
Älteren konzentrieren“, forderte Kard<strong>in</strong>al<br />
Marx. Man müsse die jungen Menschen<br />
befähigen, mit den Komplexitäten <strong>in</strong> ihrer<br />
Lebenswelt umzugehen.<br />
Auf die Anmerkung, dass sich Verb<strong>in</strong>dungsstudenten<br />
oft nicht von den Studentengeme<strong>in</strong>den<br />
angesprochen fühlten,<br />
sagte Marx, dass er den Priestern sage, sie<br />
sollten auch zu den studentischen Korporationen<br />
gehen. Doch zur Hochschulgeme<strong>in</strong>de<br />
sollten nach se<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nicht<br />
nur die Studenten gehören, sondern auch<br />
Professoren und Mitarbeiter, denn die<br />
Geme<strong>in</strong>de sei e<strong>in</strong> Ort für die ganze<br />
Universität.<br />
Kern des Glaubens entdecken<br />
Trotz den Ungleichzeitigkeiten <strong>in</strong> der<br />
Kirche sollte das Katholische die Vielfalt<br />
ermöglichen, aber vor allem zusammenführen.<br />
Wichtig sei, so Marx, dass die<br />
Menschen den Kern des Glaubens entdekken<br />
und so ihren Horizont erweitern. Diese<br />
neue Evangelisierung bedeute e<strong>in</strong>e<br />
anspruchsvolle Existenz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er pluralen<br />
Gesellschaft. Für Marx war klar: Der Glaube<br />
ist das Licht der Vernunft.„Christus und se<strong>in</strong>em<br />
Volk gehört die Zukunft!“<br />
Für die Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft katholischer<br />
Studentenverbände ist die Generationengerechtigkeit<br />
e<strong>in</strong> wichtiges Thema,<br />
das zur Debatte um neue Schulden gehört.<br />
Im Gespräch mit dem Staatssekretär im<br />
bayerischen F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>isterium, Franz Josef<br />
Pschierer, bestimmte die F<strong>in</strong>anzkrise das<br />
Gespräch. „Bayern hat es <strong>in</strong> der Krise gut<br />
geschafft, es gab kaum Entlassungen“,<br />
sagte der CSU-Politiker. Der Freistaat sei das<br />
e<strong>in</strong>zige Bundesland, das während der Krise<br />
se<strong>in</strong>en Haushalt ausgleichen konnte. „Wir<br />
haben unsere Rücklagen genutzt“, die <strong>in</strong><br />
Folge e<strong>in</strong>es Sparpaketes der Regierung<br />
Stoiber gebildet worden waren.<br />
Auch im Gespräch mit Pschierer g<strong>in</strong>g es<br />
um den Länderf<strong>in</strong>anzausgleich. Genauso<br />
wie Stoiber kritisierte er, dass andere >><br />
unitas 3/2012 209
Bundesländer auch mit den Mitteln aus<br />
Bayern ihren Bürgern etwas gewährten,<br />
was Bayern nicht für se<strong>in</strong>e Bürger zahlt.<br />
Se<strong>in</strong> Stichwort: Studiengebühren. In Bayern<br />
würden Studiengebühren für die Verbesserung<br />
der Lehre e<strong>in</strong>gesetzt und nicht<br />
zur Entlastung des Landeshaushalts. Er<br />
wandte sich gegen die „Vollkasko-Mentalität“<br />
des Staates. „Output-orientierte Wähler<br />
sehen den Staat als Supermarkt. Das ist<br />
e<strong>in</strong> gefährliches Bild vom Staat“, sagte er.<br />
Beim Thema Hochschulf<strong>in</strong>anzierung<br />
plädierte Pschierer für e<strong>in</strong>e Trennung der<br />
Kompetenzen von Bund und Ländern und<br />
wandte sich gegen die Pläne von Bundesm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong><br />
Annette Schavan, das Kooperationsverbot<br />
von Bund und Ländern im<br />
Bereich Bildung aufzuweichen. „Bundesautobahnen,<br />
Infrastruktur – das s<strong>in</strong>d orig<strong>in</strong>äre<br />
Aufgaben des Bundes“, stellte<br />
Pschierer fest, nicht aber die Schulen und<br />
Hochschulen.<br />
Es gebe auch viele Themen, die nach<br />
Europa gehörten, so der Staatssekretär. Als<br />
Beispiele nannte er Sicherheit und Umwelt.<br />
Im Zuge der F<strong>in</strong>anzkrise warnte Pschierer<br />
allerd<strong>in</strong>gs: „Irgendwann zerreißt es uns.“<br />
Über e<strong>in</strong>e Rettung von Griechenland könne<br />
man sprechen, allerd<strong>in</strong>gs gebe es ke<strong>in</strong>en<br />
Schirm, der so groß wäre, um Italien vor<br />
dem Staatsbankrott zu bewahren. Er forderte<br />
e<strong>in</strong>e Bankenaufsicht und e<strong>in</strong>en<br />
Fiskalpakt, an den sich alle halten.<br />
„Europa muss mit e<strong>in</strong>er<br />
Stimme sprechen“<br />
„Europa muss mit e<strong>in</strong>er Stimme sprechen.<br />
27 Stimmen zu Syrien würde ke<strong>in</strong>er<br />
ernst nehmen“, so der Appell von Franz<br />
Josef Pschierer.<br />
Auch für den ehemaligen Wissenschaftsm<strong>in</strong>ister<br />
Dr. Thomas Goppel (KV),<br />
der die Studenten im Bayerischen Landtag<br />
traf, ist klar: „Bildung und Kultur s<strong>in</strong>d<br />
Ländersache.“ Es gebe unterschiedliche<br />
Vorstellungen von Bildung <strong>in</strong> Kiel, München,<br />
Dresden oder Stuttgart. Wenn der<br />
Bund das Geld verteilen würde, wäre diese<br />
Tatsache nicht im Blick.<br />
Vor Ostern sorgte das Tanzverbot an<br />
den Feiertagen für Diskussionen. Goppel<br />
vertritt hier e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Haltung:<br />
„Wenn man es hergibt, kommt es nie wieder.“<br />
Bei uns gelte das Wertefundament<br />
des christlichen Abendlands.„Wenn wir das<br />
aufgeben, haben wir irgendwann gar ke<strong>in</strong>e<br />
Nachtruhe mehr“, sagte Goppel und kritisierte<br />
allgeme<strong>in</strong>, dass es heute zu wenig<br />
christliche Werte <strong>in</strong> der Politik gebe. „Damit<br />
verändern wir die Konditionen.“ Goppel<br />
verwies auf Konrad Adenauer, der erzkatholisch<br />
und für den Nächstenliebe das Maß<br />
der D<strong>in</strong>ge gewesen sei. Dabei brauche man<br />
den Christen nicht, um den Staat zu organi-<br />
210<br />
unitas 3/2012<br />
Oben: Der ehemalige bayerische Wissenschaftsm<strong>in</strong>ister Dr. Thomas Goppel (rechts) spricht<br />
sich gegen die Aufweichung des Tanzverbots an den stillen Feiertagen aus.<br />
� Mitte: Der bayerische Innenm<strong>in</strong>ister Joachim Herrmann sieht e<strong>in</strong> schw<strong>in</strong>dendes Unrechtsbewusstse<strong>in</strong>.<br />
� Unten: M<strong>in</strong>ister Herrmann mit den Sem<strong>in</strong>arteilnehmern.<br />
sieren, sondern um den Menschen e<strong>in</strong> Ziel<br />
zu geben. Goppel forderte e<strong>in</strong>e neue soziale<br />
Diskussion bei der gerade die nächste<br />
Generation gefordert sei.<br />
Am Gespräch mit Goppel nahm auch<br />
Alexander Dorow teil, der erst seit wenigen<br />
Wochen als Nachrücker für den ehemaligen<br />
F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>ister Georg Fahrenschon Mitglied<br />
im Bayerischen Landtag ist. Vorher hat<br />
er als Journalist beim Bayerischen Rundfunk<br />
gearbeitet. E<strong>in</strong> Wechsel von e<strong>in</strong>em der<br />
unpopulärsten Berufe zum anderen. Auf die<br />
Frage, was ihn zu diesem Wechsel bewegt<br />
habe, bekannte der ehemalige Moderator<br />
der Nachrichtensendungen Rundschau und
Rundschau-Magaz<strong>in</strong>: „Die Arbeit mit den<br />
Menschen und dass der Beruf so lebendig<br />
ist.“ Wenn man den Job mag, sei das Image<br />
ke<strong>in</strong> Problem.<br />
Sicherheit und Freiheit<br />
Nächstes Ziel: Das Innenm<strong>in</strong>isterium<br />
des Freistaats Bayern am Odeonsplatz. Hier<br />
waren die AGV-Vertreter Gäste von Innenm<strong>in</strong>ister<br />
Joachim Herrmann (CV). In dem<br />
Gespräch g<strong>in</strong>g es zunächst<br />
um das Verhältnis von<br />
Sicherheit und Freiheit. „E<strong>in</strong><br />
M<strong>in</strong>destmaß an Freiheit erfordert<br />
e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>destmaß an<br />
Sicherheit“, so Herrmann. Für<br />
ihn ist die Sicherheit e<strong>in</strong>e<br />
Kernaufgabe des Staates.<br />
„Hier erwarten wir e<strong>in</strong>en<br />
starken Staat“, stellte er fest.<br />
Beim Thema Sicherheit komme<br />
Privatisierung nicht <strong>in</strong><br />
Frage. „E<strong>in</strong> Millionär kann<br />
sich e<strong>in</strong>en Bodyguard leisten,<br />
kle<strong>in</strong>e Leute nicht. Hier ist der<br />
Staat gefragt“, sagte der<br />
Innenm<strong>in</strong>ister.<br />
Dennoch stelle sich immer<br />
wieder die Frage, welcher<br />
Sicherheitsaspekt welchen<br />
E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> die Freiheit<br />
rechtfertigt. E<strong>in</strong> Beispiel des<br />
M<strong>in</strong>isters: In Bayern werden<br />
U-Bahnhöfe videoüberwacht.<br />
Die Mehrheit der bayerischen<br />
Bevölkerung unterstützt dies,<br />
knapp e<strong>in</strong> Fünftel der Bevölkerung<br />
allerd<strong>in</strong>gs nicht. „Bei<br />
ihnen gehen die Kameras<br />
aber ja nicht e<strong>in</strong>fach aus.“<br />
Auch die Vorratsdatenspeicherung<br />
sei e<strong>in</strong> harter<br />
Streitpunkt, so Herrmann.<br />
Hier werden Verb<strong>in</strong>dungsdaten<br />
nach richterlicher Anordnung<br />
für sechs Monate<br />
gespeichert. Beim Zugriff auf<br />
die Daten sei die Schwere des<br />
Delikts abzuwägen: „Um e<strong>in</strong>em<br />
Ladendieb auf die Spur<br />
zu kommen, seien die Daten nicht zugänglich“,<br />
erläuterte der CSU-Politiker.<br />
Rolle des Internets<br />
Gerade das Internet stelle das Rechtsbewusstse<strong>in</strong><br />
der Bürger vor e<strong>in</strong>e besondere<br />
Herausforderung. Herrmann nannte <strong>in</strong> diesem<br />
Zusammenhang das Beispiel der<br />
K<strong>in</strong>derpornografie. Die Hemmschwelle<br />
s<strong>in</strong>ke, sobald manche Inhalte auch onl<strong>in</strong>e<br />
verfügbar seien.<br />
Wie viel ist uns geistiges Eigentum<br />
wert? Herrmann warf die Frage auf, wer<br />
noch Interesse an Ausgaben für Forschung<br />
und Entwicklung habe, wenn jeder die<br />
Ergebnisse ohne Probleme nutzen dürfte.<br />
Für Herrmann rührt die E<strong>in</strong>stellung der<br />
Piratenpartei zum geistigen Eigentum an<br />
e<strong>in</strong>e Grundfrage unserer Gesellschaft.<br />
Die Piraten bezeichnete der Innenm<strong>in</strong>ister<br />
als e<strong>in</strong>en „heterogenen Haufen“<br />
und als e<strong>in</strong>e Protestbewegung gegen die<br />
etablierten Parteien. E<strong>in</strong>ige Forderungen<br />
des Shoot<strong>in</strong>gstars der letzten Landtags-<br />
Die Sem<strong>in</strong>arteilnehmer konnten natürlich auch die Münchener Brauhaus-Kultur –<br />
e<strong>in</strong> wesentlicher Bestandteil der bayerischen Lebensart – genießen.<br />
Hier im „Weisse Bräuhaus“.<br />
wahlen sieht er als „illusionär und falsch“<br />
an, etwa die kostenlose Nutzung des<br />
öffentlichen Personennahverkehrs oder die<br />
Legalisierung von Drogen. Dennoch müsse<br />
man die Partei ernst nehmen, gerade durch<br />
das Internet gebe es e<strong>in</strong>e Enthemmung.<br />
Das Internet bietet laut Joachim<br />
Herrmann aber auch viele Chancen. Bei der<br />
Frage, wie sich Öffentlichkeit an der politischen<br />
Willensbildung beteiligen kann,<br />
müsse es Transparenz geben. Hier könnte<br />
das Internet besser genutzt werden und<br />
der Staat so e<strong>in</strong>en durchsichtigen Entscheidungsprozess<br />
für Interessierte organisieren,<br />
sagte der M<strong>in</strong>ister.<br />
Von rechtsradikalen<br />
Burschenschaften distanzieren<br />
Von rechtsradikalen Tendenzen <strong>in</strong> Teilen<br />
der Deutschen Burschenschaft sollten die<br />
katholischen Studentenverbände sich auf<br />
jeden Fall distanzieren, um nicht mit <strong>in</strong><br />
Verruf zu geraten, so der Rat von Innenm<strong>in</strong>ister<br />
Herrmann. „Wer jenseits der<br />
Grenzen agiert, muss auch klar beim<br />
Namen benannt werden!“ In diesem Zusammenhang<br />
forderte Herrmann, dass<br />
auch von Universitätsleitungen<br />
erwartet werden<br />
muss, dass sie bei den<br />
Studentenverb<strong>in</strong>dungen differenzieren<br />
können.<br />
Herrmann lobte die AGV<br />
für ihr Engagement und ermunterte<br />
die Vertreter, weiterh<strong>in</strong><br />
und verstärkt zusammen<br />
zu arbeiten. Als wichtiges<br />
geme<strong>in</strong>sames Thema<br />
nannte er die Grundwertedebatte,<br />
<strong>in</strong> der gerade die<br />
katholischen Akademiker<br />
sich e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen sollten.<br />
Neben dem Austausch<br />
mit den Vertretern von Politik<br />
und Kirche konnten sich auch<br />
die Vororte untere<strong>in</strong>ander<br />
sowie mit dem AGV-Vorstand<br />
austauschen. E<strong>in</strong>e Möglichkeit<br />
dazu bot die AGV-Mitgliederversammlung<br />
<strong>in</strong> den<br />
Räumlichkeiten der K.St.V.<br />
Albertia.<br />
Dort wurde auch geme<strong>in</strong>sam<br />
das Fußballspiel<br />
des FC Bayern München geguckt<br />
und nach Hoffen,<br />
Bangen und Elfmeterschießen<br />
gefeiert. Außerdem<br />
blieb auch noch etwas Zeit,<br />
um München zu erkunden,<br />
die e<strong>in</strong> oder andere Maß zu<br />
tr<strong>in</strong>ken und kommende Aktionen<br />
zu planen.<br />
Zum Abschluss der Veranstaltung<br />
konnte der AGV-<br />
Vorsitzende Adam Strzoda (KV) e<strong>in</strong>e positive<br />
Bilanz ziehen: „Das Sem<strong>in</strong>ar hat wieder<br />
gezeigt, dass die Arbeit der AGV wahrgenommen<br />
wird und die Vertreter der katholischen<br />
Studentenverbände gern gesehene<br />
und geschätzte Diskussionspartner s<strong>in</strong>d.“<br />
Zufrieden zeigten sich auch die Vertreter<br />
der Vororte und bedankten sich für die gute<br />
Organisation. Das nächste Sem<strong>in</strong>ar im<br />
Rahmen des Dialogprogramms der AGV<br />
wird Ende September <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> stattf<strong>in</strong>den.<br />
Fotos: H.-J. Großiml<strong>in</strong>ghaus<br />
unitas 3/2012 211
Der Vorort vor Ort<br />
Der Vorort <strong>Unitas</strong> Franko-Saxonia möchte Euch auch <strong>in</strong> dieser Ausgabe der UNITAS wieder<br />
kurze E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Arbeit und Reisen geben, die er im Namen des Verbandes <strong>in</strong> den letzten<br />
Monaten unternommen hat. Ausführlichere Berichte s<strong>in</strong>d im monatlichen Newsletter und an<br />
anderer Stelle <strong>in</strong> dieser unitas-Ausgabe zu f<strong>in</strong>den.<br />
Dreiverbände-Gespräch<br />
<strong>in</strong> Regensburg<br />
Der Vorort besuchte das<br />
jährliche Dreiverbändegespräch,<br />
bei dem <strong>in</strong> diesem Jahr<br />
der UV Gastgeber <strong>in</strong> Regensburg<br />
war. S<strong>in</strong>n und Zweck dieser<br />
Veranstaltung ist die Kommunikation<br />
und der Austausch<br />
zwischen den katholischen<br />
Dachverbänden CV, KV und UV.<br />
Auf der Tagesordnung stand<br />
u. a., die Organisation geme<strong>in</strong>samer<br />
Projekte der katholischen<br />
Verbände wie beispielsweise<br />
der nächste Katholikentag<br />
im Jahre 2014 oder e<strong>in</strong>e<br />
geme<strong>in</strong>same Interessenvertretung<br />
im ZdK. So wurden <strong>in</strong> der<br />
historischen Stadt Regensburg<br />
„am grünen Tisch“ geme<strong>in</strong>same<br />
Positionen erarbeitet, die<br />
die Zusammenarbeit der Verbände<br />
<strong>in</strong> den nächsten Jahren<br />
optimieren sollen. Die Veranstaltung<br />
zeigte, dass trotz der<br />
vorhandenen Unterschiede viele Geme<strong>in</strong>samkeiten<br />
existieren.<br />
Vorortsantritt im<br />
Sommersemester 2012<br />
Als erste Vorortsfahrt im Sommersemester<br />
2012 verschlug es uns <strong>in</strong> die schönen<br />
Städte Bonn und Köln am Rhe<strong>in</strong>. Wir<br />
verweilten dort zunächst bei der <strong>Unitas</strong><br />
Stolzenfels, welche zu ihrer<br />
Antrittskneipe geladen hatte. Es<br />
gab viel zu feiern, wurden doch<br />
drei Füxe geburscht und vier<br />
neue Füxe recipiert.<br />
Den nächsten Tag verbrachten<br />
wir <strong>in</strong> der Rhe<strong>in</strong>metropole<br />
Köln bei der <strong>Unitas</strong> Landshut<br />
und der <strong>Unitas</strong> Theophanu, welche<br />
zusammen e<strong>in</strong>e Kreuzkneipe<br />
anlässlich des beg<strong>in</strong>nenden<br />
Sommersemesters schlugen.<br />
Wir wurden Zeugen e<strong>in</strong>es<br />
typisch kölnischen Abends, der<br />
e<strong>in</strong>drucksvoll zeigte, dass man<br />
nicht nur Karneval rhe<strong>in</strong>ländisch<br />
feiern kann, und uns wurde klar,<br />
dass es sich nicht nur zur fünften<br />
Jahreszeit lohnt, nach Köln zu<br />
fahren.<br />
212<br />
unitas 3/2012<br />
Oben: Kreuzkneipe der UNITAS Landshut und der UNITAS Theophanu <strong>in</strong> Köln.<br />
Unten: Europa-Kommers der UNITAS Ruhrania <strong>in</strong> Essen.<br />
AGV Dialogprogramm<br />
<strong>in</strong> München<br />
Zusammen mit den Spitzen der anderen<br />
katholischen Korporationsverbände<br />
fand das zweite Dialogprogramm der<br />
Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft katholischer Studentenverbände<br />
(AGV) <strong>in</strong> der bayerischen<br />
Landeshauptstadt statt. Die vom 24. bis<br />
zum 26. April dauernde Tagung war mit<br />
Gesprächspartnern wie Bbr. Re<strong>in</strong>hard Kardi-<br />
Gruppenfoto mit dem ehem. bayerischen M<strong>in</strong>isterpräsidenten Dr. Edmund<br />
Stoiber beim DIALOGPROGRAMM der AGV <strong>in</strong> München.<br />
nal Marx, dem ehemaligen bayerischen<br />
M<strong>in</strong>isterpräsidenten Dr. Edmund Stoiber<br />
(CV), dem bayrischen Innenm<strong>in</strong>ister<br />
Joachim Herrmann (CV) und dem ehemaligen<br />
bayerischen Wissenschaftsm<strong>in</strong>ister Dr.<br />
Thomas Goppel (KV) hochrangig besetzt<br />
und bot bei bestem Wetter und bayerischer<br />
Gastfreundschaft e<strong>in</strong>e rundum gelungene<br />
Veranstaltung mit <strong>in</strong>teressanten Denkanstößen<br />
<strong>in</strong> den Bereichen Politik und<br />
Kirche. (S. eigenen Bericht auf S. 208 f.)<br />
Der Vorort zu Gast<br />
beim Europa-<br />
Kommers <strong>in</strong> Essen<br />
Der gelungene Europa-<br />
Kommers der UNITAS<br />
Ruhrania <strong>in</strong> Essen setzte am 5.<br />
Mai 2012 u. a. mit der Festrede<br />
von Bbr. Dr. Christof M.<br />
Beckmann zum Thema Europa<br />
und das Erbe Robert<br />
Schumans Akzente h<strong>in</strong>sichtlich<br />
des Lebens des „Europavaters“<br />
Robert Schuman, der<br />
europäischen Identität und<br />
unserer dr<strong>in</strong>genden Verantwortung<br />
zur Erhaltung und<br />
weiteren Verwirklichung der<br />
europäischen Idee im Zeitalter
von Krise und Umbruch. Mit den Worten des<br />
Festredners: „Vivat, crescat, floreat – Europa<br />
<strong>in</strong> Unitate!“<br />
E<strong>in</strong> Hauch von Europa im<br />
„kle<strong>in</strong>en Kreise“ – EKV-Sitzung<br />
<strong>in</strong> Koblenz/Neuwied<br />
Am 12. Mai besuchten wir <strong>in</strong> Vertretung<br />
der beiden EKV-Delegierten des <strong>Unitas</strong>-<br />
Verbandes die 12. ordentliche Kartellvollversammlung<br />
<strong>in</strong> Koblenz. Wir bekamen<br />
e<strong>in</strong>en umfassenden E<strong>in</strong>druck von der Arbeit<br />
des EKV, erkannten das <strong>in</strong>ternationale<br />
Bestreben des EKV, waren doch auch<br />
Vertreter vor allem österreichischer, aber<br />
auch schweizerischer und belgischer Verbände<br />
anwesend. Es wurden weitere Korporationen<br />
<strong>in</strong> die sogenannte „Freie Kurie“, e<strong>in</strong><br />
Zusammenschluss verschiedenster Verb<strong>in</strong>dungen<br />
ohne Dachverband, aufgenommen.<br />
Zum Abschluss feierten wir e<strong>in</strong>e sehr<br />
schöne Eucharistiefeier <strong>in</strong> der altehrwürdigen<br />
Rommersdorfer Abtei.<br />
Der Vorort bei der Hetania<br />
Am Sonntag, den 17. Juni machte sich<br />
e<strong>in</strong>e dreiköpfige Marburger Delegation<br />
nach Würzburg auf, um e<strong>in</strong>en der<br />
Traditionsvere<strong>in</strong>e des <strong>Unitas</strong>-Verbandes<br />
anlässlich des Spanferkel-Essens im Garten<br />
des Würzburger <strong>Unitas</strong>-Hauses zu besuchen.<br />
In gemütlicher Runde bei Speis und<br />
Trank tauschten wir uns aus und rundeten<br />
den Besuch mit e<strong>in</strong>em Sieg der DFB-Elf im<br />
letzten Gruppenspiel ab.<br />
E<strong>in</strong>weihung des Fußballplatzes<br />
im Caritas-K<strong>in</strong>derdorf<br />
Markkleeberg<br />
Oben: Beim Festkommers<br />
anlässlich des Stiftungsfests<br />
der Bonner UNITAS-Vere<strong>in</strong>e,<br />
<strong>in</strong>sbesondere des 100-jährigen<br />
Bestehens der UNITAS Rhenania.<br />
Vorne am Ehrengasttisch<br />
Bbr. Dr. h. c. Rudolf Seiters,<br />
der die Festrede übernommen<br />
hatte.<br />
L<strong>in</strong>ks: Blick <strong>in</strong> die Kartell-<br />
Vollversammlung des EKV <strong>in</strong><br />
Koblenz.<br />
Nach e<strong>in</strong>er zweijährigen Planungs- und<br />
Gestaltungsphase war er erfreulicherweise<br />
möglich, den neu entstandenen Fußballplatz<br />
passend zum Auftakt der Europameisterschaft<br />
im Rahmen e<strong>in</strong>es Turnieres<br />
e<strong>in</strong>weihen zu dürfen. Die<br />
großen Gew<strong>in</strong>ner des Turniers<br />
waren selbstverständlich<br />
die K<strong>in</strong>der, die sich neben<br />
den neuen Sportanlagen<br />
über e<strong>in</strong>e komplette Ausstattung<br />
an Fußballschuhen<br />
und Trikots, natürlich mit<br />
e<strong>in</strong>em „<strong>Unitas</strong>“ Schriftzug<br />
auf dem Rücken, sichtlich gefreut<br />
haben. Abgerundet<br />
wurde dieser gelungene Tag<br />
mit e<strong>in</strong>er Stadtführung<br />
durch Leipzig und e<strong>in</strong>em unitarischen<br />
Abend.<br />
Festzeit <strong>in</strong> Bonn<br />
Am Freitag, den 08. Juni<br />
2012, hatten wir die Ehre, <strong>in</strong><br />
Bonn e<strong>in</strong>em unitarischen<br />
Großereignis beizuwohnen.<br />
Im Festsaal des Bristol-Hotels<br />
fand der Festkommers<br />
anlässlich der Stiftungsfeste<br />
der Bonner <strong>Unitas</strong> Vere<strong>in</strong>e<br />
statt. Die Corona füllte den<br />
kompletten Saal aus und<br />
durfte dem schön geschlagenen Kommers<br />
unter der Leitung des nun hundertjährigen<br />
W.K.St.V. <strong>Unitas</strong> Rhenania beiwohnen. Der<br />
Festredner, Bundesbruder Dr. Rudolf Seiters,<br />
Bundesm<strong>in</strong>ister a. D., zeigte authentisch die<br />
spannenden Tage der Wiedervere<strong>in</strong>igung<br />
an drei prägnanten Daten auf und ermunterte,<br />
sich e<strong>in</strong> eigenes Bild von den neuen<br />
Bundesländern zu machen. E<strong>in</strong> herzliches<br />
Gratulor, auf die nächsten 100 Jahre!<br />
Gib Gewalt ke<strong>in</strong>e Chance!<br />
Liebe Bundesschwestern und liebe Bundesbrüder,<br />
der Vorort Franko-Saxonia hat geme<strong>in</strong>sam mit den Vororten des CV und des KV<br />
beschlossen, e<strong>in</strong>e Initiative zur Erfassung von Gewalt gegen katholische Studentenverbände<br />
<strong>in</strong>s Leben zu rufen. Glücklicherweise ist der UNITAS-Verband im Vergleich<br />
zu anderen Dachverbänden nicht das Hauptziel von Übergriffen, dennoch s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige<br />
Fälle bekannt und e<strong>in</strong> generell vorhandenes Gewaltpotenzial lässt sich nicht ausschließen.<br />
Ziel dieses Projekts ist es, zunächst e<strong>in</strong>e Datenbank zu erstellen, <strong>in</strong> der Gewalttaten<br />
gegen Mitglieder unserer katholischen Dachverbände oder deren Häuser registriert<br />
werden. Man geht davon aus, dass sich die Gewalttaten gegenüber Verb<strong>in</strong>dungsstudenten<br />
<strong>in</strong> den vergangenen Jahren gehäuft haben, allerd<strong>in</strong>gs stark lokal differieren.<br />
Mit der Sammlung der Daten möchten wir verifizieren, ob es sich um E<strong>in</strong>zelfälle handelt<br />
oder ob wir uns mit e<strong>in</strong>em grundlegenden Problem konfrontiert sehen. Je nach<br />
Datenlage hätten wir <strong>in</strong> der zweiten Phase des Projekts e<strong>in</strong>e sichere und belegte<br />
Grundlage, um auf das eventuelle Problem wirkungsvoll aufmerksam zu machen.<br />
Dabei werden eure Daten selbstverständlich streng vertraulich behandelt! Wir möchten<br />
euch hiermit auffordern, Fälle von Gewalt gegen Unitarier oder deren Eigentum<br />
aus der jüngeren Vergangenheit (auch solche, die nicht zur Anzeige gebracht wurden),<br />
sowie aktuelle und kommende an den Vorort zu melden und so Gewalt und<br />
Intoleranz E<strong>in</strong>halt zu gebieten. Die erste Phase (Sammlung der Daten) ist für e<strong>in</strong><br />
knappes Jahr geplant, spätestens dann möchten wir e<strong>in</strong>e Bilanz ziehen, aus der sich<br />
mögliche weitere Schritte ergeben!<br />
Kilian Schmiz, VOP<br />
unitas 3/2012 213
?Ihr E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> die Junge Union 1963 war<br />
der Anfang Ihrer langjährigen Arbeit als<br />
Politiker auf Landes- und Bundesebene.<br />
Was war ausschlaggebend im Leben des jungen<br />
Friedrich Bohl, sich <strong>in</strong> die Politik „e<strong>in</strong>zumischen“?<br />
Bohl: Mich haben als Heranwachsender die<br />
brutale Niederschlagung des Ungarnaufstandes<br />
1956 und der unmenschliche<br />
Mauerbau 1961 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> sehr bewegt und<br />
geprägt. Ich begann, mich politisch zu<br />
<strong>in</strong>teressieren und die politischen Vorgänge<br />
<strong>in</strong> unserem Land sowie <strong>in</strong> der Welt zu verfolgen.<br />
Die klare Westpolitik Konrad Adenauers<br />
und se<strong>in</strong> Bekenntnis zur Freiheit<br />
haben mich <strong>in</strong>spiriert, 1963 me<strong>in</strong>en Weg <strong>in</strong><br />
die Junge Union und die CDU zu gehen.<br />
Dies habe ich bis heute nicht bereut. Die<br />
CDU habe ich stets als me<strong>in</strong>e politische<br />
Heimat sehr geschätzt.<br />
?Sie haben als Politiker auf Kreis-, Landesund<br />
Bundesebene gewirkt. Wie verändert<br />
sich die Arbeit bei diesem Aufstieg<br />
<strong>in</strong> der politischen Hierarchie und wie hat die<br />
Arbeit Sie verändert?<br />
Bohl: Re<strong>in</strong> subjektiv glaube ich, dass mich<br />
me<strong>in</strong>e politische Karriere nicht verändert<br />
hat. Aber dies können Außenstehende<br />
sicher besser beurteilen als ich selbst. Im<br />
Gegensatz zu der landläufigen Me<strong>in</strong>ung,<br />
dass Politiker schnell die Bodenhaftung verlieren,<br />
habe ich die entgegengesetzte Erfahrung<br />
gemacht. Die ganz überwiegende<br />
Mehrheit sieht <strong>in</strong> Familie, Freundschaft und<br />
Pflichterfüllung die entscheidende und<br />
wesentliche Grundlage jeden menschlichen<br />
Zusammenlebens.<br />
?Sie waren im Jahr des Mauerfalls<br />
parlamentarischer Geschäftsführer der<br />
CDU/CSU-Fraktion und im frisch vere<strong>in</strong>ten<br />
Deutschland ab 1991 Chef des Bundeskanzleramtes.<br />
Wie sah der Prozess der<br />
Wiedervere<strong>in</strong>igung „h<strong>in</strong>ter der Bühne“ aus?<br />
214<br />
unitas 3/2012<br />
Der Vorort im Gespräch mit<br />
Persönlichkeiten aus Politik,<br />
Kirche und Gesellschaft<br />
„Die klare Westpolitik Konrad Adenauers und se<strong>in</strong> Bekenntnis<br />
zur Freiheit haben mich <strong>in</strong>spiriert, <strong>in</strong> die Politik zu gehen.“<br />
IM GESPRÄCH: DER EHEMALIGE BUNDESMINISTER FRIEDRICH BOHL<br />
Mit welchen Problemen und Fragestellungen<br />
waren Sie konfrontiert?<br />
Bohl: Der Mauerfall war für mich ohne<br />
Zweifel e<strong>in</strong> ganz e<strong>in</strong>schneidendes Ereignis.<br />
Ich kann mich noch sehr gut an den bewegenden<br />
Moment er<strong>in</strong>nern, als wir am<br />
Abend des 9. November 1989 im Bundestag<br />
über alle Parteigrenzen h<strong>in</strong>weg das<br />
Deutschlandlied gesungen haben und uns<br />
Kard<strong>in</strong>al Marx:<br />
In der Krise EU „auch als christliches Projekt sehen“<br />
Angesichts der aktuellen Euro-Krise fordert der Präsident der „Kommission der<br />
Bischofskonferenzen der Europäischen Union“ (ComECE), Bbr. Kard<strong>in</strong>al Re<strong>in</strong>hard Marx,<br />
die Europäische Union auch „als christliches Projekt“ zu begreifen. Der Kont<strong>in</strong>ent habe<br />
auf der Grundlage des christlichen Menschenbilds „e<strong>in</strong>e Prägung erfahren, die alle<br />
Bereiche unseres Lebens kennzeichnet“. Das betonte der Münchener Erzbischof am 6.<br />
Juli <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Radiobeitrag für den „Bayerischen Rundfunk“.<br />
Christlich geprägte Vorstellungen von Demokratie, der Würde des Menschen, von<br />
„e<strong>in</strong>er sozialen Form des Wirtschaftens, die dem Menschen dient und nicht dem<br />
Kapital“, gelte es gerade jetzt entschlossen zu vertreten. „Ohne Christentum kann<br />
Europa auch <strong>in</strong> Zukunft se<strong>in</strong>e Identität nicht bewahren und immer neu f<strong>in</strong>den.<br />
Deswegen ist und bleibt Europa auch e<strong>in</strong> Auftrag für uns Christen, gerade jetzt“,<br />
erklärte Marx.<br />
Europa stecke augenblicklich „<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er entscheidenden Phase se<strong>in</strong>er Entwicklung“,<br />
sagte der Kard<strong>in</strong>al. Er er<strong>in</strong>nerte daran, dass die wirtschaftliche Integration für die<br />
Gründungsväter Europas „nie e<strong>in</strong> Selbstzweck“ gewesen sei, sondern „der Vision e<strong>in</strong>es<br />
vere<strong>in</strong>igten und versöhnten Europa <strong>in</strong> Frieden und Freiheit“ diente.<br />
Auch heute sei die solidarische E<strong>in</strong>igung Europas „e<strong>in</strong> Beitrag zur Erlangung des wahren<br />
Friedens“. Dieser betreffe nicht nur die Völker Europas, sondern die Welt,„denn die<br />
großen Weltkriege hatten ihren Ausgangspunkt <strong>in</strong> Europa“.<br />
Gleichwohl sei die E<strong>in</strong>igung heute nicht mehr alle<strong>in</strong> durch den Willen zum Frieden<br />
motiviert, betonte Marx:„Die geme<strong>in</strong>same Ausübung nationalstaatlicher Souveränität<br />
ist für die Europäer zum Gebot der wirtschaftlichen und politischen Vernunft geworden.<br />
Ke<strong>in</strong>e der europäischen Nationen kann auf Dauer alle<strong>in</strong> bestehen.“<br />
Die e<strong>in</strong>zelnen Länder bedürften e<strong>in</strong>es geme<strong>in</strong>samen Marktes mit geme<strong>in</strong>sam festgelegten<br />
Regeln. „Dabei zeigt die aktuelle Krise <strong>in</strong> Europa, dass Wirtschaft, Politik, Kultur<br />
und die geme<strong>in</strong>samen zumeist christlichen Werte nicht vone<strong>in</strong>ander getrennt werden<br />
können“, erklärte Marx. Es gehe letztlich nicht um e<strong>in</strong> „technisches Problem“, sondern<br />
um e<strong>in</strong>e „geme<strong>in</strong>same Vorstellung für die Zukunft unseres Kont<strong>in</strong>ents“.
dabei die Hoffnung trug, dass nun die<br />
Teilung Deutschlands überwunden sei und<br />
die Freiheit siegen werde.<br />
Den Prozess der Wiedervere<strong>in</strong>igung zu<br />
schildern, ist <strong>in</strong> wenigen Sätzen nicht möglich.<br />
Vielleicht aber soviel: Am Montag, den<br />
27. November 1989 <strong>in</strong>formierte mich<br />
Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl über se<strong>in</strong>en<br />
10-Punkte-Plan zur Deutschlandpolitik, den<br />
er am Dienstag, den 28. November 1989 im<br />
Bundestag verkünden wollte. Prophetisch<br />
sagte er zu mir: „Das wird die wichtigste<br />
Rede me<strong>in</strong>er ganzen Kanzlerschaft“. Er sollte<br />
Recht behalten.<br />
?Seit Ihrem Ausscheiden <strong>in</strong> der Politik s<strong>in</strong>d<br />
Sie für die DVAG tätig. Ist der Weg <strong>in</strong> die<br />
Wirtschaft e<strong>in</strong> nahtloser Übergang für<br />
e<strong>in</strong>en Politiker? Gibt es dabei unter Umständen<br />
Konflikte?<br />
Bohl: Für mich ist der Weg <strong>in</strong> die Wirtschaft<br />
<strong>in</strong> der Bitte me<strong>in</strong>es langjährigen Freundes<br />
Prof. Dr. Re<strong>in</strong>fried Pohl begründet, für die<br />
große berufliche Familiengeme<strong>in</strong>schaft der<br />
Vermögensberater tätig zu werden. Dieses<br />
Angebot habe ich gerne angenommen. Ich<br />
habe es ke<strong>in</strong>en Tag bereut. Es hat mir noch<br />
e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e ganz andere berufliche Perspektive<br />
eröffnet. Dafür b<strong>in</strong> ich sehr dankbar!<br />
?Sie gelten als e<strong>in</strong> Verfechter der privaten<br />
Altersvorsorge. In der Tagespolitik wird<br />
die Frage, ob die gesetzliche Rentenversicherung<br />
sicher ist, wenig behandelt,<br />
auch nicht <strong>in</strong> Ihrer Partei, der CDU. Ist man<br />
dort zu e<strong>in</strong>em anderen Ergebnis gekommen<br />
oder steckt aus Ihrer Sicht auch politisches<br />
Kalkül dah<strong>in</strong>ter?<br />
Bohl: Natürlich ist die CDU <strong>in</strong>zwischen<br />
weiter als se<strong>in</strong>erzeit Norbert Blüm mit<br />
se<strong>in</strong>em Satz „Die Rente ist sicher!“, die die<br />
E<strong>in</strong>stellung zur Rentenpolitik prägte. Aber<br />
Sie haben Recht, die CDU hat noch nicht <strong>in</strong><br />
der ganzen Breite und Entschiedenheit die<br />
Notwendigkeit der privaten Altersvorsorge<br />
erkannt. Dennoch muss ich sagen, dass die<br />
jetzige Bundesarbeitsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong>, Dr. Ursula<br />
von der Leyen, sehr wohl die Notwendigkeit<br />
der betrieblichen und privaten<br />
Altersvorsorge sieht. Das freut mich sehr.<br />
Insbesondere deshalb, weil dies neue<br />
Möglichkeiten zur Verh<strong>in</strong>derung von<br />
Altersarmut bietet.<br />
?Seit dem 1. Dezember 2011 s<strong>in</strong>d Sie<br />
als Vorstand der Von-Behr<strong>in</strong>g-Röntgen-<br />
Stiftung tätig, e<strong>in</strong>er Stiftung zur<br />
Förderung der Universitätskl<strong>in</strong>iken Gießen<br />
und Marburg GmbH, das erste privatisierte<br />
Universitätskl<strong>in</strong>ikum <strong>in</strong> Deutschland.<br />
Glauben Sie, dass das Modell e<strong>in</strong>es privatisierten<br />
Unikl<strong>in</strong>ikums <strong>in</strong> Deutschland<br />
Schule machen könnte?<br />
Bohl: Natürlich hat das Modell e<strong>in</strong>es privatisierten<br />
Universitätskl<strong>in</strong>ikums die Chance,<br />
<strong>in</strong> Deutschland Schule zu machen. Wichtig<br />
ist, dass die Voraussetzungen klar und die<br />
Zielsetzungen realistisch s<strong>in</strong>d. Neben e<strong>in</strong>er<br />
qualitativ hochwertigen Krankenversorgung<br />
müssen geeignete Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
für die Sicherung von Forschung<br />
und Lehre <strong>in</strong> der Universitätsmediz<strong>in</strong> formuliert<br />
und e<strong>in</strong>gehalten werden. Das privatisierte<br />
UKGM verdient e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>e zweite<br />
Chance.<br />
?Kann privates Engagement wie etwa<br />
die Von-Behr<strong>in</strong>g-Röntgen-Stiftung die<br />
staatlichen Fördermittel ersetzen?<br />
Bohl: Die Aufgabe der Von-Behr<strong>in</strong>g-Röntgen-Stiftung<br />
ist die Förderung der Forschung<br />
und Lehre an den mediz<strong>in</strong>ischen<br />
Fachbereichen der Justus-Liebig-Universität<br />
<strong>in</strong> Gießen und der Philipps-Universität<br />
<strong>in</strong> Marburg. Geme<strong>in</strong>nützige Stiftungen<br />
übernehmen sehr wichtige gesellschaftliche<br />
und soziale Funktionen. Sie können und<br />
sollen staatliche Förderungen aber nicht<br />
ersetzen, sondern nur ergänzen. Die Stärken<br />
von Stiftungen wie der Von Behr<strong>in</strong>g-<br />
Röntgen-Stiftung liegen dar<strong>in</strong>, dass sie<br />
eigene Initiativen starten sowie <strong>in</strong>novative<br />
Projekte anregen und unterstützen können,<br />
die durch staatliche Fördermittel <strong>in</strong> dieser<br />
Form und <strong>in</strong> diesem Zeitrahmen nicht möglich<br />
wären.<br />
?Wie hat sich die Stiftung entwickelt,<br />
welche Projekte werden Sie angehen?<br />
Bohl: Die Von-Behr<strong>in</strong>g-Röntgen-Stiftung<br />
wurde am 8. September 2006 gegründet.<br />
Im Jahr 2007 hat sie ihre Geschäftsstelle im<br />
Marburger Landgrafenschloss e<strong>in</strong>gerichtet<br />
und danach sehr zügig, im Jahr 2008, mit<br />
der Förderung begonnen. Seitdem hat sie<br />
bereits fünf Förderrunden ausgeschrieben<br />
und rund neun Millionen Euro für 50 Forschungsprojekte<br />
im mediz<strong>in</strong>ischen und<br />
biomediz<strong>in</strong>ischen Bereich bewilligt. Das<br />
Themenspektrum der erfolgreichen Projekte<br />
ist weit gefächert und reicht von Projekten<br />
<strong>in</strong> der K<strong>in</strong>derheilkunde bis zur Krebsforschung.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus unterstützt die Stiftung<br />
den wissenschaftlichen Nachwuchs mit<br />
Stipendien und Reisebeihilfen, richtet Symposien<br />
aus und ehrt seit 2009 <strong>in</strong> regelmäßigem<br />
Turnus herausragende Wissenschaftler<br />
mit Von-Behr<strong>in</strong>g-Röntgen-Nachwuchspreisen<br />
und Von Behr<strong>in</strong>g-Röntgen-<br />
Forschungsmedaillen. E<strong>in</strong> wichtiges Ziel der<br />
Stiftung ist es, die Zusammenarbeit von<br />
Wissenschaftlern aus Gießen und Marburg<br />
zu stärken, z. B. durch Geme<strong>in</strong>schaftsprojekte<br />
beider Standorte. Ich denke, die<br />
Stiftung ist auf e<strong>in</strong>em guten Weg.<br />
Friedrich Bohl wurde am 5. März 1945<br />
<strong>in</strong> Rosdorf, Landkreis Gött<strong>in</strong>gen, geboren;<br />
er ist verheiratet und hat vier<br />
K<strong>in</strong>der; evangelisch.<br />
Nach dem Abitur 1964 absolvierte<br />
Bohl e<strong>in</strong> Studium der Rechtswissenschaft,<br />
welches er 1969 mit dem<br />
ersten und 1972 mit dem zweiten juristischen<br />
Staatsexamen beendete. Seit<br />
1972 ist er als Rechtsanwalt und seit<br />
1976 auch als Notar zugelassen.<br />
Seit 1963 ist er Mitglied der CDU. Hier<br />
engagierte er sich zunächst <strong>in</strong> der<br />
Jungen Union. Von 1978 bis 1990 war<br />
er Vorsitzender des CDU-Fraktion des<br />
Kreisverbandes Marburg-Biedenkopf.<br />
Von 1970 bis 1980 war er Mitglied des<br />
Hessischen Landtages und von 1978<br />
bis 1980 stellvertretender Vorsitzender<br />
der CDU-Fraktion. Von 1980 bis 2002<br />
war er dann Mitglied des Deutschen<br />
Bundestages und von 1984 bis 1989<br />
Parlamentarischer Geschäftsführer<br />
der CDU/CSU-Bundestagsfraktion,<br />
von 1989 bis 1991 Erster Parlamentarischer<br />
Geschäftsführer. Am 26. November<br />
1991 wurde Bohl als Bundesm<strong>in</strong>ister<br />
für besondere Aufgaben<br />
und Chef des Bundeskanzleramtes <strong>in</strong><br />
die von Bundeskanzler Helmut Kohl<br />
geführte Bundesregierung berufen.<br />
Ab dem 25. Mai 1998 übernahm er<br />
zusätzlich die Leitung des Presse- und<br />
Informationsamtes der Bundesregierung.<br />
Nach der Bundestagswahl 1998<br />
schied er am 26. Oktober 1998 aus der<br />
Bundesregierung aus.<br />
Die Fragen stellten die BbrBbr. Florian N. A.<br />
Berl<strong>in</strong>ger und Josef J. M. Perera.<br />
Von 1998 bis zum 31. März 2009 war<br />
Bohl als Vorstand bei der Deutschen<br />
Vermögensberatung (DVAG) für die<br />
Bereiche Konzernsekretariat, Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Verbände und Recht<br />
zuständig. Seit dem 31. März 2009 ist<br />
er Vorsitzender des Aufsichtsrats der<br />
DVAG und seit dem 1. Dezember 2011<br />
Präsident der Von-Behr<strong>in</strong>g-Röntgen-<br />
Stiftung zur Förderung der hochschulmediz<strong>in</strong>ischen<br />
Forschung und Lehre<br />
an den Universitäten Gießen und<br />
Marburg.<br />
>><br />
unitas 3/2012 215
„Dass die UNITAS heute mehr denn je gefragt<br />
se<strong>in</strong> sollte, steht für mich ohne Zweifel fest.“<br />
IM GESPRÄCH: BBR. ALOIS KONSTANTIN FÜRST ZU LÖWENSTEIN<br />
Der Büroraum <strong>in</strong> der deutschen Zentrale<br />
des amerikanischen Fondshauses<br />
„Federated Asset Management<br />
GmbH“ <strong>in</strong> Frankfurt am Ma<strong>in</strong> ist funktional<br />
e<strong>in</strong>gerichtet, ke<strong>in</strong> besonderer<br />
Luxus, ke<strong>in</strong> Schnickschnack. Hier treffen<br />
wir Bbr. Alois Konstant<strong>in</strong> Fürst zu<br />
Löwenste<strong>in</strong>-Wertheim-Rosenberg. Die<br />
Atmosphäre ist gelöst; wir begegnen<br />
uns auf der Ebene von Bundesbrüdern,<br />
da tut man sich gleich leichter. In se<strong>in</strong>em<br />
Arbeitszimmer stehen viele Fotos<br />
se<strong>in</strong>er Familie. Stolz weist der Fürst<br />
auf die Bilder se<strong>in</strong>er acht Enkel h<strong>in</strong><br />
und auf e<strong>in</strong>e große bunte Uhr, die ihm<br />
se<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der geschenkt haben – mit<br />
dem H<strong>in</strong>tergedanken, dass der Vater<br />
dann nicht immer so lange arbeitet<br />
und früher nach Hause kommt.<br />
Das Adelsgeschlecht derer zu Löwenste<strong>in</strong><br />
geht zurück auf den im 15. Jahrhundert<br />
lebenden Wittelsbacher Friedrich I., Kurfürst<br />
von der Pfalz, gehört also zum deutschen<br />
Hochadel. Doch da sitzt uns nun e<strong>in</strong> „ganz<br />
normaler Mensch“ gegenüber, e<strong>in</strong><br />
Familienvater von drei Söhnen und e<strong>in</strong>er<br />
Tochter, studierter Jurist, Banker, Manager,<br />
begeisterter Jäger, Oberst der Reserve der<br />
deutschen Bundeswehr und engagierter<br />
Katholik. So bot sich gleich die Frage an, wie<br />
er den Spagat zwischen der „glanzvollen<br />
Welt des Adels“ und der Nähe zum Bürger<br />
erlebt hat. Als Antwort verweist er auf se<strong>in</strong>en<br />
Vater, „der uns K<strong>in</strong>dern immer deutlich<br />
gemacht hat, dass wir heute <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Demokratie<br />
leben, <strong>in</strong> der wir von niemandem<br />
besondere Rücksicht oder Wertschätzung<br />
erwarten können, nur weil wir e<strong>in</strong>en alten<br />
Namen tragen.“ Jeder sollte e<strong>in</strong>en Beruf<br />
erlernen, um auf eigenen Füßen zu stehen<br />
und selbstständig zu se<strong>in</strong>. Und möglichst<br />
noch e<strong>in</strong> paar handwerkliche Fähigkeiten<br />
mit dazu.„Bei mir war das die Restaurierung<br />
von alten Waffen“, ergänzt der 70-Jährige –<br />
e<strong>in</strong> Hobby, das er bis heute weiter pflegt.<br />
Und dazu gehört auch, mit allen Leuten<br />
e<strong>in</strong>en ganz normalen Kontakt zu pflegen<br />
und ke<strong>in</strong>en Standesdünkel zu entwickeln.<br />
Der Junge mit der Krawatte<br />
Es ergab sich aber auch e<strong>in</strong> Interessenkonflikt,<br />
weiß Fürst zu Löwenste<strong>in</strong> zu berichten:<br />
„Auf der e<strong>in</strong>en Seite wollte man<br />
216<br />
unitas 3/2012<br />
Zur Person:<br />
Alois Konstant<strong>in</strong> Fürst zu Löwenste<strong>in</strong>-Wertheim-Rosenberg wurde am 16. Dezember<br />
1941 als fünftes von sieben Geschwistern <strong>in</strong> Würzburg geboren. Nach dem Abitur am<br />
Gymnasium <strong>in</strong> Miltenberg studierte der Erbpr<strong>in</strong>z Rechtswissenschaften an der<br />
Bayerischen Julius-Maximilians-Universität Würzburg.<br />
Nach se<strong>in</strong>em Examen stieg er <strong>in</strong> das Familienunternehmen mit We<strong>in</strong>gut,<br />
Forstwirtschaft und Immobilien e<strong>in</strong>, dessen Leitung er 1971 übernahm. Weitere<br />
Stationen se<strong>in</strong>er beruflichen Laufbahn waren Tätigkeiten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Bank <strong>in</strong> den USA<br />
und später unter anderem für Gulf Oil <strong>in</strong> Pittsburgh. In Frankfurt am Ma<strong>in</strong> und<br />
München war er <strong>in</strong> leitender Position für die Privatbank Merck F<strong>in</strong>ck & Co sowie die<br />
LGT Bank des Fürstenhauses von Liechtenste<strong>in</strong> tätig. Bis 2005 war er Geschäftsführer<br />
des amerikanischen Fondshauses „Federated Asset Management GmbH“ <strong>in</strong><br />
Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, wo er heute mit 70 Jahren immer noch als Direktor tätig ist und<br />
dessen Deutschlandgeschäft er auf- und ausgebaut hat.<br />
Aus se<strong>in</strong>er Ehe mit Anastasia Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong> von Preußen, e<strong>in</strong>er Urenkel<strong>in</strong> des letzten<br />
deutschen Kaisers Wilhelm II., g<strong>in</strong>gen vier K<strong>in</strong>der hervor. Der Fürst lebt mit se<strong>in</strong>er<br />
Familie auf Schloss Löwenste<strong>in</strong> im unterfränkischen Kle<strong>in</strong>heubach.<br />
Bbr. Alois Konstant<strong>in</strong> zu Löwenste<strong>in</strong> ist Komtur der Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>-Prov<strong>in</strong>z des<br />
Päpstlichen Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem, Leiter der Bezirksgruppe<br />
Aschaffenburg des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU) und Kuratoriumsmitglied<br />
des Forums Deutscher Katholiken, dessen jährlichem Kongress „Freude am<br />
Glauben“ er seit 2001 als Präsident vorsteht. Er gehört dem Verwaltungsrat der<br />
Päpstlichen Stiftung Centesimus Annus Pro Pontifice (CAPP) an und ist der 1325. Ritter<br />
des Ordens vom Goldenen Vlies (Österreich). 2005 erhielt er das Verdienstkreuz<br />
1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland für se<strong>in</strong> Engagement im Landkreis<br />
Miltenberg.<br />
Alois K. Fürst zu Löwenste<strong>in</strong> ist 1961 <strong>in</strong> die <strong>Unitas</strong> Hetania Würzburg e<strong>in</strong>getreten –<br />
wie schon vor ihm se<strong>in</strong> Vater Karl – und dem Aktivenvere<strong>in</strong> bis heute stark verbunden<br />
geblieben. So lädt er die Hetanen jedes Jahr zu e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Wildschwe<strong>in</strong>essen<br />
auf die Karlshöhe im Spessart e<strong>in</strong>.<br />
Das Foto zeigt Alois Fürst zu Löwenste<strong>in</strong> im Gespräch mit Bbr. Florian Berl<strong>in</strong>ger.
Schloss Löwenste<strong>in</strong> im unterfränkischen Kle<strong>in</strong>heubach – Familiensitz, We<strong>in</strong>gut und Schlosshotel.<br />
nicht das bunte Huhn se<strong>in</strong>; auf der anderen<br />
Seite hatten wir von den Eltern gelernt,<br />
dass es durchaus spannend se<strong>in</strong> kann, sich<br />
nicht anzupassen, sondern auch se<strong>in</strong>e eigenen<br />
Stärken zu haben“. Er unterstreicht dies<br />
mit e<strong>in</strong>er Anekdote aus der Schulzeit. „Als<br />
ich <strong>in</strong> die Schule gekommen b<strong>in</strong>, habe ich<br />
Krawatte getragen – mit Fünfzehn. Das<br />
habe ich eisern durchgehalten, weil ich<br />
fand, e<strong>in</strong> Gymnasium ist doch schon was<br />
ganz Besonderes. Da hat man dann zwei<br />
Tage drüber geredet, dann war es erledigt<br />
und ich war eben der mit der Krawatte.“<br />
Der Fürst spannt dann den Bogen zur<br />
Gegenwart:„Die meisten jungen Leute wollen<br />
heute alles mitmachen, was ihre<br />
Altersgenossen machen; auf der anderen<br />
Seite träumt aber jeder davon, e<strong>in</strong> bisschen<br />
was Besonderes zu se<strong>in</strong>.“ Er verwies kritisch<br />
auf den häufig bei K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen<br />
zu beobachtenden Zwang, bestimmte<br />
Markenkleidung zu tragen, wenn<br />
man zur Gruppe oder Clique gehören wolle.<br />
Spezielle Mode-Labels vermitteln Status,<br />
Ansehen und legen Hierarchien auf dem<br />
Schulhof fest. Aber es sei ke<strong>in</strong>e besondere<br />
Stärke, etwas besitzen zu wollen, nur weil<br />
die Mitschüler oder Nachbarn das haben.<br />
Das Problem sei bei se<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>dern schon<br />
nicht mehr lösbar gewesen: „Die haben die<br />
Lederhosen nur noch am Wochenende<br />
getragen“, gesteht der Vater von vier<br />
K<strong>in</strong>dern und Großvater von acht Enkelk<strong>in</strong>dern<br />
schmunzelnd e<strong>in</strong>.<br />
In Kirche und Gesellschaft<br />
Verantwortung übernehmen<br />
Die Bereitschaft, <strong>in</strong> Kirche und Gesellschaft<br />
Verantwortung zu übernehmen, ist<br />
<strong>in</strong> der Familie stark ausgeprägt. Der Vater<br />
des heutigen Fürsten, Bbr. Karl Fürst zu<br />
Löwenste<strong>in</strong>, war – wie auch schon se<strong>in</strong><br />
Groß- und Urgroßvater – lange Jahre Präsi-<br />
dent des Zentralkomitees der deutschen<br />
Katholiken und <strong>in</strong> der Zeit des Nationalsozialismus<br />
hatte er sich auch von 1933 bis<br />
1938 mit se<strong>in</strong>er Autorität und se<strong>in</strong>em<br />
öffentlichen Ansehen als Vorsitzender des<br />
<strong>Unitas</strong>-Verbandes bis zu dessen Zwangsauflösung<br />
durch die Nazis zur Verfügung<br />
gestellt. War dieses Engagement auch prägend<br />
für den jungen Erbpr<strong>in</strong>zen Alois?<br />
Ehrenamtliches Engagement<br />
ist etwas ganz Normales<br />
„Als K<strong>in</strong>der haben wir diese Aktivitäten<br />
me<strong>in</strong>es Vaters eher mit gemischten<br />
Gefühlen gesehen“, er<strong>in</strong>nert sich Fürst<br />
Alois, weil viele Term<strong>in</strong>e auf die<br />
Wochenenden fielen. In der Woche war der<br />
Vater durch se<strong>in</strong>en Beruf zeitlich sehr beansprucht;<br />
da sollte wenigstens der Sonntag<br />
der Familie gehören. Dennoch: „Wir haben<br />
so schon früh erfahren, dass das Engagement<br />
<strong>in</strong> der Kirche nichts Außergewöhnliches<br />
war, man hat nicht extra drüber<br />
reden müssen“, stellte Bbr. Fürst zu<br />
Löwenste<strong>in</strong> fest. „Wir K<strong>in</strong>der haben uns<br />
dann auch schon früh <strong>in</strong> der Kirche engagiert.<br />
Wir f<strong>in</strong>gen kle<strong>in</strong> an, etwa als M<strong>in</strong>istranten,<br />
und wir hatten ja auch unseren<br />
Spaß dabei.“<br />
So fand der junge Erbpr<strong>in</strong>z auch die<br />
Mitgliedschaft se<strong>in</strong>es Vaters <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er katholischen<br />
Studentenverb<strong>in</strong>dung als etwas<br />
ganz Normales. Für ihn war es eigentlich<br />
selbstverständlich, wie se<strong>in</strong> Vater und<br />
Großvater als Student <strong>in</strong> die UNITAS e<strong>in</strong>zutreten.<br />
Das sei heute nicht mehr so, bedauert<br />
der Fürst. Ke<strong>in</strong>er se<strong>in</strong>er Söhne hat den<br />
Weg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e studentische Korporation<br />
gefunden.<br />
Auch später, als er schon beruflich sehr<br />
e<strong>in</strong>gespannt war, war es für ihn selbstverständlich,<br />
sich noch <strong>in</strong> der kirchlichen<br />
Laienarbeit zu betätigen. Nicht – wie se<strong>in</strong><br />
Vater – im Zentralkomitee der deutschen<br />
Katholiken – das sei heute e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong> politische<br />
Organisation. Da engagiert er sich lieber<br />
im Vorstand des „Forum Deutscher<br />
Katholiken“, „weil ich <strong>in</strong> dieser unpolitischen<br />
kle<strong>in</strong>en Organisation me<strong>in</strong> persönliches<br />
Anliegen, den Glauben <strong>in</strong> unserem<br />
Land zu erneuern, verwirklichen kann“; aber<br />
auch <strong>in</strong> anderen Bereichen, sei es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Laienorden, seit vielen Jahren im Bund<br />
Katholischer Unternehmer oder <strong>in</strong> der<br />
katholischen Jugendarbeit. So organisiert<br />
er bis heute jedes Jahr e<strong>in</strong> Zeltlager für 40<br />
Jungen im Alter zwischen 10 und 18 Jahren<br />
und e<strong>in</strong>es für Mädchen im gleichen Alter.<br />
„Mit denen gehe ich <strong>in</strong> den Spessart und<br />
br<strong>in</strong>ge ihnen bei, wie man <strong>in</strong> der Natur lebt<br />
und überlebt“, berichtet Alois Fürst zu<br />
Löwenste<strong>in</strong>.Wichtig ist ihm, dass die K<strong>in</strong>der<br />
und Jugendlichen lernen, als Gruppe und<br />
als Team zu handeln, sich gegenseitig zu<br />
helfen. Und es sei <strong>in</strong>teressant zu beobachten,<br />
wie heutige „Computerk<strong>in</strong>der“ begreifen,<br />
dass es noch e<strong>in</strong> bisschen mehr gibt als<br />
das Internet und man e<strong>in</strong>en Mordsspaß<br />
haben kann, wenn man 18 Stunden draußen<br />
<strong>in</strong> der Natur ist.<br />
Zeitmanagement<br />
ist wichtig<br />
Aber wie br<strong>in</strong>gt er all das ehrenamtliche<br />
Engagement mit se<strong>in</strong>en beruflichen und<br />
familiären Pflichten unter e<strong>in</strong>en Hut? Es sei<br />
vornehmlich e<strong>in</strong>e Frage des Zeitmanagements,<br />
antwortet Fürst Alois. Und letztlich<br />
komme es darauf an, dass man e<strong>in</strong>e Sache<br />
gerne mache, dann funktioniere es auch.<br />
Natürlich fragen wir den Fürsten auch<br />
nach se<strong>in</strong>er Studentenzeit bei der Hetania,<br />
an die er sich noch gerne er<strong>in</strong>nert: „In me<strong>in</strong>er<br />
Fuxenzeit habe ich e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en<br />
Platzvorteil gehabt“, erzählt er schmunzelnd.<br />
„Ich hatte e<strong>in</strong>en alten Jeep, der zwar<br />
offen war, ob es regnete oder die Sonne<br />
schien, aber das war meist nicht so tragisch.<br />
Doch mit dem Fahrzeug hatten wir<br />
natürlich kolossal viel Spaß, etwa bei<br />
Ausflügen <strong>in</strong> den Wald. Auf diese Weise<br />
haben wir auch den e<strong>in</strong>en oder anderen<br />
Studenten keilen können.“ Für ihn sei das<br />
e<strong>in</strong>e sehr schöne Zeit gewesen. Später war<br />
der junge Erbpr<strong>in</strong>z dann zwei Mal Senior<br />
der Hetania.<br />
Wissenschaftliche Sitzungen<br />
besonderer Anreiz für den<br />
E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> die UNITAS<br />
Besonders wichtig waren für Alois Fürst<br />
zu Löwenste<strong>in</strong> bei der UNITAS die Wissenschaftlichen<br />
Sitzungen: „Ich habe me<strong>in</strong>e<br />
erste WS zu der Frage gehalten, was es bedeutet,<br />
e<strong>in</strong>en adligen Namen zu tragen –<br />
e<strong>in</strong> Thema, zu dem ich natürlich was erzählen<br />
konnte.“ Er habe immer als sehr positiv >><br />
unitas 3/2012 217
empfunden, dass man bei e<strong>in</strong>er WS vor<br />
e<strong>in</strong>er kritischen Zuhörerschaft Vorträge<br />
halten musste, dass man viel diskutieren<br />
und sich auch mit ganz unterschiedlichen<br />
Me<strong>in</strong>ungen ause<strong>in</strong>andersetzen konnte.<br />
„Wir haben das als K<strong>in</strong>der zu Hause schon<br />
regelmäßig üben müssen“, sagt Bbr. Alois<br />
zu Löwenste<strong>in</strong>. Bei jedem Namenstag oder<br />
Geburtstag musste e<strong>in</strong>es der K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e<br />
kle<strong>in</strong>e Rede halten. Dadurch hätten sie sich<br />
sehr schnell daran gewöhnt, dass e<strong>in</strong>e<br />
öffentliche Rede ke<strong>in</strong> Drama ist. „Als ich mit<br />
zehn Jahren das erste Mal bei der<br />
Beerdigung e<strong>in</strong>es Mitarbeiters reden musste,<br />
hat me<strong>in</strong> Vater mir gesagt: Überlege<br />
doch mal, wenn du öffentlich sprichst, s<strong>in</strong>d<br />
viele froh, dass sie es nicht selber machen<br />
müssen. Also hast du die Hälfte schon auf<br />
de<strong>in</strong>er Seite. Dann brauchst du nur noch<br />
etwas Nettes zu sagen und hast so auch die<br />
andere Hälfte gewonnen.“<br />
Ger<strong>in</strong>gere B<strong>in</strong>dungsbereitschaft<br />
erfordert mehr Motivation<br />
und Überzeugungskraft<br />
Der Fürst bedauert, dass bei jungen<br />
Menschen die Bereitschaft, sich an e<strong>in</strong>e<br />
Gruppe längerfristig zu b<strong>in</strong>den, stark<br />
zurückgegangen ist. Das sei nicht nur bei<br />
den studentischen Verb<strong>in</strong>dungen<br />
festzustellen,<br />
sondern bei fast allen<br />
Vere<strong>in</strong>en und gesellschaftlichen<br />
Organisationen.<br />
Man müsse also heute viel<br />
mehr Zeit für Motivationsund<br />
Überzeugungsarbeit<br />
<strong>in</strong>vestieren als früher.<br />
„Dass die <strong>Unitas</strong> mehr<br />
denn je gefragt se<strong>in</strong> sollte,<br />
steht für mich ohne Zweifel<br />
fest“, bekennt Fürst<br />
Alois. Für viele junge Menschen<br />
ergibt sich hier zum<br />
ersten Mal die Möglichkeit,<br />
dass sie außerhalb ihrer Familien<br />
etwas über Tugenden<br />
und Werte hören.<br />
Umso wichtiger sei, dass<br />
sie den Weg zu e<strong>in</strong>em<br />
Verband wie die UNITAS<br />
f<strong>in</strong>den, der gute Pr<strong>in</strong>zipien<br />
hat und an christlichen<br />
Werten ausgerichtet ist.<br />
Hier liege die besondere<br />
Herausforderung für die<br />
katholischen Studentenund<br />
Akademikerverbände.<br />
„Führung ist heute das neue Zauberwort,<br />
auch im Unternehmen und <strong>in</strong> der<br />
Gesellschaft“, berichtet der erfahrene Wirtschaftspraktiker.<br />
Das eigentliche Management<br />
sei weniger wichtig. Das sei Handwerk,<br />
so wie die Juristerei. Man lerne bestimmte<br />
Prozesse zu organisieren. „Führen<br />
verlangt aber mehr, nämlich Vorbild zu se<strong>in</strong><br />
und Menschen zu motivieren. Menschen<br />
218<br />
unitas 3/2012<br />
als Menschen e<strong>in</strong>zuschätzen und nicht nur<br />
als Objekte, als Nummern“, sagt der Fürst.<br />
In vielen Vorträgen befasst er sich mit der<br />
Frage, wie man Tugenden zur Menschenführung<br />
e<strong>in</strong>setzen kann. Tugenden seien<br />
etwas Objektives. Wenn man die Tugenden<br />
der „Klugheit“ oder der „Mäßigung“ erwähne,<br />
könne man daran nicht viel fehl deuten.<br />
Werte würden h<strong>in</strong>gegen eher subjektiv<br />
<strong>in</strong>terpretiert. Fürst Alois macht dies an<br />
e<strong>in</strong>em Beispiel deutlich: „Für den hoch qualifizierten<br />
Taschendieb ist der höchste Wert,<br />
dass er se<strong>in</strong>en Sohn oder se<strong>in</strong>e Tochter <strong>in</strong><br />
dieser Kunst unterrichtet. Aber man kann<br />
darüber streiten, ob das wirklich e<strong>in</strong> anzustrebender<br />
Wert ist.“ Und wenn er über<br />
Tugenden rede, etwa die Kard<strong>in</strong>altugenden,<br />
komme er nicht gleich bei den Zuhörern <strong>in</strong><br />
den Verdacht, „dass sie nun e<strong>in</strong>e christliche<br />
Dusche von mir abbekommen – die bekommen<br />
sie nachher sowieso,“ scherzte der<br />
engagierte Katholik. Aber das seien zunächst<br />
mal griechische, heidnische Tugenden<br />
und da könne man wunderbar<br />
drüber reden.<br />
Als se<strong>in</strong> Lebensmotto nennt Alois<br />
Konstant<strong>in</strong> Fürst zu Löwenste<strong>in</strong>: „Me<strong>in</strong><br />
Hobby ist Gott.“ Wenn man <strong>in</strong> Deutschland<br />
sage, das ist me<strong>in</strong> Hobby, dann werde das<br />
akzeptiert, ganz gleich ob man Bierdeckel<br />
Alois Fürst zu Löwenste<strong>in</strong> mit se<strong>in</strong>er Frau Anastasia Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong> von Preußen.<br />
sammle oder Cola-Büchsen modelliere. Er<br />
wünscht sich, dass viel mehr überzeugte<br />
Christen mit ihren Mitmenschen die Freude<br />
am Glauben teilen. Den jungen Unitariern<br />
möchte er gerne mit auf den Weg geben,<br />
„dass wir vor der Geschichte und <strong>in</strong> der<br />
Tradition unseres Verbandes, <strong>in</strong> der unsere<br />
Vorgänger ja auch <strong>in</strong> schwierigen Zeiten<br />
ihren Glauben verteidigt haben und zum<br />
Teil mit ihrem Leben dafür e<strong>in</strong>getreten s<strong>in</strong>d,<br />
e<strong>in</strong>e besondere Fürsorge und Liebe zu unse-<br />
rer Kirche wahrnehmen, die seit 2.000<br />
Jahren immer wieder angegriffen und runter<br />
gemacht wird.“ Nach außen müsse<br />
auch deutlich die Überzeugung weiter<br />
gegeben werden, dass man mit dem<br />
Verstand, den uns Gott geschenkt hat, auch<br />
Vernunft und Glaube verb<strong>in</strong>den kann.<br />
Katholizitätspr<strong>in</strong>zig darf nicht<br />
aufgegeben werden<br />
Klar br<strong>in</strong>gt Bbr. Fürst zu Löwenste<strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>e Hoffnung zum Ausdruck, „dass das<br />
Katholizitätspr<strong>in</strong>zip Im UNITAS-Verband<br />
nicht aufgegeben wird“. Man sollte nur<br />
daran denken, dass e<strong>in</strong> aktiver Christ im<br />
Durchschnitt sieben Jahre länger lebe als<br />
alle andern, scherzte der Fürst. „Also das ist<br />
doch auch ke<strong>in</strong>e schlechte Motivation, um<br />
e<strong>in</strong> wirklich gläubiger Christ zu se<strong>in</strong> und<br />
darüber zu reden.“ Und weiter: „Unser<br />
Glaube ist viel zu schön und viel zu wichtig,<br />
als dass wir ihn wie e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Schatz<br />
nur im Herzen behalten dürfen, sondern<br />
wir müssen damit <strong>in</strong> die Öffentlichkeit<br />
gehen und mit Begeisterung darüber reden<br />
und davon Zeugnis geben“. Dazu gehöre<br />
weder Mut noch besonders viel Weisheit,<br />
aber die meisten Menschen seien besonders<br />
bee<strong>in</strong>druckt, wenn sie feststellten,<br />
dass es jemand ernst<br />
mit se<strong>in</strong>er Sache me<strong>in</strong>t.<br />
Gerade junge Menschen<br />
spreche Echtheit<br />
und das authentische<br />
Beispiel bei der Glaubensverkündigung<br />
an.<br />
Ganz wichtig ist dem<br />
Fürsten dabei auch das<br />
Gebet um die Hilfe<br />
Gottes bei diesen Bemühungen.<br />
In den Ruhestand<br />
will Fürst Alois noch<br />
nicht gehen. Er sei jetzt<br />
im e<strong>in</strong>undsiebzigsten<br />
Lebensjahr; bis fünfundsiebzig<br />
wolle er<br />
beruflich noch weiter<br />
machen, aber mehr <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er beratenden Tätigkeit.<br />
Ganz wichtig ist<br />
ihm, auch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />
Alter mit jungen Leuten<br />
<strong>in</strong> Kontakt zu bleiben. In<br />
der Diskussion mit<br />
ihnen bekomme er<br />
zwar oft Sperrfeuer, weil sie völlig anderer<br />
Me<strong>in</strong>ung seien als er. Doch das sei für ihn<br />
spannender, als sich an e<strong>in</strong>em Stammtisch<br />
im Kreise von Altersgenossen zu treffen.<br />
„Diese haben meist ihre fest gefahrenen<br />
Me<strong>in</strong>ungen und reden zu viel über ihre<br />
Krankheiten“, me<strong>in</strong>t der Fürst.<br />
Das Gespräch führten die BbrBbr. Florian<br />
N. A. Berl<strong>in</strong>ger und Jonathan Gehle.
Vom Geist <strong>in</strong> der Masch<strong>in</strong>e<br />
NEUROWISSENSCHAFTLER BBR. PROF. FOLTA-SCHOOFS UNTERSUCHT HILDESHEIMER BERNWARDSTÜR<br />
„Unser Geist <strong>in</strong> der Masch<strong>in</strong>e“ titelte<br />
am 25. April die Zeitung <strong>in</strong> Hildesheim,<br />
die Bbr. Friedhelm Rudolph<br />
prompt an die <strong>Unitas</strong>-Redaktion<br />
schickte. Denn es gibt Neues von<br />
e<strong>in</strong>em W<strong>in</strong>friden, der sich ganz der<br />
Erforschung des größten aller „Heimcomputer“<br />
verschrieben hat – dem<br />
menschlichen Gehirn.<br />
Der Hildesheimer Psychologe und<br />
Neurowissenschaftler Bbr. Prof. Dr. Kristian<br />
Folta-Schoofs von der Stiftung Universität<br />
Hildesheim diskutierte mit zahlreichen<br />
Kollegen aus Deutschland und Ch<strong>in</strong>a im<br />
ch<strong>in</strong>esischen Nanj<strong>in</strong>g beim 5. S<strong>in</strong>o-German<br />
Frontiers of Science Symposium über den<br />
wissenschaftlichen Nutzen und die Weiterentwicklung<br />
e<strong>in</strong>es Themas, das vielen als<br />
Science Fiction ersche<strong>in</strong>en mag: Es g<strong>in</strong>g um<br />
die gesellschaftliche Bedeutung und die<br />
Gefahren von Masch<strong>in</strong>en, die sich alle<strong>in</strong><br />
durch Gedanken steuern lassen. Durch neuartige<br />
Headsets, „Bra<strong>in</strong>-Computer-Interface“<br />
(BCI), also Gehirn-Computer-Schnittstelle<br />
genannt, werden dabei Hirnströme<br />
<strong>in</strong>terpretiert, die so helfen sollen, e<strong>in</strong>en<br />
Computer, e<strong>in</strong> iPad oder e<strong>in</strong> Smartphone<br />
nur noch mit der Kraft der eigenen<br />
Gedanken zu bedienen.<br />
Zwar stecke die Entwicklung noch <strong>in</strong><br />
den K<strong>in</strong>derschuhen, doch gehe der Erkenntnisfortschritt<br />
der Neurowissenschaften<br />
immer noch ungebremst weiter,<br />
wird Bbr. Folta-Schoofs zitiert. Besonders im<br />
Bereich der Methoden seien gegenwärtig<br />
viele spannende Neuentwicklungen zu<br />
beobachten, die zukünftig e<strong>in</strong>e noch bessere<br />
Darstellung von neuronalen Prozessen<br />
oder den steuernden E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> die<br />
Informationsverarbeitung des Gehirns<br />
ermöglichen. Dies werde auch im Mittelpunkt<br />
des diszipl<strong>in</strong>übergreifend diskutierenden<br />
6. S<strong>in</strong>o-German Frontiers of Science<br />
Symposiums stehen, das 2013 <strong>in</strong> Deutschland<br />
stattf<strong>in</strong>den soll, an dessen Vorbereitung<br />
Bbr. Folta ebenfalls beteiligt ist.<br />
Welche Wege die Hirnforschung geht,<br />
zeigen <strong>in</strong>zwischen weitere Berichte über<br />
e<strong>in</strong> aktuelles Projekt unter Leitung des Neurowissenschaftlers,<br />
die von mehreren Zeitungen<br />
aufgegriffen wurde: Studenten der<br />
Pädagogischen Psychologie an der Hildesheimer<br />
Universität rücken e<strong>in</strong>em der<br />
bedeutendsten Kunstwerke des Mittelalters<br />
zu Leibe. Im Mittelpunkt des<br />
Interesses steht dabei die fast fünf Meter<br />
hohe bronzene Bernwardstür am Dom, e<strong>in</strong><br />
Hauptwerk der ottonischen Kunst, das auf<br />
den Hildesheimer Bischof Bernward (um<br />
950-1022) zurückgeht. Sie zeigt zahlreiche<br />
Szenen aus dem Alten und Neuen Testament<br />
und steht wegen der laufenden<br />
Sanierung des Mariendoms bis zur Wiedereröffnung<br />
des Gotteshauses im August<br />
2014 im Roemer- und Pelizaeus-Museum.<br />
Untersucht werden soll, was im Gehirn von<br />
Menschen vor sich geht, wenn sie die<br />
Vielzahl biblischer Szenen auf dem Kunstwerk<br />
aus dem Jahr 1015 betrachten, <strong>in</strong>wieweit<br />
Menge und Art von H<strong>in</strong>tergrund<strong>in</strong>formationen<br />
zu der Tür Effekte auf<br />
Blicksteuerung, Aufmerksamkeit und Gedächtnisprozesse<br />
der Betrachter ausüben.<br />
Erhofft werden auch Erkenntnisse für die<br />
Bild: bph, Bischöfliche Pressestelle Hildesheim<br />
Museumspädagogik. Durch e<strong>in</strong>en „Eyetracker“<br />
werden Augenbewegungen des<br />
Betrachters aufgezeichnet und die Gehirnaktivität<br />
gemessen. Zunächst setzen die<br />
Studenten das Gerät im Selbstversuch e<strong>in</strong>,<br />
anschließend, so Bbr. Folta-Schoofs, ist e<strong>in</strong>e<br />
wissenschaftliche Studie mit unterschiedlichen<br />
Gruppen im H<strong>in</strong>blick etwa auf Alter<br />
und Geschlecht von Betrachtern möglich.<br />
Bbr. Kristian Folta hatte sich während<br />
se<strong>in</strong>es Psychologie-Studiums 1995-2000 an<br />
der Universität <strong>Münster</strong> der UNITAS W<strong>in</strong>fridia<br />
angeschlossen, war Wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter am Psychologischen<br />
Institut III (Methodenlehre, Entwicklungspsychologie,<br />
Pädagogische Psychologie)<br />
und ab 2001 Wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter am Institut für Kognitive<br />
Neurowissenschaften, Abteilung Biopsychologie<br />
(Prof. Dr. Dr. h.c. Onur Güntürkün),<br />
der Ruhr-Universität Bochum. Nach<br />
se<strong>in</strong>er Promotion 2005 g<strong>in</strong>g er an das<br />
Leibniz-Institut für Primatenforschung <strong>in</strong><br />
Gött<strong>in</strong>gen und übernahm 2008 e<strong>in</strong>e<br />
Juniorprofessor für „Neurobiologische<br />
Grundlagen des Lernens“ am Institut für<br />
Psychologie der Stiftung Universität Hildesheim.<br />
Bbr. Folta-Schoofs ist Mitglied der<br />
Neurowissenschaftlichen Gesellschaft<br />
(NWG), mehrerer Fachgruppen der<br />
Deutschen Gesellschaft für Psychologie<br />
(DGPS) und Gründungsmitglied der<br />
European Society for Cognitive and<br />
Affective Neuroscience (ESCAN). Er<br />
gehört seit 2010 der Sprechergruppe des<br />
Kompetenzzentrums „Frühe K<strong>in</strong>dheit<br />
Niedersachsen“ und seit vergangenem<br />
Jahr der Senatskommission für Studienbeiträge<br />
der Universität Hildesheim (seit<br />
2011) an.<br />
Forschungsschwerpunkte s<strong>in</strong>d neuronale<br />
Korrelate der Interferenzstabilität<br />
von Zeitdauerverarbeitungen im Sekundenbereich,<br />
Effekte von psychosozialem<br />
Stress auf Aufmerksamkeits- und<br />
Arbeitsgedächtnisprozesse, Rhythmusund<br />
Zeitverarbeitungsprozesse <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />
von Sprach- und Lesekompetenzen,<br />
kortikale Informationsverarbeitungscharakteristika<br />
und Zusammenhang<br />
zu kognitiven und schulischen<br />
Leistungen bei unauffälligen<br />
K<strong>in</strong>dern und K<strong>in</strong>dern mit diagnostizierter<br />
ADHS, und aktuell neurokognitive<br />
Effekte sportlicher und musikalischer<br />
Förderung.<br />
KONTAKT: Prof. Dr. Kristian Folta-<br />
Schoofs, Institut für Psychologie,<br />
Stiftung Universität Hildesheim, E-Mail:<br />
foltak@uni-hildesheim.de<br />
unitas 3/2012 219
SOZIALES PROJEKT DES UNITAS-VERBANDES ABGESCHLOSSEN<br />
Die K<strong>in</strong>der im Caritas-K<strong>in</strong>der- und Jugenddorf Markkleeberg<br />
freuen sich über ihren neuen Sport- und Spielplatz<br />
VON BSR. ANNE SUDMANN<br />
Es ist gut geworden! – Davon, dass<br />
die Hilfe des <strong>Unitas</strong>-Verbandes für<br />
se<strong>in</strong>e „Sozialen Projekte“ wirklich<br />
ankommt, konnten sich e<strong>in</strong>ige Unitarier<br />
am 9. Juni <strong>in</strong> Markleeberg überzeugen.<br />
So blickten die anwesenden<br />
Bundesgeschwister <strong>in</strong> strahlende<br />
Augen der Bewohner des K<strong>in</strong>der- und<br />
Jugenddorfes Markkleeberg, die e<strong>in</strong><br />
ausgelassenes Fußballfest auf dem<br />
vom <strong>Unitas</strong>-Verband gespendeten<br />
Rasenplatz feierten.<br />
Das vor 15 Jahren <strong>in</strong> der Nähe des<br />
Cospudener Sees gebaute Caritas-K<strong>in</strong>derund<br />
Jugenddorf Markkleeberg bei Leipzig<br />
ist die e<strong>in</strong>zige katholische E<strong>in</strong>richtung dieser<br />
Art <strong>in</strong> den neuen Bundesländern. Hier<br />
f<strong>in</strong>den 25 K<strong>in</strong>der und Jugendliche im Alter<br />
zwischen fünf und achtzehn Jahren <strong>in</strong> vier<br />
Häusern vorübergehend oder dauerhaft e<strong>in</strong><br />
Zuhause. E<strong>in</strong>es der Häuser wurde ebenfalls<br />
mit e<strong>in</strong>er Spende des UNITAS-Verbands<br />
errichtet und trägt seit se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>weihung<br />
den Namen „Robert Schuman-Haus“. Für<br />
das im September 1996 se<strong>in</strong>er Bestimmung<br />
übergebene Haus hat der Verband damals<br />
600.000 D-Mark aufgebracht.<br />
Die Gründe, warum die K<strong>in</strong>der und<br />
Jugendlichen nicht bei ihren Familien leben<br />
können, s<strong>in</strong>d vielfältig: E<strong>in</strong>e Mutter ist mit<br />
mehreren Geschwisterk<strong>in</strong>dern überfordert,<br />
e<strong>in</strong> Vater schlägt immer wieder zu, Eltern<br />
s<strong>in</strong>d nicht <strong>in</strong> der Lage, für regelmäßige<br />
Mahlzeiten zu sorgen, lassen die K<strong>in</strong>der<br />
hungern. „Die meisten bleiben für e<strong>in</strong>e längere<br />
Zeit“, sagt die Leiter<strong>in</strong> Anne Hoffmann.<br />
Geme<strong>in</strong>sam wird der Alltag gestaltet,<br />
damit die K<strong>in</strong>der und Jugendlichen sich geborgen<br />
fühlen können. Beständige und<br />
zuverlässige Beziehungen sollen Vertrauen<br />
220<br />
unitas 3/2012<br />
VOP Kilian Schmiz macht den Anstoß zum Eröffnungsspiel für den neuen Sportplatz des Caritas-<br />
K<strong>in</strong>der- und Jugenddorfs <strong>in</strong> Markkleeberg bei Leipzig .<br />
schaffen, um die Bewohner des Dorfes <strong>in</strong><br />
ihrer Persönlichkeit zu stärken, Entwicklungsdefizite<br />
aufzuarbeiten sowie Regeln,<br />
Normen und christliche Werte zu vermitteln.<br />
M<strong>in</strong>destens zwei Pädagogen und e<strong>in</strong>e<br />
Hauswirtschafter<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d pro Haus für die<br />
Bewohner und all ihre Fragen, Wünsche<br />
und Bedürfnisse da.<br />
E<strong>in</strong>e wichtige Rolle spielt dabei die<br />
geme<strong>in</strong>same Freizeitgestaltung – für die<br />
Jungen <strong>in</strong>sbesondere das Fußballspiel. Da
am Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g auch die K<strong>in</strong>der aus der<br />
Nachbarschaft teilnehmen, wird durch den<br />
Sport die Integration <strong>in</strong> das Wohnumfeld<br />
gefördert.<br />
Die bisher zur Verfügung stehende<br />
Wiese war nur e<strong>in</strong> Bolzplatz, sodass dr<strong>in</strong>gend<br />
e<strong>in</strong>e Neugestaltung des Sport- und<br />
Spielgeländes nötig war. Da <strong>in</strong> Leipzig<br />
selbst ke<strong>in</strong>e Mittel für die F<strong>in</strong>anzierung zur<br />
Verfügung standen, erg<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> Hilferuf an<br />
den UNITAS-Verband. Auf der 133. GV 2010<br />
<strong>in</strong> Nürnberg gab es dann grünes Licht. Die<br />
notwendigen Gelder wurden zugesagt für<br />
e<strong>in</strong>en strapazierfähigen Naturrasen, stabile<br />
Fußballtore mit Netzen und am Rande des<br />
Platzes sollte es auch noch e<strong>in</strong> paar Spielund<br />
Sportgeräte für die Kle<strong>in</strong>en geben,<br />
etwa e<strong>in</strong>en Kletterste<strong>in</strong>.<br />
Fußballturnier zur Eröffnung<br />
Am ersten Juni-Wochenende war es<br />
nun soweit. Alles war fertig! E<strong>in</strong>e beachtliche<br />
Schar von Unitarier<strong>in</strong>nen und Unitariern,<br />
überwiegend Aktive, hatten sich nach<br />
Markkleeberg aufgemacht. Vorortspräsident<br />
Kilian Schmiz und Verbandsgeschäftsführer<br />
Dieter Krüll konnten den neuen<br />
Sport- und Spielplatz se<strong>in</strong>er Bestimmung<br />
übergeben. Nach kurzen Grußworten verteilten<br />
sie Fußballschuhe und Trikots für die<br />
fußballbegeisterten K<strong>in</strong>der, bevor der Hohe<br />
Vorortspräsident den Anstoß für das zur<br />
Eröffnung angesetzte Fußballturnier machte.<br />
Die Teams bestanden aus K<strong>in</strong>dern und<br />
Unitariern, die bis zum Abend fröhlich<br />
kickten.<br />
Dann wurde der Grill angeworfen und<br />
Groß und Kle<strong>in</strong> konnten sich von den<br />
Strapazen erholen. Anschließend machten<br />
sich die zur Eröffnung aus ganz Deutschland<br />
angereisten Bundesbrüder und<br />
-schwestern auf den Weg <strong>in</strong> die Leipziger<br />
Innenstadt, während die K<strong>in</strong>der weiter auf<br />
„ihrem“ neuen Fußballplatz spielten, denn<br />
für sie gab es an diesem Tage nichts<br />
Schöneres, als sich draußen zu vergnügen.<br />
Fußball spielte auch für den nach<br />
Leipzig gefahrenen unitarischen Fan-Club<br />
noch e<strong>in</strong>e Rolle. In e<strong>in</strong>em Brauhaus schauten<br />
die Bundesschwestern und Bundesbrüder<br />
sich geme<strong>in</strong>sam mit Mitgliedern<br />
des Altherren-Zirkels das erste EM-Spiel der<br />
Deutschen Nationalmannschaft an. Bei Bier<br />
und kle<strong>in</strong>en Speisen wurde mitgefiebert<br />
und der Sieg der deutschen Elf gefeiert.<br />
Am Sonntagmorgen besuchten die<br />
Bundesgeschwister dann den katholischen<br />
Gottesdienst <strong>in</strong> der Propsteikirche <strong>in</strong><br />
Leipzig und im Anschluss daran führte der<br />
Leipziger Zirkelvorsitzende, Bbr. Sebastian<br />
Bruch, noch durch die Innenstadt. So endete<br />
e<strong>in</strong> schönes Wochenende <strong>in</strong> Leipzig ganz<br />
im unitarischen Geiste!<br />
��<br />
� Verbandsgeschäftsführer Dieter Krüll (l<strong>in</strong>ks) und Vorortspräsident Kilian Schmiz übergeben den<br />
Sportplatz an die K<strong>in</strong>der und Jugendlichen <strong>in</strong> Markkleeberg. � Der neue Kletterste<strong>in</strong> f<strong>in</strong>det reges<br />
Interesse. � Die stattliche Fan-Gruppe aus dem UNITAS-Verband vor der St. Thomas-Kirche <strong>in</strong><br />
Leipzig.<br />
��<br />
��<br />
unitas 3/2012 221
SCY-CHAZELLES. „Europa ist mehr als nur<br />
der Streit um den EURO – Wiederentdeckung<br />
der christlichen Grundlagen<br />
Europas auf den Spuren Robert Schumans“<br />
lautet der Titel der diesjährigen Hohe<br />
Damen- und Altherrenbundstagung vom<br />
28. bis 30. September <strong>in</strong> Trier, bei der e<strong>in</strong>e<br />
Exkursion nach Scy-Chazelles geplant ist.<br />
Am Samstag, 29. September, wird das<br />
dortige „Maison Robert Schuman“ Ort für<br />
Vorträge über das Leben von Bundesbruder<br />
Robert Schumans se<strong>in</strong>. Geplant s<strong>in</strong>d die<br />
politische E<strong>in</strong>ordnung se<strong>in</strong>es Lebenswerks,<br />
Informationen über den Stand des Seligsprechungsprozesses<br />
und e<strong>in</strong>e Heilige<br />
Messe an se<strong>in</strong>em Grab <strong>in</strong> der Kirche St.<br />
Quent<strong>in</strong>. Damit setzt der UNITAS-Verband<br />
e<strong>in</strong>en eigenen Auftakt für das Schuman-<br />
Gedenkjahr 2013, <strong>in</strong> dem sich se<strong>in</strong> Todestag<br />
am 5. September zum 50. Mal jährt.<br />
222<br />
unitas 3/2012<br />
Oben: Die alte Wehrkirche Sa<strong>in</strong>t Quent<strong>in</strong> <strong>in</strong> Scy-Chazelles mit dem Grab von Bbr. Robert Schuman.<br />
Unten: Impressionen aus se<strong>in</strong>em Arbeitszimmer im „Maison Robert Schuman“. Alle Fotos: Bbr. Mart<strong>in</strong> Ste<strong>in</strong>hoff, Essen<br />
Das Europazentrum Robert Schuman<br />
DAS EHEMALIGE WOHNHAUS IST HEUTE GEDENKSTÄTTE<br />
Der Wohnort von<br />
Bbr. Robert Schuman<br />
Mitte der 1920er Jahre wählte Bbr.<br />
Robert Schuman das lothr<strong>in</strong>gische Dorf am<br />
Berghang des Mont Sa<strong>in</strong>t-Quent<strong>in</strong>, fünf<br />
Kilometer westlich von Metz, zu se<strong>in</strong>em<br />
Wohnort. Heute zählt die nicht e<strong>in</strong>mal fünf<br />
Quadratkilometer große Ortschaft im<br />
Arrondissement Metz-Campagne auf dem<br />
l<strong>in</strong>ken Moselufer rund 2.800 E<strong>in</strong>wohner.<br />
1871-1918 hatte sie zum Deutschen Reich<br />
gehört, trug 1915-1918 und während der<br />
deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg<br />
den Namen „Siegach“.<br />
Schumans ehemaligem Wohnhaus<br />
gegenüber liegt die von den Mönchen der<br />
Abtei Gorze im 12. Jahrhundert errichtete<br />
Wehrkirche St. Quent<strong>in</strong>, die mit zwei Reben<br />
auch im Stadtwappen abgebildet ist. Sie ist<br />
die Grablege des „Vaters Europas“ und gilt<br />
als Wahrzeichen der französischen und<br />
deutschen Geschichte Lothr<strong>in</strong>gens. E<strong>in</strong>e<br />
Kuriosität <strong>in</strong> Scy-Chazelles ist der e<strong>in</strong>zige<br />
noch erhaltene Bismarckturm <strong>in</strong> Frankreich,<br />
doch zweifellos ist das Schuman-Haus die<br />
größte Attraktion im Ort.<br />
Der Besitz, vom französischen Staat mit<br />
dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet<br />
und heute Gedenkstätte im Eigen-
tum des „Département de la Moselle“, ist<br />
von e<strong>in</strong>em großen Park umgeben, den der<br />
Generalrat des Departements und der Kreis<br />
Merzig-Wadern geschaffen haben. Das<br />
Robert Schuman-Haus ist und für die<br />
Öffentlichkeit vom 1. April bis zum 31.<br />
Oktober täglich von 10-12 Uhr und von 14-18<br />
Uhr, außer mittwochs, geöffnet.<br />
Das Schuman-Haus:<br />
E<strong>in</strong> Zentrum Europas<br />
Das Haus ist Heimat des Europazentrums<br />
Robert Schuman (CERS), e<strong>in</strong>es am<br />
9. Mai 2000 gegründeten, unabhängigen<br />
und geme<strong>in</strong>nützigen Vere<strong>in</strong>s, der die europäischen<br />
Bürger mit vielfältigen Materialien<br />
und Angeboten über die Geschichte und<br />
Herausforderungen der europäischen Integration<br />
<strong>in</strong>formieren will. Neben Workshops<br />
mit Tausenden Schülern aus ganz Europa<br />
entwickelte das CERS e<strong>in</strong> europäisches<br />
Bildungsangebot mit zahlreichen Partnern,<br />
<strong>in</strong>sbesondere mit dem „European Network<br />
for Education and Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g (EUNET) und der<br />
„Fédération française des Maisons de<br />
l’Europe“, dem französischen Verband der<br />
Europahäuser. Dazu gehören <strong>in</strong>terkulturelle<br />
Ausbildungspraktika, deutsch-französische<br />
und europäische Berufspraktika, Aus- und<br />
Fortbildungen für Lehrer, aber auch die<br />
Unterstützung von Firmen, Gebietskörperschaften<br />
und NGOs bei der Umsetzung<br />
europäischer Projekte und Ereignisse. Das<br />
CERS ist e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>nütziger Vere<strong>in</strong> und<br />
wird f<strong>in</strong>anziell unterstützt von der Europäischen<br />
Union (Europäische Kommission<br />
und Europaparlament), vom französischen<br />
Außenm<strong>in</strong>isterium, dem Generalrat des<br />
„Département de la Moselle“, der Robert<br />
Schuman Stiftung (Paris), dem Robert<br />
Schuman-Vere<strong>in</strong> und dem Deutsch-Französischen<br />
Jugendwerk.<br />
CB<br />
HINWEISE:<br />
Das „Centre Robert Schuman“ im<br />
Internet: www.ntre-robert-schuman.org<br />
Die Geme<strong>in</strong>de Scy-Cazelles <strong>in</strong> Lothr<strong>in</strong>gen:<br />
www.mairie-scy-chazelles.fr/<br />
Auch mehrere Filme im Internet geben<br />
E<strong>in</strong>drücke vom „Europazentrum Robert<br />
Schuman“: So zeigt e<strong>in</strong> Film der regionalen<br />
Tourismusbehörde den Wohnsitz von<br />
Bbr. Robert Schuman, der seit Mai 2009<br />
mit e<strong>in</strong>em neuen Museumsteil ausgestattet<br />
ist. Die Schuman gewidmete<br />
Dauerausstellung zeigt gleich zu Beg<strong>in</strong>n<br />
auch e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Stapel von Ausgaben<br />
der Verbandszeitschrift „UNITAS“ <strong>in</strong> der<br />
Auslage. E<strong>in</strong> Dossier mit Artikeln, L<strong>in</strong>ks<br />
und weiteren Filmen, die Bbr. Robert<br />
Schumans Lebenswerk würdigen und u. a.<br />
den Trauerzug zeigen, dem nach se<strong>in</strong>em<br />
Tod die Vertreter der UNITAS vorausg<strong>in</strong>gen<br />
auf den am 9. Mai 2012 veröffentlichten<br />
Internetseiten der UNITAS Ruhrania<br />
unter: www.unitas-ruhrania.org/<br />
Schlafzimmer, Küche, Arbeitstisch, Verträge und viele Bücher: Das Maison Robert Schuman zeigt se<strong>in</strong>en Rückzugsort so,<br />
als ob ihn Bbr. Schuman gerade verlassen hätte. Sehenswert ist das angebaute neue Museum, das se<strong>in</strong> Leben <strong>in</strong> den Zusammenhang der Zeit stellt.<br />
unitas 3/2012 223
224<br />
unitas 3/2012<br />
Aktiventag 2012 <strong>in</strong> Karlsruhe<br />
Geschieht dir Recht?<br />
AKTIVENTAG 2012 VOM 09. BIS 11. NOVEMBER IN KARLSRUHE<br />
Zum diesjährigen Aktiventag laden der<br />
Vorort des <strong>Unitas</strong>-Verbandes und die<br />
ausrichtende Aktivitas der <strong>Unitas</strong> Franco-<br />
Alemannia Karlsruhe sehr herzlich e<strong>in</strong>.<br />
Die gesamte Veranstaltung f<strong>in</strong>det im<br />
Herzen Karlsruhes statt. Das Tagungszentrum,<br />
komb<strong>in</strong>iert aus der Jugendherberge<br />
und dem Anne-Frank-Haus, liegt<br />
e<strong>in</strong> Kilometer entfernt von der Innenstadt<br />
Karlsruhes. Mit Ausnahme des Festkommerses<br />
und des Festgottesdienstes mit<br />
anschließender Abschlussveranstaltung<br />
f<strong>in</strong>det das gesamte Programm im Tagungszentrum<br />
statt. Die zentrale Lage der<br />
meisten Programmpunkte ermöglicht<br />
e<strong>in</strong>e optimale Durchführung der Veranstaltung.<br />
Wie bereits <strong>in</strong> der letzten UNITAS-Ausgabe<br />
vorgestellt befasst sich der Aktiventag<br />
mit der Thematik: „Geschieht dir<br />
Recht?“. Dabei werden sowohl Frage-<br />
Vorläufiges Programm<br />
stellungen aus Sicht der sozialen und<br />
gesellschaftlichen Bereiche, als auch aus<br />
ethischen/religiösen Bereichen beleuchtet.<br />
Der, oftmals subjektive, Konflikt<br />
zwischen Recht und Gerechtigkeit wird<br />
hierbei e<strong>in</strong>e zentrale Rolle spielen. In<br />
e<strong>in</strong>em vielfältigen Programm, bestehend<br />
aus Vorträgen, Workshops und e<strong>in</strong>em Forum<br />
soll die umfangreiche Thematik aus<br />
möglichst vielen Blickw<strong>in</strong>keln beleuchtet<br />
werden.<br />
Freitag, 09.11.2012<br />
Ab 16:30 Uhr Anreise (Tagungsbüro im Anne-Frank-Haus)<br />
18:00 – 19:00 Uhr Abendessen <strong>in</strong> der Jugendherberge (optional buchbar)<br />
20.00 – 21:30 Uhr Begrüßungsabend mit Bürgermeisterempfang im Rathaus Karlsruhe; E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> den Aktiventag<br />
Ab 21:30 Uhr Ausklang <strong>in</strong> der Stadt Karlsruhe und im Anne-Frank-Haus (bis 02:00 Uhr)<br />
Samstag, 10.11.2012<br />
07:00 – 09:00 Uhr Frühstück <strong>in</strong> der Jugendherberge<br />
08:30 – 09:00 Uhr Morgenandacht <strong>in</strong> der Jugendherberge mit Bbr. Pfr. Erhard Bechthold<br />
09:00 – 10:30 Uhr 1. Vortrag im Anne-Frank-Haus von Bundesverfassungsrichter Peter Müller<br />
Thema: „Das Bundesverfassungsgericht – Hüter der Verfassung oder Gestalter der Politik?“<br />
10:30 – 10:45 Uhr Kaffeepause<br />
10:45 – 12:00 Uhr 2. Vortrag im Anne-Frank-Haus von Bbr. Dr. Peter Fritz, Vorsitzender Richter<br />
Verwaltungsgericht Koblenz<br />
Thema: „Gerechtigkeit durch Rechtsprechung?“<br />
12:00 – 13:00 Uhr Mittagessen <strong>in</strong> der Jugendherberge (optional buchbar)<br />
12:30 – 14:00 Uhr Stadtführungen (optional buchbar)<br />
14:00 – 15:30 Uhr Workshop-Phase im Anne-Frank-Haus/Jugendherberge<br />
Moderatoren: Bbr. Dr. Peter Fritz, Dr. Jürgen Graf, Bbr. Andreas Grossmann, Bbr. Dr. Axel Isak,<br />
Bbr. Prof. Dr. Dr. Klaus Rennert<br />
15:30 – 15:45 Uhr Kaffeepause<br />
15:45 – 17:00 Uhr Forum im Anne-Frank-Haus<br />
Moderator: Bbr. Dr. Konrad Pumpe<br />
Podiumsteilnehmer: Bbr. Prof. Dr. Dr. Klaus Rennert, Dr. Jürgen Graf, Bbr. Pfr. Erhard Bechthold<br />
18:00 – 19:00 Uhr Abend-/Chargenessen <strong>in</strong> der Jugendherberge (optional buchbar)<br />
19:15 Uhr Chargen-Foto vor dem Karlsruher Schloss<br />
20:00 – 23:30 Uhr Festkommers im Festsaal des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT)<br />
Festredner: Bbr. Prof. Dr. Christoph Ohly<br />
Thema: „Kirchliches Recht – e<strong>in</strong> Dienst an der Gerechtigkeit im Leben der Kirche?“<br />
23:30 – 04:00 Uhr Ausklang im Anne-Frank-Haus<br />
Sonntag, 11.11.2012<br />
07:00 – 09:00 Uhr Frühstück <strong>in</strong> der Jugendherberge; Checkout<br />
09:30 – 11:00 Uhr Festgottesdienst <strong>in</strong> St. Bonifatius<br />
Zelebrant: Bbr. Pfr. Erhard Bechthold<br />
11:30 – 13:00 Uhr Abschlussveranstaltung im Geme<strong>in</strong>desaal St. Bonifatius<br />
Impulsvortrag von Bbr. Dr. Axel Isak<br />
Thema: „Allheilmittel Strafrecht? – Realistische und unrealistische Erwartungen an die Strafjustiz“<br />
13:00 Uhr Ende des Aktiventags<br />
Anmeldeverfahren<br />
Die verb<strong>in</strong>dliche Anmeldung wird ab dem 01.07.2012 über das UOS auf der Homepage des <strong>Unitas</strong>-Verbandes möglich<br />
se<strong>in</strong>. Da die f<strong>in</strong>ale Buchung der Jugendherberge bis Mitte September erfolgen muss, wird die Anmeldefrist<br />
bereits zum 31. August 2012 enden. Danach kann leider nicht mehr für freie Plätze <strong>in</strong> der Jugendherberge garantiert<br />
werden. Die Planung der Teilnahme sollte deshalb möglichst schon auf den nächsten Conventen erfolgen.<br />
Weiterh<strong>in</strong> bitten wir alle HDHA und AHAH, die am Festkommers teilnehmen werden, sich ebenfalls anzumelden.<br />
Hierzu steht die E-Mail-Adresse anmeldung-ahah@aktiventag2012.unitas.org zur Verfügung.<br />
Nähere Informationen folgen <strong>in</strong> der Anmeldung und auf der Homepage des Aktiventages: http://aktiventag2012.unitas.org.<br />
Ansprechpartner: Organisationskomitee des Aktiventags (<strong>in</strong>fo@aktiventag2012.unitas.org).
Auf der Suche nach geeigneten Rednern für die geplanten Veranstaltungen des Aktiventages <strong>in</strong> Karlsruhe war das<br />
Organisationskomitee sehr bemüht, hochrangige Rechtswissenschaftler aus verschiedenen Bereichen zu f<strong>in</strong>den, sowohl<br />
Kirchenrechtexperten wie auch Richter, Staatsanwälte und Politiker. Das Organisationskomitee des Aktiventags ist stolz, se<strong>in</strong>e<br />
hohen Ansprüche an die wichtigsten Mitgestalter des Aktiventages erfüllt zu sehen und für alle Veranstaltungen hochkarätige<br />
Redner gefunden zu haben, die im Folgenden kurz vorgestellt werden.<br />
Vorträge am Samstagvormittag<br />
1. Vortrag<br />
Wohl e<strong>in</strong>er der bekanntesten Personen unter<br />
den Rednern ist der Richter am Bundesverfassungsgericht<br />
Peter Müller. Neben se<strong>in</strong>em<br />
juristischen Werdegang als Richter hat er<br />
auch e<strong>in</strong>e politische Laufbahn <strong>in</strong> der CDU h<strong>in</strong>ter<br />
sich. Bevor er an das Bundesverfassungsgericht<br />
berufen wurde, war er zwischen 1999<br />
und 2011 <strong>in</strong>sgesamt fast zwölf Jahre M<strong>in</strong>isterpräsident<br />
des Saarlandes. Passenderweise<br />
wird er über die „Das Bundesverfassungsgericht – Hüter der<br />
Verfassung oder Gestalter der Politik?“ referieren.<br />
Festredner für den Festkommers<br />
Den Festvortrag im Rahmen des Festkommerses<br />
am Samstagabend wird Bbr. Prof.<br />
Dr. Christoph Ohly halten. Bbr. Prof. Dr.<br />
Christoph Ohly, Jahrgang 1966, hat Theologie<br />
und Philosophie studiert, wurde 1991 zum<br />
Priester geweiht und hat im Fachbereich<br />
Kanonisches Recht habilitiert. Seit 2010 ist er<br />
Ord<strong>in</strong>arius für Kirchenrecht an der Theologischen<br />
Fakultät der Universität Trier. Der<br />
Festvortrag mit dem Titel „Kirchliches Recht<br />
– e<strong>in</strong> Dienst an der Gerechtigkeit im Leben der Kirche?“ verspricht<br />
fasz<strong>in</strong>ierende E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> das Kirchenrecht.<br />
2. Vortrag<br />
„Gerechtigkeit durch Rechtsprechung?“ ist<br />
das ambitionierte Thema des Vortrags von<br />
Bbr. Dr. Peter Fritz. Als Vorsitzender Richter<br />
am Verwaltungsgericht Koblenz und Lehrbeauftragter<br />
an den Universitäten <strong>in</strong> Koblenz<br />
und Ma<strong>in</strong>z hat er wohl täglich mit eben dieser<br />
Frage zu tun. Insbesondere als E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> die<br />
Thematik für die Workshop-Phase wird dieser<br />
Vortrag e<strong>in</strong>en wichtigen Impuls geben können.<br />
Impulsvortrag im Rahmen der Abschlussveranstaltung<br />
Am Sonntag im Rahmen der Abschlussveranstaltung<br />
wird Bbr. Dr. Axel Isak<br />
mit se<strong>in</strong>em Impulsvortrag „Allheilmittel<br />
Strafrecht? – Realistische und unrealistische<br />
Erwartungen an die Strafjustiz“ den<br />
E<strong>in</strong>zelnen mit se<strong>in</strong>en Gesellschaftsansprüchen<br />
konfrontieren. Der promovierte Jurist kann auf<br />
e<strong>in</strong>e illustre und langjährige Juristenlaufbahn<br />
zurückblicken. Nach Tätigkeiten als Richter an<br />
Amts- und Landesgericht, als Staatsanwalt, im Justizm<strong>in</strong>isterium<br />
Baden-Württemberg und zuletzt als Vizepräsident<br />
des Landgerichts Karlsruhe ist er derzeit Leiter der Staatsanwaltschaft<br />
Baden-Baden. Se<strong>in</strong>e Expertise <strong>in</strong> Sachen<br />
Strafrecht und auch se<strong>in</strong>e Mitarbeit bei der Workshop-Phase<br />
wird den Aktiventag mit Sicherheit bereichern.<br />
Workshop-Phase und Forum<br />
Zusätzlich zu den bereits genannten Bbr.Bbr. Dr. Peter Fritz und Dr. Axel Isak werden <strong>in</strong> der Workshop-Phase Bbr. Prof. Dr. Dr.<br />
Klaus Rennert, Dr. Jürgen Graf und Bbr. Andreas Grossmann wertvolle Impulse setzen. Dr. Jürgen Graf ist derzeit Richter am<br />
Bundesgerichtshof im ersten Senat und hat langjährige Erfahrung als Richter und Staatsanwalt. Bbr. Andreas Grossmann ist Erster<br />
Staatsanwalt bei der Staatsanwaltschaft Mannheim und dort Pressesprecher <strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>en Strafsachen. Er kann aus erster Hand<br />
über die Forderung und Erfüllung von Recht und Gerechtigkeit aus den verschiedenen Perspektiven berichten. Bbr. Prof. Dr. Dr.<br />
Klaus Rennert ist Vorsitzender Richter am Bundesverwaltungsgericht und Professor an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Er<br />
besitzt langjährige Erfahrung im Verwaltungsrecht und br<strong>in</strong>gt zusätzlich Fachwissen zu „Recht und Gerechtigkeit“ mit. Im anschließenden<br />
<strong>in</strong>teraktiven Forum werden uns Bbr. Prof. Dr. Dr. Klaus Rennert, Dr. Jürgen Graf, Bbr. Dr. Georg Franzmann, Bbr. Pfr.<br />
Erhard Bechthold unter der Moderation von Bbr. Dr. Konrad Pumpe mit ihrer Expertise begleiten.<br />
Bbr. Grossmann, Bbr. Prof. Dr. Dr. Rennert, Bbr. Dr. Pumpe, Dr. Graf, Bbr. Pfr. Bechthold (v. l. n. r.)<br />
unitas 3/2012 225
Die demografische Situation <strong>in</strong> Deutschland<br />
VOM WANDEL 1970 BIS 2010 ZU DEN STETIG WACHSENDEN PROBLEMEN 2010 BIS 2060<br />
VON BBR. DIPL.-ING. HEINRICH HEMKER<br />
A. Demografischer Wandel.<br />
1970 bis 2010<br />
Der Wandel begann mit dem „Pillenknick“<br />
<strong>in</strong> den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts.<br />
Die Geburtenziffer war von 2,5 auf<br />
unter 1,5 K<strong>in</strong>der pro Frau gesunken. In der<br />
Grafik ist deutlich zu sehen: Im Osten war<br />
die Geburtenziffer vor der Wende viel höher<br />
(der sogenannte Honecker-Buckel) als im<br />
Westen. Nach der Wende fiel sie aber e<strong>in</strong>ige<br />
Jahre sogar unter 1,0. Erst 2010 erreichte sie<br />
das gleiche Niveau wie im Westen. Das<br />
Berl<strong>in</strong>-Institut weist ganz besonders auf<br />
den Unterschied der Geburtenziffer <strong>in</strong> den<br />
e<strong>in</strong>zelnen Kreisen <strong>in</strong> ganz Deutschland h<strong>in</strong>.<br />
In Grafik Nr. 16 des Instituts ist deutlich zu<br />
sehen, wie groß der Unterschied Ost- zu<br />
Westdeutschland im Jahre 1997 ist, und <strong>in</strong><br />
Nr. 17, wie 2008 die Geburtenziffer im Osten<br />
wieder angestiegen ist.<br />
Der Bevölkerungsschwund <strong>in</strong> den<br />
neuen Bundesländern hat wegen der fehlenden<br />
K<strong>in</strong>der und besonders durch Abwanderung<br />
bereits nach der Wende im<br />
Jahre 1989 spürbar e<strong>in</strong>gesetzt. Am meisten<br />
litt Sachsen-Anhalt darunter: Die Bevölkerung<br />
hat von 1990 bis 2010 von ~ 2,8 nach ~<br />
2,4 Millionen abgenommen.<br />
226<br />
unitas 3/2012<br />
Die Gesamtbevölkerung <strong>in</strong> Deutschland<br />
ist, wegen der Zuwanderungswellen, dagegen<br />
leicht auf 81,5 Millionen gestiegen.<br />
Auch die Altersgruppe „Tätige“ (20-64) verstärkte<br />
sich um rund sechs Millionen auf 50<br />
Millionen. Der eigentliche Wandel betraf<br />
die Gruppen „Junge“ (< 20) und „Alte“ (><br />
65). Die Zahl der „Jungen“ sank um e<strong>in</strong><br />
Drittel von 23,4 nach 15 Millionen, während<br />
die der „Alten“ um 55 Prozent von 10,8 auf<br />
16,8 Millionen stieg.<br />
B. Die stetig wachsenden<br />
Probleme 2010 bis 2060<br />
Fast alle Veröffentlichungen nehmen die<br />
niedrige Geburtenziffer als Faktum und folgern<br />
daraus: man muss sich darauf e<strong>in</strong>stellen.<br />
Nur der NRW-Bericht von 2005 spricht<br />
von „Wandel gestalten“. Wörtlich: „Die Politik<br />
kann a) versuchen den Trend zu ändern<br />
und b) die Auswirkungen zu mildern.“<br />
Das Statistische Bundesamt arbeitet ab<br />
2010 mit drei möglichen Geburtenziffern:<br />
1,2 / 1,4 / 1,6 und hat dazu auch e<strong>in</strong>e Modellrechnung<br />
mit 2,1 angestellt. Nehmen wir<br />
hier die Prognose des Statistichen Bundesamtes<br />
mit der Alternative „Geburtenziffer<br />
1,4; Zuwanderung 200 Tausend/Jahr“, die<br />
also davon ausgeht, dass die Geburtenziffer<br />
bis 2060 so niedrig bleibt – bei 1,4.<br />
Die Gesamtbevölkerung soll nach dieser<br />
Rechnung bis 2060 auf 70 Millionen s<strong>in</strong>ken<br />
und die Altersgruppen-Verteilung sich so<br />
drastisch ändern, dass man nicht mehr von<br />
demografischem „Wandel“ sprechen kann.<br />
Es wird 1995 auch schon von demografischer<br />
Revolution gesprochen. Für mich s<strong>in</strong>d<br />
die stetig wachsenden Probleme wie e<strong>in</strong>e<br />
stetig anwachsende Tsunami-Welle <strong>in</strong> Zeitlupe,<br />
die auf me<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der und Enkelk<strong>in</strong>der<br />
zurollt. Immer weniger „Tätige“ müssen für<br />
immer mehr „Alte“ sorgen.<br />
Der Bevölkerungs-Schwund, so wird<br />
prognostiziert, soll zwar <strong>in</strong> allen Bundesländern<br />
e<strong>in</strong>treten, aber <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen<br />
Ländern <strong>in</strong> recht unterschiedlicher Stärke.<br />
Er verschärft sich noch durch Abwanderung,<br />
besonders <strong>in</strong> den neuen Bundesländern.<br />
In Sachsen-Anhalt wird damit gerechnet,<br />
dass der Schwund bis 2060 mit fast<br />
gleicher Heftigkeit weitergeht von 2,8 <strong>in</strong><br />
1990 nach 1,4 Millionen E<strong>in</strong>wohner <strong>in</strong> 2060.<br />
Muss das so kommen? Ja, das muss so<br />
kommen, wenn die Geburtenziffer sich<br />
nicht erhöht.<br />
Die Alters-Pyramide ist heute bereits zur<br />
Alters-Urne deformiert und würde laut den<br />
Voraus-Berechnungen des Statistischen<br />
Bundesamtes <strong>in</strong> den Jahren 2010 bis 2060<br />
noch schlanker werden – mit immer kle<strong>in</strong>er<br />
werdender Aufstandsfläche. Wann kippt die<br />
Urne um? Es gibt aber auch e<strong>in</strong>e andere<br />
Modellrechnung des Statistischen Bundesamtes.<br />
Laut dieser Rechnung wird aus der<br />
Alters-Urne e<strong>in</strong> Alters-Turm, e<strong>in</strong> Alters-<br />
Leuchtturm, der W<strong>in</strong>d und Wetter verkraftet.<br />
Diese Rechnung geht davon aus, dass<br />
die Geburtenziffer sich <strong>in</strong> den nächsten<br />
Jahren auf 2,1 e<strong>in</strong>pendelt. Das ist nicht<br />
unmöglich. Nachbarländer wie Frankreich<br />
mit e<strong>in</strong>er Geburtenziffer von 2,0 oder<br />
Norwegen mit 1,98 zeigen, dass das ke<strong>in</strong>e<br />
Utopie se<strong>in</strong> muss.<br />
Mit diesen Überlegungen regt Bbr.<br />
Dipl.-Ing. He<strong>in</strong>rich Hemker aus Harsew<strong>in</strong>kel,<br />
Jahrgang 1929, e<strong>in</strong> Thema für<br />
Wissenschaftliche Sitzungen an. 1951<br />
wurde er bei UNITAS Ass<strong>in</strong>dia <strong>in</strong><br />
Aachen und bei der UNITAS <strong>in</strong><br />
Braunschweig aktiv. Für weitere<br />
Literaturangaben steht er gerne zur<br />
Verfügung.
Bevölkerungs-Schwund Sachsen-Anhalt 1990 > 2060, Alters-Gruppen-Entwicklung Deutschland 1970 > 2060 bei 14,4 K<strong>in</strong>d pro Frau;<br />
Alters-Gruppen 1970 > 2060 Deutschland bei 2,1 K<strong>in</strong>d pro Frau; Grafiken: Hemker, aus Zahlen des Statistischen Bundesamtes.<br />
Laut Bericht der Bundesregierung von<br />
Oktober 2011 hat das Institut für Demoskopie<br />
<strong>in</strong> Allensbach <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Befragung von<br />
2009 festgestellt: 95 Prozent der Befragten<br />
me<strong>in</strong>en: E<strong>in</strong>e ideale Familie sei e<strong>in</strong> verheiratetes<br />
Elternpaar mit der Wunschk<strong>in</strong>der-<br />
Zahl von 2,2. Sobald es zum „Leuchtturm“<br />
kommt, s<strong>in</strong>d damit zwei der bisher stetig<br />
wachsenden demografischen Probleme <strong>in</strong><br />
wenigen Jahren von der Wurzel her ausgerottet;<br />
nämlich: „Bevölkerungsschwund“<br />
und „immer weniger K<strong>in</strong>der“.<br />
In die Modellrechnung dieser Grafik ist<br />
auch die Erhöhung des Rentenalters ab 67<br />
e<strong>in</strong>gerechnet. Man sieht, die ganze demografische<br />
Lage <strong>in</strong> Deutschland stabilisiert<br />
sich aber erst <strong>in</strong> etwa 30 Jahren. Die bis<br />
dah<strong>in</strong> noch wachsenden Probleme „immer<br />
mehr „Alte“ und „immer weniger Tätige“<br />
s<strong>in</strong>d zwar durch Rente ab 67 abgemildert,<br />
werden aber noch lange genügend Revolutionäres<br />
<strong>in</strong> sich haben, dass die ganze<br />
Bevölkerung noch ernstlich genug beschäftigen<br />
wird.<br />
Ich wünsche dazu:<br />
1. Verantwortungsvolle Politiker, die über<br />
e<strong>in</strong>e Wahlperiode h<strong>in</strong>aus denken und<br />
somit auch Probleme angehen können,<br />
die nur langfristig zu lösen s<strong>in</strong>d, wie<br />
Demografie. Bitte: etwas weniger gut<br />
Geme<strong>in</strong>tes, dafür mehr gut Gekonntes.<br />
2. E<strong>in</strong>e hoffnungsvolle, kritikfähige Jugend,<br />
die mit Gottvertrauen die Probleme<br />
angeht.<br />
3. Uns „Alten“, vor allen den rüstigen<br />
„Alten“, dass wir uns ehrenamtlich e<strong>in</strong>setzen,<br />
um mit unserer Erfahrung und<br />
vielleicht auch mit unserem Sparbuch<br />
helfen, die Probleme zu mildern.<br />
Damit es überhaupt zum „Leuchtturm“<br />
kommt, muss der Zusammenhang „e<strong>in</strong>e<br />
stabilisierte Demografie gibt es nur mit der<br />
Geburtenziffer von 2,1“ mehr <strong>in</strong>s Gedächtnis<br />
gebracht und die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
für Familie mit K<strong>in</strong>dern verbessert werden,<br />
um<br />
A. den Eltern Mut zum K<strong>in</strong>d zu machen<br />
B. mehr K<strong>in</strong>derfreundlichkeit <strong>in</strong> der ganzen<br />
Bevölkerung zu entfachen.<br />
Ohne K<strong>in</strong>der ke<strong>in</strong>e Zukunft!<br />
unitas 3/2012 227
„Denkmal für e<strong>in</strong>en Seligen“<br />
UNITAS-WÜRZBURG STIFTET GEDENKTAFEL FÜR BBR. PFARRER GEORG HÄFNER<br />
WÜRZBURG. Am 15. Mai 2012,<br />
genau e<strong>in</strong> Jahr nach der Seligsprechung<br />
ihres Bundesbruders<br />
Pfarrer Georg Häfner,<br />
konnte UNITAS-Würzburg erneut<br />
e<strong>in</strong> <strong>in</strong> mehrfacher H<strong>in</strong>sicht<br />
besonderes Fest feiern.<br />
Gerade noch rechtzeitig zum<br />
Jahrestag wurde e<strong>in</strong>e vom<br />
Altherrenvere<strong>in</strong> gestiftete Gedenktafel<br />
zu Ehren des im KZ<br />
Dachau umgekommenen Märtyrerpriesters<br />
e<strong>in</strong>geweiht. Die<br />
E<strong>in</strong>weihungsfeierlichkeiten<br />
begannen mit e<strong>in</strong>er Hl. Messe<br />
<strong>in</strong> der Kirche des Würzburger<br />
Priestersem<strong>in</strong>ars, an dessen<br />
E<strong>in</strong>gang die Tafel ihren Platz<br />
fand.<br />
Mitfeier dreier<br />
Bischöfe<br />
Die Wertschätzung des<br />
Bistums für dieses Geschenk<br />
drückte sich aus durch die<br />
Mitfeier von Diözesanbischof<br />
Dr. Friedhelm Hofmann, Weihbischof<br />
Ulrich Boom und Domdekan<br />
Günter Putz. Bereichert<br />
wurde die Feier auch durch<br />
die Anwesenheit von Bischof<br />
Josef Clemens, Sekretär des<br />
Päpstlichen Laienrates, und<br />
des Geistlichen Beirates von<br />
UNITAS Würzburg, Bbr. Pfarrer<br />
Robert Borawski. Während der<br />
Messfeier sprach Bischof Hofmann<br />
der Würzburger UNITAS<br />
se<strong>in</strong>en Dank aus: „Ich danke<br />
ihrer Verb<strong>in</strong>dung, dass sie mit<br />
dieser Gedenktafel e<strong>in</strong> Denkmal<br />
gesetzt hat, dass alle<br />
Vorübergehenden an das Beispiel<br />
des Seligen Georg Häfner<br />
er<strong>in</strong>nert.“ Mit Blick auf die vollständig<br />
anwesende Aktivitas<br />
betonte er, dass ihm der Ort am<br />
E<strong>in</strong>gang des Priestersem<strong>in</strong>ars<br />
als besonders passend ersche<strong>in</strong>e.<br />
Im Interesse der Kirche<br />
müsse e<strong>in</strong> besonderes Augenmerk<br />
der Jugend gelten: „Sie<br />
s<strong>in</strong>d unsere Zukunft!“<br />
Der Würzburger Oberhirte<br />
zeigte sich als promovierter<br />
Kunsthistoriker zudem angetan<br />
von der Leistung des mit<br />
der Ausführung beauftragten<br />
Bildhauers Kurt Grimm. Die<br />
Bronzetafel habe das markante<br />
Wesen Häfners hervorragend<br />
228<br />
unitas 3/2012<br />
E<strong>in</strong>weihung der Gedenktafel am E<strong>in</strong>gang des Würzburger Priestersem<strong>in</strong>ars:<br />
Bischof Josef Clemens (l.), Bischof Friedhelm Hofmann<br />
(2. v.l.), Weihbischof Ulrich Boom (r.)<br />
Vertreter von Bistum und UNITAS Würzburg vor der Gedenktafel<br />
(v.l.): Domdekan Günter Putz, AHZ-X Bbr.OStD. Bruno Lang,<br />
AHZ-X Dr. Markus Heubes, Bildhauer Kurt Grimm, Weihbischof Ulrich Boom,<br />
Bischof Friedhelm Hofmann, Bischof Josef Clemens, Bbr. Pfarrer Robert<br />
Borawski, Chargen der UNITAS Hetania.<br />
Bildhauer Kurt Grimm mit der dem UNITAS-Haus gestifteten<br />
Vorlage der Gedenktafel.<br />
e<strong>in</strong>gefangen, gratulierte er<br />
dem persönlich anwesenden<br />
Künstler.<br />
Auch der Vorsitzende des<br />
AHV, Dr. Markus Heubes, betonte<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Rede die Vorbildfunktion<br />
des Seligen für junge<br />
Menschen und vor allem die im<br />
Sem<strong>in</strong>ar lebenden angehenden<br />
Priester. Beispielhaft sei Bbr.<br />
Pfarrer Häfner vor allem <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />
Mut, se<strong>in</strong>er unbeugsamen<br />
Konsequenz und se<strong>in</strong>er unendlichen<br />
Vergebungsbereitschaft<br />
selbst gegenüber se<strong>in</strong>en Pe<strong>in</strong>igern<br />
im KZ gewesen.<br />
Neben dem Schöpfer der<br />
Tafel bedankte sich Bbr. Dr.<br />
Heubes vor allem beim Motor<br />
zur Schaffung der Gedenktafel<br />
auf unitarischer Seite, Bbr. Paul<br />
Reder. Dieser, selbst Priestersem<strong>in</strong>arist<br />
der Diözese Würzburg,<br />
habe viel Zeit und Mühe<br />
<strong>in</strong> die notwendige Kontaktpflege<br />
zwischen den verantwortlichen<br />
Stellen und <strong>in</strong> die<br />
Begleitung des künstlerischen<br />
Prozesses gesteckt.<br />
Der sich an die E<strong>in</strong>weihung<br />
anschließende Sektempfang<br />
auf dem UNITAS-Haus war<br />
allerd<strong>in</strong>gs noch ke<strong>in</strong>eswegs<br />
das Ende der Feierlichkeiten<br />
zum Jahrestag der Seligsprechung.<br />
Modell der Ehrentafel<br />
als Geschenk<br />
für UNITAS-Haus<br />
Ihren krönenden Abschluss<br />
fanden diese vielmehr mit<br />
e<strong>in</strong>em abendlichen Empfang<br />
auf dem Hetanenhaus. Der<br />
Senior der Aktivitas, Bbr.<br />
Nikolas Kramer, führte durch<br />
den geschmackvoll von klassischer<br />
Musik und e<strong>in</strong>em kalten<br />
Buffet begleiteten Abend. Im<br />
Rahmen e<strong>in</strong>es kurzen Vortrags<br />
erläuterte Bildhauer Kurt<br />
Grimm unter Zuhilfenahme<br />
des Orig<strong>in</strong>almodells den Entstehungsprozess<br />
der am Morgen<br />
enthüllten 40 Kilogramm<br />
schweren Bronzeplastik. Er beschrieb<br />
auch die Schwierig-
UNITAS Würzburg vor der Gedenktafel / Neues Ehrenmitglied von UNITAS Würzburg: Bbr. Domdekan Monsignore Günter Putz.<br />
keiten, die der Versuch bereitete, anhand<br />
nur weniger Fotos Häfners dessen tatsächliches<br />
Wesen <strong>in</strong> Metall abzubilden. Helle<br />
Begeisterung, vor allem bei der Aktivitas,<br />
löste se<strong>in</strong>e Ankündigung aus, das bronzene<br />
Orig<strong>in</strong>almodell zur Aufstellung auf dem<br />
Verb<strong>in</strong>dungshaus stiften zu wollen. Er habe<br />
damit e<strong>in</strong>en heimlichen Wunsch des<br />
Vere<strong>in</strong>es unverhofft erfüllt, betonte der<br />
AHV-Vorsitzende Bbr. Dr. Markus Heubes <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>er Dankesrede. Man werde für die Tafel<br />
e<strong>in</strong>en würdigen Platz schaffen.<br />
Domdekan Monsignore<br />
Günter Putz Ehrenmitglied<br />
von UNITAS Würzburg<br />
Die vom AHV UNITAS Würzburg gestiftete Gedenktafel zu Ehren des Seligen<br />
Bbr. Pfarrer Georg Häfner<br />
E<strong>in</strong>e besondere Würdigung se<strong>in</strong>er Leistung<br />
erhielt auch der Postulator des Seligsprechungsprozesses<br />
von Bbr. Häfner,<br />
der Würzburger<br />
Domdekan Monsignore<br />
Günter<br />
Putz. Dieser hatte<br />
seit 1986 als Beauftragter<br />
des Bistums<br />
den Prozess<br />
an allen maßgeblichen<br />
Stellen <strong>in</strong><br />
Würzburg und<br />
Rom vorangetrieben<br />
und ist somit<br />
dem Seligen eng<br />
verbunden.<br />
Als Dank für<br />
se<strong>in</strong>e unermüdlichenBemühungen<br />
über e<strong>in</strong> Vierteljahrhundert<br />
h<strong>in</strong>weg verlieh<br />
ihm der AHV UNI-<br />
TAS Würzburg die<br />
Ehrenmitgliedschaft.<br />
Im Anschluss<br />
an die<br />
feierliche Aufnahme<br />
durch den Vorsitzenden<br />
des AHV<br />
bedankte sich das<br />
neue Ehrenmitglied:<br />
„Es ist nicht<br />
schwer, sich bei der<br />
UNITAS gleich zu<br />
Hause zu fühlen“,<br />
betonte Bbr. Putz,<br />
der seit Studententagen<br />
Mitglied der<br />
K.d.St.V. Markomannia zu Würzburg im<br />
CV ist.<br />
Er verglich mit Blick auf die neue<br />
Gedenktafel die Bildhauerei mit der biblischen<br />
Schöpfungsgeschichte. Die dort<br />
erfahrbare Wandlungsfähigkeit habe er<br />
auch bei dem von ihm betreuten Seligen<br />
gefunden. Dessen <strong>in</strong>trovertierte Persönlichkeit<br />
stünde auf den ersten Blick <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Widerspruch zu se<strong>in</strong>er Mitgliedschaft <strong>in</strong><br />
der UNITAS, gerade dies zeigte aber die<br />
Komplexität se<strong>in</strong>es Charakters. Dem Vere<strong>in</strong><br />
des Seligen selbst dankte er für das große<br />
Engagement im Umfeld der Seligsprechung.<br />
Er sei sich sicher, dass ihm die<br />
neue Geme<strong>in</strong>schaft <strong>in</strong> der UNITAS viel<br />
Freude machen werde: „Wir werden uns <strong>in</strong><br />
Zukunft sicher nicht nur im Dom sehen. Es<br />
ist mir e<strong>in</strong>e Riesenfreude gewesen heute<br />
abend!“<br />
unitas 3/2012 229
EICHSTÄTT. (EK) UNITAS Frankonia hat e<strong>in</strong><br />
neues Fahnenbanner für ihr Vere<strong>in</strong>shaus und<br />
Studentenwohnheim <strong>in</strong> der Friedhofsgasse.<br />
Das bisherige Banner war „verbraucht“ und<br />
musste durch e<strong>in</strong> neues ersetzt werden. E<strong>in</strong>ige<br />
Mitglieder des Altherrenvere<strong>in</strong>s (AHV) der<br />
UNITAS-Verb<strong>in</strong>dung hatten zusammengelegt<br />
und so die Neuanschaffung ermöglicht.<br />
Die damit verbundene kirchliche Segnung<br />
nahmen die Eichstätter Bundesbrüder<br />
Subregens Thomas Stüb<strong>in</strong>ger und Pfarrer i. R.<br />
Hans Schmidtle<strong>in</strong> vor. Beide wiesen darauf<br />
h<strong>in</strong>, dass durch die Segnung e<strong>in</strong>er Fahne be-<br />
230<br />
unitas 3/2012<br />
AUS DEM VERBAND<br />
Fahnenbanner Blau-Weiß-Gold am UV-Haus / Segnung des Fahnenbanners im Konventraum, v.l.: Skriptor Felix Dill, Pfr. I. R. Hans Schmidtle<strong>in</strong> und Subregens<br />
Thomas Stüb<strong>in</strong>ger<br />
Neues Fahnenbanner am UNITAS-Haus <strong>in</strong> Eichstätt<br />
NÜRNBERG. Beim Vere<strong>in</strong>sfest zu Ehren des<br />
UNITAS-Verbandspatrons St. Bonifatius <strong>in</strong><br />
den Räumen der Katholischen Hochschulgeme<strong>in</strong>de<br />
(KHG) stand der Festvortrag von<br />
Bundesbruder Mart<strong>in</strong> Oberhuemer zum<br />
Thema: „Hl. Bonifatius – unitarischer Verbands-Patron,<br />
und sonst?“ im Mittelpunkt.<br />
Nach e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Frühstück<br />
folgte die Morgensitzung mit dem sehr <strong>in</strong>teressanten<br />
und <strong>in</strong>haltsreichen Vortrag über<br />
unseren Patron. Trotz e<strong>in</strong>es technischen<br />
Defekts am Beamer und damit fehlender<br />
visueller Unterstützung ist dem Festredner<br />
e<strong>in</strong>e sehr bildhafte und verständliche Darstellung<br />
gelungen. Vom Festredner erfuhren<br />
wir, dass Bonifatius etwa im Jahre 673 im<br />
Südwesten Englands geboren wurde und mit<br />
bürgerlichem Namen W<strong>in</strong>fried hieß. Erst im<br />
Jahre 719 erhielt er durch Papst Gregor, den II.<br />
den kirchlichen Namen Bonifatius. Er war<br />
sonders auch ihre Bedeutung hervorgehoben<br />
wird und die unitarische Geme<strong>in</strong>schaft<br />
unter den besonderen Schutz Gottes stellt.<br />
Dies bedeutet, dass die Mitglieder der UNI-<br />
TAS ihr geme<strong>in</strong>sames Tun und Handeln nach<br />
den Pr<strong>in</strong>zipien Virtus, Scientia und Amicitia<br />
unter das Wort Gottes stellen und somit zeigen<br />
wollen, dass christliche Grundsätze zum<br />
Ideal der Geme<strong>in</strong>schaft gehören. „Möge<br />
diese Fahne“, so Subregens Stüb<strong>in</strong>ger, „immer<br />
wieder dazu auffordern, e<strong>in</strong> gottesfürchtiges<br />
Leben zu führen, das Studium<br />
ernst zu nehmen, Bruders<strong>in</strong>n zu leben und<br />
treue Bundesbruderschaft zu pflegen“.<br />
unter anderem Bischof von Ma<strong>in</strong>z und e<strong>in</strong>er<br />
der wichtigsten Kirchenreformer se<strong>in</strong>er Zeit.<br />
Deshalb wird er von der katholischen Kirche<br />
auch als „Apostel der Deutschen“ bezeichnet.<br />
Nach der Morgensitzung, an der über 20<br />
Bundesbrüder, Bundesschwestern und Gäste<br />
teilnahmen, folgte die Feier der Heiligen<br />
Im Anschluss an die Segnung wurde das<br />
neue Fahnenbanner <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong>sfarben<br />
Blau-Weiß-Gold am UV-Haus gehisst. Erst<br />
am Ende des Semesters wird es wieder e<strong>in</strong>geholt.<br />
Es zeigt also auch, dass die Studenten<br />
das neue Semester wieder begonnen haben.<br />
Acht junge Männer wohnen derzeit auf dem<br />
Haus <strong>in</strong> der Friedhofsgasse 1.<br />
Die Feier klang aus mit e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen<br />
Weißwurstfrühstück der Aktivitas und<br />
der Philister im Konventraum des UV-<br />
Hauses.<br />
Vere<strong>in</strong>sfest St. Bonifatius bei der UNITAS <strong>in</strong> Nürnberg<br />
Messe <strong>in</strong> der St. Klara Kirche mit Bundesbruder<br />
Kaplan Stefan W<strong>in</strong>gen als Zelebrant.<br />
Die Musikalische Begleitung an der Kirchenorgel<br />
übernahm Bsr. Anna. Nach dem Ende<br />
des offiziellen Teils vom Vere<strong>in</strong>sfest traf sich<br />
e<strong>in</strong> großer Teil <strong>in</strong> der benachbarten Altstadtwirtschaft<br />
„Andechser“ zum abschließenden<br />
Mittagessen.
Mit Bravur bestanden: Fuxenkneipe der<br />
UNITAS Franco-Alemannia Karlsruhe<br />
KARLSRUHE. Im Rahmen der Fuxenkneipe<br />
der UNITAS Franco-Alemannia konnten am<br />
2. Juni 2012 unsere Füxe ihre Fähigkeiten<br />
unter Beweis stellen. Der Abend wurde mit<br />
e<strong>in</strong>em Gottesdienst, zelebriert von Bbr. Pfr.<br />
Erhard Bechthold, begonnen. Dabei zog sich<br />
die Thematik „E<strong>in</strong>tritt und Aufnahme <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Geme<strong>in</strong>schaft“ wie e<strong>in</strong> roter Faden durch<br />
den ganzen Abend. Nach der „geistlichen<br />
Stärkung“ konnten alle <strong>in</strong>nerlich gefestigt <strong>in</strong><br />
die Fuxenkneipe starten. So wurden, entsprechend<br />
der Tradition e<strong>in</strong>er Fuxenkneipe,<br />
die bemoostesten Burschen zu den krassesten<br />
Füxen und Alter Herren/Hohe Damen<br />
zu Gästen und umgekehrt. E<strong>in</strong>zig der<br />
Fuxmajor behält se<strong>in</strong>e Charge und sorgt für<br />
e<strong>in</strong>en geordneten Ablauf.<br />
Fuxmajor Bbr. Jonas Neckenich leitete<br />
die Corona souverän durch die erste Hälfte<br />
E<strong>in</strong>e starke Frankonia auf Aktivenfahrt<br />
EICHSTÄTT / WÜRZBURG. Die Aktiven der<br />
UNITAS Frankonia Eichstätt unternahmen am<br />
Wochenende vom 4. bis 6. Mai zum ersten<br />
Mal seit längerer Zeit e<strong>in</strong>e Aktivenfahrt.<br />
Bestehend aus drei Burschen und vier von<br />
unseren derzeit neun (!) Fuxen machten wir<br />
uns per Bahn auf den Weg nach Würzburg.<br />
Nach unserer Ankunft im dortigen Priestersem<strong>in</strong>ar<br />
erkundeten wir zunächst die Innenstadt.<br />
Auf der Ma<strong>in</strong>brücke konnten wir bei<br />
e<strong>in</strong>em Glas Bacchus den herrlichen Sonnenuntergang<br />
mit Blick auf das Käppele und die<br />
We<strong>in</strong>berge genießen. Es schloss sich e<strong>in</strong> Streifzug<br />
durch das Würzburger Nachtleben an.<br />
Am Nächsten Tag feierten wir die Heilige<br />
Messe am Grab unseres seligen Bundesbruders<br />
Georg Häfner <strong>in</strong> der Kiliansgruft.<br />
Der Fuxmajor hielt uns anschließend e<strong>in</strong>e<br />
„Vertiefungs-Fuxenstunde“ zum Thema:„Inhalt<br />
und Wichtigkeit des Kneipcomments“.<br />
Am Nachmittag trafen wir uns nun zusammen<br />
mit der UNITAS Maria Montessori aus<br />
Gießen, die ebenfalls ihre Aktivenfahrt<br />
machte, auf dem Haus der UNITAS Hetania.<br />
So konnten wir zusammen mit vielen<br />
Bundesschwestern und Bundesbrüdern<br />
e<strong>in</strong>en herrlichen Abend verbr<strong>in</strong>gen und<br />
beim Grillen und vielen Gesprächen die<br />
Amicitia pflegen. E<strong>in</strong>en unserer Fuxen konnten<br />
wir bei dieser Gelegenheit gleich mit der<br />
Biertaufe auf den Namen „Streifenhörnchen“<br />
beglücken.<br />
Nach dem Besuch der Messe am Sonntag<br />
machten wir uns e<strong>in</strong> wenig unausge-<br />
des Hochofficiums. In se<strong>in</strong>er Pr<strong>in</strong>zipienrede<br />
beschrieb er unsere Pr<strong>in</strong>zipien – virtus,<br />
scientia, amicitia – anhand der bisherigen<br />
unitarischen Laufbahn unserer drei Füxe<br />
und zeigte die Aufgaben der Burschen beim<br />
E<strong>in</strong>tritt neuer Mitglieder <strong>in</strong> die unitarische<br />
Geme<strong>in</strong>schaft auf. Gut vorbereitet zeigten<br />
<strong>in</strong> den folgenden zwei Stunden die BbrBbr.<br />
Zacharias Heck, Daniel Thiemann und Lukas<br />
Beeck wie man e<strong>in</strong>e Kneipe so richtig<br />
schlägt. Durch adäquate Formulierungen<br />
und konsequente Führung konnten sie die<br />
Versuche mancher krassen Füxe, das Präsidium<br />
aus dem Konzept zu br<strong>in</strong>gen, souverän<br />
mit Genussstrafen und Bierpauken kontern.<br />
So mussten e<strong>in</strong>ige forschen Füxe<br />
unfreiwillig das „gute“ Rothaus-Bier temporär<br />
gegen „gut temperiertes“ Ött<strong>in</strong>ger-Bier<br />
e<strong>in</strong>tauschen. Jeder Präside verstand es, die<br />
Corona fest im Griff zu haben und dabei<br />
stets für e<strong>in</strong>e gute Stimmung zu sorgen.<br />
Zusammengefasst war es e<strong>in</strong> gelungener<br />
Abend und e<strong>in</strong>e mit Bravur bestandene<br />
„Bewährungsprobe“, sodass ihrer Burschung<br />
zum Anlass des 90. Stiftungsfestes<br />
der UNITAS Franco-Alemannia nur noch die<br />
Burschenprüfung „im Wege steht“.<br />
Im Anschluss feierten viele Bundesbrüder,<br />
e<strong>in</strong>e Bundesschwester und e<strong>in</strong>ige Gäste<br />
im Jakobus von Geymüller-Gewölbe bei<br />
Snacks und Bier die gelungene Fuxenkneipe.<br />
Bbr. Mart<strong>in</strong> Wiedemann<br />
schlafen, aber dennoch hochbeglückt und<br />
<strong>in</strong> der unitarischen Geme<strong>in</strong>schaft gestärkt<br />
auf den Heimweg nach Eichstätt. Nicht versäumen<br />
möchten wir es, den Hetanen für<br />
ihre unitarische Gastfreundschaft zu danken,<br />
und schließen mit e<strong>in</strong>em schallenden –<br />
vivat floreat crescat UNITAS Hetania ad<br />
multos annos!<br />
Simon He<strong>in</strong>dl, XX<br />
unitas 3/2012 231<br />
>>
Stolzes Banner: Gold, Weiß, Blau! –<br />
UNITAS Maria Montessori Gießen weiht ihre Prunkfahne<br />
GIESSEN. Schon lange hegte unser Vere<strong>in</strong><br />
den Wunsch nach e<strong>in</strong>er eigenen Prunkfahne<br />
als Zeichen unserer Verbundenheit und des<br />
Fortbestehens unseres Vere<strong>in</strong>s. Das erste<br />
Mal kam dieser Gedanke auf der<br />
<strong>Generalversammlung</strong> 2008 auf.Was damals<br />
noch als Ideenfunke <strong>in</strong> unseren Köpfen<br />
begann, nahm langsam Gestalt<br />
an, als wir 2010 unsere erste UNITAS-<br />
Party erfolgreich feierten und uns somit<br />
e<strong>in</strong>en monetären Grundste<strong>in</strong> erarbeitet hatten,<br />
von dem aus wir weiter bauen konnten.<br />
Nach e<strong>in</strong>er zweiten Party und e<strong>in</strong>igen anderen<br />
Spenden (unter anderem im Zuge unseres<br />
17. Stiftungsfestes) lief es schneller als<br />
erwartet: Im Dezember 2011 g<strong>in</strong>g unsere<br />
Fahne bei der Benedikt<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen-Abtei<br />
Mariendonk <strong>in</strong> Grefrath bei Kempen <strong>in</strong><br />
Auftrag. Dort gestalteten vier Nonnen mit<br />
größter Sorgfalt und viel Liebe zum Detail<br />
232<br />
unitas 3/2012<br />
unsere wunderschöne Fahne, die nicht nur<br />
unseren Zirkel und unsere Farben trägt, sondern<br />
auch e<strong>in</strong>e Silhouette des Gleibergs mit<br />
se<strong>in</strong>er Burgru<strong>in</strong>e, e<strong>in</strong> Wahrzeichen Gießens.<br />
Am 9. Mai 2012 konnten wir unsere Fahne<br />
abholen und das erste Mal stolz <strong>in</strong> unseren<br />
Händen halten.<br />
Alsbald folgte am 13. Mai 2012 die Weihe<br />
unserer Fahne durch unseren Hochschulpfarrer<br />
Siegfried Karl, der uns zusammen<br />
mit unserer lieben Prima Simone Bocksberger<br />
durch e<strong>in</strong>en bes<strong>in</strong>nlichen Gottesdienst<br />
leitete. Dazu konnten wir nicht nur<br />
unsere lieben Hohen Damen und unsere<br />
Bundesbrüder der UNITAS Cheruskia zu<br />
Gießen begrüßen, sondern auch den Vorortspräsidenten<br />
Kilian Schmiz sowie die<br />
beiden Vorortsschriftführer Alexander von<br />
der Beeke und Mart<strong>in</strong> Schwentker.<br />
Zum ersten offiziellen E<strong>in</strong>satz kam<br />
unsere Fahne bei ke<strong>in</strong>em würdevolleren<br />
Ereignis als der <strong>135.</strong> <strong>Generalversammlung</strong>.<br />
Auch wenn es für den Außenstehenden nur<br />
e<strong>in</strong>e Fahne von vielen gewesen se<strong>in</strong> mag,<br />
war es jedoch e<strong>in</strong> Meilenste<strong>in</strong> <strong>in</strong> unserer<br />
Vere<strong>in</strong>sgeschichte.<br />
Denn unsere Fahne soll nicht nur als<br />
stolzes Banner dienen, um zu zeigen, wer<br />
wir s<strong>in</strong>d und für was wir stehen, vielmehr<br />
soll sie uns immer daran er<strong>in</strong>nern, dass wir<br />
durch Zusammenhalt und geme<strong>in</strong>same<br />
Kraft all unsere Ziele erreichen können.<br />
Zudem steht sie als Zeichen für die Zukunft<br />
unseres Vere<strong>in</strong>s: Das Streben der UNITAS<br />
Maria Montessori nach Leben, Blühen und<br />
Gedeihen.<br />
Jana von der Emden<br />
Die UNITAS-Verbände <strong>in</strong> der Diözese Bamberg beleben<br />
die Mitgliedschaft im BDKJ-Diözesanverband Bamberg<br />
BAMBERG. Nachdem die Mitgliedschaft der<br />
UNITAS im BDKJ <strong>in</strong> der Region Bamberg für<br />
e<strong>in</strong>ige Zeit ruhte, wurde diese nun im<br />
letzten Jahr erfolgreich wiederbelebt.<br />
Seitdem nehmen Vertreter der UNITAS<br />
wieder regelmäßig an den Versammlungen<br />
der Gremien des BDKJ teil, um<br />
von ihrer Möglichkeit der Mitsprache<br />
Gebrauch zu machen. Der BDKJ ist<br />
e<strong>in</strong>er der größten Jugendverbände im<br />
Deutschen Bundesjugendr<strong>in</strong>g (DBJR)<br />
und unter anderem Mitglied im Zentralkomitee<br />
der deutschen Katholiken<br />
(ZdK).<br />
Laut se<strong>in</strong>er Bundesordnung will<br />
der BDKJ junge Frauen und Männer zu<br />
kritischem Urteil und eigenständigem<br />
Handeln aus christlicher Verantwortung<br />
befähigen und anregen. Dazu gehört<br />
laut dem Selbstverständnis des<br />
Bundesverbandes der E<strong>in</strong>satz für e<strong>in</strong>e<br />
gerechte und solidarische Welt. Er versteht<br />
Das MVK (Mitgliedsverbandskonferenz)-Präsidium mit<br />
Diözesanjugendpfarrer Detlef Pötzel, BDKJ-Diözesanvorsitzende<br />
Claudia Gebele und die Bbr. Bbr. Bernhard Philipp,<br />
David Olszynski und Mart<strong>in</strong> Kummer.<br />
sich als gesellschaftliche Kraft <strong>in</strong> der Kirche<br />
und wirkt bei der „Entwicklung von Kirche,<br />
Gesellschaft, Staat und <strong>in</strong>ternationalen<br />
Beziehungen“ mit (vgl.<br />
www.bdkj.de).<br />
Neben den allgeme<strong>in</strong>en Vertretungsaufgaben,<br />
um die sich vor<br />
allem Consenior Bbr. David Olszynski<br />
kümmert, ist nun auch Bbr. Mart<strong>in</strong><br />
Kummer als Mitglied im Sachausschuss<br />
für Internationale Arbeit<br />
tätig.<br />
Im Zuge dieses Engagements<br />
stellte die UNITAS Henricia im Jahr<br />
des 1000-jährigen Domjubiläums<br />
auch den Grillstand am diesjährigen<br />
He<strong>in</strong>richsfests am 8. Juni 2012 <strong>in</strong> der<br />
Dompropstei.
Delegation von der Ruhr am Rhe<strong>in</strong>: Bbr. Mart<strong>in</strong> Gewiese, „Pater Unitatis Ass<strong>in</strong>dae“ (rechts).<br />
Von der Ruhr an den Rhe<strong>in</strong>: Kölnfahrt der UNITAS Ruhrania<br />
KÖLN. Lagen da im ehrwürdigen Kölner<br />
Gürzenich eben nicht Geigentöne <strong>in</strong> der<br />
Luft? Ne<strong>in</strong> – im Gewusel der laufenden<br />
Immobilienmesse war es wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
nur E<strong>in</strong>bildung. Aber e<strong>in</strong>e schöne. Dort wie<br />
auch an anderen Orten gab es bei der<br />
Kölnfahrt der UNITAS Ruhrania am 12. Mai<br />
nicht nur e<strong>in</strong>e Menge zu gucken.<br />
Im gotischen Ste<strong>in</strong>gebirge<br />
Die Dankeschönfahrt für den Essener<br />
Zirkelvorsitzenden Bbr. Mart<strong>in</strong> Gewiese, e<strong>in</strong><br />
Geschenk zu se<strong>in</strong>em letzten runden<br />
Geburtstag, war bereits geschoben<br />
worden. Die Aktivitas wollte mit ihm<br />
und se<strong>in</strong>er Frau Brigitte auf ihren studentischen<br />
Spuren <strong>in</strong> der Domstadt<br />
wandeln. Dort hatten sie Musik<br />
studiert, Mart<strong>in</strong> Gewiese, aktiv bei<br />
UNITAS Rhe<strong>in</strong>mark, verdiente sich<br />
dort die ersten Brötchen als Geiger<br />
im bekannten Kölner Gürzenich-<br />
Orchester.<br />
Fronleichnamsprozession<br />
als Unitariertreff <strong>in</strong> Karlsruhe<br />
KARLSRUHE. Wie an Fronleichnam üblich<br />
nahm die UNITAS Franco-Alemannia auch<br />
dieses Jahr wieder an der Fronleichnamsprozession<br />
des Pfarrverbandes West <strong>in</strong><br />
Karlsruhe teil.<br />
Nach e<strong>in</strong>em schön gestalteten ersten<br />
Teil des Gottesdienstes <strong>in</strong> der Kirche St.<br />
Bonifatius, <strong>in</strong> der auch der Festgottesdienst<br />
zum Aktiventag 2012 stattf<strong>in</strong>den wird, führte<br />
die gut besuchte Prozession ans andere<br />
Ende der Weststadt zu St. Peter und Paul.<br />
Neben zahlreichen M<strong>in</strong>istranten, Erstkommunionsk<strong>in</strong>dern,<br />
Chargierten des K.St.V.<br />
Zollern-Breslau sowie den Schwestern des<br />
von der UNITAS Franco-Alemannia unter-<br />
Jetzt aber passte alles: Bestes Wetter,<br />
volles Programm. Treffpunkt war am Vormittag<br />
das Domforum, erster Punkt auf der<br />
Tagesordnung natürlich der Dom. Und e<strong>in</strong><br />
alter Schulkamerad des Essener AHZ-X aus<br />
Düsseldorfer Zeiten stand bereit: Prof. Dr.<br />
Norbert Trippen, langjähriger Regens im<br />
Erzbischöflichen Priestersem<strong>in</strong>ar und Leiter<br />
der Hauptabteilung Schule im Generalvikariat,<br />
übernahm die hochspannende und<br />
kenntnisreiche Führung im gotischen<br />
Ste<strong>in</strong>gebirge. Zu den Hauptpunkten gehörte<br />
natürlich auch der Dreikönigsschre<strong>in</strong>, der<br />
stützten Pater-Pio-Hauses fand auch e<strong>in</strong>e<br />
Chargenabordnung der UNITAS ihren Platz<br />
direkt h<strong>in</strong>ter dem Allerheiligsten.<br />
Doch wurde die Franco-Alemannia<br />
nicht nur durch die chargierten Füxe samt<br />
Fuxmajor, sondern auch durch die vielen<br />
anderen Bundesbrüder vertreten, die an der<br />
Prozession teilnahmen. Dank solch e<strong>in</strong>er<br />
regen Teilnahme, versammelte man sich im<br />
Anschluss an die Prozession noch spontan<br />
um den Grill <strong>in</strong> der Eisenlohrstraße und ließ<br />
den Mittag bei eiligst aufgetauten Steaks<br />
und Würsten auskl<strong>in</strong>gen.<br />
Jonas Neckenich<br />
im Gedränge der Touristen nicht jedem<br />
Besucher zugänglich ist.<br />
Gratias agimus!<br />
Das rustikale Mittagessen im „Früh“ am<br />
He<strong>in</strong>zelmännchenbrunnen, e<strong>in</strong> Besuch <strong>in</strong><br />
Groß St. Mart<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> Kaffeestopp auf dem<br />
Kölner UNITAS-Haus und die schöne, vom<br />
Urfelder Chor „Nova Cantica“ unter Leitung<br />
von Bsr. Lucia Beckmann (UNITAS Clara<br />
Schumann Bonn) am Abend gestaltete<br />
Messe <strong>in</strong> St. Aposteln schlossen sich an. Im<br />
„Klimperkasten“ von „Papa Joe“ g<strong>in</strong>g<br />
schließlich e<strong>in</strong> bestens gefüllter Tag<br />
zu Ende.<br />
Und wem haben wir das zu verdanken?<br />
Dem, dessen Geige im<br />
Gürzenich <strong>in</strong> der Luft lag … Gratias<br />
agimus! Und e<strong>in</strong>en Film dazu gibt es<br />
auch: Bei Youtube auf dem<br />
„Ruhrania-Kanal“.<br />
unitas 3/2012 233<br />
>>
Bild l<strong>in</strong>ks: Bbr. Frederic Ludden, Christoph Weyer, Kathar<strong>in</strong>a Korell, Jessica Bunte, Bbr. Lukas Hoga, Maria Jose Baron und Bbr. Dr. Dipl.-Phys. Christian<br />
Ste<strong>in</strong>hausen<br />
UNITAS Berl<strong>in</strong> sticht mit Sonnenenergie <strong>in</strong> See<br />
Mit Bbr. Dipl.-Phys. Dr. Christian Ste<strong>in</strong>hausen<br />
macht die UNITAS Berl<strong>in</strong> am 1. Mai<br />
2012 auf e<strong>in</strong>em Solarboot die Spree unsicher.<br />
BERLIN. Der wichtigste Protagonist war an<br />
diesem Tag als erster da: Bei strahlendem<br />
Sonnensche<strong>in</strong> traf sich die Berl<strong>in</strong>er UNITAS<br />
am 1. Mai an der Spree, um mit dem Solarschiff<br />
„Solon“ die Gewässer Berl<strong>in</strong>s zu<br />
befahren. Bbr. Dipl.-Phys. Dr. Christian Ste<strong>in</strong>hausen<br />
aus Hamburg hatte die Berl<strong>in</strong>er<br />
e<strong>in</strong>geladen.<br />
Während der Fahrt konnte er zwischen<br />
Oberbaumbrücke und Rummelsburg auch<br />
Wissenswertes und Überraschendes über<br />
das Schiff erzählen: Die „Solon“, das erste<br />
Solarboot Berl<strong>in</strong>s, könnte nicht nur theoretisch<br />
den Atlantik überqueren, e<strong>in</strong> Boot von<br />
vergleichbarer Größe hat dies bereits ge-<br />
234<br />
unitas 3/2012<br />
schafft. Kaum vorstellbar, dass sie mit<br />
e<strong>in</strong>em Antrieb betrieben wird, der nicht<br />
mehr Leistung hat als zwei Toaster. Dank<br />
<strong>in</strong>telligenter Energieausbeute reicht das<br />
schon, um auf dem Wasser vorwärts zu<br />
kommen.<br />
Die vierzig Gäste und Unitarier, unter<br />
denen auch Bbr. Nikolaus Timpe aus<br />
Zwochau war, genossen während der Fahrt<br />
die schönen Wasserseiten Berl<strong>in</strong>s und kühle<br />
Getränke an Bord. Die Tour führte an die<br />
östliche Grenze der Stadt, vorbei am Badeschiff,<br />
dem ehemaligen Spreepark und abseits<br />
von Lärm und Demonstrationen. Gut<br />
gelaunt ließ die gesamte Besatzung den<br />
Tag dann passend zum Thema im Café<br />
Strandgut auskl<strong>in</strong>gen, bis e<strong>in</strong> warmer<br />
Sommerregen für e<strong>in</strong>en feuchtfröhlichen<br />
Abschluss sorgte.<br />
Thomas Byczkowski<br />
Bamberg lädt im August zur Sandkerwa!<br />
BAMBERG. Gerade erst haben die Henricen<br />
vom 29. Juni bis 1. Juli ihr 85. Stiftungsfest<br />
gefeiert. Mit Festkommers mit Thomas<br />
Silberhorn MdB über „Europäische Fragen“,<br />
e<strong>in</strong>em Empfang im alten Rathaus, e<strong>in</strong>em<br />
Wohltätigkeitsball und dem Festgottesdienst<br />
mit Weihbischof Werner Radspieler.<br />
Im 1000-jährigen Jubiläumsjahr des Bamberger<br />
Doms laden sie nun schon herzlich<br />
zur 62. Sandkerwa vom 23. bis 27. August.<br />
Dass Bamberg zu jeder Jahreszeit e<strong>in</strong><br />
Magnet für Touristen ist, dürfte bekannt<br />
se<strong>in</strong>, doch im August lockt e<strong>in</strong>es der größten<br />
Volksfeste <strong>in</strong> Bayern auch mit e<strong>in</strong>em<br />
Ausschank der UNITAS. Durch die zentrale<br />
Lage des Hauses mitten im Sandgebiet hat<br />
sich die UNITAS bereits zu e<strong>in</strong>em Kultstand<br />
auf der Kerwa (Kirmes) etabliert.<br />
Weitere Gründe, um gerade <strong>in</strong> diesem<br />
Jahr nach Bamberg zu kommen wären das<br />
Domjubiläum oder die Landesgartenschau,<br />
die noch bis 7. Oktober 2012 zahlreiche Besucher<br />
mit ihrer Blütenpracht lockt.<br />
Interessant auf dem Gelände ist auch der<br />
Gottesgarten der Religionen, <strong>in</strong> dem immer<br />
wieder spirituelle Angebote stattf<strong>in</strong>den. Es<br />
ergeht also herzliche E<strong>in</strong>ladung.
UNITAS Zirkel Castrop-Rauxel auf Schlossreise <strong>in</strong> Essen<br />
CASTROP-RAUXEL / ESSEN. Zu e<strong>in</strong>em Besuch<br />
auf Schloss Borbeck <strong>in</strong> Essen war am<br />
2. Juni der UNITAS-Zirkel Castrop-Rauxel.<br />
Unter Vorsitz von Bbr. Michael<br />
Schneider, Vorsitzender des Altherrenvere<strong>in</strong>s-<br />
der UNITAS Ruhrania, trafen sich<br />
fast 30 Teilnehmer an der Exkursion <strong>in</strong> der<br />
Wasserschlossanlage, von der aus die<br />
Fürstäbtiss<strong>in</strong>nen über 600 Jahre Stadt und<br />
Stift Essen regierten. Geführt von Birthe<br />
Marford<strong>in</strong>g, erfuhren sie zahlreiche Details<br />
zu dem im Barock erneuerten Herrschaftssitz.<br />
So gehörten die hochgebildeten frommen<br />
Herrscher<strong>in</strong>nen mit ihren Stiftsdamen<br />
grundsätzlich nur dem höchsten Adel an<br />
und geboten über e<strong>in</strong>en reich ausgestatteten<br />
weitverstreuten Grundbesitz. Der noch<br />
heute erhaltene große Park zählt zu den<br />
ältesten historischen Parkanlagen des<br />
Rhe<strong>in</strong>landes.<br />
In der Ausstellung g<strong>in</strong>gen der Geschichte<br />
des 1000-jährigen Frauenstiftes<br />
auf die Spur und genossen die Stunden<br />
<strong>in</strong> den Hallen der Fürst<strong>in</strong>nen, um anschließend<br />
zum „Feldschlößchen“ an der<br />
Flurstraße zu pilgern.<br />
Hier, im Haus der Ruhr-UNITAS, warf<br />
e<strong>in</strong>e goldene Sonne ihre glänzenden<br />
Reflexe auf e<strong>in</strong>e bald reichgedeckte Tafel.<br />
Und dass sie alle wiederkommen wollen, ist<br />
ausgemachte Sache … Mehr E<strong>in</strong>drücke auf<br />
dem YouTube-Kanal der UNITAS Ruhrania!<br />
Aktivenfahrt der UNITAS Maria Montessori Gießen nach Würzburg<br />
GIESSEN / WÜRZBURG. Wieder e<strong>in</strong>mal zog<br />
es die Bundesschwestern der UNITAS Maria<br />
Montessori zu Gießen h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong> die weite<br />
UNITAS-Welt. Die UNITAS Hetania Würzburg<br />
sollte unser diesjähriges Ziel se<strong>in</strong>,<br />
nicht zuletzt auch zu dem Zweck, mit e<strong>in</strong>igen<br />
(gegenseitigen) Vorurteilen aufzuräumen.<br />
Alle wurden nass<br />
Am 5. Mai empf<strong>in</strong>g Franken uns sechs<br />
Mädels zunächst unwirtlich mit grauem<br />
Regenwetter, sodass wir während der Zugund<br />
Busfahrt durch beschlagene Scheiben<br />
nur wenig von Würzburg zu sehen bekamen.<br />
Toller Start! Doch unsere Gastgeber<br />
erwarteten uns m<strong>in</strong>destens genauso nass<br />
wie wir an der Bushaltestelle, um uns zum<br />
Haus zu geleiten. Die Stimmung hob sich<br />
immens, als wir das große ansehnliche UNI-<br />
TAS-Haus betraten. Dort angekommen,<br />
bezogen wir erst e<strong>in</strong>mal unser Zimmer und<br />
brachen dann zu e<strong>in</strong>er ausgiebigen Hausführung<br />
auf, bevor wir uns geme<strong>in</strong>sam im<br />
gemütlichen Kneipsaal zu e<strong>in</strong>em ersten Bier<br />
zusammenfanden. Bald darauf trafen auch<br />
e<strong>in</strong>ige Unitarier der UNITAS Frankonia zu<br />
Eichstätt e<strong>in</strong>, womit der Saal gut gefüllt und<br />
die Stimmung noch ausgelassener wurde.<br />
Der andauernde Regen schreckte die<br />
Hetanen nicht ab, e<strong>in</strong> vielfältiges Grillbuffet<br />
aufzutischen, und so wurde fröhlich geschmaust,<br />
angestoßen und eifrig kommu-<br />
niziert. Nach e<strong>in</strong>er spontanen Taufe e<strong>in</strong>es<br />
Eichstätter Fuxes, dessen Biername (Streifenhörnchen)<br />
durch e<strong>in</strong>e heitere Vorstellungsrunde<br />
zu Stande kam, wurden Kickerduelle<br />
gegen die Maria Montessoris verloren,<br />
das unitarische Liederbuch rauf und<br />
runter gesungen und gründlich auf e<strong>in</strong>e<br />
Fortsetzung des Abends <strong>in</strong> der Stadt vorbereitet.<br />
Und so kamen wir zu fortgeschrittener<br />
Stunde doch noch zu e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Stadtbummel<br />
der etwas anderen Art durch<br />
Würzburg. Die schön beleuchtete Marienkapelle<br />
war dabei natürlich das Highlight.<br />
Nachteulen unterwegs<br />
Den endgültigen Abschluss des Abends<br />
beg<strong>in</strong>gen wir mit dem harten Kern der<br />
Nachteulen im Keller des Hetanenhauses<br />
mit Tanz und e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>teressanten Musikmix,<br />
bis wir für die letzten verbleibenden<br />
Stunden bis zur Heimfahrt nach Gießen <strong>in</strong><br />
die Betten fielen.<br />
Diese rundum gelungene Aktivenfahrt,<br />
bei der mit den Vorurteilen mehr als aufgeräumt<br />
wurde, macht Lust auf mehr – alle<br />
Jahre wieder!<br />
unitas 3/2012 235<br />
>>
GLÜCKAUF!: AACHEN UND ESSEN VERTIEFEN UNITARISCHE FREUNDSCHAFT<br />
Kreuz-Kneipe der UNITAS Vere<strong>in</strong>e<br />
Ass<strong>in</strong>dia und Franziska Christ<strong>in</strong>e<br />
ESSEN. Zu ihrem 100-jährigen Bestehen<br />
hatte sich die UNITAS Ass<strong>in</strong>dia am 21. April<br />
e<strong>in</strong>e besondere Aktivenfahrt überlegt. Die<br />
Gründung des Vere<strong>in</strong>s im Jahre 1912 wurde<br />
entscheidend durch Spenden aus Essen<br />
ermöglicht. Der Name „Ass<strong>in</strong>dia“ soll daher<br />
die Verbundenheit des Vere<strong>in</strong>s mit se<strong>in</strong>en<br />
Wurzeln symbolisieren. Was wäre passender,<br />
als zum runden Jubiläum der Ass<strong>in</strong>dia<br />
nach „Ass<strong>in</strong>dia“ zurückzukehren?<br />
Bereits <strong>in</strong> den bisherigen Semestern des<br />
jüngsten UNITAS-Damenvere<strong>in</strong>s wurde die<br />
Freundschaft zwischen Ass<strong>in</strong>dia und<br />
Franziska Christ<strong>in</strong>e durch zahlreiche gegenseitige<br />
Besuche geprägt. Tanzkurse, Korporationsbälle,<br />
Kneipen und weitere Veranstaltungen<br />
führten zu e<strong>in</strong>em steten Austausch.<br />
Es lag daher nahe, e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen<br />
Semesterprogrammpunkt zu organisieren.<br />
Nach e<strong>in</strong>em Besuch des Weltkulturerbes<br />
Zeche Zollvere<strong>in</strong> <strong>in</strong> Essen begrüßte<br />
die Franziska Christ<strong>in</strong>e die Ass<strong>in</strong>dia am frühen<br />
Samstagabend herzlich auf dem UNI-<br />
TAS-Haus Feldschlößchen. Geme<strong>in</strong>sam<br />
wurde der Conventsaal <strong>in</strong> W<strong>in</strong>deseile für<br />
die Kreuz-Kneipe vorbereitet, sodass die<br />
236<br />
unitas 3/2012<br />
Veranstaltung pünktlich beg<strong>in</strong>nen konnte.<br />
Und unter der geme<strong>in</strong>samen Leitung von<br />
Bbr. Malte Sievers und Bsr. Maria Schulze-<br />
Oechter<strong>in</strong>g geriet die Kneipe zu e<strong>in</strong>em<br />
wahrlich feierlichen, fröhlichen Ereignis.<br />
Abwechselnd wurde das Hochofficium und<br />
Officium mit vielen wohlkl<strong>in</strong>genden<br />
Po<strong>in</strong>ten gestaltet.<br />
Pr<strong>in</strong>zipienrede<br />
Insbesondere die Pr<strong>in</strong>zipienrede stellte<br />
e<strong>in</strong>en der Höhepunkte des Abends dar. Bsr.<br />
Maria Schulze-Oechter<strong>in</strong>g setzte hierbei<br />
e<strong>in</strong>en Schwerpunkt auf die versteckten<br />
Pr<strong>in</strong>zipien der UNITAS: …Die Pr<strong>in</strong>zipien<br />
virtus, scientia, amicitia stehen im Mittelpunkt<br />
e<strong>in</strong>er jeden unitarischen Pr<strong>in</strong>zipienrede,<br />
weil sie das bezeichnen, was die<br />
UNITAS ausmacht. Dabei wird selten<br />
bedacht, dass wir eigentlich noch zwei<br />
weitere Pr<strong>in</strong>zipien haben. E<strong>in</strong>s steckt verdeckt<br />
<strong>in</strong> unserem Namen: UNITAS…Das<br />
zweite verdeckte Pr<strong>in</strong>zip…ist das Lebensbundpr<strong>in</strong>zip.<br />
Als Beispiel für UNITAS wurden die drei<br />
Farben des Verbands genannt, welche<br />
obgleich variierender Reihenfolge als Ver-<br />
e<strong>in</strong>sfarben jedes Herren- und Damenvere<strong>in</strong>s<br />
gelten. Zudem ist unitarische<br />
Freundschaft ortsübergreifend. Selbst bei<br />
e<strong>in</strong>em Ortswechsel wird jeder Unitarier<br />
und jede Unitarier<strong>in</strong> beim neuen Ortsverband<br />
vollwertig <strong>in</strong>tegriert. Hierzu Bsr.<br />
Maria: Auch wenn man sich kaum kennt,<br />
man spürt die unitarische Freundschaft<br />
direkt. Man merkt e<strong>in</strong>fach, dass man für die<br />
gleiche Sache steht, und dann fällt es überhaupt<br />
nicht schwer, etwas geme<strong>in</strong>sam auf<br />
die Be<strong>in</strong>e zu stellen – so wie heute Abend.<br />
Das Lebensbundpr<strong>in</strong>zip verknüpfte die<br />
Redner<strong>in</strong> mit der aktuellen politisch-wirtschaftlichen<br />
Eurokrise rund um Griechenland.<br />
Als Metapher für den UNITAS-Verband<br />
stehe die Europäische Union. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />
wies sie auf das allgeme<strong>in</strong>e Stimmungsbild<br />
h<strong>in</strong>, dass viele Menschen<br />
Lebensbünde als antiquitiert bezeichnen<br />
würden, wie zum Beispiel die Unauflöslichkeit<br />
der Ehe. Obgleich der Lebensbund<br />
als träumerisches Ideal tituliert<br />
werde, sehne sich jeder Mensch nach Verb<strong>in</strong>dlichkeit:<br />
Im Innersten suchen wir etwas,<br />
das uns Halt und Sicherheit gibt…Dieser<br />
Sehnsucht kann die UNITAS entsprechen,<br />
weil sie … Familie ist – mit Jung und Alt, mit
Mann und Frau. Der Verband gebe jedem<br />
Mitglied mit dem Geme<strong>in</strong>schaftsgew<strong>in</strong>n<br />
emotionale Stabilität, als Gegenleistung<br />
stehe die Unterstützung des E<strong>in</strong>zelnen zum<br />
Gel<strong>in</strong>gen des Ganzen im Vordergrund. Die<br />
Frage Warum schon wieder ich; könnte das<br />
nicht jemand anderes machen? sollte mit<br />
e<strong>in</strong>em Warum eigentlich nicht? <strong>in</strong>nerlich<br />
beantwortet werden.<br />
Abschließend verband die Pr<strong>in</strong>zipienrede<br />
die verdeckten Pr<strong>in</strong>zipien mit den drei<br />
offiziellen Pr<strong>in</strong>zipien. Wir s<strong>in</strong>d vernunftbegabte<br />
Wesen. E<strong>in</strong> uns entsprechender<br />
Glaube muss e<strong>in</strong>e Infragestellung durch die<br />
Vernunft suchen und e<strong>in</strong>er solchen Stand<br />
halten… Virtus motiviert also zu scientia.<br />
Gleichzeitig verb<strong>in</strong>det geme<strong>in</strong>samer<br />
Glaube… kolossal. Nur aufgrund unserer (der<br />
Unitarier) geteilten Geisteshaltung funktioniert<br />
der Lebensbund über weite Entfernungen<br />
h<strong>in</strong>weg und verb<strong>in</strong>det uns zu<br />
wahrer amicitia.<br />
Bereichert wurde die Corona nicht nur<br />
durch die Aktivitas der Ass<strong>in</strong>dia und Franziska<br />
Christ<strong>in</strong>e, sondern auch die Aktiven der<br />
UNITAS Ruhrania und Rhe<strong>in</strong>franken nahmen<br />
an der Kreuz-Kneipe teil. Besonders freute<br />
sich das Präsidium über die Anwesenheit<br />
und Grußworte des geistlichen Beirates der<br />
UNITAS, Bbr. Kaplan Helmut Wiechmann,<br />
und von Bbr. Johannes Stüecken. Musikalisch<br />
wurde die Kneipfeier vom Bbr. Udo Nobis<br />
unterstützt. Als A-Philister der Ass<strong>in</strong>dia und<br />
B-Philister der Ruhrania und W<strong>in</strong>fridia war<br />
es uns e<strong>in</strong>e besondere Ehre, ihn als Bierorgler<br />
zu gew<strong>in</strong>nen.<br />
Nach der Kreuz-Kneipe wurde bis spät <strong>in</strong><br />
die Nacht gefeiert. Höhepunkt des geme<strong>in</strong>samen<br />
Ausklangs war das Steigerlied, das<br />
traditionell zu Mitternacht bei Kerzensche<strong>in</strong><br />
mit Inbrunst gesungen wurde. Es folgten<br />
alle erdenklichen Fakultätsstrophen sowie<br />
zahlreiche weitere Lieder.<br />
Wer feiern kann, kann auch arbeiten. So<br />
zügig wie der Aufbau gelang, wurde der<br />
Abbau am nächsten Morgen erledigt. Dank<br />
der Mithilfe von rund 20 fleißigen Aktiven<br />
der Ass<strong>in</strong>dia und Franziska Christ<strong>in</strong>e erstrahlten<br />
der Conventsaal und die weiteren<br />
genutzten Räumlichkeiten b<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er<br />
Stunde <strong>in</strong> neuem Hochglanz.<br />
Rundfahrt <strong>in</strong> Essen<br />
Die Aktivenfahrt der Ass<strong>in</strong>dia endete<br />
mit e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Besuch der Villa<br />
Hügel, welche im Essener Grüngürtel am<br />
Baldeneysee als Wohnsitz der Familie<br />
Krupp erbaut wurde. E<strong>in</strong> ausführlicher<br />
Spaziergang durch den weitläufigen Hügelpark<br />
war aufgrund des wechselhaften<br />
Wetters leider nicht möglich, jedoch tat<br />
dies der Stimmung ke<strong>in</strong>en Abbruch.<br />
Gleich zu Beg<strong>in</strong>n des Sommersemesters<br />
2012 erlebten Ass<strong>in</strong>dia und Franziska<br />
Christ<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>en gelungen Auftakt für e<strong>in</strong><br />
abwechslungsreiches Semesterprogramm.<br />
Auf diesem Wege möchte ich mich stellvertretend<br />
für das Präsidium bei allen für die<br />
Vorbereitung und geme<strong>in</strong>same freudige<br />
Durchführung der Kreuz-Kneipe bedanken.<br />
Das Wochenende werden alle sicherlich<br />
lange <strong>in</strong> sehr guter Er<strong>in</strong>nerung behalten.<br />
N<strong>in</strong>a Breiderhoff<br />
Exbummel AHZAHZ Schwarzwald-Baar/Markgräflerland<br />
SCHWARZWALD. Gütenbach, etwa sieben<br />
Kilometer westlich von Furtwangen gelegen,<br />
war <strong>in</strong> diesem Jahr das Ziel des mittlerweile<br />
traditionellen geme<strong>in</strong>samen Exbummels<br />
der beiden AHZAHZ Schwarzwald-Baar<br />
und Markgräflerland am 19. Mai<br />
bei – auch dies schon fast traditionell –<br />
strahlendem Wetter. Und wieder gab es e<strong>in</strong><br />
attraktives, unterhaltsames Programm. Die<br />
Ausstellung „Fallers M<strong>in</strong>iaturwelten“ der<br />
1946 gegründeten Firma Gebrüder Faller, die<br />
weltweit e<strong>in</strong>en guten Ruf besitzt, stand am<br />
Beg<strong>in</strong>n der Exkursion, e<strong>in</strong>e Ausstellung, die<br />
auf zwei Stockwerken e<strong>in</strong>en Überblick über<br />
die Arbeiten der Firma gab. Bee<strong>in</strong>druckt<br />
bewunderten die Teilnehmer die Detailgetreue<br />
der Nachbildungen der Häuser und<br />
Bäume, alle liebevoll bis <strong>in</strong>s kle<strong>in</strong>ste Detail<br />
nachgebildet. Besondere Aufmerksamkeit<br />
zogen natürlich die beweglichen Elemente<br />
wie Busse und Züge auf sich.<br />
Dass nicht nur aus Furtwangen viele<br />
schöne Uhren kommen, sondern auch aus<br />
Gütenbach, erlebten die Teilnehmer dann<br />
im Gütenbacher Dorf- und Uhrenmuseum.<br />
Viele Uhren mit unterschiedlichsten Techniken,<br />
gerade auch Kuckucksuhren mit den<br />
unterschiedlichsten Kuckucken gab es zu<br />
bestaunen. An das Leben <strong>in</strong> vergangenen<br />
Zeiten er<strong>in</strong>nerten die e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>gerichtete<br />
Schlafkammer, die vortrefflich nachgestaltete<br />
„Rauchkuchi“ und die gemütliche<br />
Schwarzwälder Wohnstube mit dem<br />
Kachelofen und der orig<strong>in</strong>al e<strong>in</strong>gerichteten<br />
Uhrmacherwerkstatt – e<strong>in</strong> lebendiges Bild<br />
von der Lebenswelt der „Wälder“ <strong>in</strong> früherer<br />
Zeit. Danach forderte der Magen se<strong>in</strong>en<br />
Tribut – bei e<strong>in</strong>em reichlichen und wohlschmeckenden<br />
Mittagessen im Gasthof<br />
„Ochsen“ <strong>in</strong> Neukirch.<br />
Derart gestärkt g<strong>in</strong>g es zum nächsten<br />
Höhepunkt: dem <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Art e<strong>in</strong>zigartigen<br />
„Balzer Herrgott“, e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Buche e<strong>in</strong>gewachsene<br />
Christusfigur. Natürlich ranken<br />
sich darum e<strong>in</strong>e ganze Anzahl Mythen und<br />
Legenden. Hugenotten hätten die Statue<br />
bei der Flucht aus Frankreich zurück-<br />
gelassen, diese Version existiert ebenso wie<br />
die, dass Französische Royalisten sie hier<br />
gelassen hätten. Der Name „Balzer Herrgott“<br />
jedenfalls kommt von der Geschichte,<br />
dass e<strong>in</strong> Bauer Balzer aus der Glashütte sie<br />
um 1800 herum hergestellt haben soll. Mit<br />
dem mehrstimmig im Kanon gesungenen<br />
„Lobet und preiset, ihr Völker den Herrn“<br />
grüßten die Teilnehmer des Exbummels –<br />
auch Freunde und Bekannte gehörten dazu<br />
– den Herrn. Bei Kaffee und Kuchen klang<br />
der Exbummel <strong>in</strong> der Hexenlochmühle aus,<br />
nicht ohne das Versprechen, im nächsten<br />
Jahr alle Teilnehmer zu e<strong>in</strong>em Exbummel im<br />
Bereich des AHZ Markgräflerland wieder zu<br />
begrüßen.<br />
Grischa Freimann,<br />
Fotos: Dr. Hans Freimann<br />
unitas 3/2012 237<br />
>>
Bootstour auf der Ruhr: Fluch der Karibik!<br />
RUHR-UNITAS ERKUNDETE DIE HEIMISCHE SEENPLATTE …<br />
ESSEN / BOCHUM. Zu e<strong>in</strong>em nassen Vergnügen<br />
luden am Samstag, 2. Juni, die UNI-<br />
TAS Ruhrania und UNITAS Franziska<br />
Christ<strong>in</strong>e. Drei Boote g<strong>in</strong>gen ab Bochum-<br />
Dahlhausen auf die Ruhr, um irgendwann<br />
tatsächlich <strong>in</strong> Essen-Kupferdreh relativ<br />
unbeschadet wieder anzulanden. Kann<br />
se<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong>ige Stationen mit reviertypischer<br />
Atzung dazwischen<br />
lagen …<br />
Kentern<br />
statt entern …<br />
Bestens ausgerüstet<br />
und über die Unbilden der<br />
offenen Meere auf unserem<br />
Breitengrad e<strong>in</strong>drücklich<br />
<strong>in</strong>formiert, stachen Theologen,<br />
Philosophen, Juristen,<br />
Masch<strong>in</strong>enbauer, Sozialwissenschaftler<br />
und angehende<br />
Lehrer am Vormittag unter<br />
blauem Himmel <strong>in</strong> See, mitleidig<br />
beäugt von rätselnd<br />
umherpaddelndem Feder-<br />
Salia-Tag 2012 <strong>in</strong> Aachen<br />
BONN. Im Jahr 2012 f<strong>in</strong>det der Salia-Tag am<br />
11./12. August <strong>in</strong> Aachen statt. Dank der<br />
Hilfe von Bbr. Dr. Thomas Rubel bieten die<br />
Vorstände von AHV und Akademischem<br />
Vere<strong>in</strong> <strong>Unitas</strong>-Salia-Haus e.V. auch <strong>in</strong> diesem<br />
Jahr an beiden Tagen wieder e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressantes<br />
Programm.<br />
Bbr. Prälat Dr. August Peters führt durch<br />
den als erstes deutsches Denkmal 1978 <strong>in</strong><br />
die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommenen<br />
Aachener Dom und die Domschatzkammer.<br />
Für den Samstagabend ist<br />
e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Abendessen und e<strong>in</strong> unitarischer<br />
Abend mit dem AHZ Aachen <strong>in</strong> der<br />
Gaststätte „Am Knipp“ geplant. Die nach<br />
238<br />
unitas 3/2012<br />
vieh. Denn – „Fluch auf die Karibik!“ – schon<br />
nach nicht e<strong>in</strong>mal zehn M<strong>in</strong>uten kenterte<br />
das „Boot der Denker“. Alles klatschnass.<br />
So wäre Amerika nie entdeckt worden.<br />
Senior „Francis Slup<strong>in</strong>a Drake“ staunte<br />
nicht schlecht, und schon hatten die wik<strong>in</strong>gerstarken<br />
„Fürst<strong>in</strong>nen“ e<strong>in</strong>en kaum<br />
e<strong>in</strong>holbaren Vorsprung …<br />
Aachens berühmtem<br />
Stadtbaumeister benannte<br />
„Couvenstube“<br />
ist angeblich „als kulturelles<br />
Erlebnis fast<br />
mit e<strong>in</strong>em Rundgang<br />
durch das gleichnamige<br />
Museum der Stadt<br />
zu vergleichen“. Der<br />
Sonntag steht im<br />
Zeichen der mit Bbr.<br />
Pfarrer Ralf L<strong>in</strong>nartz im Dom gefeierten Hl.<br />
Messe. Bei e<strong>in</strong>er Stadtführung besuchen die<br />
Teilnehmer u. a. das im 14. Jahrhundert von<br />
der Aachener Bürgerschaft errichtete, im<br />
17. und 18. Jahrhundert zum barocken<br />
Zwar ist die Ruhr nicht gerade der<br />
Yukon, aber immerh<strong>in</strong> erheblich größer als<br />
die Werse bei <strong>Münster</strong>, wo e<strong>in</strong> eigenes<br />
Bootshaus zum guten Ton der Studentenvere<strong>in</strong>e<br />
gehört. Denn auch das Ruhrgebiet<br />
hat viel zu bieten: Bei bestem Wetter gab es<br />
auf dem spiegelglatten Wasser des Heimatgewässers<br />
mal e<strong>in</strong>en anderen E<strong>in</strong>druck<br />
vom sattgrünen Revier zwischen<br />
Eisenbahnmuseum<br />
und Baldeneysee. Dass e<strong>in</strong>e<br />
ganze Reihe das Abfahrtsgelände<br />
erst gar nicht fanden,<br />
muss nachgebessert werden.<br />
Dass zudem e<strong>in</strong>ige stundenlang<br />
mit Getränken warteten,<br />
bis die blau-weiß-goldene<br />
Armada e<strong>in</strong>traf, aber auch.<br />
Denn sonst ist e<strong>in</strong> Rucksack<br />
voller „Revierbrause“ wieder<br />
mal zu früh komplett von<br />
E<strong>in</strong>zeltätern weggetrunken …<br />
Die ganze Geschichte auch als<br />
Film auf dem YouTube-Kanal<br />
der UNITAS Ruhrania im<br />
Internet.<br />
Stadtschloss<br />
umgebaute gotische<br />
Rathaus<br />
sowie das Suermondt-Ludwig-<br />
Museum.<br />
Die Anreise<br />
erfolgt <strong>in</strong>dividuell.<br />
Um Anmeldung<br />
bis<br />
zum 1. Juli 2012 bei Bbr. Dr. W<strong>in</strong>fried<br />
Gottschlich, Alfred-Schütte-Allee 150,<br />
51105 Köln, Tel. 0171 / 1171456, E-Mail<br />
w<strong>in</strong>fried@gottschlich.de, wird gebeten.
L<strong>in</strong>ks: Mit Bbr. Weihbischof Wilfried Theis<strong>in</strong>g <strong>in</strong> der Betonkrypta des Doms am Grab des seligen Karl Leisner. Rechts: Die Reisegruppe mit Bbr. Wilfried Theis<strong>in</strong>g<br />
(vorn, 3.vr.) und Bbr. He<strong>in</strong>rich Sudmann (2.v.r.) vor dem Westwerk des Xantener Domes. Fotos: Norbert Fiedler/ Roswitha Stolle<br />
„FAMILIENTREFFEN“ DES AHV UNITAS FRISIA BEI BBR. WEIHBISCHOF WILFRIED THEISING<br />
Altherren der Frisia besuchen Xanten und den Xantener Dom<br />
XANTEN. Seit jeher trifft sich die <strong>Unitas</strong>-<br />
Frisia am 17. Juni. Bis <strong>in</strong> die 1980er Jahre war<br />
Treffpunkt von Aktivitas und AHV am<br />
Bootshaus <strong>in</strong> <strong>Münster</strong> bei der Pleistermühle.<br />
Mit der zwangsweisen Aufgabe des<br />
Bootshauses wegen Kündigung des Nutzungsvertrages<br />
treffen sich die Bundesbrüder<br />
zu diesem Datum seither <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />
Gegenden. Je nach Aktualität<br />
und kultureller Attraktivität der Orte, die im<br />
„Anreisebereich“ der Bundesbrüder liegen,<br />
wählen sie die Örtlichkeit.<br />
War <strong>in</strong> den letzten Jahren <strong>Münster</strong> mit<br />
Dom, dem Picasso-Museum und der Pleistermühle<br />
Treffpunkt, bei dem vor allem auch<br />
„Vergangenheitsbewältigung“ auf dem<br />
Programm stand, g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> diesem Jahr die<br />
Corona die Gegenwart an: Sie ließ sich von<br />
e<strong>in</strong>em ihrer jüngsten Alten Herren vom „hic<br />
et nunc“ auch <strong>in</strong> die römische Vergangenheit<br />
der Stadt Xanten und ihrem Dom entführen.<br />
Beim Besuch der „Langschläfermesse“ –<br />
zu den Zeiten, als die AH zur Aktivitas<br />
gehörten, nannte man Messfeiern um 11.30<br />
Uhr so – führte als Zelebrans Bbr. Weihbischof<br />
Wilfried Theis<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Gottesdienst<br />
und Predigt <strong>in</strong> die sonntägliche Gegenwart.<br />
Das Evangelium von der Saat, die aufgeht,<br />
ohne dass der Sämann etwas tut, bezweifelte<br />
der Zelebrans zunächst aus se<strong>in</strong>er<br />
eigenen Erfahrung bei se<strong>in</strong>er gelegentlichen<br />
Gartenarbeit. Dann aber verwies er<br />
auf die Gnade, die uns geschenkt werde:<br />
Um sie fruchtbar werden zu lassen, müssen<br />
wir sie an- und aufnehmen.<br />
Nach dem Gottesdienst erzählte der<br />
<strong>in</strong>zwischen heimisch geworbene Weihbischof<br />
des Bistums <strong>Münster</strong> aus der<br />
Geschichte des Xantener Domes, von Be-<br />
sonderheiten se<strong>in</strong>er Entstehung und Architektur<br />
sowie deren Verwandtschaft mit<br />
dem Kölner Dom. Zusammen mit e<strong>in</strong>er<br />
Gruppe aus se<strong>in</strong>er Heimat Wettr<strong>in</strong>gen deutete<br />
er <strong>in</strong> der Krypta die gegenwärtige<br />
„Vergangenheit“ am Beispiel des Grabes<br />
des seligen Karl Leisner.<br />
Nach dem Besuch des Domes gewannen<br />
die Bundesbrüder auf dem Weg zum<br />
Mittagessen e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck von der Stadt.<br />
Bbr. Theis<strong>in</strong>g zeigte dabei z.B. die evangelische<br />
Kirche, die se<strong>in</strong>erzeit die Preußen<br />
direkt an der Stiftsmauer errichteten.<br />
Heute hat diese gewollte Provokation ke<strong>in</strong>e<br />
Bedeutung mehr. Es gibt e<strong>in</strong>e enge ökumenische<br />
Zusammenarbeit.Weitere Ansichten<br />
der alten Römersiedlung eröffneten sich<br />
beim Gang zum Kaffeetr<strong>in</strong>ken <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Gartenkaffee nahe der Stiftsburg.<br />
Norbert Fiedler<br />
<strong>Unitas</strong> Elisabetha-Thur<strong>in</strong>gia Marburg auf den Spuren von Goethe und Schiller<br />
MARBURG. Zu Beg<strong>in</strong>n dieses Sommersemesters<br />
machten wir uns an e<strong>in</strong>em schönen<br />
Samstag auf <strong>in</strong> die Stadt der Literatur<br />
und Musik – nach Weimar, um uns dort mit<br />
Bundesschwestern aus unserem Hohendamenvere<strong>in</strong><br />
zu treffen und e<strong>in</strong> schönes<br />
Wochenende zu verbr<strong>in</strong>gen.<br />
Schon die Fahrt war aufregend, das<br />
Navigationssystem erkannte die neu<br />
gebaute Autobahn nicht, so dass wir durch<br />
etliche Dörfer fahren mussten, um unser<br />
Ziel zu erreichen. In Weimar machten wir<br />
uns nach e<strong>in</strong>er kurzen Pause auf den Weg,<br />
um die Stadt zu erkunden. Er führte uns<br />
über den Historischen Friedhof <strong>in</strong> Weimar<br />
mit den Särgen Schillers und Goethe <strong>in</strong> der<br />
Fürstengruft. E<strong>in</strong>ige von uns besichtigten<br />
das 1709 im Barockstil erbaute Goethehaus<br />
am Frauenplan, das von Johann Wolfgang<br />
von Goethe bis zu se<strong>in</strong>em Tod 1832 nahezu<br />
fünfzig Jahre lang bewohnt wurde. Andere<br />
besuchten währenddessen das Bauhaus-<br />
Museum, das mehr als 300 Exponate zählt,<br />
die e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick des staatlichen Bauhauses<br />
an se<strong>in</strong>em Gründungsort Weimar<br />
gewähren.<br />
Anschließend durchforschten wir Weimar<br />
auf se<strong>in</strong>e literarische Geschichte: E<strong>in</strong><br />
Stadtführer schickte uns zwei Stunden lang<br />
auf den Spuren Schillers und Goethes durch<br />
die ganze Stadt und verwöhnte uns mit<br />
kle<strong>in</strong>en Gedichten der beiden. Nach e<strong>in</strong>em<br />
anstrengenden Tag <strong>in</strong> Weimar verbrachten<br />
wir e<strong>in</strong>en gemütlichen Abend mit unseren<br />
Hohen Damen und wurden am folgenden<br />
Tag alle zum Frühstück bei unserer lieben<br />
Hohen Dame Melanie Michel e<strong>in</strong>geladen.<br />
Auf dem Rückweg machten wir Station<br />
<strong>in</strong> Eisenach, um uns dort e<strong>in</strong> Bild von der<br />
Wartburg, den früheren Heimatort unserer<br />
Namenspatron<strong>in</strong>, zu machen. Nach e<strong>in</strong>em<br />
hohen Anstieg bis zum höchsten Turm<br />
belohnte uns e<strong>in</strong>e wundervolle Aussicht für<br />
alle Anstrengungen – auch wenn uns leider<br />
beim Abstieg e<strong>in</strong> heftiger Platzregen überraschte.<br />
Trotz allem und <strong>in</strong>sgesamt war es e<strong>in</strong><br />
sehr gelungenes Wochenende, um Weimar<br />
näher kennen zulernen und e<strong>in</strong>ige unserer<br />
Hohen Damen wiederzusehen.<br />
unitas 3/2012 239<br />
>>
90. Stiftungsfest der <strong>Unitas</strong> Lichtenste<strong>in</strong> Freiburg<br />
FREIBURG. Gleich nach Fronleichnam und<br />
der Prozession feierten Aktivitas und<br />
Altherrenschaft der <strong>Unitas</strong> Freiburg vom 8.<br />
bis 10. Juni das 90. Stiftungsfest der <strong>Unitas</strong><br />
Lichtenste<strong>in</strong>, zugleich das Vere<strong>in</strong>sfest der<br />
<strong>Unitas</strong> <strong>in</strong> Freiburg. Jeder von den Philistern<br />
hat <strong>in</strong> den Jahren als Alter Herr auf se<strong>in</strong>e<br />
Art mit e<strong>in</strong>em Mosaikste<strong>in</strong> <strong>in</strong> Verantwortung<br />
für die nachfolgende Generation beigetragen.<br />
Wir können auf e<strong>in</strong>e erfolgreiche<br />
Geschichte der <strong>Unitas</strong> <strong>in</strong> Freiburg zurückschauen<br />
– wenn auch mit wechselhaften<br />
E<strong>in</strong>schnitten.<br />
240<br />
Lichtenste<strong>in</strong>er Farbenstrophe<br />
Wie im gold’nen Glanz der Sonne<br />
Lichtenste<strong>in</strong> auf Berges Höh’n,<br />
trutzig ragt zum blauen Himmel,<br />
wo die weißen Wolken zieh’n.<br />
So <strong>in</strong> Liebe, Treu’ und Unschuld<br />
woll’n zur gold-blau-weißen Fahne<br />
mutig wir zusammen steh’n,<br />
freudig streben himmelan.<br />
Bewegte Geschichte<br />
1895 hatten Theologiestudenten die<br />
Freiburger UNITAS gegründet, nach dem<br />
Ersten Weltkrieg folgten 1921 die Gründung<br />
der <strong>Unitas</strong> Eckhardia und im Jahr darauf am<br />
11. Mai 1922 die Gründung der <strong>Unitas</strong><br />
Lichtenste<strong>in</strong> <strong>in</strong> Freiburg. Die Burg Lichtenste<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> der Schwäbischen Alb gab den<br />
Namen. Der Ste<strong>in</strong>, den das Licht durchdr<strong>in</strong>gt,<br />
ist Symbol der Bedeutung des<br />
Geistigen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er materiellen Welt – so die<br />
Bedeutung.<br />
1928/29 hatte die <strong>Unitas</strong> Lichtenste<strong>in</strong><br />
als damals <strong>in</strong> Freiburg stärkste Korporation<br />
den Vorort mit VOP Dr. Hermann Mitsch,<br />
zugleich tagte 1929 die GV des Verbandes <strong>in</strong><br />
Freiburg. Anfang 1930 wurde die <strong>Unitas</strong><br />
Hohenbaden gegründet. E<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>bruch<br />
erlebte die <strong>Unitas</strong> im Dritten Reich 1938,<br />
dem Verbotsjahr bis Kriegsende 1945. In<br />
wechselnden Lokalen und privat existierte<br />
unitas 3/2012<br />
die Freiburger UNITAS im Untergrund; zu<br />
nennen s<strong>in</strong>d Albert Leist, Max Puffer, Prälat<br />
Krämer, Dr. Stöcker – unvergessen bekannt<br />
als Redner vom Dienst wie auch Prof. Dr.<br />
Alfons Deissler – und der Studentenpfarrer<br />
und spätere Erzbischof Dr. Hermann<br />
Schäufele, der Lichtenste<strong>in</strong>er Bundesbruder<br />
war.<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann<br />
das Vere<strong>in</strong>sleben <strong>in</strong> Freiburg neu, u. a. mit<br />
Universitätsprofessor Dr. Johannes V<strong>in</strong>cke<br />
und Dr. med. dent. Friedrich Kuhn, der von<br />
1945 bis 1977 den AHV-Vorsitz der <strong>Unitas</strong><br />
Lichtenste<strong>in</strong> hatte und sich um die gesamte<br />
Freiburger UNITAS verdient machte. Die<br />
<strong>Unitas</strong>-Vere<strong>in</strong>e Paulus, Reichenau und<br />
Albert<strong>in</strong>a kamen <strong>in</strong> Freiburg dazu. Damit<br />
hatte Freiburg <strong>in</strong>sgesamt sieben <strong>Unitas</strong>-<br />
Vere<strong>in</strong>e, von denen heute noch die Altherrenvere<strong>in</strong>e<br />
bestehen.<br />
Festkommers zum 90-Jährigen <strong>in</strong> Freiburg<br />
Die 50er Jahre waren die Blütezeit für<br />
die Freiburger Aktivitas – im SS 1959 zählten<br />
wir 300 aktive Bundesbrüder, die Mehrzahl<br />
gehörte der <strong>Unitas</strong> Rheno-Danubia an. 1957<br />
kaufte die <strong>Unitas</strong> das heutige Studentenwohnheim<br />
UNITAS e.V. Freiburg. In se<strong>in</strong>er<br />
Laudatio zum 50-jährigen Jubiläum apostrophierte<br />
der Vorsitzende Giselher Geiger<br />
das <strong>Unitas</strong>-Haus als geistigen und gesellschaftlichen<br />
Mittelpunkt unserer <strong>Unitas</strong>,<br />
Verb<strong>in</strong>dungshaus für die Aktivitas und<br />
Altherrenschaft. Doch Ende der 60er Jahre<br />
kam der E<strong>in</strong>bruch – es gab Studentenrevolten<br />
an den Universitäten und auf den<br />
Straßen. 1968 schloss sich <strong>Unitas</strong> Eckhardia<br />
mit <strong>Unitas</strong> Lichtenste<strong>in</strong> zusammen, 1971<br />
mit <strong>Unitas</strong> Rheno-Danubia zum W.K.St.V.<br />
<strong>Unitas</strong> Freiburg, dem Aktivenvere<strong>in</strong>, dem<br />
heute alle Freiburger Altherrenvere<strong>in</strong>e zugetan<br />
s<strong>in</strong>d. Vere<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d sie im AHV <strong>Unitas</strong><br />
Freiburg e.V. unter Vorsitz von Hans-Jürgen<br />
Günther – unvergessen se<strong>in</strong> Vorgänger<br />
Klaus Grathwohl, Ehrenvorsitzender der<br />
Freiburger <strong>Unitas</strong>. Im WS 2009/10 benannte<br />
sich die Freiburger Aktivitas nach<br />
Trennung von aktiven Bundesbrüdern <strong>in</strong><br />
<strong>Unitas</strong> Albert<strong>in</strong>a um, seit dem WS 2011/12<br />
heißt sie wieder W.K.St.V. <strong>Unitas</strong> Freiburg.<br />
Bbr. Willi Vögele hielt die Pr<strong>in</strong>zipienrede<br />
In se<strong>in</strong>er Pr<strong>in</strong>zipienrede plädierte der<br />
AHV-Vorsitzende der <strong>Unitas</strong> Lichtenste<strong>in</strong><br />
für e<strong>in</strong>e richtig verstandene Pflege des<br />
alten studentischen Brauchtums, das <strong>in</strong><br />
den sechziger Jahren auch <strong>in</strong> der <strong>Unitas</strong> <strong>in</strong>s<br />
Schussfeld geriet und auch heute <strong>in</strong> Medien<br />
und Gruppierungen von Berufsdemonstranten<br />
ständige Kritik und Gegnerschaft<br />
erfahre: „Man kann nicht den
„Nun Brüder, reichet euch die Hand“ – fröhliche Stimmung auf dem Freiburger UNITAS.-Haus, rechts: Das Bundeslied bei der Morgensitzung mit Bbr. Hans-<br />
Jürgen Günther, der zur Geschichte und zu den geophysikalischen Untersuchungen des Zisterzienserklosters Tennebach sprach.<br />
ganzen Tag, die ganze Woche oder gar e<strong>in</strong><br />
Leben lang nur Probleme wälzen, diskutieren,<br />
nur ernst se<strong>in</strong>, nur immer Fragen aufwerfen!<br />
Der Mensch braucht Erholung <strong>in</strong><br />
der Geme<strong>in</strong>schaft. Wir sollten tolerant<br />
genug se<strong>in</strong> und dem Kommers den Stellenwert<br />
„Bes<strong>in</strong>nlichkeit, Freude, Geme<strong>in</strong>schaft<br />
und e<strong>in</strong> wenig Nostalgie“ geben“, so<br />
se<strong>in</strong> Appell.<br />
Vor allem aber stellte er Überlegungen<br />
zu den Grundsätzen der UNITAS vor. Se<strong>in</strong>en<br />
Anmerkungen zum Pr<strong>in</strong>zip der katholischen<br />
virtus und zur lebenslangen amicitia<br />
fügte er im Blick auf die scientia auch kritische<br />
Aspekte h<strong>in</strong>zu: Das für Unitarier verpflichtende<br />
zielbewusste wissenschaftliche<br />
Studium stelle durch allzu frühe Zwischenprüfungen<br />
und Klausuren hohe Anforderungen<br />
– mit möglichen negativen Folgen.<br />
Bachelor- und Magisterstudiengänge führten<br />
zu e<strong>in</strong>er zunehmenden Verschulung<br />
des Hochschulstudiums.<br />
Festwochenende <strong>in</strong> Freiburg<br />
Beim Rundgang am Samstag <strong>in</strong> der<br />
Altstadt besuchten die Bundesbrüder die<br />
Bischofskirche und freuten sich an badischer<br />
Gastlichkeit des Bauern- und<br />
Händlermarkts am <strong>Münster</strong>platz. Die<br />
Mitgliederversammlung des AHV <strong>Unitas</strong><br />
Lichtenste<strong>in</strong> bestätigte am Nachmittag den<br />
alten Vorstand wieder im Amt – seit 35<br />
Jahren ist Bbr. Willi Vögele <strong>in</strong>zwischen<br />
Vorsitzender. Es folgten die HBV-Sitzung<br />
des Studentenwohnheims <strong>Unitas</strong> Freiburg<br />
e.V., die Versammlung des AHV <strong>Unitas</strong><br />
Freiburg e.V. und der Cumulativconvent.<br />
Erörtert wurden Altersstruktur der Vere<strong>in</strong>e,<br />
F<strong>in</strong>anzierungsfragen und Beitragsaufkommen<br />
– mit dem unumgänglichen<br />
Beschluss e<strong>in</strong>er Beitragserhöhung. Heiter<br />
und rhythmisch klang der Tag aus: Jürgen<br />
Bross (Saxophon) und se<strong>in</strong>e Frau Gundi<br />
(Klavier) stimmten zu Studentenliedern auf<br />
das EM-Fußballspiel gegen Portugal am<br />
Abend e<strong>in</strong>. Der 1:0-Sieg der deutschen<br />
Nationalelf wurde anschließend im <strong>Unitas</strong>-<br />
Haus kräftig gefeiert.<br />
Den sonntäglichen Festgottesdienst <strong>in</strong><br />
der Universitätskirche Freiburg feierten die<br />
Lichtenste<strong>in</strong>er Bundesbrüder Edw<strong>in</strong> Höll als<br />
Zelebrant und Hans Schmidtle<strong>in</strong> als<br />
Conzelebrant. Die von der Aktivitas vorbereitete<br />
und gestaltete Messe wurde klangvoll<br />
von der Orgel umrahmt. Der folgende<br />
Festvortrag des Vorsitzenden des Freiburger<br />
AHV-Vorsitzenden Hans-Jürgen Günther<br />
zum Thema „850 Jahre Zisterzienserkloster<br />
Tennenbach – Werden – Se<strong>in</strong> – Vergehen“<br />
war weiterer Höhepunkt des Stiftungs- und<br />
Vere<strong>in</strong>sfestes. In se<strong>in</strong>er aussagekräftigen<br />
Präsentation ordnete der Referent Grundriss<br />
und Gebäude der historischen Klosteranlage<br />
zu. Exakte geophysikalische Messungen<br />
des Landesamtes für Denkmalpflege<br />
im Mai/Juni 2012 hatten mit e<strong>in</strong>em<br />
Bodenradar die wahren Dimensionen des<br />
Klosters Tennenbach offenbart – Bundesbruder<br />
Günther gehörte zu den ehrenamtlichen<br />
Helfern bei den Geländeaufnahmen.<br />
Sie zeichnen e<strong>in</strong> neues Bild von e<strong>in</strong>er der<br />
prächtigsten und größten Klosteranlagen<br />
Südwestdeutschlands.<br />
Das 90. Stiftungsfest der <strong>Unitas</strong><br />
Lichtenste<strong>in</strong> und Vere<strong>in</strong>sfest der Freiburger<br />
<strong>Unitas</strong> endete mit geme<strong>in</strong>samem Mittagessen<br />
im Heiliggeist-Stüble am <strong>Münster</strong>platz.<br />
Nach Kaffee und Kuchen auf dem<br />
<strong>Unitas</strong>-Haus <strong>in</strong> der Basler Straße 48 folgte<br />
zuletzt e<strong>in</strong>e Besichtigung der Räumlichkeiten<br />
des Studentenwohnheims. Es bleibt<br />
die Er<strong>in</strong>nerung an erlebnisreiche Tage unitarischer<br />
Begegnung der Altherrenschaft<br />
mit der Aktivitas. Ad multos annos <strong>Unitas</strong><br />
Freiburg!<br />
Willi Vögele<br />
BBR. DR. RUDOLF SEITERS SPRICHT BEIM FESTKOMMERS / ZIMMER FREI IM DONDERSHEIM<br />
UNITAS W<strong>in</strong>fridia lädt wieder nach <strong>Münster</strong><br />
MÜNSTER. Nach der <strong>135.</strong> <strong>Generalversammlung</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Münster</strong> geht es für die<br />
UNITAS W<strong>in</strong>fridia mit zahlreichen<br />
„Highlights“ weiter im Programm: Dem<br />
traditionellen Sommerfest am W<strong>in</strong>friden-<br />
Bootshaus <strong>in</strong> <strong>Münster</strong>-Handorf (Wersetimpen)<br />
am 30. Juni mit der Austragung<br />
der „W<strong>in</strong>fridenmeile“ folgt im W<strong>in</strong>tersemester<br />
das „Kle<strong>in</strong>e Stiftungsfest“. Die<br />
W<strong>in</strong>friden laden vom 30. November bis<br />
zum 2. Dezember dazu herzlich <strong>in</strong> die<br />
gute Stube Westfalens e<strong>in</strong>.<br />
Am Samstag, 1. Dezember 2012, wird<br />
Bbr. Bundesm<strong>in</strong>ister a. D. Dr. Rudolf<br />
Seiters im Rahmen des Festkommerses<br />
zum Thema „Der Weg zur Deutschen<br />
E<strong>in</strong>heit“ sprechen. Am 2. Dezember feiert<br />
Bbr. Weihbischof Wilfried Theis<strong>in</strong>g am<br />
Sonntagmorgen das Pontifikalamt zum<br />
110. Stiftungsfest <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit dem<br />
Vere<strong>in</strong>sfest der <strong>Unitas</strong> <strong>Münster</strong>.<br />
Die Aktivitas meldet derweil für das<br />
kommende W<strong>in</strong>tersemester noch reich-<br />
lich freie Zimmer im <strong>Unitas</strong>-Haus „Donders-Heim“.<br />
Und wer wollte nicht mal <strong>in</strong><br />
<strong>Münster</strong> studieren?<br />
Solltest Du <strong>in</strong> De<strong>in</strong>er Familie oder<br />
auch im Freundes- und Bekanntenkreis<br />
jemanden kennen, der demnächst mit<br />
dem Studium <strong>in</strong> <strong>Münster</strong> beg<strong>in</strong>nt und<br />
den wir für die W<strong>in</strong>fridia begeistern<br />
könnten, zögere bitte nicht und vermittle<br />
e<strong>in</strong>en Kontakt mit Heimleiter Frank Rosemann,<br />
E-Mail: frosemann89@gmx.de.<br />
unitas 3/2012 241<br />
>>
242<br />
RUHRANEN LADEN ZUM HUMORISTISCHEN SOMMERSPEKTAKEL<br />
BBR. WILLIBERT PAUELS KOMMT EXKLUSIV NACH ESSEN<br />
ESSEN. Zum jährlichen Fest des Hl. Altfrid bei der Ruhr-UNITAS kommt am Freitag, 17.<br />
August, e<strong>in</strong> echter rhe<strong>in</strong>ischer Karnevals-Promi nach Essen: Im Rahmen e<strong>in</strong>es moderierten<br />
Abendprogramms zeigt der „Bergische Jung“ Diakon Bbr. Willibert Pauels (im Bild mit<br />
Bbr. Richie Duckheim), dass Humor ke<strong>in</strong>e Frage der Jahreszeit ist. Und dass er ohne<br />
Religion eigentlich gar nicht geht.<br />
„Kirche, Kölsch, Karneval: von der unglaublichen Leichtigkeit der Religion“ ist se<strong>in</strong><br />
Thema – und dazu wird ganz herzlich <strong>in</strong>s Pfarrheim der Kath. Geme<strong>in</strong>de St. Dionysius an<br />
den Dionysiuskirchplatz <strong>in</strong> Essen-Borbeck e<strong>in</strong>geladen. Die Ruhranen bitten um zahlreiche<br />
Beteiligung bei der öffentlichen Veranstaltung, bei der sich viele Gäste wundern sollen,<br />
was für nette Leute doch diese Unitarier s<strong>in</strong>d …!!!<br />
Anmeldung beim Senior Stefan Slup<strong>in</strong>a per Tel. 0176 34644906 oder per Mail:<br />
stslup<strong>in</strong>a@yahoo.de.<br />
GEBURTSTAG, DAS HEISST RÜCKSCHAU HALTEN<br />
90. Stiftungsfest <strong>Unitas</strong> Franco-Alemannia<br />
KARLSRUHE. Vom 22. bis 24. Juni 2012 feierte<br />
die <strong>Unitas</strong> Franco-Alemannia ihr 90.<br />
Stiftungsfest. Das wichtigste Fest des Jahres<br />
war für zahlreiche Alte Herren anlass, mit<br />
ihren Familien die Karlsruher <strong>Unitas</strong>-Vere<strong>in</strong>e<br />
zu besuchen.<br />
Festkommers mit Rückschau<br />
Den Auftakt der feierlichen Veranstaltungen<br />
bildete e<strong>in</strong> vom Senior Bbr. Benedikt<br />
Kerbeck geschlagener Festkommers, dessen<br />
thematischer Höhepunkt, die dialogische<br />
Festrede der BbrBbr. Ingo Gabriel und Oliver<br />
Reiff, e<strong>in</strong>e fast 50 Besucher zählende Corona<br />
begeistern konnte. Als Rückblick auf längst<br />
vergangene Aktivenzeiten rief sie so manche<br />
Er<strong>in</strong>nerung wach, zeigte uns Aktiven, dass<br />
sich die Probleme der Convente wiederholen,<br />
und bot e<strong>in</strong>en guten Überblick über die<br />
unitarischen Ereignisse der vergangenen 90<br />
Jahre. So richtete die Franco-Alemannia<br />
bereits 1997 schon e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en Aktiventag<br />
aus und auch der Katholikentag 1992 war für<br />
die Karlsruher Anlass genug, sich aktiv auf<br />
Verbandsebene zu engagieren.<br />
Auch e<strong>in</strong>e andere historische Parallele<br />
blieb den beiden Festrednern nicht verborgen.<br />
So feiert neben der Franco-Alemannia<br />
unitas 3/2012<br />
noch e<strong>in</strong> weiteres Bonner Produkt das<br />
Bestehen seit 1922: Die Haribo Goldbären.<br />
Und hierzu passte auch das Begleitprogramm,<br />
das die Aktivitas für die Besucher<br />
am Samstagnachmittag organisiert hatte.<br />
Während sich die erwachsenen Gäste die<br />
Kunstausstellung „Dèjá-Vu – Die Kunst der<br />
Wiederholung. Von Dürer bis YouTube“ <strong>in</strong><br />
der Karlsruher Kunsthalle ansahen, konnten<br />
die K<strong>in</strong>der ihre eigenen Süßigkeiten<br />
malen, häkeln und basteln.<br />
Geselliges Rahmenprogramm<br />
Der Samstag bot bei Kaffee und Kuchen<br />
und dem späteren Spanferkelgrillen auch<br />
genug Zeit für e<strong>in</strong>en geselligen Austausch.<br />
Während Bbr. Zacharias Heck, verkleidet<br />
und theatralisch auftretend, alle halbe<br />
Stunde Zitate aus alten Conventsprotokollen<br />
zum Besten gab, sorgte am Abend<br />
auch das bereits im Zuge des letzten<br />
Vere<strong>in</strong>sfests gegründete Gesangsensemble<br />
für Stimmung. Nicht zuletzt e<strong>in</strong> Geburtstagsständchen<br />
und Interpretationen verschiedener<br />
A-Cappella-Stücke brachten<br />
ihnen tosenden Applaus und die Verpflichtung<br />
zu so mancher Zugabe.<br />
Den <strong>in</strong>haltlichen Bogen konnte die<br />
Morgensitzung am Sonntag spannen. Dr.<br />
Klaus Nippert, Leiter des Archivs am<br />
Karlsruher Institut für Technologie, hielt e<strong>in</strong>e<br />
spannende Rede über die Entstehung der<br />
Karlsruher Hochschule. Vom Beg<strong>in</strong>n als polytechnische<br />
Schule bis h<strong>in</strong> zum heutigen KIT<br />
hat unsere Universität dabei immer wieder<br />
die Vorreiterrolle e<strong>in</strong>genommen und diente<br />
als Prototyp vieler weiterer Forschungs- und<br />
Lehrmodelle.<br />
Teilnehmer der Morgensitzung konnten<br />
auch erfahren, welchen ausgeprägten E<strong>in</strong>fluss<br />
die Studentenverb<strong>in</strong>dungen auf die<br />
Entstehungsgeschichte des naturwissenschaftlich-technischen<br />
Standorts Karlsruhe<br />
hatten.<br />
Die neue Fahne<br />
E<strong>in</strong> Highlight der Veranstaltung darf<br />
zudem nicht unerwähnt bleiben: So wurde<br />
im Rahmen des Kommerses der Aktivitas die<br />
von den Alten Herren gestiftete neue Fahne<br />
übergeben, die die altersschwache, bald 50<br />
Jahre alte ablösen wird. Sie wurde im<br />
Gottesdienst vor der Morgensitzung von<br />
Bbr. Pfarrer Erhard Bechtold geweiht.
„Student<strong>in</strong>nenvere<strong>in</strong>e im UNITAS-Verband“<br />
HERZLICHE EINLADUNG ZUR PERSPEKTIVENTAGUNG 12. - 14. OKTOBER IN MARBURG<br />
MARBURG. Im letzten W<strong>in</strong>tersemester<br />
feierte die UNITAS Elisabetha Thur<strong>in</strong>gia<br />
als ältester Student<strong>in</strong>nenvere<strong>in</strong> ihr 20jähriges<br />
Jubiläum, gerade vor wenigen<br />
Wochen durfte die UNITAS Clara Schumann<br />
Bonn ebenfalls im großen Rahmen<br />
ihr 20. Stiftungsfest begehen.<br />
Anlässlich dieses Jubiläums hat der<br />
Vorort UNITAS Franko-Saxonia die „Perspektiventagung<br />
Student<strong>in</strong>nenvere<strong>in</strong>e im<br />
UV“ <strong>in</strong>itiiert, um e<strong>in</strong>en Rückblick auf<br />
zwanzig ereignisreiche Jahre werfen zu<br />
können. Und vor allem, um den Blick <strong>in</strong> die<br />
Zukunft zu richten. Die Perspektiventagung<br />
soll die Möglichkeit dazu bieten,<br />
die bisherige Geschichte der Frauen-<br />
ESSEN / ARNSBERG. Die Ruhr-UNITAS g<strong>in</strong>g<br />
am 30. Juni auf Fahrt nach Arnsberg. Ziel<br />
war das Sauerlandmuseum mit der sehenswerten<br />
Ausstellung „Franz Stock und der<br />
Weg nach Europa". Vorgestellt wird dort bis<br />
zum 26. August das Leben und Wirken e<strong>in</strong>es<br />
Wegbereiters der deutsch-französischen<br />
Freundschaft: Der aus dem Erzbistum<br />
Paderborn stammende Priester Franz Stock<br />
(1904-1948), geprägt vom Bund Neudeutschland<br />
und dem Quickborn, war ab<br />
1934 Leiter der deutschsprachigen Geme<strong>in</strong>de<br />
<strong>in</strong> Paris. In der besetzten Stadt<br />
kümmerte er sich um Flüchtl<strong>in</strong>ge und<br />
betreute die Häftl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> den Wehrmachtsgefängnissen<br />
Fresnes, La Santé und<br />
Cherche Midi. Rund 2.000 begleitete er an<br />
den Erschießungspfahl. Die Franzosen<br />
gaben ihm die Bezeichnung „L'Aumônier de<br />
l'enfer“ („Der Seelsorger der Hölle“).<br />
Ab 1945 rief Stock e<strong>in</strong> Priestersem<strong>in</strong>ar<br />
im Gefangenenlager Dépôt 501 bei<br />
Chartres <strong>in</strong>s Leben, das unter der Bezeichnung<br />
„Stacheldrahtsem<strong>in</strong>ar“ <strong>in</strong> die<br />
Geschichte e<strong>in</strong>g<strong>in</strong>g. Insgesamt 949 Dozenten,<br />
Priester, Brüder und Sem<strong>in</strong>aristen<br />
aus Deutschland und Österreich waren im<br />
Verlauf der zwei Jahre dort. Nach se<strong>in</strong>em<br />
plötzlichen Tod am 24. Februar 1948 erklärte<br />
Nuntius Roncalli, der spätere Papst<br />
Johannes XXIII.: „Abbé Franz Stock – das ist<br />
ke<strong>in</strong> Name – das ist e<strong>in</strong> Programm!“ Das<br />
Erzbistum Paderborn hat 2009 das Seligsprechungsverfahren<br />
für Stock eröffnet,<br />
dessen Lebenszeugnis schon mehrfach<br />
Thema bei der Ruhr-UNITAS gewesen war.<br />
CB<br />
vere<strong>in</strong>e zu reflektieren sowie deren Entwicklung<br />
und Fortschritte zu beleuchten.<br />
Zusätzlich stellen wir uns zur Aufgabe,<br />
Verbesserungen, Ziele und Zukunftsvisionen<br />
zu erarbeiten.<br />
Auch Studentenvere<strong>in</strong>e<br />
e<strong>in</strong>geladen<br />
Ziel wird es se<strong>in</strong>, Unklarheiten und Unstimmigkeiten<br />
<strong>in</strong>nerhalb der Frauenvere<strong>in</strong>e<br />
zu beseitigen und zukunftsweisende<br />
Regularien geme<strong>in</strong>sam zu entwerfen.<br />
Außerdem sollen Anleitungen und<br />
Hilfsunterlagen für kürzlich gegründete<br />
sowie für sich künftig gründende Frauenvere<strong>in</strong>e<br />
erstellt werden. Doch auch die<br />
Studentenvere<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d ausdrücklich e<strong>in</strong>geladen<br />
(<strong>in</strong>sbesondere Vere<strong>in</strong>e, die mit<br />
mehreren Vere<strong>in</strong>en an e<strong>in</strong>em Hochschulort<br />
aktiv s<strong>in</strong>d), an der Tagung teilzunehmen,<br />
um die Kommunikation und das<br />
Zusammenleben zwischen den Vere<strong>in</strong>en<br />
zu optimieren.<br />
Die Ausrichtung der Perspektiventagung<br />
läuft über den neuen Vorort<br />
UNITAS Elisabetha Thur<strong>in</strong>gia. Da bei dieser<br />
Tagung das Mite<strong>in</strong>ander im Vordergrund<br />
steht, bitten wir bezüglich der<br />
<strong>in</strong>haltlichen Gestaltung um Anregungen<br />
eurerseits! Diese sowie Fragen und Anmeldungen<br />
sollen bitte bis zum 15. August<br />
2012 über n<strong>in</strong>ahaensch@gmx.de erfolgen.<br />
UNITAS besuchte Franz Stock-Ausstellung<br />
AUF FAHRT INS SAUERLANDMUSEUM NACH ARNSBERG<br />
Das lesenswerte Begleitbuch zur Ausstellung beleuchtet das historische Umfeld und das Leben von<br />
Franz Stock. Der Katalog „Franz Stock und der Weg nach Europa“ ist im heimischen Buchhandel, bei den<br />
Banken und im Museum zu bekommen. Preis 19.80 Euro. Im Bild oben und unten: Bei der Führung durch<br />
Thomas Bertram vom Franz Stock-Komitee (2.v.l.) trafen die Teilnehmer der Exkursion auch mit dem<br />
Zeitzeugen und Buchautor Dieter Lanz (4.v.l.) zusammen.<br />
Mehr Informationen: www.franz-stock.de.<br />
unitas 3/2012 243
PRAG. Bbr. Miloslav Vlk, der Prager Kard<strong>in</strong>al<br />
und Alterzbischof wurde am 17. Mai 2012 80<br />
Jahre alt. Se<strong>in</strong> Amtsnachfolger Kard<strong>in</strong>al<br />
Dom<strong>in</strong>ik Duka lud aus diesem Anlass zu<br />
e<strong>in</strong>em Festgottesdienst im Prager Veitsdom.<br />
Mit Vollendung se<strong>in</strong>es 80. Lebensjahres<br />
scheidet e<strong>in</strong>e der prägenden Gestalten der<br />
Kirche <strong>in</strong> Mittel- und Osteuropa nach dem<br />
Sturz des Kommunismus aus dem Kreis der<br />
Papstwähler aus. Seit 1989 setzte sich Bbr.<br />
Vlk mit se<strong>in</strong>er ganzen Kraft für den Wiederaufbau<br />
der katholischen Kirche se<strong>in</strong>es<br />
Landes e<strong>in</strong>. 1993-2000 war er Vorsitzender<br />
der Tschechischen Bischofskonferenz, zugleich<br />
Vorsitzender im Rat der Europäischen<br />
Bischofskonferenzen (CCEE), von<br />
1993-2001.<br />
Vom Fensterputzer<br />
zum Kard<strong>in</strong>al<br />
Schon früh hatte sich der am 17. Mai 1932<br />
im südböhmischen Liznice Geborene entschlossen,<br />
Priester zu werden. Da die<br />
tschechoslowakischen Kommunisten sämtliche<br />
Sem<strong>in</strong>are auflösten, arbeitete Vlk<br />
zunächst als Monteur <strong>in</strong> der Fabrik „Motor<br />
Union“ und absolvierte den Militärdienst,<br />
bis ihm der Staat den Besuch e<strong>in</strong>er Hochschule<br />
gewährte. Er studierte Archivwissenschaften<br />
und wurde Direktor des<br />
Bezirks- und Staatsarchivs <strong>in</strong> Budweis. 1964<br />
nahm er das Theologiestudium <strong>in</strong> Litomerice<br />
(Leitmeritz) auf, wurde im Juni 1968<br />
zum Priester geweiht und <strong>in</strong> der Seelsorge<br />
tätig. Als ihn 1978 die Behörden mit e<strong>in</strong>em<br />
Berufsverbot belegten, schlug er sich mit<br />
Gelegenheitsarbeiten durch, arbeitete unter<br />
anderem als Fensterputzer, wirkte aber<br />
heimlich im Untergrund als Seelsorger. Erst<br />
1986 erhielt er wieder die staatliche Erlaubnis,<br />
als Priester arbeiten zu dürfen.<br />
Nach der „Samtenen Revolution“ 1989<br />
wurde Vlk 1990 Bischof von Budweis, e<strong>in</strong><br />
Jahr später ernannte ihn Papst Johannes<br />
Paul II. als Nachfolger von Kard<strong>in</strong>al Frantisek<br />
Tomasek zum Erzbischof <strong>in</strong> der Hauptstadt,<br />
1994 verlieh er ihm die Kard<strong>in</strong>alswürde,<br />
1994-2012 gehörte Bbr. Vlk dem<br />
Päpstlicher Rat für die sozialen Kommunikationsmittel<br />
und 1994-2012 der Kongregation<br />
für die Ostkirchen an.<br />
244<br />
unitas 3/2012<br />
PERSONALIA<br />
„Zeuge des Glaubens“:<br />
PRAGER ALTERZBISCHOF BBR. MILOSLAV VLK WURDE 80 JAHRE<br />
In se<strong>in</strong>e Amtszeit als Prager Erzbischof<br />
(1991-2010) fielen starke Ause<strong>in</strong>andersetzungen<br />
mit Regierungen und Parlament<br />
zur Klärung ungelöster Fragen im Verhältnis<br />
von Staat und Kirche. Über Jahre<br />
stritt Vlk etwa mit dem tschechischen Staat<br />
um den Besitz des gotischen Veitsdoms auf<br />
der Prager Burg, den das höchste Gericht<br />
letztlich dem Staat und nicht der Kirche<br />
zusprach. Zudem gab es viele Kontroversen<br />
um e<strong>in</strong> Religionsgesetz, das die kirchliche<br />
Sozialarbeit beschränkt, und um die sehr<br />
schwierigen Staat-Kirche-Beziehungen <strong>in</strong><br />
Tschechien, dem am stärksten entkirchlichten<br />
Land des früheren Ostblocks. Wiederholt<br />
warnte Bbr. Vlk vor fortschreitender<br />
Säkularisierung <strong>in</strong> Europa. Sie werde die<br />
geistigen und moralischen Grundlagen des<br />
Westens gefährden.<br />
Bbr. Kard<strong>in</strong>al<br />
Miloslav Vlk,<br />
Foto: David<br />
Voprˇada<br />
Bbr. Vlk feierte se<strong>in</strong>en Geburtstag an<br />
zwei Orten, die mit se<strong>in</strong>em Lebenslauf verbunden<br />
s<strong>in</strong>d, am 28. Mai <strong>in</strong> Ceske Budejovice<br />
(Budweis) und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Heimatpfarrei im<br />
südböhmischen Chysky. E<strong>in</strong> Symposium an<br />
der Katholisch-Theologischen Fakultät der<br />
Prager Karls-Universität galt Themenstellungen,<br />
die mit Vlks Leben und Wirken als<br />
Seelsorger zusammenhängen.<br />
Bbr. Miloslav Vlk ist vielfach ausgezeichnet<br />
worden: 1999 erhielt Vlk das Große Verdienstkreuz<br />
der Bundesrepublik Deutschland,<br />
2001 den Internationalen Brückepreis<br />
der Stadt Görlitz, 2001 die Masaryk-Medaille,<br />
2002 den Tomás˘-Garrigue-Masaryk-<br />
Orden. 2006 bekam der Ehrendoktor der<br />
Universitäten Passau und Oppeln die erstmals<br />
verliehene Nepomuk-Medaille der<br />
Ackermann-Geme<strong>in</strong>de und den Europäischen<br />
Sankt-Ulrichs-Preis für se<strong>in</strong>e Ver-<br />
dienste um die Versöhnung <strong>in</strong> Europa verliehen,<br />
2010 den Kulturpreis Karl IV. des Kulturvere<strong>in</strong>s<br />
Aachen-Prag e.V. – Ehrungen, die se<strong>in</strong>em<br />
persönlichen Lebenszeugnis wie se<strong>in</strong>em<br />
ökumenischem und europäischem Engagement<br />
galten. Der UNITAS ist er seit 1991<br />
verbunden: Beim Altherrenbundstag im<br />
Kloster Niederaltaich verlieh ihm der Verband<br />
die Ehrenmitgliedschaft. CB<br />
Domdekan Monsignore Günter<br />
Putz Ehrenmitglied der UNITAS<br />
WÜRZBURG. (POW) Zum Ehrenmitglied hat<br />
der Katholische Studentenvere<strong>in</strong> UNITAS<br />
Hetania Würzburg Domdekan Monsignore<br />
Günter Putz (62) ernannt. Mit der Auszeichnung<br />
würdigte der Vere<strong>in</strong> die Leistung<br />
des Geistlichen als Postulator im Seligsprechungsprozess<br />
für Pfarrer Georg Häfner,<br />
der am 15. Mai 2011 seliggesprochen<br />
wurde. Putz hatte seit 1986 als Beauftragter<br />
des Bistums Würzburg den Prozess an den<br />
maßgeblichen Stellen <strong>in</strong> Würzburg und<br />
Rom vorangetrieben.<br />
„Es ist nicht schwer, sich bei der UNITAS<br />
gleich zu Hause zu fühlen“, betonte Putz im<br />
Anschluss an die Ehrung. Häfners <strong>in</strong>trovertierte<br />
Persönlichkeit stehe auf den ersten<br />
Blick <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Widerspruch zu se<strong>in</strong>er<br />
Mitgliedschaft <strong>in</strong> dem Studentenvere<strong>in</strong>,<br />
zeige aber gerade die Komplexität se<strong>in</strong>es<br />
Charakters. Putz dankte der UNITAS für ihr<br />
großes Engagement im Umfeld der Seligsprechung.<br />
Er sei sich sicher, dass ihm die<br />
neue Geme<strong>in</strong>schaft <strong>in</strong> der UNITAS viel<br />
Freude machen werde: „Wir werden uns <strong>in</strong><br />
Zukunft sicher nicht nur im Dom sehen.“
Bbr. Prälat He<strong>in</strong>rich Portmann, Geheimsekretär von Bischof Galen, und Bbr. Jürgen Becker als Student Anfang der 1950er Jahre, rechts:<br />
Ehrenzipfel der Ruhrania zum 85. Geburtstag<br />
Bbr. Dr. Jürgen Becker<br />
85 Jahre<br />
ESSEN / BOCHOLT. „Dieser Tag war auch für<br />
uns e<strong>in</strong> Geschenk“, fasste die Ruhranen-<br />
Delegation am Abend zusammen, die zu<br />
e<strong>in</strong>er besonderen Glückwunschreise <strong>in</strong>s<br />
münsterländische Bocholt aufgebrochen<br />
war. „In Freundschaft und Dankbarkeit“<br />
überbrachten sie Dr. Jürgen Becker zu se<strong>in</strong>em<br />
85. Geburtstag am 31. Mai 2012 die<br />
Gratulationen des Vere<strong>in</strong>s.<br />
Angeführt von Senior Stefan Slup<strong>in</strong>a,<br />
schauten Alt-Vorortspräsident Sebastian<br />
Sasse, der Essener UNITAS-Zirkelvorsitzende<br />
Mart<strong>in</strong> Gewiese und Ehrensenior Dr. Chr.<br />
Beckmann am Nachmittag im Geburtstagshaus<br />
an der Norbertkirche vorbei. Und<br />
trafen e<strong>in</strong>en völlig perplexen Jubilar an. So<br />
war es auch ausgemacht – se<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>geweihte<br />
Ehefrau und die Familie hatten für<br />
die Überraschung mitgesorgt. Neben e<strong>in</strong>er<br />
guten Flasche We<strong>in</strong> hatten die Gratulanten<br />
aber auch noch mehr im Gepäck: E<strong>in</strong>en<br />
Ehrenzipfel mit den UNITAS- und Ruhranen-Farben,<br />
das Unterband <strong>in</strong> den Farben<br />
der Stadt <strong>Münster</strong>. E<strong>in</strong>e Anspielung auf den<br />
Studienort des Juristen, der sich an der dortigen<br />
Alma Mater Guilhelm<strong>in</strong>a auf den Rat<br />
e<strong>in</strong>es guten Freundes h<strong>in</strong> 1950 der kräftig<br />
florierenden UNITAS Ruhrania angeschlossen<br />
hatte. Und e<strong>in</strong> schönes Motiv aus den<br />
Gründerjahren des 1911 gegründeten Vere<strong>in</strong>s<br />
gab es mit e<strong>in</strong>er Widmung im Rahmen<br />
noch dazu.<br />
Bbr. Sebastian Sasse würdigte die Verbundenheit,<br />
die der ehemalige Schuldezernent<br />
und anschließend selbstständige<br />
Rechtsanwalt mit der vor mehr als 20 Jahren<br />
<strong>in</strong> Essen reaktivierten Korporation zeigte.<br />
Als herausragenden Verdienst nannte er<br />
<strong>in</strong>sbesondere die <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> erreichte formelle<br />
juristische Rehabilitierung der im vergangenen<br />
Juni seliggesprochenen „Lübecker<br />
Kapläne“, von denen Johannes Prassek und<br />
Eduard Müller der Ruhrania angehörten.<br />
Dies dokumentierte auch der dem Zipf e<strong>in</strong>gravierte<br />
Widmungsspruch: „Aktivitas und<br />
Altherrenschaft der UNITAS Ruhrania<br />
ihrem lieben Bbr. Dr. Jürgen Becker zum<br />
85. Geburtstag“ versehen mit e<strong>in</strong>em Zitat<br />
aus den Abschiedsbriefen von Johannes<br />
Prassek „In mir ist die große Freude der<br />
Hoffnung“.<br />
Bei großzügiger Bewirtung klangen<br />
viele Er<strong>in</strong>nerungen an, die e<strong>in</strong> bewegtes<br />
Leben kennzeichnen: Dem gebürtigen Gleiwitzer,<br />
der bereits als Zwölfjähriger den f<strong>in</strong>gierten<br />
„Überfall“ auf den dortigen Sender<br />
als dreiste Lüge der NS-Kriegstreiber begriff,<br />
ist bis heute das exakte Datum se<strong>in</strong>er<br />
Flucht aus Schlesien <strong>in</strong> die Lüneburger<br />
Heide im Gedächtnis – se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>berufung<br />
zum „Volkssturm“ wurde Makulatur. Und<br />
aus se<strong>in</strong>en Studentenjahren hat er die prägende<br />
Kameradschaft der Kriegsgeneration<br />
nie vergessen.<br />
„Wir von der Ruhrania waren e<strong>in</strong> kämpferischer<br />
Haufen“, gab Bbr. Becker zu Protokoll.<br />
Vor allem der Geheimsekretär Kard<strong>in</strong>al<br />
Galens, Prälat He<strong>in</strong>rich Portmann, habe die<br />
damalige Aktivitas als Ehrensenior sehr <strong>in</strong>tensiv<br />
begleitet. E<strong>in</strong>e Summa se<strong>in</strong>er Lebenserfahrungen<br />
hatte Bbr. Dr. Jürgen Becker<br />
zuletzt se<strong>in</strong>er Ruhrania beim Festkommers<br />
zu ihrem Hundertjährigen auf Schloss<br />
Borbeck <strong>in</strong>s Stammbuch geschrieben: Freiheit<br />
und Rechtssicherheit, so Becker damals,<br />
seien immer wieder neu zu erkämpfen –<br />
e<strong>in</strong>e Mahnung, die unitarischen Pr<strong>in</strong>zipien<br />
aktiv auch heute zu vertreten.<br />
Mit se<strong>in</strong>er Familie wird Bbr. Becker nun<br />
e<strong>in</strong>ige Tage nach Langeoog an die geliebte<br />
Nordsee reisen, se<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der und Enkel<strong>in</strong>nen<br />
treffen. Und für die <strong>in</strong>s Revier zurückgereisten<br />
Bundesbrüder gibt es nun manches<br />
aus diesem denkwürdigen Nachmittag<br />
im satten Grün des <strong>Münster</strong>landes,<br />
an das man gerne und lange zurückdenken<br />
wird. Bis bald <strong>in</strong> Essen. Vielen Dank &<br />
Fiducit!<br />
Bbr. Norbert L<strong>in</strong>den<br />
Pfarrer <strong>in</strong> Stoppenberg<br />
ESSEN. Bbr. Norbert L<strong>in</strong>den, bisher Pastor <strong>in</strong><br />
Bottrop-Fuhlenbrock, ist am 10. Juni 2012<br />
offiziell als Pfarrer der Großgeme<strong>in</strong>de St.<br />
Nikolaus (mit Schonnebeck/Kray und<br />
Katernberg) und als Pastor für Stoppenberg/Frillendorf<br />
e<strong>in</strong>geführt worden. Bbr.<br />
L<strong>in</strong>den übernahm nach fünfmonatiger<br />
Vakanz die Nachfolge von Pfarrer Hermann-Josef<br />
Brandt.<br />
Bbr. Norbert L<strong>in</strong>den, geboren 1969 <strong>in</strong><br />
Essen, wurde am 9. Juni im Heiligen Jahr<br />
2000 geme<strong>in</strong>sam mit Bbr. Helmut Wiechmann<br />
<strong>in</strong> der Essener <strong>Münster</strong>kirche zum<br />
Priester geweiht. Zunächst war er bis Ende<br />
August 2000 Kaplan zur Aushilfe an der<br />
Pfarrgeme<strong>in</strong>de Hl. Familie <strong>in</strong> Bochum-Weitmar<br />
und ab September 2000 bis Ende Mai<br />
2004 Kaplan an der Propstei St. Ludgerus <strong>in</strong><br />
Essen-Werden. Zum 1. Juni 2004 kam er als<br />
Vikar nach St. Dionysius Essen-Borbeck.<br />
Dort leitete er <strong>in</strong> der Vakanzzeit nach der >><br />
unitas 3/2012 245
Ernennung von Pfarrer Otmar Vieth zum<br />
Dompropst bis zum Pfarrerwechsel zu Dr.<br />
Jürgen Cleve Ende Mai 2005 die Borbecker<br />
Mutterpfarre und St. Maria Immaculata als<br />
Vicarius oeconomus.<br />
Bischof Felix Genn ernannte Bbr. L<strong>in</strong>den<br />
zum 1. Mai 2008 zum Pastor der durch die<br />
Bistumsreform aus den beiden selbstständigen<br />
Geme<strong>in</strong>den St. Ludgerus und St.<br />
Bonifatius gebildeten Geme<strong>in</strong>de St. Ludgerus<br />
<strong>in</strong> Bottrop. Mit se<strong>in</strong>er Versetzung endete<br />
für Norbert e<strong>in</strong>e erfüllte, fast vierjährige<br />
Tätigkeit <strong>in</strong> Borbeck, <strong>in</strong> der er sich vor allem<br />
<strong>in</strong> der Jugendarbeit, als Präses der Kolp<strong>in</strong>gsfamilie<br />
Borbeck und <strong>in</strong> der Organisation<br />
von Wallfahrten mit der Pfarrgeme<strong>in</strong>de St.<br />
Ludgerus Essen-Werden engagierte. Während<br />
des XX. Weltjugendtages und bei<br />
mehreren geistlichen Gesprächsabenden<br />
mit den UNITAS-Studenten zeigte er se<strong>in</strong>e<br />
Verbundenheit mit der damals neu <strong>in</strong> der<br />
Pfarrgeme<strong>in</strong>de aktiven UNITAS Ruhrania.<br />
Für se<strong>in</strong>e Verdienste verliehen sie ihm im<br />
Mai 2007 zur ersten Europa-Kneipe des Studentenvere<strong>in</strong>s<br />
die Ehrenmitgliedschaft.<br />
Der reiselustige studierte Diplom-<br />
Metereologe und begeisterte Biker dürfte<br />
<strong>in</strong>zwischen als konkurrenzloser „Fahrradpfarrer“<br />
des Ruhrbistums gelten. Für se<strong>in</strong>e<br />
neue Aufgabe wünschen ihm se<strong>in</strong>e Bundesbrüder<br />
von Herzen bei allen Steigungen<br />
viel Rückenw<strong>in</strong>d und Gottes reichen Segen!<br />
Ad multos annos!<br />
Bbr. Karl Jung<br />
25 Jahre Priester<br />
MANNHEIM. Se<strong>in</strong> 25-jähriges Priesterjubiläum<br />
feierte am Pf<strong>in</strong>gstsonntag, 27. Mai<br />
Bundesbruder Stadtdekan Ehrendomkapitular<br />
Karl Jung. Bei der festlichen Eucharistiefeier<br />
<strong>in</strong> der Mannheimer Jesuitenkirche<br />
predigte Prof. Achim Buckenmaier von der<br />
Lateran-Universität <strong>in</strong> Rom. Unter der<br />
246<br />
unitas 3/2012<br />
Leitung von Kantor Tobias Breitner führten<br />
die Chöre der Jesuitenkirche und von St.<br />
Sebastian das Sem<strong>in</strong>arium Musicum sowie<br />
Solisten Sonaten und die „Spatzenmesse“<br />
von Wolfgang Amadeus Mozart auf, die<br />
auch schon vor 25 Jahren bei Jungs Primizfeier<br />
erklang.<br />
1959 <strong>in</strong> Baden-Baden geboren, studierte<br />
Bbr. Jung nach dem Abitur Theologie <strong>in</strong><br />
Freiburg und München. 1985 empf<strong>in</strong>g er die<br />
Diakonweihe und am 31. Mai 1987 durch<br />
Erzbischof Dr. Oskar Saier im Freiburger<br />
<strong>Münster</strong> die Priesterweihe. Zunächst war er<br />
Kaplan <strong>in</strong> der Karlsruher Innenstadtpfarrei<br />
St. Stephan und seit 1989 Dekanatsjugendseelsorger.<br />
Ab 1990 g<strong>in</strong>g Jung als Dozent für<br />
Sakramentenpastoral an das Priestersem<strong>in</strong>ar<br />
<strong>in</strong> St. Peter, war 1994 Pfarrer der<br />
Geme<strong>in</strong>de und seit 1999 stellvertretender<br />
Dekan des Dekanats Neustadt. Der stellvertretende<br />
Leiter der Seelsorgee<strong>in</strong>heit Mannheim-City,<br />
Pfarrer von St. Sebastian, war im<br />
Oktober 2005 als Stadtdekan gewählt und<br />
im Oktober 2011 wiedergewählt worden.<br />
Der Freiburger Erzbischof Dr. Robert<br />
Zollitsch ernannte Bbr. Karl Jung im<br />
November 2010 zum Ehrendomkapitular.<br />
Bbr. Stefan W<strong>in</strong>gen<br />
übernimmt Pfarrei<br />
NEUMARKT. Bundesbruder Stefan W<strong>in</strong>gen<br />
(35), bisher Kaplan <strong>in</strong> St. Johannes <strong>in</strong> Neumarkt,<br />
übernimmt als Pfarradm<strong>in</strong>istrator<br />
die Leitung der zum Kreis Ansbach gehörenden<br />
Pfarreien Burgoberbach, Großenried<br />
und Bechhofen. Die Ernennung durch<br />
Bischof Gregor Maria Hanke tritt mit dem<br />
1. September 2012 <strong>in</strong> Kraft. Stefan W<strong>in</strong>gen,<br />
der dem Geistlichen Beirat des UNITAS-<br />
Verbandes angehört, wurde 2008 zum<br />
Priester für die Diözese Eichstätt geweiht<br />
und ist seitdem Kaplan <strong>in</strong> Neumarkt/St.<br />
Johannes.<br />
Bbr. Andreas Grossmann<br />
Oberstaatsanwalt<br />
MANNHEIM. Bbr. Andreas Grossmann,<br />
AHV-Vorsitzender der <strong>Unitas</strong> Rheno-Palatia,<br />
ist zum Oberstaatsanwalt ernannt worden.<br />
Der 51-jährige Jurist war nach dem zweiten<br />
Staatsexamen zunächst wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter an der Universität Mannheim,<br />
bevor er 1991 <strong>in</strong> den Justizdienst e<strong>in</strong>trat.<br />
Nach zwei Jahren richterlicher Tätigkeit <strong>in</strong><br />
Mannheim und We<strong>in</strong>heim kam er 1993 zur<br />
Staatsanwaltschaft Mannheim, wo er <strong>in</strong><br />
den Bereichen der allgeme<strong>in</strong>en Krim<strong>in</strong>alität<br />
und der organisierte Krim<strong>in</strong>alität tätig<br />
wurde. Im Oktober 2003 folgte e<strong>in</strong>e<br />
Abordnung an die Generalstaatsanwaltschaft<br />
<strong>in</strong> Karlsruhe, im Februar 2005 wurde<br />
er stellvertretender Abteilungsleiter der<br />
Verkehrsabteilung und ist seit April 2005<br />
als Pressesprecher der Behörde tätig. Dort<br />
war er <strong>in</strong> mehreren Aufsehen erregenden<br />
Prozessen <strong>in</strong> den Medien e<strong>in</strong> gefragter Gesprächspartner.<br />
Se<strong>in</strong> Arbeitsschwerpunkt<br />
liegt <strong>in</strong> den Spezialgebieten Umweltschutzsachen<br />
und Strafsachen mit politischer<br />
Motivation. Ab August übernimmt er<br />
die Leitung e<strong>in</strong>er Abteilung zur Bekämpfung<br />
der Wirtschaftskrim<strong>in</strong>alität und bleibt<br />
daneben bis auf Weiteres Pressesprecher.<br />
Der UNITAS <strong>in</strong> Mannheim hatte sich Bbr.<br />
Grossmann im W<strong>in</strong>tersemester 1980/81<br />
angeschlossen, dem Verband diente er u. a.<br />
viele Jahre als Mitglied der Satzungskommission.<br />
Aus dem „Bund Freiheit<br />
der Wissenschaften“<br />
Neuer Mitarbeiter <strong>in</strong> der Redaktion des<br />
bfw ist Alt-Vorortspräsident Sebastian<br />
Sasse. Das meldet „freiheit der wissenschaft<br />
onl<strong>in</strong>e“ (fdw) 1/2012. Der gebürtige
Essener, Jahrgang 1979, war schon zur<br />
Schulzeit bildungspolitisch engagiert, so<br />
u. a. als Mitglied des Landesvorstandes der<br />
Schüler Union NRW, studierte nach dem<br />
Abitur 1999 Neuere Geschichte, Philosophie<br />
und Germanistik an der Universität Duisburg-Essen<br />
und legte 2007 e<strong>in</strong> Prädikatsexamen<br />
zum Magister Artium ab. 2010/11<br />
stellte er als Vorortspräsident mit der<br />
UNITAS Ruhrania den Vorort und ist im<br />
Promotionsverfahren. Der 1970 <strong>in</strong> Bad<br />
Godesberg gegründete Bund Freiheit der<br />
Wissenschaft setzt sich für die Freiheit der<br />
Wissenschaft und die Leistungsfähigkeit<br />
der Hochschulen und Schulen e<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>er der<br />
aktuellen Vorsitzenden ist seit 1994 Bbr.<br />
Oberstudiendirektor Dr. W<strong>in</strong>fried Holzapfel<br />
(Geldern). Er gehört der Düsseldorfer UNI-<br />
TAS Rhe<strong>in</strong>franken und der UNITAS Reichenau<br />
<strong>in</strong> Freiburg an. Internet: http://<br />
www.bund-freiheit-der-wissenschaft.de/<br />
Rolf Lohmann<br />
Dechant<br />
KEVELAER. Bbr. Domkapitular Rolf Lohmann,<br />
Pfarrer <strong>in</strong> Kevelaer St. Marien, wurde<br />
für die Zeit bis Ende März 2018 zum<br />
Dechanten im Dekanat Goch ernannt.<br />
Hochzeit<br />
FREIBURG / BRAKEL. Zur Hochzeit unseres<br />
lieben Bundesbruders Dr. Joachim<br />
Koch und se<strong>in</strong>er Frau Sarah Christ<strong>in</strong>a<br />
Herrmann am 28. April 2012 gratulieren<br />
die Alten Herren der UNITAS Freiburg zu<br />
Freiburg und die Hohen Damen der UNI-<br />
TAS Edith Ste<strong>in</strong> zu Freiburg ganz herzlich.<br />
Bei sonnigstem Wetter gaben sich der<br />
ehemalige Wahl-Freiburger und die hei-<br />
Bbr. Pfr. i.R. August Aul<br />
feierte 85. Geburtstag<br />
FULDA. Bundesbruder Aul, e<strong>in</strong> unermüdlicher<br />
und begeisterter Seelsorger, feierte<br />
am 18. Juni 2012 se<strong>in</strong>en 85. Geburtstag <strong>in</strong><br />
Freigericht-Bernbach.<br />
Mit Beg<strong>in</strong>n se<strong>in</strong>es Theologiestudiums<br />
im Juli 1950 ist Bundesbruder Aul <strong>in</strong> die<br />
<strong>Unitas</strong> zu Fulda e<strong>in</strong>getreten. Am17. März<br />
1956 wurde er von Bischof Johannes Dietz<br />
zum Priester geweiht. Er war <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />
Pfarreien der Diözese als<br />
matverbundene Ostwestfäl<strong>in</strong> <strong>in</strong> der<br />
Kapuz<strong>in</strong>er-Kirche zu Brakel das Ja-Wort.<br />
Dies ließen sie sich von den Trauzeugen<br />
Bsr. Kathar<strong>in</strong>a Koch und Bbr. Dr. Gebhard<br />
Mehrle quittieren.<br />
Anschließend feierte das Brautpaar<br />
im Kreise der Familien, (unitarischen)<br />
Freunde und Kollegen e<strong>in</strong> rauschendes<br />
Fest. Dabei durfte auch die Damenrede zu<br />
Ehren der Braut nicht fehlen: wohlkl<strong>in</strong>gende<br />
Worte fand dazu am Abend Bbr. Dr.<br />
Gebhard Mehrle. Wir wünschen dem<br />
Brautpaar alles erdenklich Gute und<br />
Gottes Segen für die Zukunft!<br />
Geburten<br />
ESSEN. Herzlich willkommen sagt die<br />
UNITAS Ruhrania dem neuen Erdenbürger<br />
Justus Schmidt, der am 24. Mai,<br />
um 8.23 Uhr mit properen 4120 Gramm<br />
und 57 Zentimeter <strong>in</strong> Essen gesund und<br />
munter das Licht der Welt erblickte. Derzeit<br />
kommt er noch mit 40 Milliliter aus,<br />
aber auch das wird sich ändern. Freude<br />
bei Bruder Justus, der schon mal den<br />
Kaplan tätig, zuletzt wirkte er als Domkaplan<br />
und Gefängnisseelsorger <strong>in</strong> Fulda.<br />
1964 wurde er zum Pfarrer der Diasporageme<strong>in</strong>de<br />
St. Nikolaus <strong>in</strong> Wanfried <strong>in</strong><br />
Nordhessen ernannt, wo er 14 Jahre segensreich<br />
wirkte und e<strong>in</strong>e Reihe von Bauprojekten<br />
und Restaurierungen durchführte.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus gründete er katholische<br />
Jugendgruppen, e<strong>in</strong>e Kolp<strong>in</strong>gsfamilie und<br />
die Katholische Frauengeme<strong>in</strong>schaft.<br />
Am 1. Oktober 1978 wurde er zum<br />
Pfarrer der Pfarrei St. Bonifatius berufen,<br />
der damals größten Pfarrgeme<strong>in</strong>de der<br />
Stadt Fulda. In über 18 Jahren priesterlichen<br />
Wirkens hat er das Gesicht der Pfarrei verändert<br />
und geprägt. Besonderen Wert legte<br />
Bundesbruder Aul auf die Intensivierung<br />
der Verbands- und Jugendarbeit und gründete<br />
e<strong>in</strong>en über die Grenzen der Stadt<br />
Fulda h<strong>in</strong>aus bekannten und anerkannten<br />
Jugendchor.<br />
Seit 1996 verbr<strong>in</strong>gt Bundesbruder Aul<br />
se<strong>in</strong>en Ruhestand <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Heimatgeme<strong>in</strong>de<br />
Bernbach. Seit über 15 Jahren hilft er<br />
dort als „Pfarrer <strong>in</strong> Rufweite“ <strong>in</strong> der<br />
Seelsorge mit. Er betrachtet diese Arbeit<br />
allerd<strong>in</strong>gs nicht als Last, im Gegenteil, die<br />
Feier der Heiligen Messe und die seelsorgerliche<br />
Arbeit s<strong>in</strong>d für ihn das Lebenselixier.<br />
Die Bundesbrüder im Altherrenzirkel<br />
<strong>Unitas</strong> Fulda wünschen ihm Gesundheit und<br />
noch weitere Jahre priesterlichen Wirkens.<br />
Ulrich Frei<br />
Altherrenenzirkel <strong>Unitas</strong> Fulda<br />
Laufstall montierte, bei Bbr. Dr. Marc<br />
Schmidt (UNITAS Ruhrania) und der<br />
glücklichen Mama Denise – allen geht es<br />
prächtig.<br />
KOBLENZ / NÜRNBERG: Am 24. Juni 2012<br />
erblickte Henn<strong>in</strong>g Michael Fuhrmann um<br />
21:09 Uhr das Licht der Welt. Es freuen<br />
sich die stolzen Eltern Claudia und Bbr. Dr.<br />
Florian Fuhrmann v/o Leo und Schwester<br />
Helena. Die Aktivitas und der Alt-Herren-<br />
Vere<strong>in</strong> der <strong>Unitas</strong> Franko-Palatia gratulieren<br />
ganz herzlich zur Geburt und wünschen<br />
dem neuen Erdenbürger e<strong>in</strong>e frohe<br />
K<strong>in</strong>dheit, e<strong>in</strong>e spannende Jugend und e<strong>in</strong><br />
erfülltes Erwachsenenleben!<br />
Examen<br />
HEIDELBERG. Der AHV der UNITAS Ruperto<br />
Carola zu Heidelberg gratuliert se<strong>in</strong>em<br />
lb. Conphilister Marcus Ebert zum<br />
bestandenen Zweiten Staatsexamen und<br />
se<strong>in</strong>em lb. Conphilister Sebastian Luger<br />
zur Promotion zum Dr. med. Für euren<br />
beruflichen Lebensweg wünschen wir<br />
euch nur das Beste. Siu!<br />
unitas 3/2012 247
Bbr. Rektor Konrad Scheurer<br />
ÜBERLINGEN. Nach langer Krankheit ist<br />
Bundesbruder Konrad Scheurer am 4. März<br />
2012 im Alter von 78 Jahren <strong>in</strong> Überl<strong>in</strong>gen<br />
am Bodensee verstorben. Se<strong>in</strong>e Frau Hildegard<br />
und Angehörige, die Realschule Überl<strong>in</strong>gen,<br />
die er von 1988 bis 1994 als Rektor leitete,<br />
der Segel- und Motorbootsclub Überl<strong>in</strong>gen,<br />
für den er sich im Vorstand engagiert<br />
mitarbeitete, Verantwortliche und Bürger<br />
der Stadt Überl<strong>in</strong>gen nahmen am 8. März<br />
2012 nach e<strong>in</strong>er Trauerfeier Abschied bei se<strong>in</strong>em<br />
Heimgang auf dem Friedhof <strong>in</strong> Überl<strong>in</strong>gen-Nußdorf.<br />
Karl Hepp, Schulleiter der Realschule<br />
Überl<strong>in</strong>gen, hob <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Nachruf für die<br />
gesamte Schulgeme<strong>in</strong>schaft hervor, dass<br />
Konrad Scheurer seit Ende der 1960er Jahre<br />
maßgeblich am Aufbau der Realschule mitgewirkt<br />
hat. Der Name Scheurer – sechs<br />
Jahre lang als Rektor und zuvor zehn Jahre<br />
als Konrektor – wird untrennbar mit der<br />
Realschule verbunden bleiben. Er war mit<br />
Leib und Seele Lehrer.<br />
In se<strong>in</strong>er Gedenkansprache zeigte Bbr.<br />
Albrecht Hirl<strong>in</strong>g, AHV <strong>Unitas</strong> Lichtenste<strong>in</strong>, für<br />
die Klassenkameraden des Abiturjahrgangs<br />
1953 der Heimschule Lender <strong>in</strong> Sasbach/<br />
Mittelbaden den Werdegang se<strong>in</strong>es Mitschülers<br />
und Freundes Konrad Scheurer auf.<br />
Nach dem Start als Lehrer an e<strong>in</strong>er Volksschule<br />
im Murgtal zog es ihn 1966 an den<br />
Bodensee, wo er <strong>in</strong> Nußdorf mit se<strong>in</strong>er Frau<br />
zumeist <strong>in</strong> Eigenarbeit se<strong>in</strong> neues Domizil<br />
errichtete. Nach e<strong>in</strong>em weiterführenden<br />
Studium wurde er <strong>in</strong> die Leitungsfunktionen<br />
der Realschule Überl<strong>in</strong>gen berufen. Bildung<br />
und fachlicher Fortschritt der ihm anvertrauten<br />
Schüler waren ihm sehr am Herzen gelegen,<br />
wie er es aus zahlreichen Gesprächen<br />
im Freundeskreis erfahren habe.<br />
Initiativ mit Organisationstalent und<br />
großem Erfolg hat Konrad Scheurer im Jahr<br />
2005 das erste „außerplanmäßige“ Klassentreffen<br />
der Lenderschüler am Bodensee<br />
durchgeführt. Se<strong>in</strong>e technische Begabung<br />
stellte er bei acht Studienreisen des<br />
Katholischen Bildungswerkes Meersburg<br />
<strong>in</strong>s europäische Ausland mit Vor- und<br />
Nachbereitung <strong>in</strong> Bild und Ton unter Beweis.<br />
Se<strong>in</strong> Hobby war der aktive Sport, anfänglich<br />
Fußball als Mannschaftsspiel, später Segeln<br />
am Bodensee mit Regatta-Erfolgen.<br />
Mit den abschließenden Worten „Konrad<br />
Scheurer war für uns als Mitschüler und<br />
se<strong>in</strong>e Mitmenschen e<strong>in</strong> Geschenk und wir<br />
s<strong>in</strong>d dankbar“ bekundete Bbr. Albrecht<br />
Hirl<strong>in</strong>g se<strong>in</strong>e und die se<strong>in</strong>er Klassenkameraden<br />
bleibende Er<strong>in</strong>nerung. Im<br />
Nachruf der Tageszeitung „Südkurier“ vom 7.<br />
März „Das Stadtleben mitgeprägt“ ist hervorgehoben,<br />
dass Konrad Scheurer mit se<strong>in</strong>em<br />
Engagement <strong>in</strong> der Kommunalpolitik<br />
neben der Schule auch andere Zeichen<br />
gesetzt hat, u.a. 19 Jahre als Stadtrat der<br />
CDU-Fraktion der Stadt Überl<strong>in</strong>gen, die er<br />
e<strong>in</strong>ige Jahre führte – Entscheidungen zum<br />
Wohle der Stadt und se<strong>in</strong>er Bürger <strong>in</strong> ruhigem<br />
Ton, der den Menschen Scheurer so liebenswürdig<br />
gemacht hat.<br />
In se<strong>in</strong>er sympathischen und freundlichen<br />
Wesensart bleibt Bundesbruder Konrad<br />
Scheurer im Lebensbund von fast 60<br />
Jahren mit der <strong>Unitas</strong> gee<strong>in</strong>t <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung<br />
bei den Bundesbrüdern aus se<strong>in</strong>er Aktivenzeit<br />
beim W.K.St.V. <strong>Unitas</strong> Lichtenste<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />
Freiburg, später im AHV und vor Ort im AHZ<br />
<strong>Unitas</strong> Meersburg-Überl<strong>in</strong>gen unter Vorsitz<br />
von Bbr. Wolfgang Neuhuber, vormals Konstanz-Überl<strong>in</strong>gen<br />
mit Dr. Laurenz Bös<strong>in</strong>g als<br />
Vorsitzenden. Bis zu se<strong>in</strong>er Erkrankung im<br />
Jahr 2008 hat sich der Verstorbene regelmäßig<br />
<strong>in</strong> das örtliche unitarische Leben e<strong>in</strong>gebracht,<br />
den AHV für die Aktivitas und den<br />
<strong>Unitas</strong> Verband nicht zuletzt f<strong>in</strong>anziell<br />
unterstützt.<br />
Willi Vögele, AHV <strong>Unitas</strong> Lichtenste<strong>in</strong> (x)<br />
Bbr. Dr.-Ing. Erw<strong>in</strong> Feiten<br />
BERLIN. Vor 65 Jahren trat der Verstorbene<br />
bei der <strong>Unitas</strong> Ass<strong>in</strong>dia zu Aachen <strong>in</strong> den<br />
unitarischen Lebensbund e<strong>in</strong>. Dort wurde er<br />
im März 1951 nach e<strong>in</strong>em erfolgreichen<br />
Studium der Elektrotechnik philistriert. Er<br />
stammte aus Essen (lat. Ass<strong>in</strong>dia), wo er am<br />
2. Februar 1923 geboren worden war.<br />
Im Jahre 1968 zog der Verstorbene mit<br />
se<strong>in</strong>er Familie nach Berl<strong>in</strong>. Er wurde e<strong>in</strong><br />
beruflich erfolgreicher Ober<strong>in</strong>genieur und<br />
Prokurist der Firma Siemens. Se<strong>in</strong>e glücklichste<br />
Zeit hatte er während se<strong>in</strong>er Abordnung<br />
zur Fraunhofer-Gesellschaft, weil<br />
er sich <strong>in</strong> deren Berl<strong>in</strong>er Bildungszentrum <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>er hilfsbereiten Art besonders der<br />
Doktoranden, Diplomanden und Praktikanten<br />
annehmen konnte.<br />
Auch gegenüber se<strong>in</strong>er Familie mit<br />
sechs K<strong>in</strong>dern und zahlreichen Enkelk<strong>in</strong>dern<br />
ist er immer hilfsbereit, freundlich und tolerant<br />
gewesen, und die K<strong>in</strong>der haben ihren<br />
Vater verehrt.<br />
Bei der <strong>Unitas</strong> Berl<strong>in</strong> war er zunächst<br />
Zirkelmitglied, trat dann aber dem Altherrenvere<strong>in</strong><br />
als B-Philister bei. In unserem<br />
Vere<strong>in</strong> fand er Heimat und Freunde. Jahrzehntelang<br />
gehörte er zu den treuesten und<br />
beliebtesten Alten Herren der <strong>Unitas</strong> Berl<strong>in</strong>,<br />
und er kam gerne zur <strong>Unitas</strong>. Er hat se<strong>in</strong>en<br />
Bundesbrüdern die Forschungsgebiete der<br />
Fraunhofer-Gesellschaft näher gebracht,<br />
und mehreren hat er bei der Vermittlung<br />
von Studien- und Diplomarbeiten sowie von<br />
Praktikantenstellen geholfen. Er hat se<strong>in</strong>erzeit<br />
wesentlich an der Redaktion der<br />
Festschrift „90 Jahre <strong>Unitas</strong> Berl<strong>in</strong>“ mitgewirkt<br />
und zudem mit se<strong>in</strong>em Wissen und<br />
se<strong>in</strong>en Erfahrungen die Diskussionen im<br />
Berl<strong>in</strong>er <strong>Unitas</strong>-Haus bereichert. Noch im<br />
hohen Alter hat er mit wachem Geist lebhaft<br />
an allem Anteil genommen und ist er<br />
mit se<strong>in</strong>er Ehefrau den weiten Weg von<br />
Borgsdorf zu unitarischen Veranstaltungen<br />
nach Berl<strong>in</strong>-Lichterfelde gefahren. Mehrere<br />
Bundesbrüder er<strong>in</strong>nern sich auch gerne an<br />
angenehme private E<strong>in</strong>ladungen <strong>in</strong> das<br />
Haus der Eheleute Feiten <strong>in</strong> Borgsdorf.<br />
Bbr. Dr. Feiten verstarb am 18. April 2012.<br />
Der Unterzeichnete hielt die Trauer- und<br />
Dankesrede auf den Verstorbenen <strong>in</strong> dem<br />
von vielen Unitariern und anderen Weggefährten<br />
besuchten Requiem am 28. April<br />
2012 <strong>in</strong> der Kirche des Karmelitenklosters St.<br />
Teresa <strong>in</strong> Birkenwerder. Anschließend fand<br />
die Beerdigung auf dem Waldfriedhof<br />
Birkenwerder statt.<br />
Unser Vere<strong>in</strong> lebt von Männern wie ihm.<br />
In unserer Er<strong>in</strong>nerung lebt Bbr. Dr. Feiten fort<br />
im Geiste tief empfundener Freundschaft.<br />
Requiescat <strong>in</strong> pace!<br />
Rudolf Vossenkämper<br />
Dr. med. vet. Erich Schmid<br />
WEGSCHEID / NIEDERBAYERN. Bbr. Dr. med.<br />
vet. Erich Schmid, Veter<strong>in</strong>är-Direktor a.D., ist<br />
am 27. April 2012 im Alter von 85 Jahren<br />
gestorben. Bbr. Schmid, geboren am 10.<br />
Januar 1927 <strong>in</strong> Stuttgart, studierte nach dem<br />
Krieg <strong>in</strong> München Veter<strong>in</strong>ärmediz<strong>in</strong> und trat<br />
damals <strong>in</strong> die UNITAS e<strong>in</strong>. Er war zunächst<br />
praktischer Tierarzt <strong>in</strong> Neukirchen, ab 1966<br />
Amtstierarzt <strong>in</strong> Wegscheid und seit 1977<br />
Amtsleiter <strong>in</strong> Freyung-Grafenau. Im Alter<br />
von 65 Jahren g<strong>in</strong>g er <strong>in</strong> Pension. Der UNI-<br />
TAS-Zirkel Passau verliert <strong>in</strong> ihm e<strong>in</strong>en großartigen,<br />
humorvollen Wegbegleiter und<br />
trauert mit se<strong>in</strong>en Angehörigen. >><br />
unitas 3/2012 249
Bbr. Dipl.-Kfm. Wolfram Hatz sen.<br />
RUHSTORF / PASSAU. Nur wenige Wochen<br />
vor se<strong>in</strong>em 83. Geburtstag ist Bbr. Geschäftsführer<br />
i. R. Dipl.-Kfm. Wolfram Hatz<br />
sen., Gesellschafter der Ruhstorfer Motorenfabrik<br />
Hatz und e<strong>in</strong>stiger Präsident der IHK<br />
Niederbayern, am 10. April 2012 verstorben.<br />
Geboren am 25. Mai 1929, studierte<br />
Wolfram Hatz nach dem Abitur am Humanistischen<br />
Gymnasium <strong>in</strong> Passau an den<br />
Universitäten Würzburg und München Betriebs-<br />
und Volkswirtschaft. Der UNITAS<br />
schloss er sich während se<strong>in</strong>es Studiums <strong>in</strong><br />
Würzburg im Juni 1951 an, war später aktiv<br />
bei UNITAS Passau und wurde zum 1. Januar<br />
1959 philistriert. Nach Abschluss als Diplom-<br />
Kaufmann trat er <strong>in</strong> die familieneigene<br />
Motorenfabrik Hatz <strong>in</strong> Ruhstorf an der Rott<br />
e<strong>in</strong>. Als e<strong>in</strong>er der Geschäftsführer bestimmte<br />
er mehr als vier Jahrzehnte die Entwicklung<br />
des 1880 gegründeten Familienbetriebes<br />
zu e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternational renommierten<br />
Firma und zu e<strong>in</strong>em der erfolgreichsten<br />
Kle<strong>in</strong>dieselmotorenhersteller der Welt mit.<br />
1996 g<strong>in</strong>g er <strong>in</strong> den Ruhestand.<br />
In vielfältigen Aufgaben und Ämtern<br />
engagierte er sich über das eigene Unternehmen<br />
h<strong>in</strong>aus: Von 1970-1998 war er mit<br />
großem Elan <strong>in</strong> verschiedenen Organen der<br />
Industrie- und Handelskammer für Niederbayern<br />
ehrenamtlich für überbetriebliche<br />
Belange der Wirtschaft tätig und gehörte er<br />
ununterbrochen der IHK-Vollversammlung<br />
an. 1983 wurde er zum IHK-Vizepräsidenten<br />
und 1990 e<strong>in</strong>stimmig zum Präsidenten der<br />
IHK für Niederbayern gewählt. 1994-1998<br />
war er im Vorstand der Spitzenorganisation<br />
aller deutschen IHKs, dem heutigen<br />
Deutschen Industrie- und Handelstag<br />
(DIHT), und wurde 1998 zum Ehrenpräsidenten<br />
der IHK ernannt.<br />
250<br />
unitas 3/2012<br />
Zahlreiche Nachrufe würdigten Bbr.<br />
Hatz als „Inbegriff des ehrbaren, heimatverbundenen<br />
Kaufmanns“, als großartigen<br />
Menschen mit ruhig-besonnener Art und<br />
humanitärer Herzensbildung mit Vorbildund<br />
Leitcharakter für Wirtschaft und<br />
Gesellschaft, weltoffen und bescheiden<br />
zugleich, abgewogen im Handeln und mit<br />
ehrenamtlicher E<strong>in</strong>satzbereitschaft. Als vorbildlicher<br />
Unternehmer aus Leib und Seele<br />
habe Wolfram Hatz mit hoher persönlicher<br />
E<strong>in</strong>satzbereitschaft maßgeblich dazu beigetragen,<br />
die Motorenfabrik Hatz <strong>in</strong> Ruhstorf<br />
zu e<strong>in</strong>em Musterbeispiel des Aufstiegs<br />
Niederbayerns und zu e<strong>in</strong>em Aushängeschild<br />
für den heimischen Wirtschaftsstandort<br />
zu machen.<br />
Wolfram Hatz war als ehrenamtlicher<br />
Richter und im kulturellen und sozialen<br />
Bereich tätig. Unter anderem jahrelang als<br />
Präsident des Kulturkreises Kloster Asbach,<br />
e<strong>in</strong>es ehemaligen Benedikt<strong>in</strong>erklosters im<br />
Ortsteil Asbach des Marktes Rotthalmünster.<br />
Zu se<strong>in</strong>en Ehrungen zählen neben dem<br />
Verdienstkreuz 1. Klasse das Große Bundesverdienstkreuz,<br />
der Ehrenr<strong>in</strong>g des Landkreis<br />
Passau (1987), der Bayerische Verdienstorden,<br />
die Medaille für besondere Verdienste<br />
um die bayerische Wirtschaft und<br />
der Goldene Ehrenr<strong>in</strong>g der IHK Niederbayern.<br />
Hunderte Betriebsangehörige und<br />
Repräsentanten aus Wirtschaft, Handel,<br />
Politik und Kultur nahmen mit der Familie<br />
am 13. April 2012 Abschied.<br />
Bbr. Dr. He<strong>in</strong>z-Eberhard Bewer<br />
STUTTGART. Bbr. Dr. He<strong>in</strong>z-Eberhard Bewer<br />
ist am 1. Juni 2012 im Kreis se<strong>in</strong>er Familie im<br />
Alter 87 Jahren verstorben.<br />
Bei unserem Conveniat am Dienstag,<br />
29. Mai hatte ich noch von se<strong>in</strong>em<br />
schweren Sturz <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Haus berichtet<br />
und von me<strong>in</strong>em Besuch bei ihm im Pflegeheim<br />
<strong>in</strong> Neuhausen. Gezeichnet von se<strong>in</strong>em<br />
schweren Unfall freute er sich sichtlich<br />
über den Besuch und die guten Wünsche<br />
der UNITAS. Es fiel ihm schwer zu sprechen.<br />
Umso erstaunter waren se<strong>in</strong>e liebe Frau<br />
Margret wie auch ich über se<strong>in</strong>e Worte<br />
„Dann mach’s gut, Norbert“, als ich mich<br />
nach gut zwei Stunden Besuchszeit von ihm<br />
verabschiedete. Wir werteten das als e<strong>in</strong><br />
gutes Zeichen der Genesung. Se<strong>in</strong>e Familie<br />
legte Wert darauf, ihn <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er häuslichen<br />
Umgebung zu versorgen. So verbrachte er<br />
weitere Wochen bei liebevoller Pflege zu<br />
Hause. Dann aber musste er wegen e<strong>in</strong>er<br />
Lungenentzündung wieder <strong>in</strong>s Krankenhaus.<br />
Von dieser Infektion hat er sich dann<br />
leider nicht mehr erholen können.<br />
Unser lieber Bbr. Dr. He<strong>in</strong>z-Eberhard<br />
Bewer trat zu Beg<strong>in</strong>n se<strong>in</strong>es Studiums der<br />
Landwirtschaft der UNITAS Rhenania Bonn<br />
bei. Aktiv war er ebenfalls bei UNITAS<br />
Markomannia Tüb<strong>in</strong>gen und bei der UNI-<br />
TAS Hohenstaufen Stuttgart. Se<strong>in</strong> Beruf<br />
führte ihn schließlich als Akademischen Rat<br />
an die wegen ihrer landwirtschaftlichen<br />
Forschung weltbekannte Universität<br />
Hohenheim.<br />
Im Hause Bewer fanden immer wieder<br />
Vorstandssitzungen der UNITAS <strong>in</strong> Stuttgart<br />
statt. Wer es erlebt hat, wird bestätigen, wie<br />
sehr willkommen wir dort waren, und wie<br />
wir Programmideen entwickelten für die<br />
damals üblichen Jahresprogramme. Mit realistischem<br />
Blick für Interessantes und<br />
Machbares formulierte He<strong>in</strong>z-Eberhard<br />
manch e<strong>in</strong>en Programmpunkt und füllte<br />
ihn bis zu se<strong>in</strong>er Umsetzung mit Leben.<br />
Zehn Jahre lang stand er uns als stellvertretender<br />
Vorsitzender des AHV/AHZ der<br />
UNITAS <strong>in</strong> Stuttgart zur Verfügung.Wir danken<br />
ihm für die vielfältigen Handreichungen,<br />
se<strong>in</strong>e guten, praxisorientierten<br />
Ideen, se<strong>in</strong>e Beständigkeit und se<strong>in</strong> ebenso<br />
heiteres wie grundehrliches Wesen. Wir<br />
danken ihm für se<strong>in</strong>e Verdienste um die<br />
UNITAS <strong>in</strong> Stuttgart. Requiescat <strong>in</strong> pace!<br />
Norbert Scherhag<br />
Bbr. Pfarrer Anton Wiehl<br />
LÖRRACH. Er war nicht nur <strong>in</strong> Lörrach und im<br />
Altherrenzirkel Lörrach/Markgräflerland e<strong>in</strong>e<br />
nicht wegzudenkende Institution: unser<br />
Bbr. Pfarrer Anton Wiehl, der am Morgen des<br />
Gründonnerstags, 5. April 2012, im Alter von<br />
82 Jahren verschieden ist. Anton Wiehl<br />
wurde am 13. Mai 1929 <strong>in</strong> Vill<strong>in</strong>gen geboren,<br />
besuchte <strong>in</strong> Konstanz das „Konradihaus“<br />
und wurde 1955 zum Priester geweiht. Schon<br />
<strong>in</strong> Juni 1951 wurde er bei der <strong>Unitas</strong> Albert<strong>in</strong>a<br />
<strong>in</strong> Freiburg rezipiert und war immer stolz<br />
gewesen, bei der Albert<strong>in</strong>a e<strong>in</strong> Bundesbruder<br />
der ersten Stunde gewesen zu se<strong>in</strong>.<br />
Am 1. Mai 1955 wurde er philistriert und<br />
trat <strong>in</strong> Oppenau im Renchtal se<strong>in</strong>e Vikarstelle<br />
an. Die erste Pfarrei erhielt er dann<br />
1962 <strong>in</strong> Münzesheim. Nach e<strong>in</strong>er zehnjährigen<br />
Amtszeit <strong>in</strong> Bilf<strong>in</strong>gen kam er 1982 <strong>in</strong> die<br />
Pfarrei St. Fridol<strong>in</strong> nach Lörrach-Stetten, <strong>in</strong><br />
der er dann gut 23 Jahre wirken sollte. In<br />
diese Zeit fiel auch e<strong>in</strong>e massive Bautätigkeit:<br />
sowohl das Geme<strong>in</strong>dehaus St.<br />
Fridol<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> Jugendhaus, die K<strong>in</strong>dergärten,
als auch die große Renovation der Kirche<br />
und der Bau e<strong>in</strong>es Geme<strong>in</strong>dehauses <strong>in</strong><br />
Lörrachs Trabantenstadt Salzert zeugten<br />
von se<strong>in</strong>em aktiven Gestaltungswillen.<br />
In all den Jahren blieb er immer er selbst:<br />
e<strong>in</strong> großer Freund der Ökumene, der aber<br />
selber klare Vorstellungen von der Kirche<br />
hatte und als solcher die Aufbruchsstimmung<br />
<strong>in</strong> der Kirche nach dem II. Vatikanischen<br />
Konzil hochhielt. Dabei war er<br />
ke<strong>in</strong> Freund großer Reden, der bei e<strong>in</strong>er<br />
rauen Schale e<strong>in</strong>en sehr weichen Kern hatte<br />
und se<strong>in</strong>en Mitarbeitern immer e<strong>in</strong>en großen<br />
Freiraum ließ, solange diese ihn nicht<br />
auszunutzen versuchten. Geselliges Mite<strong>in</strong>ander,<br />
gerade mit se<strong>in</strong>en Bundesbrüdern,<br />
war für ihn wie e<strong>in</strong> Lebenselixier.<br />
Immer wieder unterhielt er die Geme<strong>in</strong>de<br />
bei Geme<strong>in</strong>defesten als zaubernder „Don<br />
Antonio“.<br />
Auf se<strong>in</strong>e eigene Gesundheit nahm er <strong>in</strong><br />
all den Jahren kaum Rücksicht: so feierte er<br />
trotz Diabetes und Komplikationen durch<br />
den diabetischen Fuß noch im Ruhestand<br />
regelmäßig die Heilige Messe im St. Elisabethen-Krankenhaus<br />
und nahm aktiv am<br />
Geme<strong>in</strong>deleben <strong>in</strong> St. Fridol<strong>in</strong> teil. Geradezu<br />
prophetisch mutmaßte er, nachdem im<br />
Januar Anna Schneider, die sich <strong>in</strong> den letzten<br />
Jahren sehr um ihn gekümmert hatte,<br />
unerwartet verstarb, dass „es bei mir jetzt<br />
auch nicht mehr lange gehen wird“. Der<br />
Altherrenzirkel Lörrach/Markgräflerland<br />
wird ihm immer e<strong>in</strong> dankbares, ehrendes<br />
Gedenken bewahren.<br />
Dr. Grischa M. Freimann<br />
<strong>Unitas</strong>-AHZ Lörrach/Markgräflerland<br />
Bbr. Dipl.-Ing. Gerd Stolte zur<br />
letzten Ruhe geleitet<br />
DORTMUND. Nach e<strong>in</strong>em erfüllten Leben<br />
verstarb im Alter von 78 Jahren am 6. Juni<br />
2012 Bbr. Dipl.-Ing. Gerd Stolte. Die letzten Lebensjahre<br />
waren jedoch beschwerlich und<br />
von Krankheit geprägt. So war se<strong>in</strong> Tod für<br />
ihn e<strong>in</strong>e Erlösung. Der UNITAS-AHZ Dortmund<br />
trauert um den Verlust e<strong>in</strong>es überaus<br />
engagierten Unitariers und guten Freundes.<br />
In den Stunden des Abschieds sprechen wir<br />
se<strong>in</strong>er lieben Frau Gisela sowie se<strong>in</strong>en beiden<br />
Söhnen mit Familien und se<strong>in</strong>er Tochter unsere<br />
Anteilnahme und unser Mitgefühl aus.<br />
Gerd Stolte war Zeit se<strong>in</strong>es Lebens e<strong>in</strong><br />
Reisender: Geboren am 25. August 1933 <strong>in</strong><br />
Köln folgten Ortswechsel nach Berl<strong>in</strong> und<br />
Saarbrücken und 1944 die Evakuierung nach<br />
Thür<strong>in</strong>gen, wo er 1952 <strong>in</strong> Merane das Abitur<br />
machte. Nach der Flucht aus der DDR im<br />
Jahre 1953 nahm er im selben Jahr an der<br />
RWTH Aachen das Studium der Eisenhüttenkunde<br />
auf.<br />
Nach dem Studium war Gerd Stolte als<br />
Metallurge tätig, viele Jahre <strong>in</strong> Dortmund<br />
als Betriebsleiter von Vacmetall, Gesellschaft<br />
für Vakuum-Metallurgie GmbH. Zu<br />
e<strong>in</strong>er se<strong>in</strong>er Hauptaufgaben gehörte dort<br />
die Inbetriebnahme von Anlagen zum<br />
Vakuumbehandeln von Stahlschmelzen <strong>in</strong><br />
aller Welt. 1996 wurde e<strong>in</strong> von ihm entwickeltes<br />
Verfahren zur Herstellung hochwertiger<br />
Stähle durch die Vakuumbehandlung<br />
zum Patent angemeldet. Se<strong>in</strong>e<br />
Berufserfahrungen hat er zum Ende se<strong>in</strong>es<br />
Berufslebens <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Buch zusammengefasst.<br />
Gerd Stolte reiste gerne und war<br />
daran <strong>in</strong>teressiert, andere Länder und<br />
Menschen kennen zu lernen. Ankerpunkte<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Leben waren jedoch se<strong>in</strong>e Familie,<br />
die katholische Kirche und die <strong>Unitas</strong>.<br />
Gerd Stolte schloss sich im Februar 1954<br />
<strong>in</strong> Aachen der <strong>Unitas</strong> Silesia an und war<br />
e<strong>in</strong>er der Mitbegründer der im Februar 1957<br />
gegründeten <strong>Unitas</strong> Frankenburg. Zum<br />
1. Januar 1959 wurde er philistriert. In<br />
Dortmund gehörte er über Jahrzehnte zu<br />
den besonders Aktiven des örtlichen<br />
Altherrenzirkels. Nahezu 15 lange Jahre war<br />
er Quästor und von März 2002 bis Dezember<br />
2008 Vorsitzender des Zirkels. Bbr. Gerd<br />
Stolte hat die Ämter vorbildlich ausgefüllt<br />
und so zum Gedeihen des Zirkels beigetragen.<br />
Se<strong>in</strong>e liebe Ehefrau hat ihn zu den<br />
Veranstaltungen des Zirkels stets begleitet.<br />
Gerd Stolte war geprägt von e<strong>in</strong>em tief<br />
katholischen, christlichen Menschenbild.<br />
Dies spiegelt sich <strong>in</strong> den Beziehungen zu<br />
se<strong>in</strong>en Mitmenschen, <strong>in</strong>sbesondere im<br />
Umgang mit se<strong>in</strong>er Familie wider.<br />
Am 6. Juni 2012 hat Gerd Stolte nun<br />
se<strong>in</strong>e letzte Reise zu Gott, se<strong>in</strong>em Schöpfer,<br />
angetreten. Die Beisetzung fand am 12. Juni<br />
nach der Auferstehungsmesse <strong>in</strong> der Heilig-<br />
Geist-Kirche <strong>in</strong> Dortmund-Well<strong>in</strong>ghofen auf<br />
dem dortigen Bezirksfriedhof statt. Viele<br />
Bundesbrüder des AHZ Dortmund und e<strong>in</strong>e<br />
Abordnung des AHZ und der Aktivitas der<br />
<strong>Unitas</strong> Ruhrania gaben ihm das letzte<br />
Geleit. R.I.P.<br />
Rudolf Voßhenrich,<br />
<strong>Unitas</strong>-AHZ Dortmund<br />
Bbr. Joachim Porten<br />
MANNHEIM. Die <strong>Unitas</strong> Rheno-Palatia<br />
Mannheim betrauert den Tod ihres Bundesbruders<br />
Joachim Porten, der am 18. April<br />
2012 kurz nach se<strong>in</strong>em 56. Geburtstag von<br />
uns gegangen ist.<br />
Geboren <strong>in</strong> Krefeld, aufgewachsen bei<br />
Lörrach, schloss Bundesbruder Porten sich<br />
als junger Jurastudent der <strong>Unitas</strong> Freiburg<br />
an. In den 80er Jahren kam er nach Mannheim<br />
und übernahm bei der <strong>Unitas</strong> Rheno-<br />
Palatia mehrfach die Chargen des Seniors<br />
und des Fuxmajors.<br />
Später arbeitete er als Journalist und leitete<br />
mit viel Engagement und Sachkunde<br />
e<strong>in</strong> selbstständiges Reisebüro <strong>in</strong> Mannheim.<br />
Mancher Bundesbruder buchte bei ihm und<br />
war dankbar, dass Joachim mit der ihm eigenen<br />
Hartnäckigkeit auch ausgefallene Kundenwünsche<br />
umzusetzen wusste. Dass er<br />
viele Ziele aus eigener Anschauung bestens<br />
kannte, kam den Reisenden dabei ebenso<br />
zugute wie se<strong>in</strong>e Eigenschaft als „Preisfuchs“.<br />
Joachim war alle<strong>in</strong>stehend und es ist<br />
wohl nicht übertrieben zu sagen: se<strong>in</strong>e<br />
Familie war die <strong>Unitas</strong>. Hier engagierte er<br />
sich mit allem Herzblut. Se<strong>in</strong>e farbig und<br />
höchst unterhaltsam gestalteten Reiseberichte<br />
und Wissenschaftlichen Sitzungen<br />
waren echte Programmhighlights. Dank se<strong>in</strong>er<br />
umfassenden Bildung, se<strong>in</strong>er geistigen<br />
Regsamkeit und se<strong>in</strong>es enormen Gedächtnisses<br />
hatte er zu praktisch jedem<br />
Thema Wissenswertes auf Lager und Anekdoten<br />
zu präsentieren.<br />
Se<strong>in</strong>e unzähligen Kontakte zu <strong>in</strong>teressanten<br />
Persönlichkeiten aus Kirche, Wissenschaft<br />
oder Politik bescherten der <strong>Unitas</strong><br />
Rheno-Palatia <strong>in</strong> den vergangenen Jahren<br />
zahlreiche wertvolle Veranstaltungen. Der<br />
Vorschlag, den Altherren- und Hohedamenbundstag<br />
des <strong>Unitas</strong>-Verbandes 2011 <strong>in</strong><br />
Mannheim zu veranstalten, kam – natürlich<br />
– auch von Joachim Porten.<br />
Mal ausspannen und es sich gemütlich<br />
machen war nicht se<strong>in</strong> D<strong>in</strong>g. Ständig entwickelte<br />
er E<strong>in</strong>fälle und prägte so das unita-<br />
unitas 3/2012 251<br />
>>
ische Leben <strong>in</strong> Mannheim, wobei er durchaus<br />
mal anstrengend se<strong>in</strong> konnte. Ohne se<strong>in</strong><br />
Wirken groß herauszustellen dachte er<br />
immer viel lieber an andere, an das nächste<br />
<strong>Unitas</strong>programm, als an sich. Selbst zuletzt<br />
im Krankenhaus hatte er unitarische<br />
Themen und Ideen zu besprechen, etwa<br />
zum Deutschen Katholikentag <strong>in</strong> Mannheim.<br />
Typisch, dass er den Krankenhausseelsorger<br />
gleich für e<strong>in</strong>e WS verpflichten<br />
wollte. Am Ende wusste Joachim genau, wie<br />
es um ihn stand. Begleitet von regelmäßigen<br />
Besuchen se<strong>in</strong>er Bundesbrüder, hat er<br />
das Unausweichliche mit erstaunlicher<br />
Gelassenheit angenommen. Se<strong>in</strong> Glaube<br />
war ihm dabei Trost und Stütze.<br />
Wir werden Joachim Porten als verdienten<br />
Bundesbruder und außergewöhnliche<br />
Persönlichkeit <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung behalten.<br />
Andreas Grossmann<br />
Dipl.-Ing. He<strong>in</strong>rich Kästle<br />
STUTTGART. In der Nacht des 21. Juni 2012<br />
verstarb zwei Wochen vor se<strong>in</strong>em 106. Geburtstag<br />
das älteste Mitglied unseres unitarischen<br />
Zirkels <strong>in</strong> Stuttgart: He<strong>in</strong>rich Kästle.<br />
Vermutlich war er das älteste Mitglied unseres<br />
<strong>Unitas</strong>-Verbandes überhaupt.<br />
Wir Stuttgarter Bundesbrüder s<strong>in</strong>d traurig,<br />
verlieren wir mit unserem He<strong>in</strong>er doch<br />
e<strong>in</strong>en besonders orig<strong>in</strong>ellen, gütigen und<br />
engagierten Freund. Und trotz se<strong>in</strong>er 105<br />
Jahre waren wir überrascht, befassten wir<br />
uns doch schon mit se<strong>in</strong>em 106. Geburtstag,<br />
den wir am 5. Juli besonders gestalten<br />
wollten. Den 85. Geburtstag des Verfassers<br />
dieses Artikels, den He<strong>in</strong>rich Kästle 1927 als<br />
Pate über den Taufste<strong>in</strong> hielt, feierte er noch<br />
mit se<strong>in</strong>er Frau, ebenfalls schon im hohen<br />
Alter von 98 Jahren, gutgelaunt alte Studentenlieder<br />
s<strong>in</strong>gend, <strong>in</strong> erstaunlich guter<br />
körperlicher Verfassung.<br />
He<strong>in</strong>rich Kästle stammte aus S<strong>in</strong>gen am<br />
Hohentwiel und bastelte am Gymnasium <strong>in</strong><br />
Konstanz se<strong>in</strong> Abitur. Er studierte <strong>in</strong> Karlsruhe<br />
Elektrotechnik und fand dort im Juni<br />
1926 zur <strong>Unitas</strong> Franco-Alemannia, geschubst<br />
von e<strong>in</strong>em begeisterten Unitarier,<br />
252<br />
unitas 3/2012<br />
dem Oberregierungsrat Emil Rudolph, damals<br />
Vorstand des F<strong>in</strong>anzamts <strong>in</strong> S<strong>in</strong>gen.<br />
He<strong>in</strong>rich Kästle hielt den unitarischen<br />
Pr<strong>in</strong>zipien se<strong>in</strong> ganzes Leben die Treue, auch<br />
<strong>in</strong> Zeiten des Verbotes und der Verfolgung<br />
im „Dritten Reich“. Durch Heirat und Beruf<br />
kam er nach Stuttgart und fand im Remstal<br />
se<strong>in</strong>e neue Heimat.<br />
Bei der Trauerfeier am se<strong>in</strong>em Wohnort<br />
Remshalden-Grunbach durfte ich me<strong>in</strong>em<br />
Taufpaten und se<strong>in</strong>er Familie letzte Worte<br />
der Wertschätzung, des Trostes und der Anteilnahme<br />
sagen. Im Vorfeld der Semesterabschlusskneipe<br />
am 4. August gedachten<br />
die Bundesbrüder aus Karlsruhe und Stuttgart<br />
im geme<strong>in</strong>samen Gebet am Grabe<br />
unserem Bundesbruder He<strong>in</strong>rich Kästle.<br />
Wolfgang Rudolph<br />
Bbr. Alfred Rapp<br />
MANNHEIM. Am 25. Juli 2011 verstarb nach<br />
langer Krankheit Bundesbruder Alfred Rapp<br />
von der <strong>Unitas</strong> Rheno-Palatia Mannheim im<br />
Alter von 78 Jahren. Der Verstorbene gehörte<br />
zu den jungen katholischen Idealisten, die<br />
als Studenten der damaligen Wirtschaftshochschule<br />
im Jahr 1956 die <strong>Unitas</strong> Mannheim<br />
als Rheno-Palatia wiederbegründeten<br />
und unter der Anleitung des unvergessenen<br />
Herbert Kohler zu neuer Blüte führten.<br />
Seitdem hielt Alfred Rapp der <strong>Unitas</strong><br />
mehr als fünf Jahrzehnte die Treue und übte<br />
viele Jahre das Amt des stellvertretenden<br />
Vorsitzenden im Altherrenvere<strong>in</strong> aus. Geprägt<br />
von der Verehrung für se<strong>in</strong>en Namensvetter,<br />
den Mannheimer Märtyrer<br />
Pater Alfred Delp SJ war er mit Leib und<br />
Seele Unitarier. Unser Motto, nämlich – hier<br />
<strong>in</strong> deutscher Übersetzung – „Im Notwendigen<br />
E<strong>in</strong>igkeit – Im Zweifel Freiheit – In allem<br />
Liebe“ war ihm auch Richtschnur im eigenen<br />
Leben. Nach dem Studium arbeitete er<br />
als Diplom-Volkswirt bei der Deutschen<br />
Bank und wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zeitungsartikel<br />
als „Bankdirektor mit sozialer Ader“ und<br />
„Bankier, nicht Banker“ gewürdigt. Erst der<br />
Mensch, dann die Zahlen.<br />
Seit den frühen 50er Jahren engagierte<br />
Alfred Rapp sich politisch <strong>in</strong> der CDU und<br />
war knapp 20 Jahre Mitglied des Geme<strong>in</strong>derats<br />
der Stadt Mannheim, wo er sich besonders<br />
um die Städtepartnerschaften <strong>in</strong><br />
Frankreich und Großbritannien verdient<br />
machte. Daneben pflegte er enge Beziehungen<br />
<strong>in</strong>s rumänische Klausenburg, organisierte<br />
Spendenaktionen und Fahrten.<br />
Außerdem war er – für ihn verstand sich das<br />
von selbst – aktiv <strong>in</strong> der Kirche, gründete das<br />
Katholische Bildungswerk <strong>in</strong> Mannheim<br />
und war stellvertretender Vorsitzender der<br />
Kirchensteuervertretung und des Kirchensteuerausschusses<br />
im Erzbistum Freiburg.<br />
Se<strong>in</strong> vielfältiges Wirken fand Anerkennung<br />
durch Verleihung des Bundesverdienstkreuzes<br />
am Bande, der Bürgermedaille der<br />
Stadt Mannheim und der Konradsmedaille<br />
des Erzbistums Freiburg. E<strong>in</strong>es wird hier<br />
ganz deutlich: Wie nur wenige hat Alfred<br />
Rapp den von allen Unitariern bei ihrer<br />
Aufnahme <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong> ausdrücklich übernommenen<br />
Auftrag, <strong>in</strong> Kirche und Staat<br />
unseren Mann zu stehen, verwirklicht.<br />
Bei allem Engagement für andere stand<br />
die Familie für ihn im Mittelpunkt. Aus ihr<br />
und e<strong>in</strong>em tiefen Glauben schöpfte er Kraft,<br />
auch <strong>in</strong> gesundheitlich schwerer Zeit. Se<strong>in</strong>e<br />
Söhne Hermann und Matthias s<strong>in</strong>d ebenfalls<br />
begeisterte Unitarier geworden. Alfred<br />
Rapp war trotz se<strong>in</strong>er vielfältigen Fähigkeiten<br />
und Verdienste ke<strong>in</strong>er, der sich <strong>in</strong> den<br />
Vordergrund drängt. Er sprach leise und mit<br />
Bedacht, aber se<strong>in</strong>e Worte fanden Gehör.<br />
Auch wenn er aufgrund se<strong>in</strong>er Krankheit<br />
zuletzt seltener am Vere<strong>in</strong>sleben teilnehmen<br />
konnte, blieb er e<strong>in</strong> geschätzter, immer<br />
nach vorn blickender Ratgeber.<br />
Alfred Rapp, e<strong>in</strong> Urgeste<strong>in</strong> der <strong>Unitas</strong><br />
Rheno-Palatia, wird uns als Freund und<br />
Vorbild unvergessen bleiben.<br />
Andreas Grossmann<br />
Bbr. Dipl.Vw. Werner Osypka<br />
HEUSENSTAMM. Bbr. Dipl. Vw. Werner Osypka<br />
am vergangenen Sonntag. 8. Juli 2012,<br />
nach kurzer schwerer Krankheit gestorben.<br />
Bbr. Osypka wurde am 5. Oktober 1931 <strong>in</strong><br />
Miechowitz, Oberschlesien, geboren. Bei<br />
UNITAS Rolandia wurde er im Juni 1955 rezipiert<br />
und am 25. Januar 1960 philistriert. Er<br />
gehörte bis zu se<strong>in</strong>em Tode dem UNITAS-<br />
Zirkel Offenbach/Hanau an. Bbr. Osypka war<br />
<strong>in</strong> vielfältigen Funktionen mit se<strong>in</strong>er<br />
Heimatstadt politisch verbunden. Von 1972<br />
bis 2001 war er Mitglied der CDU-Fraktion <strong>in</strong><br />
der Stadtversammlung Heusenstamm, von<br />
1983-1995 war er Mitglied des Hessischen<br />
Landtages.<br />
Wir verlieren e<strong>in</strong>en engagierten sozialpolitisch<br />
orientierten Bundesbruder.<br />
Möge er <strong>in</strong> Frieden ruhen.<br />
Udo Hermle, AHZx Offenbach
Bbr. Dr. rer. nat.<br />
Thankmar Sauerland<br />
HAGEN. Am 26. Mai 2012 verstarb<br />
unser Bundesbruder Dr. Thankmar<br />
Sauerland. Er wurde am 15.<br />
November 1935 <strong>in</strong> Ellrich/Südharz<br />
geboren, verbrachte aber<br />
die Jugendjahre <strong>in</strong> Niedermarsberg<br />
(Hochsauerlandkreis), wo er<br />
nun auch beerdigt wurde.<br />
Thankmar Sauerland absolvierte<br />
das Abitur am Marianum-<br />
Gymnasium <strong>in</strong> Warburg und<br />
begann e<strong>in</strong> Studium der Physik<br />
an der Universität <strong>Münster</strong>.<br />
Rezipiert wurde er im Juni 1956<br />
von der <strong>Unitas</strong> Wik<strong>in</strong>g, kam dann aber zur<br />
<strong>Unitas</strong> Sugambria. „Endlichkeit und<br />
Unendlichkeit des Weltalls“ lautet das<br />
Thema e<strong>in</strong>er WS, die er am 20. Mai 1957<br />
hielt. Später wechselte er an die Universität<br />
Aachen, wo er <strong>in</strong> der <strong>Unitas</strong> Reichenste<strong>in</strong><br />
viele Chargenämter übernahm. Das<br />
Manuskript e<strong>in</strong>er WS zum Thema „Die<br />
Jugend von heute“ vom 2. Juni 1960 fand<br />
sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Nachlass und enthält e<strong>in</strong>ige<br />
heute zeitgeschichtlich <strong>in</strong>teressante und<br />
amüsante Ansichten über Halbstarke,<br />
Parties und Petticoats.<br />
Nach dem Diplom beschäftigte er sich<br />
erst bei der Bensberger Firma Interatom<br />
mit dem Bau von Kernkraftwerken. Er g<strong>in</strong>g<br />
dann aber zurück <strong>in</strong> die Forschung an die<br />
Universität Marburg. Als se<strong>in</strong> Mentor, Prof.<br />
Detlef Kamke, an die damals neu gegründete<br />
Ruhruniversität Bochum berufen wurde,<br />
folgte Thankmar Sauerland ihm 1967. Er<br />
promovierte 1969 und blieb als<br />
akademischer Oberrat bis zu se<strong>in</strong>er<br />
Pensionierung <strong>in</strong> Bochum.<br />
Vielen Studierenden dürften<br />
se<strong>in</strong>e praxisnahen Übungsaufgaben<br />
<strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung bleiben<br />
(„Tarzan schw<strong>in</strong>gt an e<strong>in</strong>er Liane<br />
der Länge l = 10 Meter…“).<br />
Der <strong>Unitas</strong> war Thankmar<br />
Sauerland treu verbunden. Besonders<br />
die Eifelwanderungen<br />
„se<strong>in</strong>er“ Reichenste<strong>in</strong> besuchte<br />
er fast jedes Jahr und schaffte es<br />
sogar, e<strong>in</strong>e „Eifel“-Wanderung <strong>in</strong>s<br />
heimische Sauerland zu verlegen.<br />
An se<strong>in</strong>em Wohnort Hagen<br />
war er lange Jahre Vorsitzender<br />
des AHZ. Thankmar h<strong>in</strong>terlässt se<strong>in</strong>e<br />
Ehefrau Maria Luise, drei K<strong>in</strong>der (darunter<br />
der Verfasser dieser Zeilen) und sieben<br />
Enkelk<strong>in</strong>der. Unter großer Anteilnahme von<br />
Familie, AHZ Hagen und viele Freunden<br />
haben wir am 2. Juni von ihm Abschied<br />
genommen.<br />
Dr. Stefan Sauerland<br />
Gedenkt unserer verstorbenen Bundesbrüder<br />
Bbr. StD i. R. Willibald Bieber aus Hösbach,<br />
geboren am 27.9.1924, aktiv seit Januar<br />
1949 bei UNITAS Würzburg und UNITAS<br />
Bavaria, ist am 19.4.2012 verstorben.<br />
Bbr. Dipl.-Ing. Gerd Claesges aus Rödermark,<br />
geboren am 4.1.1929, aktiv seit Dezember<br />
1959 bei UNITAS Silesia Aachen, ist<br />
am 16.6.2012 verstorben.<br />
Bbr. Direktor Prof. Dr. jur. Ernst Josef<br />
Fittkau aus Ick<strong>in</strong>g, geboren am 22.7.1927,<br />
ist am 12. Mai 2012 gestorben. Aktiv war er<br />
seit Juni 1950 bei UNITAS tom-Kyle <strong>in</strong> Kiel,<br />
dann bei UNITAS München und UNITAS<br />
Gött<strong>in</strong>gen.<br />
Bbr. Pfarrer i. R. Josef Forse aus Trier, geboren<br />
am 15.3.1936, aktiv seit November 1959<br />
bei UNITAS Rhenania Bonn, anschließend<br />
bei UNITAS Trebeta Trier, zum Priester<br />
geweiht am 26. Juli 1964, philistriert zum<br />
1.1.1965, ist am 5.6.2012 verstorben.<br />
Bbr. Rechtsanwalt Georg Geiger aus<br />
Hettenleidelheim, geboren am 29.11.1934,<br />
aktiv seit Februar 1955 bei UNITAS Heidelberg<br />
und dann bei UNITAS Rheno-Danubia<br />
Freiburg, ist am 25.5.2012 gestorben.<br />
Bbr. Dipl.-Kfm. Karl-He<strong>in</strong>z Jann<strong>in</strong>g aus<br />
L<strong>in</strong>gen, geboren am 19.1.1937, aktiv seit<br />
Juni 1963 bei UNITAS Saar <strong>in</strong> Saarbrücken,<br />
anschließend bei UNITAS Deutschritter<br />
Köln, philistriert zum 1.1.1966, ist am<br />
9.2.2012 gestorben.<br />
Bbr. OStD a. D. Paul Kalkhoff aus Dorsten,<br />
geboren am 5.11.1925, aktiv seit Juni 1949<br />
bei UNITAS Burgundia du Mitglied des<br />
AHV UNITAS Rolandia-Burgundia <strong>Münster</strong>,<br />
seit 1.4.1953 philistriert, ist am 1.6.2012<br />
gestorben.<br />
Bbr. Pfarrer Johannes Lemperle aus<br />
Oftersheim, geboren am 4.7.1940, aktiv<br />
seit Februar 1966 bei UNITAS Albert<strong>in</strong>a<br />
Freiburg und philistriert zum 1.1.1970, ist<br />
am 27.4.2012 gestorben. Er wurde am 8.<br />
Mai auf dem Friedhof St. Wolfgang <strong>in</strong> Ellwangen/Jagst<br />
zur letzten Ruhe getragen.<br />
Bbr. Dipl.-Kfm. Rochus Lougear aus<br />
Darmstadt, geboren am 24.9.1920, aktiv<br />
seit Januar 1954 bei UNITAS München und<br />
zum 1.1.1955 philistriert, ist am 2.4.2012<br />
verstorben.<br />
Bbr. Realschuloberlehrer i. R. Diakon<br />
Gerhard Mlitzko aus Heidelberg, geboren<br />
am 14.7.1939, rezipiert im Juni 1966 bei<br />
UNITAS Heidelberg und philistriert zum<br />
1.1.1970, ist am 22.1.2012 verstorben.<br />
Bbr. Dr. med. Constant<strong>in</strong> Pommenich aus<br />
<strong>Münster</strong>, geboren am 14.1.1920, rezipiert<br />
bei UNITAS-Salia Bonn, ist am 26.5.2012<br />
gestorben.<br />
Bbr. Zahnarzt Dr. med. dent. Stefan Ruf aus<br />
Mönchengladbach, geboren am 22.7.1954,<br />
aktiv seit Juli 1974 bei UNITAS Rhe<strong>in</strong>mark<br />
Düsseldorf und nach der Philistrierung<br />
zum 1.1.1979 beim UNITAS-Zirkel Mönchengladbach-Viersen,<br />
ist am 29.3.2012<br />
e<strong>in</strong>em Krebsleiden erlegen. Die Bundesbrüder<br />
haben ihn noch unmittelbar vor<br />
se<strong>in</strong>em Tod besucht und ihm auf dem<br />
Katholischen Friedhof Mönchengladbach-<br />
Odenkirchen die letzte Ehre erwiesen.<br />
Bbr. StD i. R. He<strong>in</strong>rich Sandmann aus Unna,<br />
geboren am 29.10.1928, rezipiert im Juni<br />
1951 bei UNITAS Rolandia-Burgundia<br />
<strong>Münster</strong>, philistriert zum 1.1.1959, ist am<br />
20.3.2012 gestorben.<br />
Bbr. Abteilungspräsident i. R. Johannes<br />
Sickmöller aus Coburg, geboren am<br />
3.4.1929, aktiv seit Juni 1950 bei UNITAS<br />
Rolandia-Burgundia <strong>in</strong> <strong>Münster</strong> und philistriert<br />
zum 1.1.1954, ist am 24.12.011 verstorben.<br />
Bbr. Dipl.-Kfm. Peter Manfred Wimmer<br />
aus Blieskastel, geboren am 29.4.1929,<br />
rezipiert im Juli 1950 bei UNITAS Nicolaus-<br />
Cusanus <strong>in</strong> Saarbrücken, aktiv bei UNITAS<br />
Zweibrücken-Homburg, seit 1989 beim<br />
UNITAS-AHZ Saarpfalz, ist am 20.5.2012<br />
verstorben.<br />
R.I.P.<br />
unitas 3/2012 253
zwischen Religion und Politik von der Antike<br />
bis zur Gegenwart untersuchen.<br />
Dem von Sozialethiker Prof. Dr. Karl<br />
Gabriel mit den Religionssoziologen Dr.<br />
habil. Christel Gärtner und Prof. Dr. Detlef<br />
Pollack herausgegebene Sammelband haben<br />
renommierte Historikern, Soziologen,<br />
Politologen und Theologen aus Europa und<br />
den USA Beiträge beigesteuert. Sie diskutieren<br />
die Gültigkeit der Säkularisierungsthese<br />
anhand von Fallbeispielen aus neun Jahrhunderten<br />
– vom Investiturstreit bis zum<br />
20. Jahrhundert.<br />
Für den <strong>in</strong>teressierten Leser bieten sie<br />
e<strong>in</strong>e hochspannende Fülle von vielen E<strong>in</strong>zelaspekten<br />
zur historischen, sozialen, politischen<br />
und mentalitätsgeschichtlichen Rolle<br />
Politische<br />
Äquidistanz ?<br />
Unsere <strong>Unitas</strong> war von Anbeg<strong>in</strong>n eng<br />
mit dem verbunden, was man den „politischen<br />
Katholizismus“ nennt. Das Gedenken<br />
an Ludwig W<strong>in</strong>dthorst <strong>in</strong> diesem Jahr steht<br />
dafür. Nicht ohne Grund war es gerade er,<br />
der das erste Ehrenmitglied des Verbandes<br />
geworden ist. In der Weimarer Zeit und angesichts<br />
des heraufziehenden National-<br />
Sozialismus stand die <strong>Unitas</strong> geschlossen<br />
zur katholischen Zentrumspartei und mit<br />
ihr zur demokratischen Republik. Nach dem<br />
Zusammenbruch des braunen Jakob<strong>in</strong>ertums,<br />
<strong>in</strong> den ersten Jahrzehnten der Bundesrepublik<br />
war das ebenso. Unitarier, die<br />
sich politisch engagierten, taten das mit<br />
Selbstverständlichkeit <strong>in</strong> CDU und CSU.<br />
Statt vieler anderer nenne ich nur Bbr. Dr.<br />
He<strong>in</strong>rich Krone, Vertrauter Adenauers, Fraktionsvorsitzender<br />
im Deutschen Bundestag<br />
und Bundesm<strong>in</strong>ister. Damit repräsentierte<br />
der UV beispielhaft die politische Geschlossenheit<br />
des katholischen Volkes <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
zunehmend als gottfern erlebten sozialen<br />
Umwelt. Diese Geschlossenheit wurde<br />
durch e<strong>in</strong>e euphorische und gerade deshalb<br />
von 68er Ideen überlagerte Rezeption des II.<br />
Vaticanums, die auch sonst zu Verfälschungen<br />
des Wollens der Konzilsväter geführt<br />
hat, immer mehr zersetzt. Man wollte das<br />
Besondere des Katholischen nicht mehr gel-<br />
der Religion. In vier Analyseschritten beziehen<br />
„Probebohrungen“ zu ausgewählten<br />
Perioden soziologische Theorie und historische<br />
Analyse aufe<strong>in</strong>ander – vom Investiturstreit<br />
(1056-1122), <strong>in</strong> dem Kirche und Kaisertum<br />
um die Vormacht rangen, bis zum<br />
Verhältnis von Religion und Politik im<br />
Konfessionellen Zeitalter des 16. und 17. Jahrhunderts.<br />
Die Beiträge befassen sich mit der<br />
Garantie der Menschenrechte und der<br />
Religionsfreiheit, wie sie Ende des 18. Jahrhunderts<br />
<strong>in</strong> den USA und durch die<br />
Revolution <strong>in</strong> Frankreich erreicht wurden –<br />
die Voraussetzungen für e<strong>in</strong>en säkularen<br />
und religionsneutralen Staat. E<strong>in</strong> weiterer<br />
Analyseschritt gilt dem 19. Jahrhundert, <strong>in</strong><br />
dem das liberale Bürgertum die rechtliche<br />
Trennung von Kirche und Staat betrieb. Hier<br />
gründet die These von der Säkularisierung<br />
ten lassen oder schämte sich dessen. Die<br />
Folge von all dem wird derzeit diskutiert:<br />
Man spricht vom „Erlahmen des politischen<br />
Katholizismus“ und deutet auf die protestantische<br />
Dom<strong>in</strong>anz bei der Besetzung der<br />
Spitzenämter unseres Staates.<br />
Der Verfall des katholischen Selbstverständnisses<br />
führte nicht nur zur Verflachung<br />
des C-Profils der beiden Unionsparteien,<br />
die nach 1945 das Erbe von Zentrum<br />
und Bayerischer Volkspartei übernommen<br />
hatten, sondern auch zur Ausbildung<br />
des Paradigmas e<strong>in</strong>er „Äquidistanz“ der<br />
Kirche allen gängigen Parteien gegenüber.<br />
Im Licht der e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glichen und ernsten<br />
Warnungen der Pius-Päpste vor Liberalismus<br />
und Sozialismus erweist sich dieses Paradigma<br />
freilich als Produkt <strong>in</strong>tellektueller<br />
Schlamperei. Der kont<strong>in</strong>entaleuropäische<br />
Liberalismus war seit eh und je e<strong>in</strong> Todfe<strong>in</strong>d<br />
der katholischen Kirche und besonders ihrer<br />
Soziallehre. Und das Wort Pius XI., Sozialismus<br />
und Katholizismus vertrügen sich wie<br />
Feuer und Wasser, war auf alle Spielarten<br />
des Sozialismus gemünzt, auch auf die, die<br />
sich demokratisch versteht. Denn Kommunismus<br />
und Sozialdemokratie trennten<br />
sich nicht des Zieles wegen, sondern um<br />
ihrer gewiss sehr tiefgreifenden Me<strong>in</strong>ungsunterschiede<br />
über den Weg zum Ziel willen.<br />
Was die Pius-Päpste anmahnten, gilt<br />
noch heute. E<strong>in</strong> Blick auf die aktuelle Biound<br />
Familienpolitik bestätigt das e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glich.<br />
SPD und FDP, um die konkreten Parteien<br />
bei uns mit Namen zu nennen, haben ihre<br />
beträchtlichen Anteile an der Säkularisierung<br />
der Gesellschaft. In der Säkularisierungswut<br />
werden sie seit drei Jahrzehnten<br />
von den Grünen noch weit übertroffen.<br />
Deren ökologistisches Welt- und Menschenbild<br />
ist mit dem katholischer Christen<br />
schlechth<strong>in</strong> unvere<strong>in</strong>bar. Denn für sie ist der<br />
Mensch nicht Ebenbild Gottes und zur<br />
Gottesk<strong>in</strong>dschaft berufen, mith<strong>in</strong> Gott<br />
näher als der übrigen Schöpfung, sondern<br />
als Entkirchlichung. Abschließende theoretische<br />
Überlegungen gelten der Differenzierung<br />
und Entdifferenzierung als modernisierungstheoretischeInterpretationskategorien,<br />
aber auch dem „S<strong>in</strong>n und Uns<strong>in</strong>n<br />
religionsgeschichtlicher Prozessbegriffe“<br />
((Volkhard Krech) und der „Warnung vor der<br />
Rede von Differenzierung, Rationalisierung<br />
und Modernisierung“ (Hans Joas).<br />
Angesichts der jüngst mehrfach vertretenen<br />
Auffassung von der „Wiederkehr der<br />
Religionen“ weitet diese umfassende Arbeit<br />
mit ihren Fallstudien die Perspektive auf das<br />
Wechselspiel jeweils treibender gesellschaftlicher<br />
Kräfte und Akteure. Und sie<br />
relativiert e<strong>in</strong> vorschnelles Urteil zu aktuellen<br />
Beobachtungen.<br />
CB<br />
nur Unterfall des übergreifenden Phänomen<br />
„Bios“ so geworden durch die Zufälligkeiten<br />
und Durchsetzungskräfte der Evolution.<br />
Das ergibt gerade <strong>in</strong> der Umweltpolitik<br />
beträchtliche und handfeste Unterschiede.<br />
Und der Gegensatz der Grünen zur katholischen<br />
Konzeption von Ehe und Familie<br />
braucht gewiss nicht näher erläutert zu<br />
werden.<br />
Angesichts der verschärften Diasporasituation<br />
täte politische Geschlossenheit<br />
der Katholiken bitter not. Und kirchentreue<br />
Katholiken sollten ihre laikale Mission im<br />
politischen Engagement suchen, statt <strong>in</strong>nerkirchliche<br />
Emanzipationskämpfe gegen<br />
die Geweihten und die Hierarchie aufzuführen.<br />
Die politische Geschlossenheit hat dort<br />
ihren Ort, wo bei aller gegenwärtigen Verflachung<br />
traditionell und <strong>in</strong> zahlreichen gegenwärtigen<br />
Ansätzen immer noch die<br />
Chance besteht, das Proprium unseres<br />
Bildes vom Menschen und der Gesellschaft<br />
<strong>in</strong> reale Politik umzusetzen.<br />
Genau das wäre zu bedenken, wenn e<strong>in</strong><br />
SPD-Oberbürgermeister e<strong>in</strong> <strong>Unitas</strong>-Haus<br />
besucht oder der Verbandszeitschrift e<strong>in</strong><br />
ausführliches Interview gibt, oder wenn e<strong>in</strong><br />
früherer FDP-Grande den Neujahrsempfang<br />
unserer lieben „Mutter Salia“ beehrt.<br />
Bernhard Mihm, Paderborn<br />
„Sehr merkwürdig“<br />
Liebe Bundesbrüder,<br />
mit großer Verwunderung und Verärgerung<br />
habe ich <strong>in</strong> der UNITAS 2/2012 den Beitrag<br />
von Bbr. Adam über den Auftritt von K.<br />
K<strong>in</strong>kel (Außenm<strong>in</strong>ister a. D.) bei der Salia <strong>in</strong><br />
Bonn gelesen.<br />
Zunächst e<strong>in</strong>mal ist es sehr merkwürdig,<br />
dass e<strong>in</strong> Politiker, der e<strong>in</strong>e klar vom<br />
unitas 3/2012 255<br />
>>
Doetsch, Werner– 30455 Hannover, Kamerunweg<br />
katholischen Lehramt verurteilte Abtreibungsgesetzgebung<br />
mit se<strong>in</strong>er Partei propagiert<br />
und durchgesetzt hat (Evangelium<br />
Vitae 59:„Aber <strong>in</strong> die Verantwortung mite<strong>in</strong>bezogen<br />
s<strong>in</strong>d auch die Gesetzgeber, die<br />
Abtreibungsgesetze gefördert und beschlossen<br />
haben“; EV 72: „Die Gesetze, die<br />
Abtreibung und Euthanasie zulassen und<br />
begünstigen, stellen sich also nicht nur radikal<br />
gegen das Gut des e<strong>in</strong>zelnen, sondern<br />
auch gegen das Geme<strong>in</strong>wohl und s<strong>in</strong>d<br />
daher ganz und gar ohne glaubwürdige<br />
Rechtsgültigkeit.“), die Möglichkeit erhält<br />
256<br />
unitas 3/2012<br />
bei der <strong>Unitas</strong>, se<strong>in</strong>e Propaganda zu verbreiten.<br />
Noch mehr verwundert die Charakterisierung<br />
des Vortrages von K. K<strong>in</strong>kel: „Kurzweilig,<br />
mit Anekdoten aufgelockert“, „spannend“,<br />
„der bekennende Schwabe blieb<br />
ke<strong>in</strong>e Antwort schuldig“. Da steht also e<strong>in</strong><br />
dt. Ex-Regierungsmitglied und redet (Zitat)<br />
von „Wahlen <strong>in</strong> den USA, Ch<strong>in</strong>a, Frankreich<br />
und Russland“. Und die <strong>Unitas</strong> applaudiert.<br />
E<strong>in</strong>e Schande!<br />
Für Russland mag man diese merkwürdige<br />
Formulierung e<strong>in</strong>em FDPler gerade<br />
noch durchgehen lassen (Die FDP kümmert<br />
sich ja eh mehr ums Geld, als um die<br />
Menschen), aber wer im Zusammenhang<br />
mit Ch<strong>in</strong>a von Wahlen redet, steht doch e<strong>in</strong>deutig<br />
nicht auf dem Boden der Ideen von<br />
1848. Damit ist dieser Herr e<strong>in</strong>deutig e<strong>in</strong><br />
„Fe<strong>in</strong>d“ unitarischer Grundideen. Hier wurden<br />
wohl dem verme<strong>in</strong>tlichen Prestige<br />
e<strong>in</strong>es bekannten Redners die unitarischen<br />
Pr<strong>in</strong>zipien geopfert.<br />
S.i.u., Albrecht Pachl<br />
<strong>Unitas</strong> Hetania / <strong>Unitas</strong> Cheruskia<br />
Wir gratulieren!<br />
GEBURTSTAGE<br />
IM OKTOBER, NOVEMBER, DEZEMBER
60 Jahre GV-Beschluss von Bochum:<br />
FAHRT DER UNITAS ZUR FRANZ-HITZE-GEDÄCHTNISKIRCHE NACH HASSELROTH-NEUENHASSLAU BEI GELNHAUSEN<br />
Frankfurt am Ma<strong>in</strong> / Hasselroth-Neuenhaßlau.<br />
Mitten <strong>in</strong> der hessischen Diaspora<br />
des Ma<strong>in</strong>-K<strong>in</strong>zig-Kreises, zwischen Hanau<br />
und Gelnhausen, steht die Franz-Hitze-<br />
Gedächtniskirche „Maria Hilfe der Christen“.<br />
Sie ist e<strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>od, <strong>in</strong> dem sich christlicher<br />
Geist und solidarische Tatkraft der<br />
UNITAS widerspiegeln.<br />
Auf Beschluss der 75. <strong>Generalversammlung</strong>,<br />
die im Juli 1952 <strong>in</strong> Bochum<br />
tagte, entschied sich der UNITAS-Verband,<br />
die Patenschaft für den Bau e<strong>in</strong>er Kirche <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Arbeiter- und Flüchtl<strong>in</strong>gsdorf zu<br />
übernehmen. Im GV-Beschluss hieß es:<br />
„Sie wird den Namen ,Franz Hitze-Gedächtniskirche‘<br />
führen. Die Verbandskasse stellt<br />
aus ihren Mitteln e<strong>in</strong>en namhaften Betrag<br />
für diesen Zweck zur Verfügung. In e<strong>in</strong>em<br />
besonderen Rundschreiben wird sich die<br />
Verbandsführung an alle Bundesbrüder<br />
mit der Bitte wenden, diesen Kirchenbau<br />
nach Kräften zu unterstützen.“ – So geschah<br />
es. Näheres f<strong>in</strong>det sich im UNITAS-<br />
Handbuch, Band IV.<br />
Das diamantene Jubiläum dieses Beschlusses<br />
nahm der Verband zum Anlass,<br />
am letzten Tag des Krone-Sem<strong>in</strong>ars im<br />
März 2012 an e<strong>in</strong>er Hl. Messe <strong>in</strong> der Franz-<br />
Hitze-Gedächtniskirche von Neuenhaßlau<br />
teilzunehmen. Es chargierten der hohe<br />
Vorort UNITAS Franko-Sa‘xonia Marburg<br />
mit VOP Bbr. Kilian Schmiz und Bbr. Franz<br />
Hitzes Heimatvere<strong>in</strong> UNITAS Hetania<br />
Würzburg mit Senior He<strong>in</strong>z Richter. An-<br />
schließend hielt Bbr. Prälat Prof. Dr. Lothar<br />
Roos <strong>in</strong> der Kirche e<strong>in</strong>en Vortrag zum<br />
Thema „Franz Hitze – Sozialpolitik aus<br />
dem Geist der katholischen Soziallehre“.<br />
Mit se<strong>in</strong>em lebendigen und engagierten<br />
Vortrag stieß er auf so großen Anklang,<br />
dass die Geme<strong>in</strong>de sich wieder<br />
mehr mit Franz Hitze, dem Namensgeber<br />
ihrer Kirche und ihres Geme<strong>in</strong>desaals, beschäftigen<br />
will. Auch e<strong>in</strong>e weitere Gedenktafel<br />
am E<strong>in</strong>gang der Kirche – der<br />
Grundste<strong>in</strong> und das Mosaik mit dem Porträt<br />
von Bbr. Franz Hitze bef<strong>in</strong>den sich an<br />
der Seite – ist gewünscht. Der Verbandsvorstand<br />
wird sich damit befassen.<br />
Christian Poplutz<br />
unitas 3/2012 259
260<br />
Zeitschrift des Verbandes<br />
der wissenschaftlichen<br />
kath. Studentenvere<strong>in</strong>e<br />
UNITAS<br />
Aachener Str. 29<br />
41564 Kaarst (Büttgen)<br />
ISSN 0344 - 9769<br />
unitas 3/2012<br />
<strong>Unitas</strong>, Aachener Str. 29, 41564 Kaarst (Büttgen),<br />
PVSt; DPAG, Entgelt bezahlt.<br />
Das Erlernen von Schlüsselqualifikationen ist e<strong>in</strong> wichtiger Meilenste<strong>in</strong><br />
auf dem Weg zu e<strong>in</strong>em erfolgreichen Berufse<strong>in</strong>stieg!“<br />
Bewerber- und Assessmentcenter-<br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>in</strong> <strong>Münster</strong><br />
Liebe Bundesschwestern, liebe Bundesbrüder,<br />
vom 28. bis 30. August 2012 bietet die Stiftung <strong>Unitas</strong> 150 plus <strong>in</strong><br />
Zusammenarbeit mit der <strong>Unitas</strong> W<strong>in</strong>fridia zum zweiten Mal e<strong>in</strong><br />
Bewerber- und Assessmentcenter-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>in</strong> <strong>Münster</strong> an. Als<br />
Thema haben wir <strong>in</strong> diesem Jahr „Stärke De<strong>in</strong>e Stärken“ ausgewählt.<br />
Das Sem<strong>in</strong>ar hat das Ziel, die <strong>in</strong>dividuellen positiven Eigenschaften<br />
der Teilnehmenden, die für e<strong>in</strong> Bewerbungsverfahren von großer<br />
Bedeutung s<strong>in</strong>d, durch Vorträge und Übungen herauszuarbeiten.<br />
Gleichzeitig werden wichtige Themen und praktische Tipps für den<br />
Berufse<strong>in</strong>stieg vorgestellt und durch den persönlichen Austausch<br />
mit im Beruf stehenden Bundesbrüdern und Bundesschwestern<br />
abgerundet.<br />
E<strong>in</strong>geladen zur Teilnahme s<strong>in</strong>d alle Bundesschwestern und<br />
Bundesbrüder, die sich engagiert <strong>in</strong> Ihren Kooperationen e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen, das Vere<strong>in</strong>sleben zum Beispiel<br />
durch die Übernahme von Chargen oder durch das Ausgestalten unitarischer Veranstaltungen aktiv mitgestalten<br />
und vor allem Interesse an e<strong>in</strong>er aktiven Mitarbeit im Sem<strong>in</strong>ar haben.<br />
Für die <strong>in</strong>haltliche Ausgestaltung des Sem<strong>in</strong>ars konnte die F<strong>in</strong>anz- und Managementberatung zeb/ aus<br />
<strong>Münster</strong> gewonnen werden. zeb/ ist e<strong>in</strong> europaweit agierendes Unternehmen, das <strong>in</strong>sbesondere beratende<br />
Tätigkeiten im Bereich der F<strong>in</strong>anzwirtschaft durchführt. Zugleich bietet zeb/ umfassende<br />
Lösungsansätze für die Umsetzung von wirtschaftlichen sowie gesetzlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und<br />
zur Weiterentwicklung von Geschäftsideen an. Als Referent wird der Leiter des zeb/-Recruit<strong>in</strong>g, Burkhard<br />
Hanke, das unitarische Sem<strong>in</strong>ar mit Vorträgen zu verschiedenen Themen, e<strong>in</strong>igen praktischen<br />
Fallbeispielen und durch persönliche Gespräche mit den Teilnehmenden ausgestalten und für alle Fragen<br />
rund um das Bewerbungsverfahren zur Verfügung stehen.<br />
Die Anmeldung für das Sem<strong>in</strong>ar erfolgt über den Anmeldebogen auf der <strong>Unitas</strong>-Homepage.<br />
Anmeldeschluss ist der 10. August 2012. Die Kosten des gesamten Sem<strong>in</strong>ars trägt die Stiftung „<strong>Unitas</strong><br />
150 plus“. Wir freuen uns auf zahlreiche Bewerbungen!<br />
Mit herzlichen unitarischen Grüßen<br />
Oliver Laux-Ste<strong>in</strong>er<br />
Verb<strong>in</strong>dliche Anmeldungen für das Sem<strong>in</strong>ar: Oliver Laux-Ste<strong>in</strong>er, Hüb<strong>in</strong>gerweg 45, 56323 Waldesch,<br />
0171 1969797, E-Mail: laux-ste<strong>in</strong>er@gmx.de oder an bewerbertra<strong>in</strong><strong>in</strong>g@unitas.org.