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135. Generalversammlung in Münster - Unitas

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162<br />

INHALT<br />

Die <strong>135.</strong> GV: Tradition, Mut und neuer Aufbruch >163<br />

Die Ergebnisse von <strong>Münster</strong> im Überblick >165<br />

Impressionen: <strong>Münster</strong>aner Bilderbogen >168<br />

Bbr. Weihbischof Theis<strong>in</strong>g:„Seid se<strong>in</strong>e Zeugen!“ > 174<br />

Bbr. Prof. Lothar Roos: Der Mensch im Mittelpunkt >176<br />

Klug und weltzugewandt: Aspekte aus dem Podium >180<br />

Bbr. Kard<strong>in</strong>al Marx:„L<strong>in</strong>k setzen zur Ostererfahrung!“ >182<br />

Festakt: Katholische Soziallehre im Wandel der Zeit >184<br />

Bbr. Dieter Krüll:„Der schlafende Riese hat sich bewegt“ >188<br />

Bbr. Johannes Mocnik: Randbemerkungen zur GV > 191<br />

<strong>Münster</strong>aner Erklärung gegen politischen Extremismus >194<br />

Berl<strong>in</strong>: Der Mauerbau im Spiel der <strong>Unitas</strong> >195<br />

News aus Universität und Kirche >200<br />

98. Deutscher Katholikentag: Im Zeichen des Aufbruchs >204<br />

München: AGV im Gespräch mit Politik und Kirche >208<br />

UNITAS Franko-Saxonia auf Tour: Der Vorort vor Ort > 212<br />

Im Gespräch: Bundesm<strong>in</strong>ister a.D. Friedrich Bohl >214<br />

Im Gespräch: Alois Konstant<strong>in</strong> Fürst zu Löwenste<strong>in</strong> >216<br />

Soziales Projekt: Neuer Sportplatz <strong>in</strong> Markkleeberg >220<br />

AHB-/HDB-Tag: Europazentrum Robert Schuman >222<br />

Aktiventag <strong>in</strong> Karlsruhe 9.-11.11.2012 >224<br />

Zur demographischen Situation <strong>in</strong> Deutschland >226<br />

Bbr. Häfner: Denkmal für e<strong>in</strong>en Seligen >228<br />

Aus dem <strong>Unitas</strong>-Verband >230<br />

Personalia: Namen s<strong>in</strong>d Nachrichten >244<br />

In memoriam: Unsere Verstorbenen >248<br />

Bücher / Leserbriefe >254<br />

Geburtstage Oktober bis Dezember >256<br />

Stiftung UNITAS 150 plus: Bewerber-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

>260<br />

unitas<br />

Zeitschrift des Verbandes der wissenschaftlichen<br />

katholischen Studentenvere<strong>in</strong>e UNITAS<br />

ISSN-Nr.0344-9769<br />

Herausgeber und Verlag<br />

Verband der wissenschaftlichen katholischen Studentenvere<strong>in</strong>e UNITAS e.V.,<br />

Aachener Str. 29, 41564 Kaarst (Büttgen)<br />

Verbandssekretär<strong>in</strong>: Marianne Hübers<br />

Öffnungszeiten: Mo-Do von 09.00 bis 13.00 Uhr, Fr. nicht besetzt<br />

Tel. 02131 271725, Fax 02131 275960, E-Mail: vgs@unitas.org, stiftung@unitas.org<br />

Homepage: www.unitas.org<br />

Vorort: UNITAS Franko-Saxonia Marburg, Sybelstr. 1, 35037 Marburg<br />

Vorortspräsident: Kilian Schmiz,<br />

Tel. Mobil: 0176 64209082, E-Mail: vop@unitas.org, kilian.schmiz@web.de<br />

Verbands-Konto: PAX-Bank Köln, Kont0-Nr. 28 796 013, BLZ 370 601 93<br />

Spendenkonten: Stiftung UNITAS 150plus:<br />

Pax-Bank e.G., Köln, Konto-Nr. 322 300 16, BLZ 370 60 193<br />

Bank für Sozialwirtschaft, Konto-Nr. 80 61 000, BLZ 370 205 00<br />

Schriftleitung:<br />

Dr. Christof M. Beckmann, Hülsmannstr. 74, 45355 Essen-Borbeck,<br />

Tel. 0201 664757 (p), E-Mail: unitas@unitas.org<br />

Hermann-Josef Großiml<strong>in</strong>ghaus, Rhe<strong>in</strong>str. 12, 53179 Bonn,<br />

Tel. 0228 211487 (p), 0228 103268 (d), E-Mail: H.Grossiml<strong>in</strong>ghaus@DBK.de<br />

Der Bezugspreis der unitas beträgt 2,50 Euro zzgl. Zustellgebühr. Für Mitglieder des UNITAS-<br />

Verbandes ist er im jährlichen Verbandsbeitrag von 60,- Euro enthalten. Namentlich gekennzeichnete<br />

Beiträge stellen nicht <strong>in</strong> jedem Fall die Me<strong>in</strong>ung der Redaktion dar.<br />

unitas 3/2012<br />

Fotonachweis: Hermann-Josef Großiml<strong>in</strong>ghaus, Christoph<br />

Blümer, Christof Beckmann, Mart<strong>in</strong> Gewiese, Willi Vögele,<br />

Johannes Mocnik, Re<strong>in</strong>hold Schönemund, Torsten Weibel,<br />

privat, Archiv<br />

Druck: Druckerei Pomp, Bottrop<br />

Titelbild: St. Quent<strong>in</strong> <strong>in</strong> Scy-Chazelles / Lothr<strong>in</strong>gen mit dem Grab von Bbr. Robert Schuman<br />

Redaktionsschluss für die Ausgabe 4/2012: 15. September 2012<br />

Editorial<br />

Liebe Leser,<br />

liebe Bundesschwestern<br />

und Bundesbrüder!<br />

Souverän sche<strong>in</strong>t das alles wohl kaum: Vorgestern noch konnte<br />

er vor Kraft kaum laufen, da taumelt der Riese sehenden Auges<br />

<strong>in</strong> die Grube. Und feixend stehen die Zwerge schon am Rand,<br />

blecken die Zähne und schlagen sich auf die Schenkel. „Das wird<br />

noch dauern, bis er rauskriegt, dass er nur aufstehen muss, um da<br />

raus zukommen“, flüstern sie sich zu. „Es bleibt noch genug Zeit,<br />

erst mal se<strong>in</strong> Haus komplett ause<strong>in</strong>ander zu nehmen…“<br />

Was unser Kont<strong>in</strong>ent derzeit erlebt, ist zweifellos die größte<br />

Herausforderung seit Jahrzehnten. Vielleicht sogar die großartigste<br />

Chance überhaupt. Sie wird die Zukunft für alle entscheiden<br />

– nicht mehr, aber auch nicht weniger. Denn im von der<br />

Schuldenkrise erschütterten „Haus Europa“ ist nicht nur das Dach<br />

undicht: Während e<strong>in</strong> „Schirm“ nach dem anderen aufgespannt<br />

wird, nagt der Schimmel schon am Fundament. Ganz unverblümt<br />

und schrill wird <strong>in</strong> europäischen Gazetten und Parteien das Lob<br />

des Nationalstaats gepfiffen, willig fallen Abermillionen auf tumbes<br />

Wortgetöse here<strong>in</strong>, ungeh<strong>in</strong>dert verbreiten saturierte Populisten<br />

ihre Parolen, diffamieren die Idee der europäischen E<strong>in</strong>igung<br />

als „Elitenprojekt“ mit grundkorruptem Brüsseler Bürokratismus.<br />

Europa muss aufstehen<br />

Dagegen muss Europa endlich aufstehen. Denn so kann im<br />

geme<strong>in</strong>samen Haus ke<strong>in</strong>e Eigentümerversammlung funktionieren.<br />

Jetzt ist der Blick auf den Grundplan und auf die Hausordnung<br />

gefragt. Bei allem Respekt vor Me<strong>in</strong>ungsfreiheit – es wird zuletzt<br />

ohne Grundkonsens nicht gehen. Und nicht ohne e<strong>in</strong>e im Worts<strong>in</strong>n<br />

„souveräne“ Entscheidung: Nämlich die, welche Souveränität<br />

nach <strong>in</strong>nen und außen <strong>in</strong> Zukunft geme<strong>in</strong>sam ausgeübt werden<br />

soll. Sehr mutig kl<strong>in</strong>gen die ersten zaghaften öffentlichen Debattenanstöße<br />

noch nicht. Noch ist die Angst zu groß, sich mit<br />

dem Wort von den „VEREINIGTEN STAATEN VON EUROPA“ gegenseitig<br />

zu überfordern. Aber fordern müssen wir uns schon. Und<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich werden wir zuletzt darüber erstaunt se<strong>in</strong>, dass die<br />

Grube, <strong>in</strong> der wir noch sitzen, gar nicht so tief ist.<br />

E<strong>in</strong>en kritischen Blick auf die Wirklichkeit, auf Potenziale großer<br />

Veränderungsprozesse, aber auch e<strong>in</strong> mutiges und kraftvolles<br />

E<strong>in</strong>mischen <strong>in</strong> die aktuellen Fragen der Zeit empfahl uns die <strong>135.</strong><br />

<strong>Generalversammlung</strong> <strong>in</strong> <strong>Münster</strong>. Das dickste Heft seit langem<br />

ruft sie uns <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung. Und wir freuen uns bald über e<strong>in</strong><br />

Ereignis zu berichten, dass e<strong>in</strong>em Architekten und Bauherrn unseres<br />

europäischen Hauses gewidmet ist – Bbr. Robert Schuman. Er<br />

wusste es und sagte vom ersten Augenblick an, dass das Projekt<br />

nicht e<strong>in</strong>fach werden würde. Und er hat es doch gewagt …<br />

E<strong>in</strong>en schönen Sommer und<br />

semper <strong>in</strong> unitate,<br />

Dr. Christof M. Beckmann<br />

( M3, B2, M5 )<br />

HINWEIS DER VERBANDSGESCHÄFTSSTELLE:<br />

Das Verbandskonto bei der Sparkasse <strong>in</strong> Neuss, auf das viele<br />

Mitglieder noch ihren Verbandsbeitrag überweisen, wird zum<br />

30. September gekündigt. Bitte nur auf das Konto 28 796 013<br />

bei der Pax Bank (BLZ 370 601 93) e<strong>in</strong>zahlen!


Die <strong>135.</strong> <strong>Generalversammlung</strong> <strong>in</strong> <strong>Münster</strong><br />

TRADITION, MUT UND NEUER AUFBRUCH: UNITARISCHES KERNTHEMA IM FOKUS<br />

VON BBR. DR. CHRISTOF BECKMANN<br />

„Der Mensch im Mittelpunkt – Christliche<br />

Gesellschaftslehre im Wandel der<br />

Zeit“ – unter diesem Titel stand die<br />

diesjährige <strong>135.</strong> <strong>Generalversammlung</strong><br />

vom 17.-20. Mai 2012 <strong>in</strong> <strong>Münster</strong>.<br />

Äußerer Anlass für die Wahl der Stadt<br />

war das 110-jährige Stiftungsfest der<br />

UNITAS W<strong>in</strong>fridia. Und die hatte nicht<br />

nur bestes Wetter bestellt, sondern<br />

auch für e<strong>in</strong>en reibungslosen Ablauf<br />

gesorgt.<br />

Auftakt waren der zu Christi Himmelfahrt<br />

von Generalvikar Prälat Bbr. Norbert<br />

Kleyboldt gefeierte Eröffnungsgottesdienst<br />

<strong>in</strong> der St. Petri-Kirche und e<strong>in</strong> Begrüßungsabend<br />

an den Aasee-Terrassen. Im<br />

Congress-Saal der Halle <strong>Münster</strong>land stiegen<br />

der Festkommers mit Festredner Weihbischof<br />

Bbr. Wilfried Theis<strong>in</strong>g und e<strong>in</strong> rauschender<br />

Festball, im Stadthotel <strong>Münster</strong><br />

diskutierte e<strong>in</strong>e Festakademie zum Tagungsthema.<br />

Bbr. Re<strong>in</strong>hard Kard<strong>in</strong>al Marx,<br />

Erzbischof von München und Freis<strong>in</strong>g, feierte<br />

das Pontifikalamt <strong>in</strong> St. Mart<strong>in</strong>i und<br />

sprach beim anschließenden Festakt im<br />

Theater der Stadt <strong>Münster</strong>.<br />

Neuer Aufbruch<br />

In mancher H<strong>in</strong>sicht war diese GV von<br />

e<strong>in</strong>em neuen „Aufbruch“ gekennzeichnet,<br />

e<strong>in</strong>em Wort, das parallel zum Motto des<br />

gleichzeitig <strong>in</strong> Mannheim laufenden 98.<br />

Deutschen Katholikentags auch rund um<br />

den Pr<strong>in</strong>zipalmarkt vielfach aufgegriffen<br />

wurde. Zunächst im Blick auf den Verband<br />

selbst: Mit dem Abschied von Verbandsgeschäftsführer<br />

Bbr. Dieter Krüll geht e<strong>in</strong>e<br />

zwölfjährige Ära unermüdlicher Organi-<br />

sations- und Satzungsarbeit zu Ende. Der<br />

„Major domus Unitatis“ h<strong>in</strong>terlässt e<strong>in</strong> „gut<br />

bestelltes Haus“ – auch die Stiftung „<strong>Unitas</strong><br />

150plus“ wird weiter bleibendes Verdienst<br />

se<strong>in</strong>er Amtszeit se<strong>in</strong>. Se<strong>in</strong>em hochengagierten<br />

Wirken zollte die <strong>Generalversammlung</strong><br />

mit „stand<strong>in</strong>g ovations“ Respekt. Und<br />

er ließ ke<strong>in</strong>en Zweifel daran, dass er auch<br />

weiter engagiert zu Verband und Sache<br />

steht, se<strong>in</strong>em Enthusiasmus und Eifer treu<br />

bleibt. Nun als Ehrensenior der UNITAS –<br />

und sicher dadurch kaum ausgebremst <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>en Projekten.<br />

Zwei Personalia: (l<strong>in</strong>ks) Bsr. Alexandra Onyszkiewicz ist die neue<br />

Vorortspräsident<strong>in</strong> der UNITAS Elisabetha-Thur<strong>in</strong>gia Marburg für<br />

das Amtsjahr 2012/2013. � (Rechts) Bbr. Claudius M<strong>in</strong>k, UNITAS<br />

Kurpfalz Heidelberg, ist neuer Verbandsgeschäftsführer des UV.<br />

Student<strong>in</strong>nenvere<strong>in</strong>e<br />

stellen nächste Vororte<br />

Se<strong>in</strong> Nachfolger Bbr. Claudius M<strong>in</strong>k,<br />

Rechtsanwalt aus Heidelberg, wird mit der<br />

Vorortsübergabe <strong>in</strong> Marburg se<strong>in</strong>e Pläne<br />

vorstellen – die Berichterstattung und Präsentation<br />

des neuen Teams dazu folgt. Was<br />

sicher e<strong>in</strong> großes Novum<br />

ist: Dem scheidenden,<br />

für se<strong>in</strong>e<br />

Arbeit im vergangenen<br />

Jahr vielfach gelobten<br />

Vorort <strong>Unitas</strong><br />

Franko-Saxonia mit VOP Bbr. Kilian Schmiz<br />

folgt der Student<strong>in</strong>nenvere<strong>in</strong> am selben<br />

Ort. Der W.k.St.V. UNITAS Elisabetha-<br />

Thur<strong>in</strong>gia Marburg präsentierte Alexandra<br />

Onyszkiewicz als designierte Vorortspräsident<strong>in</strong>.<br />

Auch sie werden <strong>in</strong> der nächsten<br />

Ausgabe die Gelegenheit zur Vorstellung<br />

nutzen. Darüber h<strong>in</strong>aus legte sich die GV<br />

aber auch schon für das<br />

darauffolgende Amtsjahr<br />

2013/2014 fest: Nach den<br />

Marburger<strong>in</strong>nen wird der<br />

W.k.St.V. UNITAS Maria<br />

Magdalena Heidelberg <strong>in</strong><br />

die Verantwortung treten.<br />

Auch weitere Ämter, Beiräte<br />

und Kommissionen<br />

wurden neu besetzt, die 44<br />

Aktivenvere<strong>in</strong>e bestimmten<br />

ihre vier Regionalvertreter<br />

im erweiterten<br />

Selbstverpflichtungen<br />

Verbandsvorstand (s. S. 165<br />

f.). Und nach der GV ist vor<br />

der GV: Die kommenden<br />

GV-Tagungsorte s<strong>in</strong>d Stuttgart<br />

(2013) und Bamberg<br />

(2014) und Würzburg<br />

(2015).<br />

Intensiv diskutierte das Plenum drei<br />

Resolutionen, die der Vorsitzende des<br />

Altherrenbundes, Bbr. Dr. Dr. Thomas Lohmann,<br />

und der Vorort UNITAS Saxo-Frankonia<br />

Marburg e<strong>in</strong>brachten. Danach s<strong>in</strong>d<br />

alle Mitglieder aufgefordert, sich aktiv am >><br />

unitas 3/2012 163


Dialogprozess <strong>in</strong> der katholischen Kirche<br />

Deutschlands zu beteiligen. Vordr<strong>in</strong>gliches<br />

Ziel ist dabei die Vertiefung des<br />

eigenen Glaubens, das offene Gespräch<br />

mit Glaubenssuchenden und die Übernahme<br />

von Verantwortung. E<strong>in</strong> weiterer<br />

Appell richtet sich an alle Vere<strong>in</strong>e, eigene<br />

soziale Projekte vor Ort zu suchen und<br />

ehrenamtlich aktiv zu unterstützen<br />

(s. S. 167).<br />

E<strong>in</strong>e dritte Resolution zur „Stärkung<br />

von Demokratie und Toleranz <strong>in</strong> der<br />

Bundesrepublik Deutschland (<strong>Münster</strong>aner<br />

Erklärung)“ ist nicht nur e<strong>in</strong>e<br />

Selbstverpflichtung, extremistischen<br />

politischen Standpunkten entgegenzuwirken<br />

und jegliche politisch motivierte<br />

Gewalt zu verurteilen. Denn zur Unterzeichnung<br />

s<strong>in</strong>d alle Dachverbände e<strong>in</strong>geladen.<br />

Der R<strong>in</strong>g katholischer deutscher<br />

Burschenschaften (RKDB) hat dies<br />

<strong>in</strong>zwischen getan und auch im Internet<br />

zieht die Initiative ihre Kreise. Wer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Korporation extremistische politische<br />

Standpunkte propagiere, stelle sich außerhalb<br />

der Werte und Bestimmungen se<strong>in</strong>er<br />

Korporation, heißt es dar<strong>in</strong> unter anderem.<br />

E<strong>in</strong>e Korporation, die dies zulasse, stelle sich<br />

außerhalb des korporativen Gefüges und<br />

somit gegen ihre eigenen Pr<strong>in</strong>zipien (die<br />

Erklärung ist im vollen Wortlauf auf S. 194<br />

abgedruckt).<br />

Markenkern herausstellen<br />

Nach zahlreichen großen und kle<strong>in</strong>eren<br />

Projekten <strong>in</strong> den vergangenen Jahren wird<br />

sich der UV nun e<strong>in</strong>er neuen Sozialen<br />

Aktion im Senegal widmen. Schirmherr für<br />

die Unterstützung e<strong>in</strong>es kirchlichen<br />

Jugend- und Erwachsenenbildungszentrums<br />

<strong>in</strong> Thiés ist Erzbischof Bbr. Dr. Ludwig<br />

Schick von Bamberg. E<strong>in</strong>e Entscheidung,<br />

mit der der Verband sozusagen se<strong>in</strong>en<br />

„Markenkern“ unterstreicht: Die Verpflichtung<br />

zu aktivem, weltzugewandten Christentum,<br />

wie auch die Redner beim Podium,<br />

Kommers und Festakt betonten. Denn auch<br />

hier wurde <strong>in</strong> <strong>in</strong>haltlicher H<strong>in</strong>sicht immer<br />

wieder neu Aufbruchsstimmung angemahnt<br />

und spürbar. Das GV-Motto, dem<br />

„genius loci“ <strong>in</strong> der Stadt von Bbr. Franz<br />

Hitze geschuldet, fokussierte auf e<strong>in</strong> unitarisches<br />

Kernthema. Wie e<strong>in</strong> roter Faden zog<br />

es sich durch die Veranstaltungen und<br />

Diskussionen. Offensichtlich nicht zu<br />

Unrecht.<br />

Tradition der UNITAS<br />

Denn derzeit seien die Christen und die<br />

Kirche oft viel zu sehr mit sich selbst<br />

beschäftigt, warnte etwa Weihbischof Bbr.<br />

Wilfried Theis<strong>in</strong>g unter großem Applaus<br />

der Kommerscorona: Mitten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em großen<br />

Veränderungsprozess gelte es, die großen<br />

Fragen der Zeit nicht aus dem Auge zu<br />

verlieren. Hier seien Christen zu mutigem<br />

Zeugnis aufgerufen, so Theis<strong>in</strong>g. E<strong>in</strong>-<br />

164<br />

unitas 3/2012<br />

Die <strong>Münster</strong>aner Bundesbrüder waren gute Gastgeber: L<strong>in</strong>kes Foto: Der Vorsitzende des örtlichen Vorbereitungsteams<br />

Bbr. Hendrik Koors. Auf dem rechten Foto (von rechts): Der Vorsitzende des AHV der W<strong>in</strong>fridia<br />

Bbr. Marcus Baumann-Gretza sowie die <strong>Münster</strong>aner BbrBbr. Mark Campbell und Dr. Michael Rauterkus.<br />

drücklich er<strong>in</strong>nerte er an die Verbandstradition<br />

und zahlreiche Lebenszeugnisse aus<br />

dem UV, an <strong>in</strong> Wissenschaft, Kirche und<br />

Politik tätige Persönlichkeiten, die als<br />

Wegbereiter führend an der Entwicklung<br />

und praktischen Umsetzung der katholischen<br />

Soziallehre beteiligt waren.<br />

Auch das Podium mit Bbr. Prof. Dr. Lothar<br />

Roos (UNITAS Freiburg) und Staatssekretär<br />

a. D. Bbr. Dr. Jürgen Aretz (UNITAS-Salia<br />

Bonn) warb um e<strong>in</strong> neues selbstbewusstes<br />

und kluges E<strong>in</strong>treten für die Pr<strong>in</strong>zipien der<br />

christlichen Sozialethik und das „bonum<br />

commune“. Dabei dürfe man ke<strong>in</strong>e Kontroversen<br />

scheuen, die Gefahren e<strong>in</strong>er wertfreien<br />

und gottlosen Gesellschaft zu entlarven.<br />

Hier seien nicht nur die Vertreter der<br />

Kirche zu vernehmbaren und klaren Stellungnahmen<br />

gefordert. Vielmehr sei jeder<br />

e<strong>in</strong>zelne mit se<strong>in</strong>en Möglichkeiten gefragt.<br />

Ke<strong>in</strong>e „geistige Kapitulation“<br />

Dies unterstrich auch Bbr. Kard<strong>in</strong>al<br />

Marx <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er temperamentvollen Rede<br />

beim Festakt. Nachdrücklich forderte er<br />

e<strong>in</strong>e mentale Wende – „auch gerade der<br />

katholischen Christen.“ Wer glaube, es<br />

gelte <strong>in</strong> Zeiten des Niedergangs möglichst<br />

viel aus der Vergangenheit zu retten, habe<br />

geistig kapituliert. „Wer sich als Nachhut<br />

der Geschichte begreift, sowohl im religiösen<br />

Leben, aber auch im sozialen und politischen<br />

Bereich, der wird nicht die Zukunft<br />

gew<strong>in</strong>nen“, erklärte Marx und plädierte für<br />

e<strong>in</strong>e kraftvolle, mutige, angstfreie und<br />

selbstbewusste Ause<strong>in</strong>andersetzung mit<br />

den Fragen der Zeit. Mit ihrem analytischen<br />

Blick auf die Wirklichkeit komme gerade der<br />

katholischen Soziallehre e<strong>in</strong>e wichtige Rolle<br />

zu, aber auch dem Engagement der Laien <strong>in</strong><br />

Politik, Gesellschaft und Wissenschaft.<br />

Nicht zuletzt sei die Soziallehre untrennbar<br />

mit der von Papst Benedikt geforderten<br />

neuen Evangelisierung verbunden. „Es<br />

lohnt, sich mit der großen Soziallehre der<br />

Kirche zu beschäftigen. Wir müssen aus<br />

ihrem großen Schatz das hervorholen, was<br />

heute <strong>in</strong> die aktuelle Debatte h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gehört<br />

und vor allen D<strong>in</strong>gen mental umrüsten:<br />

Vom Zustand der Vergangenheitsorientierung<br />

auf Gegenwart und Zukunft. In der<br />

Überzeugung, dass wir damit und mit dem,<br />

was wir <strong>in</strong> der Soziallehre zu sagen haben,<br />

geistig zur Vorhut gehören!“<br />

E<strong>in</strong> klarer Auftrag<br />

Dieser Aufruf zu neuem Mut und zum<br />

Aufbruch kommt zur rechten Zeit: Die<br />

Verlebendigung der unitarischen Pr<strong>in</strong>zipien<br />

bedarf e<strong>in</strong>er ständigen Vergewisserung<br />

über Herkunft und Aufgaben heute. Dies<br />

umso mehr für e<strong>in</strong>e völlig neue Aktivengeneration,<br />

angesichts grundstürzender<br />

Veränderungen an den Universitäten und<br />

erheblicher Anfragen an das Selbstverständnis<br />

des Akademikers <strong>in</strong> der Welt von<br />

heute.<br />

Insgesamt wird die <strong>135.</strong> GV als e<strong>in</strong> fröhliches<br />

Fest <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung bleiben, bei dem<br />

wieder e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e steigende Anzahl junger<br />

Aktiver die Szene prägte. Aber es war auch<br />

e<strong>in</strong>e GV, deren Schwergewichtsthema nun<br />

nach konkreter Antwort verlangt. Dass hier<br />

<strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Vere<strong>in</strong>en sehr viel zur Vermittlung<br />

von Grundkenntnissen getan werden<br />

kann, liegt nicht nur auf der Hand, sondern<br />

ist e<strong>in</strong> klarer Auftrag aus der Verbandstradition.<br />

<strong>Münster</strong> war für e<strong>in</strong>en neuen<br />

Impuls der passende Ort. Für dessen konkrete<br />

Umsetzung ist jeder Ort der richtige.<br />

HINWEIS: Bildimpressionen zur <strong>Generalversammlung</strong><br />

hat die UNITAS<br />

Ruhrania <strong>in</strong> zwei kle<strong>in</strong>en Filmen<br />

zusammengestellt. Sie s<strong>in</strong>d im eigenen<br />

Kanal bei Youtube unter dem<br />

Suchbegriff „Ruhrania“ zu f<strong>in</strong>den.


<strong>135.</strong> GV IN MÜNSTER:<br />

Ergebnisse im Überblick<br />

Der <strong>135.</strong> <strong>Generalversammlung</strong> (GV) <strong>in</strong> <strong>Münster</strong> lagen 14 Anträge und drei Resolutionen zur<br />

Entscheidung vor, der Haushalt 2013 wurde beschlossen und es wurden Wahlen zu e<strong>in</strong>er Reihe<br />

von Vorstands- und Verbandsämtern durchgeführt. Bbr. Hermann-Josef Großiml<strong>in</strong>ghaus fasst die<br />

wesentlichen Ergebnisse zusammen, wobei abgelehnte oder zurückgezogene Anträge nicht<br />

berücksichtigt werden:<br />

1. Wahlen<br />

Zum neuen Vorort für das Amtsjahr 2012/2013 wurde der W.k.St.V.<br />

UNITAS Elisabetha-Thur<strong>in</strong>gia Marburg gewählt. Für das Amt<br />

des Vorortspräsidenten wurde Bsr. Alexandra Onyszkiewicz, für<br />

die Posten der Vorortsschriftführer wurden die BsrBsr. Jutta<br />

Mühlbauer, Antonia Kathar<strong>in</strong>a Härtel und Jannika Schrader<br />

nom<strong>in</strong>iert.<br />

In e<strong>in</strong>er vorgezogenen Wahl gemäß § 10 Abs. (6) der Verbandssatzung,<br />

wonach e<strong>in</strong> Vorort auch schon e<strong>in</strong> Jahr vor Beg<strong>in</strong>n se<strong>in</strong>er<br />

Amtszeit gewält werden kann, ist der W.k.St.V. UNITAS Maria<br />

Magdalena Heidelberg bereits <strong>in</strong> diesem Jahr zum Vorort für die<br />

Amtsperiode 2013/2014 bestimmt worden.<br />

Die folgenden Vorstands- und Verbandsämter standen zur Wahl an<br />

(bei Beiräten und Kommissionen werden lediglich die Vorsitzenden<br />

und ihre Stellvertreter genannt):<br />

� Vorsitzende des Hohedamen-Bundes (HDB): Bsr. Annette<br />

Kaufmann; [die Wahl erfolgte durch den Hohedamenbund.]<br />

� Verbandsgeschäftsführer: Bbr. Claudius M<strong>in</strong>k; [der bisherige<br />

VGF, Bbr. Dieter Krüll stand für e<strong>in</strong>e Wiederwahl nicht mehr zur<br />

Verfügung.]<br />

� Stv. Verbandsgeschäftsführer: Bbr. Karl Ludwig Wunder;<br />

� Geistlicher Beirat und Vors. des Beirats für Kirchenfragen: Bbr.<br />

Kaplan Helmut Wiechmann (Wiederwahl); stv. Vors.: Bbr. Bbr.<br />

Pfr. Stefan W<strong>in</strong>gen;<br />

� Vors. des Beirats für hochschulpolitische Fragen: Bbr. Prof. Dr.<br />

Hubert Braun (Wiederwahl);<br />

� Aktivenvertreter <strong>in</strong> der Satzungskommission: Bbr. Stefan<br />

Slup<strong>in</strong>a;<br />

� Leiter des Verbandsarchivs: Bbr. Prof. Dr. Herbert Hömig<br />

(Wiederwahl);<br />

� Vorsitzende des Beirats für Öffentlichkeitsarbeit: Bsr. Anne<br />

Sudmann (Wiederwahl); stv. Vorsitzende: Bsr. Anna-Maria<br />

Schmidt (Wiederwahl);<br />

� Leiter der unitarischen Unterstützungskasse: Bbr. Thomas<br />

Staroszynski (Wiederwahl);<br />

� Leiter der unitarischen Berufshilfe: Bbr. Thomas Staroszynski<br />

(Wiederwahl);<br />

� Referent für Wohnheimbau: Bbr. Dieter Krüll; Stv.: Bbr. Adam<br />

Zamykal;<br />

� Kassenprüfer für das Geschäftsjahr 2012: Bbr. Kai Wiedwald und<br />

Bbr. Adam Zamykal.<br />

Aktivenvertreter<br />

Die nachstehenden Bundesbrüder, die der Aktiventag als Vertreter<br />

<strong>in</strong> den erweiterten Verbandsvorstand gewählt hat, wurden von der<br />

<strong>Generalversammlung</strong> bestätigt:<br />

� Region Nordost: Bbr. Robert Böcher (UNITAS Sugambria<br />

Osnabrück);<br />

� Region West: Bbr. Tim-Kev<strong>in</strong> Kolf (UNITAS Trebeta Trier);<br />

� Region Südwest: Bbr. Viktor Münter (UNITAS Franko-Saxonia<br />

Marburg);<br />

� Region Süd: Bbr. Louis Ferchland (UNITAS Hetania Würzburg). >><br />

unitas 3/2012 165


In den engeren Verbandsvorstand wurden aus der Reihe der<br />

Verbandsamtsträger Bbr. Christian Poplutz (Vors. des Beirats für<br />

gesellschaftspolitische Fragen) und Bsr. Anne Sudmann (Vors. des<br />

Beirats für Öffentlichkeit) gewählt.<br />

2. Jahresabschluss 2011<br />

Der Jahresabschluss 2011 wurde genehmigt. Verbandsgeschäftsführer<br />

Bbr. Dieter Krüll wurde e<strong>in</strong>stimmig Entlastung erteilt.<br />

3. Gew<strong>in</strong>nverwendung zum Jahresabschluss 2011<br />

Zuwendungen an die Zweckvere<strong>in</strong>e des Verbandes dürfen erst ausgezahlt<br />

werden, wenn die GV den vorgelegten Jahresabschluss<br />

genehmigt hat. Entsprechend wurden <strong>in</strong> Höhe der beabsichtigten<br />

Zuwendungen Rücklagen gebildet, die nach Verabschiedung des<br />

Jahresabschlusses durch die GV aufgelöst und anschließend an die<br />

Zweckvere<strong>in</strong>e ausgezahlt werden. Über die Verwendung des zum<br />

31. Dezember 2011 ausgewiesenen verteilbaren Ergebnisses <strong>in</strong> Höhe<br />

von 67.288,42 Euro wurde gemäß e<strong>in</strong>em Vorschlag des Verbandsgeschäftsführers<br />

beschlossen. Die wesentlichen Zuwendungen<br />

gehen mit 30.500,00 Euro an den Zentralen Hausbauvere<strong>in</strong><br />

(ZHBV), mit 30.500,00 Euro an die Stiftung UNITAS 150 PLUS, mit<br />

rund 2.000,00 Euro an das Krone-Sem<strong>in</strong>ar und mit knapp 3.000,00<br />

Euro an das Soziale Projekt des UNITAS-Verbands.<br />

4. Budgetentwurf 2013<br />

Der für 2013 vorgelegte Budgetentwurf wurde nach Beratung durch<br />

die F<strong>in</strong>anzkommission mit e<strong>in</strong>igen Umschichtungen genehmigt.<br />

Der Haushaltsplan für das kommende Jahr sieht <strong>in</strong>sgesamt<br />

E<strong>in</strong>nahmen <strong>in</strong> Höhe von 316.660,00 Euro vor. Diesen stehen geplante<br />

Ausgaben von 278.206,- Euro gegenüber. Daraus ergäbe sich e<strong>in</strong><br />

Überschuss von 38.454,- Euro.<br />

5. Geschäftsordnung für den Vorstand des ZHBV<br />

Die GV hat e<strong>in</strong>e Geschäftsordnung für den Vorstand des Zentraler<br />

Hausbauvere<strong>in</strong> e.V. beschlossen. Sie hat weiterh<strong>in</strong> der Umwandlung<br />

des Sondervermögens „Verbandsfonds“ beim ZHBV <strong>in</strong> Eigenkapital<br />

des ZHBV zugestimmt. Damit entfallen die alten Rechte des<br />

Verbandes an dem Sondervermögen Verbandsfonds und die<br />

Wohnheimf<strong>in</strong>anzierung wird nunmehr alle<strong>in</strong> durch den Vorstand<br />

des ZHBV entschieden (Wegfall des „erweiterten Vorstands des<br />

ZHBV“).Die bisherige Verfahrensordnung zur F<strong>in</strong>anzierung von<br />

Studentenwohnheimen aus dem „Verbandsfonds“ beim ZHBV wird<br />

ersatzlos aufgehoben.<br />

166<br />

unitas 3/2012<br />

6. Zuständigkeit für Wohnheimförderung<br />

neu geregelt<br />

Im Zuge der Neuregelung der Wohnheimförderung ist die Aufgabe<br />

der Bewilligungskommission auf den Vorstand des Zentralen<br />

Hausbauvere<strong>in</strong>s und im Besonderen auf den Referenten für<br />

Wohnheimbau des Verbandes als Mitglied dieses Vorstands übergegangen.<br />

Daher wurde die Bewilligungskommission <strong>in</strong> § 17 Abs. 2 i)<br />

der Verbandssatzung ersatzlos aufgelöst. Ferner steht dem<br />

Referenten für Wohnheimbau zur Wahrnehmung se<strong>in</strong>er wichtigen<br />

Aufgaben künftig e<strong>in</strong> Stellvertreter zur Seite.<br />

7. Inkasso von Rückständen beim<br />

Verbandsbeitrag<br />

Die 131. GV 2008 <strong>in</strong> Köln hat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Blaubuchbeschluss das Inkasso<br />

rückständiger Verbandsbeiträge geregelt. Da diese Regelung<br />

seither nur teilweise durchgesetzt werden konnte, hat die <strong>135.</strong> GV<br />

den Verbandsgeschäftsführer (VGF) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weiteren Blaubuchbeschluss<br />

ermächtigt, gegen die zur Zahlung rückständiger<br />

Beiträge ihrer Mitglieder verpflichteten Vere<strong>in</strong>e mit rechtlichen<br />

Mitteln vorzugehen (etwa durch e<strong>in</strong>en Mahnbescheid oder ggf.<br />

auch durch e<strong>in</strong>e Klage). Die betroffenen Vere<strong>in</strong>e können die rechtlichen<br />

Schritte des Verbands durch Ausschluss ihrer säumigen<br />

Mitglieder oder durch Zahlung der gesamten Rückstände abwenden.<br />

Bleiben auch rechtliche Schritte gegen den Vere<strong>in</strong> ohne Erfolg,<br />

soll der VGF zur nächsten <strong>Generalversammlung</strong> gemäß § 6 Abs. 1 c<br />

der Verbandssatzung den Ausschluss des Vere<strong>in</strong>s beantragen.<br />

In e<strong>in</strong>em weiteren Beschluss hat die GV die Altherrenvere<strong>in</strong>e<br />

mit besonders hohen Rückständen noch e<strong>in</strong>mal ausdrücklich<br />

ermahnt, bis spätestens zur nächsten GV 2013 <strong>in</strong><br />

Stuttgart nach Maßgabe des Blaubuchbeschlusses von 2008<br />

tätig zu werden. Sie missbilligt ausdrücklich die bisherige<br />

Untätigkeit bzw. die Weigerung dieser Vere<strong>in</strong>e, den VGF beim<br />

Beitrags<strong>in</strong>kasso des Verbandsbeitrags zu unterstützen.<br />

8. Neues Soziales Verbandsprojekt<br />

im Senegal<br />

Nachdem das aktuelle Verbandsprojekt, die Erneuerung des<br />

Sportplatzes des Caritas-K<strong>in</strong>derdorfs <strong>in</strong> Markkleeberg bei<br />

Leipzig erfolgreich abgeschlossen werden konnte (s. Bericht<br />

auf Seite 220 <strong>in</strong> diesem Heft), hat die GV als neues Soziales<br />

Projekt die Unterstützung e<strong>in</strong>es kirchlichen Jugend- und<br />

Erwachsenenbildungszentrums <strong>in</strong> Thiés/Senegal beschlossen. Bbr.<br />

Erzbischof Dr. Ludwig Schick hat sich bereit erklärt, die Schirmherrschaft<br />

zu übernehmen, da die Diözese Thiés das Partnerbistum<br />

der Erzdiözese Bamberg ist. (In der nächsten Ausgabe der UNITAS<br />

wird das neue Soziale Projekt ausführlich vorgestellt.)<br />

9. Behandlung von Spendenüberschüssen bei<br />

e<strong>in</strong>em Sozialen Projekt des Verbandes<br />

Da es vorkommt, dass nicht alle e<strong>in</strong>gegangenen Spenden für die<br />

Unterstützung e<strong>in</strong>es Projekts benötigt und verbraucht werden –<br />

vor allem <strong>in</strong> der Endphase, es aber verwaltungstechnisch auch<br />

nicht praktikabel ist, von den betreffenden Spendern die schriftliche<br />

Erlaubnis für e<strong>in</strong>e Umwidmung auf e<strong>in</strong> neues Projekt e<strong>in</strong>zuholen,<br />

wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Blaubuchbeschluss folgendes Verfahren<br />

festgelegt:<br />

„Ergeben sich bei der Beendigung e<strong>in</strong>es Sozialen Projekts des<br />

<strong>Unitas</strong>-Verbandes noch nicht verbrauchte Spendenüberschüsse<br />

aus der bisherigen Maßnahme, so s<strong>in</strong>d diese vom Verbandsgeschäftsführer<br />

auf das nächste von der GV beschlossene Soziale


Projekt des Verbandes zu übertragen und ggf. im Jahresabschluss<br />

des Verbandes vorübergehend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e entsprechende Rücklage e<strong>in</strong>zustellen.“<br />

10. Bbr. Dieter Krüll neuer Ehrensenior<br />

des UNITAS-Verbands<br />

Die GV hat den scheidenden Verbandsgeschäftsführer Bbr. Dieter<br />

Krüll wegen se<strong>in</strong>er großen Verdienste um die UNITAS zum Ehrensenior<br />

des Verbands ernannt.<br />

11. Suspendierung e<strong>in</strong>es Vere<strong>in</strong>s<br />

Der W.k.St.V. Albert<strong>in</strong>a Freiburg wurde suspendiert, da er derzeit<br />

und wohl auch <strong>in</strong> absehbarer Zukunft ke<strong>in</strong>e Aktivitas mehr hat.<br />

12. <strong>Generalversammlung</strong> 2013 nach Stuttgart und<br />

2014 nach Bamberg vergeben<br />

Die 136. GV wird vom 9. bis 12. Mai 2013 (über Christi Himmelfahrt)<br />

<strong>in</strong> Stuttgart von der UNITAS Hohenstaufen und die 137. GV vom<br />

19. bis 22. Juni 2014 (über Fronleichnam) <strong>in</strong> Bamberg von der UNITAS<br />

Henricia ausgerichtet.<br />

13. Resolutionen<br />

Die <strong>135.</strong> <strong>Generalversammlung</strong> hat auf Initiative des Vorsitzenden<br />

des Altherrenbundes und des Vororts folgende drei Resolutionen<br />

verabschiedet. Die ersten beiden Aufrufe richten sich nach <strong>in</strong>nen an<br />

den UNITAS-Verband, an die Vere<strong>in</strong>e sowie jeden e<strong>in</strong>zelnen<br />

Bundesbruder und jede e<strong>in</strong>zelne Bundesschwester:<br />

I. Zum Dialogprozess <strong>in</strong> der katholischen Kirche Deutschlands<br />

Die <strong>135.</strong> <strong>Generalversammlung</strong> des <strong>Unitas</strong>-Verbandes fordert ihre<br />

Mitglieder, aktive Studierende wie Hohe Damen und Alte Herren,<br />

auf, sich aktiv am Dialogprozess <strong>in</strong> der katholischen Kirche<br />

Deutschlands zu beteiligen, <strong>in</strong>dem sie vertrauensvoll Fragen stellen,<br />

offen und ehrlich Antwort geben und so <strong>in</strong> ihrem speziellen<br />

Wirkungsbereich „Zeichen geben von ihrer Hoffnung“ (1 Petr 3,15)<br />

als Christen katholischen Glaubens. Dies gilt für alle Bundesschwestern<br />

und Bundesbrüder, aber <strong>in</strong>sbesondere für die, die <strong>in</strong><br />

Pfarrgeme<strong>in</strong>den und Verbänden bis zum Zentralkomitee der deutschen<br />

Katholiken und der deutschen Bischofskonferenz Verantwortung<br />

übernommen haben.<br />

Vordr<strong>in</strong>gliches Ziel ist es, Katholiken und Glaubensuchende mit der<br />

Botschaft Jesu Christi so anzusprechen, dass sie sich zu e<strong>in</strong>er<br />

Vertiefung ihres eigenen Glaubens motivieren lassen und dass sie<br />

<strong>in</strong> Pfarrgeme<strong>in</strong>den, ihren Vere<strong>in</strong>en und Geme<strong>in</strong>schaften aus dem<br />

Glauben leben und handeln lernen.<br />

Im E<strong>in</strong>zelnen fordert die <strong>135.</strong> <strong>Generalversammlung</strong> alle Bundesschwestern<br />

und Bundesbrüder auf, persönlich, <strong>in</strong> ihren Vere<strong>in</strong>en<br />

und darüber h<strong>in</strong>aus<br />

– das Bemühen um den Glauben zu thematisieren,<br />

– Menschen von heute <strong>in</strong> ihrem Denken und Wollen aus dem<br />

Glauben Orientierung zu ermöglichen und Begegnungen mit<br />

Zeugen des Glaubens anzubieten,<br />

– das Gespräch mit anderen Suchenden auf dem Weg des Volkes<br />

Gottes anzustreben,<br />

– <strong>in</strong> kirchlichen Geme<strong>in</strong>den und Gremien dies als Basis aller<br />

Aktivitäten e<strong>in</strong>zufordern,<br />

– Verantwortung und Beteiligung aller Katholiken <strong>in</strong> den<br />

Geme<strong>in</strong>den zu ermöglichen,<br />

– das „sentire cum ecclesia“ (sich mit der Kirche e<strong>in</strong>s wissen) vor<br />

allem durch Annahme des Katechismus für die katholische<br />

Kirche zu praktizieren und e<strong>in</strong>zufordern.<br />

Wir Unitarier und Unitarier<strong>in</strong>nen br<strong>in</strong>gen damit zum Ausdruck,<br />

dass wir den Dialogprozess als Beitrag zur Evangelisierung verstehen<br />

und diese aktiv unterstützen.<br />

II. Aufruf zu mehr persönlichem sozialem Engagement<br />

Alle Bundesschwestern und Bundesbrüder s<strong>in</strong>d angehalten, sich<br />

mit ihrem Vere<strong>in</strong> im S<strong>in</strong>ne unseres Wahlspruchs – <strong>in</strong> omnibus caritas<br />

– e<strong>in</strong> soziales Projekt vor Ort zu suchen und dieses durch ehrenamtliche<br />

Tätigkeit aktiv zu unterstützen.<br />

III. Stärkung von Demokratie und Toleranz <strong>in</strong> der Bundesrepublik<br />

Deutschland (<strong>Münster</strong>aner Erklärung)<br />

Der <strong>Unitas</strong>-Verband hat anlässlich se<strong>in</strong>er <strong>135.</strong> <strong>Generalversammlung</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Münster</strong> e<strong>in</strong> deutliches Zeichen gegen Extremismus <strong>in</strong> Studentenverb<strong>in</strong>dungen<br />

und für die Stärkung der Demokratie <strong>in</strong> Deutschland<br />

gesetzt. Herzstück der <strong>Münster</strong>aner Erklärung ist die Selbstverpflichtung,<br />

extremistischen politischen Standpunkten entgegenzuwirken<br />

und jegliche politisch motivierte Gewalt zu verurteilen.<br />

Der vollständige Text ist auf Seite 194 dieses Heftes abgedruckt.<br />

unitas 3/2012 167


168<br />

ZUSAMMENGESTELLT VON BBR. HERMANN-JOSEF GROSSIMLINGHAUS<br />

MIT FOTOS DER BBRBBR. CHRISTOPH BLÜMER, JOHANNES MOCNIK, MARTIN GEWIESE UND DR. CHRISTOF BECKMANN<br />

unitas 3/2012<br />

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� Blick <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e voll besetzte Plenarsitzung. �+� Zuvor haben sich die<br />

Delegierten im Tagungsbüro angemeldet und von Verbandssekretär<strong>in</strong><br />

Marianne Hübers ihre Tagungsunterlagen erhalten, die auch immer den<br />

Überblick behielt, wenn der Andrang groß war. � Aufmerksame Zuhörer<br />

am Vorstandstisch. � GV-Präside Markus Ehrlich gratuliert dem neu<br />

gewählten Verbandsgeschäftsführer Claudius M<strong>in</strong>k.<br />

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� Bevor der erste Tag mit dem Begrüßungsabend <strong>in</strong> geselliger Runde <strong>in</strong><br />

der Gaststätte „Kruse-Baimken“ abgeschlossen wurde, � zelebrierte der<br />

<strong>Münster</strong>aner Generalvikar Bbr. Prälat Norbert Kleyboldt am Christi<br />

Himmelfahrtstag den Eröffnungsgottesdienst der GV <strong>in</strong> der St. Petri-Kirche.<br />

� Junge Alte Herren der UNITAS W<strong>in</strong>fridia vor der St. Petri-Kirche.<br />

� Am nächsten Tag g<strong>in</strong>g es mit den Wahlen weiter: Frauenpower im<br />

Doppelpack – gleich zwei Student<strong>in</strong>nen-Vere<strong>in</strong>e wurden zum Vorort <strong>in</strong> den<br />

kommenden beiden Amtsjahren bestimmt:<br />

� 2012/13 wird die UNITAS Elisabetha Thur<strong>in</strong>gia aus Marburg mit<br />

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� Vorortspräsident<strong>in</strong> Alexandra Onyszkiewicz (rechts) und � im Jahr<br />

2013/14 die UNITAS Maria Magdalena Heidelberg mit Bsr. Camilla Br<strong>in</strong>ker<br />

(rechts), die als designierte VOP die oberste Repräsentanz im Verband<br />

übernehmen.<br />

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unitas 3/2012<br />

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Gesellschaftlicher Höhepunkt der GV war der Festkommers <strong>in</strong> der Halle<br />

<strong>Münster</strong>land: � das Kommerspräsidium der UNITAS W<strong>in</strong>fridia unter der<br />

Leitung von Bbr. Roman Haupt. � Der Festredner Bbr. Weihbischof Wilfried<br />

Theis<strong>in</strong>g (<strong>Münster</strong>). � Die scheidende Vorsitzende des Hohedamen-<br />

Bundes, Bsr. Dr. Claudia Bellen, und der aus dem engeren Vorstand ausgeschiedene<br />

Vorsitzende des hochschulpol. Beirats Bbr. Prof. Hubert Braun<br />

werden mit e<strong>in</strong>em Blumenstrauß verabschiedet. � Die Chargen des<br />

amtierenden Vororts UNITAS Franko-Saxonia mit VOP Kilian Schmiz<br />

(Mitte). �+� Stolz zeigt der scheidende Verbandsgeschäftsführer Bbr.<br />

Dieter Krüll die Ernennungsurkunde zum Ehrensenior des Verbandes und<br />

bedankt sich für diese hohe Auszeichnung.<br />

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� Viel dankbaren Beifall erhielt auch die Frau des scheidenden<br />

Verbandsgeschäftsführers, Ilse Krüll, die das zeit<strong>in</strong>tensive Engagement<br />

ihres Mannes immer mit getragen hat.<br />

� Großer Applaus war auch e<strong>in</strong> besonderer Ausdruck des Dankes an die<br />

Verbandssekretär<strong>in</strong> Marianne Hübers (vorne stehend), die nun ebenfalls<br />

bald <strong>in</strong> den Ruhestand gehen wird.<br />

� Der neue Vorort für die Amtszeit 2012/2013 war mit e<strong>in</strong>er großen<br />

Mannschaft nach <strong>Münster</strong> gekommen,<br />

� die ihre Chargen beim Auszug mit e<strong>in</strong>er Laola-Welle begleiteten.<br />

� Auch Vertreter befreundeter Verbände gaben der UNITAS die Ehre –<br />

hier die Chargen der <strong>Münster</strong>aner KV-Verb<strong>in</strong>dung Markomannia.<br />

� E<strong>in</strong>marsch der Chargen der UNITAS Ruhrania mit Alt-VOP Sebastian<br />

Sasse (rechts).<br />

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unitas 3/2012 171<br />

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172<br />

�-� Nach dem Festball g<strong>in</strong>g es beim Ausklang im Dondersheim noch bis<br />

<strong>in</strong> die frühen Morgenstunden. An der Theke hatten die Bundesbrüder alle<br />

Hände voll zu tun, um die Gäste mit „Stoff“ zu versorgen. �+� Trotz der<br />

starken Konkurrenz durch das Championsleague-F<strong>in</strong>ale <strong>in</strong> München hatten<br />

sich viele Bundesschwestern und -brüder zum Festball <strong>in</strong> der Halle<br />

<strong>Münster</strong>land e<strong>in</strong>gefunden, um das Tanzbe<strong>in</strong> zu schw<strong>in</strong>gen. � Verbandsgeschäftsführer<br />

Dieter Krüll dankte der W<strong>in</strong>friden-Aktivitas mit Senior<br />

Roman Haupt (rechts) für das große Engagement bei der Vorbereitung und<br />

Durchführung. � Ganz ohne Fußball g<strong>in</strong>g es dann aber doch nicht –<br />

wenigstens über e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Monitor am Regiepult der Saaltechnik<br />

konnte das Spiel mit verfolgt werden.<br />

unitas 3/2012<br />

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� Am Samstagmorgen zelebrierte der Geistl. Verbandsbeirat, Bbr. Kaplan<br />

Helmut Wiechmann, <strong>in</strong> der St. Petri-Kirche die Verbandsmesse. � Anschließend<br />

gab es das obligatorische Gruppenfoto. � Bei e<strong>in</strong>er Podiumsdiskussion<br />

zum Tagungsthema diskutierten unter der Moderation von<br />

Bbr. Hendrik Koors (2. v. rechts) die BbrBbr. (v. rechts) Prof. Dr. Lothar Roos,<br />

Dr. Jürgen Aretz und der Vors. des gesellschaftspol. Beirats Christian Poplutz.<br />

Zum Abschluss der GV gab es noch zwei Höhepunkte: �+� Der Erzbischof<br />

von München und Freis<strong>in</strong>g Bbr. Re<strong>in</strong>hard Kard<strong>in</strong>al Marx feierte mit den<br />

GV-Teilnehmern e<strong>in</strong> Pontifikalamt <strong>in</strong> der St. Mart<strong>in</strong>i-Kirche. � Bbr. Kard<strong>in</strong>al<br />

Re<strong>in</strong>hard Marx mit den Chargen der UNITAS W<strong>in</strong>fridia. � Bbr. Kard<strong>in</strong>al<br />

Marx und Bbr. Weihbischof Wilfried Theis<strong>in</strong>g im Kreise der <strong>Münster</strong>aner<br />

Unitarier, mit denen sie geme<strong>in</strong>sam das Bundeslied anstimmten.<br />

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unitas 3/2012 173


„Seid se<strong>in</strong>e Zeugen und wagt geme<strong>in</strong>sam den neuen Anfang!“<br />

REDE VON BBR. WEIHBISCHOF WILFRIED THEISING BEIM FESTKOMMERS IN DER HALLE MÜNSTERLAND<br />

E<strong>in</strong> enges Zeitkorsett war den Organisatoren<br />

der <strong>Generalversammlung</strong> am<br />

GV-Freitag für den Festkommers <strong>in</strong> der<br />

bis auf den letzten Platz gefüllten Halle<br />

<strong>Münster</strong>land gesetzt – auch dem Präsiden<br />

Bbr. Roman Haupt war es anzuspüren.<br />

Vor e<strong>in</strong>er großen Corona hatte<br />

er <strong>in</strong> nur zweie<strong>in</strong>halb Stunden das komplette<br />

Programm abzuwickeln. Die Uhr<br />

tickte – und damit fiel offensichtlich<br />

manches vorab Geplante unter den<br />

Tisch. Nicht aber der große Dank an die<br />

ausscheidenden Nimmermüden des<br />

Verbandsvorstandes wie Bbr. Prof.<br />

Hubert Braun und die HDB-Vorsitzende<br />

Dr. Claudia Bellen. Und schon gar nicht<br />

der lange Applaus für den scheidenden<br />

Verbandsgeschäftsführer und neuen<br />

Ehrensenior des Gesamtverbandes,<br />

Dieter Krüll, der se<strong>in</strong>e Amtsgeschäfte<br />

nach zwölf bewegten Jahren an se<strong>in</strong>en<br />

Nachfolger Claudius M<strong>in</strong>k übergibt.<br />

Die reduzierte Zeit brachte aber auch<br />

e<strong>in</strong>e starke Konzentration auf die festliche<br />

Grundsatzrede des aus Xanten angereisten<br />

W<strong>in</strong>friden Weihbischof Wilfried Theis<strong>in</strong>g. Er<br />

bekannte nicht nur, seit se<strong>in</strong>em ersten<br />

Vere<strong>in</strong>ssemester 1984 immer wieder gerne<br />

im Kreis der <strong>Unitas</strong> zu se<strong>in</strong>. Er nutzte auch<br />

die Gelegenheit zum deutlichen Appell an<br />

den Gesamtverband, e<strong>in</strong>en mutigen Aufbruch<br />

<strong>in</strong> die Zukunft zu wagen.<br />

Mit Blick auf das zeitgleich stattf<strong>in</strong>dende<br />

große Katholikentreffen <strong>in</strong> Mannheim<br />

erklärte Bbr. Theis<strong>in</strong>g unter großem Applaus:<br />

„Wir erleben und feiern auch hier <strong>in</strong><br />

<strong>Münster</strong> e<strong>in</strong>en ganz respektablen Katholikentag.“<br />

Und er<strong>in</strong>nerte an e<strong>in</strong>e lebensprägende<br />

Grundhaltung vieler Unitarier <strong>in</strong> der<br />

über 150-jährigen Geschichte des Verbandes:<br />

„Sie waren Zeugen, haben ihren Glauben<br />

zeugnishaft <strong>in</strong> die Welt getragen. Und<br />

das ist auch für uns heute und <strong>in</strong> der Zukunft<br />

Verpflichtung!“<br />

Als Christen die Welt mitzugestalten<br />

und die Botschaft Jesu Christi zu den<br />

Menschen zu br<strong>in</strong>gen, sei <strong>in</strong> der Welt von<br />

heute allerd<strong>in</strong>gs nicht ganz leicht, so Bbr.<br />

Theis<strong>in</strong>g: „Machen wir uns nichts vor, das<br />

erfahren die Bischöfe genauso wie die<br />

Jungen. Es ist nicht schick, sich zu bekennen,<br />

es ist deutlich, dass auch wir Unsicherheiten<br />

haben, nach Orientierung suchen.<br />

Und auch die Welt weiß oft nicht, was sie<br />

mit den Christen anfangen soll und was die<br />

Christen zu geben haben. Aber s<strong>in</strong>d wir uns<br />

174<br />

unitas 3/2012<br />

Bbr. Weihbischof Wilfried Theis<strong>in</strong>g bei se<strong>in</strong>er Kommersrede <strong>in</strong> der Halle <strong>Münster</strong>land.<br />

dessen bewusst, dass wir überhaupt etwas<br />

zu geben haben?“<br />

Das Wort Papst Benedikts von der<br />

„Entweltlichung“ <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Freiburger Rede<br />

habe e<strong>in</strong>e bis heute andauernde Kontroverse<br />

ausgelöst. Alle hätten sich an den<br />

Spekulationen beteiligt, gleich gewusst,<br />

was geme<strong>in</strong>t war: „Aber manche haben sie<br />

eben gehörig missverstanden. Es g<strong>in</strong>g dem<br />

Papst nicht darum, dass die Christen sich<br />

aus der Welt zurückziehen sollen, sondern<br />

mit e<strong>in</strong>em kritischen Blick auf die Welt<br />

schauen – und auf sich selbst!“, so der<br />

<strong>Münster</strong>aner Weihbischof. Wo die Kirche<br />

sich der Welt anpasse und ihr gleichförmig<br />

werde, verliere sie ihr Profil und habe der<br />

Welt nichts mehr zu sagen: „Das ist nach<br />

me<strong>in</strong>er Überzeugung e<strong>in</strong> Kerngedanke, den<br />

uns der Papst mitgeben wollte: Ke<strong>in</strong> Rückzug!<br />

Sondern e<strong>in</strong> schärferes H<strong>in</strong>schauen<br />

und der Auftrag, gerade das christliche<br />

Profil nach vorne zu br<strong>in</strong>gen.“<br />

Christen s<strong>in</strong>d<br />

ke<strong>in</strong>e Weltverachter<br />

Das Wort Jesu aus dem 17. Kapitel des<br />

Johannesevangeliums „Ich b<strong>in</strong> nicht von<br />

dieser Welt – auch ihr seid nicht von dieser<br />

Welt“ sei e<strong>in</strong> nicht so gern gehörtes Wort:<br />

„Als Sp<strong>in</strong>ner will doch niemand bezeichnet<br />

werden. Doch dieses Wort will erstgenommen<br />

werden. Unsere Heimat ist im Himmel:<br />

Das kl<strong>in</strong>gt weit weg, aber letztlich prägt<br />

unser Leben dieser Glaube, dass es für uns<br />

weitergeht, dass dieses Leben nicht alles ist.<br />

Wer das nicht so glaubt, der muss natürlich<br />

sehen, dass er hier schon möglichst viel mitbekommt.<br />

Aber das ist nicht unsere christliche<br />

E<strong>in</strong>stellung. Denn unsere Hoffnung


geht viel weiter: Das Größere liegt noch vor<br />

uns. E<strong>in</strong>e großartige Hoffnung. Das hält Gott<br />

für uns bereit – das prägt uns Christen, unser<br />

Handeln, unseren Blick auf die Welt.“<br />

Christen seien damit aber ke<strong>in</strong>e Weltverachter,<br />

die anderen die Freude nicht gönnten<br />

– ganz im Gegenteil. Genau aus diesem<br />

Grund seien sie <strong>in</strong> der Lage, sich über dieses<br />

Leben zu freuen und alles dazu zu tun, damit<br />

das Leben auf dieser Welt gel<strong>in</strong>gt, damit die<br />

Menschen Freude f<strong>in</strong>den und Glück.<br />

Um das zu spüren, seien<br />

allerd<strong>in</strong>gs derzeit Christen und<br />

die Kirche oft viel zu sehr mit<br />

sich selbst beschäftigt: Mitten <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em großen Veränderungsprozess<br />

gehe e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> den letzten<br />

zwei Jahrhunderten ausgeprägte<br />

Gestalt von Kirche zu Ende –<br />

e<strong>in</strong> schmerzlicher Prozess, so<br />

Bbr. Theis<strong>in</strong>g.Wenn Pfarreien zusammengelegt<br />

würden, die<br />

Sonntagsgeme<strong>in</strong>de schrumpfe,<br />

tue das sehr weh: „Wir haben <strong>in</strong><br />

allen Bistümern sehr schwierige<br />

Gespräche, diesen Veränderungsprozess<br />

voranzubr<strong>in</strong>gen.<br />

Und wir müssen noch viel mehr<br />

tun, dass dieser Gesprächsprozess<br />

vorankommt, dass wir<br />

auf Geme<strong>in</strong>deebene Lösungen<br />

f<strong>in</strong>den. Doch wir müssen auch<br />

immer wieder den Blick über uns<br />

h<strong>in</strong>aus werfen.“ E<strong>in</strong> <strong>in</strong>nerkirchliches<br />

Zerstreiten, Besserwisserei,<br />

kle<strong>in</strong>kariertes Verhalten und<br />

Festhalten an doch letztlich vergänglichen<br />

D<strong>in</strong>gen führe nicht weiter.<br />

Auf die großen Fragen<br />

der Zeit antworten<br />

„Übersehen wir nicht die so großen<br />

Fragen der Zeit“, so Bbr. Theis<strong>in</strong>g. „Es geht<br />

um den Weltfrieden, um e<strong>in</strong>e gerechte Wirtschaftsordnung,<br />

es geht <strong>in</strong> vielen Ländern<br />

um das Klima, um Wasser, Lebensressourcen,<br />

die an vielen Stellen bedroht s<strong>in</strong>d, es<br />

geht um die Frage, wie wir ethisch wirtschaften<br />

können. Und die Fragen gehen uns<br />

nicht aus. Doch ich frage mich: Wo s<strong>in</strong>d wir<br />

<strong>in</strong> diesen Fragen? S<strong>in</strong>d wir da nah dran, tragen<br />

wir aus christlichem Standpunkt dazu<br />

genug bei? Wenn ich <strong>in</strong> die Geschichte<br />

schaue, sehe ich, dass Unitarier maßgeblich<br />

zu den Themen der Zeit ihre Stimme erhoben<br />

haben, sich dazu geäußert haben, wie<br />

die Kirche und unsere Welt aussehen muss.<br />

Und dass wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wohlstand und Frieden<br />

leben, nach dem sich viele sehen, das<br />

haben wir doch maßgeblich Menschen zu<br />

verdanken, die aus christlicher Verantwortung<br />

dieses Land mitgeprägt und mitgestaltet<br />

haben! Das sollte uns doch ermutigen,<br />

dort anzuknüpfen, immer auch Zeit und<br />

Kraft und Ideen zu haben, über unseren<br />

Bereich h<strong>in</strong>aus zu gehen! Das ist doch letztlich<br />

der Auftrag Jesu Christi an uns alle: Ihr<br />

sollt me<strong>in</strong>e Zeugen se<strong>in</strong> und dieser Welt die<br />

Botschaft Gottes verkünden!“<br />

Der Appell des Katholikentages zu<br />

e<strong>in</strong>em Neuaufbruch sei genau das Thema<br />

auch für die <strong>Unitas</strong>. Das werde die für die<br />

Zukunft wesentliche Frage se<strong>in</strong>, so der<br />

Bischof: „S<strong>in</strong>d wir als Unitarier stark genug<br />

und bereit, diesen Auftrag als im christlichen<br />

Glauben geprägte Menschen zu<br />

übernehmen?“<br />

Bbr. Weihbischof Wilfried Theis<strong>in</strong>g zusammen mit Bbr. Kard<strong>in</strong>al<br />

Re<strong>in</strong>hard Marx nach dem Pontifikalamt am Sonntag.<br />

Appell zur<br />

offenen Begegnung<br />

Dies sei die Herausforderung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Gesellschaft, <strong>in</strong> der das Christliche nicht<br />

mehr das bestimmende ist und viele<br />

Menschen gar ke<strong>in</strong>en Glauben mehr<br />

haben. E<strong>in</strong>e „missionarische Kirche“ stülpe<br />

aber niemandem den Glauben über. Ihn<br />

könne man nicht wie <strong>in</strong> der Schule lehren<br />

und lernen, sondern dies gehe immer nur <strong>in</strong><br />

der offenen Begegnung von Mensch zu<br />

Mensch. „Das geht, wenn wir bereit s<strong>in</strong>d,<br />

von dem zu erzählen, was mich bewegt.<br />

Das wird entscheidend se<strong>in</strong>. Und hier<br />

möchte ich vor allem die Jungen unter uns<br />

ermutigen: Fragt wirklich die Älteren unter<br />

uns nach dem Glauben. Und wir Älteren<br />

sollten zuhören, Interesse an Euch zeigen,<br />

zur Begegnung bereit se<strong>in</strong>. Darüber kann<br />

das, was Christse<strong>in</strong> heißt, weitergegeben<br />

werden!“ Christse<strong>in</strong> geschehe <strong>in</strong> der Kommunikation,<br />

im Augen- und Blickkontakt<br />

zwischen E<strong>in</strong>zelnen, nicht auf akademischer<br />

Ebene: „Das ist bei uns <strong>in</strong> der <strong>Unitas</strong><br />

e<strong>in</strong> guter Geist, e<strong>in</strong>e gute Tradition, das<br />

wurde immer so praktiziert. Wenn wir dies<br />

pflegen, wird das immer unsere Stärke se<strong>in</strong>.<br />

Das ist me<strong>in</strong> Wunsch.“<br />

Auch die Älteren sollten sich fragen, was<br />

sie von den Jüngeren lernen können. In die-<br />

sem fruchtbaren Mite<strong>in</strong>ander der Generationen<br />

könne und werde e<strong>in</strong> neues Wirken<br />

des Verbandes <strong>in</strong> die Gesellschaft und das<br />

Land gel<strong>in</strong>gen, zeigte sich Bbr. Theis<strong>in</strong>g<br />

überzeugt: „Und ich wünsche uns, dass wir<br />

<strong>in</strong> der Zukunft wieder mehr junge Menschen<br />

f<strong>in</strong>den, die zu uns kommen und spüren:<br />

Hier b<strong>in</strong> ich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e lebenslange Geme<strong>in</strong>schaft<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gerufen. Ich glaube, das<br />

suchen junge Menschen heute wieder viel<br />

stärker.“<br />

Jeder E<strong>in</strong>zelne kann und<br />

muss sich ändern<br />

Papst Benedikt habe selbst<br />

daran er<strong>in</strong>nert, wie e<strong>in</strong> Neubeg<strong>in</strong>n<br />

zu schaffen sei. Er habe Mutter<br />

Teresa zitiert, die auf diese Frage<br />

mit dem e<strong>in</strong>fachen Wort geantwortet<br />

habe: „Sie und ich – wir<br />

müssen uns ändern.“ Das, so<br />

Theis<strong>in</strong>g, sei für uns als Katholiken<br />

wesentlich: Jeder e<strong>in</strong>zelne sei<br />

gefragt. Nicht der F<strong>in</strong>gerzeig auf<br />

den Pastor oder den Bischof<br />

bewirke den Neubeg<strong>in</strong>n, sondern<br />

die eigene Veränderung. „Wenn<br />

wir das tun, dann b<strong>in</strong> ich überzeugt,<br />

wird sich viel ändern. Ich<br />

weiß selbst, wie schwer es manchmal<br />

ist, aber ich weiß auch, dass<br />

das manchmal sehr heilsam ist.“<br />

In diesem S<strong>in</strong>n gelte es, das<br />

Jesu Wort „Ihr seid nicht von dieser<br />

Welt“ zu beherzigen. Wer dies tue, sei<br />

nicht „h<strong>in</strong>terwäldlerisch, altmodisch, <strong>in</strong><br />

Traditionen verhaftet“, sondern sei mit se<strong>in</strong>em<br />

Herzen noch woanders festgemacht –<br />

bei Gott selbst. „Aus dieser Nähe die Welt<br />

kritisch anzuschauen, auch die Kirche, und<br />

dies auch auszusprechen, was uns quersteht,<br />

das sollte für uns Christen e<strong>in</strong> Erkennungszeichen<br />

se<strong>in</strong>: Wenn sich ke<strong>in</strong>er mehr<br />

aufregt über uns, über das, was wir sagen,<br />

tun oder denken, dann kann das damit<br />

zusammenhängen, dass wir zu ängstlich<br />

geworden s<strong>in</strong>d, nicht mehr den Mut haben,<br />

über unsere Überzeugungen zu sprechen.“<br />

Wer für se<strong>in</strong>e Überzeugungen e<strong>in</strong>stehe, der<br />

werde nicht nur Zuspruch bekommen. Das<br />

habe Jesus am eigenen Leib erfahren. Doch<br />

die Wahrheit habe ihn frei gemacht:„Wir als<br />

Christen s<strong>in</strong>d bei ihm verwurzelt und verankert,<br />

haben Jesus Christus Rede und<br />

Antwort zu stehen, weil wir se<strong>in</strong>e Freunde<br />

s<strong>in</strong>d. Das und was er uns aufgetragen hat,<br />

müssen wir <strong>in</strong> dieser Welt aussprechen.“<br />

Und das dürfe auch kontrovers zugehen,<br />

so Weihbischof Theis<strong>in</strong>g: „Christen s<strong>in</strong>d<br />

nicht dazu da, alles <strong>in</strong> dieser Welt abzusegnen,<br />

sondern unter den Segen Gottes zu<br />

stellen. Das ist unser Auftrag, dazu hat uns<br />

der Herr berufen. Dazu will ich Euch und uns<br />

ermutigen: Seid se<strong>in</strong>e Zeugen, brecht immer<br />

wieder neu auf und wagt geme<strong>in</strong>sam den<br />

neuen Anfang!“ CB<br />

unitas 3/2012 175


Der Mensch im Mittelpunkt –<br />

Christliche Gesellschaftslehre im Wandel der Zeit<br />

IMPULSVORTRAG VON BBR. PROF. DR. LOTHAR ROOS BEIM GV-FESTAKT IN MÜNSTER<br />

I. Historische und<br />

kulturethische Grundlagen<br />

1. E<strong>in</strong> „dreitausendjähriger<br />

Optimierungsprozess“<br />

Der Philosoph Karl Jaspers hat e<strong>in</strong>mal die<br />

Europäische Kultur als das Produkt e<strong>in</strong>es<br />

dreitausendjährigen historischen Optimierungsprozesses<br />

bezeichnet. Im Verlauf dieses<br />

Prozesses hat Europa zwar e<strong>in</strong>e ganze Reihe<br />

Irrtümer begangen, diese aber – und dar<strong>in</strong><br />

liegt nicht zuletzt der Grund des Erfolgs dieser<br />

Kultur – immer wieder auch zu korrigieren<br />

vermocht. Wie kann man sich diesen<br />

Optimierungsprozess vorstellen? Er entstand<br />

aus bestimmten existenziellen und <strong>in</strong>stitutionellen<br />

Erfahrungen:<br />

Menschen, die an den Gott der biblischchristlichen<br />

Offenbarung glauben, bewerten<br />

und gestalten ihre Existenz, ihr Vermitteltse<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> soziale Prozesse, <strong>in</strong> politische<br />

und wirtschaftliche Aufgaben anders, als<br />

solche, die diesen Glauben nicht teilen. So<br />

glauben wir z. B. als Christen, dass Gott dem<br />

Menschen e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Freiheit gegeben<br />

hat. Deshalb lehnen wir alle determ<strong>in</strong>istischen<br />

Menschenbilder und daraus abgeleitete<br />

politische Ideologien, wie z. B. den<br />

Marxismus, ab.<br />

Wenn Menschen, mit den gleichen religiösen<br />

und ethischen Überzeugungen „im<br />

H<strong>in</strong>terkopf“, gesellschaftlich zusammenleben,<br />

dann f<strong>in</strong>den sie im Laufe der Geschichte<br />

heraus, dass die sozialen Formen<br />

dieses Zusammenlebens, also die gesellschaftlichen<br />

Strukturen und Institutionen,<br />

nicht zufällig s<strong>in</strong>d. Sie bekommen vielmehr<br />

e<strong>in</strong>e spezifische Gestalt, sofern man sie vom<br />

christlichen Menschenbild her gestaltet: die<br />

Familie, der Staat, Schule und Bildung, die<br />

soziale Hilfe, die Sozialgestalt e<strong>in</strong>es Unternehmens<br />

usw. Alle diese gesellschaftlichen<br />

Strukturen und Institutionen nehmen, unbeschadet<br />

geschichtlicher Veränderungen,<br />

vom christlichen Menschenbild her e<strong>in</strong>e<br />

bestimmte Form an, die sie ohne das<br />

Christentum so nicht hätten. So entsteht im<br />

Laufe der Geschichte e<strong>in</strong>e spezifische<br />

„Kultur“, die aus den geistigen Kräften des<br />

christlichen Menschenbildes hervorgeht.<br />

Kultur ist das, was e<strong>in</strong>e Gesellschaft im<br />

Innersten zusammenhält: Es s<strong>in</strong>d die<br />

Grundwerte (basic values), die zu ihrer<br />

Verwirklichung nötigen sozialen Strukturen<br />

(social structures) und die sowohl für den<br />

Bestand der Werte, als auch für die Stabili-<br />

176<br />

unitas 3/2012<br />

Neben Bbr. Prof. Dr. Lothar Roos (rechts) beteiligten sich an der Podiumsdiskussion (von l<strong>in</strong>ks) die<br />

BbrBbr. Hendrik Koors (Moderation), Christian Poplutz, Vors. des Beirats für gesellschaftspol. Fragen<br />

des UNITAS-Verbands, und Staatssekretär a. D. Dr. Jürgen Aretz.<br />

tät der Strukturen nötigen Verhaltensweisen<br />

bzw. Tugenden (attitudes, virtues).<br />

Werte, Strukturen und Tugenden bilden e<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>nerlich zusammenhängendes Gefüge,<br />

das für die jeweilige Kultur typisch ist.<br />

Auf Grund geschichtlicher Erfahrungen<br />

wird also deutlich, welche Muster des<br />

Denkens und des sozialen Lebens mit dem<br />

christlichen Menschenbild jeweils besser<br />

zu vere<strong>in</strong>baren s<strong>in</strong>d als andere. Dabei<br />

kommt man auch zu der E<strong>in</strong>sicht, dass es<br />

bestimmte Wertüberzeugungen, soziale<br />

Strukturen und persönliche Tugenden gibt,<br />

h<strong>in</strong>ter die man um Gottes und des Menschen<br />

willen nicht mehr zurückfallen sollte.<br />

Auf dem Kreuzungspunkt zwischen biblisch-christlicher<br />

Anthropologie und geschichtlicher<br />

Erfahrung entsteht also das,<br />

was man als die abendländisch-christliche<br />

Leitkultur bezeichnen kann.<br />

2. Anthropologische Vorgaben<br />

Da das „Reich Gottes“ zwar bereits<br />

„nahe herbeigekommen“ (Mk 1,16), aber<br />

noch nicht am Ziel ist, kann e<strong>in</strong>e Kultur im<br />

strengen S<strong>in</strong>n nie „christlich“ se<strong>in</strong>, wohl<br />

aber christlicher als andere Kulturen. Dies<br />

ist umso mehr der Fall, als die Menschen<br />

von folgenden fünf Überzeugungen und<br />

e<strong>in</strong>em ihnen entsprechenden Lebensstil<br />

getragen werden. Wor<strong>in</strong> bestehen diese<br />

Überzeugungen?<br />

a) dass wir „nicht das zufällige und das<br />

s<strong>in</strong>nlose Produkt der Evolution“ s<strong>in</strong>d.<br />

Vielmehr gilt: „Jeder von uns ist Frucht<br />

e<strong>in</strong>es Gedanken Gottes. Jeder ist gewollt,<br />

jeder ist geliebt, jeder ist gebraucht.“<br />

1<br />

b) dass jeder Mensch vom ersten Augenblick<br />

se<strong>in</strong>er Existenz bis zu se<strong>in</strong>em letzten<br />

Atemzug die gleiche von Gott<br />

geschenkte und deshalb unveräußerliche<br />

Würde hat und entsprechend<br />

behandelt werden muss.<br />

c) dass Gott, der Schöpfer, grundsätzlich<br />

allen Menschen genügend E<strong>in</strong>sicht des<br />

Verstandes und Kraft des Willens mit<br />

auf den Weg gegeben hat, so dass sie<br />

fähig s<strong>in</strong>d, das Gute vom Bösen zu<br />

unterscheiden und e<strong>in</strong> Leben <strong>in</strong> Würde<br />

zu führen.<br />

d) dass wir als sündige Menschen damit<br />

rechnen müssen, dass sich unsere Vernunft<br />

„durch Macht und Interesse blenden“<br />

lässt. Deshalb bedarf sie der Re<strong>in</strong>igung<br />

durch den christlichen Glauben,<br />

wie umgekehrt dieser auch der Vernunft<br />

bedarf. 2<br />

e) dass wir Menschen auf dieser Erde<br />

ke<strong>in</strong>e bleibende Stätte haben, sondern<br />

dass wir auf dem Weg s<strong>in</strong>d („homo viator“)<br />

zur Schau Gottes <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>schaft<br />

der Heiligen. Deshalb bitten wir<br />

<strong>in</strong> der Oration der Liturgie des 17. Sonntags<br />

im Jahreskreis darum, „die vergänglichen<br />

Güter so zu gebrauchen,<br />

dass wir die ewigen nicht verlieren.“<br />

3. Habituell-strukturelle<br />

Konsequenzen<br />

Diese Glaubensüberzeugungen haben<br />

bestimmte strukturelle Konsequenzen. E<strong>in</strong>e<br />

Gesellschaft ist strukturell umso christlicher,<br />

je mehr die Menschen aus ihren religiös-ethischen<br />

Grunde<strong>in</strong>stellungen heraus


Aufmerksame Zuhörer<br />

die gesellschaftlichen Strukturen gestalten.<br />

Das bedeutet im E<strong>in</strong>zelnen:<br />

a) Je mehr Menschen die unauflösliche<br />

Ehe zwischen Mann und Frau und die<br />

damit verbundene Bereitschaft zur<br />

Weitergabe des Lebens bejahen.<br />

Dies schließt e<strong>in</strong>, dass die Eltern ihre<br />

K<strong>in</strong>der im christlichen Glauben erziehen<br />

und sie auf ihre „e<strong>in</strong>malige Lebensaufgabe“<br />

3 vorbereiten, und diese Aufgabe<br />

nicht an den Staat oder die<br />

Massenmedien abtreten.<br />

b) Je unzweideutiger die Verfassung e<strong>in</strong>es<br />

Staates und das politische Handeln die<br />

dem Staat vorgegebene Würde des<br />

Menschen und die damit verbundenen<br />

unveräußerlichen und universal gültigen<br />

Menschenrechte respektieren und<br />

auf dieser Grundlage Frieden, Freiheit<br />

und soziale Gerechtigkeit zu verwirklichen<br />

suchen (vgl. Art 1 GG).<br />

c) Je mehr Menschen sich <strong>in</strong> Arbeit und<br />

Beruf und den dort nötigen wirtschaftlichen<br />

Entscheidungen von den Grundwerten<br />

e<strong>in</strong>er selbstverantwortlichen<br />

Freiheit (Subsidiarität) und mitmenschlichen<br />

Gerechtigkeit (Solidarität) leiten<br />

lassen. Daraus folgt z. B. die Achtung vor<br />

der Würde auch der e<strong>in</strong>fachsten<br />

menschlichen Arbeit. Dazu gehört die<br />

Bereitschaft, den wirtschaftlichen Erfolg<br />

so zu gebrauchen, dass auch die Armen<br />

und Schwachen vor existenzieller Not<br />

bewahrt werden können. Dazu gehört<br />

e<strong>in</strong>e Betriebs- und Unternehmensverfassung<br />

der sozialen Partnerschaft. All<br />

dies entspricht strukturell dem Ordnungssystem<br />

e<strong>in</strong>er Sozialen Marktwirtschaft.<br />

d) Je mehr politisches Denken und Handeln<br />

auch Ausdruck e<strong>in</strong>er globalen<br />

Verantwortung ist und, unbeschadet<br />

der Zuständigkeit jedes Staates für das<br />

nationale Geme<strong>in</strong>wohl, auch das universale<br />

Geme<strong>in</strong>wohl beachten.<br />

Diese „Basisstrukturen“ der Gesellschaft,<br />

also die Familie, der Staat, die<br />

Wirtschaft, die Weltvölkergeme<strong>in</strong>schaft<br />

werden so auf der Grundlage des christlichen<br />

Menschenbildes spezifisch geprägt.<br />

Sie bilden den Maßstab, gemäß dem man<br />

e<strong>in</strong>e Politik aus christlicher Verantwortung<br />

formulieren und praktizieren kann und soll.<br />

II.Der Wandel der Zeit<br />

und die heutigen Aufgaben<br />

1. Größe und Krise der Neuzeit<br />

Die Neuzeit lässt sich beschreiben als<br />

großartige und vordem ungeahnte Entfaltung<br />

der Möglichkeiten menschlicher<br />

Ratio <strong>in</strong> den positiven Wissenschaften und<br />

deren Anwendungen <strong>in</strong> Technik, Ökonomie<br />

und Politik. Dies war allerd<strong>in</strong>gs nur so lange<br />

problemlos möglich, wie das mit Ergebnissen<br />

geschah, mit denen man so gut, ja<br />

großartig leben konnte, dass sich die<br />

S<strong>in</strong>nfrage erst gar nicht stellte. Es galt die<br />

Devise: Was technisch möglich und ökonomisch<br />

bezahlbar ist, das wird auch verwirklicht,<br />

ohne weitere Rückfrage nach dem<br />

humanen S<strong>in</strong>n des jeweiligen „Fortschritts“.<br />

In dem Maße aber, wie auf diesem<br />

Weg nicht nur Nützliches und Gutes, sondern<br />

auch Bedrohliches, ja Tödliches entsteht,<br />

lassen sich Wert- und S<strong>in</strong>nfrage aus<br />

dem Konzept der öffentlichen Vernunft<br />

nicht mehr ausklammern. 4<br />

Es ist ke<strong>in</strong> Zufall, dass heute allenthalben<br />

„Ethik-Kommissionen“ entstehen. Da<br />

man aber ethische Entscheidungen letztlich<br />

nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Transzendenz-Bezug des<br />

Menschen verankern kann, steht auch die<br />

Gottesfrage wieder auf der Tagesordnung:<br />

Gott hat den ihm neuzeitlich entlaufenen<br />

Menschen wieder e<strong>in</strong>geholt. Wer dieser<br />

theologischen Konsequenz nicht zustimmen<br />

mag, wird auf jeden Fall zugeben müssen:<br />

Ohne Wertentscheidungen, wie immer<br />

man sie begründen mag, gibt es ke<strong>in</strong>e<br />

Antwort auf die großen Menschheitsprobleme<br />

des Friedens, der Freiheit der<br />

Person, der Bewahrung der Umwelt, der<br />

E<strong>in</strong>dämmung von Not und Elend, kurz ke<strong>in</strong>e<br />

Kultur des Lebens, <strong>in</strong> der alle <strong>in</strong> Würde zu<br />

leben vermögen.<br />

Der Mensch kann nur als moralisches<br />

Wesen überleben und vor sich selbst und<br />

se<strong>in</strong>en Mitmenschen bestehen. Je unmoralischer<br />

e<strong>in</strong>e Gesellschaft wird, desto lauter<br />

schreit sie nach dem Staat, desto teurer<br />

wird dieser und desto weniger kann er für<br />

sie tun. Wenn man für jeden Steuerh<strong>in</strong>terzieher<br />

e<strong>in</strong>en Steuerfahnder, für jeden<br />

Alkohol- oder Drogenabhängigen e<strong>in</strong>en<br />

Therapeuten, für jeden Schläger e<strong>in</strong>en<br />

Polizisten, für jeden K<strong>in</strong>derpornographen<br />

e<strong>in</strong>en Detektiv, für jeden „Hacker“ 5 e<strong>in</strong>en<br />

spezialisierten Fahnder, für jedes Fußballspiel<br />

Hundertschaften der Polizei bezahlen<br />

muss – und nur so die Gesellschaft e<strong>in</strong>igermaßen<br />

<strong>in</strong> Ordnung zu halten wäre –, dann<br />

ist deren Zusammenbruch abzusehen,<br />

schon aus f<strong>in</strong>anziellen Gründen: E<strong>in</strong> Staat<br />

ohne Moral se<strong>in</strong>er Bürger ist unf<strong>in</strong>anzierbar.<br />

Die Gefahren e<strong>in</strong>er wertfreien und<br />

gottlosen Gesellschaft als solche zu entlarven<br />

und jene Politiker zu unterstützen, die<br />

dies ebenfalls tun, ist e<strong>in</strong>e der wichtigsten<br />

politischen Aufgaben der Christen heute.<br />

2. Was der Staat an<br />

se<strong>in</strong>en Christen hat<br />

Wor<strong>in</strong> bestehen die wesentliche Beiträge<br />

der Christen zum Geme<strong>in</strong>wohl im<br />

demokratischen Staat im E<strong>in</strong>zelnen, gerade<br />

angesichts e<strong>in</strong>er „Gesellschaft ohne Gott“<br />

und ihrer „Risiken und Nebenwirkungen“,<br />

wie es Andreas Püttmann formuliert hat. Es<br />

kommt zu folgenden sieben Aussagen:<br />

a) Christen betrachten den Menschen als<br />

Geschöpf und Ebenbild Gottes und s<strong>in</strong>d<br />

damit <strong>in</strong> besonderer Weise der Würde<br />

und dem Recht des Menschen verpflichtet.<br />

Dies erweist sich vor allem <strong>in</strong> den<br />

Fragen der Unantastbarkeit menschlichen<br />

Lebens.<br />

b) Die <strong>in</strong> der jüdisch-christlichen Tradition<br />

enthaltene Ethik – Dekalog, Seligpreisungen,<br />

Tugendlehre – erzieht zur Beachtung<br />

von Geboten und Verboten<br />

nicht nur im kirchlichen, sondern auch<br />

im staatlichen Bereich. Gläubige Christen<br />

werden daher im Rechtsstaat mit >><br />

unitas 3/2012 177


178<br />

größerer Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit pflichtbewusste<br />

und gesetzestreue Bürger se<strong>in</strong>.<br />

c) E<strong>in</strong> religiös verankerter Wertekonsens<br />

fördert Vertrauen, der Gedanke der<br />

Bewährung vor Gott unterstützt verantwortliche<br />

Leistungsbereitschaft. Beides<br />

begünstigt wirtschaftlichen Erfolg.<br />

d) Hilfsbereitschaft, Solidarität und Geme<strong>in</strong>wohldenken,<br />

Familiens<strong>in</strong>n und<br />

zwischenmenschliche Toleranz werden<br />

vom Gebot der Nächstenliebe <strong>in</strong>spiriert.<br />

Christlicher Glaube fördert den sozialen<br />

Ausgleich, Integration und Frieden.<br />

e) Der christliche Gedanke der Weltüberw<strong>in</strong>dung<br />

durch Jesu Kreuzesopfer und<br />

der Geborgenheit im Letzten durch die<br />

Auferstehungshoffnung setzt Gelassenheit<br />

im „Vorletzten“ frei, die zu unaufgeregtem<br />

Engagement und Widerstand<br />

gegen ideologische Heilsangebote<br />

und Radikalismus befähigt.<br />

f) Christlichem Patriotismus bleibt gegenüber<br />

dem immer wieder entflammbaren<br />

Nationalismus gewahr: Es gibt<br />

wesentlichere Bande zwischen den<br />

Menschen als die der Nation.<br />

g) Die Frohe Botschaft des Christentums,<br />

ihre befreiende, die irdische Endlichkeit<br />

überschreitende Hoffnung, begründet<br />

e<strong>in</strong>e zufriedenere und optimistischere<br />

Lebense<strong>in</strong>stellung. Christlicher Glaube<br />

fördert menschliches Glück. 6<br />

III. Die Wegweisung<br />

Papst Benedikt XVI.<br />

im Deutschen Bundestag<br />

1. Das Recht und<br />

die „Sprache des Se<strong>in</strong>s“<br />

„Wie erkennt man, was Recht ist?“ Mit<br />

dieser Frage begann Benedikt XVI. se<strong>in</strong>e<br />

spannende Rede vor dem Deutschen Bundestag<br />

am 22. September 2011. Für manche<br />

überraschend lautete se<strong>in</strong>e Antwort: „Im<br />

Gegensatz zu anderen großen Religionen<br />

hat das Christentum dem Staat und der<br />

Gesellschaft nie e<strong>in</strong> Offenbarungsrecht,<br />

e<strong>in</strong>e Rechtsordnung aus Offenbarung vorgegeben.<br />

Es hat stattdessen auf Natur und<br />

Vernunft als die wahren Rechtsquellen verwiesen<br />

– auf den Zusammenhang von<br />

objektiver und subjektiver Vernunft, der<br />

freilich das Begründetse<strong>in</strong> beider Sphären<br />

<strong>in</strong> der schöpferischen Vernunft Gottes voraussetzt.“<br />

Die „abendländische Rechtskultur“<br />

nahm, von der stoischen Philosophie<br />

ausgehend, ihren „Weg über das<br />

christliche Mittelalter <strong>in</strong> die Rechtsentfaltung<br />

<strong>in</strong> der Aufklärungszeit bis h<strong>in</strong> zu der<br />

Erklärung der Menschenrechte und bis zu<br />

unserem Deutschen Grundgesetz, mit dem<br />

sich unser Volk 1949 zu den ‚unverletzlichen<br />

unitas 3/2012<br />

Die gut besuchte Podiumsdiskussion brachte das große Interesse am Tagungsthema zum Ausdruck.<br />

und unveräußerlichen Menschenrechten<br />

als Grundlage jeder menschlichen Geme<strong>in</strong>schaft,<br />

des Friedens und der Gerechtigkeit<br />

<strong>in</strong> der Welt’ bekannt hat.“<br />

Entscheidend sei also gewesen, „dass<br />

sich die christlichen Theologen gegen das<br />

vom Götterglauben geforderte religiöse<br />

Recht auf die Seite der Philosophie gestellt,<br />

Vernunft und Natur <strong>in</strong> ihrem Zue<strong>in</strong>ander<br />

als die für alle gültige Rechtsquelle anerkannt“<br />

hätten. In diesem S<strong>in</strong>n habe bereits<br />

Paulus im Römerbrief festgestellt, dass<br />

auch die Heiden, die das Gesetz nicht<br />

haben „von Natur aus das tun, was im<br />

Gesetz gefordert ist“, weil es ihnen von<br />

ihrem Schöpfer „<strong>in</strong>s Herz geschrieben ist;<br />

ihr Gewissen legt Zeugnis davon ab ...“<br />

(Röm 2,14 f.) Auf der Grundlage e<strong>in</strong>er „der<br />

Sprache des Se<strong>in</strong>s geöffneten Vernunft“<br />

schien also „bis <strong>in</strong> die Zeit der Aufklärung,<br />

der Menschenrechtserklärung nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg und <strong>in</strong> der Gestaltung<br />

unseres Grundgesetzes die Frage nach den<br />

Grundlagen der Gesetzgebung geklärt“.<br />

Inzwischen habe sich jedoch, so Benedikt<br />

XVI., „e<strong>in</strong>e dramatische Veränderung der<br />

Situation zugetragen. Der Gedanke des<br />

Naturrechts gilt heute als e<strong>in</strong>e katholische<br />

Sonderlehre, über die außerhalb des katholischen<br />

Raums zu diskutieren nicht lohnen<br />

würde, so dass man sich schon be<strong>in</strong>ahe<br />

schämt, das Wort überhaupt zu erwähnen.“<br />

Wie, so fragt dann der Papst, ist „diese<br />

Situation entstanden?“<br />

2. Irrwege des<br />

Rechtspositivismus<br />

„Grundlegend“ für den Weg <strong>in</strong> den<br />

Rechtspositivismus sei <strong>in</strong> neuerer Zeit<br />

„zunächst die These“ gewesen, „dass zwischen<br />

Se<strong>in</strong> und Sollen e<strong>in</strong> unüberbrückbarer<br />

Graben bestehe. Aus Se<strong>in</strong> könne ke<strong>in</strong><br />

Sollen folgen, weil es sich da um zwei völlig<br />

verschiedene Bereiche handle.“ Damit referiert<br />

der Papst kurz, ohne ihn namentlich zu<br />

nennen, die These des englischen Philosophen<br />

David Hume (1711-1776), wonach<br />

jede Beziehung zwischen Se<strong>in</strong> und Sollen<br />

e<strong>in</strong>en „naturalistischen Fehlschluss“ darstelle.<br />

Da <strong>in</strong> diesem Kontext menschliche<br />

Vernunft re<strong>in</strong> „naturwissenschaftlich“ verstanden<br />

werde, könne es „ke<strong>in</strong>e Brücke zu<br />

Ethos und Recht“ auf der Basis der menschlichen<br />

Natur geben. Ähnliches gilt für e<strong>in</strong>en<br />

zweiten „Kirchenvater“ des Positivismus,<br />

Karl Popper (1912-1969), auf den Benedikt<br />

XVI. – wieder ohne Namensnennung – mit<br />

der Maxime verweist: „Was nicht verifizierbar<br />

oder falsifizierbar ist, gehört danach<br />

nicht <strong>in</strong> den Bereich der Vernunft im strengen<br />

S<strong>in</strong>ne“.<br />

Wie gefährlich e<strong>in</strong>e solche Übertragung<br />

e<strong>in</strong>er naturwissenschaftlich richtigen<br />

Methode auf die menschliche Ratio <strong>in</strong>sgesamt<br />

werden kann, lässt sich leicht e<strong>in</strong>sehen:<br />

Würde man deren Falsifizierbarkeit als<br />

Kriterium der Vernünftigkeit e<strong>in</strong>er Rechtsordnung<br />

machen, dann könnte die betroffene<br />

Gesellschaft bereits untergegangen<br />

se<strong>in</strong>, bevor die „positivistische Vernunft“<br />

ihre Inhumanität hätte falsifizieren können.<br />

Benedikt XVI. fasst die Folgen zusammen:<br />

„Wo die alle<strong>in</strong>ige Herrschaft der positivistischen<br />

Vernunft gilt – und das ist <strong>in</strong><br />

unserem öffentlichen Bewusstse<strong>in</strong> weith<strong>in</strong><br />

der Fall –, da s<strong>in</strong>d die klassischen Erkenntnisquellen<br />

für Ethos und Recht außer Kraft<br />

gesetzt.“ Das „positivistische Konzept von<br />

Natur und Vernunft“, sei zwar „e<strong>in</strong> großartiger<br />

Teil menschlichen Erkennens und<br />

menschlichen Könnens, auf das wir ke<strong>in</strong>esfalls<br />

verzichten dürfen. Aber es ist nicht<br />

selbst als Ganzes e<strong>in</strong>e dem Menschen <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>er Weite entsprechende und genügende<br />

Kultur.“ Wenn die Kultur Europas heute<br />

der Gefahr erliege, alle<strong>in</strong> die „positivistische<br />

Vernunft“ gelten zu lassen und „alle ande-


en kulturellen Realitäten <strong>in</strong> den Status der<br />

Subkultur verbannt, dann verkle<strong>in</strong>ert sie<br />

den Menschen, ja, sie bedroht se<strong>in</strong>e<br />

Menschlichkeit.“<br />

Benedikt XVI. verweist dabei ausdrükklich<br />

auf „weite Kreise“ <strong>in</strong> Europa, die „nur<br />

den Positivismus als geme<strong>in</strong>same Kultur<br />

und als geme<strong>in</strong>same Grundlage für die<br />

Rechtsbildung“ anerkennen. Setze sich<br />

diese Tendenz durch, dann werde „Europa<br />

gegenüber den anderen Kulturen der Welt<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Status der Kulturlosigkeit gerückt“.<br />

E<strong>in</strong>e solche Kultur gleiche dann „Betonbauten<br />

ohne Fenster, <strong>in</strong> denen wir uns<br />

Klima und Licht selber geben, beides nicht<br />

mehr aus der weiten Welt Gottes beziehen<br />

wollen.“ Deshalb ruft Benedikt XVI. dazu<br />

auf: „Die Fenster müssen wieder aufgerissen<br />

werden. Wir müssen wieder die Weite<br />

der Welt, den Himmel und die Erde sehen<br />

und all dies recht zu gebrauchen lernen.“<br />

Wie aber geht das, fragt Benedikt XVI.?<br />

„Wie f<strong>in</strong>den wir <strong>in</strong> die Weite, <strong>in</strong>s Ganze? Wie<br />

kann die Vernunft wieder ihre Größe f<strong>in</strong>den,<br />

ohne <strong>in</strong>s Irrationale abzugleiten?“<br />

3. Die Ökologie des Menschen<br />

und die Zukunft unserer<br />

Zivilisation<br />

Für manche überraschend, baut nun<br />

Benedikt XVI. über das „Auftreten der ökologischen<br />

Bewegung“ e<strong>in</strong>e neue Brücke zum<br />

„Naturrecht“. Die „ökologische Bewegung“<br />

habe „wohl nicht Fenster aufgerissen“, aber<br />

es sei wie „e<strong>in</strong> Schrei nach frischer Luft<br />

gewesen“, den man „nicht beiseite schieben<br />

kann, weil man zu viel Irrationales<br />

dar<strong>in</strong> f<strong>in</strong>det.“ Jungen Menschen sei „bewusst<br />

geworden, dass irgendetwas <strong>in</strong> unserem<br />

Umgang mit der Natur nicht stimmt.<br />

Dass Materie nicht nur Material für unser<br />

Machen ist, sondern dass die Erde selbst<br />

ihre Würde <strong>in</strong> sich trägt und wir ihrer<br />

Weisung folgen müssen.“<br />

Mit diesen Aussagen, so erklärte Benedikt<br />

XVI. und löste damit im „Hohen Hause“<br />

Heiterkeit aus, wolle er nicht für e<strong>in</strong>e bestimmte<br />

Partei Propaganda machen. Vielmehr<br />

sei für ihn die neu erkannte Bedeutung<br />

der Ökologie Anlass festzustellen:<br />

„Es gibt auch e<strong>in</strong>e Ökologie des Menschen.<br />

Auch der Mensch hat e<strong>in</strong>e Natur, die er achten<br />

muss und die er nicht beliebig manipulieren<br />

kann. Der Mensch ist nicht nur sich<br />

selbst machende Freiheit. [...] Er ist Geist<br />

und Wille, aber er ist auch Natur, und se<strong>in</strong><br />

Wille ist dann Recht, wenn er auf die Natur<br />

hört, sie achtet und sich annimmt als der,<br />

der er ist und der er sich nicht selbst gemacht<br />

hat.“<br />

In diesem Zusammenhang weist Benedikt<br />

XVI. auf den wohl wichtigsten Vertreter<br />

des heutigen Rechtspositivismus, nämlich<br />

auf Hans Kelsen (1881-1973) h<strong>in</strong>. Dieser habe<br />

mit 84 Jahren (1965) ganz im S<strong>in</strong>ne se<strong>in</strong>er<br />

„Re<strong>in</strong>en Staatslehre“ festgestellt, „dass<br />

Normen nur aus dem Willen kommen können.<br />

Die Natur könnte folglich Normen nur<br />

enthalten, wenn e<strong>in</strong> Wille diese Normen <strong>in</strong><br />

sie h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gelegt hat. Dies wiederum würde<br />

e<strong>in</strong>en Schöpfergott voraussetzen, dessen<br />

Wille <strong>in</strong> die Natur mit e<strong>in</strong>gegangen ist.“ 7<br />

Damit anerkennt Kelsen grundsätzlich,<br />

dass es durchaus e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Beziehung<br />

von Se<strong>in</strong> und Sollen – entgegen der These<br />

von David Hume – geben könne, allerd<strong>in</strong>gs<br />

nur unter der Voraussetzung des Glaubens<br />

an e<strong>in</strong>en Schöpfergott. „Über die Wahrheit<br />

dieses Glaubens zu diskutieren, ist völlig<br />

aussichtslos“, so habe Kelsen dazu bemerkt<br />

und <strong>in</strong>sofern nur von e<strong>in</strong>er theoretischen<br />

Möglichkeit naturrechtlichen Argumentierens<br />

gesprochen. Dem hält Papst Benedikt<br />

XVI. freundlich entgegen: „Ist es wirklich<br />

s<strong>in</strong>nlos zu bedenken, ob die objektive<br />

Vernunft, die sich <strong>in</strong> der Natur zeigt, nicht<br />

e<strong>in</strong>e schöpferische Vernunft, e<strong>in</strong>en Creator<br />

Spiritus voraussetzt?“ E<strong>in</strong> solches Verständnis<br />

von Vernunft „zu ignorieren oder als<br />

bloße Vergangenheit zu betrachten, wäre<br />

e<strong>in</strong>e Amputation unserer Kultur <strong>in</strong>sgesamt<br />

und würde sie ihrer Ganzheit berauben.“<br />

Zusammenfassend stellt Benedikt XVI.<br />

fest: „Die Kultur Europas ist aus der<br />

Begegnung von Jerusalem, Athen und Rom<br />

– aus der Begegnung zwischen dem<br />

Gottesglaubens Israels, der philosophischen<br />

Vernunft der Griechen und dem<br />

Rechtsdenken Roms entstanden. Diese dreifache<br />

Begegnung bildet die <strong>in</strong>nere Identität<br />

Europas. Sie hat im Bewusstse<strong>in</strong> der Verantwortung<br />

des Menschen vor Gott und <strong>in</strong> der<br />

Anerkenntnis der unantastbaren Würde<br />

des Menschen, e<strong>in</strong>es jeden Menschen,<br />

Maßstäbe des Rechts gesetzt, die zu verteidigen<br />

und <strong>in</strong> unserer historischen Stunde<br />

aufgegeben ist“ 8 .<br />

Anmerkungen:<br />

1 Papst Benedikt XVI., Predigt <strong>in</strong> der Heiligen<br />

Messe zur Amtse<strong>in</strong>führung am 24. April 2005.<br />

2 Vgl. Papst Benedikt XVI., Enzyklika Deus caritas<br />

est 28.<br />

3 Vgl. Johannes Paul II., Enzyklika Centesimus<br />

annus 39.<br />

4 Romano Guard<strong>in</strong>i hat diese Situation nach dem<br />

Ende des Zweiten Weltkriegs <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch<br />

„Das Ende der Neuzeit“ markiert. Er machte<br />

darauf aufmerksam, daß die Menschheit am<br />

Ende der Neuzeit genau vor jener Frage steht,<br />

die sie an ihrem Beg<strong>in</strong>n auf sich beruhen ließ:<br />

der Frage nach der s<strong>in</strong>nstiftenden E<strong>in</strong>heit des<br />

menschlichen Lebens und der menschlichen<br />

Gesellschaft, also letztlich die Frage nach Gott.<br />

Guard<strong>in</strong>is markantester Satz dazu: „Wenn Gott<br />

se<strong>in</strong>en Platz <strong>in</strong> der Welt verliert, dann verliert<br />

ihn auch der Mensch“.<br />

5 Das österreichische Forschungs<strong>in</strong>stitut „Austrian<br />

Institute of Technology“ geht von e<strong>in</strong>em<br />

weltweiten Schaden von Rund 750 Milliarden<br />

Eure jährlich durch Hackerangriffe aus – vgl.<br />

KURIER vom 30. Juli 2011 S. 13.<br />

6 Vgl. Andreas Püttmann: Gesellschaft ohne Gott.<br />

Risiken und Nebenwirkungen der Entchristlichung<br />

Deutschlands, Asslar3 2011, 129-190.<br />

7 vgl. Hans Kelsen: Was ist die Re<strong>in</strong>e Rechtslehre?<br />

<strong>in</strong>: Demokratie und Rechtsstaat (Festgabe Z.<br />

Giacometti), Zürich 1953, S. 143-162<br />

8 Alle Zitate aus der Ansprache des Papstes im<br />

Deutschen Bundestag s<strong>in</strong>d entnommen: Papst<br />

Benedikt XVI.: Die Ökologie des Menschen, <strong>in</strong>:<br />

Frankfurter Allgeme<strong>in</strong>e Zeitung vom 23. September<br />

2010, Nr. 22, S. 8<br />

Zur Literatur:<br />

Andreas Püttmann, Verantwortung für die Schöpfung<br />

und christliche Bürgertugenden: Demoskopische<br />

Schlaglichter, <strong>in</strong>: unitas, 150. Jg., 2/2010,<br />

S. 98-105<br />

Lothar Roos, Die Schöpfung als Gabe Gottes und<br />

Aufgabe des Menschen, <strong>in</strong>: ebd., S. 92-97<br />

Ders.: E<strong>in</strong>igkeit und Recht und Freiheit, <strong>in</strong>: Georg<br />

Ratz<strong>in</strong>ger/Roger Zörb (Hrsg.): Festschrift für den<br />

Heiligen Vater Papst Benedikt XVI. zum 85. Geburtstag<br />

am 16. April 2012, Rohrbach b. Weimar,<br />

2012, S. 213-229<br />

Werner Münch / Andreas Püttmann: „Und das<br />

Wort ist Fleisch geworden“ – Die Inkarnation des<br />

Logos als Auftrag christlich <strong>in</strong>spirierter Politik, <strong>in</strong>:<br />

Ebd. S. 174-204.<br />

unitas 3/2012 179


KLUG UND WELTZUGEWANDT: WAS JETZT VON JEDEM GEFRAGT IST<br />

Aspekte aus der Podiumsdiskussion zum GV-Thema<br />

VON BBR.<br />

DR. CHRISTOF BECKMANN<br />

Wer jemals <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Schulzeit etwas<br />

von der „Katholischen Soziallehre“<br />

oder der „Christlichen Gesellschaftslehre“<br />

gehört hat, darf sich wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

getrost zu den Exoten auf<br />

dem Planeten zählen. Und zugleich<br />

davon ausgehen, dass es dann auch<br />

für den Rest se<strong>in</strong>es Lebens reichen<br />

muss. Nur wenig sche<strong>in</strong>t aus e<strong>in</strong>em<br />

schalldichten wissenschaftlichen<br />

Elfenbe<strong>in</strong>turm <strong>in</strong> die Welt der Techniker,<br />

der Natur- und Ingenieurwissenschaften,<br />

der Betriebswirte, Juristen<br />

oder Mediz<strong>in</strong>er zu dr<strong>in</strong>gen. …<br />

Doch bei der UNITAS von der Katholischen<br />

Soziallehre zu sprechen, das hieße<br />

eigentlich Eulen nach Athen tragen – das<br />

gilt mit Blick auf die „Gründerväter“ der<br />

Diszipl<strong>in</strong> und ihre Exponenten von heute<br />

allemal. Worum es geht, kann aber nun<br />

nicht jeder wissen – zu verdenken wäre es<br />

ke<strong>in</strong>em, der als munterer Studiosus an die<br />

Quellen der Wissenschaft trabt, dabei mehr<br />

oder weniger zufällig <strong>in</strong> unitarische Kreise<br />

gerät. Und sich und andere dann zum ersten<br />

Mal fragt: Worum geht’s da eigentlich?<br />

Dies und die Frage nach der praktischen<br />

Anwendung standen im Mittelpunkt der<br />

Podiumsdikussion, die dem Grundthema<br />

der <strong>135.</strong> <strong>Generalversammlung</strong> gewidmet<br />

war. Unter der Leitung von Bbr. Hendrik<br />

Koors von der UNITAS W<strong>in</strong>frida nahmen<br />

drei Bundesbrüder diese Fragen auf und lieferten<br />

Aspekte, über die sich nachzudenken<br />

lohnt.<br />

Unmittelbare Auswirkungen<br />

Bbr. Dr. Jürgen Aretz, unter anderem als<br />

ehemaliger Staatsekretär im Freistaat<br />

Thür<strong>in</strong>gen mit der politischen Praxis vertraut,<br />

stimmte dem ebenso „grundsätzlichen<br />

wie e<strong>in</strong>gehenden“ Impulsvortrag von<br />

Bbr. Prof. Lothar Roos zu: „Widerspruch wäre<br />

anregend, aber unredlich, denn ich teile<br />

se<strong>in</strong>e Position“, so der gelernte Historiker<br />

und er<strong>in</strong>nerte mit Blick auf die Geschichte<br />

der Bundesrepublik an die bis heute spürbaren<br />

Konsequenzen der Katholischen Soziallehre.<br />

Sie sei die geistige Grundlage vieler<br />

Verantwortlicher gewesen: „Mittelbar und<br />

unmittelbar hat sie <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten<br />

praktische Auswirkungen aufunser<br />

180<br />

unitas 3/2012<br />

Podiumsdiskussion bei der GV <strong>in</strong> <strong>Münster</strong>: (von l<strong>in</strong>ks) BbrBbr. Christian Poplutz, Dr. Jürgen Aretz und<br />

Hendrik Koors<br />

Sozialleben gehabt“, betonte Aretz, der sich<br />

mit verschiedenen Arbeiten zur Katholischen<br />

Sozialbewegung e<strong>in</strong>en Namen machte.<br />

Die großen Sozialreformen der 50er Jahre<br />

– e<strong>in</strong>em „der <strong>in</strong>novativsten Jahrzehnte des<br />

letzten Jahrhunderts überhaupt“ – seien<br />

ohne sie nicht denkbar, erklärte er und<br />

nannte mit dem K<strong>in</strong>dergeld, der Mitbestimmung<br />

und der dynamischen Rente nur<br />

drei Beispiele für ganz konkrete Politik, an<br />

der verantwortliche Christen maßgeblich<br />

beteiligt waren – ebenso die durch den<br />

katholischen Glauben geprägten Sozialverbände,<br />

die im Nationalsozialismus ihre<br />

führenden Köpfe verloren hatten und etwas<br />

grundsätzlich Neues aufbauen wollten.<br />

„Diebstahl an<br />

unseren Enkeln!“<br />

Damit g<strong>in</strong>g Aretz schnell kritisch <strong>in</strong> die<br />

Offensive: Auch wenn es heute Christen <strong>in</strong><br />

allen Parteien – selbst bei der L<strong>in</strong>ken – gebe,<br />

fehle ihnen e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>deutiges Bekenntnis zu<br />

Jesus Christus. Auch die Kirche selbst<br />

nehme ihre Orientierungspflicht <strong>in</strong> der politischen<br />

Diskussion kaum wahr, wandte sich<br />

der ehemalige Brüsseler Generalbevollmächtigte<br />

der Thür<strong>in</strong>ger Aufbaubank an<br />

die Bischöfe, mahnte e<strong>in</strong>e deutliche Position<br />

zur F<strong>in</strong>anzkrise und Bankenspekulation<br />

an. Zwar könnten sie wie die Katholische<br />

Soziallehre kaum e<strong>in</strong>e fachliche Antwort<br />

geben. „Aber die grundsätzliche Positionierung<br />

und Orientierung muss se<strong>in</strong>“, so<br />

Aretz – auch etwa zum Thema „Zwangsverschuldung“:<br />

„Wo ist der wahrnehmbare<br />

Protest von Laien, Priestern und Bischöfen?<br />

Jede Verschuldung, die die öffentliche Hand<br />

aufnimmt, ist Diebstahl an unseren<br />

K<strong>in</strong>dern und Enkeln!“<br />

Als Deutschland <strong>in</strong> Folge des NS-<br />

Wahns<strong>in</strong>ns vollkommen zerstört war, sei<br />

das gigantische Werk des Wiederaufbaus<br />

ohne Staatsverschuldung geglückt. Es wurden<br />

sogar erhebliche Rücklagen gebildet,<br />

er<strong>in</strong>nert Aretz an den berühmten „Juliusturm“<br />

– und das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em damals bettelarmen<br />

Deutschland. „Heute ist alles Maß verloren<br />

gegangen“, holte Aretz zu massiver<br />

Kritik aus: „Für alles muss heute der Staat<br />

aufkommen, Fehlanzeige bei Eigen<strong>in</strong>itiative<br />

und Selbstverantwortung – das ist<br />

durch die Katholische Soziallehre e<strong>in</strong>deutig<br />

nicht gedeckt!“<br />

Sie biete unendlich viel Orientierung<br />

zur E<strong>in</strong>ordnung der gesellschaftlichen, politischen<br />

und wirtschaftlichen Probleme –<br />

„jedenfalls für den neugierigen Menschen.“<br />

Er selbst kenne ke<strong>in</strong>e bessere Grundlage für<br />

die praktische Lebensgestaltung:„Vielleicht<br />

sollten wir über ihre Möglichkeiten, die<br />

dar<strong>in</strong> steckende christliche und die <strong>in</strong>tellektuelle<br />

Herausforderung auch <strong>in</strong> unseren<br />

Vere<strong>in</strong>en konkreter nachdenken! Und danach<br />

auch programmatisch handeln!<br />

Insofern könnte diese <strong>Generalversammlung</strong><br />

e<strong>in</strong> neuer Anfang dafür se<strong>in</strong>!“<br />

„Im Mittelpunkt:<br />

der Mensch!“<br />

E<strong>in</strong>e Hoffnung, die auch Christian<br />

Poplutz, Jurist und Vorsitzender des gesellschaftspolitischen<br />

Beirats des Verbandes,<br />

aussprach. Mit Blick auf die christliche


Bestimmung und Verortung des Menschen<br />

warb er für e<strong>in</strong> Bild, das der ehemalige<br />

Verbandsgeschäftsführer Dr. Wilfried Podl<strong>in</strong>ski<br />

1993 beim Aktiven-Regionaltreffen <strong>in</strong><br />

Bamberg gebraucht hatte: Er ordnete die<br />

Beziehung zwischen Gott, Mensch und<br />

Mitmensch <strong>in</strong> der Form des Kreuzes. „Und<br />

genau <strong>in</strong> diesem Schnittpunkt stehen wir.<br />

Das heißt: Nicht all unsere Strukturen und<br />

Institutionen s<strong>in</strong>d um ihrer selbst willen da,<br />

sondern sie zielen auf den Menschen.“<br />

Hier setze auch die Katholische<br />

Soziallehre an: Ihn verteidige sie gegen alle<br />

Ideologien, die den Menschen heute ganz<br />

vere<strong>in</strong>nahmen wollten. Auf der e<strong>in</strong>en Seite<br />

der übertriebene und unsolidarische (Neo-<br />

)Liberalismus, der jeden ganz alle<strong>in</strong> zu se<strong>in</strong>es<br />

Glückes Schmied machen wolle, und der<br />

so die Freiheit des Menschen pervertiere.<br />

Auf der anderen Seite der Sozialismus, der<br />

den E<strong>in</strong>zelnen mit se<strong>in</strong>en Bedürfnissen und<br />

legitimen Lebensplänen ganz dem Kollektiv<br />

unterordnen wolle. Zwischen diesen<br />

Extrempositionen habe sich die Katholische<br />

Soziallehre schon historisch entwickelt.<br />

Wissenschaftliche<br />

Sitzungen richtig nutzen<br />

Wer <strong>in</strong> der UNITAS aktiv sei,<br />

habe nun zunächst analog zu<br />

„ihren drei wunderbaren Pr<strong>in</strong>zipien“<br />

die Möglichkeit, sich an<br />

ihnen selbst zu bilden. Dann habe<br />

er das Erfahrene auszutauschen<br />

und weiter zu vermitteln und<br />

schließlich selbst im Leben umzusetzen.<br />

Dazu gebe der Lebensbund<br />

e<strong>in</strong> hervorragendes Umfeld, erklärte<br />

Bbr. Poplutz. Es biete den<br />

Austausch mit Bundesbrüdern und<br />

Bundesschwestern <strong>in</strong> allen Stadien<br />

ihrer <strong>in</strong>dividuellen Entfaltung und<br />

Erfahrungen: „Das müssen wir viel<br />

mehr pflegen. Vor allem <strong>in</strong> der<br />

Tradition der Wissenschaftlichen<br />

Sitzungen. Und wir dürfen es uns<br />

nicht zu leicht machen!“, so der<br />

Beiratsvorsitzende.<br />

Natürlich sei es schön, wenn<br />

man e<strong>in</strong>en berühmten Professor<br />

zu Gast habe. Wenn kundige<br />

Bundesbrüder referierten, sei dies<br />

alles ebenso legitim, auch das jährliche<br />

Krone-Sem<strong>in</strong>ar versuche hier e<strong>in</strong>en Beitrag<br />

zu leisten. Aber das Wesentliche müsse <strong>in</strong><br />

den Vere<strong>in</strong>en geschehen. „Dort sollten wir<br />

es selbst tun, um uns ganz persönlich <strong>in</strong> der<br />

Materie weiterzubr<strong>in</strong>gen. Wir sollten uns<br />

selbst fordern und unsere Erkenntnisse<br />

gerne auch <strong>in</strong> anschließenden Gesprächen<br />

beim Bier vertiefen.“ Im Glücksfall bilde sich<br />

so e<strong>in</strong> Fundament aus, das das ganze Leben<br />

tragen könne, er<strong>in</strong>nerte Christian Poplutz an<br />

den Altmeister der Katholischen Soziallehre<br />

Franz Hitze. Er hielt se<strong>in</strong>e ersten Vorträge zu<br />

se<strong>in</strong>em Lebensthema als junger Student bei<br />

se<strong>in</strong>en Würzburger Bundesbrüdern. Bei im<br />

f<strong>in</strong>de sich der Satz: „Ich bereue ke<strong>in</strong> Bier, das<br />

ich bei der <strong>Unitas</strong> getrunken habe“, erklärte<br />

Bbr. Poplutz unter allgeme<strong>in</strong>er Heiterkeit.<br />

Kritischen Blick entwickeln<br />

In so manchem Vere<strong>in</strong> ist das sicher<br />

durchaus e<strong>in</strong> Ausschnitt der Wirklichkeit:<br />

Ernsthafte, angestrengte Debatten, so die<br />

Erfahrung, dauern hier und da oft auch<br />

gerne bis weit nach Mitternacht. Die<br />

Themen liegen schließlich auf der Straße:<br />

Ob es um das direkte Umfeld der Bildung<br />

geht, um Fragen der sozialen und weltweiten<br />

Gerechtigkeit, um den politischen Alltag<br />

und demokratische Entscheidungsprozesse<br />

heute. Hier warb Bbr. Poplutz um e<strong>in</strong>en<br />

besonders kritischen Blick. Doch hat e<strong>in</strong>e im<br />

Licht der Katholischen Soziallehre geführte<br />

Debatte überhaupt noch e<strong>in</strong>en Platz <strong>in</strong><br />

unserer Gesellschaft? Wo ist sie präsent<br />

oder gar selbst Thema? Wo löst sie selbst<br />

Debatten aus und markiert Positionen im<br />

öffentlichen Diskurs e<strong>in</strong>er sche<strong>in</strong>bar christentums-<br />

und ideologiemüden, aber multikulturellen<br />

und medienbestimmten Welt?<br />

��<br />

��<br />

� Dr. Jürgen Aretz � Professor Dr. Lothar Roos<br />

� Christian Poplutz � Hendrik Koors<br />

Vernunft zahlt sich aus<br />

Dass Bbr. Prof. Roos dazu alle Chancen<br />

schon „von Beruf her“ sah, lag auf der Hand.<br />

Jeder sei zuletzt mit Argumenten der Vernunft<br />

zu erreichen, erklärte er und verwies<br />

auf Papst Benedikt, der bei se<strong>in</strong>en Gesprächen<br />

mit Vertretern von Staaten und<br />

vor <strong>in</strong>ternationalen Gremien re<strong>in</strong> naturrechtlich-vernünftige<br />

Gründe <strong>in</strong>s Feld führe.<br />

„Wenn wir immer wieder die Geme<strong>in</strong>samkeit<br />

der Menschen ansprechen, tun wir<br />

dies, weil wir glauben, dass Gott als der<br />

Schöpfer dem Menschen ausreichend Ver-<br />

stand und guten Willen mitgegeben hat,<br />

um auch ständig neue Probleme zu lösen.<br />

Wir müssen daran immer wieder er<strong>in</strong>nern“,<br />

so Roos und mahnte, Gott „nicht ganz<br />

außen vor zu lassen“.<br />

E<strong>in</strong>e Haltung, die auch Bbr. Aretz kräftig<br />

unterstützte: Das Neue Testament sei nicht<br />

nur unsere Glaubens- und Lebensgrundlage,<br />

sondern e<strong>in</strong> Buch voller Weisheit. Dies<br />

habe er selbst Agnostikern <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em entchristlichten<br />

Lebensumfeld immer wieder<br />

deutlich machen können. Die Katholische<br />

Soziallehre sei <strong>in</strong> unserer Gesellschaft zunächst<br />

e<strong>in</strong>e persönliche Orientierung, e<strong>in</strong>e<br />

Hilfe, die wir annehmen oder nicht. Sie<br />

könne nicht das Programm e<strong>in</strong>er politischen<br />

Partei, Gruppierung oder e<strong>in</strong>es Interessensverbandes<br />

se<strong>in</strong>: „Aber wenn wir nach ihr<br />

handeln, kommen wir zu tragfähigen Lösungsansätzen,<br />

die vor allem auch die Interessen<br />

und Wünsche möglichst vieler<br />

Menschen berücksichtigt.“<br />

Wer ausdrücklich mit ihr argumentiere,<br />

könne allerd<strong>in</strong>gs beobachten, dass auch<br />

schon bei Katholiken „die Jalousien herunter<br />

gehen“, me<strong>in</strong>te Aretz und warb um die<br />

Klugheit, zu der das Neue Testament<br />

wiederholt auffordere. „Wenn wir so<br />

vorgehen, haben wir größere Chancen<br />

uns <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gesellschaft durchzusetzen,<br />

die nicht mehr christentumsfreundlich<br />

ist. Papst Benedikt<br />

hat absolut Recht, wenn er sagt, dass<br />

Deutschland Missionsland ist.“<br />

��<br />

Unitarischer<br />

Habitus gefragt<br />

Dass jedem E<strong>in</strong>zelnen vor der<br />

Aufgabe zur „Selbstmissionierung“<br />

stehe, unterstrich auch Bbr. Poplutz.<br />

Se<strong>in</strong>e Empfehlung: Jeder h<strong>in</strong>terfrage<br />

sich selbst und bilde sich zum weltzugewandten<br />

Christen weiter – genau<br />

so, wie es das unitarische Grundgesetz<br />

fordere. Aber dazu gehöre<br />

auch e<strong>in</strong> Vertrauensvorschuss zum<br />

��<br />

Mitmenschen – im Beruf, <strong>in</strong> der<br />

Kirchengeme<strong>in</strong>de oder wo auch<br />

immer. Es gehe um den Versuch, e<strong>in</strong><br />

geme<strong>in</strong>sames Ziel <strong>in</strong> den Blick zu nehmen<br />

und e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Weg zu<br />

entwickeln. Aus e<strong>in</strong>er solchen Grundhaltung<br />

bilde sich mit der Zeit e<strong>in</strong> „Habitus“,<br />

e<strong>in</strong>e uns prägende Gewohnheit aus.<br />

„Wenn man etwas als gut erkannt hat,<br />

dann muss man auch loslegen“, forderte<br />

Poplutz und verwies auf die Wichtigkeit<br />

von Vorbildern wie Robert Schuman, der<br />

<strong>in</strong> dieser Haltung das größte Friedensprojekt<br />

auf dem Kont<strong>in</strong>ent gestartet habe.<br />

„Glaube ist nicht nur für Priester und<br />

Ordensleute da, sondern jeder steht <strong>in</strong> der<br />

Bewährung. Tagtäglich können wir beweisen,<br />

dass unsere Lebensgrundlage<br />

glaubwürdig ist.“<br />

unitas 3/2012 181


„LINK SETZEN ZUR OSTERERFAHRUNG“<br />

Appell zum Aufbruch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e neue Lebensweise<br />

PREDIGT VON BBR. KARDINAL REINHARD MARX BEIM PONTIFIKALHOCHAMT IN ST. MARTINI<br />

Urgrund, Weg und Gestalt der Kirche,<br />

aber auch der daraus erwachsende<br />

Auftrag der UNITAS – sie standen im<br />

Mittelpunkt der Predigt von Bbr. Re<strong>in</strong>hard<br />

Kard<strong>in</strong>al Marx beim Pontifikalhochamt<br />

am GV-Sonntag <strong>in</strong> der Pfarrkirche<br />

St. Mart<strong>in</strong>i. Vielen unitarische Konzelebranten,<br />

M<strong>in</strong>istranten, Chargenabordnungen<br />

und Bundesgeschwister füllten<br />

Chor und Kirche, <strong>in</strong> der seit Jahren<br />

<strong>Münster</strong>s Jugendkirche „effata“ mit<br />

ungewöhnlichen Aktionen und Gottesdiensten<br />

zu Hause ist. Und wenn man<br />

will, g<strong>in</strong>g es genau darum: Um Heimat,<br />

Standort und Bestimmung des christlichen<br />

Zeugnisses <strong>in</strong> der Welt von heute.<br />

Wer auf die seit 2000 Jahren dauernden<br />

„Suchbewegungen der Kirche“ zurückschaue,<br />

f<strong>in</strong>de viele entscheidende Umbrüche,<br />

Wandel der Epochen, der Zeitumstände<br />

und Kulturen. „Wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

s<strong>in</strong>d wir mitten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em solchen Wandel<br />

e<strong>in</strong>er ganzen Epoche“, erklärte Bbr. Marx,<br />

mit vielen Vorschlägen, wie die Kirche ihren<br />

Weg zu gehen habe, mit vielen gegene<strong>in</strong>ander<br />

stehenden, sich aber auch ergänzenden<br />

Ideen.„Wichtig ist vor allem, dass wir <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er solchen Phase den klaren Kopf behalten<br />

und mite<strong>in</strong>ander unterwegs bleiben“,<br />

stellte der Erzbischof von München und<br />

Freis<strong>in</strong>g se<strong>in</strong>en Überlegungen voran.<br />

Mit Ostern beg<strong>in</strong>ne bis Pf<strong>in</strong>gsten e<strong>in</strong>e<br />

entscheidende Zeit: Die <strong>in</strong> der Apostelgeschichte<br />

geschilderten 50 Tage der<br />

Exerzitien, des ständigen Austausches mit<br />

dem Herrn, seien sozusagen die „grundlegende<br />

Zeit“ der Kirche: „Es geht um das<br />

Bewusstwerden der Wahrheit, dass Christus<br />

lebt, das Offenbarwerden e<strong>in</strong>er bestimmten<br />

Gestalt von Kirche und die Klarheit über die<br />

Lebensweise, die dazu gehört, wenn ich den<br />

Namen Jesu Christi trage“, betonte Re<strong>in</strong>hard<br />

Marx. Mit der Bitte um den Heiligen Geist<br />

nach Christi Himmelfahrt werde den<br />

Jüngern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er neuen Weise sichtbar,„dass<br />

nur <strong>in</strong> der Kraft des Geistes, der vom erhöhten<br />

Herrn kommt, diese Kirche nun die<br />

Fenster und Türen öffnen kann, und mit der<br />

ihr geschenkten Botschaft <strong>in</strong> die Öffentlichkeit<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> tritt. Und das geschieht immer<br />

wieder.“ In jeder Feier der Eucharistie<br />

geschehe nicht nur Teilnahme am österlichen<br />

Geheimnis: „Wir wiederholen es<br />

nicht, sondern wir werden ihm gegenwärtig<br />

gesetzt. Er ist <strong>in</strong> unserer Mitte, <strong>in</strong> der Kraft<br />

se<strong>in</strong>es Geistes. Er spricht zu uns, wir spre-<br />

182<br />

unitas 3/2012<br />

Bbr. Kard<strong>in</strong>al Re<strong>in</strong>hard Marx bei se<strong>in</strong>er Predigt <strong>in</strong> St. Mart<strong>in</strong>i<br />

chen mit ihm, wir beten ihn an, wir empfangen<br />

se<strong>in</strong>en Geist. Es ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tensiver Kommunikationsprozess<br />

besonders <strong>in</strong> der österlichen<br />

Zeit.“<br />

Hier zeige die Apostelgeschichte, dass<br />

es <strong>in</strong> ihr um mehr gehe als um ane<strong>in</strong>ander<br />

gereihte Reiseberichte. Auch die theologische<br />

Botschaft dürfe nicht übersehen werden:<br />

„Es geht um mehr. Die ganze Apostelgeschichte<br />

ist auch e<strong>in</strong> Bild dafür, wie<br />

Kirche <strong>in</strong> Bewegung kommt, von Ostern her,<br />

vom Gespräch mit dem Herrn her, weit ausgreifend,<br />

universal, ohne Grenzen“, er<strong>in</strong>nerte<br />

Marx an das Wort Jesu „Ihr werdet me<strong>in</strong>e<br />

Zeugen se<strong>in</strong> bis an die Grenzen der Erde“.<br />

Die Verkündigung und Verbreitung des<br />

Evangeliums geschehe dabei <strong>in</strong> vielfältiger<br />

Weise: Ob <strong>in</strong> der großen Predigt <strong>in</strong> der<br />

Synagoge, beim Wäschewaschen der<br />

Frauen, <strong>in</strong> der Predigt des Paulus auf dem<br />

Areopag Athens und dem Glaubenszeugnis<br />

des Paulus und des Petrus <strong>in</strong> Rom, der Mitte<br />

der damaligen Welt, so Marx.<br />

„Dynamik der Entfesselung“<br />

Und weiter wörtlich: „E<strong>in</strong>e Dynamik,<br />

e<strong>in</strong>e Entfesselung, die vom Pf<strong>in</strong>gstereignis,<br />

vom österlichen Ereignis ausgeht. Und deswegen<br />

liebe Schwestern und Brüder, das<br />

gilt für den <strong>Unitas</strong>-Verband, das gilt für alle<br />

Gruppen <strong>in</strong> der Kirche, es gilt für die ganze<br />

Kirche. Wenn wir uns auf die Suchbewegung<br />

begeben, haben wir uns <strong>in</strong> diese<br />

österliche Erfahrung <strong>in</strong> gewisser Weise e<strong>in</strong>zukl<strong>in</strong>ken,<br />

müssen uns ihr anschließen,<br />

e<strong>in</strong>en L<strong>in</strong>k zur Ostererfahrung setzen, um<br />

nicht unsere eigenen Wege zu suchen, sondern<br />

im Gespräch mit IHM den Weg zu f<strong>in</strong>den.<br />

Dazu möchte ich e<strong>in</strong> paar H<strong>in</strong>weise<br />

geben, was <strong>in</strong> dieser österlichen Erfahrung<br />

für uns, das gilt für den <strong>Unitas</strong>-Verband,<br />

aber eben auch für die ganze Kirche ansichtig<br />

wird.<br />

Das Erste und entscheidende ist natürlich:<br />

Die Apostel erkennen und erfahren: ER lebt.<br />

In den ganzen Diskussionen und den<br />

vielfältigen Fragen, die auch mir immer<br />

wieder gestellt werden, muss ich erkennen,<br />

dass es um wichtige Punkte geht - auch <strong>in</strong><br />

der aktuellen Debatte der Kirche. Wer wollte<br />

das bezweifeln. Wenn e<strong>in</strong> Mensch mit<br />

großer Sorge etwas vorträgt, nehme ich<br />

etwas ernst, ke<strong>in</strong>e Frage. Aber ich muss<br />

dann auch immer wieder sagen: Ist das<br />

wirklich die entscheidende Frage? Ist nicht


doch die entscheidende Frage die, ob <strong>in</strong> der<br />

Kirche der Glaube da ist, dass ER lebt, dass<br />

ER auferstanden ist, dass wir auferstehen<br />

werden, dass ER gegenwärtig ist, dass ER <strong>in</strong><br />

der Eucharistie sich selber schenkt, dass<br />

Gott <strong>in</strong> uns lebt und wir <strong>in</strong> IHM. Oder ist er<br />

tot und erledigt, e<strong>in</strong>e Er<strong>in</strong>nerung, e<strong>in</strong> moralisches<br />

Vorbild? Die entscheidende Frage<br />

für die Zukunft der Kirche ist nicht dies oder<br />

jenes. Sondern, ob wir glauben, dass ER lebt<br />

und jetzt wirkt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Kirche, jetzt da ist<br />

und uns jetzt sendet und dass ER die<br />

Wahrheit ist, der Weg und das Leben.<br />

Liebe Schwestern und Brüder! Man<br />

kann sagen: Das ist aber schwer! Ja, es ist<br />

aber das Entscheidende. Und es ist nicht<br />

unsere Leistung. Das ist doch unser Trost.<br />

Wir machen diesen Glauben nicht, wir treten<br />

<strong>in</strong> ihn e<strong>in</strong>. Und wir glauben zusammen,<br />

wir s<strong>in</strong>d mite<strong>in</strong>ander verbunden, treten <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>en neuen Raum der Wahrheit e<strong>in</strong>, wie es<br />

Jesus im Abschiedsgebet den Jüngern sagt,<br />

wie wir es im Evangelium gehört haben.<br />

E<strong>in</strong>e zweite Erfahrung der Jünger <strong>in</strong> der<br />

österlichen Erfahrung, im österlichen<br />

Exerzitium sozusagen, ist die Kirche. Die<br />

Erfahrung der Geme<strong>in</strong>schaft, die Erfahrung<br />

des Volkes Gottes, das e<strong>in</strong>e bestimmte<br />

Gestalt hat.<br />

Wir haben ja eben von der Nachwahl<br />

des Apostels Matthias <strong>in</strong> der Apostelgeschichte<br />

gehört. Offensichtlich war es<br />

für die österliche Erfahrung wichtig,<br />

dass die Grundstruktur des apostolischen<br />

Zeugnisses für das Bleiben <strong>in</strong> der Wahrheit<br />

der entscheidende Punkt ist. „Heilige sie<br />

<strong>in</strong> der Wahrheit“, sagt uns der Herr heute<br />

im Evangelium. Doch wie bleiben wir <strong>in</strong><br />

der Wahrheit? Indem wir unseren Ideen<br />

folgen? Wir bleiben <strong>in</strong> der Wahrheit, <strong>in</strong>dem<br />

wir dem Grundzeugnis der Kirche folgen.<br />

Und dieses Grundzeugnis wird nicht<br />

gemacht, sondern bezeugt. Das ist etwas<br />

anderes. Und dafür steht die apostolische<br />

Struktur der Kirche.<br />

Ich weiß, auch das ist immer wieder<br />

umstritten. Aber es gehört zur katholischen<br />

Grundüberzeugung, dass diese apostolische<br />

Grundgestalt der bischöflichen Nachfolge<br />

und der Apostel, die Zeugen s<strong>in</strong>d, zur<br />

Wahrheit der Kirche dazugehört, zur Wahrheit<br />

des christlichen Glaubens. Und nicht<br />

beliebig ist.<br />

Und e<strong>in</strong> Drittes könnten wir sagen, das <strong>in</strong><br />

der österlichen Erfahrung deutlich wird.<br />

Die Jünger entdecken: Es gibt e<strong>in</strong>e neue<br />

Lebensweise.<br />

Wir treten nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong> politisches<br />

Programm e<strong>in</strong>, nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong> soziales<br />

Programm, sondern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Sendung, <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>en Auftrag. In e<strong>in</strong>e Sendung, die noch<br />

viel größer ist als irgende<strong>in</strong>e politische Idee<br />

zu verfolgen oder e<strong>in</strong> sozial-caritatives<br />

Unternehmen <strong>in</strong> Gang zu br<strong>in</strong>gen.<br />

„Gott ist die Liebe!“ Wann ist das jemals<br />

auf dieser Erde gehört worden? „Wer <strong>in</strong> der<br />

Liebe bleibt, bleibt <strong>in</strong> Gott und Gott bleibt<br />

<strong>in</strong> ihm“ – das ist e<strong>in</strong> umfassendes Wort. Da<br />

geht es nicht nur um Gefühle und<br />

Sympathien. Da geht es um die Wahrheit<br />

des Glaubens, dass wir e<strong>in</strong> Grundvertrauen<br />

haben dürfen <strong>in</strong> die Wirklichkeit Gottes h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>.<br />

Und dass diese Liebe Gottes uns<br />

umfängt, dass diese Liebe Gottes uns verwandelt,<br />

dass wir <strong>in</strong> ihr leben. Ke<strong>in</strong>e andere<br />

Religion spricht so radikal von Gott. Diese<br />

Liebe ist ja auch nicht nur e<strong>in</strong>e Idee, sondern<br />

diese Liebe wird ja konkret <strong>in</strong> der<br />

Gestalt Jesu von Nazareth. Sie zeigt sich <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>en Worten, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Handeln, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

Tod, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Auferstehung. Gott ist<br />

die Liebe. Wer <strong>in</strong> der Liebe bleibt, bleibt <strong>in</strong><br />

Gott. Und Jesus <strong>in</strong>tensiviert das: „Wir werden<br />

bei euch Wohnung nehmen, wir werden<br />

bei euch wohnen, <strong>in</strong> euch wohnen“.<br />

Dass Gott, der Schöpfer des Himmels und<br />

der Erde, die Liebe ist. Dass er <strong>in</strong> uns lebt.<br />

Dass er <strong>in</strong> uns Wohnung nehmen will.<br />

Innerlicher als wir uns selber s<strong>in</strong>d.<br />

E<strong>in</strong>ladung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

neue Lebensweise<br />

Hier begreifen wir, was es heißt, Christ<br />

zu se<strong>in</strong>. Da geht es nicht nur um diese und<br />

jene moralische Verpflichtung. Sondern um<br />

die Frage: In welche Lebensweise b<strong>in</strong> ich<br />

e<strong>in</strong>geladen? Wo darf ich zu Hause se<strong>in</strong>? Wo<br />

möchte ich daheim se<strong>in</strong>? Ich b<strong>in</strong> daheim bei<br />

der Liebe. Und von daher ergibt sich alles<br />

andere. Genau das will Jesus sagen, wenn<br />

er davon spricht: „Heilige sie <strong>in</strong> der<br />

Wahrheit“, „Ich sende sie, so wie du mich<br />

gesandt hast.“<br />

Das heißt, die Kirche soll e<strong>in</strong>e neue<br />

Lebensweise darstellen. Nicht e<strong>in</strong>fach als<br />

moralischer Auftrag zur Weltverbesserung<br />

– das auch. Das aber ist erst die Folge. Das<br />

erste ist, die Kirche soll begreifen, dass<br />

die neue Welt existiert, dass das unzerstörbare<br />

Leben da ist, dass die Liebe das letzte<br />

Wort hat, dass die neue Schöpfung Realität<br />

ist und dass wir <strong>in</strong> sie e<strong>in</strong>treten, wenn<br />

wir zu den Sakramenten h<strong>in</strong>zutreten. Dass<br />

wir <strong>in</strong> sie e<strong>in</strong>treten, wenn wir glauben,<br />

wenn wir <strong>in</strong> der Liebe bleiben. Dass diese<br />

neue Welt die letzte und entscheidende<br />

Welt ist, und die Welt, <strong>in</strong> der wir Leben verwandeln<br />

sollen.<br />

Immer wieder wird derzeit <strong>in</strong> den<br />

Debatten <strong>in</strong> der Kirche nach der Freiburger<br />

Rede des Papstes das Stichwort der „Entweltlichung“<br />

<strong>in</strong> den Raum gestellt. Das<br />

Evangelium ist hier sehr klar: Wir s<strong>in</strong>d nicht<br />

von der Welt. Natürlich nicht. Die Welt kann<br />

sich doch nicht selber retten! Die Welt kann<br />

sich doch nicht selbst erlösen! Wie sollte<br />

das möglich se<strong>in</strong>? Sie kann nur erlöst werden<br />

– von dem, der sie geschaffen hat. Also<br />

muss etwas Neues <strong>in</strong> diese Welt e<strong>in</strong>treten.<br />

Und das ist Christus. Und es ist nur deswegen<br />

geschehen: Christus ist nur deswegen<br />

gekommen, damit die Welt gerettet<br />

wird, alle Menschen.<br />

Liebe Schwestern und Brüder, bei e<strong>in</strong>er<br />

solchen Betrachtung s<strong>in</strong>d wir dann auch<br />

beim Auftrag der <strong>Unitas</strong>:<br />

Es ist unsere Lebensweise.<br />

Wir treten<br />

e<strong>in</strong> <strong>in</strong> die konkrete Gestalt<br />

der Kirche. Die<br />

<strong>Unitas</strong> hat so viele<br />

Zeug<strong>in</strong>nen und Zeugen<br />

hervorgebracht – gerade,<br />

wenn ich an die<br />

Märtyrer denke, die wir<br />

hier <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung rufen<br />

dürfen. Die großen<br />

Vertreter auch des politischen<br />

Katholizismus,<br />

die eben <strong>in</strong> der Gestalt<br />

der Kirche, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er konkreten<br />

sichtbaren Situation,<br />

Zeugen waren.<br />

Und die <strong>in</strong> dieser<br />

neuen Lebensweise, <strong>in</strong><br />

dieser neuen Wirklichkeit<br />

<strong>in</strong> die Welt h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gewirkt haben.<br />

Schwungrad<br />

der Liebe Gottes<br />

Im Grunde möchte ich euch alle ermutigen,<br />

Dank dafür sagen, dass ihr es tut. Aber<br />

euch auch ermutigen, immer wieder <strong>in</strong> dieses<br />

österliche Exerzitium e<strong>in</strong>zutreten, <strong>in</strong> das<br />

Schwungrad der Liebe Gottes, <strong>in</strong> das große<br />

Passiahgeheimnis, das große österliche<br />

Geheimnis der Liebe! Um so wieder gesandt<br />

zu werden <strong>in</strong> unseren konkreten Alltag<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, <strong>in</strong> unsere Möglichkeiten des<br />

Wirkens – wo immer ihr h<strong>in</strong>gestellt seid <strong>in</strong><br />

euren Aufgaben, <strong>in</strong> Familie, Beruf, Politik,<br />

Gesellschaft und Wirtschaft.<br />

Bitten wir den Herrn, dass er uns<br />

hilft mit Zuversicht, mit klarem Kopf, im<br />

Gespräch mit ihm, dem österlich auferstandenen<br />

Herrn, unseren Weg zu gehen. Amen!“<br />

CB<br />

unitas 3/2012 183


„DER MENSCH IM MITTELPUNKT, KATHOLISCHE SOZIALLEHRE IM WANDEL DER ZEIT“<br />

Die Stadttheater-Rede von Bbr. Kard<strong>in</strong>al Marx <strong>in</strong> <strong>Münster</strong><br />

ZUSAMMENGEFASST VON BBR. DR. CHRISTOF BECKMANN<br />

E<strong>in</strong>e Grundsatzrede schrieb Bbr.<br />

Re<strong>in</strong>hard Marx beim Festakt zur <strong>135.</strong><br />

<strong>Generalversammlung</strong> im Stadttheater<br />

von <strong>Münster</strong> „se<strong>in</strong>er W<strong>in</strong>fridia“ <strong>in</strong>s<br />

Stammbuch. Ihr weiß er sich seit<br />

Studientagen immer noch eng verbunden,<br />

wie er bekannte. Aber natürlich<br />

schrieb er auch <strong>in</strong>s Album Amicorum<br />

und Familienstammbuch der <strong>Unitas</strong><br />

<strong>in</strong>sgesamt. Es war e<strong>in</strong>e Vergewisserung<br />

der traditionellen Kernbestandteile<br />

des Verbands und e<strong>in</strong>e aktuell<br />

notwendige Zeitansage zugleich.<br />

„Ke<strong>in</strong>en umfassenden Rundumschlag<br />

über alle Probleme der Welt“, wolle er<br />

leisten, aber e<strong>in</strong>en klaren H<strong>in</strong>weis<br />

geben auf „aktuelle Punkte, die uns<br />

auch <strong>in</strong> der <strong>Unitas</strong> weiterhelfen können“,<br />

schickte er se<strong>in</strong>er freien Rede<br />

voraus. Se<strong>in</strong> Appell zu e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tensiveren<br />

Beschäftigung mit der katholischen<br />

Soziallehre wurde alles andere<br />

als e<strong>in</strong>e professoral-nüchterne Betrachtung,<br />

sondern zu e<strong>in</strong>er temperamentvollen<br />

Ermutigung.<br />

„Wir wissen uns gerade als <strong>Unitas</strong>-<br />

Verband verpflichtet, diesem großen Thema<br />

nachzugehen – denken wir nur an den großen<br />

Bundesbruder Franz Hitze!“, er<strong>in</strong>nerte<br />

Marx an den Lehrstuhl<strong>in</strong>haber für christliche<br />

Gesellschaftslehre an der Theologischen<br />

Fakultät <strong>in</strong> <strong>Münster</strong> (1893). Er sei zum Wegbereiter<br />

für die wissenschaftliche Soziallehre<br />

über Deutschland h<strong>in</strong>aus geworden,<br />

so Kard<strong>in</strong>al Marx: „Der erste Professor weltweit<br />

war Bundesbruder. Deswegen ist es<br />

wichtig, dass gerade wir als Unitarier<strong>in</strong>nen<br />

und Unitarier der katholischen Soziallehre<br />

zu Gehör verhelfen.“ Aus ihr heraus gebe es<br />

Entscheidendes <strong>in</strong> Politik, Wirtschaft und<br />

Gesellschaft zu sagen.<br />

Mentale Wende ist nötig<br />

„E<strong>in</strong>en neuen Aufbruch wagen“ – unter<br />

dieser Devise stand der gleichzeitig <strong>in</strong><br />

Mannheim laufende 98. Katholikentag. E<strong>in</strong><br />

vielfach diskutiertes, h<strong>in</strong>terfragtes und problematisiertes<br />

Motto. „Die Situation der<br />

Kirche ist e<strong>in</strong>e andere, wie wir alle wissen“,<br />

gab Marx zu bedenken. Denn wer e<strong>in</strong>en<br />

neuen Aufbruch wagen wolle, „muss sich<br />

erst mal mental neu sortieren“, erklärte er:<br />

„Grundvoraussetzung ist die Überzeugung,<br />

etwas Wichtiges zu sagen zu haben. E<strong>in</strong>e<br />

184<br />

unitas 3/2012<br />

Bbr. Re<strong>in</strong>hard Kard<strong>in</strong>al Marx bei se<strong>in</strong>er Festrede im <strong>Münster</strong>aner Stadttheater.<br />

Botschaft zu haben, die notwendig ist für<br />

die Welt. Und nicht etwas, was man so oder<br />

auch anders sehen kann. Es muss e<strong>in</strong>e mentale<br />

Wende e<strong>in</strong>treten im Kopf der Christen,<br />

auch gerade der katholischen Christen.“<br />

Man könne nicht der Me<strong>in</strong>ung se<strong>in</strong>,<br />

Hüter e<strong>in</strong>es großen Schatzes aus der Vergangenheit<br />

zu se<strong>in</strong>, könne nicht glauben,<br />

die große Geschichte des Christentums<br />

liege h<strong>in</strong>ter uns, und es gelte nun, <strong>in</strong> Zeiten<br />

des Niedergangs möglichst viel aus der<br />

Vergangenheit zu retten:„So kann ke<strong>in</strong> Aufbruch<br />

passieren. Weil wir uns dann zurückgezogen,<br />

weil wir geistig kapituliert<br />

haben, weil wir der eigenen Botschaft nicht<br />

mehr trauen.“<br />

E<strong>in</strong> Aufbruch sei nur möglich <strong>in</strong> der<br />

Überzeugung, dass das, was zu sagen und<br />

zu leben ist, nicht nur zukunftsfähig ist,<br />

sondern dass es auch wichtig ist, damit es<br />

überhaupt Zukunft und Hoffnung gibt.<br />

„Wer sich als Nachhut der Geschichte<br />

begreift, sowohl im religiösen Leben, aber<br />

auch im sozialen und politischen Bereich,<br />

der wird nicht die Zukunft gew<strong>in</strong>nen.<br />

Sondern nur der, der langfristig der Überzeugung<br />

ist, dass das, was wir an Wahrheit<br />

über den Menschen f<strong>in</strong>den, an sozial-ethischer<br />

Herausforderung, an Perspektiven,<br />

die man angehen muss, dass das letztlich<br />

zukunftsfähiger ist als andere Botschaften.“<br />

E<strong>in</strong>e Motivation nach dem Motto „zu<br />

retten, was zu retten ist“ reiche nicht für<br />

den Aufbruch und dazu, Menschen zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

„Da gew<strong>in</strong>nt man nur die, die<br />

schon da s<strong>in</strong>d, die sich h<strong>in</strong>ter den Mauern<br />

verschanzen und nicht behelligt werden<br />

möchten von den Unbilden der Zeit und<br />

den Herausforderungen, denen sie sich<br />

geistig zu stellen haben“, so Bbr. Marx.<br />

„Wenn wir der Überzeugung s<strong>in</strong>d, dass wir<br />

geistig nicht mehr die Kraft haben, jeder<br />

Ideologie, jeder Philosophie, jeder Weltanschauung,<br />

nicht nur auf Augenhöhe, sondern<br />

– sagen wir e<strong>in</strong> wenig provokativ –<br />

überlegen zu begegnen, dann gibt es ke<strong>in</strong>en<br />

Aufbruch“, er<strong>in</strong>nerte er an die kle<strong>in</strong>en<br />

Geme<strong>in</strong>den der ersten Christen und den<br />

Apostel Paulus:„Sie wussten: Rom ist mächtig,<br />

Rom ist groß, aber Christus ist die


Zukunft. Christus wird auch Rom beherrschen.<br />

Und so ist es gekommen.“<br />

In diesen Aufbruch gehöre auch die<br />

katholische Soziallehre als Teil der Verkündigung<br />

der Kirche. Und dies <strong>in</strong> der tiefen<br />

Überzeugung, so Marx: „Wir haben etwas<br />

beizutragen, was sonst niemand beiträgt<br />

und was notwendig ist für die Zukunft, für<br />

das gesamte menschliche Leben.“<br />

Der christliche Grund<br />

unserer Zivilisation<br />

Auch wenn <strong>in</strong> der Selbstwahrnehmung<br />

des Westens die Säkularisation im Vordergrund<br />

stehe: Bis heute präge das Christentum<br />

entscheidend unsere Kultur.<br />

Das unterstrich Marx mit<br />

Blick auf das Werk des französischen<br />

Philosophen und Ökonomen<br />

Philippe Nemo. Er<br />

unternahm <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch<br />

„Was ist der Westen?“ den<br />

Versuch, diesen Begriff systematisch<br />

herzuleiten und beschreibt<br />

die abendländische<br />

Kultur als e<strong>in</strong>e umfassende<br />

Aufbauleistung des Geistes. 1<br />

Unter den Schlüsselmomenten<br />

nennt er nicht nur die Erf<strong>in</strong>dung<br />

der Polis und der<br />

Wissenschaft durch die Griechen,<br />

die Erf<strong>in</strong>dung des Privatrechts<br />

und des Humanismus<br />

durch Rom und die<br />

großen demokratischen Revolutionen<br />

der Neuzeit. Sondern<br />

auch die ethische und eschatologische<br />

Prophezeiung der<br />

Bibel und die Wirkung der<br />

päpstlichen Revolutionäre des<br />

11. bis 13. Jahrhunderts.<br />

Das daraus gezogene doppelte<br />

Fazit von Re<strong>in</strong>hard Marx: „Die westliche<br />

Kultur und Zivilisation können ohne das<br />

Christentum nicht begriffen werden. Aber<br />

sie haben zugleich auch ohne es ke<strong>in</strong>en<br />

Bestand!“ Denn der Gedanke der Freiheit<br />

und der Menschwürde sei e<strong>in</strong> zutiefst religiöser<br />

Gedanke, vernünftig nachvollziehbar<br />

auch für Menschen, die nicht den Glauben<br />

teilten: „Gerade die westliche Zivilisation<br />

hat das vorangetrieben, genährt und<br />

geprägt durch den Geist der Bibel und der<br />

griechischen Philosophie“, so Marx.<br />

Das christliche Menschenbild<br />

Die unerhörte und völlig neue Radikalität<br />

der Botschaft der Heiligen Schrift müsse<br />

wieder neu entdeckt werden: Aus dem<br />

ungeheuren Satz „Gott ist die Liebe und<br />

wer <strong>in</strong> der Liebe bleibt, bleibt <strong>in</strong> Gott“ folge<br />

auch e<strong>in</strong>e sozial-ethische Bedeutung: „Jeder<br />

Mensch ist Bild des lebendigen Gottes.<br />

Ke<strong>in</strong>e Religion sagt das, ke<strong>in</strong>e Weltanschauung“,<br />

stellte der Kard<strong>in</strong>al klar. Und<br />

damit sei jeder Mensch geme<strong>in</strong>t – ob<br />

schwarz, ob weiß, ob krank, ob beh<strong>in</strong>dert,<br />

geboren oder ungeboren, homosexuell,<br />

heterosexuell. Jedem sei Gott <strong>in</strong> Christus<br />

zum Bruder geworden.<br />

Diesen Gedanken der E<strong>in</strong>heit der<br />

Menschheitsfamilie, der <strong>in</strong>tensiven Verb<strong>in</strong>dung<br />

aller Menschen br<strong>in</strong>ge nur die christliche<br />

Religion so auf den Punkt: „Deswegen<br />

haben wir e<strong>in</strong>en Auftrag. Und darum wird<br />

das auch langfristig die zukunftsfähige Idee<br />

se<strong>in</strong>, sag ich mal vorsichtig“, erklärte Bbr.<br />

Re<strong>in</strong>hard Marx, „wenn wir es <strong>in</strong> richtiger<br />

Weise leben, wenn wir es bezeugen, wenn<br />

wir unsere Botschaft nicht den anderen wie<br />

e<strong>in</strong>en Waschlappen um die Ohren hauen,<br />

wenn wir andere nicht kle<strong>in</strong>machen.“<br />

„Ke<strong>in</strong>e geistige Kapitulation“<br />

Dieser Gedanke der Menschheitsfamilie,<br />

den die christliche, westliche Zivilisation<br />

<strong>in</strong> Gang brachte und weltgeschichtlich<br />

wirksam machte, stehe jetzt auf dem<br />

Programm: Es gehe, so Marx, um die Frage,<br />

ob er für die Zukunft der Menschheit der<br />

entscheidende Bezugspunkt bleibe, ob er es<br />

wieder werde oder ob andere Maßstäbe<br />

e<strong>in</strong>e Rolle spielten. Nicht die re<strong>in</strong> materiellen<br />

Ergebnisse von Brutto<strong>in</strong>landprodukten<br />

im weltweiten Maßstab stünden heute auf<br />

der Agenda:„Sondern die Frage, ob wir dazu<br />

die geistige Kraft haben, diese Pr<strong>in</strong>zipien<br />

e<strong>in</strong>er solchen Weltgeme<strong>in</strong>schaft e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen“,<br />

betonte Marx mit Blick auf die weltwirtschaftlichen<br />

Verschiebungen – etwa<br />

auf den asiatischen Märkten: „Das muss<br />

uns doch e<strong>in</strong> Auftrag se<strong>in</strong>! Wenn wir da geistig<br />

kapitulieren, dann kommen wir unserem<br />

Auftrag nicht nach. Diese geistige<br />

Mobilisierung muss von den Christen kommen.<br />

Dann wird die Kirche auch ihren Weg<br />

f<strong>in</strong>den.“<br />

Freiheit und Verantwortung<br />

Das entscheidende Leitbild für die<br />

Kirche und für die katholische Soziallehre<br />

gründe <strong>in</strong> der Botschaft des biblischen<br />

Menschenbildes und der Verpflichtung zur<br />

Nächstenliebe. „Hier s<strong>in</strong>d die Fundamente<br />

der großen Idee der Freiheit, der großen<br />

Pr<strong>in</strong>zipien der Personalität, Subsidiarität<br />

und Solidarität“, hob Marx hervor: „Gott ist<br />

die Liebe. Aber die Liebe beruht auf der<br />

Freiheit. Ohne Freiheit gibt es ke<strong>in</strong>e Liebe.<br />

Wie soll jemand lieben, wenn er unfrei ist?<br />

Unmöglich! Der Gedanke der Freiheit, der<br />

verantwortlichen Freiheit, dass jemand <strong>in</strong><br />

Freiheit auf das Antwort geben kann, was<br />

ihm geschenkt wird, auf se<strong>in</strong>e Berufung,<br />

das ist das große Leitbild.<br />

Verantwortliche Freiheit! Und<br />

das gilt auch für die Zukunft!<br />

Deswegen sollten wir als<br />

Christen auch <strong>in</strong> der Soziallehre<br />

der Kirche nicht sagen:<br />

Freiheit ist gefährlich. Das ist<br />

der tiefste Ausdruck der Gottesebenbildlichkeit,<br />

dass der<br />

Mensch frei ist. Danke dafür,<br />

dass wir frei s<strong>in</strong>d – und verantwortlich!“<br />

Dieses Leitbild gelte es, <strong>in</strong><br />

die politischen und sozialethischenAuse<strong>in</strong>andersetzungen<br />

e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen. „Damit<br />

s<strong>in</strong>d wir nicht Nachhut der<br />

Geschichte, sondern Vorhut<br />

auch im sozial-ethischen<br />

Bereich.“<br />

Gerade die katholische Soziallehre<br />

sei diesem Auftrag<br />

gefolgt. Kaum e<strong>in</strong> Bereich <strong>in</strong><br />

der Verkündigung der Kirche,<br />

so Marx, sei <strong>in</strong> den letzten 150<br />

Jahren wirklich so sehr vom<br />

Gestaltungswillen geprägt gewesen, habe<br />

so stark die Analyse der modernen Gesellschaft<br />

vorangetrieben, sei so realistisch auf<br />

die Situation der Menschen e<strong>in</strong>gegangen:<br />

„Das kann durchaus e<strong>in</strong> Beispiel se<strong>in</strong> für<br />

andere Bereiche <strong>in</strong> der Kirche.“<br />

Analyse der Gegenwart<br />

Voraussetzung sei zunächst e<strong>in</strong>e gute<br />

Analyse der Gegenwart, forderte Marx, und<br />

verwies auf den von dem Jesuitenpater<br />

Willi Lambert SJ stammenden Satz „Gott<br />

umarmt uns durch die Wirklichkeit“:<br />

„Die Wirklichkeit, <strong>in</strong> der wir leben, ist<br />

nicht unangenehm oder ist nicht etwas,<br />

was eigentlich nicht se<strong>in</strong> sollte. Sondern sie<br />

ist die Zeitstunde, <strong>in</strong> die wir gerufen s<strong>in</strong>d“,<br />

erklärte der Kard<strong>in</strong>al und wandte sich<br />

direkt an die Bundesschwestern und Bundesbrüder:<br />

„Die hier Versammelten sollten<br />

nicht sagen: Früher war es eigentlich besser.<br />

Das ist e<strong>in</strong> schöner Satz, den kann man<br />

sich beim Kaffee oder beim Bier mal erzäh- >><br />

unitas 3/2012 185


len, dann auch die Alben rausholen und<br />

sich die Vergangenheit anschauen. Hilfreich,<br />

analytisch stark ist der Satz nicht.“<br />

Anders als andere sei er nicht der<br />

Me<strong>in</strong>ung, dass man wirklich viel aus der<br />

Geschichte lernen könne. Denn jede Situation,<br />

<strong>in</strong> die man h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gestellt sei, sei<br />

immer wieder neu. Hier gelte es, die Zeichen<br />

der Zeit im Licht des Evangeliums zu<br />

lesen und dazu das Instrumentarium des<br />

Evangeliums anzulegen:„Also nicht e<strong>in</strong>fach<br />

den Ma<strong>in</strong>stream bedienen. Das kann nicht<br />

unsere L<strong>in</strong>ie se<strong>in</strong>. Es heißt, kritisch auf die<br />

Zeit zu schauen – im Licht des Evangeliums!“<br />

Glaube und Vernunft<br />

E<strong>in</strong>e gute Analyse im Zusammenführen<br />

von Glaube und Vernunft, wie es Papst<br />

Benedikt immer wieder betone, gehe nur <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Kommunikationsprozess <strong>in</strong>nerhalb<br />

der Kirche und <strong>in</strong> der Gesellschaft mit dem,<br />

was lehramtlich und vom Evangelium her<br />

gesagt werde: „Wir sollen uns beherzt und<br />

mit Freude <strong>in</strong> die aktuelle Zeit h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> begeben.<br />

Weder träumen von e<strong>in</strong>er Zukunft, die<br />

noch gar nicht da ist, noch e<strong>in</strong>e Vergangenheit<br />

idealisieren, die es so nie gegeben hat!<br />

Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde. (…) Wir<br />

können die Menschen von heute nicht gew<strong>in</strong>nen,<br />

wenn wir sagen: Eigentlich lebt ihr<br />

<strong>in</strong> der verkehrten Zeit. Und wenn wir mental<br />

so drauf s<strong>in</strong>d, dass wir sagen: Eigentlich<br />

ist es schade, dass wir jetzt leben, hätte<br />

eigentlich lieber früher gelebt. Die Leute<br />

spüren das. Sie spüren es, ob wir mit ihnen<br />

leben, mit dieser Zeit und dann das<br />

Evangelium auch kritisch h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>sagen, oder<br />

ob wir uns von ihren Ängsten, von ihren<br />

Träumen, von ihren täglichen Aufregungen,<br />

von ihrem Leiden verabschiedet haben!“<br />

Gegen die Unglückspropheten<br />

Immer wieder rufe er sich selbst e<strong>in</strong>en<br />

„se<strong>in</strong>er Schlüsseltexte“ des Konzils <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung:<br />

Ke<strong>in</strong>en der eigentlichen Konzilstexte,<br />

sondern die Eröffnungsansprache<br />

„Gaudet mater ecclesia“ von Papst Johannes<br />

XXIII. – bereits e<strong>in</strong> Ausblick auf den 50.<br />

Tag der Konzilseröffnung am 11. Oktober<br />

2012. Er er<strong>in</strong>nerte an die Rede mit der<br />

berühmten Stelle, die ihn als Jugendlichen<br />

unmittelbar berührt und se<strong>in</strong> Lebensgefühl<br />

geprägt habe: „Jeden Tag kommen Unglückspropheten<br />

an unser Ohr, die uns erzählen,<br />

es wird immer schlimmer, es wird<br />

immer schlechter. Wir aber s<strong>in</strong>d ganz anderer<br />

Me<strong>in</strong>ung!“ Diese Haltung der Zuversicht<br />

und Hoffnung müsse uns auch heute prägen.<br />

In diese L<strong>in</strong>ie gehöre auch „Non abbiate<br />

paura! – Habt ke<strong>in</strong>e Angst!“ – das Wort<br />

des neu gewählten Papst Johannes Paul II.<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er ersten Predigt auf dem Petersplatz<br />

Diese <strong>in</strong>nere Haltung sei entscheidend für<br />

e<strong>in</strong>en neuen Aufbruch – und Verpflichtung<br />

zugleich. E<strong>in</strong>e Botschaft für die Zukunft, die<br />

auch für die katholische Soziallehre gelte.<br />

186<br />

unitas 3/2012<br />

Das Engagement der Laien<br />

Diese E<strong>in</strong>stellung bilde sich im Lebenszeugnis<br />

wichtiger Gestalten aus der katholischen<br />

Soziallehre ab. Beispielhaft nannte<br />

er Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler<br />

und den Parlamentarier Bbr. Ludwig<br />

W<strong>in</strong>dthorst. Beide, vor 200 Jahren im<br />

Abstand weniger Wochen geboren, zeichneten<br />

sich durch e<strong>in</strong>e klare Analyse der<br />

Wirklichkeit aus, machte Marx deutlich.<br />

So habe Ketteler – als Kaplan, Pfarrer, Abgeordneter<br />

und Bischof – sehr klar den Zusammenbruch<br />

der alten Reichskirche und<br />

die Herausforderungen der Zeit gesehen.<br />

Aber auch e<strong>in</strong>en Lernprozess durchlebt – bis<br />

zur Erkenntnis, dass sowohl die Sozialutopisten<br />

der kommunistischen Variante,<br />

als auch die e<strong>in</strong>em vergangenen Ständestaat<br />

anhängenden Romantiker im katholischen<br />

Bereich völlig falsch lagen. Die nicht<br />

begriffen, dass jetzt Sozialreform, e<strong>in</strong> Ja zum<br />

Rechtstaat, zur Demokratie gefragt waren,<br />

tendenziell auch die Selbstorganisation der<br />

Arbeitnehmer, Marktwirtschaft und die<br />

Notwendigkeit sozialstaatlicher Maßnahmen.<br />

All das, so Marx, geschah <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

lebendigen Austausch mit den damals aktuellen<br />

Akteuren <strong>in</strong> Politik und Wissenschaft.<br />

Kraftvoll, mutig – und dabei durchaus<br />

nicht immer im E<strong>in</strong>klang mit dem ganzen<br />

deutschen Episkopat: „Also es ist nicht<br />

so, als gäbe es <strong>in</strong> früheren Zeiten nicht auch<br />

die Ause<strong>in</strong>andersetzung über den rechten<br />

Weg. Aber diese Haltung wünsche ich mir<br />

auch für die Unitarier<strong>in</strong>nen und Unitarier!“<br />

Laien <strong>in</strong> Verantwortung<br />

Wie Bischof Ketteler sei es auch W<strong>in</strong>dthorst<br />

ergangen – oft beschuldigt, zu pragmatisch<br />

zu se<strong>in</strong>, zu wenig fromm. Doch<br />

bekannte er öffentlich „Ohne die Sakramente<br />

kann ich nicht leben“ – und stand<br />

gehorsam zur Kirchenl<strong>in</strong>ie. Auch im Aushalten<br />

solcher Spannungen, die bis zum<br />

Äußersten gehen können, werde hier das<br />

Vorbild deutlich, erklärte Re<strong>in</strong>hard Marx. In<br />

ihrer Haltung der offenen Ause<strong>in</strong>andersetzung,<br />

des öffentlichen Streits um Positionen,<br />

hätten sich Ketteler und W<strong>in</strong>dthorst<br />

nicht als schwache Katholiken h<strong>in</strong>stellen<br />

lassen. Sie hätten e<strong>in</strong>e lehramtliche Äußerung<br />

angenommen und sich nicht entmutigen<br />

lassen:„Ich möchte an sie er<strong>in</strong>nern, weil<br />

sie zwei Punkte klar machen: Die katholische<br />

Soziallehre ist e<strong>in</strong>e Pr<strong>in</strong>zipienethik. Die<br />

Kirche hat den Auftrag, Pr<strong>in</strong>zipien vorzutragen.<br />

Und wir brauchen natürlich gleichzeitig<br />

die aktiven Katholik<strong>in</strong>nen und Katholiken <strong>in</strong><br />

Politik, Gesellschaft und Wirtschaft, die das<br />

umsetzen. Beide s<strong>in</strong>d uns Beispiel dafür,<br />

dass es e<strong>in</strong> Mite<strong>in</strong>ander geben muss von<br />

Priestern, Bischöfen und Laien.“<br />

Hierbei entscheidend – und auch ganz<br />

wesentlich für die Zukunft der Kirche – sei<br />

das im II. Vatikanum formulierte verantwortliche<br />

Engagement der Laien. Ihr Anteil<br />

am Prophetenamt Christi müsse <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung<br />

gerufen werden – gerade <strong>in</strong> den<br />

Bereichen der Politik, Gesellschaft und<br />

Wirtschaft, überall dort, wo das Zeugnis<br />

notwendig sei, wo Kirche <strong>in</strong> den dort tätigen<br />

Gliedern des Leibes Christi sichtbar und<br />

lebendig werde.<br />

Drei Säulen der Soziallehre<br />

Deswegen sei wichtig, dass die drei<br />

Säulen geme<strong>in</strong>sam im Blick blieben, so<br />

Marx: „Die katholische Soziallehre – hier<br />

s<strong>in</strong>d wir natürlich als Bischöfe besonders<br />

gefordert, dazu die Sozialethik, die Wissenschaftler<br />

und Institute, aber auch die große<br />

Sozialbewegung der Brüder und Schwestern,<br />

der Laien, die <strong>in</strong> der konkreten Arbeit<br />

im Betrieb, <strong>in</strong> der Politik, <strong>in</strong> der Gestaltung<br />

der Welt und der Wirtschaft, die die katholische<br />

Soziallehre anwenden und <strong>in</strong> die<br />

Debatte e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.“ Ohne Diskussion und<br />

e<strong>in</strong>e gewisse Kunst des Kompromisses<br />

allerd<strong>in</strong>gs seien die großen Pr<strong>in</strong>zipien nicht<br />

<strong>in</strong> die politische Praxis zu übersetzen: „Wir<br />

Bischöfe sollten uns hüten, diejenigen <strong>in</strong><br />

der politischen Kärrnerarbeit zu schnell zu<br />

verurteilen, wenn sie mal e<strong>in</strong>en Kompromiss<br />

e<strong>in</strong>gehen müssen.“<br />

Neue Evangelisierung<br />

und die Soziallehre<br />

Evangelisierung und Soziallehre seien<br />

untrennbar verbunden. Sie gehörten zusammen,<br />

so Marx – das sei von allen<br />

Päpsten unserer Zeit deutlich unterstrichen<br />

worden. In der wichtigen Rede von e<strong>in</strong>er<br />

„neuen Evangelisierung“ aber werde vielfach<br />

vergessen, dass dazu die ganze Lebenswelt<br />

<strong>in</strong> den Blick kommen müsse: „Es kann<br />

nicht bedeuten, dass ich de<strong>in</strong>e religiösen<br />

Gefühle anspreche, mit me<strong>in</strong>en Worten und<br />

me<strong>in</strong>en Zeichen den religiösen Sektor <strong>in</strong> dir<br />

bediene. Wir haben e<strong>in</strong>en anderen Anspruch:<br />

Der christliche Glaube will das<br />

ganze Leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong> neues Koord<strong>in</strong>atensystem<br />

stellen. E<strong>in</strong> neues Magnetfeld ist entstanden.<br />

Alles wird <strong>in</strong> Bezug auf Christus gesehen.<br />

Und dazu gehört eben Politik, Gesellschaft<br />

und Kultur, dazu gehört die Familie.“<br />

Fortschritt der Zivilisation<br />

Dies gelte bereits für die eigene Missionsgeschichte<br />

<strong>in</strong> Deutschland – angefangen<br />

von der Glaubensverbreitung der iroschottischen<br />

Mönche über die Schaffung<br />

von kirchlichen Strukturen durch Bonifatius<br />

bis zur Annahme des Glaubens durch die<br />

Fürsten oder Stammesherzöge, erklärte der<br />

Kard<strong>in</strong>al: „Aber dah<strong>in</strong>ter steckt noch etwas<br />

Wichtiges, und das wird heute vergessen:<br />

Die Menschen spürten, dass die H<strong>in</strong>wendung<br />

zum Evangelium auch e<strong>in</strong> Zivilisationsfortschritt<br />

ist. Das hat Bildung vorangetrieben,<br />

Familienstrukturen, Rechtsstaatlichkeit,<br />

Verlässlichkeit, bewirkt, dass über<br />

den Stamm h<strong>in</strong>aus gedacht wurde, dass<br />

man Verantwortung übernimmt, Schuld


anerkennt und Vergebung übt.“ Darum<br />

gehöre zur Evangelisierung die katholische<br />

Soziallehre dazu: „Zum Katechismus zählt<br />

eben auch die soziale Botschaft, die kulturelle<br />

Botschaft, der ganze Mensch. Ich glaube,<br />

Evangelisierung kann nur gel<strong>in</strong>gen,<br />

wenn wir das als e<strong>in</strong>en ganzheitlichen<br />

Prozess sehen. Sonst wird das e<strong>in</strong>e sehr<br />

schmale und eng gefasste Bewegung.“<br />

Neue humanistische Synthese<br />

In diesem Zusammenhang spreche die<br />

Enzyklika „Caritas <strong>in</strong> veritate“ von Papst<br />

Benedikt XVI. von e<strong>in</strong>er nötigen „neuen<br />

humanistischen Synthese“. Und vor dem<br />

Bundestag habe er von „Humanökologie“<br />

gesprochen, er<strong>in</strong>nerte Kard<strong>in</strong>al Marx: „Wir<br />

s<strong>in</strong>d vielleicht doch die e<strong>in</strong>zige<br />

Gruppe, die deutlich macht: Es<br />

geht hier nicht um e<strong>in</strong>zelne<br />

politische Probleme, es geht um<br />

e<strong>in</strong>e Gesamtsicht des Menschen.<br />

Und das gilt, wenn wir<br />

über den Schutz des Lebens<br />

reden, über Gerechtigkeit, über<br />

Nachhaltigkeit und Ökologie.“<br />

Dies seien – wie auch Johannes<br />

Paul II. und Benedikt XVI. immer<br />

wieder unterstrichen hätten –<br />

nicht zu trennende Begriffe.<br />

Es sei „schon abenteuerlich“,<br />

so Bbr. Marx unter großem<br />

Beifall, wenn ökologisch<br />

Engagierte für die Abtreibung<br />

plädierten, Abtreibungsgegner<br />

andererseits für die Todesstrafe<br />

e<strong>in</strong>träten. Papst Benedikt<br />

mahne: Wer sich für soziale<br />

Gerechtigkeit e<strong>in</strong>setze, für die<br />

Brüder und Schwestern <strong>in</strong> der<br />

e<strong>in</strong>en Welt, wer gegen Ausbeutung<br />

kämpfe, Gewalt und für Rechtsstaatlichkeit,<br />

der müsse auch für den<br />

Schutz des Lebens e<strong>in</strong>treten und gegen den<br />

Missbrauch der Möglichkeiten der Mediz<strong>in</strong><br />

am Ende des Lebens. „E<strong>in</strong>e neue humanistische<br />

Synthese, das wäre me<strong>in</strong>e Vorstellung<br />

auch von katholischer Soziallehre, von der<br />

mentalen Ausrichtung auf die Zukunft. Wir<br />

haben hier e<strong>in</strong>e Botschaft, die wirklich das<br />

Ganze <strong>in</strong> e<strong>in</strong> neues Licht, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e neue<br />

Perspektive h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>stellt.“<br />

Globale soziale Marktwirtschaft<br />

Die katholische Soziallehre sei mit der sozialen<br />

Marktwirtschaft nicht identisch, aber<br />

habe sie sehr stark <strong>in</strong>spiriert. Ihr Auftrag für<br />

heute sei der Entwurf e<strong>in</strong>er europäischen<br />

und globalen sozialen Marktwirtschaft, die<br />

Entwicklung von Instrumenten für die<br />

Schaffung e<strong>in</strong>es „Weltgeme<strong>in</strong>wohls“ oder<br />

„universalen Geme<strong>in</strong>wohls“, wie es Papst<br />

Johannes XXIII. schon 1962/63 <strong>in</strong> der<br />

Enzyklika „Pacem <strong>in</strong> Terris“ formuliert habe.<br />

„Ich weiß, dass das schwierig ist“, bekannte<br />

Bbr. Marx. „Aber wer, wenn nicht die katholische<br />

Kirche mit ihrer Soziallehre, sollte<br />

deutlich machen, dass der Gedanke von<br />

e<strong>in</strong>er Menschheitsfamilie nicht nur e<strong>in</strong><br />

Meditationstext oder e<strong>in</strong> frommer Wunsch<br />

ist, sondern e<strong>in</strong>e Notwendigkeit? Das wird<br />

die Frage des 21. Jahrhunderts se<strong>in</strong>: F<strong>in</strong>den<br />

wir solche Instrumente e<strong>in</strong>er Welt<strong>in</strong>nenund<br />

Weltordnungspolitik – ohne e<strong>in</strong>en<br />

Superstaat zu bauen?“<br />

Haftung und Verantwortung<br />

Dies erfordere verb<strong>in</strong>dliche Regeln,<br />

erklärte der Erzbischof, und deutete auf die<br />

andauernde F<strong>in</strong>anzkrise h<strong>in</strong>. Sie sei noch<br />

lange nicht ausgestanden. Doch bei aller<br />

Frage, wie man dieser Krise wieder entkomme,<br />

stelle sich doch zunächst die Frage,<br />

woher sie überhaupt selbst gekommen sei.<br />

Am Rande des Festakts: Kard<strong>in</strong>al Marx im Gespräch mit dem Vorsitzenden<br />

des Altherrenbundes, Bbr. Dr. Dr. Thomas Lohmann (Mitte), und se<strong>in</strong>em<br />

Stellvertreter Bbr. Pfarrer Ralf L<strong>in</strong>nartz.<br />

Und er gab gleich die Antwort dazu: „Sie<br />

kommt aus e<strong>in</strong>em entfesselten Kapitalismus<br />

seit den 90er Jahren – vielleicht früher<br />

schon angelegt. Aus e<strong>in</strong>em F<strong>in</strong>anzkapitalismus,<br />

komb<strong>in</strong>iert mit leichtem Geld und<br />

der Überzeugung, dass mit Geld alles zu<br />

lösen ist. Wer hätte das gedacht? E<strong>in</strong> Verfall<br />

der Sitten!“ Sogar demokratische Regierungen<br />

hätten Verträge und Stabilitätsabkommen<br />

öffentlich gebrochen – ohne<br />

rechtliche Folgen. Zugleich werde den Märkten<br />

und Banken Hilfe für den Fall signalisiert,<br />

dass alle Stricke reißen: „Das ist nicht<br />

das, was wir uns vorstellen unter sozialer<br />

Marktwirtschaft, die Risiko und Haftung<br />

und Verantwortung eben mit impliziert.“<br />

Verantwortung für Europa<br />

Aus dieser – <strong>in</strong>sbesondere europäischen<br />

– Verantwortung könne niemand aussteigen,<br />

so Marx:„Wir brauchen auch e<strong>in</strong>e europäische<br />

Verantwortung zur Solidargeme<strong>in</strong>schaft.“<br />

Damit komme hier auf die katholische<br />

Soziallehre und die Aktiven <strong>in</strong> Politik,<br />

Gesellschaft und Wirtschaft e<strong>in</strong> weiterer<br />

ganz wichtiger Auftrag zu: Am Projekt<br />

Europa positiv mitzuarbeiten. Nicht nur das<br />

Negative dürfe ständig <strong>in</strong> den Vordergrund<br />

gestellt werden, erklärte Marx – nicht<br />

zuletzt mit Blick auf den „großen Bundesbruder“<br />

Robert Schuman:„Wir s<strong>in</strong>d Protagonisten<br />

Europas – ohne Naivität, und wir<br />

übersehen die Schwächen nicht. Aber das<br />

muss jetzt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ganz entscheidenden<br />

Weise vorangetrieben werden!“<br />

Leitbilder für die Zukunft<br />

Aus all den Vorbemerkungen stelle sich<br />

für die katholische Soziallehre zuletzt die<br />

Aufgabe, e<strong>in</strong> neues Leitbild zu entwickeln -<br />

für e<strong>in</strong>e Zukunft, für richtigen Fortschritt, für<br />

e<strong>in</strong> gel<strong>in</strong>gendes Leben. Begriffe wie „Wachstum“<br />

und „Nachhaltigkeit“ seien mehr als<br />

Worte – <strong>in</strong> ihrer wirklichen Bedeutung<br />

seien sie <strong>in</strong> der politischen<br />

Praxis noch e<strong>in</strong>zuholen.<br />

Natürlich sei Wachstum notwendig<br />

für die Marktwirtschaft,<br />

so Marx: „Aber <strong>in</strong> welcher<br />

Form – und wo – und wie?<br />

Wie messen wir das? Welche<br />

Kriterien hat der Fortschritt<br />

wirklich – <strong>in</strong>klusive der sozialen<br />

und ethischen Fragen?“<br />

Hier sei die Diskussion eröffnet:<br />

„Ich wollte nur deutlich<br />

machen: Es lohnt, sich mit der<br />

großen Soziallehre der Kirche<br />

zu beschäftigen. Wir müssen<br />

aus ihrem großen Schatz das<br />

hervorholen, was heute <strong>in</strong> die<br />

aktuelle Debatte h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gehört.<br />

Und vor allen D<strong>in</strong>gen mental<br />

umrüsten: Vom Zustand der<br />

Vergangenheitsorientierung<br />

auf Gegenwart und Zukunft. In<br />

der Überzeugung, dass wir<br />

damit und mit dem, was wir <strong>in</strong> der Soziallehre<br />

zu sagen haben, geistig zur Vorhut<br />

gehören. Ich danke euch!“<br />

1 Das Buch: Philippe Nemo: Was ist der<br />

Westen? Die Genese der abendländischen<br />

Zivilisation, 152 Seiten, Verlag: Mohr Siebeck;<br />

Auflage: 1 (2006), ISBN-10: 3161486722<br />

Silberne Nadel für Bbr. Ost<br />

Bbr. Friedhelm Ost, alter Fahrensmann<br />

des Krone-Sem<strong>in</strong>ars und Inspirator vieler<br />

unitarischer Generationen, wurde<br />

beim Festakt im Stadttheater für se<strong>in</strong>e<br />

Verdienste mit der Silbernen Nadel des<br />

Verbandes ausgezeichnet und bedankte<br />

sich mit e<strong>in</strong>er humorvollen und wegweisenden<br />

Dankrede. E<strong>in</strong>e ausführliche<br />

Würdigung und e<strong>in</strong> Bericht vom letzten<br />

Krone-Sem<strong>in</strong>ar aus der Feder von Bbr.<br />

Christian Poplutz ersche<strong>in</strong>en <strong>in</strong> der<br />

kommenden Ausgabe.<br />

unitas 3/2012 187


Der „schlafende Riese UNITAS“ hat sich bewegt …<br />

ANSPRACHE DES VERBANDSGESCHÄFTSFÜHRERS VOR DEM PLENUM DER <strong>135.</strong> GV<br />

„Es wäre vermessen, zu glauben, dass<br />

all me<strong>in</strong>e Träume <strong>in</strong> Erfüllung gegangen<br />

s<strong>in</strong>d. Aber der „schlafende Riese<br />

UNITAS“ hat sich bewegt und e<strong>in</strong>e<br />

Verjüngungskur durchlaufen. Ich b<strong>in</strong><br />

zuversichtlich, dass ke<strong>in</strong> bärtiger,<br />

alter Zwerg aus der UNITAS werden<br />

wird, ganz im Gegenteil.“ Mit dieser<br />

Bilanz wandte sich Bbr. Dipl.-Kfm.<br />

Dieter Krüll <strong>in</strong> typisch rhe<strong>in</strong>isch-gelassenem<br />

Optimismus „e<strong>in</strong> letztes Mal“<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Funktion als Verbandsgeschäftsführer<br />

an das Plenum der <strong>135.</strong><br />

GV 2012 <strong>in</strong> <strong>Münster</strong>.<br />

„Mehr Schwung<br />

<strong>in</strong> die UNITAS“<br />

„Ich träume von e<strong>in</strong>er jungen und frischen<br />

UNITAS, deren Aktivitas und Altherrenschaft<br />

die Freude aus dem Glauben<br />

<strong>in</strong>s Gesicht geschrieben ist“ – mit diesem<br />

Wunsch hatte er zum Antritt se<strong>in</strong>es Amtes<br />

se<strong>in</strong>e „Vision für e<strong>in</strong>e moderne, lebendige<br />

UNITAS“ <strong>in</strong> der Ausgabe 1/2001 der Verbandszeitschrift<br />

(S. 15f.) vorgestellt. Selbstbewusste,<br />

von der Idee ihres Lebensbundes<br />

(neu) begeisterte Unitarier wünsche er sich,<br />

e<strong>in</strong>e überspr<strong>in</strong>gende Aufbruchsstimmung<br />

und E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der jungen und mittleren<br />

Generation, dazu e<strong>in</strong> klares Bekenntnis<br />

überzeugender Persönlichkeiten <strong>in</strong> Beruf,<br />

Politik, Kirche und Staat zum Verband. „Ich<br />

will <strong>in</strong> der UNITAS e<strong>in</strong>en lebendigen Austausch<br />

der Me<strong>in</strong>ungen und Erfahrungen<br />

bei Jung und Alt herbeiführen, der den<br />

Alten Herren e<strong>in</strong> Jungbrunnen se<strong>in</strong> kann“,<br />

erklärte er damals, und wolle dazu <strong>in</strong>tensiv<br />

die modernen Medien nutzen: „Ich habe<br />

den Traum e<strong>in</strong>es katholischen Verbandes,<br />

der sich aktiv, kritisch aber ausgewogen<br />

und tolerant <strong>in</strong> die gesellschaftlichen und<br />

ethischen Fragestellungen unserer Zeit e<strong>in</strong>mischt<br />

und dabei Flagge zeigt.“ Professionell<br />

und attraktiv müsse sich die unitarische<br />

Geme<strong>in</strong>schaft präsentieren: „Kurz<br />

gesagt: Passivität, Gleichgültigkeit, Muff<br />

und Mief raus, Professionalität, Überzeugungskraft,<br />

Freude, Begeisterung und<br />

Schwung re<strong>in</strong> <strong>in</strong> die UNITAS.“<br />

„UNITAS ist<br />

moderner geworden“<br />

„Vieles davon ist so aktuell wie vor<br />

zwölf Jahren“, betonte Dieter Krüll, auch<br />

wenn seither vieles geschehen sei und verändert<br />

wurde. Doch noch heute könnten<br />

188<br />

unitas 3/2012<br />

die meisten dieser Punkte<br />

auch das Ergebnis e<strong>in</strong>er<br />

Klausurtagung zur Zukunft<br />

der <strong>Unitas</strong> se<strong>in</strong>.„Das ist auch gut<br />

so, denn nicht Revolutionen führen<br />

zu Quantensprüngen <strong>in</strong> der Zukunftssicherung<br />

des Verbandes, sondern<br />

stetige Fortentwicklung und Modernisierung<br />

auf der Grundlage unverrückbarer<br />

Essentialia. Ich b<strong>in</strong> überzeugt, dass uns das<br />

<strong>in</strong> den letzten zwölf Jahren gelungen ist,<br />

ohne unsere Grundlagen zu verraten oder<br />

<strong>in</strong> Frage zu stellen. Die <strong>Unitas</strong> ist moderner<br />

geworden, aber sie ist immer noch die<br />

<strong>Unitas</strong>, die uns und Generationen von<br />

Unitariern und Unitarier<strong>in</strong>nen seit 157<br />

Jahren Herzensanliegen und Heimat geworden<br />

ist.“<br />

„Den Frieden wahren“<br />

Wenn unsere unitarische Idee wirklich<br />

trage, müsse dies <strong>in</strong> jedem Mitglied des<br />

Verbandes zum Ausdruck kommen, so Bbr.<br />

Krüll: „Ich sage es noch e<strong>in</strong>mal: Neue<br />

Begeisterung für e<strong>in</strong>e gute Sache muss<br />

geweckt und von Bundesbruder zu Bundesbruder<br />

im Schneeballpr<strong>in</strong>zip weitergetragen<br />

werden. Gel<strong>in</strong>gt dies, ist mir um das<br />

Blühen und Gedeihen des UNITAS-Verbandes,<br />

se<strong>in</strong>er Vere<strong>in</strong>e und auch Aktivitates<br />

nicht bange.“ Und er fügte gleich e<strong>in</strong>e erste<br />

Bitte an: Den endgültigen Frieden <strong>in</strong> der<br />

Frage der vollberechtigten Aufnahme von<br />

Student<strong>in</strong>nenvere<strong>in</strong>en <strong>in</strong> den <strong>Unitas</strong>-<br />

Verband zu wahren. Sie habe <strong>in</strong> den beiden<br />

letzten Jahrzehnten „viele Kräfte gebunden<br />

und Reibungsverluste verursacht“, sei aber<br />

mit den satzungsmäßigen Klarstellungen<br />

durch die 132. GV-2009 <strong>in</strong> Marburg und die<br />

Verabschiedung der „Bonner Leitsätze zu<br />

Fragen der unitarischen Geme<strong>in</strong>schaft<br />

und des Komments“<br />

geklärt: „Ich bitte alle Bundesbrüder<br />

und Bundesschwestern<br />

sehr herzlich, diesen Frieden nicht<br />

durch neuerliche Änderungsvorschläge,<br />

seien sie auch noch so<br />

kle<strong>in</strong> und ggf. gut begründet, zu<br />

gefährden. Es sollte e<strong>in</strong>mal für<br />

e<strong>in</strong>e längere Zeit Ruhe und Normalität<br />

e<strong>in</strong>kehren <strong>in</strong> dieser Frage,<br />

das s<strong>in</strong>d wir alle unserer lieben<br />

UNITAS schuldig.“<br />

„Mutig zum Glauben<br />

stehen“<br />

Sehr viel grundsätzlicher<br />

nahm der scheidende Verbandsgeschäftsführer<br />

die Frage der<br />

Positionierung der UNITAS <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er zunehmend veränderten<br />

Welt auf: „Die Entchristlichung unserer<br />

Gesellschaft schreitet immer mehr<br />

fort und ergreift nahezu jeden Lebensbereich.<br />

Lasst uns mutig zu unserem<br />

christlichen Glauben stehen und ihn tief<br />

<strong>in</strong> unserer Seele immer wieder erneuern.<br />

Gestaltet unsere Katholische Kirche im<br />

Dialog aktiv mit, zwar notfalls auch im<br />

streitigen Diskurs, aber bedenkt immer,<br />

dass nicht die äußere Form der Kirche sondern<br />

der Glaube an Jesus Christus das zentrale<br />

Thema ist.“ Mit dem von Khalil Gibran<br />

stammenden Wort „Die Kraft zu lieben ist<br />

Gottes größtes Geschenk an den Menschen“<br />

verwies Bbr. Krüll auf den von<br />

Kurienkard<strong>in</strong>al Walter Kasper stammenden<br />

Hauptartikel „Katholische Kirche heute,<br />

gestern, morgen“ <strong>in</strong> der UNITAS 2/2012<br />

(S. 83ff.) und zitierte:<br />

� „Wenn wir wissen, wer wir s<strong>in</strong>d und<br />

was wir wollen, wenn wir vor allem von<br />

unserer eigenen ,Sache‘ überzeugt s<strong>in</strong>d,<br />

dann ist nicht Zukunftsangst, sondern<br />

Hoffnung angesagt.“<br />

� „Äußere Reformen ohne geistliche<br />

Erneuerung s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> ziel- und s<strong>in</strong>nloser<br />

Aktionismus, der verpufft und <strong>in</strong>s Leere<br />

geht, und geistliche Erneuerung ohne<br />

konkrete Reform ist weltfremder und<br />

weltflüchtiger Spiritualismus, der sich<br />

ebenso rasch verflüchtigt.“<br />

� „Im (rechtverstandenen) Dialog teilt<br />

man dem anderen nicht etwas mit, man<br />

teilt etwas von sich selber mit, ja man<br />

teilt sich selbst mit.“<br />

� „Letztlich ist die Erneuerung nur durch<br />

e<strong>in</strong> erneuertes Pf<strong>in</strong>gsten möglich.“<br />

� „Jammern zieht niemanden an, Freude<br />

dagegen ist ansteckend. Freude am<br />

Christse<strong>in</strong> überzeugt.“


Zur virtus gehöre aber auch unsere Haltung<br />

im Privatleben, im Studium, Beruf, <strong>in</strong><br />

Gesellschaft und Staat, so Bbr. Krüll: „Mischt<br />

Euch e<strong>in</strong>, möchte ich Euch zurufen,<br />

schwimmt notfalls auch gegen den Strom<br />

und lasst Euch nicht treiben oder fremd<br />

bestimmen. Bildet Euch, umfassend <strong>in</strong>formiert,<br />

e<strong>in</strong>e eigene Me<strong>in</strong>ung, vergesst aber<br />

nie, Euch selbst kritisch zu h<strong>in</strong>terfragen aber<br />

auch die Me<strong>in</strong>ung des Anderen zu achten.<br />

Seid nie Mitläufer sondern eigenständige<br />

Persönlichkeiten. Tragt die <strong>Unitas</strong>-Nadel<br />

auch im Beruf! Nur wir selbst können unsere<br />

Freiheit erhalten, <strong>in</strong>dem wir – auch gegenüber<br />

dem Staat und se<strong>in</strong>er Bürokratie – verstärkt<br />

Selbstbestimmung e<strong>in</strong>fordern,Verantwortung<br />

für uns selbst und andere übernehmen<br />

und <strong>in</strong> selbst gewählter Beschränkung<br />

das Füllhorn der Möglichkeiten unserer Freiheit<br />

auf e<strong>in</strong> für uns zuträgliches Maß begrenzen.<br />

Das ist die Freiheit, die ich me<strong>in</strong>e.“<br />

Mit Blick auf die mit dem Bologna-<br />

Prozess verbundenen immer enger werden-<br />

den Studienpläne und kürzeren Studienzeiten<br />

wandte sich Bbr. Krüll direkt an die<br />

Aktiven. Zwar sei e<strong>in</strong> Studium-Generale<br />

nicht mehr möglich, doch solle jeder im<br />

S<strong>in</strong>ne der scientia versuchen, e<strong>in</strong> wenig<br />

über den Tellerrand des eigenen Studiums<br />

h<strong>in</strong>aus zu schauen, z. B. bei der Erarbeitung<br />

e<strong>in</strong>er WS zu e<strong>in</strong>em fachfremden Thema:<br />

„Vergesst aber nie, dass unser Schöpfer es<br />

für gut befand, neben der Arbeit auch<br />

Zeiten der Ruhe, der Erholung und Entspannung<br />

zu haben. Der Körper, aber vor<br />

allem Euer Geist wie auch der Aktivenvere<strong>in</strong><br />

wird es Euch danken!“<br />

Der Wert der <strong>in</strong> der Aktivenzeit leicht<br />

fallenden Pflege der amicitia aber entscheide<br />

sich <strong>in</strong> der langen Zeit danach, so<br />

der scheidende Verbandsgeschäftsführer<br />

an die Adresse der Alten Herrn und Hohen<br />

Damen: „Haltet engen Kontakt zu Eurem<br />

Vere<strong>in</strong>, zum Verband und vor allem zu<br />

Euren Studienfreunden, denn wir s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong><br />

Lebensbund. Merke: Zeit hat man für das,<br />

für das man Zeit haben will! Glaubt mir, es<br />

ist so.“ Und sehr praktisch fügte er die<br />

Grundvoraussetzung e<strong>in</strong>er stimmigen<br />

Adresskartei h<strong>in</strong>zu: „Lasst nicht zu, dass Ihr<br />

aufgrund eigener Nachlässigkeit den<br />

Kontakt zu Euren Freunden und damit<br />

letztlich auch zur <strong>Unitas</strong> verliert.“<br />

Für „Rat und Tat, maßvolle Kritik und<br />

ihre Freundschaft“ <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Amtszeit dankte<br />

er allen Bundesschwestern und Bundesbrüdern:„Herzlichen<br />

Dank Euch allen. Sollte<br />

ich jemanden ernstlich mit Worten oder<br />

Taten verletzt haben, so bitte ich sie oder<br />

ihn von Herzen um Vergebung. Tragt es mir<br />

bitte nicht länger nach. Dem <strong>Unitas</strong>-<br />

Verband, dem ich so lange Zeit mit großer<br />

Freude dienen durfte, se<strong>in</strong>en Vere<strong>in</strong>en und<br />

allen Bundesschwestern und Bundesbrüdern<br />

wünsche ich am Ende me<strong>in</strong>er<br />

Amtszeit alles erdenklich Gute und e<strong>in</strong> von<br />

Herzen kommendes „Vivat, floreat crescat<br />

ad multos annos, <strong>Unitas</strong>!“<br />

Bbr. Dieter Krüll: Neuer Ehrensenior des UNITAS-Verbandes<br />

Mit dem überwältigenden Wahl-<br />

ergebnis aus der Abstimmung des GV-<br />

Plenums <strong>in</strong> <strong>Münster</strong> hat der Verband<br />

der wissenschaftlichen katholischen<br />

Studentenvere<strong>in</strong>e UNITAS e<strong>in</strong>en<br />

neuen Ehrensenior. „E<strong>in</strong>erseits ist es<br />

e<strong>in</strong>em unangenehm und pe<strong>in</strong>lich,<br />

andererseits freut man sich wie e<strong>in</strong><br />

Schneekönig“, dankte Dipl. Kfm.<br />

Dieter Krüll offiziell mit e<strong>in</strong>er humor-<br />

vollen Rede beim Festkommers <strong>in</strong> der<br />

Halle <strong>Münster</strong>land.<br />

Die Verleihung des Titels Ehrensenior<br />

sei e<strong>in</strong>e der höchsten Auszeichnungen, die<br />

der <strong>Unitas</strong>-Verband zu vergeben habe; erst<br />

dreimal sei sie seit der Gründung des<br />

Verbandes vergeben worden, so Bbr. Krüll:<br />

„Und das an so berühmte Unitarier wie<br />

Ludwig Freibüter sen., Führer des Verbandes<br />

als Verbandsstatistiker 1927-1954,<br />

Dr. Ludwig Florian, Verbandsgeschäftsführer<br />

1948-1962 und zuletzt Bbr. Walter<br />

Keller, Verbandgeschäftsführer 1963-1985 –<br />

vor den langjährigen Verdiensten dieser<br />

drei Bundesbrüder kann ich mich nur<br />

beschämt verstecken. Umso mehr fühle ich<br />

mich durch diese hohe Auszeichnung<br />

geehrt und freue mich außerordentlich,<br />

dass me<strong>in</strong> Wirken als Verbandsgeschäftsführer<br />

e<strong>in</strong>e solche Zustimmung und Anerkennung<br />

gefunden hat.“<br />

VOP Kilian Schmiz überreicht Bbr. Dieter Krüll beim Festkommers im Rahmen der GV<br />

die Ernennungsurkunde zum Ehrensenior des UNITAS-Verbands.<br />

Viele Bundesbrüder und Bundesschwestern<br />

im Verbandsvorstand, den Beiräten<br />

und anderen Gremien des Verbandes<br />

hätten ihn <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Arbeit wirkungsvoll<br />

unterstützt und gefördert, erklärte Bbr. Krüll<br />

und nannte stellvertretend die Vorsitzenden<br />

des Altherrenbundes Bbr. Günther Ganz, Bbr.<br />

He<strong>in</strong>rich Sudmann, mit dem er die längste<br />

Zeit zusammenarbeitete, und Bbr. Dr. Dr.<br />

Thomas Lohmann: „Herzlichen Dank für<br />

Eure Hilfe und Freundschaft. Aber e<strong>in</strong>e<br />

Person muss ich e<strong>in</strong>fach zusätzlich nennen,<br />

die Verbandssekretär<strong>in</strong> Frau Marianne<br />

Hübers, ohne die ich vieles nicht hätte leisten<br />

können für unsere liebe <strong>Unitas</strong>“, sagte<br />

er unter großem Applaus der ganzen Halle<br />

<strong>Münster</strong>land. Trotz manchem Ärger habe<br />

ihm se<strong>in</strong>e Arbeit allzeit große Freude bereitet<br />

und sei nie zur Last geworden, die Zusammenarbeit<br />

mit den jungen Studierenden<br />

der Aktivitates und dem jeweiligen<br />

Vorort habe ihn selbst jung erhalten. Die<br />

unitas 3/2012 189<br />

>>


eigentliche Last se<strong>in</strong>es Ehrenamtes aber<br />

habe se<strong>in</strong>e liebe Frau Eva-Maria getragen.<br />

Ihr gebühre der eigentliche Dank aller<br />

Unitarier und Unitarier<strong>in</strong>nen.<br />

Vor der Festcorona gratulierte er se<strong>in</strong>em<br />

Nachfolger Bbr. Rechtsanwalt Arno Claudius<br />

M<strong>in</strong>k von <strong>Unitas</strong> Kurpfalz Heidelberg<br />

zur Wahl und dankte für se<strong>in</strong>e Bereitschaft:<br />

190<br />

unitas 3/2012<br />

„Ich wünsche Dir von Herzen alles Gute für<br />

De<strong>in</strong>e Tätigkeit und darf Dir versprechen:<br />

Ich werde Dir niemals lästig fallen, Dich<br />

aber, wenn Du es wünschst oder fragst,<br />

jederzeit nach me<strong>in</strong>en Kräften unterstützen,<br />

versprochen!“<br />

Mit Bsr. Dr. Claudia Bellen und Bbr. Prof.<br />

Dr. Hubert Braun dankte Bbr. Krüll zwei wei-<br />

Gentests an Embryonen dürfen nicht<br />

zum „Normalfall“ werden<br />

KATHOLISCHE STUDENTENVERBÄNDE ÜBEN KRITIK<br />

AN ENTWURF FÜR PID-VERORDNUNG<br />

E<strong>in</strong> Jahr nach den politischen Debatten vor dem Bundestagsbeschluss, die Präimplantationsdiagnostik<br />

(PID) <strong>in</strong> Ausnahmefällen zuzulassen 1 , sorgt jetzt der am 11. Juli vom Bundesgesundheitsm<strong>in</strong>isterium<br />

vorgelegte Entwurf e<strong>in</strong>er Rechtsverordnung zur Durchführung erneut für politische<br />

Kontroversen. Auch die Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft katholischer Studentenverbände (AGV) hat<br />

sich zu Wort gemeldet. In e<strong>in</strong>er Erklärung vom 13. Juli kritisiert sie, dass der Verordnungsentwurf<br />

von Gesundheitsm<strong>in</strong>ister Daniel Bahr ke<strong>in</strong>e zahlenmäßige Beschränkung der PID-Zentren, <strong>in</strong><br />

denen ab 2013 die umstrittene PID durchgeführt und im Reagenzglas erzeugte Embryonen vor der<br />

E<strong>in</strong>pflanzung <strong>in</strong> den Mutterleib auf mögliche Gendefekte untersucht werden sollen, vorsieht.„Die<br />

Rechtsverordnung <strong>in</strong> der jetzt vorliegenden Fassung leistet dem befürchteten Dammbruch<br />

Vorschub“, erklärte der AGV-Vorsitzende Adam Strzoda. Sie laufe den Intentionen des Gesetzgebers<br />

zuwider, der die Zulassung der PID ausdrücklich nur <strong>in</strong> sehr engen Grenzen vorsehe. Die<br />

Rechtsverordnung weise aber <strong>in</strong> die umgekehrte Richtung, <strong>in</strong>dem sie den Weg für e<strong>in</strong>e große Zahl<br />

von PID-Zentren ebne. „Damit erhöht sich aber die Gefahr, dass Gentests an Embryonen zum<br />

‚Normalfall’ werden und nicht die Ausnahme bleiben“, befürchtet Adam.<br />

Bedenken äußerte <strong>in</strong> diesem Zusammenhang der AGV-Vorsitzende auch gegen die <strong>in</strong> der Verordnung<br />

nicht vorgesehene Beschränkung der Zahl der Ethikkommissionen, die von den Bundesländern<br />

e<strong>in</strong>gerichtet werden müssen 2 . Die AGV befürchtet, dass e<strong>in</strong>e unterschiedliche Spruchpraxis<br />

der Kommissionen zu e<strong>in</strong>em „Unterbietungswettbewerb“ und zu e<strong>in</strong>em „PID-Tourismus“<br />

führen kann <strong>in</strong> die Bundesländer und zu den PID-Zentren, <strong>in</strong> denen das Gesetz großzügiger<br />

gehandhabt wird. Daher fordern die katholischen Studentenverbände die Schaffung nur e<strong>in</strong>er<br />

zentralen bundesweiten Anlaufstelle. Die 2002 e<strong>in</strong>gerichtete Zentrale Ethikkommission für<br />

Stammzellforschung nennt die AGV als „positives und maßgebendes Beispiel“. „Jeweils eigene<br />

Ethikkommissionen für jedes Bundesland oder gar für jedes Zentrum zu schaffen, ersche<strong>in</strong>t wenig<br />

zweckmäßig, da Untersuchungen zeigen, dass <strong>in</strong> Deutschland pro Jahr nur wenige hundert Fälle<br />

zu erwarten s<strong>in</strong>d“, begründete der AGV-Vorsitzende diese Forderung.<br />

Mit Sorge beobachtet die AGV die sich weiter abzeichnenden Entwicklungen <strong>in</strong> der Genomforschung.<br />

„Durch die immer größeren und leichter durchführbareren Möglichkeiten, das Genom<br />

e<strong>in</strong>es Embryos pränatal untersuchen zu lassen, wächst die Gefahr, dass sich werdende Eltern<br />

durch die Gesellschaft oder gar von Krankenkassen zu e<strong>in</strong>er derartigen Untersuchung genötigt<br />

bzw. verpflichtet sehen könnten, um etwaige genetische Mutationen oder Defekte noch vor der<br />

Geburt auszuschließen“, heißt es <strong>in</strong> der AGV-Erklärung. Die katholischen Studentenverbände stehen<br />

auf dem Standpunkt, dass werdende Eltern im Bezug auf ihr K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> fundamentales „Recht<br />

auf Nichtwissen“ besitzen, welches ihnen unter ke<strong>in</strong>en Umständen von staatlicher oder gesellschaftlicher<br />

Seite genommen werden darf. Die AGV ruft die Abgeordneten des Deutschen<br />

Bundestages und die Bundesregierung daher auf, dieses Recht zu schützen, rechtzeitig gegensätzlich<br />

gerichteten Entwicklungen entgegenzusteuern und weitere Anstrengungen zu unternehmen,<br />

das Leben, die Würde und die gesellschaftliche Akzeptanz von Menschen mit Beh<strong>in</strong>derung<br />

zu sichern.<br />

1 Zulässig ist PID, wenn die Nachkommen e<strong>in</strong>es Paares e<strong>in</strong> hohes Risiko für e<strong>in</strong>e schwerwiegende Erbkrankheit<br />

haben oder e<strong>in</strong>e genetische Abweichung <strong>in</strong> den Chromosomen mit großer Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit dazu führen<br />

würde, dass die Schwangerschaft mit e<strong>in</strong>er Fehl- oder Totgeburt endet.<br />

2 Vor der PID muss e<strong>in</strong>e unabhängige Ethikkommission dem Verfahren zustimmen. Die Errichtung von Ethikkommissionen<br />

für die PID-Zentren erfolgt durch die Bundesländer. Es ist ke<strong>in</strong>e Begrenzung der Kommissionen<br />

vorgesehen. Allerd<strong>in</strong>gs wird <strong>in</strong> der Begründung zur Rechtsverordnung empfohlen, die Zahl der Ethikkommissionen<br />

so kle<strong>in</strong> wie möglich zu halten.<br />

Entwurf der Rechtsverordnung zum PID-Gesetz:<br />

http://www.bmg.bund.de/fileadm<strong>in</strong>/dateien/Downloads/Gesetze_und_Verordnungen/Laufende<br />

_Verfahren/P/PID/Referentenentwurf_PID_Verordnung_120711.pdf<br />

Mehr Informationen: http://www.agvnet.de/<br />

teren „hochverdienten Persönlichkeiten“:<br />

Bbr. Braun habe sich <strong>in</strong> vielfältiger Weise für<br />

den <strong>Unitas</strong>-Verband und die Hamburger<br />

<strong>Unitas</strong> Tuiconia engagiert. Der gebürtige<br />

Schwabe war bis 2010 unzählige Jahre<br />

Vorsitzender des Altherrenvere<strong>in</strong>s und bis<br />

2004 auch des Hausbauvere<strong>in</strong>s der <strong>Unitas</strong><br />

Tuisconia. Se<strong>in</strong>em mutigen und schnellen<br />

Handeln sei die Wohnung der Tuisconia <strong>in</strong><br />

unmittelbarer Nähe der Universität<br />

zu verdanken, doch habe er sich<br />

auch massiv <strong>in</strong> der Verbandsarbeit<br />

engagiert. So war Prof. Braun seit<br />

1992 im Beirat für Hochschulpolitik,<br />

ab 1995 als stellvertretender Vorsitzender<br />

und ab 1997 als dessen<br />

Vorsitzender, gehörte seitdem dem<br />

Verbandsvorstand an und wurde ab<br />

2003 jeweils als Vertreter der Altherrenschaft<br />

<strong>in</strong> den engeren Verbandsvorstand<br />

gewählt: „Nunmehr im<br />

jugendlichen Alter von knapp 80<br />

Jahren hat er dieses Amt e<strong>in</strong>em unwesentlich<br />

Jüngeren überlassen,<br />

allerd<strong>in</strong>gs engagiert er sich weiter<br />

als Vorsitzender des Beirats für<br />

Hochschulpolitik und erklärt den<br />

jungen Studierenden unermüdlich<br />

die H<strong>in</strong>tergründe und Tücken des<br />

Bologna-Prozess.“<br />

Beruflich <strong>in</strong> ihrer Zahnarztpraxis<br />

gefordert, gab Bsr. Dr. Claudia Bellen<br />

ihr Amt als Vorsitzende des Hohe-<br />

Damenbundes an Bsr. Annette<br />

Kaufmann (Ma<strong>in</strong>z) zurück, von der<br />

sie die Aufgabet 2006 übernommen<br />

hatte. 1996 bei <strong>Unitas</strong> Clara Schumann<br />

<strong>in</strong> Bonn rezipiert, war sie ab<br />

1999/2000 Sprecher<strong>in</strong> der Student<strong>in</strong>nenvere<strong>in</strong>e<br />

im Verbandsvorstand<br />

und 2000/2001 Aktivenvertreter<strong>in</strong><br />

West. Fünf Jahre später übernahm<br />

sie den Vorsitz des 2002 neu gegründeten<br />

Hohedamenbundes:<br />

„Kraft dieses Amtes war sie seither<br />

Mitglied des Verbandsvorstands.<br />

Dort war sie uns allen immer e<strong>in</strong>e<br />

höchst engagierte, kluge und charmante<br />

Ratgeber<strong>in</strong>“, so Bbr. Krüll.<br />

Mit herzlichem Dank wandte er<br />

sich aber auch direkt an die Aktiven<br />

im Verband: „Ich b<strong>in</strong> sehr stolz auf<br />

euch, ihr seid Klasse, ihr seid Spitze!<br />

Haltet unsere Pr<strong>in</strong>zipien <strong>in</strong> Ehren,<br />

bleibt mit Freuden katholisch, blickt<br />

bei Euren Studien auch über den<br />

Tellerrand, denkt schon mal quer,<br />

schwimmt zuweilen gegen den<br />

Strom, seid aber auch tolerant und<br />

bereit zur Demut, bewahrt die<br />

Freundschaft untere<strong>in</strong>ander bis <strong>in</strong>s<br />

hohe Alter, seid stolz auf unser Verbandspr<strong>in</strong>zip<br />

als größere E<strong>in</strong>heit<br />

unserer Vere<strong>in</strong>e, lebt den Lebensbund<br />

der <strong>Unitas</strong>. Kurzum: Seid aufrechte<br />

und stolze Unitarier!“


Von Bischöfen und Pr<strong>in</strong>zen …<br />

RANDBEMERKUNGEN ZUR GV AUS SICHT DER VERANSTALTENDEN AKTIVITAS<br />

VON BBR. JOHANNES MOCNIK<br />

Die blonden Haare zerzaust und kräftige<br />

Schatten unter den Augen. So liegt Roman<br />

auf dem dunkelbraunen Tisch <strong>in</strong> der Sonne.<br />

Die Hand direkt auf dem e<strong>in</strong>gestickten<br />

W<strong>in</strong>friden-Zirkel auf der Brust des dunkelblauen<br />

Poloshirts abgelegt. Es ist geschafft!<br />

Roman ist Senior der <strong>Unitas</strong> W<strong>in</strong>fridia, dem<br />

Ausrichter der <strong>135.</strong> <strong>Generalversammlung</strong>.<br />

Wenig Schlaf und die viele Arbeit der letzten<br />

Tage haben sichtlich Spuren h<strong>in</strong>terlassen.<br />

Los g<strong>in</strong>g alles fünf Tage zuvor. Mittwochabend<br />

19 Uhr. Die Vorbereitungen s<strong>in</strong>d getätigt;<br />

es kann losgehen. Zur E<strong>in</strong>stimmung auf<br />

das Großereignis „<strong>Generalversammlung</strong>“<br />

steht e<strong>in</strong> Couleurbummel auf dem Programm.<br />

Unterstützt von e<strong>in</strong>em Kölner Unitarier<br />

geht es auf diverse <strong>Münster</strong>sche<br />

Verb<strong>in</strong>dungshäuser. Im schwarzen Anzug<br />

wird die Werbetrommel für den Festkommers<br />

am Freitagabend gerührt. Die Stimmung<br />

steigt und wenig später werden studentische<br />

Gassenhauer <strong>in</strong>toniert. Teils<br />

unterrepräsentiertes Gesangstalent wird<br />

gekonnt durch Lautstärke überspielt. So<br />

plätschert der Abend dah<strong>in</strong> und endet für<br />

alle auf dem <strong>Münster</strong>schen <strong>Unitas</strong>-Haus.<br />

E<strong>in</strong> verlorener Sohn kehrt zurück<br />

Wirklich für alle? Ne<strong>in</strong>. Bei der Bestandsaufnahme<br />

am nächsten Morgen<br />

ergibt die Inventur e<strong>in</strong>en Fehlbetrag von<br />

e<strong>in</strong>em Unitarier. Gegen zwölf taucht dann<br />

das verlorene Schaf wieder auf. Die Sonnenbrille<br />

lässig auf der Nase, die Haare frisch<br />

gewaschen und breit gr<strong>in</strong>send. „Na, da seid<br />

Ihr ja. Gut geschlafen?“ Der junge Student<br />

blickt <strong>in</strong> die erstaunten Gesichter der Übrigen.<br />

„Ist schon e<strong>in</strong> Schock: Du wachst auf,<br />

fragst Dich, wo b<strong>in</strong> ich und vor allem,<br />

warum liegt da e<strong>in</strong>e Rechnung von 80 Euro<br />

auf dem Nachtisch.“ Der Kölner-Student<br />

hatte am vorherigen Abend die Orientierung<br />

verloren und daraufh<strong>in</strong> kurzerhand<br />

beschlossen, <strong>in</strong>s Conti am Bahnhof e<strong>in</strong>zuchecken.<br />

„Aber alle<strong>in</strong>e für das Frühstücksbuffet<br />

hat es sich gelohnt.“<br />

Wenig später trudeln die ersten Unitarier<br />

<strong>in</strong> der Jugendherberge am Aasee e<strong>in</strong>.<br />

Die Bundesbrüder aus Karlsruhe strahlen<br />

dem Begrüßungskomitee entgegen. Der<br />

Umschlag mit Programmheft, Namensschild,<br />

Kugelschreiber und Ansteck-P<strong>in</strong><br />

wechselt gegen Unterschrift den Besitzer.<br />

Jetzt also beg<strong>in</strong>nt die <strong>Generalversammlung</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Münster</strong>. Bei strahlendem Sonnensche<strong>in</strong><br />

füllen sich rasch die Bänke vor der Jugendherberge.<br />

Mit Blick auf das gleißend hell<br />

glitzernde Wasser des Aasees werden die<br />

ersten Willkommensdr<strong>in</strong>ks verzehrt. Währenddessen<br />

fallen sich immer wieder alte<br />

Bekannte um den Hals. E<strong>in</strong> Bundesbruder,<br />

zwei Köpfe kle<strong>in</strong>er als se<strong>in</strong> Gegenüber, haut<br />

diesem kräftig auf die Schulter: „Du bist<br />

auch da? Ja wie cool ist das denn?“ So sieht<br />

wahre unitarische Wiedersehensfreude aus.<br />

Zeitgleich treffen nach und nach im<br />

Stadthotel die Hohen Damen und Alten<br />

Herren des <strong>Unitas</strong>-Verbandes e<strong>in</strong>. Bei der<br />

älteren Generation geht es etwas gediegener<br />

zu als <strong>in</strong> der Jugendherberge. Nichtsdestotrotz<br />

wird sich hier auch über bekannte<br />

Gesichter gefreut. Mit großer Übersicht<br />

und aller Gelassenheit sorgt die Verbands-<br />

Stillleben mit der Aktivitas der UNITAS W<strong>in</strong>fridia <strong>Münster</strong>.<br />

sekretär<strong>in</strong>, Frau Marianne Hübers, für das<br />

Verteilen der GV-Unterlagen. Es wird gescherzt<br />

und geschwätzt.<br />

Zunehmend füllt sich der E<strong>in</strong>gangsbereich<br />

des Tagungshotels und auch die<br />

Bundesschwestern und Bundesbrüder aus<br />

der Jugendherberge gesellen sich dazu.<br />

Durch die Gespräche liegt, wie bei e<strong>in</strong>em<br />

Bienenschwarm, e<strong>in</strong> Summen <strong>in</strong> der Luft,<br />

das immer lauter wird je mehr GV-Teilnehmer<br />

das Hotel betreten. Gleich startet<br />

die erste Plenarsitzung. Klar, die will ke<strong>in</strong>er<br />

verpassen!<br />

Die blauen Stoffstühle im Plenarsaal<br />

stehen bereits <strong>in</strong> Reihe und Glied. Mit Blickrichtung<br />

auf das Podium. Die Platzschilder<br />

verraten bereits die Sitzaufteilung. In der<br />

Mitte der GV-Präside, um ihn herum der<br />

VOP, die HDB- und AHB-Vorsitzenden, der<br />

VGF und die GV-Protokollanten. Um kurz<br />

nach 2 nehmen die Ersten Platz. Markus<br />

Ehrlich, e<strong>in</strong> Student <strong>in</strong> dunklem Anzug mit<br />

p<strong>in</strong>k-grau-gestreifter Krawatte, unterhält<br />

sich mit dem e<strong>in</strong>en Kopf kle<strong>in</strong>eren Dieter<br />

Krüll. Der GV-Präside spricht zusammen mit<br />

dem Verbandsgeschäftsführer die letzten >><br />

unitas 3/2012 191


GV-Präside Markus Ehrlich (2. v. l<strong>in</strong>ks) trifft vor Beg<strong>in</strong>n der GV letzte Absprachen mit<br />

Verbandsgeschäftsführer Dieter Krüll (vorne rechts) und VOP Kilian Schmiz (l<strong>in</strong>ks).<br />

Fe<strong>in</strong>heiten ab. Dann geht es los. Der gut gefüllte<br />

Saal kommt langsam zur Ruhe.<br />

Vom bunten Sitzungsgeschehen bekommen<br />

die Aktiven des GV-Ausrichters, der<br />

<strong>Unitas</strong> W<strong>in</strong>fridia, nichts mit. Möbel werden<br />

gerückt, Gläser geschleppt und e<strong>in</strong>e große<br />

Musikanlage <strong>in</strong>stalliert. Morgen soll hier, im<br />

Dondersheim, schließlich der Ausklang des<br />

Festkommerses stattf<strong>in</strong>den. Benannt nach<br />

dem <strong>Münster</strong>aner Professor für Homiletik,<br />

Adolf Donders, ist das Haus seit 1971 die<br />

Heimat der beiden Aktivitates, der W<strong>in</strong>fridia<br />

und der Rolandia. Die W<strong>in</strong>friden s<strong>in</strong>d gut<br />

beschäftigt. Während die e<strong>in</strong>en auf dem<br />

Haus schleppen, warten die anderen <strong>in</strong> der<br />

Jugendherberge auf die letzten ankommenden<br />

Aktiven. Kurz nach der Ankunft der<br />

Osnabrücker Sugambern geht’s zur Begrüßungsmesse<br />

<strong>in</strong> die gut gefüllte St. Petri-<br />

192<br />

unitas 3/2012<br />

Kirche, Heimat der Katholischen Hochschulgeme<strong>in</strong>de<br />

<strong>in</strong> <strong>Münster</strong>.<br />

Wenig später: Die Zweimann-Combo<br />

Jaxmann spielt gerade „In the Summertime“.<br />

Die Kachun mischt sich <strong>in</strong> der lauen<br />

Frühl<strong>in</strong>gsluft mit der Gitarre und säuselt<br />

h<strong>in</strong>über zu den Bierbänken. Die blau-weißen<br />

Tischdecken passen zur sommerlichen<br />

Biergartenatmosphäre. Im Außenbereich<br />

des „Kruse Baimken“ direkt am Aasee f<strong>in</strong>det<br />

der Begrüßungsabend statt. Hohe Damen<br />

und Alte Herren mischen sich mit Aktiven.<br />

Die getrennte Ankunftsfreude weicht e<strong>in</strong>er<br />

generationenübergreifenden Begrüßung.<br />

Nach e<strong>in</strong>iger Zeit kommt zu dem Gesang<br />

des Duos das studentische Lied „Cerevisiam<br />

bibunt hom<strong>in</strong>es“. Die ersten Zipfeltausche<br />

f<strong>in</strong>den statt und vermischen sich mit dem<br />

Gute Stimmung beim Begrüßungsabend im Ausflugsrestaurant „Kruse Baimken“ am Aasee.<br />

Geburtstagsständchen für e<strong>in</strong>en Bundesbruder<br />

am anderen Ende des Biergartens.<br />

Hier wird die volle Vielfalt des Verbandes<br />

sichtbar. Viele verschiedene Menschen, jung<br />

und alt, aus ganz Deutschland für e<strong>in</strong><br />

Wochenende zusammengekommen.<br />

Kurz darauf kl<strong>in</strong>gelt das Handy. 1 Uhr 20.<br />

Per WhatsApp fliegt virtuell e<strong>in</strong> Bild here<strong>in</strong>.<br />

15 Unitarier<strong>in</strong>nen und Unitarier e<strong>in</strong>gehüllt<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e rotgold-schwarz-rotgoldene Fahne,<br />

e<strong>in</strong>em Souvenir, welches der AMB (Akademisch<br />

Musikalischer Bund) Ingvaeonia<br />

freundlicher Weise, mehr oder weniger freiwillig,<br />

den Bundesgeschwistern übertragen<br />

hat. Die Szenerie, wie sich die jungen<br />

Student<strong>in</strong>nen und Studenten <strong>in</strong> Herrscherpose<br />

ablichten lassen, er<strong>in</strong>nert an Fotos von<br />

Befreiern, die Demokratie und Frieden versprechen.<br />

Zwei Frauen-Vororte <strong>in</strong> Folge<br />

Der nächste Tag beg<strong>in</strong>nt früh. Sehr früh.<br />

Für 9 Uhr 30 ist Plenarsitzung Nummer zwei<br />

angesetzt. Überraschend viele Aktive s<strong>in</strong>d<br />

im Tagungshotel vertreten – dafür, dass<br />

man die meisten von ihnen noch gestern <strong>in</strong><br />

den Kneipen des nächtlichen <strong>Münster</strong>s<br />

angetroffen hat. Das alle<strong>in</strong>e ist aber wohl<br />

eher nicht der Grund, warum sich um 11 Uhr<br />

43 die Meisten die Augen reiben. Weniger<br />

Übermüdung als vor allem Verwunderung<br />

macht sich breit. Nachdem die <strong>Unitas</strong><br />

Elisabetha Thur<strong>in</strong>gia aus Marburg zum<br />

neuen Vorort gewählt wurde, stellt sich mit<br />

den Heidelberger Mädels um Camilla<br />

Br<strong>in</strong>ker gleich e<strong>in</strong> zweiter Student<strong>in</strong>nen-<br />

Vere<strong>in</strong> für das Jahr 2013/2014 zum Vorort zur<br />

Wahl. Und so ist nicht nur die Vorortsfrage<br />

für zwei Jahre geklärt, sondern <strong>in</strong> den kommenden<br />

beiden Jahren gibt es geballte<br />

Frauen-Power im Verband. Da kann man<br />

schon mal überrascht se<strong>in</strong>.<br />

Sankt Mart<strong>in</strong> auf vier Rädern<br />

Während die GV-Sitzungen laufen, startet<br />

vor dem Hotel die Stadtrundfahrt. Die


Türen des Busses schließen zischend. E<strong>in</strong><br />

letzter Blick des Fahrers über die Schulter<br />

und langsam setzt sich das Gefährt <strong>in</strong><br />

Bewegung. E<strong>in</strong>mal rund um <strong>Münster</strong>. Vier<br />

Mädels hasten die Straße entlang. Auch sie<br />

wollen <strong>Münster</strong> sehen. Auch sie sollten<br />

eigentlich <strong>in</strong> diesem Bus sitzen. Außer Puste<br />

stehen sie an der Stelle, wo noch vor wenigen<br />

Augenblicken zig Unitarier<strong>in</strong>nen und<br />

Unitarier den Bordste<strong>in</strong> bevölkerten. E<strong>in</strong><br />

Bundesbruder, der die Szenerie beobachtet<br />

hat, gibt ihnen den Tipp, es am Domplatz zu<br />

probieren. Dort halten die Stadttouren.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs leider die des falschen Veranstalters,<br />

wie sich herausstellt. Die Mädels<br />

reden jedoch auf den Fahrer e<strong>in</strong> und klagen<br />

ihm ihr Leid.„Wir s<strong>in</strong>d extra wegen der Stadt<br />

hier nach <strong>Münster</strong> gekommen und jetzt<br />

das.“ Es war wohl das Glitzern e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en<br />

Träne <strong>in</strong> den Augen der Bundesschwestern,<br />

welches den St. Mart<strong>in</strong> auf vier Rädern dazu<br />

veranlasste, die jungen Damen kostenfrei<br />

mitzunehmen. Na, da sag noch mal jemand,<br />

<strong>Münster</strong>aner seien störrisch.<br />

Zeuge e<strong>in</strong>es ähnlichen Aktes der gelebten<br />

Nächstenliebe wird auch e<strong>in</strong> Marburger<br />

Fux. Verzweifelt irrt dieser umher. Die Info<br />

verpasst, wo es die nächste Nahrungsaufnahmestelle<br />

gibt, wendet er sich verzweifelt<br />

an zwei Alte Herren. Diese erkennen die<br />

missliche Lage und befreien den angehenden<br />

Akademiker aus der drohenden Nahrungsunterversorgung.<br />

Sie laden ihn kurzerhand<br />

auf e<strong>in</strong> Dreigänge-Menü e<strong>in</strong>. Der mit<br />

der Situation vollkommen überforderte Fux<br />

stammelt zur Verabschiedung e<strong>in</strong> Dankeschön.<br />

Die beiden Namen der Wohltäter<br />

sowie deren Vere<strong>in</strong>szugehörigkeit bleiben<br />

unerkannt.<br />

Bischof für e<strong>in</strong>en Abend<br />

Die Kapelle dröhnt, blau-weiß-gold<br />

woh<strong>in</strong> das Auge reicht. Der Festkommers ist<br />

im vollen Gange. Der Präside spricht mit<br />

leicht bebender Stimme die Eröffnungsworte:<br />

„Hiermit eröffne ich, Roman Haupt,<br />

Senior des W.k.St.V. <strong>Unitas</strong> W<strong>in</strong>fridia <strong>Münster</strong><br />

im Sommersemester 2012, den Festkommers<br />

anlässlich der <strong>135.</strong> <strong>Generalversammlung</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Münster</strong>.“ Gelegentlich reißt der<br />

<strong>Münster</strong>aner Theologiestudent se<strong>in</strong>en Blick<br />

weg vom Skript und schaut <strong>in</strong> die Runde.<br />

Gut 400 Gäste bevölkern den großen Saal<br />

der Halle <strong>Münster</strong>land. Unter ihnen e<strong>in</strong><br />

Kard<strong>in</strong>al – um Verwirrung vorzubeugen:<br />

Geme<strong>in</strong>t ist hierbei nicht Bbr. Kard<strong>in</strong>al<br />

Re<strong>in</strong>hard Marx, der erst am folgenden<br />

Abend <strong>in</strong> <strong>Münster</strong> e<strong>in</strong>trifft, sondern e<strong>in</strong> Alter<br />

Herr der <strong>Unitas</strong> W<strong>in</strong>fridia mit selbigem<br />

Biernamen –, e<strong>in</strong> Weihbischof und Bundesbruder<br />

Podl<strong>in</strong>ski. Nach den ersten Strophen<br />

„Gaudeamus igitur“ steigt die Stimmung<br />

und so wird der e<strong>in</strong>e zum Bischof von<br />

<strong>Münster</strong> und der andere zum Pr<strong>in</strong>z. Präside<br />

Roman Haupt spendet Bbr.Wilfried Theis<strong>in</strong>g<br />

– Weihbischof im Bistum <strong>Münster</strong> – kurzerhand<br />

die Bischofsweihe und erhebt Bbr.<br />

Podl<strong>in</strong>ski – ehemaliger Verbandsgeschäfts-<br />

führer – <strong>in</strong> den Kölner Ehrenstand, <strong>in</strong>dem er<br />

ihn mit dem Namen e<strong>in</strong>es bekannten Fußballspielers<br />

begrüßt, der gewisse namentliche<br />

Parallelen aufweist. Schuld für diesen<br />

Fauxpas ist die Word-Autokorrektur. Auch<br />

wenn die Bischofswürde nur e<strong>in</strong>e Laufzeit<br />

von e<strong>in</strong>em Festkommers hat, sorgt diese<br />

noch beim morgendlichen Frühstück von<br />

Kard<strong>in</strong>al Marx, Bischof Genn – dem eigentlichen<br />

Bischof von <strong>Münster</strong> – und „Bischof“<br />

Theis<strong>in</strong>g am Sonntagmorgen für e<strong>in</strong> herzliches<br />

Amüsement.<br />

E<strong>in</strong>e große Menschentraube drängt<br />

durch e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Tür. Alle haben nur e<strong>in</strong> Ziel:<br />

Den Wertmarkenstand. Auf dem Dondersheim<br />

kl<strong>in</strong>gt der Festkommers aus. Während<br />

die e<strong>in</strong>en versuchen das Innere der unitarischen<br />

Heimat zu erreichen, bleiben<br />

andere seelenruhig vor dem Haus stehen.<br />

Beherzt tritt e<strong>in</strong> Alter Herr der W<strong>in</strong>fridia aus<br />

der Tür. In se<strong>in</strong>er Hand e<strong>in</strong>e Rolle Wertmarken.<br />

E<strong>in</strong> zweiter Verkauf ist eröffnet und<br />

das Nadelöhr am Wertmarkenstand löst<br />

sich langsam auf. Bis tief <strong>in</strong> die Nacht bevölkern<br />

die Gäste aus ganz Deutschland das<br />

Haus <strong>in</strong> der Gasselstiege. E<strong>in</strong> Umstand, welcher<br />

der W<strong>in</strong>fridia am nächsten Tag e<strong>in</strong> nettes<br />

Schreiben e<strong>in</strong>es hier anonym gehaltenen<br />

Nachbars e<strong>in</strong>brachte: „Die Gasselstiege<br />

ist, nebenbei gesagt, ke<strong>in</strong>e verkappte<br />

Reeperbahn.“ Danke für diesen H<strong>in</strong>weis,<br />

dabei haben sich die Hamburger doch hier<br />

so wohl gefühlt.<br />

Fußball oder Festball<br />

Am nächsten Tag stand e<strong>in</strong>e große<br />

Entscheidung an: Fußball oder Festball?<br />

E<strong>in</strong>e Frage, bei der sich viele Aktive für den<br />

Ball aus Leder entschieden. Aber bei weitem<br />

nicht alle.<br />

Fe<strong>in</strong> im Anzug mit Krawatte sitzen acht<br />

W<strong>in</strong>friden um den großen, runden Holztisch<br />

<strong>in</strong> der Halle <strong>Münster</strong>land. In der Mitte<br />

e<strong>in</strong>e Rose. Nach anfänglicher Zurück-<br />

haltung wird die Stimmung immer prächtiger.<br />

E<strong>in</strong>e Bierspende vom Verbandsgeschäftsführer<br />

Bbr. Dieter Krüll für die<br />

Aktivitas. Dann spielt vorne die Band „Ai Se<br />

Eu Te Pego“ – wohl besser bekannt unter<br />

„Nossa Nossa“ – von Michel Tel. Die ersten<br />

stehen auf, suchen sich e<strong>in</strong>e Dame und tanzen.<br />

Unterm Tisch blitzt immer wieder das<br />

Display e<strong>in</strong>es Handys auf. Natürlich will<br />

man auch hier auf dem Laufenden bleiben,<br />

was <strong>in</strong> München passiert. 1:0 für den FCB. In<br />

der 83. M<strong>in</strong>ute. Spätestens jetzt wandert<br />

die Aufmerksamkeit stark <strong>in</strong> Richtung<br />

Sportereignis. E<strong>in</strong> tiefes Durchatmen beim<br />

Ausgleich <strong>in</strong> der 88. Vielleicht hätte man<br />

sich doch für den Fernseher entscheiden<br />

sollen. Dann fällt der Blick auf die zwei<br />

Hallentechniker im h<strong>in</strong>teren Teil des Festsaals.<br />

Zwei Bundesbrüder stehen bei ihnen<br />

und schauen auf das Mischpult. Schnell<br />

wird klar, die Technik <strong>in</strong>teressiert die Jungs<br />

Spontan improvisiertes W<strong>in</strong>friden-Ballett beim Festball und heiße Tanze<strong>in</strong>lage von zwei<br />

Bundesschwestern beim anschließenden Ausklang im Dondersheim.<br />

so wenig wie e<strong>in</strong>e Taucherausrüstung <strong>in</strong><br />

der Wüste. Auf e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Bildschirm<br />

wird hier Fußball gezeigt. Ke<strong>in</strong>e zwei M<strong>in</strong>uten<br />

später drängt sich e<strong>in</strong>e riesen Menschentraube<br />

um das Mischpult und alle<br />

schauen das Elferschießen. Der Rest ist<br />

bekannt.<br />

Die Nacht ist kurz und der Festakt früh.<br />

Hunderte von Händen s<strong>in</strong>d geschüttelt und<br />

alle Fotos gemacht. Bbr. Kard<strong>in</strong>al Re<strong>in</strong>hard<br />

Marx stimmt e<strong>in</strong> letztes Mal die Farbenstrophe<br />

se<strong>in</strong>er W<strong>in</strong>fridia an. Dann macht er<br />

sich auf den Weg gen München. Nach dem<br />

verlorenen F<strong>in</strong>ale am gestrigen Samstag,<br />

steht für ihn <strong>in</strong> den kommenden Tagen<br />

wohl sehr viel Seelsorge auf dem Programm.<br />

Für die Aktivitas der W<strong>in</strong>fridia geht<br />

es zurück aufs heimische Dondersheim, wo<br />

Grill,Würstchen und Bier auf die Jungs warten.<br />

Es ist geschafft! Die <strong>Generalversammlung</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Münster</strong> ist gestemmt. Und<br />

so liegt Senior Roman Haupt geschafft<br />

aber glücklich auf der Bank vorm <strong>Unitas</strong>-<br />

Haus. Im W<strong>in</strong>friden-Poloshirt bei e<strong>in</strong>em<br />

Nickerchen.<br />

unitas 3/2012 193


<strong>Münster</strong>aner Erklärung gegen politischen Extremismus<br />

„STUDENTEN- UND AKADEMIKERVERBÄNDE STÄRKEN DIE DEMOKRATIE“<br />

MÜNSTER / MARBURG. Der <strong>Unitas</strong>-Verband hat anlässlich se<strong>in</strong>er <strong>135.</strong> <strong>Generalversammlung</strong> <strong>in</strong> <strong>Münster</strong> e<strong>in</strong> deutliches Zeichen gegen<br />

Extremismus <strong>in</strong> Studentenverb<strong>in</strong>dungen und für die Stärkung der Demokratie <strong>in</strong> Deutschland gesetzt. Herzstück der <strong>Münster</strong>aner<br />

Erklärung ist die Selbstverpflichtung, extremistischen politischen Standpunkten entgegenzuwirken, und die Verurteilung jeglicher politisch<br />

motivierten Gewalt. Damit verbunden ist der Aufruf an alle Dachverbände, die Erklärung ebenfalls zu unterzeichnen.<br />

Mit ihren Pr<strong>in</strong>zipien virtus, scientia und<br />

amicitia stehe die <strong>Unitas</strong> für <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären,<br />

generationenübergreifenden Diskurs,<br />

heißt es <strong>in</strong> der Präambel, für die Übernahme<br />

von Verantwortung <strong>in</strong> Staat, Kirche und<br />

Gesellschaft sowie für e<strong>in</strong> weltzugewandtes<br />

Christentum und für den Schutz des Lebens<br />

und der Schöpfung. Diesen Leitl<strong>in</strong>ien und<br />

dem Erbe berühmter Unitarier wie dem EU-<br />

Gründervater Robert Schuman, dem Würzburger<br />

Märtyrer Georg Häfner und den Lübecker<br />

Märtyrern Johannes Prassek und<br />

Eduard Müller verpflichtet, erwachse jedem<br />

Unitarier die Aufgabe, sich gegen Hass und<br />

Gewalt und für Menschenliebe und Gerechtigkeit<br />

e<strong>in</strong>zusetzen. Hier der Wortlaut der<br />

Erklärung:<br />

„Seit jeher waren Universitäten nicht<br />

nur Horte des Wissens, sondern auch Orte,<br />

an denen die Jugend zur Ausbildung für ihr<br />

späteres Wirken <strong>in</strong> Gesellschaft und Staat<br />

zusammenkam. Von überall her strömten<br />

Studenten an die Hochschulen und organisierten<br />

sich <strong>in</strong> Gruppen, den Ursprüngen der<br />

heutigen Studentenverb<strong>in</strong>dungen. Diese<br />

entwickelten sich zum tragenden Element<br />

des studentischen Lebens an den Hochschulen<br />

und waren Heimat für die Neuankömml<strong>in</strong>ge.<br />

Studentische Vere<strong>in</strong>igungen waren jedoch<br />

immer auch geistige K<strong>in</strong>der ihrer Zeit<br />

und somit unmittelbar und mittelbar an<br />

den geistigen, politischen und auch revolutionären<br />

Strömungen jeder Epoche beteiligt.<br />

Sie trugen Aufklärung und Romantik<br />

wie Nationalismus und Liberalismus. Sie<br />

spiegelten den bürgerlichen Konservatismus<br />

um 1900 gleichsam wie die <strong>in</strong>nere<br />

Zerrissenheit des Nachkriegseuropas <strong>in</strong> der<br />

Weimarer Zeit wider.<br />

So bot die Studentenschaft an den deutschen<br />

Hochschulen der nationalsozialistischen<br />

Ges<strong>in</strong>nung e<strong>in</strong>en fruchtbaren Nährboden.<br />

Aber wie <strong>in</strong> allen anderen Schichten<br />

der deutschen Bevölkerung entwickelte sich<br />

<strong>in</strong> der Studentenschaft und <strong>in</strong> den studentischen<br />

Korporationen auch Widerstand. Es<br />

gab <strong>in</strong> den studentischen Verb<strong>in</strong>dungen<br />

Unterstützer, Mitläufer und Gegner des<br />

Nationalsozialismus.<br />

Nach der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges<br />

befanden sich die Korporationen<br />

ebenso wie die gesamte Gesellschaft im<br />

Wiederaufbau. Man besann sich neu auf die<br />

bewährten Werte und geistigen Traditionen<br />

194<br />

unitas 3/2012<br />

VOP Kilian Schmiz begründet die vom Vorort e<strong>in</strong>gebrachte Resolution gegen politischen Extremismus.<br />

der christlichen oder humanistisch-aufklärerischen<br />

Ursprünge.<br />

Die akademischen Studentenverbände<br />

verstehen sich als Geme<strong>in</strong>schaften, die den<br />

Studenten Heimat se<strong>in</strong> und zu ihrer Persönlichkeitsentwicklung<br />

beitragen wollen: Vernunft<br />

und Recht sowie basisdemokratische<br />

Organisation sollen junge Menschen zu verantwortungsbewussten<br />

Mitgliedern unserer<br />

demokratisch verfassten Gesellschaft erziehen.<br />

Im H<strong>in</strong>blick auf Europa als unsere<br />

geistige Heimat sollen sie zu Weltoffenheit<br />

und Toleranz angeleitet werden. Sie sollen<br />

dazu bereit se<strong>in</strong>, gegen jedwede Art von<br />

antidemokratischem und <strong>in</strong>tolerantem<br />

Denken und Handeln deutlich Position zu<br />

beziehen. Dies gilt <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Bezug<br />

auf die Diskrim<strong>in</strong>ierung von Personen aufgrund<br />

von Abstammung, Rasse, Heimat,<br />

Herkunft und Beh<strong>in</strong>derung.<br />

Aus diesem demokratischen Selbstverständnis<br />

heraus wird von allen <strong>in</strong> Studenten-<br />

und Akademikerverbänden organisierten<br />

Korporationen die offene und <strong>in</strong>ten-<br />

sive Ause<strong>in</strong>andersetzung mit Fragen der<br />

Zeit und der Gesellschaft gewünscht und<br />

gefördert. Wer h<strong>in</strong>gegen im Rahmen se<strong>in</strong>er<br />

Mitgliedschaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Korporation extremistische<br />

politische Standpunkte propagiert,<br />

stellt sich außerhalb der Werte und Bestimmungen<br />

se<strong>in</strong>er Korporation. E<strong>in</strong>e Korporation,<br />

die dies zulässt, stellt sich außerhalb<br />

des korporativen Gefüges und somit gegen<br />

ihre eigenen Pr<strong>in</strong>zipien.<br />

Die unterzeichnenden Korporationen<br />

und Verbände verpflichten sich daher, extremistischen<br />

politischen Standpunkten entgegenzuwirken<br />

und verurteilen die Anwendung<br />

jeglicher politisch motivierten Gewalt.<br />

Sie verpflichten sich gemäß ihren Pr<strong>in</strong>zipien,<br />

ihre Mitglieder zu e<strong>in</strong>em gesellschaftlich<br />

verantwortungsvollen Leben anzuhalten.“<br />

Verabschiedet durch die <strong>135.</strong> Generaralversammlung<br />

des <strong>Unitas</strong>-Verbandes.<br />

<strong>Münster</strong>, den 19. Mai 2012<br />

Kilian Schmiz, Vorortspräsident


VOR 50 JAHREN: GRÜNDUNG DER UNITAS STAUFFENBERG IN BERLIN<br />

Der Mauerbau im Spiegel der <strong>Unitas</strong><br />

Mit zahlreichen Sondersendungen und<br />

Dokumentationen wurde vor zwei<br />

Jahren an den Mauerbau am 13. August<br />

1961 und an die Opfer er<strong>in</strong>nert, die an<br />

der <strong>in</strong>nerdeutschen Grenze starben.<br />

Der Blick <strong>in</strong> die Zeit lässt nachspüren,<br />

wie den Menschen damals zumute war<br />

– auch Recherchen <strong>in</strong> der Zeitschrift<br />

des UNITAS-Verbandes lassen ahnen,<br />

welche Emotionen die Ereignisse <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong> und quer durch Deutschland auslösten<br />

…<br />

„Der von den Kommunisten seit dem<br />

13. August dieses Jahres verschärft geführte<br />

Kalte Krieg hat uns noch e<strong>in</strong>mal, sofern dies<br />

überhaupt noch notwendig war, mit letzter<br />

Klarheit dies e<strong>in</strong>e vor Augen geführt: daß<br />

nämlich die Weltrevolution das oberste Ziel<br />

aller bolschewistischen Tätigkeit ist und bleiben<br />

wird.“<br />

In <strong>Münster</strong> übernahm am 8. September 1961 Bbr.<br />

Gerichtsreferendar Hans Janknecht von <strong>Unitas</strong>-<br />

Wik<strong>in</strong>g die Geschäfte des Vorortspräsidenten.<br />

So brachte es am 8. September 1961,<br />

gerade mal drei Wochen nach der <strong>in</strong>nerdeutschen<br />

Grenzziehung, der neu gewählte<br />

Vorortspräsident Hans Janknecht von<br />

UNITAS Wik<strong>in</strong>g bei der Vorortsübergabe <strong>in</strong><br />

<strong>Münster</strong> auf den Punkt. 1 Der spätere<br />

Generalstaatsanwalt <strong>in</strong> Bremen, Jahrgang<br />

1936, fuhr fort:<br />

„Zur Verwirklichung dieses Wunschtraumes,<br />

pseudo-wissenschaftlich fundiert<br />

durch die Behauptung von der zwangsläufigen<br />

und historisch-gesetzmäßigen Entwicklung<br />

zum Kommunismus, brauchen die<br />

Kommunisten die verschiedenartigsten,<br />

wahrhaft diabolischen Mittel: Krieg und<br />

Propaganda, Schmeichelei und Terror, E<strong>in</strong>schüchterung<br />

und Sabotage, Hetze und<br />

Versprechungen. Viele s<strong>in</strong>d schon irre geworden,<br />

viele andere werden noch darauf here<strong>in</strong>fallen.<br />

Wie die kommunistische Wirklichkeit<br />

beschaffen ist, hat e<strong>in</strong> Viertel aller<br />

Deutschen seit 16 Jahren am eigenen Leibe<br />

spüren müssen und spürt es heute noch viel<br />

schlimmer. Steigende Flüchtl<strong>in</strong>gszahlen<br />

haben e<strong>in</strong>e beredte Sprache von politischer<br />

und menschlicher Unfreiheit, von geistiger<br />

und seelischer Not gesprochen, von der<br />

Unterdrückung der Kirche und der Verfolgung<br />

ihrer Anhänger.“<br />

„Lockungen des<br />

östlichen Sirenengesangs“<br />

Auch viele der jungen Völker Afrikas und<br />

Asiens, so der neu gekürte und auf die unitarischen<br />

Prizipien vereidigte VOP, drohten<br />

„den Lockungen des östlichen Sirenengesangs<br />

zu erliegen“ – dies nicht ohne die<br />

Schuld der Europäer, die den Menschen dieser<br />

Erdteile jahrhundertelang und zum Teil<br />

noch heute „e<strong>in</strong> Christentum vorgelebt<br />

haben und vorleben, das mit dem Willen<br />

unseres Herrn nicht das Ger<strong>in</strong>gste mehr zu<br />

tun hat“, er<strong>in</strong>nerte Janknecht an die damals<br />

aktuelle Situation <strong>in</strong> Südafrika, Angola und<br />

Algerien.<br />

„Auch unser eigenes Volk ist schuldbeladen:<br />

Es hat e<strong>in</strong>en Hegel, e<strong>in</strong>en Nietzsche und<br />

e<strong>in</strong>en Karl Marx hervorgebracht. Vor 28<br />

Jahren versprach man uns e<strong>in</strong> Tausendjähriges<br />

Reich und heute das Paradies auf<br />

Erden und me<strong>in</strong>t damit nichts anderes als<br />

die Entchristlichung unseres Volkes. Wir müssen<br />

klar erkennen, daß der <strong>in</strong> Westdeutschland<br />

grassierende Materialismus die<br />

Vorstufe zum dialektischen Materialismus<br />

ist. – Die Gefahren lauern nicht mehr vor<br />

unserer Tür, sie s<strong>in</strong>d bereits mitten unter uns!<br />

In dieser äußeren und <strong>in</strong>neren Gefahrensituation<br />

gilt es für uns Unitarier, alle<br />

Abwehrkräfte zu mobilisieren. Es erweist sich<br />

dabei als Vorteil, daß wir geschlossen als<br />

„Verband“ auftreten können. Die Pflege des<br />

Verbandspr<strong>in</strong>zips, die Koord<strong>in</strong>ierung der e<strong>in</strong>zelnen<br />

Vere<strong>in</strong>e und ihre Ausrichtung auf e<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>heitliche L<strong>in</strong>ie ist darum wichtiges<br />

Anliegen auch des neuen Vororts. Der<br />

Gegner, der uns <strong>in</strong> der Gestalt des westlichen,<br />

des praktischen Materialismus und <strong>in</strong> der des<br />

dialektischen Materialismus gegenübertritt,<br />

darf nicht unterschätzt werden. Er muß klar<br />

erkannt und entlarvt werden.“<br />

Damit verwies Bbr. Janknecht auf die <strong>in</strong><br />

der <strong>Unitas</strong> von Beg<strong>in</strong>n an üblichen wissenschaftlichen<br />

Sitzungen. Sie seien hierfür e<strong>in</strong><br />

hervorragendes Mittel, um e<strong>in</strong>e fundierte<br />

Me<strong>in</strong>ung über wichtige Fragen der Zeit zu<br />

vermitteln und zugleich <strong>in</strong> die Kunst des<br />

wissenschaftlichen Diskutierens e<strong>in</strong>zuführen,<br />

betonte er und plädierte für e<strong>in</strong>e<br />

Stärkung dieses Profils. Zudem sprach er<br />

sich für e<strong>in</strong>e aktivere Mitarbeit des katholischen<br />

Akademikers <strong>in</strong> der Kirche und <strong>in</strong><br />

den katholischen Organisationen aus, für<br />

großzügiges Teilnehmenlassen der Menschen<br />

<strong>in</strong> Afrika und Asien am westlichen<br />

Überfluss und für e<strong>in</strong>e Intensivierung des<br />

religiösen Lebens <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Vere<strong>in</strong>en.<br />

Mit allen ihm zur Verfügung stehenden<br />

Kräften verspreche der neue Vorort<br />

<strong>Unitas</strong>-Wik<strong>in</strong>g, se<strong>in</strong>en bescheidenen<br />

Beitrag zur Erreichung der gesteckten Ziele<br />

zu leisten, erklärte der VOP. >><br />

Bbr. Verbandsgeschäftsführer Dr. Florian verpflichtet<br />

den neuen Vorortspräsidenten Bbr.<br />

Gerichtsreferendar Hans Janknecht bei der<br />

Vorortsübergabe mit Handschlag auf die<br />

Satzung des Verbandes.<br />

Der neue Vorortsausschuss von <strong>Unitas</strong>-Wik<strong>in</strong>g<br />

unitas 3/2012 195


Die westdeutschen Universitäten und Hochschulen mit den Wissenschafts<strong>in</strong>stitutionen,<br />

aus: <strong>Unitas</strong>, 6/1962, S. 125<br />

E<strong>in</strong>deutigen Bezug nahm se<strong>in</strong>e Weihnachtsbotschaft<br />

1961 auf die Ereignisse: Die<br />

Liebe des Herrn übersteige die Verhärtung<br />

der Herzen und überw<strong>in</strong>de alle künstlichen<br />

Grenzen, Mauern und Barrikaden, betonte<br />

Bbr. Hans Janknecht – „weil sie alle erreicht,<br />

sofern sie nur „guten Willens s<strong>in</strong>d“.<br />

Der Zukunft solle man „vertrauensvoll<br />

entgegensehen, <strong>in</strong>dem wir uns zwar der<br />

Gefährlichkeit der augenblicklichen politischen,<br />

sozialen und geistigen Situation bewußt<br />

s<strong>in</strong>d, aber gleichzeitig gewillt s<strong>in</strong>d, die<br />

auf uns zukommenden Aufgaben mit allen<br />

uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu<br />

meistern.“ 2<br />

196<br />

unitas 3/2012<br />

„...verbrecherische<br />

Katastrophenpolitik<br />

des Ulbricht-Regimes“<br />

Auch die Vollversammlung des Zentralkomitees<br />

der deutschen Katholiken befasste<br />

sich unter Vorsitz ihres Präsidenten Bbr.<br />

Karl Fürst zu Löwenste<strong>in</strong> unter anderem<br />

mit der kirchlichen Lage <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und der<br />

mitteldeutschen Diaspora.<br />

Wie die <strong>Unitas</strong>-Zeitschrift den Sprecher<br />

des Bistums Berl<strong>in</strong> zitierte, habe „die<br />

Zementierung der „Eigenstaatlichkeit“ der<br />

Sowjetzone … mit dem Bau der Betonmauer<br />

quer durch Berl<strong>in</strong> ihren Höhepunkt gefunden<br />

… Dieser angebliche „Sieg des Sozialismus“<br />

sei jedoch nichts anderes, als die brutale<br />

Konsequenz der verbrecherischen Katastrophenpolitik<br />

des Ulbricht-Regimes. Trotz<br />

der Sperrung der Fluchtwege <strong>in</strong> die Freiheit<br />

dürften die Schwierigkeiten der SED-Machthaber<br />

nicht ger<strong>in</strong>ger geworden se<strong>in</strong>. Dafür<br />

gebe es zahlreiche Anzeichen. Mit e<strong>in</strong>er Reihe<br />

neuer Gesetze und Verordnungen sowie<br />

e<strong>in</strong>er Fülle umfassender Aktionen werde<br />

jetzt die Entwicklung der Sowjetzone zum<br />

weltanschaulichen Totalstaat vorangetrieben.<br />

Besonders kennzeichnend für die Rücksichtslosigkeit<br />

der angewandten Methoden,<br />

seien die zwangsweisen Deportationen und<br />

Evakuierungen sowie die „Aktionen der<br />

Arbeiterfaust“, bei denen sogenannte<br />

„Unbelehrbare“ nach öffentlicher Diffamierung<br />

brutal zusammengeschlagen werden.“<br />

Dadurch habe sich die Situation der<br />

Christen <strong>in</strong> Ostberl<strong>in</strong> und der Sowjetzone<br />

erheblich verschlechtert, <strong>in</strong>sbesondere aufrechte<br />

Christen würden durch die Gewaltmaßnahmen<br />

betroffen: „E<strong>in</strong> schärferer kirchenpolitischer<br />

Kurs der Zonenmachthaber<br />

sche<strong>in</strong>e greifbar nahe zu se<strong>in</strong>, der Druck auf<br />

kirchliche Kreise wachse ständig. Da fast alle<br />

Verb<strong>in</strong>dungen zum Westen abgeschnitten<br />

seien, mache sich Mutlosigkeit bemerkbar.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs wachse die Teilnahme am<br />

Gottesdienst. Es bleibe die Kraft des Gebetes,<br />

daß wir dieses Stück Zeitgeschichte als<br />

Geschichte unseres Heiles erkennen, die die<br />

Geschichte des Sieges Christi ist.“ 3<br />

Bundesbruder<br />

<strong>in</strong> Ostberl<strong>in</strong> verhaftet<br />

Anfang Februar 1962 traf es den späteren<br />

Bundestagsabgeordneten und Vizepräsidenten<br />

des Deutschen Fußballbundes,


Bbr. Engelbert Nelle, rezipiert 1956 bei<br />

<strong>Unitas</strong> Landshut <strong>in</strong> Köln: Der amtierende<br />

Vorsitzende der Katholischen Deutschen<br />

Studenten-E<strong>in</strong>igung (KDSE) wurde bei<br />

e<strong>in</strong>em Besuch <strong>in</strong> Ostberl<strong>in</strong> festgenommen.<br />

„Die Verhaftung wurde vom Staatssicherheitsdienst<br />

der Sowjetzonen-Regierung<br />

bestätigt, e<strong>in</strong>e Begründung dafür<br />

nicht gegeben“, notierte die Verbandszeitschrift.<br />

Die Studentenschaft Mitteldeutschlands<br />

sei bis 1956 immer offiziell auf den<br />

katholischen Studententagen der KDSE vertreten,<br />

„die damit auf ihre Weise <strong>in</strong> brüderlichem<br />

Geiste der deutschen E<strong>in</strong>heit diente.<br />

Im Dienste e<strong>in</strong>er religiösen Aufgabe verlor<br />

Engelbert Nelle se<strong>in</strong>e Freiheit. Berechtigte<br />

Gründe für se<strong>in</strong>e Festnahme s<strong>in</strong>d nicht ersichtlich.<br />

So hoffen wir auf se<strong>in</strong>e baldige<br />

Rückkehr!“ 4<br />

In e<strong>in</strong>em Bericht über den „Kle<strong>in</strong>en<br />

Studententag“ der KDSE <strong>in</strong> der ersten<br />

Märzwoche <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> hieß es <strong>in</strong> der April-<br />

Ausgabe, die rund 250 katholischen Studenten<br />

aus dem Bundesgebiet seien „gleich zu<br />

Beg<strong>in</strong>n der Tagung mit der brutalen Wirklichkeit<br />

des geteilten Deutschland konfrontiert“<br />

worden. In e<strong>in</strong>er offiziellen Presseerklärung<br />

habe es geheißen, dass sich der<br />

Vorsitzende Nelle seit Anfang Februar<br />

immer noch im Gewahrsam der Zonenbehörden<br />

bef<strong>in</strong>de, ohne dass e<strong>in</strong>e konkrete<br />

Angabe über die Gründe se<strong>in</strong>er Verhaftung<br />

erfolgt wäre: „Vielleicht trug gerade diese<br />

traurige Meldung, die <strong>in</strong> der gesamten<br />

bundesdeutschen Presse erschien, mit dazu<br />

bei, daß die Teilnehmer am Studententag ihre<br />

Berl<strong>in</strong>er Umgebung plötzlich mit ganz anderen<br />

Augen erblickten als noch wenige<br />

Stunden zuvor.“ In e<strong>in</strong>em Wort von Bürgermeister<br />

Amrehn beim Eröffnungsempfang<br />

habe dieser die Verpflichtung der jungen<br />

Menschen unterstrichen, „Brücken über<br />

Mauer und Stacheldraht zu schlagen und so<br />

den Landsleuten <strong>in</strong> Mitteldeutschland wieder<br />

Mut und Zuversicht zu geben.“ 5<br />

„Den anderen schnürte es<br />

die Kehle zusammen …“<br />

Der Bericht fährt fort: „Auch die Fahrt<br />

entlang der Mauer hatte e<strong>in</strong>en anderen S<strong>in</strong>n<br />

als der vielfach handelsüblich gewordene<br />

„Mauer-Tourismus“. Angesichts der verwelkten<br />

Kränze auf dem Pflaster der Bernauer<br />

Straße, von denen jeder e<strong>in</strong> Mahnmal für e<strong>in</strong><br />

s<strong>in</strong>nlos geopfertes Menschenleben ist, schüttelten<br />

unsere farbigen Kommilitonen, die<br />

mit uns nach Berl<strong>in</strong> gekommen waren, fassungslos<br />

den Kopf.<br />

Den anderen, die seit dem 13. August zum<br />

ersten Male hier standen, schnürte es die<br />

Kehle zusammen. Sie alle dachten <strong>in</strong> diesem<br />

Augenblick an die unzähligen Kommilitonen,<br />

die h<strong>in</strong>ter dieser Trennwand leben müssen,<br />

aber auch an die, denen die Mauer zum<br />

Verhängnis wurde. Daß mancher Gedanke<br />

dem verhafteten Vorsitzenden „drüben“ galt,<br />

lag gerade hier nahe. Am gleichen Abend<br />

fanden sich die katholischen Studenten zu<br />

e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Betstunde <strong>in</strong> St. Ansgar<br />

im Hansa-Viertel e<strong>in</strong> und dokumentierten<br />

auf diese Weise, daß es für Glauben, Gebet<br />

und Fürbitten ke<strong>in</strong>e Willkürgrenzen geben<br />

kann.“<br />

Nach Beschluss der Tagung zum 15. Jahr<br />

ihres Bestehens richtete die KDSE e<strong>in</strong>en<br />

Ausschuss e<strong>in</strong>, um „e<strong>in</strong>en entscheidenden<br />

Schritt zur Belebung und Konzentrierung<br />

der Bemühungen um e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitlich konzipierte<br />

Gesamtdeutsche Arbeit“ zu tun.<br />

Vorstand und Vertretertag wurden beauftragt,<br />

die Möglichkeiten zur E<strong>in</strong>richtung<br />

e<strong>in</strong>es Berl<strong>in</strong>er KDSE-Hauses zu sondieren.<br />

Der ehemalige KDSE-Generalsekretär He<strong>in</strong>z<br />

D. Thiel sollte als „Berl<strong>in</strong>-Referent“ ständig<br />

für die Durchführung von Berl<strong>in</strong>-Tagungen<br />

mit gesamtdeutschen Themen zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Der frühere KDSE-Vorsitzende Dr.<br />

Servatius betonte bei der abschließenden<br />

Festakademie im Otto-Suhr-Institut die<br />

Gültigkeit der studentischen E<strong>in</strong>igung von<br />

1947 und des „Hardehausener Grundgesetzes“,<br />

dass sich die „Frontgeneration“ der<br />

katholischen Studentenschaft damals als<br />

Satzung gab: Aus ihr, so der Bericht, „datiert<br />

das unbed<strong>in</strong>gte Verantwortungsgefühl für<br />

den Nächsten, sei es im hochschulpolitischen<br />

Raum, <strong>in</strong> der Entwicklungshilfe, <strong>in</strong> den mannigfachen<br />

sozialen E<strong>in</strong>richtungen, oder sei<br />

es angesichts der Mauer, die manchen<br />

allerletzten Kontakt mit ..drüben“ so jäh<br />

abgeschnitten hatte. Dr. Servatius kleidete<br />

die Verpflichtung der KDSE abschließend <strong>in</strong><br />

die Worte: damit wir den Brüdern und<br />

Schwestern <strong>in</strong> der Zone nichts schuldig<br />

bleiben!“<br />

UNITAS Stauffenberg: Neuer<br />

Berl<strong>in</strong>er Vere<strong>in</strong> gegründet<br />

Kurz darauf schritt die <strong>Unitas</strong> Berl<strong>in</strong> zur<br />

Tat: Im September 1962 berichtete die<br />

Verbandszeitschrift über das Publikationsfest<br />

e<strong>in</strong>es zweiten <strong>Unitas</strong>-Vere<strong>in</strong>s am Ort,<br />

dessen studentische Mitglieder e<strong>in</strong>en programmatischen<br />

Namen für die Neugründung<br />

wählten.<br />

Sie nannten ihn nach dem Hitler-<br />

Attentäter Claus Philipp Maria Schenk Graf<br />

von Stauffenberg (* 15. November 1907 <strong>in</strong><br />

Jett<strong>in</strong>gen), der Offizier der deutschen<br />

Wehrmacht und während des Zweiten<br />

Weltkrieges e<strong>in</strong>e der zentralen Figuren des<br />

militärischen Widerstandes gegen den<br />

Nationalsozialismus gewesen war. Er hatte<br />

das misslungene Attentat auf Adolf Hitler<br />

vom 20. Juli 1944 ausgeführt und war als<br />

Stabschef beim Befehlshaber des Ersatzheeres<br />

entscheidend an der anschließenden<br />

„Operation Walküre“ beteiligt. Nach<br />

dem Versuch e<strong>in</strong>es Staatsstreiches war er –<br />

18 Jahre zuvor – am 21. Juli 1944 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

h<strong>in</strong>gerichtet worden.<br />

Claus Schenk Graf von Stauffenberg,<br />

Büste von Frank Mehnert (1930)<br />

Als „W.K.St.V. <strong>Unitas</strong>-Stauffenberg zu<br />

Berl<strong>in</strong>“ wurde der neue Vere<strong>in</strong> am 5. Juli<br />

1962 im Rahmen e<strong>in</strong>es Festaktes im<br />

Pfarrsaal von St. Ansgar im Hansaviertel<br />

publiziert:<br />

„Von allen Rednern wurde die aktuelle<br />

Akzentsetzung des Programms der neuen<br />

Korporation hervorgehoben: <strong>Unitas</strong> Stauffenberg<br />

zu Berl<strong>in</strong> – das bedeutet e<strong>in</strong>mal die<br />

permanente Verpflichtung des verantwortungsbewußten<br />

Akademikers zur Wachsamkeit,<br />

das bedeutet Opfer und E<strong>in</strong>satz zu<br />

jeder Zeit und an jedem Ort, wo das Bild des<br />

Menschen verletzt und se<strong>in</strong>e Würde zerstört<br />

wird. Das verlangt weiterh<strong>in</strong> Mitarbeit am<br />

kulturellen, hochschulpolitischen und politischen<br />

Leben, Verankerung im christlichen<br />

Glaubensgut, Schutz des Christentums vor<br />

liberalen und materialistischen E<strong>in</strong>flüssen. …<br />

Bezeichnend war die positive Haltung der<br />

Altherrenschaft zu dieser Weise der Selbstorientierung<br />

<strong>in</strong> unserer Zeit: zu der E<strong>in</strong>sicht,<br />

daß <strong>in</strong> der speziellen Berl<strong>in</strong>er Situation der<br />

Berl<strong>in</strong>er <strong>Unitas</strong> besondere Aufgaben gestellt<br />

s<strong>in</strong>d, und zu der Notwendigkeit des Engagements<br />

für unsere Stadt. <strong>Unitas</strong> Stauffenberg<br />

zu Berl<strong>in</strong> – das verlangt von uns: Willen zur<br />

Mitverantwortung und Mitgestaltung der<br />

Zukunft im politischen Kräftespiel, Vertretung<br />

e<strong>in</strong>es echten wissenschaftlichen<br />

Anliegens, Ause<strong>in</strong>andersetzung mit jeder<br />

aktuellen Problematik unserer Zeit.“ 6 >><br />

unitas 3/2012 197


„Gottfe<strong>in</strong>dliches<br />

System aufgebaut“<br />

Mit bewusstem Verzicht auf e<strong>in</strong>en<br />

Festkommers wurde an den Anfang des<br />

Publikationsfestes e<strong>in</strong> Festgottesdienst<br />

gesetzt – nichts Zufälliges, wie man betonte,<br />

sondern Ausdruck dafür, dass an den<br />

Anfang des unitarischen Vere<strong>in</strong>slebens die<br />

B<strong>in</strong>dung an Gott zu stellen sei und von dieser<br />

Haltung das künftige Vere<strong>in</strong>sleben<br />

getragen werden soll: „Die besondere<br />

Situation <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, an dessen Grenze sich<br />

nicht nur e<strong>in</strong> gottloses, sondern e<strong>in</strong> gottfe<strong>in</strong>dliches<br />

System aufgebaut hat, gibt<br />

unseren jungen Bundesbrüdern <strong>in</strong> dieser<br />

Stadt Anlaß, im besonderen Maße vom<br />

wesentlichen her ihr Vere<strong>in</strong>sleben aufzubauen.“<br />

Als Vertreter des Verbandsvorstandes nahm<br />

der zukünftige Verbandsgeschäftsführer des UV,<br />

Bbr. Direktor Walter Keller (Würzburg) die Publikation<br />

des W.K.St.V. <strong>Unitas</strong>-Stauffenberg vor.<br />

Bbr. Prälat Dr. A. Wuttke sprach <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Festpredigt über das Verhältnis der <strong>Unitas</strong><br />

zum Nationalsozialismus, schlug e<strong>in</strong>e<br />

Brücke zur Namensgebung des neuen<br />

Vere<strong>in</strong>s, aber auch zum Begriff der <strong>Unitas</strong><br />

und se<strong>in</strong>er Bedeutung gerade <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>: „Es<br />

sei dabei besonders an die E<strong>in</strong>heit der Persönlichkeit,<br />

an die E<strong>in</strong>heit mit der Kirche<br />

und an die E<strong>in</strong>heit des Vaterlandes zu denken“,<br />

die den Bundesbrüdern <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

„besonders <strong>in</strong> die Seele geschrieben“ sei.<br />

Bbr. Walter Keller, damals designierter<br />

Verbandsgeschäftsführer, äußerte die<br />

Hoffnung, dass die dortige <strong>Unitas</strong> im<br />

unitarischen Raum nicht e<strong>in</strong> Inseldase<strong>in</strong><br />

führe, „sondern eng verbunden ist mit<br />

dem <strong>Unitas</strong>verband und dem unitarischen<br />

Geme<strong>in</strong>schaftsleben der gesamten<br />

<strong>Unitas</strong>.“<br />

Der Name Stauffenberg solle den<br />

jungen Studenten die Pflicht auferlegen,<br />

immer im Leben, auf allen Gebieten, im<br />

wissenschaftlichen, im weltanschaulichen,<br />

im religiösen und im politischen Bereich<br />

198<br />

unitas 3/2012<br />

aktiv zu se<strong>in</strong>, erklärte Ehrenseniors Bbr.<br />

Dr. Tschakert <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Ansprache beim<br />

Festakt:<br />

„Bei Nennung dieses Namens soll der<br />

Aktive wissen, daß es nicht erlaubt ist, kritiklos<br />

mit der Masse mitzulaufen. Dieser Name<br />

soll den Studenten immer sagen, daß sie<br />

nach ihrem christlichen Gewissen ihre<br />

Entscheidungen zu treffen und daß sie auch<br />

dem erkannten Bösen Widerstand zu leisten<br />

haben. Dieser Name soll sie daran er<strong>in</strong>nern,<br />

daß sie jederzeit bereit se<strong>in</strong> müssen, für<br />

Wahrheit und Gerechtigkeit e<strong>in</strong>zutreten und<br />

dafür auch entscheidende Opfer zu br<strong>in</strong>gen.<br />

Und so wollen wir hoffen und wünschen,<br />

daß es dieser neuen studentischen Vere<strong>in</strong>igung<br />

gel<strong>in</strong>gen möge, vor dem H<strong>in</strong>tergrund<br />

der alten Tradition die Rolle zu spielen, die<br />

das Leben von heute von ihr fordert.“<br />

Kranzniederlegung<br />

im Bendlerblock<br />

Mit e<strong>in</strong>er Kranzniederlegung vor dem<br />

Denkmal für die Opfer des 20. Juli <strong>in</strong> der<br />

Stauffenbergstraße bekannten sich die<br />

Studenten und Alten Herren am Publikationstag<br />

nachdrücklich zu deren Gewissensentscheidung.<br />

In se<strong>in</strong>er Ansprache<br />

erklärte Senior Rolf Synwoldt:<br />

„… Wenn wir von der <strong>Unitas</strong>-Stauffenberg<br />

zu Berl<strong>in</strong> diese an unserem Publikationsfest<br />

vornehmen, so stellen wir uns damit<br />

h<strong>in</strong>ter jene Männer des 20. Juli 1944. Wir<br />

s<strong>in</strong>d uns bewußt, daß sie sich zu ihrem<br />

Vorhaben nicht leichtfertig haben h<strong>in</strong>reißen<br />

lassen. Sie standen <strong>in</strong> der Opposition zu dem<br />

damaligen Regime aus der Verantwortung<br />

heraus; e<strong>in</strong>er Verantwortung, die mit <strong>in</strong><br />

ihrem Wissen um die Verwerflichkeit des<br />

Regimes begründet war. Wir wollen uns jene<br />

Gedanken kurz <strong>in</strong>s Gedächtnis zurückrufen,<br />

die Gedanken, die die Opfer des 20. Juli zu<br />

ihrer Tat veranlaßt haben. Ich möchte hier<br />

e<strong>in</strong> Zitat geben:<br />

„Jetzt wird die ganze Welt über uns herfallen<br />

und uns beschimpfen. Aber ich b<strong>in</strong><br />

nach wie vor der felsenfesten Überzeugung,<br />

daß wir recht gehandelt haben. Ich halte<br />

Hitler nicht nur für den Erzfe<strong>in</strong>d Deutschlands,<br />

sondern für den Erzfe<strong>in</strong>d der Welt.<br />

Wenn ich <strong>in</strong> wenigen Stunden vor dem<br />

Richterstuhl Gottes stehen werde, um<br />

Rechenschaft abzulegen über me<strong>in</strong> Tun und<br />

über me<strong>in</strong> Unterlassen, so glaube ich mit<br />

gutem Gewissen das vertreten zu können,<br />

was ich im Kampf gegen Hitler getan habe.<br />

Wenn Gott e<strong>in</strong>st Abraham verheißen hat, er<br />

werde Sodom nicht verderben, wenn auch<br />

nur zehn Gerechte dar<strong>in</strong> seien, so hoffe ich,<br />

daß Gott auch Deutschland um unsertwillen<br />

nicht vernichten wird. Niemand von uns<br />

kann über se<strong>in</strong>en Tod Klage führen. Wer <strong>in</strong><br />

unseren Kreis getreten ist, hat damit das<br />

Nessoshemd angezogen. Der sittliche Wert<br />

e<strong>in</strong>es Menschen beg<strong>in</strong>nt erst dort, wo er<br />

bereit ist, für se<strong>in</strong>e Überzeugung se<strong>in</strong> Leben<br />

h<strong>in</strong>zugeben!“ Die Opfer des 20. Juli haben ihr<br />

Gewissen über ihr Leben gestellt.“<br />

Unitarier h<strong>in</strong>ter der Mauer<br />

Über die Veränderungen, die sich mit<br />

dem Mauerbau für die UNITAS <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

ergeben hatten, berichtet e<strong>in</strong> weiterer<br />

Artikel von Bbr. Dr. Hans Warren: Der<br />

„Zehnte“, das traditionelle monatliche<br />

Treffen der Berl<strong>in</strong>er Unitarier, konnte nicht<br />

mehr von allen Mitgliedern besucht werden.<br />

Weil se<strong>in</strong>e Kirche und se<strong>in</strong> Pfarrhaus<br />

sich „im Berl<strong>in</strong>er Ostsektor, im sogenannten<br />

„demokratischen“ Berl<strong>in</strong>“, befänden, seien<br />

Besuche für e<strong>in</strong>en Pfarrer unmöglich geworden.<br />

Hier wird auch die Situation der<br />

Kirche <strong>in</strong> der Stadt deutlich:<br />

„Seit dem 13. August 1961 h<strong>in</strong>dert ihn die<br />

Mauer mit Stacheldraht, Westberl<strong>in</strong> zu<br />

betreten. Er und se<strong>in</strong> Kaplan dürfen auch<br />

nicht die im Westberl<strong>in</strong>er Teil se<strong>in</strong>es<br />

Pfarrbezirks wohnenden Geme<strong>in</strong>demitglieder<br />

besuchen. Die Geme<strong>in</strong>deschwester<br />

kann auch nicht mehr zu den Kranken <strong>in</strong><br />

Westberl<strong>in</strong>, und die Eltern <strong>in</strong> Westberl<strong>in</strong> können<br />

ihre K<strong>in</strong>der nicht mehr <strong>in</strong> den<br />

K<strong>in</strong>dergarten jenseits der Sektorengrenze<br />

schicken. Ähnliches gilt für manche andere<br />

Grenzpfarrei. So liegen bei St. Sebastian im<br />

Wedd<strong>in</strong>g Kirche und e<strong>in</strong> großer Teil der Geme<strong>in</strong>de<br />

im Westsektor, während e<strong>in</strong> anderer<br />

Teil im Ostsektor wohnt bzw. wohnte, denn<br />

viele der Ostberl<strong>in</strong>er Gläubigen wurden hier<br />

an der Bernauer Straße aus ihren Grenzwohnungen<br />

evakuiert und <strong>in</strong> andere Teile<br />

der Stadt oder <strong>in</strong> Randgebiete um Berl<strong>in</strong> ausgesiedelt.<br />

Besonders schmerzlich ist es hier,<br />

daß die Westberl<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>deschwestern<br />

die Kranken <strong>in</strong> Ostberl<strong>in</strong> nicht mehr mit<br />

Medikamenten und hochwertigen Nahrungsmitteln<br />

betreuen können.<br />

In der Nähe von St. Sebastian liegt der<br />

St.-Hedwigs-Friedhof, auf dem so viele führende<br />

Persönlichkeiten des katholischen<br />

Berl<strong>in</strong>, so auch die Bischöfe von Preys<strong>in</strong>g und<br />

Weskamm, ferner Dr. Sonnensche<strong>in</strong> und<br />

mancher bedeutende katholische Laie ihre<br />

Ruhe fanden. Der Friedhof selbst liegt im<br />

Ostsektor, die an ihm entlang führende<br />

Liesenstraße im Westsektor. Am 13. August<br />

wurde der E<strong>in</strong>gang der Liesenstraße zugemauert,<br />

so daß der Friedhof von Westberl<strong>in</strong><br />

aus nicht mehr erreichbar ist. Nur durch<br />

Kränze an dem vermauerten E<strong>in</strong>gang konnten<br />

die Westberl<strong>in</strong>er Katholiken zu Allerseelen<br />

ihrem Gedenken Ausdruck geben.“<br />

Besonders schwer betroffen sei die von<br />

der Mauer gespaltene St.-Michael-Geme<strong>in</strong>de,<br />

deren 1861 als zweite katholische Pfarrkirche<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> nur noch für die Ostberl<strong>in</strong>er<br />

Pfarrk<strong>in</strong>der erreichbar sei. Sie feierte am 26.<br />

Oktober 1961, getrennt im Ostberl<strong>in</strong>er und<br />

Westberl<strong>in</strong>er Teil, ihr hundertjähriges<br />

Bestehen:„Als sich die Gläubigen nach dem


L<strong>in</strong>ks: Kranzniederlegung zur Gründung der <strong>Unitas</strong> Stauffenberg vor dem Denkmal für die Opfer des 20. Juli <strong>in</strong> der Stauffenbergstraße. / Rechts: In der<br />

UNITAS heißt es 1962: „Das Bootshaus der Berl<strong>in</strong>er Unitarier <strong>in</strong> Karol<strong>in</strong>enhof, über das e<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>er Alter Herr auf Seite 185/86 berichtet, verkörpert e<strong>in</strong>es der<br />

schönsten und <strong>in</strong>teressantesten Kapitel unitarischen Lebens <strong>in</strong> der alten Reichshauptstadt. Wann werden unsere Berl<strong>in</strong>er Bbr.Bbr. das heute im<br />

Sowjetsektor gelegene Bootshaus wieder ihr eigen nennen können?“<br />

feierlichen Gottesdienst zuw<strong>in</strong>ken wollten,<br />

wurden sie von der „Volkspolizei“ mit<br />

Tränengaskerzen ause<strong>in</strong>andergetrieben ...“,<br />

zitiert der Bericht aus „Die katholische<br />

Kirche <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und Mitteldeutschland“. (3.<br />

Aufl., Berl<strong>in</strong> 1962, Morus-Verlag)<br />

„… damit ist es nun vorbei.“<br />

Noch etwa 30 Bundesbrüder lebten –<br />

nun durch die Mauer von Westberl<strong>in</strong><br />

getrennt – im Ostsektor und der „DDR“,<br />

berichtet Bbr. Warren 1962:<br />

„Vorher kamen e<strong>in</strong>ige gern zu den<br />

größeren Veranstaltungen der Berl<strong>in</strong>er<br />

<strong>Unitas</strong>, und es war Ehrensache des Kassierers<br />

des AH-Vere<strong>in</strong>s, dafür zu sorgen, daß sie<br />

ihre Ausgaben 1:1 <strong>in</strong> Ostmark bestreiten<br />

konnten. Für die Theologen waren die<br />

Pastoralkonferenzen, die zweimal im Jahr<br />

alle Seelsorger des Bistums <strong>in</strong> Westberl<strong>in</strong> vere<strong>in</strong>igten,<br />

der willkommene Anlaß, um auch<br />

e<strong>in</strong>mal wieder unitarische Geselligkeit zu<br />

genießen.<br />

Dem Vorsitzenden des AH-Zirkels und<br />

AH-Vere<strong>in</strong>s, Oberstaatsanwalt W. Richter,<br />

war es stets e<strong>in</strong> Herzensanliegen, solche<br />

Zusammenkünfte zu organisieren. Für <strong>in</strong><br />

Westdeutschland Lebende ist es schwer<br />

nachzuempf<strong>in</strong>den, was solche Abende für<br />

Menschen bedeuteten, die daheim dem<br />

ständigen Druck e<strong>in</strong>es kommunistischen<br />

und atheistischen Regimes ausgesetzt s<strong>in</strong>d.<br />

Es handelte sich da gar nicht <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />

um materielle Annehmlichkeiten, die<br />

Westberl<strong>in</strong> ihnen bieten konnte, sondern e<strong>in</strong>fach<br />

um das Gefühl, frei zu se<strong>in</strong>, nicht beobachtet,<br />

bespitzelt zu werden, e<strong>in</strong>mal offen<br />

reden zu können über die Probleme, die sie<br />

bedrückten. Damit ist es nun vorbei. Nur der<br />

Bischof von Berl<strong>in</strong>, Erzbischof Bengsch, darf<br />

an e<strong>in</strong>igen Tagen des Monats – und jeweils<br />

nur mit besonderer Erlaubnis – von Ostberl<strong>in</strong><br />

nach Westberl<strong>in</strong> kommen. Für alle anderen<br />

Berl<strong>in</strong>er ist die Mauer e<strong>in</strong>e, unerbittliche<br />

Grenze geworden; wer versucht, sie zu überw<strong>in</strong>den,<br />

riskiert se<strong>in</strong> Leben.<br />

Auch für e<strong>in</strong>en über 80-jährigen Bundesbruder,<br />

der als Witwer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Westberl<strong>in</strong>er<br />

Altersheim lebte, bedeutete die Mauer das<br />

Todesurteil. Seitdem ihn se<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Ostberl<strong>in</strong><br />

lebende e<strong>in</strong>zige Tochter mit ihren K<strong>in</strong>dern<br />

nicht mehr besuchen konnte, ermattete<br />

se<strong>in</strong>e Lebenskraft. Als die Tochter um e<strong>in</strong>en<br />

Passiersche<strong>in</strong> bat, um ihren todkranken Vater<br />

noch e<strong>in</strong>mal sehen zu können, wurde sie vor<br />

die Wahl gestellt: jetzt oder zur Beerdigung.<br />

Aber die Ausstellung des Sche<strong>in</strong>es verzögerte<br />

sich so lange, bis der Vater gestorben war,<br />

und dann erhielt die Tochter nicht e<strong>in</strong>mal die<br />

Erlaubnis, nach Westberl<strong>in</strong> zu kommen, um<br />

ihrem Vater das letzte Geleit zu geben.<br />

Trotz allem aber ist Westberl<strong>in</strong> auch<br />

heute noch e<strong>in</strong> Brückenpfeiler zu den<br />

Brüdern und Schwestern im Osten. Durch<br />

Päckchen und Pakete halten Westberl<strong>in</strong>er<br />

Unitarier die Verb<strong>in</strong>dung aufrecht mit<br />

Bundesbrüdern im Ostsektor und <strong>in</strong> der<br />

Ostzone. Und unsere jungen aktiven westdeutschen<br />

Bundesbrüder <strong>in</strong> den beiden<br />

Berl<strong>in</strong>er <strong>Unitas</strong>-Korporationen können auch<br />

persönliche Kontakte noch pflegen, denn<br />

ihnen ist das Betreten des Ostsektors gestattet.<br />

Manche Hilfe und manchen Trost<br />

konnten sie schon br<strong>in</strong>gen, und vor allem<br />

konnten sie den Bundesbrüdern, die sich<br />

nicht mehr als solche bekennen dürfen, zeigen,<br />

daß man sie <strong>in</strong> Westberl<strong>in</strong> und <strong>in</strong><br />

Westdeutschland nicht vergessen hat und<br />

mit ihnen den Tag der Wiedervere<strong>in</strong>igung<br />

herbeisehnt.“<br />

Die Berl<strong>in</strong>er Mauer „fiel“ <strong>in</strong> der Nacht<br />

vom 9. auf den 10. November 1989, nach<br />

über 28 Jahren ihrer Existenz. Rund 75.000<br />

Menschen mussten sich wegen „Republikflucht“<br />

vor DDR-Gerichten verantworten,<br />

zwischen 136 und 245 Menschen wurden<br />

bei den Versuchen, die rund 170 Kilometer<br />

langen Grenzanlagen <strong>in</strong> Richtung West-<br />

Berl<strong>in</strong> zu überw<strong>in</strong>den, getötet. Die genaue<br />

Zahl der Todesopfer an der Berl<strong>in</strong>er Mauer<br />

ist bis heute nicht bekannt.<br />

Christof Beckmann<br />

Anmerkungen:<br />

1 „Ziele und Vorstellungen des neuen<br />

Vorortes <strong>Unitas</strong>-Wik<strong>in</strong>g“, <strong>in</strong>: <strong>Unitas</strong>,<br />

101. Jg., 10/1961, S. 191<br />

2 „Der Vorort. Liebe Bundesbrüder!, <strong>in</strong>:<br />

<strong>Unitas</strong>, 101. Jg., 12/1961, S. 232<br />

3 „Die Katholiken <strong>in</strong> der Welt von heute.<br />

Vollversammlung des Zentralkomitees<br />

der deutschen Katholiken behandelte<br />

wichtige Zeitfragen“, <strong>in</strong>: <strong>Unitas</strong>, 101. Jg.,<br />

12/1961, S. 237f.<br />

4 „Bbr. Engelbert Nelle <strong>in</strong> Ostberl<strong>in</strong> verhaftet“,<br />

<strong>in</strong>: <strong>Unitas</strong>, 102. Jg., 3/1962, S. 49<br />

5 Rudolf Spiegel: „Hochschulpolitisches<br />

Forum. Gedanken zum „Kle<strong>in</strong>en Studententag<br />

1962“ der KDSE <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>“, <strong>in</strong>:<br />

<strong>Unitas</strong>, 102. Jg., 4/1962, S. 73<br />

6 Im Folgenden: „Publikationsfest des<br />

W.K.St.V. <strong>Unitas</strong>-Stauffenberg zu<br />

Berl<strong>in</strong>“, <strong>in</strong>: <strong>Unitas</strong>, 102. Jg., 9/1962,<br />

S.179<br />

unitas 3/2012 199


Elf neue „Elite-Unis“<br />

BONN. Seit Mitte Mai stehen die Namen<br />

der neuen „Elite-Unis“ fest. Es s<strong>in</strong>d die<br />

Rhe<strong>in</strong>isch-Westfälische Technische Hochschule<br />

(RWTH) Aachen, die Uni Köln, die<br />

Uni Bremen, die Freie Universität sowie<br />

die Humboldt-Universität <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und<br />

die Universitäten <strong>in</strong> München, Heidelberg,<br />

Tüb<strong>in</strong>gen und Konstanz. Sie erhalten<br />

jeweils e<strong>in</strong> zusätzliches Kapital von neun<br />

bis 13 Millionen Euro im Jahr. Über die<br />

Förderungen im Exzellenzwettbewerb entschieden<br />

die Geme<strong>in</strong>same Kommission<br />

der Deutschen Forschungsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

und des Wissenschaftsrates sowie die<br />

für Wissenschaft und Forschung zuständigen<br />

M<strong>in</strong>ister des Bundes und der Länder<br />

unter 16 Hochschulen, die sich beworben<br />

hatten.<br />

Mit der 2005 beschlossenen sogenannten<br />

Exzellenz<strong>in</strong>itiative soll der Wissenschaftsstandort<br />

Deutschland ausgebaut<br />

und die <strong>in</strong>ternationale Konkurrenzfähigkeit<br />

der deutschen Hochschulen verbessert<br />

werden. Insgesamt stehen dafür <strong>in</strong> der<br />

zweiten Runde von 2012 bis 2017 2,7<br />

Milliarden Euro zur Verfügung. Bundesbildungsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong><br />

Annette Schavan (CDU)<br />

sieht die Innovationskraft der deutschen<br />

Hochschulen gestärkt. Die Exzellenz<strong>in</strong>itiative<br />

habe die Universitätslandschaft <strong>in</strong><br />

Deutschland zum Positiven verändert und<br />

<strong>in</strong>ternational sichtbarer gemacht, so die<br />

M<strong>in</strong>ister<strong>in</strong>. Von 2012 bis 2017 wird es <strong>in</strong><br />

Deutschland 45 solcher Graduiertenschulen<br />

und 43 Exzellenzcluster an Universitäten<br />

geben.<br />

Über die drei Förderl<strong>in</strong>ien der Exzellenz<strong>in</strong>itiative<br />

werden <strong>in</strong>sgesamt 99 Projekte an<br />

39 Universitäten bezuschusst. Die Kosten<br />

werden zu 75 Prozent vom Bund und zu 25<br />

Prozent vom Trägerland der jeweiligen<br />

Universität übernommen. In e<strong>in</strong>er ersten<br />

Exzellenz-Runde standen für die Hochschulen<br />

von 2006 bis 2012 <strong>in</strong>sgesamt 1,9<br />

Milliarden Euro zur Verfügung. Dabei erhielten<br />

59 Projekte an 32 Universitäten e<strong>in</strong>e<br />

Förderung.<br />

Nicht mehr im Kreis der ausgezeichneten<br />

Hochschulen vertreten s<strong>in</strong>d das<br />

Karlsruher Institut für Technologie und die<br />

Unis Freiburg und Gött<strong>in</strong>gen. Die Unis<br />

Bochum und Ma<strong>in</strong>z schafften es nicht, <strong>in</strong><br />

die Spitzengruppe neu aufzusteigen. Die<br />

Vere<strong>in</strong>te Dienstleistungsgewerkschaft<br />

(ver.di) hatte bereits im Vorfeld der jetzigen<br />

Entscheidung die Fixierung auf wenige<br />

Spitzene<strong>in</strong>richtungen kritisiert. Sie lenke<br />

von zentralen Problemen des Hochschul-<br />

200<br />

unitas 3/2012<br />

NEWS<br />

systems ab. „Herausragende Hochschulen<br />

wird es auf Dauer nicht geben, <strong>in</strong>dem man<br />

die Standards auf breiter Front absenkt –<br />

im Gegenteil: Nur e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> der Breite gut aufgestellte<br />

Hochschullandschaft bildet den<br />

geeigneten Nährboden für immer neue<br />

exzellente wissenschaftliche Impulse“,<br />

unterstrich Renate S<strong>in</strong>gvogel, Bereichsleiter<strong>in</strong><br />

Bildungspolitik <strong>in</strong> ver.di. Doch<br />

genau das leiste die Exzellenz<strong>in</strong>itiative<br />

nicht. Vielmehr habe sich gerade bei den<br />

Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen die Lage <strong>in</strong> den vergangenen<br />

Jahren teils dramatisch verschärft:<br />

Für 85 Prozent der wissenschaftlichen<br />

Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter<br />

gebe es nur noch befristete Stellen. Die<br />

Mehrheit erhalte nicht e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en<br />

Jahresvertrag. Auch bei den Beschäftigten<br />

<strong>in</strong> Technik und Verwaltung sei Befristung<br />

auf dem Vormarsch.<br />

Katholische Schulen wirtschaftlicher<br />

als öffentliche<br />

BONN. Private Gymnasien und Realschulen<br />

hatten 2009 weniger Ausgaben pro Schüler<br />

als Schulen <strong>in</strong> öffentlicher Hand. Nach<br />

Angaben des Statistischen Bundesamts<br />

vom 12. Juni wurden an privaten Gymnasien<br />

rund 5.900 Euro je Schüler aufgewendet,<br />

an staatlichen Schulen rund 6.200 Euro, an<br />

privaten Realschulen 4.900 Euro und an<br />

öffentlichen Schulen dieser Art 5.100 Euro.<br />

Grundschulen und Förderschulen <strong>in</strong> kirchlicher<br />

Trägerschaft gaben mehr aus als<br />

öffentliche Schulen: Demnach wendeten<br />

freie Träger 5.900 Euro pro Grundschüler<br />

auf, die öffentliche Hand 4.800 Euro; (private<br />

Förderschulen: 15.800; öffentliche:<br />

14.400).<br />

Die Ergebnisse bestätigten die hervorragende<br />

Arbeit der Katholischen Schulen,<br />

erklärte der Vorsitzende der Kommission<br />

für Erziehung und Schule der Deutschen<br />

Bischofskonferenz, Erzbischof Hans-Josef<br />

Becker: „Unsere Schulen verb<strong>in</strong>den hohe<br />

Qualität mit Wirtschaftlichkeit. Gleichzeitig<br />

spiegelt sich <strong>in</strong> der Erhebung das starke<br />

Engagement der Kirchen bei der Bildung<br />

von jungen Menschen mit Beh<strong>in</strong>derungen<br />

wider, vor allem <strong>in</strong> besonders personal- und<br />

betreuungs<strong>in</strong>tensiven Bereichen. Hierbei<br />

handelt es sich um e<strong>in</strong>en zentralen Schwerpunkt,<br />

den Katholische Schulen im Rahmen<br />

ihres sozialen Bildungsauftrags setzen.“<br />

Insgesamt sei die Trägerschaft von<br />

Schulen für die kirchlichen Institutionen<br />

auch mit e<strong>in</strong>em hohen f<strong>in</strong>anziellen Engagement<br />

verbunden. So werden im Bundesamt<br />

im Bundesdurchschnitt nur rund drei Viertel<br />

der Gesamtkosten der Schulen <strong>in</strong> freier<br />

Trägerschaft von den Bundesländern übernommen,<br />

andere Berechnungen kämen<br />

noch zu deutlich niedrigeren Quoten. Damit<br />

stießen die Diözesen, Orden und Verbände<br />

an die Grenzen ihrer wirtschaftlichen<br />

Möglichkeiten. In e<strong>in</strong>igen Bundesländern<br />

werde es den kirchlichen Trägern durch<br />

erhebliche Kürzungen bei der staatlichen<br />

Ref<strong>in</strong>anzierung langfristig kaum möglich<br />

se<strong>in</strong>, ihr gegenwärtiges Angebot <strong>in</strong> vollem<br />

Umfang aufrecht zu erhalten. Die Alternative,<br />

e<strong>in</strong> hohes Schulgeld zu erheben, lasse<br />

sich aber mit dem Selbstverständnis<br />

Katholischer Schulen nicht vere<strong>in</strong>baren.<br />

Mehr deutsche Studenten<br />

im Ausland<br />

BONN / BRÜSSEL. Am 14. Juni wurde <strong>in</strong><br />

Bonn e<strong>in</strong>e Münchner Student<strong>in</strong> als<br />

400.000 deutscher Teilnehmer des Erasmus-Programms<br />

ausgezeichnet: Für den<br />

Deutschen Akademischen Austauschdienst<br />

(DAAD) ist dies e<strong>in</strong> klares Signal: Die Zahl<br />

der deutschen Studenten, die e<strong>in</strong>en Auslandsaufenthalt<br />

absolvieren, wird immer<br />

größer.<br />

Das Studierenden-Austauschprogramm<br />

Erasmus förderte nach eigenen Angaben<br />

während se<strong>in</strong>es 25-jährigen Bestehens<br />

europaweit rund 2,5 Millionen Studenten<br />

und über 300.000 Dozenten aus 31 europäischen<br />

Ländern. Alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> Deutschland<br />

wurden im Hochschuljahr 2010/2011<br />

30.000 Studenten unterstützt, die e<strong>in</strong><br />

Praktikum oder Studium im Ausland absolvierten.<br />

Schon im Mai würdigte die EU-<br />

Kommission das Erasmus-Programm als<br />

„weltweit erfolgreichstes Austauschprogramm<br />

für Studierende“. Im Zentrum des<br />

Programms stehen die Vermittlung von<br />

Fremdsprachen, Anpassungsfähigkeit, <strong>in</strong>terkultureller<br />

Kompetenz und Führungskompetenzen.<br />

Im Studienjahr 2010/2011<br />

erhielten mehr als 231.000 Studierende e<strong>in</strong><br />

Stipendium für e<strong>in</strong> Studium oder e<strong>in</strong><br />

Praktikum im Ausland. Das sei e<strong>in</strong>e<br />

Steigerung im Vergleich zum Vorjahr um 8,5<br />

Prozent (213.000 Stipendien).<br />

Spanien gehört nach den Angaben<br />

neben Frankreich und Großbritannien zu<br />

den beliebtesten Zielländern für Studenten.<br />

Gleichzeitig schickte Spanien mit rund<br />

36.183 jungen Menschen auch die meisten<br />

Studierenden <strong>in</strong>s Ausland, gefolgt von<br />

Frankreich (31.747) und Deutschland<br />

(30.274). Die Durchschnittshöhe e<strong>in</strong>es EU-<br />

Stipendiums pro Monat verr<strong>in</strong>gerte sich<br />

von 254 Euro im Studienjahr 2009/10 auf


250 Euro im Jahr 2010/11. Nach Angaben der<br />

EU-Kommission konnten dadurch mehr<br />

Studierende unterstützt werden.<br />

Insgesamt standen 2010/2011 <strong>in</strong> dem<br />

Programm rund 460 Millionen Euro zur<br />

Verfügung. Die bestehenden Austauschprogramme<br />

sollen <strong>in</strong> den kommenden<br />

Jahren unter dem Namen „Erasmus für<br />

alle“ zusammenfasst werden. Dazu gehören<br />

Förderprogramme für allgeme<strong>in</strong>e<br />

und berufliche Bildung, den Jugend- und<br />

den Sportbereich.<br />

Zahl der Gasthörer an<br />

deutschen Unis gesunken<br />

WIESBADEN. Die Zahl der Gasthörer an<br />

Hochschulen <strong>in</strong> Deutschland ist zurückgegangen.<br />

Mit 34.600 waren es im vergangenen<br />

W<strong>in</strong>tersemester 10,4 Prozent<br />

weniger als im W<strong>in</strong>tersemester zuvor. Nach<br />

den am 22. Mai vorgestellten Zahlen des<br />

Statistischen Bundesamtes lagen die<br />

Gründe unter anderem <strong>in</strong> Gebührenerhöhungen<br />

für das Gaststudium an<br />

e<strong>in</strong>zelnen Hochschulen und die Erleichterung<br />

des Hochschulzugangs für beruflich<br />

Qualifizierte.<br />

Von den Gasthörern am häufigsten<br />

belegt wurden Veranstaltungen der Fachrichtungen<br />

Geschichte, Wirtschaftswissenschaften<br />

und Philosophie. 48,5 Prozent der<br />

Gasthörer waren Frauen, 6,1 Prozent Ausländer.<br />

Gasthörer können auch ohne formale<br />

Hochschulreife an Veranstaltungen der<br />

Hochschulen teilnehmen, allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>e<br />

Abschlussprüfungen ablegen.<br />

Deutschlands Studenten mit<br />

Studium immer zufriedener<br />

HANNOVER. Bei Studenten <strong>in</strong> Deutschland<br />

wächst die Zufriedenheit mit dem Studium.<br />

Das teilte das Hochschul-Informations-System<br />

(HIS) am 30. Mai <strong>in</strong> Hannover<br />

mit. Danach gaben 57 Prozent aller Befragten<br />

im Sommersemester 2010 an, mit<br />

ihren Studienbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong>sgesamt<br />

zufrieden zu se<strong>in</strong>, weitere 27 Prozent äußerten<br />

sich zum<strong>in</strong>dest „teilweise zufrieden“.<br />

Gegenüber dem Vorjahr ist damit die Zufriedenheitsquote<br />

um vier Prozentpunkte<br />

angestiegen. Zu diesem Ergebnis kommt<br />

der „Studienqualitätsmonitor 2010“, e<strong>in</strong>e<br />

bundesweit repräsentative Onl<strong>in</strong>e-Befragung,<br />

an der sich rund 42.000 Studierende<br />

von mehr als 100 Hochschulen beteiligt<br />

haben.<br />

Der Großteil der Studierenden gibt an,<br />

gern an der eigenen Hochschule zu studieren:<br />

So äußerten sich 70 Prozent der<br />

Studierenden an Universitäten und sogar<br />

73 Prozent an Fachhochschulen. Dort wurden<br />

wie schon bei früheren Erhebungen<br />

Studium und Studienbed<strong>in</strong>gungen – vor<br />

allem <strong>in</strong> den neuen Ländern – meist besser<br />

bewertet als an Universitäten.<br />

Auch die Zufriedenheit mit der Betreuung<br />

durch die Lehrenden ist seit dem<br />

ersten Qualitätsmonitor 2007 kont<strong>in</strong>uierlich<br />

angestiegen. 2010 gaben 58 Prozent an,<br />

mit der Betreuung <strong>in</strong>sgesamt (sehr) zufrieden<br />

zu se<strong>in</strong>; e<strong>in</strong> Trend zunehmend positiver<br />

Beurteilungen ist auch bei der sachlichräumlichen<br />

Ausstattung (2007: 42, 2010: 54<br />

Prozent) sowie den Serviceleistungen der<br />

Hochschule (2007: 30, 2010: 44 Prozent) zu<br />

beobachten. Gleichbleibend kritisch s<strong>in</strong>d<br />

h<strong>in</strong>gegen die Bewertungen zu Aufbau und<br />

Struktur des eigenen Studiengangs: Nur 44<br />

Prozent s<strong>in</strong>d hiermit zufrieden. 2008 waren<br />

es noch 45 Prozent.<br />

Probleme bereiten den Studierenden<br />

auch die teilweise als zu hoch empfundenen<br />

Studienanforderungen. Rund die Hälfte<br />

sieht sich mit e<strong>in</strong>er (eher) zu hohen<br />

Stofffülle konfrontiert (56 Prozent an Unis<br />

und 50 Prozent an Fachhochschulen). In<br />

den Fächergruppen Rechtswissenschaften<br />

und Mediz<strong>in</strong> betrifft dies besonders viele<br />

Studierende (Mediz<strong>in</strong>: 78 Prozent, Rechtswissenschaften:<br />

73 Prozent). Trotz hoher<br />

Studienanforderungen ist aber mehr als<br />

jeder zweite Studierende mit dem bisher<br />

im Studium erreichten Wissen und Können<br />

zufrieden (an Universitäten: 58 Prozent, an<br />

Fachhochschulen: 60 Prozent); unzufrieden<br />

äußern sich lediglich 14 Prozent.<br />

Auslandskarriere<br />

attraktiv wie nie<br />

DÜSSELDORF. Nie waren mehr Menschen<br />

offen für die Karriere-Option Ausland: 68<br />

Prozent der <strong>in</strong>ternationalen Fachkräfte s<strong>in</strong>d<br />

gewillt, fern der Heimat zu arbeiten – e<strong>in</strong><br />

Anstieg von vier Prozent gegenüber 2009,<br />

wie e<strong>in</strong>e Studie der Onl<strong>in</strong>e-Jobbörse<br />

StepStone <strong>in</strong> Kooperation mit „The<br />

Network“ und der Intelligence Group zeigte.<br />

Insgesamt wurden mehr als 162.000<br />

Fach- und Führungskräfte aus 66 Ländern<br />

befragt. Der Anstieg erkläre sich unter<br />

anderem durch e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>ternational spürbaren<br />

Fachkräftemangel.<br />

Während zwei Drittel aller befragten<br />

Arbeitnehmer grundsätzlich Interesse an<br />

e<strong>in</strong>er Stelle im Ausland hätten, komme<br />

Deutschland für e<strong>in</strong> Drittel als Zielland<br />

<strong>in</strong>frage und belegt damit Platz fünf auf der<br />

Liste der bei <strong>in</strong>ternationalen Spitzenkräften<br />

beliebtesten Staaten: Nach den USA,<br />

Großbritannien, Kanada und Australien ist<br />

Deutschland das bestplatzierte nichtenglischsprachige<br />

Land. Grund sei das starke<br />

wirtschaftliche Image im Ausland, Stabilität<br />

der Wirtschaft und damit verbundene<br />

gute Lebensqualität.<br />

Die attraktivsten deutschen Städte<br />

seien aus Sicht potenzieller Jobwechsler<br />

Berl<strong>in</strong>, München, Hamburg und Frankfurt.<br />

Die Mehrheit sei jünger als 35 Jahre, verfüge<br />

über e<strong>in</strong>en Bachelor- oder Masterabschluss,<br />

möchte <strong>in</strong> den Bereichen IT, Beratung<br />

und Management arbeiten und hat<br />

Interesse an e<strong>in</strong>er längerfristigen Anstellung<br />

<strong>in</strong> Deutschland. Von <strong>in</strong>ternational<br />

rekrutierenden Unternehmen erwarteten<br />

sie neben guten Beschäftigungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

auch aktive Unterstützung bei der<br />

Suche nach e<strong>in</strong>er Unterkunft am neuen<br />

Arbeitsort und beim Erlernen der deutschen<br />

Sprache.<br />

Wissenschaftsrat:<br />

Private und kirchliche Hochschulen<br />

aufwerten<br />

BERLIN. Künftig sollen private und kirchliche<br />

Hochschulen <strong>in</strong> Deutschland an öffentlich<br />

geförderten Programmen und Wettbewerben<br />

teilnehmen dürfen. Mit dieser<br />

Forderung wertet der Wissenschaftsrat die<br />

nichtstaatlichen Hochschulen kräftig auf.<br />

Sie seien fester „Bestandteil“ des deutschen<br />

Wissenschaftssystems, erklärte der Vorsitzende<br />

des Wissenschaftsrates, Wolfgang<br />

Marquardt. Das Gremium legte erstmals <strong>in</strong><br />

dieser Form e<strong>in</strong>e Analyse zu privaten und<br />

kirchlichen Hochschulen und e<strong>in</strong> Gutachten<br />

vor.<br />

Bislang galten Privat-Universitäten –<br />

derzeit e<strong>in</strong> Drittel aller Hochschulen –<br />

lediglich als „Ergänzung“ zu staatlichen<br />

E<strong>in</strong>richtungen. Doch böten sie e<strong>in</strong>en wichtigen<br />

Beitrag im Gesamtsystem der Hochschulen<br />

durch <strong>in</strong>novative Studienformate,<br />

vor allem für Berufstätige und Menschen<br />

ohne Abitur. In Deutschland gibt es derzeit<br />

108 private und 40 kirchliche Hochschulen.<br />

An diesen E<strong>in</strong>richtungen lernen sechs<br />

Prozent aller Studierenden. So waren an<br />

den privaten Hochschulen im W<strong>in</strong>tersemester<br />

2010/11 rund 109.000 Studierende<br />

e<strong>in</strong>geschrieben, vor 20 Jahren waren<br />

es noch 11.600. Um rund e<strong>in</strong> Drittel auf<br />

25.300 erhöhte sich die Zahl der Studierenden<br />

an den kirchlichen Hochschulen.<br />

Während die durchschnittliche Abbrecherquote<br />

bei staatlichen Hochschulen rund 21<br />

Prozent betrage, liege sie nach Angaben<br />

des Wissenschaftsrates bei den nichtstaatlichen<br />

Hochschulen bei 7,8 Prozent. Auch<br />

das Betreuungsverhältnis sei bei privaten<br />

und kirchlichen Hochschulen deutlich<br />

günstiger als bei staatlichen.<br />

Durch die Aufwertung seien die privaten<br />

Hochschulen den staatlichen aber nicht<br />

gleichgestellt. Nach E<strong>in</strong>schätzung des<br />

Wissenschaftsrats-Vorsitzenden Wolfgang<br />

Marquardt sei es aber e<strong>in</strong>e Frage der Zeit,<br />

bis Vertreter privater Hochschulen auch<br />

verstärkt <strong>in</strong> wissenschaftlichen Gremien<br />

wie dem Wissenschaftsrat vertreten se<strong>in</strong><br />

werden. Der Verband der Privaten Hochschulen<br />

begrüßte das Gutachten.<br />

unitas 3/2012 201<br />

>>


WebFish <strong>in</strong> Bronze<br />

für „Lübecker Märtyrer“<br />

HANNOVER/HAMBURG/LÜBECK. Mit dem<br />

evangelischen Internet-Award „WebFish“ <strong>in</strong><br />

Bronze für die Internetseite über die<br />

„Lübecker Märtyrer“ ist das Erzbistum<br />

Hamburg ausgezeichnet worden.<br />

Die ökumenisch ausgerichteten Internet-Seiten<br />

„luebeckermaertyrer.de“ über<br />

das Martyrium der drei katholischen<br />

Kapläne Johannes Prassek, Eduard Müller,<br />

Hermann Lange und des evangelischen<br />

Pfarrers He<strong>in</strong>rich Stellbr<strong>in</strong>k erzählten mit<br />

ausführlichen Zeugnissen <strong>in</strong> mehreren<br />

Sprachen die Geschichte der NS-Widerstandskämpfer,<br />

hieß es <strong>in</strong> der Begründung<br />

der Jury. Dabei erschließe sie zeitgenössische<br />

Quellen für Interessierte heute,<br />

so die Evangelische Kirche <strong>in</strong> Deutschland<br />

(EKD).<br />

Die im November 2010 gestartete Seite<br />

versammelt das umfangreichste Angebot<br />

im Internet zu den Lübecker Märtyrern mit<br />

Beiträgen von über 65 Autoren aus Österreich,<br />

Schweden, Italien, Spanien, Australien<br />

und Chile auf <strong>in</strong>sgesamt über 160 Seiten,<br />

ergänzt durch zahlreiche Video- und Audiobeiträge.<br />

Der Downloadbereich bietet zahlreiche<br />

Broschüren zum Herunterladen an.<br />

Auch die UNITAS-Häuser <strong>in</strong> Essen, Osnabrück<br />

und Frankfurt s<strong>in</strong>d unter den „Orten<br />

des Gedenkens“ mit Kurz<strong>in</strong>formationen<br />

und Karten vermerkt.<br />

Der <strong>in</strong> diesem Jahr zum 16. Mal vergebene<br />

EKD-Internet-Award „WebFish“ wird<br />

geme<strong>in</strong>sam getragen von der Evangelischen<br />

Kirche <strong>in</strong> Deutschland (EKD) und<br />

dem Geme<strong>in</strong>schaftswerk der Evangelischen<br />

Publizistik (GEP).<br />

2012: Konstant<strong>in</strong>isches<br />

Jubiläumsjahr beg<strong>in</strong>nt<br />

VATIKANSTADT. Zur 1700. Wiederkehr der<br />

Schlacht an der Milvischen Brücke und<br />

der Bekehrung des römischen Kaisers<br />

Konstant<strong>in</strong> hat der Vatikan e<strong>in</strong>e Initiative<br />

gestartet. Am 28. Oktober 2012 beg<strong>in</strong>nt<br />

das „Konstant<strong>in</strong>ische Jubiläum“, das bis<br />

zum kommenden Jahr andauern wird.<br />

Bereits gewürdigt wurde das Ereignis durch<br />

e<strong>in</strong>en vom 18. bis 21. April im Vatikan vom<br />

Päpstlichen Komitee für Geschichtswissenschaften<br />

veranstalteten <strong>in</strong>ternationaler<br />

Kongress unter dem Titel „Konstant<strong>in</strong><br />

der Große. An den Ursprüngen Europas“.<br />

Der zweite Teil der „Doppelveranstaltung“<br />

wird im nächsten Jahr <strong>in</strong> Mailand zum<br />

1.700 Jahrestag des „Edikts von Mailand“<br />

202<br />

unitas 3/2012<br />

stattf<strong>in</strong>den. Es brachte die Freiheit der<br />

Ausübung der christlichen Religion im<br />

Römischen Reich, die <strong>in</strong> der vorausgehenden<br />

Zeit beträchtlichen Schwankungen<br />

ausgesetzt gewesen war. Starke Verfolgungen<br />

wechselten mit stillschweigender<br />

Anerkennung und friedlicher Koexistenz.<br />

Vatikan will deutsche<br />

Informationen erweitern<br />

VATIKANSTADT. Die vatikanische Informationsplattform<br />

www.news.va soll bald auch<br />

auf Deutsch ersche<strong>in</strong>en. Nach Auskunft des<br />

Sekretärs des Päpstlichen Medienrates,<br />

Monsignore Paul Tighe, sollen dort die<br />

wichtigsten vatikanischen Nachrichtenquellen<br />

zusammengeführt und leichter<br />

zugänglich werden. Papst Benedikt XVI.<br />

hatte das Nachrichtenportal vor knapp<br />

e<strong>in</strong>em Jahr mit e<strong>in</strong>em Klick auf e<strong>in</strong>em<br />

Tablet-PC gestartet. Es ist seit Ende Juni<br />

onl<strong>in</strong>e und mittlerweile auf Englisch,<br />

Italienisch, Spanisch und Französisch verfügbar.<br />

Das Portal wird ke<strong>in</strong>e eigene Redaktion<br />

haben, sondern das verfügbare Material<br />

aus dem „Osservatore Romano“, von Radio<br />

Vatikan und dem Bullet<strong>in</strong> des vatikanischen<br />

Presseamtes zusammenführen. H<strong>in</strong>zu kommen<br />

Meldungen des Missionspressedienstes<br />

„Fides“ und des Pressedienstes VIS<br />

(Vatican Information Service). Auch der<br />

vatikanische Youtube-Kanal, das Fernsehportal<br />

CTV und die vatikanischen Twitter-<br />

Kanäle sollen genutzt werden.<br />

Seit Neuem kann man auch den Papst<br />

auf der eigenen Internetseite e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den.<br />

E<strong>in</strong> neuer Service ermöglicht es Nutzern,<br />

die Informationen der offiziellen Seite<br />

www.vatican.va auf ihren privaten Websites<br />

e<strong>in</strong>zustellen. Mit e<strong>in</strong>em sogenannten<br />

Widget werden päpstliche Reden wie die<br />

Mittwochsaudienzen und die sonntäglichen<br />

Mittagsansprachen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kompakten<br />

Fenster angezeigt. Das Kommunikationsmittel<br />

wurde am siebten Jahrestag<br />

der Papstwahl von Benedikt XVI. freigeschaltet<br />

und soll die Inhalte der<br />

Vatikanseite bekannter machen. Das<br />

Widget kann von Webmastern über die<br />

E-Mail-Adresse widgets@vatican.va bestellt<br />

werden.<br />

Mehr Priesterberufungen<br />

<strong>in</strong> Asien, Afrika, Nord- und<br />

Südamerika und Ozeanien<br />

ROM. Aktuelle Angaben aus der Vorstellung<br />

der „Pastoralen Richtl<strong>in</strong>ien zur Förderung<br />

der Berufungen zum Priestertum“ weisen<br />

explosionsartig wachsende Zahlen von<br />

Priesterberufungen aus. Nach den am<br />

26. Juni <strong>in</strong> Rom präsentierten Angaben<br />

der Kongregation für das katholische<br />

Bildungswesen und des Päpstlichen Werkes<br />

für Priesterberufungen stieg vor allem <strong>in</strong><br />

Asien die Zahl der Kandidaten: Sie steigerten<br />

sich von 25.174 im Jahr 2000 auf<br />

33.282 im Jahr 2010. Dabei verzeichneten<br />

die Ordensgeme<strong>in</strong>schaften mit e<strong>in</strong>em<br />

Plus von 11.171 auf 17.637 (2010) das größte<br />

Wachstum.<br />

In Afrika wuchs die Anzahl der<br />

Kandidaten <strong>in</strong> diözesanen Sem<strong>in</strong>aren und<br />

Ordensgeme<strong>in</strong>schaften von 20.383 im Jahr<br />

2000 auf 26.924 (2012). E<strong>in</strong>en leichten<br />

Rückgang verzeichnete Zentralamerika<br />

(Costa Rica, El Salvator, Guatemala,<br />

Honduras, Mexiko, Nicaragua und Panama):<br />

Im Jahr 2000 gab es 8.595 Studenten<br />

gegenüber 8.382 im Jahr 2010. Auf den<br />

Antillen dagegen stieg die Zahl von 1.180<br />

auf 1.421 an.<br />

In Nordamerika stieg die Anzahl der<br />

Philosophie- und Theologiestudenten im<br />

entsprechenden Zeitraum von 5.646 auf<br />

5.749. Wachstum ist vor allem <strong>in</strong> Diözesansem<strong>in</strong>aren<br />

zu verzeichnen, die Anzahl der<br />

Ordensleute blieb fast identisch (1.770 im<br />

Jahre 2000 gegenüber 1.777 im Jahre 2010).<br />

Auch <strong>in</strong> Südamerika ist e<strong>in</strong> leichter Zuwachs<br />

zu erkennen: 20.791 im Jahr 2000<br />

gegenüber 20.919 im Jahre 2010.<br />

Rückgang <strong>in</strong> Europa<br />

Europa h<strong>in</strong>gegen erleidet e<strong>in</strong>en starken<br />

Rückgang von 26.879 (2000) auf 20.564 im<br />

Jahr 2010. Der Rückgang bezieht sich vor<br />

allem auf die Diözesansem<strong>in</strong>are, von 17.611<br />

auf 12.821, bei den Ordensgeme<strong>in</strong>schaften<br />

(von 9.268 auf 7.743) ist er etwas weniger<br />

gravierend. Auch im Mittleren Osten ist e<strong>in</strong><br />

Rückgang der Berufungen zu erkennen, von<br />

832 Sem<strong>in</strong>aristen im Jahr 2000 auf 689 im<br />

Jahr 2010.<br />

In Ozeanien h<strong>in</strong>gegen s<strong>in</strong>d die Zahlen<br />

im Wachsen, 923 begannen ihr Studium im<br />

Jahr 2000, 1.060 im Jahr 2010. Der Zuwachs<br />

betrifft vor allem die Diözesen (von 604 auf<br />

672), während die Zahl der Ordensberufungen<br />

gesunken ist (von 319 auf 249).<br />

Deutsche Website<br />

zum Weltjugendtag onl<strong>in</strong>e<br />

DÜSSELDORF. Mit e<strong>in</strong>er eigenen Website<br />

<strong>in</strong>formiert die Deutsche Bischofskonferenz<br />

über den Weltjugendtag (WJT) 2013 <strong>in</strong> Rio<br />

de Janeiro. Unter www.wjt.de könnten sich<br />

Besucher aus Deutschland über das<br />

Glaubenstreffen <strong>in</strong> der brasilianischen<br />

Metropole <strong>in</strong>formieren. Die Seite bietet<br />

Arbeitshilfen und Informationen zum WJT,<br />

der vom 23.-28. Juli 2013 stattf<strong>in</strong>det. Zu der<br />

<strong>in</strong>ternationalen Begegnung wird auch<br />

Papst Benedikt XVI. erwartet.


Bbr. Bischof Dr. Franjo<br />

Komarica: Katholiken<br />

wollen zurückkehren<br />

KÖNIGSTEIN. Bbr. Dr. Franjo Komarica,<br />

Bischof von Banja Luka, hat mangelnden<br />

politischen Willen der bosnischen Regierung<br />

und der <strong>in</strong>ternationalen Geme<strong>in</strong>schaft<br />

beklagt, Katholiken nach Bosnien-<br />

Herzegow<strong>in</strong>a zurückkehren zu lassen. Das<br />

erklärte der Vorsitzende der Bischofskonferenz<br />

für Bosnien und Herzegow<strong>in</strong>a Ende<br />

Mai gegenüber dem <strong>in</strong>ternationalen katholischen<br />

Hilfswerk „Kirche <strong>in</strong> Not“.<br />

Alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> den vergangenen zwei<br />

Monaten hätten sich 800 im Ausland<br />

lebende katholische Flüchtl<strong>in</strong>gsfamilien an<br />

ihn gewandt, um von ihm Hilfe für die<br />

Rückkehr nach Bosnien-Herzegow<strong>in</strong>a zu<br />

erlangen. Tausende Flüchtl<strong>in</strong>ge seien ebenfalls<br />

zur Rückkehr bereit, baten um kirchliche<br />

Hilfe beim Wiederaufbau ihrer Häuser<br />

und bei der Wiederherstellung der Infrastruktur.<br />

„Dies ist eigentlich die Aufgabe<br />

der Regierung“, betonte Bbr. Komarica.<br />

Katholiken erhielten jedoch nur e<strong>in</strong>en<br />

m<strong>in</strong>imalen Bruchteil der <strong>in</strong>ternationalen<br />

Hilfe.<br />

Mit Blick auf die Haltung der bosnischen<br />

Regierung sprach er von e<strong>in</strong>er „gut<br />

ausgearbeiteten Strategie“. Sie habe zum<br />

Ziel, die katholische Präsenz im Lande auszulöschen.<br />

E<strong>in</strong>zelne Politiker würden im<br />

persönlichen Gespräch offen zugeben, dass<br />

sie der Auffassung seien, Katholiken hätten<br />

„<strong>in</strong> Bosnien nichts zu suchen“. Komarica<br />

erklärte, er kämpfe seit vielen Jahren<br />

darum, dass „e<strong>in</strong> Rechtsstaat entsteht“. Die<br />

katholische Kirche wolle lediglich mit anderen<br />

Bevölkerungsgruppen gleichberechtigt<br />

se<strong>in</strong> und „ihr Recht und ihre Pflicht wahrnehmen,<br />

an e<strong>in</strong>er besseren Zukunft des<br />

Landes mitzuarbeiten“. Es sei „nicht gut für<br />

Bosnien, e<strong>in</strong>e ganze Volksgruppe auszuschließen“.<br />

Die kroatischstämmigen Katholiken<br />

seien <strong>in</strong> dem Land „ke<strong>in</strong>e Gäste, son-<br />

dern die älteste Volksgruppe“. Von den<br />

835.000 Katholiken, die vor dem Krieg zwischen<br />

1992 und 1995 <strong>in</strong> Bosnien-Herzegow<strong>in</strong>a<br />

lebten, s<strong>in</strong>d nur 450.000 übrig<br />

geblieben. 40 Prozent der Bevölkerung<br />

bekennen sich heute zum Islam, rund 31<br />

Prozent gehören der Serbisch-Orthodoxen<br />

Kirche an. Der Rest gehört anderen<br />

Religionsgeme<strong>in</strong>schaften an. Katholiken<br />

machen noch rund 10 Prozent aus.<br />

Der UNITAS-Verband hatte<br />

Bischof Dr. Franjo Komarica<br />

1997 mit dem He<strong>in</strong>rich-Pesch-<br />

Preis ausgezeichnet und im<br />

Dezember 1998 zum Ehrenmitglied<br />

ernannt.. Nach dem<br />

Wiederaufbau e<strong>in</strong>es großen<br />

K<strong>in</strong>derheims <strong>in</strong> Sarajewo, dem<br />

Mutterhaus des Ordens der<br />

„Diener<strong>in</strong>nen vom K<strong>in</strong>de<br />

Jesu“, hatte der Gesamtverband<br />

e<strong>in</strong> weiteres Soziales<br />

Verbandsprojekt <strong>in</strong>itiiert: Ab<br />

2003 wurde e<strong>in</strong> ehemaliges<br />

Presbyterium <strong>in</strong> Prijedor,<br />

Diözese Banja Luka/Bosnien-<br />

Herzegov<strong>in</strong>a, mit 112.000 Euro<br />

zu e<strong>in</strong>em Internat für 20<br />

Schüler aus entfernten Bergregionen<br />

umgebaut.<br />

Gedenkstätte für Lübecker<br />

Märtyrer wird erweitert<br />

LÜBECK. An der katholischen Herz-Jesu-<br />

Kirche <strong>in</strong> Lübeck entsteht e<strong>in</strong>e Gedenkstätte<br />

für die am 25. Juni 2011 seliggesprochenen<br />

Lübecker Märtyrer Bbr. Johannes<br />

Prassek, Bbr. Eduard Müller, Hermann Lange<br />

und Karl-Friedrich Stellbr<strong>in</strong>k, die im<br />

November 1943 <strong>in</strong> Hamburg h<strong>in</strong>gerichtet<br />

wurden. Im Zuge der Grundsanierung der<br />

gesamten Kirche ist an der Nordseite des<br />

Gotteshauses e<strong>in</strong> schmaler, langgezogener<br />

Neubau mit e<strong>in</strong>em Ausstellungs- und<br />

Dokumentationsraum geplant. Die bereits<br />

heute als Gedenkort für die Märtyrer dienende<br />

Krypta soll ebenfalls saniert werden.<br />

Fotos, Info-Tafeln und Dokumente sollen<br />

über das Schicksal der vier Geistlichen<br />

Auskunft geben. Die Krypta soll saniert und<br />

mit e<strong>in</strong>em beh<strong>in</strong>dertengerechten Fahrstuhl<br />

ausgerüstet werden. Zwei Räume im Untergeschoss<br />

stehen künftig für Forschung und<br />

Archiv zur Verfügung.<br />

Die Herz-Jesu-Kirche <strong>in</strong> der Lübecker<br />

Altstadt, an der die katholischen Kapläne<br />

tätig waren, wurde 1891 e<strong>in</strong>geweiht und ist<br />

die älteste der <strong>in</strong>sgesamt fünf katholischen<br />

Kirchen Lübecks. Die Sanierung des seit<br />

2002 unter Denkmalschutz stehenden neugotischen<br />

Gebäudes soll etwa e<strong>in</strong> Jahr dauern.<br />

In der seit dem 20. Mai geschlossenen<br />

Kirche werden der Fußboden ausgetauscht,<br />

Wände, Säulen und Gewölbe saniert und<br />

die Haustechnik modernisiert.<br />

Das gesamte Vorhaben soll rund 2,7<br />

Millionen Euro kosten, rund e<strong>in</strong> Drittel<br />

davon entfällt auf die Erweiterung der<br />

Gedenkstätte. Das Erzbistum Hamburg<br />

beteiligt sich mit knapp zwei Millionen an<br />

den Kosten, die Lübecker Stiftungen haben<br />

rund 450.000 Euro zugesagt. Für die restlichen<br />

300.000 Euro hoffen die Initiatoren<br />

auf Spenden aus der Pfarrgeme<strong>in</strong>de und<br />

von Lübecker Bürgern.<br />

Bibel vollständig <strong>in</strong> 475<br />

Sprachen übersetzt<br />

STUTTGART. Die Bibel ist jetzt vollständig <strong>in</strong><br />

475 Sprachen übersetzt. Nach dem <strong>in</strong><br />

Stuttgart von der Deutschen Bibelgesellschaft<br />

verbreiteten Bericht des Weltverbandes<br />

für 2011 kamen im Vorjahr sechs<br />

Sprachen h<strong>in</strong>zu, <strong>in</strong> denen die Heilige Schrift<br />

nun ganz vorliegt.<br />

Der Schwerpunkt der Neuübersetzungen<br />

liegt <strong>in</strong> Afrika: Dabei handelt es sich um<br />

Dogon, das rund e<strong>in</strong>e halbe Million Menschen<br />

<strong>in</strong> Mali und Burk<strong>in</strong>a Faso sprechen,<br />

das <strong>in</strong> Liberia verwendete Klao, um die<br />

äthiopische Gurage-Sprachengruppe sowie<br />

das im ivorischen Departement Katiola gebrauchte<br />

Tagwana. H<strong>in</strong>zu kommen Kaschmiri,<br />

Amtsprache <strong>in</strong> zwei nord<strong>in</strong>dischen<br />

Bundesstaaten, und e<strong>in</strong> im ecuadorianischen<br />

Hochland gesprochener Quichua-<br />

Dialekt.<br />

Von den vollständigen Bibelübersetzungen<br />

entfallen laut Bericht 186 auf Asien<br />

und den pazifischen Raum, 182 auf Afrika,<br />

62 auf Europa und den Nahen Osten sowie<br />

44 auf Amerika. H<strong>in</strong>zu kommt die Kunstsprache<br />

Esperanto. Für e<strong>in</strong>e komplette<br />

Bibelübersetzung brauchen Muttersprachler<br />

laut Bericht im Schnitt zwölf Jahre. Von<br />

den weltweit bekannten rund 6.500<br />

Sprachen s<strong>in</strong>d nach Angaben der Bibelgesellschaft<br />

<strong>in</strong> 2.538 e<strong>in</strong>zelne Teile des Neuen<br />

oder des Alten Testaments übersetzt.<br />

unitas 3/2012 203


Interviews mit Prom<strong>in</strong>enten – wie hier mit Bundesbildungsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Dr. Annette Schavan – waren e<strong>in</strong> besonderer Anziehungspunkt am Stand der katholischen<br />

Studentenverbände auf der Mannheimer „Kirchenmeile“.<br />

Katholikentag im Zeichen des Aufbruchs<br />

KATHOLISCHE STUDENTENVERBÄNDE PRÄSENTIEREN SICH GUT AUF DER<br />

KIRCHENMEILE / VIEL PROMINENZ AM AGV-STAND<br />

VON BBR. HERMANN-JOSEF GROSSIMLINGHAUS<br />

„E<strong>in</strong>en neuen Aufbruch wagen“ – das<br />

Motto des 98. Deutschen Katholikentags<br />

vom 16. bis 20. Mai 2012 <strong>in</strong> Mannheim<br />

deutete auf den festen Willen,<br />

aus der krisenhaften Situation, <strong>in</strong> der<br />

die katholische Kirche zurzeit steckt,<br />

heraus zu kommen. An dem E<strong>in</strong>geständnis,<br />

dass es dem deutschen<br />

Katholizismus gegenwärtig an gesellschaftlicher<br />

Gestaltungskraft und<br />

geistlichen Ressourcen fehlt, kam <strong>in</strong><br />

Mannheim niemand vorbei. Gleichzeitig<br />

bot sich aber die Gelegenheit,<br />

auch hier geme<strong>in</strong>sam über neue Wege<br />

nachzudenken. Allerd<strong>in</strong>gs konnte niemand<br />

wirklich erwarten, dass dabei<br />

schon fertige Lösungen präsentiert<br />

werden. Doch Mannheim war e<strong>in</strong><br />

Seismograph für die Bef<strong>in</strong>dlichkeit<br />

großer Teile der deutschen Katholiken<br />

und konnte neue Anstöße geben für<br />

die Suche nach Auswegen aus der<br />

Kirchenkrise.<br />

204<br />

unitas 3/2012<br />

Das Logo des Katholikentags,<br />

der knallrote<br />

Rucksack, <strong>in</strong> Mannheim<br />

e<strong>in</strong> sichtbares Symbol<br />

des Aufbruchs, war wohl<br />

mit viel schwerer Last<br />

gefüllt. Es galt, geschwundenes<br />

Vertrauen<br />

<strong>in</strong> die Kirche und ihr<br />

„Bodenpersonal“, das <strong>in</strong>sbesondere durch<br />

die Missbrauchsskandale verloren gegangen<br />

ist, wieder neu zu gew<strong>in</strong>nen. Viele<br />

Gläubige suchten auch Rat und Hoffnung<br />

<strong>in</strong> ihrer Sorge um die Zukunft der<br />

Geme<strong>in</strong>den vor Ort, die wegen Priestermangels<br />

und abnehmenden Kirchenbesuchs<br />

<strong>in</strong> immer größere Seelsorgee<strong>in</strong>heiten<br />

umgewandelt werden und so zum Verlust<br />

geistlicher Heimat beitragen. Ökumene<br />

und <strong>in</strong>terreligiöser Dialog, Armutsbekämpfung,<br />

der Schutz von Natur und Klima<br />

waren nur e<strong>in</strong>ige von zahlreichen weiteren<br />

Themen, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er respektvollen Gesprächskultur<br />

offen mite<strong>in</strong>ander diskutiert<br />

wurden. 50 Jahre nach dem II. Vatikanischen<br />

Konzil spielten auch Offenheit und<br />

Vielfalt <strong>in</strong> der Kirche e<strong>in</strong>e zentrale Rolle. Die<br />

Verantwortlichen – Bischöfe wie Laien –<br />

bekräftigten das Konzil, h<strong>in</strong>ter das es ke<strong>in</strong><br />

Zurück mehr gebe.<br />

Der Katholikentagsbesucher<br />

erlebte im Großen<br />

und Ganzen e<strong>in</strong>en Geist,<br />

der Hoffnung machte und<br />

trotz aller Sorgen und Ängste<br />

deutlich werden ließ,<br />

dass vieles <strong>in</strong> der katholischen<br />

Kirche möglich ist:<br />

Traditionelles und Modernes<br />

nebene<strong>in</strong>ander, Bischöfe, Priester,<br />

Ordensleute und Laien mite<strong>in</strong>ander, der<br />

Dialog mit anderen Konfessionen und<br />

Religionen. Und wenn manche Medien und<br />

konservative Katholiken, wie etwa der<br />

Journalist und Buchautor Matthias<br />

Matussek, ständig schwarzsehen und von<br />

e<strong>in</strong>er „sterbenden Kirche“ sprechen, so gab<br />

es für diese These <strong>in</strong> Mannheim ke<strong>in</strong>e<br />

Anhaltspunkte. Im Gegenteil: Zum<strong>in</strong>dest<br />

nach außen präsentierte sich das<br />

Christentreffen als fröhliches Glaubensfest.<br />

Die Kirche zeigte sich lebendig, sie feierte<br />

und betete mite<strong>in</strong>ander, <strong>in</strong>teressierte sich<br />

füre<strong>in</strong>ander und diskutierte weitgehend<br />

sachlich über zahlreiche gesellschafts- und<br />

kirchenpolitische Fragen – e<strong>in</strong>schließlich<br />

mancher Reizthemen wie etwa das<br />

Frauendiakonat und die Zulassung von<br />

wiederverheirateten Geschiedenen zu den<br />

Sakramenten.


Vielfalt kirchlichen Lebens<br />

Rote Schals und strahlend blauer<br />

Himmel prägten <strong>in</strong> der Mannheimer<br />

Innenstadt das Bild der fünf Tage des<br />

Katholikentags. Auf der Kirchenmeile,<br />

die sich mit rund 370 Zelten über die<br />

ganze Stadt verteilte, waren die verschiedenen<br />

Verbände, kirchlichen E<strong>in</strong>richtungen,<br />

Initiativen und Gruppen<br />

dicht belagert. Auch die katholischen<br />

Studentenverbände waren hier wieder<br />

mit dabei: <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weißen Pagodenzelt<br />

direkt vor dem Mannheimer<br />

Congress-Centrum Rosengarten – der<br />

Standort hätte kaum günstiger se<strong>in</strong><br />

können. CV, KV und UNITAS konnten<br />

unter der Federführung der Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

katholischer Studentenverbände<br />

(AGV) hier direkt vor dem<br />

Veranstaltungsort der meisten größeren<br />

Foren des Katholikentreffens ihre<br />

Arbeit vorstellen und mit <strong>in</strong>teressierten<br />

Katholikentagsbesuchern <strong>in</strong>s<br />

Gespräch kommen. In der Vielfalt<br />

des Angebots war dabei wichtig,<br />

aktiv auf die Passanten zuzugehen<br />

und ihr Interesse zu wecken. In direkter<br />

Nachbarschaft der BDKJ, das<br />

Kolp<strong>in</strong>gwerk und der katholische<br />

Sportverband DJK.<br />

Die 50 Quadratmeter Zeltfläche<br />

waren schon fast zu kle<strong>in</strong> für die<br />

Präsentationen der vier Studentenverbände.<br />

Aber durch das sonnige<br />

Wetter konnten manche Aktivitäten<br />

vor das Zelt verlagert werden. So auch<br />

die Interviews, zu denen die AGV Prom<strong>in</strong>ente<br />

e<strong>in</strong>geladen hatte – e<strong>in</strong>e Idee,<br />

die schon beim Ökumenischen<br />

Kirchentag 2010 <strong>in</strong> München erfolgreich<br />

praktiziert wurde und sich <strong>in</strong><br />

Mannheim erneut bewährt hat. Sie<br />

waren Eye- und Ear-Catcher, die die<br />

Katholikentagsbesucher zum Stehenbleiben<br />

veranlassten und auf die<br />

Studentenverbände aufmerksam<br />

machten.<br />

Prom<strong>in</strong>ente Besucher<br />

am Stand der katholischen<br />

Studentenverbände<br />

Gleich drei Bundesm<strong>in</strong>ister – Verbraucherschutzm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong><br />

Ilse Aigner,<br />

Bildungsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Dr. Annette Schavan<br />

und Innenm<strong>in</strong>ister Dr. Hans-Peter<br />

Friedrich –, aus dem Bereich der<br />

Deutschen Bischofskonferenz unter<br />

anderen deren Vorsitzender Erzbischof<br />

Dr. Robert Zollitsch (Freiburg),<br />

der Münchener Kard<strong>in</strong>al Re<strong>in</strong>hard<br />

Marx, der Bamberger Erzbischof<br />

Dr. Ludwig Schick, der Medienbischof<br />

Dr. Gebhard Fürst (Rottenburg-<br />

Stuttgart) und der Jugendbischof Dr.<br />

Karl-He<strong>in</strong>z Wiesemann (Speyer), ferner<br />

der Apostolische Nuntius Erzbischof<br />

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� Verbraucherschutzm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Ilse Aigner nahm sich e<strong>in</strong>e halbe Stunde Zeit, um über neue Datenschutzregelungen,<br />

Generationengerechtigkeit, Wegwerfgesellschaft und die Problematik der Verwendung landwirtschaftlicher<br />

Produkte zur Energiegew<strong>in</strong>nung zu diskutieren.<br />

� Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, im Gespräch mit<br />

Vertretern der AGV.<br />

� Bildungsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Dr. Annette Schavan dachte mit den Studenten geme<strong>in</strong>sam über die künftige<br />

Hochschulf<strong>in</strong>anzierung nach.<br />

� Die AGV war auch viel gefragter Partner für Interviews wie hier mit dem AGV-Grundsatzreferenten<br />

Ludger Breul.<br />

� Der Apostolische Nuntius Erzbischof Jean-Claude Périsset sieht <strong>in</strong> den katholischen<br />

Studentenverb<strong>in</strong>dungen wichtige Orte für die Vermittlung christlicher Werte und Bildung.<br />

� Am Stand der katholischen Studentenverbände trafen sich auch der Präsident des ZdK Alois Glück und<br />

der Münchener Erzbischof Bbr. Re<strong>in</strong>hard Kard<strong>in</strong>al Marx.<br />

� Der Kard<strong>in</strong>al stellte sich anschließend zusammen mit dem Europaabgeordneten Bbr. Mart<strong>in</strong> Kastler<br />

(rechts) zum Gruppenfoto.<br />

� Die BDKJ-Bundesvorsitzende Lisi Maier im Gespräch mit Mitgliedern des AGV-Vorstands.<br />

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unitas 3/2012 205<br />

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206<br />

unitas 3/2012<br />

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� Der ehemalige Rhe<strong>in</strong>land-Pfälzer und Thür<strong>in</strong>ger M<strong>in</strong>isterpräsident Dr. Bernhard Vogel im Gespräch mit<br />

Studenten im Zelt der AGV.<br />

� Auch der Leiter des Katholischen Büros Berl<strong>in</strong>, Prälat Dr. Karl-Jüsten (KV), schaute vorbei.<br />

� Bundes<strong>in</strong>nenm<strong>in</strong>ister Dr. Hans-Peter Friedrich (KV) lobte die AGV und ermutigte die Studentenverbände,<br />

sich weiter geme<strong>in</strong>sam zu engagieren.<br />

� Jugendbischof Dr. Karl-He<strong>in</strong>z Wiesemann (Speyer) hält vor dem H<strong>in</strong>tergrund kirchlicher und gesellschaftlicher<br />

Entwicklungen und der sich verändernden Lebenswirklichkeiten der Menschen neue pastorale<br />

Konzepte und Strukturen für unabd<strong>in</strong>gbar.<br />

�+� Auch Medienbischof Dr. Gebhard Fürst (Rottenburg-Stuttgart) und Bbr. Weihbischof Dr. Hans-Jochen<br />

Jaschke (Hamburg) zeigten durch ihren Besuch ihre Verbundenheit mit den katholischen<br />

Studentenverbänden, denen beide als Ehrenmitglieder angehören.<br />

� Bbr. Frederic Kaufmann (hier mit Mops Marlene) war der ruhende Pol am Stand des UNITAS-Verbands.<br />

� Die BbrBbr. Florian Berl<strong>in</strong>ger (l<strong>in</strong>ks) und Josef Perreira vom Vorort UNITA Franko-Saxonia Marburg gehörten<br />

mit zum Stand-Team des UV.<br />

� Besucher am Stand des UV: der AHV-Vors. der UNITAS Rheno-Palatia Mannheim, Bbr. Andreas Grossmann<br />

(l<strong>in</strong>ks), und Bbr. Tobias Kloiber.<br />

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Jean-Claude Périsset und ZdK-<br />

Präsident Alois Glück, um nur e<strong>in</strong>ige<br />

zu nennen, besuchten den Stand der<br />

Studentenverbände, zum Teil aufgrund<br />

von über mehrere Jahre<br />

gewachsener Kontakte aus dem AGV-<br />

Dialogprogramm.<br />

Trotz der zeitgleich <strong>in</strong> <strong>Münster</strong><br />

stattf<strong>in</strong>denden <strong>Generalversammlung</strong><br />

war der Stand des UNITAS-Verbands<br />

gut betreut. Während Bsr. Annette<br />

Kaufmann bei der GV <strong>in</strong> Abwesenheit<br />

zur Vorsitzenden des Hohedamenbundes<br />

gewählt wurde, kümmerten<br />

sie und ihr Mann, Bbr. Frederic Kaufmann,<br />

sich zusammen mit drei Bundesbrüdern<br />

von der Vorortskorporation<br />

Franko-Saxonia Marburg und<br />

zeitweiser Hilfe von der UNITAS<br />

Maria Magdalena aus Heidelberg um<br />

die Repräsentation des UV im Zelt der<br />

katholischen Studentenverbände.<br />

Dorth<strong>in</strong> fanden auch zahlreiche Bundesbrüder<br />

und Bundesschwestern<br />

aus Mannheim und ganz Deutschland<br />

während der Tage des Katholikentreffens<br />

den Weg. Für den<br />

Donnerstagabend hatte der AHV-<br />

Vorsitzende der örtlichen UNITAS<br />

Rheno-Palatia, Bbr. Andreas Grossmann,<br />

e<strong>in</strong>en unitarischen Treff im<br />

Restaurant „C-Five“ organisiert, bei<br />

dem rund 20 Bundesbrüder und<br />

-schwestern die unitarische Amicitia<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gemütlichen Rahmen pflegen<br />

konnten.<br />

Neben dem Engagement auf der<br />

Kirchenmeile war die AGV auch bei<br />

der Podiumsveranstaltung „Die Route<br />

neu berechnen! – Junge Wege <strong>in</strong> die<br />

Zukunft der Kirche“ im Zentrum<br />

Jugend durch ihren Vorsitzenden<br />

Adam Strzoda vertreten. Unter Bezug<br />

auf das „Projekt Samuel“ des BDKJ<br />

g<strong>in</strong>g es um die Frage: Wie stellen sich<br />

junge Leute <strong>in</strong> den katholischen<br />

Verbänden ihre Kirche vor? Wie muss<br />

sie gestaltet se<strong>in</strong>, damit Menschen<br />

aus den Jugendverbänden sich <strong>in</strong> ihr<br />

wohl fühlen? Fazit der Diskussion: Jugendliche<br />

suchen durchaus e<strong>in</strong>e<br />

Heimat <strong>in</strong> der Kirche, wünschen sich<br />

aber Veränderungen, etwa mehr liturgische<br />

Vielfalt und modernere Musik<br />

<strong>in</strong> den Gottesdiensten – Kirche soll<br />

e<strong>in</strong>fach cooler werden.<br />

Es ist gut, dass die Studentenverbände<br />

sich bei den Katholikentagen<br />

engagieren. Gewiss: Die Aktivitäten<br />

br<strong>in</strong>gen ke<strong>in</strong>e direkten Keilerfolge,<br />

jedenfalls ke<strong>in</strong>e sofort messbaren.<br />

Wichtig ist, dabei gewesen zu<br />

se<strong>in</strong> und zu zeigen, dass die katholischen<br />

Studentenverb<strong>in</strong>dungen lebendiger<br />

und aktiver Teil unserer<br />

Kirche s<strong>in</strong>d und als solcher auch<br />

wahrgenommen werden.


Reges Treiben am Zelt der katholischen Studentenverbände Gruppenfoto mit Teammitgliedern von AGV, CV, KV und UV.<br />

Für Medien vielfach nur<br />

Reizthemen <strong>in</strong>teressant<br />

Die Studentenverbände boten nur e<strong>in</strong>e<br />

Facette <strong>in</strong> der großen Vielfalt von Angeboten<br />

und E<strong>in</strong>drücken an den fünf Tagen<br />

des Katholikentags <strong>in</strong> Mannheim: Neben<br />

den Aktivitäten auf der Kirchenmeile stand<br />

der Katholikentagsbesucher vor der Qual<br />

der Wahl aus 1.200 Veranstaltungen, und<br />

leider wurde nur über wenige – vorwiegend<br />

die mit „Reizthemen“ – medienwirksam<br />

berichtet. Wer <strong>in</strong> Mannheim dabei war und<br />

die Berichterstattung <strong>in</strong> den Medien verfolgt<br />

hat, musste manchmal denken, er sei<br />

bei e<strong>in</strong>er anderen Veranstaltung gewesen.<br />

D A S Z I T A T<br />

Bundes<strong>in</strong>nenm<strong>in</strong>ister Dr. Hans-Peter<br />

Friedrich (KV) sprach der AGV und den<br />

katholischen Studentenverbänden<br />

beim Katholikentag <strong>in</strong> Mannheim<br />

öffentlich Anerkennung und Dank aus:<br />

„Ihr macht wirklich e<strong>in</strong>e hervorragende<br />

Arbeit. Ich b<strong>in</strong> stolz, mit zu dieser<br />

Bewegung zu gehören, die an den<br />

Hochschulen den christlichen Glauben<br />

als etwas Zentrales hochhält und dafür<br />

e<strong>in</strong>steht. Herzlichen Dank.“<br />

Die meisten Katholikentagsbesucher<br />

waren sicher nicht nach Mannheim gekommen,<br />

nur um Probleme zu wälzen und<br />

Forderungen zu stellen, von denen sie wussten,<br />

dass sie hier nicht erfüllt werden würden.<br />

Sie kamen <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie, um e<strong>in</strong> Fest<br />

ihres Glaubens zu feiern. Und sie kamen,<br />

um ihren Glaubens-Akku für den Alltag<br />

wieder aufzuladen und sich ihres Glaubens<br />

<strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>schaft mit Gleichges<strong>in</strong>nten<br />

neu zu vergewissern.<br />

Insgesamt haben nach Angaben des ZdK<br />

rund 80.000 Besucher den Weg nach<br />

Mannheim gefunden, davon 33.000 Dauerteilnehmer.<br />

Schaut man <strong>in</strong> die Alters-Statis-<br />

tik, so war es e<strong>in</strong> Katholikentag für alle Generationen.<br />

Die Jugend war wieder stark vertreten:<br />

Rund 38 Prozent gehörten zur Altersgruppe<br />

bis 29 Jahre, davon über 21 Prozent<br />

sogar jünger als 18 Jahre. Die weitere Verteilung:<br />

Der Altersgruppe zwischen 30 und<br />

39 Jahren gehörten 7,7 Prozent an; 40 bis 49<br />

Jahre waren 19 Prozent, 50 bis 59 Jahre 18,1<br />

Prozent und 60 Jahre und älter 17,1 Prozent.<br />

Die Kirche ist mehr<br />

als die Summe ihrer Defizite<br />

Was bleibt jetzt vom „Aufbruch”?<br />

Zunächst sicher e<strong>in</strong>mal die Erkenntnis, dass<br />

die Situation unserer Kirche mehr als die<br />

Summe ihrer Defizite ist, wie es ZdK-<br />

Präsident Alois Glück ausgedrückt<br />

hat. Er konnte zu recht<br />

feststellen:„Wir haben hier e<strong>in</strong>e<br />

lebendige, vitale, glaubensstarke<br />

Kirche erlebt.“ Und wer mit<br />

offenen Augen und Ohren über<br />

die Kirchenmeile schlenderte,<br />

der machte Bekanntschaft mit<br />

e<strong>in</strong>er Kirche, die nicht nur aus<br />

Enttäuschten und Verbitterten<br />

besteht. Man begegnete vornehmlich<br />

zuversichtlichen<br />

Menschen – wenn man sich nur<br />

die Mühe machte, mit ihnen zu<br />

reden. Dies bedeutet allerd<strong>in</strong>gs<br />

nicht, dass die Katholikentagsteilnehmer<br />

die zweifellos problembehaftete<br />

Situation <strong>in</strong><br />

ihrer Kirche nicht gesehen oder<br />

gar ignoriert hätten. Aber sie<br />

haben sich nicht frustriert <strong>in</strong> die<br />

<strong>in</strong>nere Emigration zurückgezogen. Überzeugend<br />

als Christen zu handeln, statt über die<br />

Kirche zu jammern, hieß die Botschaft <strong>in</strong><br />

Mannheim – jedenfalls für die große Mehrheit.<br />

Damit dies so bleibt, müssen der Aufbruchsrhetorik<br />

der Veranstalter des Katholikentreffens<br />

allerd<strong>in</strong>gs bald Taten folgen.<br />

E<strong>in</strong>e weitere wichtige Erkenntnis machte<br />

Bischof Wiesemann <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Interview<br />

am AGV-Stand deutlich: Nicht nur die kirchlichen,<br />

sondern vor allem auch die gesellschaftlichen<br />

Entwicklungen und die sich<br />

verändernden Lebenswirklichkeiten der<br />

Menschen machen neue pastorale Konzepte<br />

und Strukturen unabd<strong>in</strong>gbar. Die<br />

alle<strong>in</strong>ige Fixierung auf den eigenen<br />

Kirchturm bietet ke<strong>in</strong>e Zukunftsperspektiven.<br />

Der Jugendbischof zeigte großes Verständnis<br />

für die Sorgen und Ängste vieler<br />

Menschen angesichts der anstehenden<br />

Veränderungen. Aber Sturheit und e<strong>in</strong>e daraus<br />

resultierende „Weiter-so-Mentalität“<br />

weisen nach se<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nicht den richtigen<br />

Weg. Zwei Aspekte hält Wiesemann<br />

für zentral: In der Kirche vor Ort e<strong>in</strong>e geistige<br />

Heimat zu haben und sich gleichzeitig<br />

auf vielfältige Weise zu vernetzten, um<br />

neue Wege im Glauben f<strong>in</strong>den zu können.<br />

Hier spielen auch Veranstaltungen wie die<br />

Katholikentage e<strong>in</strong>e wichtige Rolle.<br />

Bei der Podiumsveranstaltung „Die Route neu berechnen! –<br />

Junge Wege <strong>in</strong> die Zukunft der Kirche“ diskutierte auch der<br />

AGV-Vorsitzende Adam Strzoda (rechts) über die Vorstellungen<br />

junger Menschen über die künftige Gestalt der Kirche.<br />

Ferner auf dem Podium Jugendbischof Karl-He<strong>in</strong>z Wiesemann<br />

(2. v. l<strong>in</strong>ks), die ehemalige Bundestagsabgeordnete von<br />

Bündnis 90/Die Grünen Christa Nickels (l<strong>in</strong>ks) sowie von der<br />

KJG-Freiburg Julia Niedermayer (2. v. rechts). Die Moderation<br />

hatte Erik Flügge aus Tüb<strong>in</strong>gen übernommen.<br />

Nächster Katholikentag<br />

2014 <strong>in</strong> Regensburg<br />

Das nächste Katholikentreffen – es wird<br />

das neunundneunzigste se<strong>in</strong> – ist vom 28.<br />

Mai bis 1. Juni 2014 <strong>in</strong> Regensburg geplant.<br />

Der Regensburger Bischof Dr. Gerhard L.<br />

Müller hat beim Abschlussgottesdienst <strong>in</strong><br />

Mannheim offiziell dazu e<strong>in</strong>geladen. Die<br />

Verbände sollten den Term<strong>in</strong> jetzt schon fest<br />

<strong>in</strong> ihren Jahresprogrammen e<strong>in</strong>planen,<br />

damit es nicht zu Term<strong>in</strong>kollisionen kommt.<br />

unitas 3/2012 207


208<br />

Franz Josef Pschierer Re<strong>in</strong>hard Kard<strong>in</strong>al Marx Dr. Edmund Stoiber Dr. Thomas Goppel Joachim Herrmann<br />

Hochschulf<strong>in</strong>anzierung, Europa<br />

und die Rolle des Christentums<br />

DIE AGV IM GESPRÄCH MIT POLITIK UND KIRCHE IN MÜNCHEN<br />

VON BSR. BARBARA SCHMICKLER<br />

Strahlender Sonnensche<strong>in</strong> von e<strong>in</strong>em<br />

weiß-blauen Himmel, Bayern München<br />

im F<strong>in</strong>ale der Championsleague, bayerische<br />

Gastlichkeit sowie prom<strong>in</strong>ente<br />

und <strong>in</strong>teressante Gesprächspartner –<br />

das waren die besonderen Erlebnisse<br />

beim Dialogprogramm der Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

katholischer Studentenverbände<br />

(AGV) vom 24. bis 26. April<br />

<strong>in</strong> München. Die AGV hatte die studentischen<br />

Vorstände der katholischen<br />

Korporationsverbände <strong>in</strong> die<br />

bayerische Landeshauptstadt e<strong>in</strong>geladen,<br />

um mit Vertretern aus Politik und<br />

Kirche über aktuelle Fragen zu diskutieren.<br />

Der UNITAS-Verband war besonders<br />

stark vertreten: Von den 16<br />

Teilnehmer<strong>in</strong>nen und Teilnehmern<br />

kamen elf aus dem UV, darunter VOP<br />

Kilian Schmiz, VOS Mart<strong>in</strong> Schwentker,<br />

der stv. AGV-Vorsitzende Joost Punste<strong>in</strong><br />

und der AGV-Ehrenvorsitzende<br />

Hermann-Josef Großiml<strong>in</strong>ghaus.<br />

Auch wenn es im Gespräch mit dem<br />

CSU-Ehrenvorsitzenden und Leiter der Anti-<br />

Bürokratie-Arbeitsgruppe der EU-Kommission<br />

Dr. Edmund Stoiber (CV) <strong>in</strong> der<br />

CSU-Parteizentrale vor allem um Europa<br />

g<strong>in</strong>g, verzichtete der ehemalige M<strong>in</strong>isterpräsident<br />

nicht auf bayerische Tradition: Es<br />

gab Weißwürste und Brezeln als zweites<br />

Frühstück. Inhaltlich stand die Frage im<br />

Fokus: Wie geht es mit Europa weiter?<br />

Für Stoiber ist Europa vor allem e<strong>in</strong><br />

heterogenes Gebilde, das aufgrund der<br />

Bevölkerungsentwicklung im weltweiten<br />

unitas 3/2012<br />

Vergleich an Bedeutung verlieren wird.<br />

Wenn 2040 acht bis achte<strong>in</strong>halb Milliarden<br />

Menschen die Erde bevölkern, werden <strong>in</strong><br />

Europa fünfzig Millionen weniger als heute<br />

leben. „Daraus ergeben sich langfristige<br />

Folgen“, prognostizierte Edmund Stoiber.<br />

E<strong>in</strong>e Kritik an Europa: Es werde zu spät<br />

diskutiert. Manche Maßnahmen seien<br />

schon beschlossen, ehe es überhaupt e<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>haltliche Ause<strong>in</strong>andersetzung darüber<br />

gegeben habe, wie das aktuelle Beispiel der<br />

Fluggastdatenspeicherung zeige.<br />

„Was ist mit Europa passiert?“, fragte<br />

der EU-Anti-Bürokratie-Beauftragte <strong>in</strong> die<br />

Runde. Er habe nicht geglaubt, dass Staaten<br />

zahlungsunfähig werden könnten, gestand<br />

er e<strong>in</strong>. Se<strong>in</strong>e Forderung: „Die hoch verschuldeten<br />

Länder müssen sich ändern.“ Passend<br />

dazu warf er die Frage auf, ob die<br />

Griechen das verstanden hätten. „Das wird<br />

sich mit der Wahl zeigen“, sagte Stoiber. Für<br />

ihn war klar, dass die Regeln, die wir uns<br />

gegeben haben, von Europa kontrolliert<br />

werden müssen. Stoiber machte auch deutlich,<br />

dass beim Thema Sparen oft der<br />

Gedanke an die Zukunft fehlte. Er zog den<br />

Vergleich zum Umweltschutz. In diesem<br />

Bereich hätte man schon vor Jahren verstanden,<br />

dass man die Bemühungen um<br />

die Umwelt für die Zukunft e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Rolle spielen und man sie nicht schlecht<br />

machen dürfe. „Beim Sparen war das lange<br />

nicht so klar“, kritisierte er.<br />

Stoibers Kritik g<strong>in</strong>g weiter. Bayern gehöre<br />

zu den wenigen Bundesländern, die<br />

Geber beim Länderf<strong>in</strong>anzausgleich seien. So<br />

bekomme beispielsweise Berl<strong>in</strong> von Bayern<br />

Geld und biete gebührenfreie K<strong>in</strong>dergartenplätze<br />

an, während die Bayern für diese<br />

Leistung zahlen müssten.„Das schafft Ärger<br />

<strong>in</strong> Deutschland“, konstatierte der ehemalige<br />

bayerische M<strong>in</strong>isterpräsident.<br />

Der ehemalige bayerische M<strong>in</strong>isterpräsident und Leiter der Anti-Bürokratie-Arbeitsgruppe der<br />

EU-Kommission Dr. Edmund Stoiber (Mitte) glaubt, dass Europa aufgrund se<strong>in</strong>er demografischen<br />

Entwicklung weltweit an Bedeutung verlieren wird. Der CSU-Politiker wird flankiert vom AGV-<br />

Vorsitzenden Adam Strzoda (rechts) und dem stv. Vorsitzenden Bbr. Joost Punste<strong>in</strong>.


Für Europa war sich Stoiber sicher, dass<br />

es zu e<strong>in</strong>er Transferunion kommen wird, <strong>in</strong><br />

der die Stärkeren für die Schwächeren e<strong>in</strong>stehen.<br />

Entscheidend dafür sei allerd<strong>in</strong>gs<br />

e<strong>in</strong> Mentalitätswandel. Die Problemländer<br />

müssten zunächst alles <strong>in</strong> ihren Kräften<br />

Stehende tun, um die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>in</strong> ihren Volkswirtschaften zu verbessern.<br />

„Sonst wird die europäische Währung<br />

nicht funktionieren“, sagte er und verglich<br />

die Währungsunion mit e<strong>in</strong>er Eliteklasse.<br />

Wenn schwächere Schüler hier aufgenommen<br />

werden wollten, müssten sie sich<br />

bemühen, auch Elite zu werden, oder die<br />

Klasse wieder verlassen.<br />

Edmund Stoiber beklagte, dass das<br />

Interesse an Europa <strong>in</strong> vielen Ländern zu<br />

ger<strong>in</strong>g sei. Auch werde die Union von den<br />

Bürgern <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie als Dienstleister<br />

gesehen und weniger als politische Größe.<br />

Ke<strong>in</strong>e Alternative zu Europa<br />

Er gab auch den Vertretern der AGV e<strong>in</strong>e<br />

Botschaft mit auf den Weg: „Zu Europa gibt<br />

es für uns ke<strong>in</strong>e Alternative.“ Es sei gerade<br />

die Aufgabe der jüngeren Generation, an<br />

dieser Aufgabe mitzuarbeiten. Die katholischen<br />

Studentenverbände forderte Stoiber<br />

auf, sich h<strong>in</strong>ter tradierte Werte zu stellen.<br />

Denn gerade heute suchten die Menschen<br />

nach Orientierung.<br />

Auch bei der Begegnung mit Kard<strong>in</strong>al<br />

Re<strong>in</strong>hard Marx (UV) spielte die Frage der<br />

europäischen Herausforderung e<strong>in</strong>e Rolle.<br />

„Wenn Europa nicht mehr zu bieten hat als<br />

e<strong>in</strong>e technokratische Wirtschaftsgeme<strong>in</strong>schaft,<br />

dann hat es ke<strong>in</strong>e Zukunft mehr“,<br />

sagte der Präsident der Kommission der<br />

Europäischen Bischofskonferenzen (ComECE),<br />

der die AGV-Vertreter im nach über dreijähriger<br />

Restaurierungszeit erst kürzlich wieder<br />

bezogenen Erzbischöflichen Palais empf<strong>in</strong>g.<br />

Er forderte e<strong>in</strong>e positive Idee und begeisterungsfähige<br />

Ziele, ke<strong>in</strong>e Angstdiskussion.<br />

„Christentum <strong>in</strong> Europa steckt<br />

noch <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>derschuhen“<br />

Im Zentrum des Gesprächs mit Bbr.<br />

Kard<strong>in</strong>al Marx stand die neue Evangelisierung<br />

des Kont<strong>in</strong>ents. In Anlehnung an<br />

e<strong>in</strong>en Ausspruch des französischen Kard<strong>in</strong>als<br />

Lustiger vertrat er die provokante<br />

These, das Christentum stecke <strong>in</strong> Europa<br />

noch <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>derschuhen. „Wir müssen<br />

uns bewusst se<strong>in</strong>, dass die große Zeit des<br />

Christentums, <strong>in</strong> der es sich beweisen und<br />

bewähren muss, <strong>in</strong> der wir offensiv deutlich<br />

machen müssen, welcher Reichtum unser<br />

Glaube ist, welche Kraft der Lebens- und<br />

Gesellschaftsgestaltung <strong>in</strong> ihm steckt, noch<br />

vor uns liegt“, sagte der Kard<strong>in</strong>al.<br />

Heute müsse man sich oft für se<strong>in</strong>en<br />

Glauben rechtfertigen und werde zum<br />

Kard<strong>in</strong>al Re<strong>in</strong>hard Marx stellte sich nach dem Gespräch im Erzbischöflichen Palais mit den Vertretern<br />

der katholischen Studentenverbände zum Gruppenfoto. Vorne neben Bbr. Kard<strong>in</strong>al Marx:<br />

Bsr. Barbara Schmickler, AGV-Pressereferent<strong>in</strong> und die Autor<strong>in</strong> dieses Berichts, sowie der AGV-<br />

Ehrenvorsitzende Bbr. Hermann-Josef Großiml<strong>in</strong>ghaus.<br />

Beispiel ungläubig gefragt:„Sie gehen noch<br />

zur Kirche?“ Christen sollten offensiv die<br />

Gegenfrage stellen: „Wie, Sie etwa nicht?“,<br />

machte der Münchener Erzbischof klar.<br />

Marx forderte e<strong>in</strong>e eigene Lebenskultur,<br />

gerade als katholische Akademiker sollten<br />

wir beispielsweise den Sonntag feiern.<br />

Außerdem empfahl er, die Zeichen der Zeit<br />

im Lichte des Evangeliums zu lesen. Je<br />

moderner die Gesellschaft werde, desto<br />

mehr verliere sie die Religion – diese These<br />

des fortlaufenden Prozesses der Säkularisierung<br />

sah der Kard<strong>in</strong>al als falsch an.<br />

„Religion ist wieder e<strong>in</strong> Thema“, me<strong>in</strong>te er.<br />

Der Abgesang auf den christlichen Glauben<br />

sei voreilig, denn es se<strong>in</strong> „normal“, dass wir<br />

uns als Christen bewähren müssen.<br />

„Die neue Evangelisierung kommt nicht<br />

von Afrika“, so Bbr. Marx. Mission erfolge <strong>in</strong><br />

erster L<strong>in</strong>ie über Beziehungen und beg<strong>in</strong>ne<br />

im Kle<strong>in</strong>en, <strong>in</strong> der Familie oder <strong>in</strong> der Pfarrei.<br />

Hier liege der Schlüssel. Bei der Jugendarbeit<br />

stürze sich alles auf Erstkommunionk<strong>in</strong>der<br />

und die Firml<strong>in</strong>ge. „Ab 14 Jahren ist<br />

es dann vorbei. Man muss sich auch auf die<br />

Älteren konzentrieren“, forderte Kard<strong>in</strong>al<br />

Marx. Man müsse die jungen Menschen<br />

befähigen, mit den Komplexitäten <strong>in</strong> ihrer<br />

Lebenswelt umzugehen.<br />

Auf die Anmerkung, dass sich Verb<strong>in</strong>dungsstudenten<br />

oft nicht von den Studentengeme<strong>in</strong>den<br />

angesprochen fühlten,<br />

sagte Marx, dass er den Priestern sage, sie<br />

sollten auch zu den studentischen Korporationen<br />

gehen. Doch zur Hochschulgeme<strong>in</strong>de<br />

sollten nach se<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nicht<br />

nur die Studenten gehören, sondern auch<br />

Professoren und Mitarbeiter, denn die<br />

Geme<strong>in</strong>de sei e<strong>in</strong> Ort für die ganze<br />

Universität.<br />

Kern des Glaubens entdecken<br />

Trotz den Ungleichzeitigkeiten <strong>in</strong> der<br />

Kirche sollte das Katholische die Vielfalt<br />

ermöglichen, aber vor allem zusammenführen.<br />

Wichtig sei, so Marx, dass die<br />

Menschen den Kern des Glaubens entdekken<br />

und so ihren Horizont erweitern. Diese<br />

neue Evangelisierung bedeute e<strong>in</strong>e<br />

anspruchsvolle Existenz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er pluralen<br />

Gesellschaft. Für Marx war klar: Der Glaube<br />

ist das Licht der Vernunft.„Christus und se<strong>in</strong>em<br />

Volk gehört die Zukunft!“<br />

Für die Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft katholischer<br />

Studentenverbände ist die Generationengerechtigkeit<br />

e<strong>in</strong> wichtiges Thema,<br />

das zur Debatte um neue Schulden gehört.<br />

Im Gespräch mit dem Staatssekretär im<br />

bayerischen F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>isterium, Franz Josef<br />

Pschierer, bestimmte die F<strong>in</strong>anzkrise das<br />

Gespräch. „Bayern hat es <strong>in</strong> der Krise gut<br />

geschafft, es gab kaum Entlassungen“,<br />

sagte der CSU-Politiker. Der Freistaat sei das<br />

e<strong>in</strong>zige Bundesland, das während der Krise<br />

se<strong>in</strong>en Haushalt ausgleichen konnte. „Wir<br />

haben unsere Rücklagen genutzt“, die <strong>in</strong><br />

Folge e<strong>in</strong>es Sparpaketes der Regierung<br />

Stoiber gebildet worden waren.<br />

Auch im Gespräch mit Pschierer g<strong>in</strong>g es<br />

um den Länderf<strong>in</strong>anzausgleich. Genauso<br />

wie Stoiber kritisierte er, dass andere >><br />

unitas 3/2012 209


Bundesländer auch mit den Mitteln aus<br />

Bayern ihren Bürgern etwas gewährten,<br />

was Bayern nicht für se<strong>in</strong>e Bürger zahlt.<br />

Se<strong>in</strong> Stichwort: Studiengebühren. In Bayern<br />

würden Studiengebühren für die Verbesserung<br />

der Lehre e<strong>in</strong>gesetzt und nicht<br />

zur Entlastung des Landeshaushalts. Er<br />

wandte sich gegen die „Vollkasko-Mentalität“<br />

des Staates. „Output-orientierte Wähler<br />

sehen den Staat als Supermarkt. Das ist<br />

e<strong>in</strong> gefährliches Bild vom Staat“, sagte er.<br />

Beim Thema Hochschulf<strong>in</strong>anzierung<br />

plädierte Pschierer für e<strong>in</strong>e Trennung der<br />

Kompetenzen von Bund und Ländern und<br />

wandte sich gegen die Pläne von Bundesm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong><br />

Annette Schavan, das Kooperationsverbot<br />

von Bund und Ländern im<br />

Bereich Bildung aufzuweichen. „Bundesautobahnen,<br />

Infrastruktur – das s<strong>in</strong>d orig<strong>in</strong>äre<br />

Aufgaben des Bundes“, stellte<br />

Pschierer fest, nicht aber die Schulen und<br />

Hochschulen.<br />

Es gebe auch viele Themen, die nach<br />

Europa gehörten, so der Staatssekretär. Als<br />

Beispiele nannte er Sicherheit und Umwelt.<br />

Im Zuge der F<strong>in</strong>anzkrise warnte Pschierer<br />

allerd<strong>in</strong>gs: „Irgendwann zerreißt es uns.“<br />

Über e<strong>in</strong>e Rettung von Griechenland könne<br />

man sprechen, allerd<strong>in</strong>gs gebe es ke<strong>in</strong>en<br />

Schirm, der so groß wäre, um Italien vor<br />

dem Staatsbankrott zu bewahren. Er forderte<br />

e<strong>in</strong>e Bankenaufsicht und e<strong>in</strong>en<br />

Fiskalpakt, an den sich alle halten.<br />

„Europa muss mit e<strong>in</strong>er<br />

Stimme sprechen“<br />

„Europa muss mit e<strong>in</strong>er Stimme sprechen.<br />

27 Stimmen zu Syrien würde ke<strong>in</strong>er<br />

ernst nehmen“, so der Appell von Franz<br />

Josef Pschierer.<br />

Auch für den ehemaligen Wissenschaftsm<strong>in</strong>ister<br />

Dr. Thomas Goppel (KV),<br />

der die Studenten im Bayerischen Landtag<br />

traf, ist klar: „Bildung und Kultur s<strong>in</strong>d<br />

Ländersache.“ Es gebe unterschiedliche<br />

Vorstellungen von Bildung <strong>in</strong> Kiel, München,<br />

Dresden oder Stuttgart. Wenn der<br />

Bund das Geld verteilen würde, wäre diese<br />

Tatsache nicht im Blick.<br />

Vor Ostern sorgte das Tanzverbot an<br />

den Feiertagen für Diskussionen. Goppel<br />

vertritt hier e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Haltung:<br />

„Wenn man es hergibt, kommt es nie wieder.“<br />

Bei uns gelte das Wertefundament<br />

des christlichen Abendlands.„Wenn wir das<br />

aufgeben, haben wir irgendwann gar ke<strong>in</strong>e<br />

Nachtruhe mehr“, sagte Goppel und kritisierte<br />

allgeme<strong>in</strong>, dass es heute zu wenig<br />

christliche Werte <strong>in</strong> der Politik gebe. „Damit<br />

verändern wir die Konditionen.“ Goppel<br />

verwies auf Konrad Adenauer, der erzkatholisch<br />

und für den Nächstenliebe das Maß<br />

der D<strong>in</strong>ge gewesen sei. Dabei brauche man<br />

den Christen nicht, um den Staat zu organi-<br />

210<br />

unitas 3/2012<br />

Oben: Der ehemalige bayerische Wissenschaftsm<strong>in</strong>ister Dr. Thomas Goppel (rechts) spricht<br />

sich gegen die Aufweichung des Tanzverbots an den stillen Feiertagen aus.<br />

� Mitte: Der bayerische Innenm<strong>in</strong>ister Joachim Herrmann sieht e<strong>in</strong> schw<strong>in</strong>dendes Unrechtsbewusstse<strong>in</strong>.<br />

� Unten: M<strong>in</strong>ister Herrmann mit den Sem<strong>in</strong>arteilnehmern.<br />

sieren, sondern um den Menschen e<strong>in</strong> Ziel<br />

zu geben. Goppel forderte e<strong>in</strong>e neue soziale<br />

Diskussion bei der gerade die nächste<br />

Generation gefordert sei.<br />

Am Gespräch mit Goppel nahm auch<br />

Alexander Dorow teil, der erst seit wenigen<br />

Wochen als Nachrücker für den ehemaligen<br />

F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>ister Georg Fahrenschon Mitglied<br />

im Bayerischen Landtag ist. Vorher hat<br />

er als Journalist beim Bayerischen Rundfunk<br />

gearbeitet. E<strong>in</strong> Wechsel von e<strong>in</strong>em der<br />

unpopulärsten Berufe zum anderen. Auf die<br />

Frage, was ihn zu diesem Wechsel bewegt<br />

habe, bekannte der ehemalige Moderator<br />

der Nachrichtensendungen Rundschau und


Rundschau-Magaz<strong>in</strong>: „Die Arbeit mit den<br />

Menschen und dass der Beruf so lebendig<br />

ist.“ Wenn man den Job mag, sei das Image<br />

ke<strong>in</strong> Problem.<br />

Sicherheit und Freiheit<br />

Nächstes Ziel: Das Innenm<strong>in</strong>isterium<br />

des Freistaats Bayern am Odeonsplatz. Hier<br />

waren die AGV-Vertreter Gäste von Innenm<strong>in</strong>ister<br />

Joachim Herrmann (CV). In dem<br />

Gespräch g<strong>in</strong>g es zunächst<br />

um das Verhältnis von<br />

Sicherheit und Freiheit. „E<strong>in</strong><br />

M<strong>in</strong>destmaß an Freiheit erfordert<br />

e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>destmaß an<br />

Sicherheit“, so Herrmann. Für<br />

ihn ist die Sicherheit e<strong>in</strong>e<br />

Kernaufgabe des Staates.<br />

„Hier erwarten wir e<strong>in</strong>en<br />

starken Staat“, stellte er fest.<br />

Beim Thema Sicherheit komme<br />

Privatisierung nicht <strong>in</strong><br />

Frage. „E<strong>in</strong> Millionär kann<br />

sich e<strong>in</strong>en Bodyguard leisten,<br />

kle<strong>in</strong>e Leute nicht. Hier ist der<br />

Staat gefragt“, sagte der<br />

Innenm<strong>in</strong>ister.<br />

Dennoch stelle sich immer<br />

wieder die Frage, welcher<br />

Sicherheitsaspekt welchen<br />

E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> die Freiheit<br />

rechtfertigt. E<strong>in</strong> Beispiel des<br />

M<strong>in</strong>isters: In Bayern werden<br />

U-Bahnhöfe videoüberwacht.<br />

Die Mehrheit der bayerischen<br />

Bevölkerung unterstützt dies,<br />

knapp e<strong>in</strong> Fünftel der Bevölkerung<br />

allerd<strong>in</strong>gs nicht. „Bei<br />

ihnen gehen die Kameras<br />

aber ja nicht e<strong>in</strong>fach aus.“<br />

Auch die Vorratsdatenspeicherung<br />

sei e<strong>in</strong> harter<br />

Streitpunkt, so Herrmann.<br />

Hier werden Verb<strong>in</strong>dungsdaten<br />

nach richterlicher Anordnung<br />

für sechs Monate<br />

gespeichert. Beim Zugriff auf<br />

die Daten sei die Schwere des<br />

Delikts abzuwägen: „Um e<strong>in</strong>em<br />

Ladendieb auf die Spur<br />

zu kommen, seien die Daten nicht zugänglich“,<br />

erläuterte der CSU-Politiker.<br />

Rolle des Internets<br />

Gerade das Internet stelle das Rechtsbewusstse<strong>in</strong><br />

der Bürger vor e<strong>in</strong>e besondere<br />

Herausforderung. Herrmann nannte <strong>in</strong> diesem<br />

Zusammenhang das Beispiel der<br />

K<strong>in</strong>derpornografie. Die Hemmschwelle<br />

s<strong>in</strong>ke, sobald manche Inhalte auch onl<strong>in</strong>e<br />

verfügbar seien.<br />

Wie viel ist uns geistiges Eigentum<br />

wert? Herrmann warf die Frage auf, wer<br />

noch Interesse an Ausgaben für Forschung<br />

und Entwicklung habe, wenn jeder die<br />

Ergebnisse ohne Probleme nutzen dürfte.<br />

Für Herrmann rührt die E<strong>in</strong>stellung der<br />

Piratenpartei zum geistigen Eigentum an<br />

e<strong>in</strong>e Grundfrage unserer Gesellschaft.<br />

Die Piraten bezeichnete der Innenm<strong>in</strong>ister<br />

als e<strong>in</strong>en „heterogenen Haufen“<br />

und als e<strong>in</strong>e Protestbewegung gegen die<br />

etablierten Parteien. E<strong>in</strong>ige Forderungen<br />

des Shoot<strong>in</strong>gstars der letzten Landtags-<br />

Die Sem<strong>in</strong>arteilnehmer konnten natürlich auch die Münchener Brauhaus-Kultur –<br />

e<strong>in</strong> wesentlicher Bestandteil der bayerischen Lebensart – genießen.<br />

Hier im „Weisse Bräuhaus“.<br />

wahlen sieht er als „illusionär und falsch“<br />

an, etwa die kostenlose Nutzung des<br />

öffentlichen Personennahverkehrs oder die<br />

Legalisierung von Drogen. Dennoch müsse<br />

man die Partei ernst nehmen, gerade durch<br />

das Internet gebe es e<strong>in</strong>e Enthemmung.<br />

Das Internet bietet laut Joachim<br />

Herrmann aber auch viele Chancen. Bei der<br />

Frage, wie sich Öffentlichkeit an der politischen<br />

Willensbildung beteiligen kann,<br />

müsse es Transparenz geben. Hier könnte<br />

das Internet besser genutzt werden und<br />

der Staat so e<strong>in</strong>en durchsichtigen Entscheidungsprozess<br />

für Interessierte organisieren,<br />

sagte der M<strong>in</strong>ister.<br />

Von rechtsradikalen<br />

Burschenschaften distanzieren<br />

Von rechtsradikalen Tendenzen <strong>in</strong> Teilen<br />

der Deutschen Burschenschaft sollten die<br />

katholischen Studentenverbände sich auf<br />

jeden Fall distanzieren, um nicht mit <strong>in</strong><br />

Verruf zu geraten, so der Rat von Innenm<strong>in</strong>ister<br />

Herrmann. „Wer jenseits der<br />

Grenzen agiert, muss auch klar beim<br />

Namen benannt werden!“ In diesem Zusammenhang<br />

forderte Herrmann, dass<br />

auch von Universitätsleitungen<br />

erwartet werden<br />

muss, dass sie bei den<br />

Studentenverb<strong>in</strong>dungen differenzieren<br />

können.<br />

Herrmann lobte die AGV<br />

für ihr Engagement und ermunterte<br />

die Vertreter, weiterh<strong>in</strong><br />

und verstärkt zusammen<br />

zu arbeiten. Als wichtiges<br />

geme<strong>in</strong>sames Thema<br />

nannte er die Grundwertedebatte,<br />

<strong>in</strong> der gerade die<br />

katholischen Akademiker<br />

sich e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen sollten.<br />

Neben dem Austausch<br />

mit den Vertretern von Politik<br />

und Kirche konnten sich auch<br />

die Vororte untere<strong>in</strong>ander<br />

sowie mit dem AGV-Vorstand<br />

austauschen. E<strong>in</strong>e Möglichkeit<br />

dazu bot die AGV-Mitgliederversammlung<br />

<strong>in</strong> den<br />

Räumlichkeiten der K.St.V.<br />

Albertia.<br />

Dort wurde auch geme<strong>in</strong>sam<br />

das Fußballspiel<br />

des FC Bayern München geguckt<br />

und nach Hoffen,<br />

Bangen und Elfmeterschießen<br />

gefeiert. Außerdem<br />

blieb auch noch etwas Zeit,<br />

um München zu erkunden,<br />

die e<strong>in</strong> oder andere Maß zu<br />

tr<strong>in</strong>ken und kommende Aktionen<br />

zu planen.<br />

Zum Abschluss der Veranstaltung<br />

konnte der AGV-<br />

Vorsitzende Adam Strzoda (KV) e<strong>in</strong>e positive<br />

Bilanz ziehen: „Das Sem<strong>in</strong>ar hat wieder<br />

gezeigt, dass die Arbeit der AGV wahrgenommen<br />

wird und die Vertreter der katholischen<br />

Studentenverbände gern gesehene<br />

und geschätzte Diskussionspartner s<strong>in</strong>d.“<br />

Zufrieden zeigten sich auch die Vertreter<br />

der Vororte und bedankten sich für die gute<br />

Organisation. Das nächste Sem<strong>in</strong>ar im<br />

Rahmen des Dialogprogramms der AGV<br />

wird Ende September <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> stattf<strong>in</strong>den.<br />

Fotos: H.-J. Großiml<strong>in</strong>ghaus<br />

unitas 3/2012 211


Der Vorort vor Ort<br />

Der Vorort <strong>Unitas</strong> Franko-Saxonia möchte Euch auch <strong>in</strong> dieser Ausgabe der UNITAS wieder<br />

kurze E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Arbeit und Reisen geben, die er im Namen des Verbandes <strong>in</strong> den letzten<br />

Monaten unternommen hat. Ausführlichere Berichte s<strong>in</strong>d im monatlichen Newsletter und an<br />

anderer Stelle <strong>in</strong> dieser unitas-Ausgabe zu f<strong>in</strong>den.<br />

Dreiverbände-Gespräch<br />

<strong>in</strong> Regensburg<br />

Der Vorort besuchte das<br />

jährliche Dreiverbändegespräch,<br />

bei dem <strong>in</strong> diesem Jahr<br />

der UV Gastgeber <strong>in</strong> Regensburg<br />

war. S<strong>in</strong>n und Zweck dieser<br />

Veranstaltung ist die Kommunikation<br />

und der Austausch<br />

zwischen den katholischen<br />

Dachverbänden CV, KV und UV.<br />

Auf der Tagesordnung stand<br />

u. a., die Organisation geme<strong>in</strong>samer<br />

Projekte der katholischen<br />

Verbände wie beispielsweise<br />

der nächste Katholikentag<br />

im Jahre 2014 oder e<strong>in</strong>e<br />

geme<strong>in</strong>same Interessenvertretung<br />

im ZdK. So wurden <strong>in</strong> der<br />

historischen Stadt Regensburg<br />

„am grünen Tisch“ geme<strong>in</strong>same<br />

Positionen erarbeitet, die<br />

die Zusammenarbeit der Verbände<br />

<strong>in</strong> den nächsten Jahren<br />

optimieren sollen. Die Veranstaltung<br />

zeigte, dass trotz der<br />

vorhandenen Unterschiede viele Geme<strong>in</strong>samkeiten<br />

existieren.<br />

Vorortsantritt im<br />

Sommersemester 2012<br />

Als erste Vorortsfahrt im Sommersemester<br />

2012 verschlug es uns <strong>in</strong> die schönen<br />

Städte Bonn und Köln am Rhe<strong>in</strong>. Wir<br />

verweilten dort zunächst bei der <strong>Unitas</strong><br />

Stolzenfels, welche zu ihrer<br />

Antrittskneipe geladen hatte. Es<br />

gab viel zu feiern, wurden doch<br />

drei Füxe geburscht und vier<br />

neue Füxe recipiert.<br />

Den nächsten Tag verbrachten<br />

wir <strong>in</strong> der Rhe<strong>in</strong>metropole<br />

Köln bei der <strong>Unitas</strong> Landshut<br />

und der <strong>Unitas</strong> Theophanu, welche<br />

zusammen e<strong>in</strong>e Kreuzkneipe<br />

anlässlich des beg<strong>in</strong>nenden<br />

Sommersemesters schlugen.<br />

Wir wurden Zeugen e<strong>in</strong>es<br />

typisch kölnischen Abends, der<br />

e<strong>in</strong>drucksvoll zeigte, dass man<br />

nicht nur Karneval rhe<strong>in</strong>ländisch<br />

feiern kann, und uns wurde klar,<br />

dass es sich nicht nur zur fünften<br />

Jahreszeit lohnt, nach Köln zu<br />

fahren.<br />

212<br />

unitas 3/2012<br />

Oben: Kreuzkneipe der UNITAS Landshut und der UNITAS Theophanu <strong>in</strong> Köln.<br />

Unten: Europa-Kommers der UNITAS Ruhrania <strong>in</strong> Essen.<br />

AGV Dialogprogramm<br />

<strong>in</strong> München<br />

Zusammen mit den Spitzen der anderen<br />

katholischen Korporationsverbände<br />

fand das zweite Dialogprogramm der<br />

Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft katholischer Studentenverbände<br />

(AGV) <strong>in</strong> der bayerischen<br />

Landeshauptstadt statt. Die vom 24. bis<br />

zum 26. April dauernde Tagung war mit<br />

Gesprächspartnern wie Bbr. Re<strong>in</strong>hard Kardi-<br />

Gruppenfoto mit dem ehem. bayerischen M<strong>in</strong>isterpräsidenten Dr. Edmund<br />

Stoiber beim DIALOGPROGRAMM der AGV <strong>in</strong> München.<br />

nal Marx, dem ehemaligen bayerischen<br />

M<strong>in</strong>isterpräsidenten Dr. Edmund Stoiber<br />

(CV), dem bayrischen Innenm<strong>in</strong>ister<br />

Joachim Herrmann (CV) und dem ehemaligen<br />

bayerischen Wissenschaftsm<strong>in</strong>ister Dr.<br />

Thomas Goppel (KV) hochrangig besetzt<br />

und bot bei bestem Wetter und bayerischer<br />

Gastfreundschaft e<strong>in</strong>e rundum gelungene<br />

Veranstaltung mit <strong>in</strong>teressanten Denkanstößen<br />

<strong>in</strong> den Bereichen Politik und<br />

Kirche. (S. eigenen Bericht auf S. 208 f.)<br />

Der Vorort zu Gast<br />

beim Europa-<br />

Kommers <strong>in</strong> Essen<br />

Der gelungene Europa-<br />

Kommers der UNITAS<br />

Ruhrania <strong>in</strong> Essen setzte am 5.<br />

Mai 2012 u. a. mit der Festrede<br />

von Bbr. Dr. Christof M.<br />

Beckmann zum Thema Europa<br />

und das Erbe Robert<br />

Schumans Akzente h<strong>in</strong>sichtlich<br />

des Lebens des „Europavaters“<br />

Robert Schuman, der<br />

europäischen Identität und<br />

unserer dr<strong>in</strong>genden Verantwortung<br />

zur Erhaltung und<br />

weiteren Verwirklichung der<br />

europäischen Idee im Zeitalter


von Krise und Umbruch. Mit den Worten des<br />

Festredners: „Vivat, crescat, floreat – Europa<br />

<strong>in</strong> Unitate!“<br />

E<strong>in</strong> Hauch von Europa im<br />

„kle<strong>in</strong>en Kreise“ – EKV-Sitzung<br />

<strong>in</strong> Koblenz/Neuwied<br />

Am 12. Mai besuchten wir <strong>in</strong> Vertretung<br />

der beiden EKV-Delegierten des <strong>Unitas</strong>-<br />

Verbandes die 12. ordentliche Kartellvollversammlung<br />

<strong>in</strong> Koblenz. Wir bekamen<br />

e<strong>in</strong>en umfassenden E<strong>in</strong>druck von der Arbeit<br />

des EKV, erkannten das <strong>in</strong>ternationale<br />

Bestreben des EKV, waren doch auch<br />

Vertreter vor allem österreichischer, aber<br />

auch schweizerischer und belgischer Verbände<br />

anwesend. Es wurden weitere Korporationen<br />

<strong>in</strong> die sogenannte „Freie Kurie“, e<strong>in</strong><br />

Zusammenschluss verschiedenster Verb<strong>in</strong>dungen<br />

ohne Dachverband, aufgenommen.<br />

Zum Abschluss feierten wir e<strong>in</strong>e sehr<br />

schöne Eucharistiefeier <strong>in</strong> der altehrwürdigen<br />

Rommersdorfer Abtei.<br />

Der Vorort bei der Hetania<br />

Am Sonntag, den 17. Juni machte sich<br />

e<strong>in</strong>e dreiköpfige Marburger Delegation<br />

nach Würzburg auf, um e<strong>in</strong>en der<br />

Traditionsvere<strong>in</strong>e des <strong>Unitas</strong>-Verbandes<br />

anlässlich des Spanferkel-Essens im Garten<br />

des Würzburger <strong>Unitas</strong>-Hauses zu besuchen.<br />

In gemütlicher Runde bei Speis und<br />

Trank tauschten wir uns aus und rundeten<br />

den Besuch mit e<strong>in</strong>em Sieg der DFB-Elf im<br />

letzten Gruppenspiel ab.<br />

E<strong>in</strong>weihung des Fußballplatzes<br />

im Caritas-K<strong>in</strong>derdorf<br />

Markkleeberg<br />

Oben: Beim Festkommers<br />

anlässlich des Stiftungsfests<br />

der Bonner UNITAS-Vere<strong>in</strong>e,<br />

<strong>in</strong>sbesondere des 100-jährigen<br />

Bestehens der UNITAS Rhenania.<br />

Vorne am Ehrengasttisch<br />

Bbr. Dr. h. c. Rudolf Seiters,<br />

der die Festrede übernommen<br />

hatte.<br />

L<strong>in</strong>ks: Blick <strong>in</strong> die Kartell-<br />

Vollversammlung des EKV <strong>in</strong><br />

Koblenz.<br />

Nach e<strong>in</strong>er zweijährigen Planungs- und<br />

Gestaltungsphase war er erfreulicherweise<br />

möglich, den neu entstandenen Fußballplatz<br />

passend zum Auftakt der Europameisterschaft<br />

im Rahmen e<strong>in</strong>es Turnieres<br />

e<strong>in</strong>weihen zu dürfen. Die<br />

großen Gew<strong>in</strong>ner des Turniers<br />

waren selbstverständlich<br />

die K<strong>in</strong>der, die sich neben<br />

den neuen Sportanlagen<br />

über e<strong>in</strong>e komplette Ausstattung<br />

an Fußballschuhen<br />

und Trikots, natürlich mit<br />

e<strong>in</strong>em „<strong>Unitas</strong>“ Schriftzug<br />

auf dem Rücken, sichtlich gefreut<br />

haben. Abgerundet<br />

wurde dieser gelungene Tag<br />

mit e<strong>in</strong>er Stadtführung<br />

durch Leipzig und e<strong>in</strong>em unitarischen<br />

Abend.<br />

Festzeit <strong>in</strong> Bonn<br />

Am Freitag, den 08. Juni<br />

2012, hatten wir die Ehre, <strong>in</strong><br />

Bonn e<strong>in</strong>em unitarischen<br />

Großereignis beizuwohnen.<br />

Im Festsaal des Bristol-Hotels<br />

fand der Festkommers<br />

anlässlich der Stiftungsfeste<br />

der Bonner <strong>Unitas</strong> Vere<strong>in</strong>e<br />

statt. Die Corona füllte den<br />

kompletten Saal aus und<br />

durfte dem schön geschlagenen Kommers<br />

unter der Leitung des nun hundertjährigen<br />

W.K.St.V. <strong>Unitas</strong> Rhenania beiwohnen. Der<br />

Festredner, Bundesbruder Dr. Rudolf Seiters,<br />

Bundesm<strong>in</strong>ister a. D., zeigte authentisch die<br />

spannenden Tage der Wiedervere<strong>in</strong>igung<br />

an drei prägnanten Daten auf und ermunterte,<br />

sich e<strong>in</strong> eigenes Bild von den neuen<br />

Bundesländern zu machen. E<strong>in</strong> herzliches<br />

Gratulor, auf die nächsten 100 Jahre!<br />

Gib Gewalt ke<strong>in</strong>e Chance!<br />

Liebe Bundesschwestern und liebe Bundesbrüder,<br />

der Vorort Franko-Saxonia hat geme<strong>in</strong>sam mit den Vororten des CV und des KV<br />

beschlossen, e<strong>in</strong>e Initiative zur Erfassung von Gewalt gegen katholische Studentenverbände<br />

<strong>in</strong>s Leben zu rufen. Glücklicherweise ist der UNITAS-Verband im Vergleich<br />

zu anderen Dachverbänden nicht das Hauptziel von Übergriffen, dennoch s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige<br />

Fälle bekannt und e<strong>in</strong> generell vorhandenes Gewaltpotenzial lässt sich nicht ausschließen.<br />

Ziel dieses Projekts ist es, zunächst e<strong>in</strong>e Datenbank zu erstellen, <strong>in</strong> der Gewalttaten<br />

gegen Mitglieder unserer katholischen Dachverbände oder deren Häuser registriert<br />

werden. Man geht davon aus, dass sich die Gewalttaten gegenüber Verb<strong>in</strong>dungsstudenten<br />

<strong>in</strong> den vergangenen Jahren gehäuft haben, allerd<strong>in</strong>gs stark lokal differieren.<br />

Mit der Sammlung der Daten möchten wir verifizieren, ob es sich um E<strong>in</strong>zelfälle handelt<br />

oder ob wir uns mit e<strong>in</strong>em grundlegenden Problem konfrontiert sehen. Je nach<br />

Datenlage hätten wir <strong>in</strong> der zweiten Phase des Projekts e<strong>in</strong>e sichere und belegte<br />

Grundlage, um auf das eventuelle Problem wirkungsvoll aufmerksam zu machen.<br />

Dabei werden eure Daten selbstverständlich streng vertraulich behandelt! Wir möchten<br />

euch hiermit auffordern, Fälle von Gewalt gegen Unitarier oder deren Eigentum<br />

aus der jüngeren Vergangenheit (auch solche, die nicht zur Anzeige gebracht wurden),<br />

sowie aktuelle und kommende an den Vorort zu melden und so Gewalt und<br />

Intoleranz E<strong>in</strong>halt zu gebieten. Die erste Phase (Sammlung der Daten) ist für e<strong>in</strong><br />

knappes Jahr geplant, spätestens dann möchten wir e<strong>in</strong>e Bilanz ziehen, aus der sich<br />

mögliche weitere Schritte ergeben!<br />

Kilian Schmiz, VOP<br />

unitas 3/2012 213


?Ihr E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> die Junge Union 1963 war<br />

der Anfang Ihrer langjährigen Arbeit als<br />

Politiker auf Landes- und Bundesebene.<br />

Was war ausschlaggebend im Leben des jungen<br />

Friedrich Bohl, sich <strong>in</strong> die Politik „e<strong>in</strong>zumischen“?<br />

Bohl: Mich haben als Heranwachsender die<br />

brutale Niederschlagung des Ungarnaufstandes<br />

1956 und der unmenschliche<br />

Mauerbau 1961 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> sehr bewegt und<br />

geprägt. Ich begann, mich politisch zu<br />

<strong>in</strong>teressieren und die politischen Vorgänge<br />

<strong>in</strong> unserem Land sowie <strong>in</strong> der Welt zu verfolgen.<br />

Die klare Westpolitik Konrad Adenauers<br />

und se<strong>in</strong> Bekenntnis zur Freiheit<br />

haben mich <strong>in</strong>spiriert, 1963 me<strong>in</strong>en Weg <strong>in</strong><br />

die Junge Union und die CDU zu gehen.<br />

Dies habe ich bis heute nicht bereut. Die<br />

CDU habe ich stets als me<strong>in</strong>e politische<br />

Heimat sehr geschätzt.<br />

?Sie haben als Politiker auf Kreis-, Landesund<br />

Bundesebene gewirkt. Wie verändert<br />

sich die Arbeit bei diesem Aufstieg<br />

<strong>in</strong> der politischen Hierarchie und wie hat die<br />

Arbeit Sie verändert?<br />

Bohl: Re<strong>in</strong> subjektiv glaube ich, dass mich<br />

me<strong>in</strong>e politische Karriere nicht verändert<br />

hat. Aber dies können Außenstehende<br />

sicher besser beurteilen als ich selbst. Im<br />

Gegensatz zu der landläufigen Me<strong>in</strong>ung,<br />

dass Politiker schnell die Bodenhaftung verlieren,<br />

habe ich die entgegengesetzte Erfahrung<br />

gemacht. Die ganz überwiegende<br />

Mehrheit sieht <strong>in</strong> Familie, Freundschaft und<br />

Pflichterfüllung die entscheidende und<br />

wesentliche Grundlage jeden menschlichen<br />

Zusammenlebens.<br />

?Sie waren im Jahr des Mauerfalls<br />

parlamentarischer Geschäftsführer der<br />

CDU/CSU-Fraktion und im frisch vere<strong>in</strong>ten<br />

Deutschland ab 1991 Chef des Bundeskanzleramtes.<br />

Wie sah der Prozess der<br />

Wiedervere<strong>in</strong>igung „h<strong>in</strong>ter der Bühne“ aus?<br />

214<br />

unitas 3/2012<br />

Der Vorort im Gespräch mit<br />

Persönlichkeiten aus Politik,<br />

Kirche und Gesellschaft<br />

„Die klare Westpolitik Konrad Adenauers und se<strong>in</strong> Bekenntnis<br />

zur Freiheit haben mich <strong>in</strong>spiriert, <strong>in</strong> die Politik zu gehen.“<br />

IM GESPRÄCH: DER EHEMALIGE BUNDESMINISTER FRIEDRICH BOHL<br />

Mit welchen Problemen und Fragestellungen<br />

waren Sie konfrontiert?<br />

Bohl: Der Mauerfall war für mich ohne<br />

Zweifel e<strong>in</strong> ganz e<strong>in</strong>schneidendes Ereignis.<br />

Ich kann mich noch sehr gut an den bewegenden<br />

Moment er<strong>in</strong>nern, als wir am<br />

Abend des 9. November 1989 im Bundestag<br />

über alle Parteigrenzen h<strong>in</strong>weg das<br />

Deutschlandlied gesungen haben und uns<br />

Kard<strong>in</strong>al Marx:<br />

In der Krise EU „auch als christliches Projekt sehen“<br />

Angesichts der aktuellen Euro-Krise fordert der Präsident der „Kommission der<br />

Bischofskonferenzen der Europäischen Union“ (ComECE), Bbr. Kard<strong>in</strong>al Re<strong>in</strong>hard Marx,<br />

die Europäische Union auch „als christliches Projekt“ zu begreifen. Der Kont<strong>in</strong>ent habe<br />

auf der Grundlage des christlichen Menschenbilds „e<strong>in</strong>e Prägung erfahren, die alle<br />

Bereiche unseres Lebens kennzeichnet“. Das betonte der Münchener Erzbischof am 6.<br />

Juli <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Radiobeitrag für den „Bayerischen Rundfunk“.<br />

Christlich geprägte Vorstellungen von Demokratie, der Würde des Menschen, von<br />

„e<strong>in</strong>er sozialen Form des Wirtschaftens, die dem Menschen dient und nicht dem<br />

Kapital“, gelte es gerade jetzt entschlossen zu vertreten. „Ohne Christentum kann<br />

Europa auch <strong>in</strong> Zukunft se<strong>in</strong>e Identität nicht bewahren und immer neu f<strong>in</strong>den.<br />

Deswegen ist und bleibt Europa auch e<strong>in</strong> Auftrag für uns Christen, gerade jetzt“,<br />

erklärte Marx.<br />

Europa stecke augenblicklich „<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er entscheidenden Phase se<strong>in</strong>er Entwicklung“,<br />

sagte der Kard<strong>in</strong>al. Er er<strong>in</strong>nerte daran, dass die wirtschaftliche Integration für die<br />

Gründungsväter Europas „nie e<strong>in</strong> Selbstzweck“ gewesen sei, sondern „der Vision e<strong>in</strong>es<br />

vere<strong>in</strong>igten und versöhnten Europa <strong>in</strong> Frieden und Freiheit“ diente.<br />

Auch heute sei die solidarische E<strong>in</strong>igung Europas „e<strong>in</strong> Beitrag zur Erlangung des wahren<br />

Friedens“. Dieser betreffe nicht nur die Völker Europas, sondern die Welt,„denn die<br />

großen Weltkriege hatten ihren Ausgangspunkt <strong>in</strong> Europa“.<br />

Gleichwohl sei die E<strong>in</strong>igung heute nicht mehr alle<strong>in</strong> durch den Willen zum Frieden<br />

motiviert, betonte Marx:„Die geme<strong>in</strong>same Ausübung nationalstaatlicher Souveränität<br />

ist für die Europäer zum Gebot der wirtschaftlichen und politischen Vernunft geworden.<br />

Ke<strong>in</strong>e der europäischen Nationen kann auf Dauer alle<strong>in</strong> bestehen.“<br />

Die e<strong>in</strong>zelnen Länder bedürften e<strong>in</strong>es geme<strong>in</strong>samen Marktes mit geme<strong>in</strong>sam festgelegten<br />

Regeln. „Dabei zeigt die aktuelle Krise <strong>in</strong> Europa, dass Wirtschaft, Politik, Kultur<br />

und die geme<strong>in</strong>samen zumeist christlichen Werte nicht vone<strong>in</strong>ander getrennt werden<br />

können“, erklärte Marx. Es gehe letztlich nicht um e<strong>in</strong> „technisches Problem“, sondern<br />

um e<strong>in</strong>e „geme<strong>in</strong>same Vorstellung für die Zukunft unseres Kont<strong>in</strong>ents“.


dabei die Hoffnung trug, dass nun die<br />

Teilung Deutschlands überwunden sei und<br />

die Freiheit siegen werde.<br />

Den Prozess der Wiedervere<strong>in</strong>igung zu<br />

schildern, ist <strong>in</strong> wenigen Sätzen nicht möglich.<br />

Vielleicht aber soviel: Am Montag, den<br />

27. November 1989 <strong>in</strong>formierte mich<br />

Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl über se<strong>in</strong>en<br />

10-Punkte-Plan zur Deutschlandpolitik, den<br />

er am Dienstag, den 28. November 1989 im<br />

Bundestag verkünden wollte. Prophetisch<br />

sagte er zu mir: „Das wird die wichtigste<br />

Rede me<strong>in</strong>er ganzen Kanzlerschaft“. Er sollte<br />

Recht behalten.<br />

?Seit Ihrem Ausscheiden <strong>in</strong> der Politik s<strong>in</strong>d<br />

Sie für die DVAG tätig. Ist der Weg <strong>in</strong> die<br />

Wirtschaft e<strong>in</strong> nahtloser Übergang für<br />

e<strong>in</strong>en Politiker? Gibt es dabei unter Umständen<br />

Konflikte?<br />

Bohl: Für mich ist der Weg <strong>in</strong> die Wirtschaft<br />

<strong>in</strong> der Bitte me<strong>in</strong>es langjährigen Freundes<br />

Prof. Dr. Re<strong>in</strong>fried Pohl begründet, für die<br />

große berufliche Familiengeme<strong>in</strong>schaft der<br />

Vermögensberater tätig zu werden. Dieses<br />

Angebot habe ich gerne angenommen. Ich<br />

habe es ke<strong>in</strong>en Tag bereut. Es hat mir noch<br />

e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e ganz andere berufliche Perspektive<br />

eröffnet. Dafür b<strong>in</strong> ich sehr dankbar!<br />

?Sie gelten als e<strong>in</strong> Verfechter der privaten<br />

Altersvorsorge. In der Tagespolitik wird<br />

die Frage, ob die gesetzliche Rentenversicherung<br />

sicher ist, wenig behandelt,<br />

auch nicht <strong>in</strong> Ihrer Partei, der CDU. Ist man<br />

dort zu e<strong>in</strong>em anderen Ergebnis gekommen<br />

oder steckt aus Ihrer Sicht auch politisches<br />

Kalkül dah<strong>in</strong>ter?<br />

Bohl: Natürlich ist die CDU <strong>in</strong>zwischen<br />

weiter als se<strong>in</strong>erzeit Norbert Blüm mit<br />

se<strong>in</strong>em Satz „Die Rente ist sicher!“, die die<br />

E<strong>in</strong>stellung zur Rentenpolitik prägte. Aber<br />

Sie haben Recht, die CDU hat noch nicht <strong>in</strong><br />

der ganzen Breite und Entschiedenheit die<br />

Notwendigkeit der privaten Altersvorsorge<br />

erkannt. Dennoch muss ich sagen, dass die<br />

jetzige Bundesarbeitsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong>, Dr. Ursula<br />

von der Leyen, sehr wohl die Notwendigkeit<br />

der betrieblichen und privaten<br />

Altersvorsorge sieht. Das freut mich sehr.<br />

Insbesondere deshalb, weil dies neue<br />

Möglichkeiten zur Verh<strong>in</strong>derung von<br />

Altersarmut bietet.<br />

?Seit dem 1. Dezember 2011 s<strong>in</strong>d Sie<br />

als Vorstand der Von-Behr<strong>in</strong>g-Röntgen-<br />

Stiftung tätig, e<strong>in</strong>er Stiftung zur<br />

Förderung der Universitätskl<strong>in</strong>iken Gießen<br />

und Marburg GmbH, das erste privatisierte<br />

Universitätskl<strong>in</strong>ikum <strong>in</strong> Deutschland.<br />

Glauben Sie, dass das Modell e<strong>in</strong>es privatisierten<br />

Unikl<strong>in</strong>ikums <strong>in</strong> Deutschland<br />

Schule machen könnte?<br />

Bohl: Natürlich hat das Modell e<strong>in</strong>es privatisierten<br />

Universitätskl<strong>in</strong>ikums die Chance,<br />

<strong>in</strong> Deutschland Schule zu machen. Wichtig<br />

ist, dass die Voraussetzungen klar und die<br />

Zielsetzungen realistisch s<strong>in</strong>d. Neben e<strong>in</strong>er<br />

qualitativ hochwertigen Krankenversorgung<br />

müssen geeignete Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

für die Sicherung von Forschung<br />

und Lehre <strong>in</strong> der Universitätsmediz<strong>in</strong> formuliert<br />

und e<strong>in</strong>gehalten werden. Das privatisierte<br />

UKGM verdient e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>e zweite<br />

Chance.<br />

?Kann privates Engagement wie etwa<br />

die Von-Behr<strong>in</strong>g-Röntgen-Stiftung die<br />

staatlichen Fördermittel ersetzen?<br />

Bohl: Die Aufgabe der Von-Behr<strong>in</strong>g-Röntgen-Stiftung<br />

ist die Förderung der Forschung<br />

und Lehre an den mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Fachbereichen der Justus-Liebig-Universität<br />

<strong>in</strong> Gießen und der Philipps-Universität<br />

<strong>in</strong> Marburg. Geme<strong>in</strong>nützige Stiftungen<br />

übernehmen sehr wichtige gesellschaftliche<br />

und soziale Funktionen. Sie können und<br />

sollen staatliche Förderungen aber nicht<br />

ersetzen, sondern nur ergänzen. Die Stärken<br />

von Stiftungen wie der Von Behr<strong>in</strong>g-<br />

Röntgen-Stiftung liegen dar<strong>in</strong>, dass sie<br />

eigene Initiativen starten sowie <strong>in</strong>novative<br />

Projekte anregen und unterstützen können,<br />

die durch staatliche Fördermittel <strong>in</strong> dieser<br />

Form und <strong>in</strong> diesem Zeitrahmen nicht möglich<br />

wären.<br />

?Wie hat sich die Stiftung entwickelt,<br />

welche Projekte werden Sie angehen?<br />

Bohl: Die Von-Behr<strong>in</strong>g-Röntgen-Stiftung<br />

wurde am 8. September 2006 gegründet.<br />

Im Jahr 2007 hat sie ihre Geschäftsstelle im<br />

Marburger Landgrafenschloss e<strong>in</strong>gerichtet<br />

und danach sehr zügig, im Jahr 2008, mit<br />

der Förderung begonnen. Seitdem hat sie<br />

bereits fünf Förderrunden ausgeschrieben<br />

und rund neun Millionen Euro für 50 Forschungsprojekte<br />

im mediz<strong>in</strong>ischen und<br />

biomediz<strong>in</strong>ischen Bereich bewilligt. Das<br />

Themenspektrum der erfolgreichen Projekte<br />

ist weit gefächert und reicht von Projekten<br />

<strong>in</strong> der K<strong>in</strong>derheilkunde bis zur Krebsforschung.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus unterstützt die Stiftung<br />

den wissenschaftlichen Nachwuchs mit<br />

Stipendien und Reisebeihilfen, richtet Symposien<br />

aus und ehrt seit 2009 <strong>in</strong> regelmäßigem<br />

Turnus herausragende Wissenschaftler<br />

mit Von-Behr<strong>in</strong>g-Röntgen-Nachwuchspreisen<br />

und Von Behr<strong>in</strong>g-Röntgen-<br />

Forschungsmedaillen. E<strong>in</strong> wichtiges Ziel der<br />

Stiftung ist es, die Zusammenarbeit von<br />

Wissenschaftlern aus Gießen und Marburg<br />

zu stärken, z. B. durch Geme<strong>in</strong>schaftsprojekte<br />

beider Standorte. Ich denke, die<br />

Stiftung ist auf e<strong>in</strong>em guten Weg.<br />

Friedrich Bohl wurde am 5. März 1945<br />

<strong>in</strong> Rosdorf, Landkreis Gött<strong>in</strong>gen, geboren;<br />

er ist verheiratet und hat vier<br />

K<strong>in</strong>der; evangelisch.<br />

Nach dem Abitur 1964 absolvierte<br />

Bohl e<strong>in</strong> Studium der Rechtswissenschaft,<br />

welches er 1969 mit dem<br />

ersten und 1972 mit dem zweiten juristischen<br />

Staatsexamen beendete. Seit<br />

1972 ist er als Rechtsanwalt und seit<br />

1976 auch als Notar zugelassen.<br />

Seit 1963 ist er Mitglied der CDU. Hier<br />

engagierte er sich zunächst <strong>in</strong> der<br />

Jungen Union. Von 1978 bis 1990 war<br />

er Vorsitzender des CDU-Fraktion des<br />

Kreisverbandes Marburg-Biedenkopf.<br />

Von 1970 bis 1980 war er Mitglied des<br />

Hessischen Landtages und von 1978<br />

bis 1980 stellvertretender Vorsitzender<br />

der CDU-Fraktion. Von 1980 bis 2002<br />

war er dann Mitglied des Deutschen<br />

Bundestages und von 1984 bis 1989<br />

Parlamentarischer Geschäftsführer<br />

der CDU/CSU-Bundestagsfraktion,<br />

von 1989 bis 1991 Erster Parlamentarischer<br />

Geschäftsführer. Am 26. November<br />

1991 wurde Bohl als Bundesm<strong>in</strong>ister<br />

für besondere Aufgaben<br />

und Chef des Bundeskanzleramtes <strong>in</strong><br />

die von Bundeskanzler Helmut Kohl<br />

geführte Bundesregierung berufen.<br />

Ab dem 25. Mai 1998 übernahm er<br />

zusätzlich die Leitung des Presse- und<br />

Informationsamtes der Bundesregierung.<br />

Nach der Bundestagswahl 1998<br />

schied er am 26. Oktober 1998 aus der<br />

Bundesregierung aus.<br />

Die Fragen stellten die BbrBbr. Florian N. A.<br />

Berl<strong>in</strong>ger und Josef J. M. Perera.<br />

Von 1998 bis zum 31. März 2009 war<br />

Bohl als Vorstand bei der Deutschen<br />

Vermögensberatung (DVAG) für die<br />

Bereiche Konzernsekretariat, Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Verbände und Recht<br />

zuständig. Seit dem 31. März 2009 ist<br />

er Vorsitzender des Aufsichtsrats der<br />

DVAG und seit dem 1. Dezember 2011<br />

Präsident der Von-Behr<strong>in</strong>g-Röntgen-<br />

Stiftung zur Förderung der hochschulmediz<strong>in</strong>ischen<br />

Forschung und Lehre<br />

an den Universitäten Gießen und<br />

Marburg.<br />

>><br />

unitas 3/2012 215


„Dass die UNITAS heute mehr denn je gefragt<br />

se<strong>in</strong> sollte, steht für mich ohne Zweifel fest.“<br />

IM GESPRÄCH: BBR. ALOIS KONSTANTIN FÜRST ZU LÖWENSTEIN<br />

Der Büroraum <strong>in</strong> der deutschen Zentrale<br />

des amerikanischen Fondshauses<br />

„Federated Asset Management<br />

GmbH“ <strong>in</strong> Frankfurt am Ma<strong>in</strong> ist funktional<br />

e<strong>in</strong>gerichtet, ke<strong>in</strong> besonderer<br />

Luxus, ke<strong>in</strong> Schnickschnack. Hier treffen<br />

wir Bbr. Alois Konstant<strong>in</strong> Fürst zu<br />

Löwenste<strong>in</strong>-Wertheim-Rosenberg. Die<br />

Atmosphäre ist gelöst; wir begegnen<br />

uns auf der Ebene von Bundesbrüdern,<br />

da tut man sich gleich leichter. In se<strong>in</strong>em<br />

Arbeitszimmer stehen viele Fotos<br />

se<strong>in</strong>er Familie. Stolz weist der Fürst<br />

auf die Bilder se<strong>in</strong>er acht Enkel h<strong>in</strong><br />

und auf e<strong>in</strong>e große bunte Uhr, die ihm<br />

se<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der geschenkt haben – mit<br />

dem H<strong>in</strong>tergedanken, dass der Vater<br />

dann nicht immer so lange arbeitet<br />

und früher nach Hause kommt.<br />

Das Adelsgeschlecht derer zu Löwenste<strong>in</strong><br />

geht zurück auf den im 15. Jahrhundert<br />

lebenden Wittelsbacher Friedrich I., Kurfürst<br />

von der Pfalz, gehört also zum deutschen<br />

Hochadel. Doch da sitzt uns nun e<strong>in</strong> „ganz<br />

normaler Mensch“ gegenüber, e<strong>in</strong><br />

Familienvater von drei Söhnen und e<strong>in</strong>er<br />

Tochter, studierter Jurist, Banker, Manager,<br />

begeisterter Jäger, Oberst der Reserve der<br />

deutschen Bundeswehr und engagierter<br />

Katholik. So bot sich gleich die Frage an, wie<br />

er den Spagat zwischen der „glanzvollen<br />

Welt des Adels“ und der Nähe zum Bürger<br />

erlebt hat. Als Antwort verweist er auf se<strong>in</strong>en<br />

Vater, „der uns K<strong>in</strong>dern immer deutlich<br />

gemacht hat, dass wir heute <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Demokratie<br />

leben, <strong>in</strong> der wir von niemandem<br />

besondere Rücksicht oder Wertschätzung<br />

erwarten können, nur weil wir e<strong>in</strong>en alten<br />

Namen tragen.“ Jeder sollte e<strong>in</strong>en Beruf<br />

erlernen, um auf eigenen Füßen zu stehen<br />

und selbstständig zu se<strong>in</strong>. Und möglichst<br />

noch e<strong>in</strong> paar handwerkliche Fähigkeiten<br />

mit dazu.„Bei mir war das die Restaurierung<br />

von alten Waffen“, ergänzt der 70-Jährige –<br />

e<strong>in</strong> Hobby, das er bis heute weiter pflegt.<br />

Und dazu gehört auch, mit allen Leuten<br />

e<strong>in</strong>en ganz normalen Kontakt zu pflegen<br />

und ke<strong>in</strong>en Standesdünkel zu entwickeln.<br />

Der Junge mit der Krawatte<br />

Es ergab sich aber auch e<strong>in</strong> Interessenkonflikt,<br />

weiß Fürst zu Löwenste<strong>in</strong> zu berichten:<br />

„Auf der e<strong>in</strong>en Seite wollte man<br />

216<br />

unitas 3/2012<br />

Zur Person:<br />

Alois Konstant<strong>in</strong> Fürst zu Löwenste<strong>in</strong>-Wertheim-Rosenberg wurde am 16. Dezember<br />

1941 als fünftes von sieben Geschwistern <strong>in</strong> Würzburg geboren. Nach dem Abitur am<br />

Gymnasium <strong>in</strong> Miltenberg studierte der Erbpr<strong>in</strong>z Rechtswissenschaften an der<br />

Bayerischen Julius-Maximilians-Universität Würzburg.<br />

Nach se<strong>in</strong>em Examen stieg er <strong>in</strong> das Familienunternehmen mit We<strong>in</strong>gut,<br />

Forstwirtschaft und Immobilien e<strong>in</strong>, dessen Leitung er 1971 übernahm. Weitere<br />

Stationen se<strong>in</strong>er beruflichen Laufbahn waren Tätigkeiten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Bank <strong>in</strong> den USA<br />

und später unter anderem für Gulf Oil <strong>in</strong> Pittsburgh. In Frankfurt am Ma<strong>in</strong> und<br />

München war er <strong>in</strong> leitender Position für die Privatbank Merck F<strong>in</strong>ck & Co sowie die<br />

LGT Bank des Fürstenhauses von Liechtenste<strong>in</strong> tätig. Bis 2005 war er Geschäftsführer<br />

des amerikanischen Fondshauses „Federated Asset Management GmbH“ <strong>in</strong><br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, wo er heute mit 70 Jahren immer noch als Direktor tätig ist und<br />

dessen Deutschlandgeschäft er auf- und ausgebaut hat.<br />

Aus se<strong>in</strong>er Ehe mit Anastasia Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong> von Preußen, e<strong>in</strong>er Urenkel<strong>in</strong> des letzten<br />

deutschen Kaisers Wilhelm II., g<strong>in</strong>gen vier K<strong>in</strong>der hervor. Der Fürst lebt mit se<strong>in</strong>er<br />

Familie auf Schloss Löwenste<strong>in</strong> im unterfränkischen Kle<strong>in</strong>heubach.<br />

Bbr. Alois Konstant<strong>in</strong> zu Löwenste<strong>in</strong> ist Komtur der Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>-Prov<strong>in</strong>z des<br />

Päpstlichen Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem, Leiter der Bezirksgruppe<br />

Aschaffenburg des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU) und Kuratoriumsmitglied<br />

des Forums Deutscher Katholiken, dessen jährlichem Kongress „Freude am<br />

Glauben“ er seit 2001 als Präsident vorsteht. Er gehört dem Verwaltungsrat der<br />

Päpstlichen Stiftung Centesimus Annus Pro Pontifice (CAPP) an und ist der 1325. Ritter<br />

des Ordens vom Goldenen Vlies (Österreich). 2005 erhielt er das Verdienstkreuz<br />

1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland für se<strong>in</strong> Engagement im Landkreis<br />

Miltenberg.<br />

Alois K. Fürst zu Löwenste<strong>in</strong> ist 1961 <strong>in</strong> die <strong>Unitas</strong> Hetania Würzburg e<strong>in</strong>getreten –<br />

wie schon vor ihm se<strong>in</strong> Vater Karl – und dem Aktivenvere<strong>in</strong> bis heute stark verbunden<br />

geblieben. So lädt er die Hetanen jedes Jahr zu e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Wildschwe<strong>in</strong>essen<br />

auf die Karlshöhe im Spessart e<strong>in</strong>.<br />

Das Foto zeigt Alois Fürst zu Löwenste<strong>in</strong> im Gespräch mit Bbr. Florian Berl<strong>in</strong>ger.


Schloss Löwenste<strong>in</strong> im unterfränkischen Kle<strong>in</strong>heubach – Familiensitz, We<strong>in</strong>gut und Schlosshotel.<br />

nicht das bunte Huhn se<strong>in</strong>; auf der anderen<br />

Seite hatten wir von den Eltern gelernt,<br />

dass es durchaus spannend se<strong>in</strong> kann, sich<br />

nicht anzupassen, sondern auch se<strong>in</strong>e eigenen<br />

Stärken zu haben“. Er unterstreicht dies<br />

mit e<strong>in</strong>er Anekdote aus der Schulzeit. „Als<br />

ich <strong>in</strong> die Schule gekommen b<strong>in</strong>, habe ich<br />

Krawatte getragen – mit Fünfzehn. Das<br />

habe ich eisern durchgehalten, weil ich<br />

fand, e<strong>in</strong> Gymnasium ist doch schon was<br />

ganz Besonderes. Da hat man dann zwei<br />

Tage drüber geredet, dann war es erledigt<br />

und ich war eben der mit der Krawatte.“<br />

Der Fürst spannt dann den Bogen zur<br />

Gegenwart:„Die meisten jungen Leute wollen<br />

heute alles mitmachen, was ihre<br />

Altersgenossen machen; auf der anderen<br />

Seite träumt aber jeder davon, e<strong>in</strong> bisschen<br />

was Besonderes zu se<strong>in</strong>.“ Er verwies kritisch<br />

auf den häufig bei K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen<br />

zu beobachtenden Zwang, bestimmte<br />

Markenkleidung zu tragen, wenn<br />

man zur Gruppe oder Clique gehören wolle.<br />

Spezielle Mode-Labels vermitteln Status,<br />

Ansehen und legen Hierarchien auf dem<br />

Schulhof fest. Aber es sei ke<strong>in</strong>e besondere<br />

Stärke, etwas besitzen zu wollen, nur weil<br />

die Mitschüler oder Nachbarn das haben.<br />

Das Problem sei bei se<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>dern schon<br />

nicht mehr lösbar gewesen: „Die haben die<br />

Lederhosen nur noch am Wochenende<br />

getragen“, gesteht der Vater von vier<br />

K<strong>in</strong>dern und Großvater von acht Enkelk<strong>in</strong>dern<br />

schmunzelnd e<strong>in</strong>.<br />

In Kirche und Gesellschaft<br />

Verantwortung übernehmen<br />

Die Bereitschaft, <strong>in</strong> Kirche und Gesellschaft<br />

Verantwortung zu übernehmen, ist<br />

<strong>in</strong> der Familie stark ausgeprägt. Der Vater<br />

des heutigen Fürsten, Bbr. Karl Fürst zu<br />

Löwenste<strong>in</strong>, war – wie auch schon se<strong>in</strong><br />

Groß- und Urgroßvater – lange Jahre Präsi-<br />

dent des Zentralkomitees der deutschen<br />

Katholiken und <strong>in</strong> der Zeit des Nationalsozialismus<br />

hatte er sich auch von 1933 bis<br />

1938 mit se<strong>in</strong>er Autorität und se<strong>in</strong>em<br />

öffentlichen Ansehen als Vorsitzender des<br />

<strong>Unitas</strong>-Verbandes bis zu dessen Zwangsauflösung<br />

durch die Nazis zur Verfügung<br />

gestellt. War dieses Engagement auch prägend<br />

für den jungen Erbpr<strong>in</strong>zen Alois?<br />

Ehrenamtliches Engagement<br />

ist etwas ganz Normales<br />

„Als K<strong>in</strong>der haben wir diese Aktivitäten<br />

me<strong>in</strong>es Vaters eher mit gemischten<br />

Gefühlen gesehen“, er<strong>in</strong>nert sich Fürst<br />

Alois, weil viele Term<strong>in</strong>e auf die<br />

Wochenenden fielen. In der Woche war der<br />

Vater durch se<strong>in</strong>en Beruf zeitlich sehr beansprucht;<br />

da sollte wenigstens der Sonntag<br />

der Familie gehören. Dennoch: „Wir haben<br />

so schon früh erfahren, dass das Engagement<br />

<strong>in</strong> der Kirche nichts Außergewöhnliches<br />

war, man hat nicht extra drüber<br />

reden müssen“, stellte Bbr. Fürst zu<br />

Löwenste<strong>in</strong> fest. „Wir K<strong>in</strong>der haben uns<br />

dann auch schon früh <strong>in</strong> der Kirche engagiert.<br />

Wir f<strong>in</strong>gen kle<strong>in</strong> an, etwa als M<strong>in</strong>istranten,<br />

und wir hatten ja auch unseren<br />

Spaß dabei.“<br />

So fand der junge Erbpr<strong>in</strong>z auch die<br />

Mitgliedschaft se<strong>in</strong>es Vaters <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er katholischen<br />

Studentenverb<strong>in</strong>dung als etwas<br />

ganz Normales. Für ihn war es eigentlich<br />

selbstverständlich, wie se<strong>in</strong> Vater und<br />

Großvater als Student <strong>in</strong> die UNITAS e<strong>in</strong>zutreten.<br />

Das sei heute nicht mehr so, bedauert<br />

der Fürst. Ke<strong>in</strong>er se<strong>in</strong>er Söhne hat den<br />

Weg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e studentische Korporation<br />

gefunden.<br />

Auch später, als er schon beruflich sehr<br />

e<strong>in</strong>gespannt war, war es für ihn selbstverständlich,<br />

sich noch <strong>in</strong> der kirchlichen<br />

Laienarbeit zu betätigen. Nicht – wie se<strong>in</strong><br />

Vater – im Zentralkomitee der deutschen<br />

Katholiken – das sei heute e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong> politische<br />

Organisation. Da engagiert er sich lieber<br />

im Vorstand des „Forum Deutscher<br />

Katholiken“, „weil ich <strong>in</strong> dieser unpolitischen<br />

kle<strong>in</strong>en Organisation me<strong>in</strong> persönliches<br />

Anliegen, den Glauben <strong>in</strong> unserem<br />

Land zu erneuern, verwirklichen kann“; aber<br />

auch <strong>in</strong> anderen Bereichen, sei es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Laienorden, seit vielen Jahren im Bund<br />

Katholischer Unternehmer oder <strong>in</strong> der<br />

katholischen Jugendarbeit. So organisiert<br />

er bis heute jedes Jahr e<strong>in</strong> Zeltlager für 40<br />

Jungen im Alter zwischen 10 und 18 Jahren<br />

und e<strong>in</strong>es für Mädchen im gleichen Alter.<br />

„Mit denen gehe ich <strong>in</strong> den Spessart und<br />

br<strong>in</strong>ge ihnen bei, wie man <strong>in</strong> der Natur lebt<br />

und überlebt“, berichtet Alois Fürst zu<br />

Löwenste<strong>in</strong>.Wichtig ist ihm, dass die K<strong>in</strong>der<br />

und Jugendlichen lernen, als Gruppe und<br />

als Team zu handeln, sich gegenseitig zu<br />

helfen. Und es sei <strong>in</strong>teressant zu beobachten,<br />

wie heutige „Computerk<strong>in</strong>der“ begreifen,<br />

dass es noch e<strong>in</strong> bisschen mehr gibt als<br />

das Internet und man e<strong>in</strong>en Mordsspaß<br />

haben kann, wenn man 18 Stunden draußen<br />

<strong>in</strong> der Natur ist.<br />

Zeitmanagement<br />

ist wichtig<br />

Aber wie br<strong>in</strong>gt er all das ehrenamtliche<br />

Engagement mit se<strong>in</strong>en beruflichen und<br />

familiären Pflichten unter e<strong>in</strong>en Hut? Es sei<br />

vornehmlich e<strong>in</strong>e Frage des Zeitmanagements,<br />

antwortet Fürst Alois. Und letztlich<br />

komme es darauf an, dass man e<strong>in</strong>e Sache<br />

gerne mache, dann funktioniere es auch.<br />

Natürlich fragen wir den Fürsten auch<br />

nach se<strong>in</strong>er Studentenzeit bei der Hetania,<br />

an die er sich noch gerne er<strong>in</strong>nert: „In me<strong>in</strong>er<br />

Fuxenzeit habe ich e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en<br />

Platzvorteil gehabt“, erzählt er schmunzelnd.<br />

„Ich hatte e<strong>in</strong>en alten Jeep, der zwar<br />

offen war, ob es regnete oder die Sonne<br />

schien, aber das war meist nicht so tragisch.<br />

Doch mit dem Fahrzeug hatten wir<br />

natürlich kolossal viel Spaß, etwa bei<br />

Ausflügen <strong>in</strong> den Wald. Auf diese Weise<br />

haben wir auch den e<strong>in</strong>en oder anderen<br />

Studenten keilen können.“ Für ihn sei das<br />

e<strong>in</strong>e sehr schöne Zeit gewesen. Später war<br />

der junge Erbpr<strong>in</strong>z dann zwei Mal Senior<br />

der Hetania.<br />

Wissenschaftliche Sitzungen<br />

besonderer Anreiz für den<br />

E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> die UNITAS<br />

Besonders wichtig waren für Alois Fürst<br />

zu Löwenste<strong>in</strong> bei der UNITAS die Wissenschaftlichen<br />

Sitzungen: „Ich habe me<strong>in</strong>e<br />

erste WS zu der Frage gehalten, was es bedeutet,<br />

e<strong>in</strong>en adligen Namen zu tragen –<br />

e<strong>in</strong> Thema, zu dem ich natürlich was erzählen<br />

konnte.“ Er habe immer als sehr positiv >><br />

unitas 3/2012 217


empfunden, dass man bei e<strong>in</strong>er WS vor<br />

e<strong>in</strong>er kritischen Zuhörerschaft Vorträge<br />

halten musste, dass man viel diskutieren<br />

und sich auch mit ganz unterschiedlichen<br />

Me<strong>in</strong>ungen ause<strong>in</strong>andersetzen konnte.<br />

„Wir haben das als K<strong>in</strong>der zu Hause schon<br />

regelmäßig üben müssen“, sagt Bbr. Alois<br />

zu Löwenste<strong>in</strong>. Bei jedem Namenstag oder<br />

Geburtstag musste e<strong>in</strong>es der K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e<br />

kle<strong>in</strong>e Rede halten. Dadurch hätten sie sich<br />

sehr schnell daran gewöhnt, dass e<strong>in</strong>e<br />

öffentliche Rede ke<strong>in</strong> Drama ist. „Als ich mit<br />

zehn Jahren das erste Mal bei der<br />

Beerdigung e<strong>in</strong>es Mitarbeiters reden musste,<br />

hat me<strong>in</strong> Vater mir gesagt: Überlege<br />

doch mal, wenn du öffentlich sprichst, s<strong>in</strong>d<br />

viele froh, dass sie es nicht selber machen<br />

müssen. Also hast du die Hälfte schon auf<br />

de<strong>in</strong>er Seite. Dann brauchst du nur noch<br />

etwas Nettes zu sagen und hast so auch die<br />

andere Hälfte gewonnen.“<br />

Ger<strong>in</strong>gere B<strong>in</strong>dungsbereitschaft<br />

erfordert mehr Motivation<br />

und Überzeugungskraft<br />

Der Fürst bedauert, dass bei jungen<br />

Menschen die Bereitschaft, sich an e<strong>in</strong>e<br />

Gruppe längerfristig zu b<strong>in</strong>den, stark<br />

zurückgegangen ist. Das sei nicht nur bei<br />

den studentischen Verb<strong>in</strong>dungen<br />

festzustellen,<br />

sondern bei fast allen<br />

Vere<strong>in</strong>en und gesellschaftlichen<br />

Organisationen.<br />

Man müsse also heute viel<br />

mehr Zeit für Motivationsund<br />

Überzeugungsarbeit<br />

<strong>in</strong>vestieren als früher.<br />

„Dass die <strong>Unitas</strong> mehr<br />

denn je gefragt se<strong>in</strong> sollte,<br />

steht für mich ohne Zweifel<br />

fest“, bekennt Fürst<br />

Alois. Für viele junge Menschen<br />

ergibt sich hier zum<br />

ersten Mal die Möglichkeit,<br />

dass sie außerhalb ihrer Familien<br />

etwas über Tugenden<br />

und Werte hören.<br />

Umso wichtiger sei, dass<br />

sie den Weg zu e<strong>in</strong>em<br />

Verband wie die UNITAS<br />

f<strong>in</strong>den, der gute Pr<strong>in</strong>zipien<br />

hat und an christlichen<br />

Werten ausgerichtet ist.<br />

Hier liege die besondere<br />

Herausforderung für die<br />

katholischen Studentenund<br />

Akademikerverbände.<br />

„Führung ist heute das neue Zauberwort,<br />

auch im Unternehmen und <strong>in</strong> der<br />

Gesellschaft“, berichtet der erfahrene Wirtschaftspraktiker.<br />

Das eigentliche Management<br />

sei weniger wichtig. Das sei Handwerk,<br />

so wie die Juristerei. Man lerne bestimmte<br />

Prozesse zu organisieren. „Führen<br />

verlangt aber mehr, nämlich Vorbild zu se<strong>in</strong><br />

und Menschen zu motivieren. Menschen<br />

218<br />

unitas 3/2012<br />

als Menschen e<strong>in</strong>zuschätzen und nicht nur<br />

als Objekte, als Nummern“, sagt der Fürst.<br />

In vielen Vorträgen befasst er sich mit der<br />

Frage, wie man Tugenden zur Menschenführung<br />

e<strong>in</strong>setzen kann. Tugenden seien<br />

etwas Objektives. Wenn man die Tugenden<br />

der „Klugheit“ oder der „Mäßigung“ erwähne,<br />

könne man daran nicht viel fehl deuten.<br />

Werte würden h<strong>in</strong>gegen eher subjektiv<br />

<strong>in</strong>terpretiert. Fürst Alois macht dies an<br />

e<strong>in</strong>em Beispiel deutlich: „Für den hoch qualifizierten<br />

Taschendieb ist der höchste Wert,<br />

dass er se<strong>in</strong>en Sohn oder se<strong>in</strong>e Tochter <strong>in</strong><br />

dieser Kunst unterrichtet. Aber man kann<br />

darüber streiten, ob das wirklich e<strong>in</strong> anzustrebender<br />

Wert ist.“ Und wenn er über<br />

Tugenden rede, etwa die Kard<strong>in</strong>altugenden,<br />

komme er nicht gleich bei den Zuhörern <strong>in</strong><br />

den Verdacht, „dass sie nun e<strong>in</strong>e christliche<br />

Dusche von mir abbekommen – die bekommen<br />

sie nachher sowieso,“ scherzte der<br />

engagierte Katholik. Aber das seien zunächst<br />

mal griechische, heidnische Tugenden<br />

und da könne man wunderbar<br />

drüber reden.<br />

Als se<strong>in</strong> Lebensmotto nennt Alois<br />

Konstant<strong>in</strong> Fürst zu Löwenste<strong>in</strong>: „Me<strong>in</strong><br />

Hobby ist Gott.“ Wenn man <strong>in</strong> Deutschland<br />

sage, das ist me<strong>in</strong> Hobby, dann werde das<br />

akzeptiert, ganz gleich ob man Bierdeckel<br />

Alois Fürst zu Löwenste<strong>in</strong> mit se<strong>in</strong>er Frau Anastasia Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong> von Preußen.<br />

sammle oder Cola-Büchsen modelliere. Er<br />

wünscht sich, dass viel mehr überzeugte<br />

Christen mit ihren Mitmenschen die Freude<br />

am Glauben teilen. Den jungen Unitariern<br />

möchte er gerne mit auf den Weg geben,<br />

„dass wir vor der Geschichte und <strong>in</strong> der<br />

Tradition unseres Verbandes, <strong>in</strong> der unsere<br />

Vorgänger ja auch <strong>in</strong> schwierigen Zeiten<br />

ihren Glauben verteidigt haben und zum<br />

Teil mit ihrem Leben dafür e<strong>in</strong>getreten s<strong>in</strong>d,<br />

e<strong>in</strong>e besondere Fürsorge und Liebe zu unse-<br />

rer Kirche wahrnehmen, die seit 2.000<br />

Jahren immer wieder angegriffen und runter<br />

gemacht wird.“ Nach außen müsse<br />

auch deutlich die Überzeugung weiter<br />

gegeben werden, dass man mit dem<br />

Verstand, den uns Gott geschenkt hat, auch<br />

Vernunft und Glaube verb<strong>in</strong>den kann.<br />

Katholizitätspr<strong>in</strong>zig darf nicht<br />

aufgegeben werden<br />

Klar br<strong>in</strong>gt Bbr. Fürst zu Löwenste<strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>e Hoffnung zum Ausdruck, „dass das<br />

Katholizitätspr<strong>in</strong>zip Im UNITAS-Verband<br />

nicht aufgegeben wird“. Man sollte nur<br />

daran denken, dass e<strong>in</strong> aktiver Christ im<br />

Durchschnitt sieben Jahre länger lebe als<br />

alle andern, scherzte der Fürst. „Also das ist<br />

doch auch ke<strong>in</strong>e schlechte Motivation, um<br />

e<strong>in</strong> wirklich gläubiger Christ zu se<strong>in</strong> und<br />

darüber zu reden.“ Und weiter: „Unser<br />

Glaube ist viel zu schön und viel zu wichtig,<br />

als dass wir ihn wie e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Schatz<br />

nur im Herzen behalten dürfen, sondern<br />

wir müssen damit <strong>in</strong> die Öffentlichkeit<br />

gehen und mit Begeisterung darüber reden<br />

und davon Zeugnis geben“. Dazu gehöre<br />

weder Mut noch besonders viel Weisheit,<br />

aber die meisten Menschen seien besonders<br />

bee<strong>in</strong>druckt, wenn sie feststellten,<br />

dass es jemand ernst<br />

mit se<strong>in</strong>er Sache me<strong>in</strong>t.<br />

Gerade junge Menschen<br />

spreche Echtheit<br />

und das authentische<br />

Beispiel bei der Glaubensverkündigung<br />

an.<br />

Ganz wichtig ist dem<br />

Fürsten dabei auch das<br />

Gebet um die Hilfe<br />

Gottes bei diesen Bemühungen.<br />

In den Ruhestand<br />

will Fürst Alois noch<br />

nicht gehen. Er sei jetzt<br />

im e<strong>in</strong>undsiebzigsten<br />

Lebensjahr; bis fünfundsiebzig<br />

wolle er<br />

beruflich noch weiter<br />

machen, aber mehr <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er beratenden Tätigkeit.<br />

Ganz wichtig ist<br />

ihm, auch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

Alter mit jungen Leuten<br />

<strong>in</strong> Kontakt zu bleiben. In<br />

der Diskussion mit<br />

ihnen bekomme er<br />

zwar oft Sperrfeuer, weil sie völlig anderer<br />

Me<strong>in</strong>ung seien als er. Doch das sei für ihn<br />

spannender, als sich an e<strong>in</strong>em Stammtisch<br />

im Kreise von Altersgenossen zu treffen.<br />

„Diese haben meist ihre fest gefahrenen<br />

Me<strong>in</strong>ungen und reden zu viel über ihre<br />

Krankheiten“, me<strong>in</strong>t der Fürst.<br />

Das Gespräch führten die BbrBbr. Florian<br />

N. A. Berl<strong>in</strong>ger und Jonathan Gehle.


Vom Geist <strong>in</strong> der Masch<strong>in</strong>e<br />

NEUROWISSENSCHAFTLER BBR. PROF. FOLTA-SCHOOFS UNTERSUCHT HILDESHEIMER BERNWARDSTÜR<br />

„Unser Geist <strong>in</strong> der Masch<strong>in</strong>e“ titelte<br />

am 25. April die Zeitung <strong>in</strong> Hildesheim,<br />

die Bbr. Friedhelm Rudolph<br />

prompt an die <strong>Unitas</strong>-Redaktion<br />

schickte. Denn es gibt Neues von<br />

e<strong>in</strong>em W<strong>in</strong>friden, der sich ganz der<br />

Erforschung des größten aller „Heimcomputer“<br />

verschrieben hat – dem<br />

menschlichen Gehirn.<br />

Der Hildesheimer Psychologe und<br />

Neurowissenschaftler Bbr. Prof. Dr. Kristian<br />

Folta-Schoofs von der Stiftung Universität<br />

Hildesheim diskutierte mit zahlreichen<br />

Kollegen aus Deutschland und Ch<strong>in</strong>a im<br />

ch<strong>in</strong>esischen Nanj<strong>in</strong>g beim 5. S<strong>in</strong>o-German<br />

Frontiers of Science Symposium über den<br />

wissenschaftlichen Nutzen und die Weiterentwicklung<br />

e<strong>in</strong>es Themas, das vielen als<br />

Science Fiction ersche<strong>in</strong>en mag: Es g<strong>in</strong>g um<br />

die gesellschaftliche Bedeutung und die<br />

Gefahren von Masch<strong>in</strong>en, die sich alle<strong>in</strong><br />

durch Gedanken steuern lassen. Durch neuartige<br />

Headsets, „Bra<strong>in</strong>-Computer-Interface“<br />

(BCI), also Gehirn-Computer-Schnittstelle<br />

genannt, werden dabei Hirnströme<br />

<strong>in</strong>terpretiert, die so helfen sollen, e<strong>in</strong>en<br />

Computer, e<strong>in</strong> iPad oder e<strong>in</strong> Smartphone<br />

nur noch mit der Kraft der eigenen<br />

Gedanken zu bedienen.<br />

Zwar stecke die Entwicklung noch <strong>in</strong><br />

den K<strong>in</strong>derschuhen, doch gehe der Erkenntnisfortschritt<br />

der Neurowissenschaften<br />

immer noch ungebremst weiter,<br />

wird Bbr. Folta-Schoofs zitiert. Besonders im<br />

Bereich der Methoden seien gegenwärtig<br />

viele spannende Neuentwicklungen zu<br />

beobachten, die zukünftig e<strong>in</strong>e noch bessere<br />

Darstellung von neuronalen Prozessen<br />

oder den steuernden E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> die<br />

Informationsverarbeitung des Gehirns<br />

ermöglichen. Dies werde auch im Mittelpunkt<br />

des diszipl<strong>in</strong>übergreifend diskutierenden<br />

6. S<strong>in</strong>o-German Frontiers of Science<br />

Symposiums stehen, das 2013 <strong>in</strong> Deutschland<br />

stattf<strong>in</strong>den soll, an dessen Vorbereitung<br />

Bbr. Folta ebenfalls beteiligt ist.<br />

Welche Wege die Hirnforschung geht,<br />

zeigen <strong>in</strong>zwischen weitere Berichte über<br />

e<strong>in</strong> aktuelles Projekt unter Leitung des Neurowissenschaftlers,<br />

die von mehreren Zeitungen<br />

aufgegriffen wurde: Studenten der<br />

Pädagogischen Psychologie an der Hildesheimer<br />

Universität rücken e<strong>in</strong>em der<br />

bedeutendsten Kunstwerke des Mittelalters<br />

zu Leibe. Im Mittelpunkt des<br />

Interesses steht dabei die fast fünf Meter<br />

hohe bronzene Bernwardstür am Dom, e<strong>in</strong><br />

Hauptwerk der ottonischen Kunst, das auf<br />

den Hildesheimer Bischof Bernward (um<br />

950-1022) zurückgeht. Sie zeigt zahlreiche<br />

Szenen aus dem Alten und Neuen Testament<br />

und steht wegen der laufenden<br />

Sanierung des Mariendoms bis zur Wiedereröffnung<br />

des Gotteshauses im August<br />

2014 im Roemer- und Pelizaeus-Museum.<br />

Untersucht werden soll, was im Gehirn von<br />

Menschen vor sich geht, wenn sie die<br />

Vielzahl biblischer Szenen auf dem Kunstwerk<br />

aus dem Jahr 1015 betrachten, <strong>in</strong>wieweit<br />

Menge und Art von H<strong>in</strong>tergrund<strong>in</strong>formationen<br />

zu der Tür Effekte auf<br />

Blicksteuerung, Aufmerksamkeit und Gedächtnisprozesse<br />

der Betrachter ausüben.<br />

Erhofft werden auch Erkenntnisse für die<br />

Bild: bph, Bischöfliche Pressestelle Hildesheim<br />

Museumspädagogik. Durch e<strong>in</strong>en „Eyetracker“<br />

werden Augenbewegungen des<br />

Betrachters aufgezeichnet und die Gehirnaktivität<br />

gemessen. Zunächst setzen die<br />

Studenten das Gerät im Selbstversuch e<strong>in</strong>,<br />

anschließend, so Bbr. Folta-Schoofs, ist e<strong>in</strong>e<br />

wissenschaftliche Studie mit unterschiedlichen<br />

Gruppen im H<strong>in</strong>blick etwa auf Alter<br />

und Geschlecht von Betrachtern möglich.<br />

Bbr. Kristian Folta hatte sich während<br />

se<strong>in</strong>es Psychologie-Studiums 1995-2000 an<br />

der Universität <strong>Münster</strong> der UNITAS W<strong>in</strong>fridia<br />

angeschlossen, war Wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am Psychologischen<br />

Institut III (Methodenlehre, Entwicklungspsychologie,<br />

Pädagogische Psychologie)<br />

und ab 2001 Wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am Institut für Kognitive<br />

Neurowissenschaften, Abteilung Biopsychologie<br />

(Prof. Dr. Dr. h.c. Onur Güntürkün),<br />

der Ruhr-Universität Bochum. Nach<br />

se<strong>in</strong>er Promotion 2005 g<strong>in</strong>g er an das<br />

Leibniz-Institut für Primatenforschung <strong>in</strong><br />

Gött<strong>in</strong>gen und übernahm 2008 e<strong>in</strong>e<br />

Juniorprofessor für „Neurobiologische<br />

Grundlagen des Lernens“ am Institut für<br />

Psychologie der Stiftung Universität Hildesheim.<br />

Bbr. Folta-Schoofs ist Mitglied der<br />

Neurowissenschaftlichen Gesellschaft<br />

(NWG), mehrerer Fachgruppen der<br />

Deutschen Gesellschaft für Psychologie<br />

(DGPS) und Gründungsmitglied der<br />

European Society for Cognitive and<br />

Affective Neuroscience (ESCAN). Er<br />

gehört seit 2010 der Sprechergruppe des<br />

Kompetenzzentrums „Frühe K<strong>in</strong>dheit<br />

Niedersachsen“ und seit vergangenem<br />

Jahr der Senatskommission für Studienbeiträge<br />

der Universität Hildesheim (seit<br />

2011) an.<br />

Forschungsschwerpunkte s<strong>in</strong>d neuronale<br />

Korrelate der Interferenzstabilität<br />

von Zeitdauerverarbeitungen im Sekundenbereich,<br />

Effekte von psychosozialem<br />

Stress auf Aufmerksamkeits- und<br />

Arbeitsgedächtnisprozesse, Rhythmusund<br />

Zeitverarbeitungsprozesse <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

von Sprach- und Lesekompetenzen,<br />

kortikale Informationsverarbeitungscharakteristika<br />

und Zusammenhang<br />

zu kognitiven und schulischen<br />

Leistungen bei unauffälligen<br />

K<strong>in</strong>dern und K<strong>in</strong>dern mit diagnostizierter<br />

ADHS, und aktuell neurokognitive<br />

Effekte sportlicher und musikalischer<br />

Förderung.<br />

KONTAKT: Prof. Dr. Kristian Folta-<br />

Schoofs, Institut für Psychologie,<br />

Stiftung Universität Hildesheim, E-Mail:<br />

foltak@uni-hildesheim.de<br />

unitas 3/2012 219


SOZIALES PROJEKT DES UNITAS-VERBANDES ABGESCHLOSSEN<br />

Die K<strong>in</strong>der im Caritas-K<strong>in</strong>der- und Jugenddorf Markkleeberg<br />

freuen sich über ihren neuen Sport- und Spielplatz<br />

VON BSR. ANNE SUDMANN<br />

Es ist gut geworden! – Davon, dass<br />

die Hilfe des <strong>Unitas</strong>-Verbandes für<br />

se<strong>in</strong>e „Sozialen Projekte“ wirklich<br />

ankommt, konnten sich e<strong>in</strong>ige Unitarier<br />

am 9. Juni <strong>in</strong> Markleeberg überzeugen.<br />

So blickten die anwesenden<br />

Bundesgeschwister <strong>in</strong> strahlende<br />

Augen der Bewohner des K<strong>in</strong>der- und<br />

Jugenddorfes Markkleeberg, die e<strong>in</strong><br />

ausgelassenes Fußballfest auf dem<br />

vom <strong>Unitas</strong>-Verband gespendeten<br />

Rasenplatz feierten.<br />

Das vor 15 Jahren <strong>in</strong> der Nähe des<br />

Cospudener Sees gebaute Caritas-K<strong>in</strong>derund<br />

Jugenddorf Markkleeberg bei Leipzig<br />

ist die e<strong>in</strong>zige katholische E<strong>in</strong>richtung dieser<br />

Art <strong>in</strong> den neuen Bundesländern. Hier<br />

f<strong>in</strong>den 25 K<strong>in</strong>der und Jugendliche im Alter<br />

zwischen fünf und achtzehn Jahren <strong>in</strong> vier<br />

Häusern vorübergehend oder dauerhaft e<strong>in</strong><br />

Zuhause. E<strong>in</strong>es der Häuser wurde ebenfalls<br />

mit e<strong>in</strong>er Spende des UNITAS-Verbands<br />

errichtet und trägt seit se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>weihung<br />

den Namen „Robert Schuman-Haus“. Für<br />

das im September 1996 se<strong>in</strong>er Bestimmung<br />

übergebene Haus hat der Verband damals<br />

600.000 D-Mark aufgebracht.<br />

Die Gründe, warum die K<strong>in</strong>der und<br />

Jugendlichen nicht bei ihren Familien leben<br />

können, s<strong>in</strong>d vielfältig: E<strong>in</strong>e Mutter ist mit<br />

mehreren Geschwisterk<strong>in</strong>dern überfordert,<br />

e<strong>in</strong> Vater schlägt immer wieder zu, Eltern<br />

s<strong>in</strong>d nicht <strong>in</strong> der Lage, für regelmäßige<br />

Mahlzeiten zu sorgen, lassen die K<strong>in</strong>der<br />

hungern. „Die meisten bleiben für e<strong>in</strong>e längere<br />

Zeit“, sagt die Leiter<strong>in</strong> Anne Hoffmann.<br />

Geme<strong>in</strong>sam wird der Alltag gestaltet,<br />

damit die K<strong>in</strong>der und Jugendlichen sich geborgen<br />

fühlen können. Beständige und<br />

zuverlässige Beziehungen sollen Vertrauen<br />

220<br />

unitas 3/2012<br />

VOP Kilian Schmiz macht den Anstoß zum Eröffnungsspiel für den neuen Sportplatz des Caritas-<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugenddorfs <strong>in</strong> Markkleeberg bei Leipzig .<br />

schaffen, um die Bewohner des Dorfes <strong>in</strong><br />

ihrer Persönlichkeit zu stärken, Entwicklungsdefizite<br />

aufzuarbeiten sowie Regeln,<br />

Normen und christliche Werte zu vermitteln.<br />

M<strong>in</strong>destens zwei Pädagogen und e<strong>in</strong>e<br />

Hauswirtschafter<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d pro Haus für die<br />

Bewohner und all ihre Fragen, Wünsche<br />

und Bedürfnisse da.<br />

E<strong>in</strong>e wichtige Rolle spielt dabei die<br />

geme<strong>in</strong>same Freizeitgestaltung – für die<br />

Jungen <strong>in</strong>sbesondere das Fußballspiel. Da


am Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g auch die K<strong>in</strong>der aus der<br />

Nachbarschaft teilnehmen, wird durch den<br />

Sport die Integration <strong>in</strong> das Wohnumfeld<br />

gefördert.<br />

Die bisher zur Verfügung stehende<br />

Wiese war nur e<strong>in</strong> Bolzplatz, sodass dr<strong>in</strong>gend<br />

e<strong>in</strong>e Neugestaltung des Sport- und<br />

Spielgeländes nötig war. Da <strong>in</strong> Leipzig<br />

selbst ke<strong>in</strong>e Mittel für die F<strong>in</strong>anzierung zur<br />

Verfügung standen, erg<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> Hilferuf an<br />

den UNITAS-Verband. Auf der 133. GV 2010<br />

<strong>in</strong> Nürnberg gab es dann grünes Licht. Die<br />

notwendigen Gelder wurden zugesagt für<br />

e<strong>in</strong>en strapazierfähigen Naturrasen, stabile<br />

Fußballtore mit Netzen und am Rande des<br />

Platzes sollte es auch noch e<strong>in</strong> paar Spielund<br />

Sportgeräte für die Kle<strong>in</strong>en geben,<br />

etwa e<strong>in</strong>en Kletterste<strong>in</strong>.<br />

Fußballturnier zur Eröffnung<br />

Am ersten Juni-Wochenende war es<br />

nun soweit. Alles war fertig! E<strong>in</strong>e beachtliche<br />

Schar von Unitarier<strong>in</strong>nen und Unitariern,<br />

überwiegend Aktive, hatten sich nach<br />

Markkleeberg aufgemacht. Vorortspräsident<br />

Kilian Schmiz und Verbandsgeschäftsführer<br />

Dieter Krüll konnten den neuen<br />

Sport- und Spielplatz se<strong>in</strong>er Bestimmung<br />

übergeben. Nach kurzen Grußworten verteilten<br />

sie Fußballschuhe und Trikots für die<br />

fußballbegeisterten K<strong>in</strong>der, bevor der Hohe<br />

Vorortspräsident den Anstoß für das zur<br />

Eröffnung angesetzte Fußballturnier machte.<br />

Die Teams bestanden aus K<strong>in</strong>dern und<br />

Unitariern, die bis zum Abend fröhlich<br />

kickten.<br />

Dann wurde der Grill angeworfen und<br />

Groß und Kle<strong>in</strong> konnten sich von den<br />

Strapazen erholen. Anschließend machten<br />

sich die zur Eröffnung aus ganz Deutschland<br />

angereisten Bundesbrüder und<br />

-schwestern auf den Weg <strong>in</strong> die Leipziger<br />

Innenstadt, während die K<strong>in</strong>der weiter auf<br />

„ihrem“ neuen Fußballplatz spielten, denn<br />

für sie gab es an diesem Tage nichts<br />

Schöneres, als sich draußen zu vergnügen.<br />

Fußball spielte auch für den nach<br />

Leipzig gefahrenen unitarischen Fan-Club<br />

noch e<strong>in</strong>e Rolle. In e<strong>in</strong>em Brauhaus schauten<br />

die Bundesschwestern und Bundesbrüder<br />

sich geme<strong>in</strong>sam mit Mitgliedern<br />

des Altherren-Zirkels das erste EM-Spiel der<br />

Deutschen Nationalmannschaft an. Bei Bier<br />

und kle<strong>in</strong>en Speisen wurde mitgefiebert<br />

und der Sieg der deutschen Elf gefeiert.<br />

Am Sonntagmorgen besuchten die<br />

Bundesgeschwister dann den katholischen<br />

Gottesdienst <strong>in</strong> der Propsteikirche <strong>in</strong><br />

Leipzig und im Anschluss daran führte der<br />

Leipziger Zirkelvorsitzende, Bbr. Sebastian<br />

Bruch, noch durch die Innenstadt. So endete<br />

e<strong>in</strong> schönes Wochenende <strong>in</strong> Leipzig ganz<br />

im unitarischen Geiste!<br />

��<br />

� Verbandsgeschäftsführer Dieter Krüll (l<strong>in</strong>ks) und Vorortspräsident Kilian Schmiz übergeben den<br />

Sportplatz an die K<strong>in</strong>der und Jugendlichen <strong>in</strong> Markkleeberg. � Der neue Kletterste<strong>in</strong> f<strong>in</strong>det reges<br />

Interesse. � Die stattliche Fan-Gruppe aus dem UNITAS-Verband vor der St. Thomas-Kirche <strong>in</strong><br />

Leipzig.<br />

��<br />

��<br />

unitas 3/2012 221


SCY-CHAZELLES. „Europa ist mehr als nur<br />

der Streit um den EURO – Wiederentdeckung<br />

der christlichen Grundlagen<br />

Europas auf den Spuren Robert Schumans“<br />

lautet der Titel der diesjährigen Hohe<br />

Damen- und Altherrenbundstagung vom<br />

28. bis 30. September <strong>in</strong> Trier, bei der e<strong>in</strong>e<br />

Exkursion nach Scy-Chazelles geplant ist.<br />

Am Samstag, 29. September, wird das<br />

dortige „Maison Robert Schuman“ Ort für<br />

Vorträge über das Leben von Bundesbruder<br />

Robert Schumans se<strong>in</strong>. Geplant s<strong>in</strong>d die<br />

politische E<strong>in</strong>ordnung se<strong>in</strong>es Lebenswerks,<br />

Informationen über den Stand des Seligsprechungsprozesses<br />

und e<strong>in</strong>e Heilige<br />

Messe an se<strong>in</strong>em Grab <strong>in</strong> der Kirche St.<br />

Quent<strong>in</strong>. Damit setzt der UNITAS-Verband<br />

e<strong>in</strong>en eigenen Auftakt für das Schuman-<br />

Gedenkjahr 2013, <strong>in</strong> dem sich se<strong>in</strong> Todestag<br />

am 5. September zum 50. Mal jährt.<br />

222<br />

unitas 3/2012<br />

Oben: Die alte Wehrkirche Sa<strong>in</strong>t Quent<strong>in</strong> <strong>in</strong> Scy-Chazelles mit dem Grab von Bbr. Robert Schuman.<br />

Unten: Impressionen aus se<strong>in</strong>em Arbeitszimmer im „Maison Robert Schuman“. Alle Fotos: Bbr. Mart<strong>in</strong> Ste<strong>in</strong>hoff, Essen<br />

Das Europazentrum Robert Schuman<br />

DAS EHEMALIGE WOHNHAUS IST HEUTE GEDENKSTÄTTE<br />

Der Wohnort von<br />

Bbr. Robert Schuman<br />

Mitte der 1920er Jahre wählte Bbr.<br />

Robert Schuman das lothr<strong>in</strong>gische Dorf am<br />

Berghang des Mont Sa<strong>in</strong>t-Quent<strong>in</strong>, fünf<br />

Kilometer westlich von Metz, zu se<strong>in</strong>em<br />

Wohnort. Heute zählt die nicht e<strong>in</strong>mal fünf<br />

Quadratkilometer große Ortschaft im<br />

Arrondissement Metz-Campagne auf dem<br />

l<strong>in</strong>ken Moselufer rund 2.800 E<strong>in</strong>wohner.<br />

1871-1918 hatte sie zum Deutschen Reich<br />

gehört, trug 1915-1918 und während der<br />

deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg<br />

den Namen „Siegach“.<br />

Schumans ehemaligem Wohnhaus<br />

gegenüber liegt die von den Mönchen der<br />

Abtei Gorze im 12. Jahrhundert errichtete<br />

Wehrkirche St. Quent<strong>in</strong>, die mit zwei Reben<br />

auch im Stadtwappen abgebildet ist. Sie ist<br />

die Grablege des „Vaters Europas“ und gilt<br />

als Wahrzeichen der französischen und<br />

deutschen Geschichte Lothr<strong>in</strong>gens. E<strong>in</strong>e<br />

Kuriosität <strong>in</strong> Scy-Chazelles ist der e<strong>in</strong>zige<br />

noch erhaltene Bismarckturm <strong>in</strong> Frankreich,<br />

doch zweifellos ist das Schuman-Haus die<br />

größte Attraktion im Ort.<br />

Der Besitz, vom französischen Staat mit<br />

dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet<br />

und heute Gedenkstätte im Eigen-


tum des „Département de la Moselle“, ist<br />

von e<strong>in</strong>em großen Park umgeben, den der<br />

Generalrat des Departements und der Kreis<br />

Merzig-Wadern geschaffen haben. Das<br />

Robert Schuman-Haus ist und für die<br />

Öffentlichkeit vom 1. April bis zum 31.<br />

Oktober täglich von 10-12 Uhr und von 14-18<br />

Uhr, außer mittwochs, geöffnet.<br />

Das Schuman-Haus:<br />

E<strong>in</strong> Zentrum Europas<br />

Das Haus ist Heimat des Europazentrums<br />

Robert Schuman (CERS), e<strong>in</strong>es am<br />

9. Mai 2000 gegründeten, unabhängigen<br />

und geme<strong>in</strong>nützigen Vere<strong>in</strong>s, der die europäischen<br />

Bürger mit vielfältigen Materialien<br />

und Angeboten über die Geschichte und<br />

Herausforderungen der europäischen Integration<br />

<strong>in</strong>formieren will. Neben Workshops<br />

mit Tausenden Schülern aus ganz Europa<br />

entwickelte das CERS e<strong>in</strong> europäisches<br />

Bildungsangebot mit zahlreichen Partnern,<br />

<strong>in</strong>sbesondere mit dem „European Network<br />

for Education and Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g (EUNET) und der<br />

„Fédération française des Maisons de<br />

l’Europe“, dem französischen Verband der<br />

Europahäuser. Dazu gehören <strong>in</strong>terkulturelle<br />

Ausbildungspraktika, deutsch-französische<br />

und europäische Berufspraktika, Aus- und<br />

Fortbildungen für Lehrer, aber auch die<br />

Unterstützung von Firmen, Gebietskörperschaften<br />

und NGOs bei der Umsetzung<br />

europäischer Projekte und Ereignisse. Das<br />

CERS ist e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>nütziger Vere<strong>in</strong> und<br />

wird f<strong>in</strong>anziell unterstützt von der Europäischen<br />

Union (Europäische Kommission<br />

und Europaparlament), vom französischen<br />

Außenm<strong>in</strong>isterium, dem Generalrat des<br />

„Département de la Moselle“, der Robert<br />

Schuman Stiftung (Paris), dem Robert<br />

Schuman-Vere<strong>in</strong> und dem Deutsch-Französischen<br />

Jugendwerk.<br />

CB<br />

HINWEISE:<br />

Das „Centre Robert Schuman“ im<br />

Internet: www.ntre-robert-schuman.org<br />

Die Geme<strong>in</strong>de Scy-Cazelles <strong>in</strong> Lothr<strong>in</strong>gen:<br />

www.mairie-scy-chazelles.fr/<br />

Auch mehrere Filme im Internet geben<br />

E<strong>in</strong>drücke vom „Europazentrum Robert<br />

Schuman“: So zeigt e<strong>in</strong> Film der regionalen<br />

Tourismusbehörde den Wohnsitz von<br />

Bbr. Robert Schuman, der seit Mai 2009<br />

mit e<strong>in</strong>em neuen Museumsteil ausgestattet<br />

ist. Die Schuman gewidmete<br />

Dauerausstellung zeigt gleich zu Beg<strong>in</strong>n<br />

auch e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Stapel von Ausgaben<br />

der Verbandszeitschrift „UNITAS“ <strong>in</strong> der<br />

Auslage. E<strong>in</strong> Dossier mit Artikeln, L<strong>in</strong>ks<br />

und weiteren Filmen, die Bbr. Robert<br />

Schumans Lebenswerk würdigen und u. a.<br />

den Trauerzug zeigen, dem nach se<strong>in</strong>em<br />

Tod die Vertreter der UNITAS vorausg<strong>in</strong>gen<br />

auf den am 9. Mai 2012 veröffentlichten<br />

Internetseiten der UNITAS Ruhrania<br />

unter: www.unitas-ruhrania.org/<br />

Schlafzimmer, Küche, Arbeitstisch, Verträge und viele Bücher: Das Maison Robert Schuman zeigt se<strong>in</strong>en Rückzugsort so,<br />

als ob ihn Bbr. Schuman gerade verlassen hätte. Sehenswert ist das angebaute neue Museum, das se<strong>in</strong> Leben <strong>in</strong> den Zusammenhang der Zeit stellt.<br />

unitas 3/2012 223


224<br />

unitas 3/2012<br />

Aktiventag 2012 <strong>in</strong> Karlsruhe<br />

Geschieht dir Recht?<br />

AKTIVENTAG 2012 VOM 09. BIS 11. NOVEMBER IN KARLSRUHE<br />

Zum diesjährigen Aktiventag laden der<br />

Vorort des <strong>Unitas</strong>-Verbandes und die<br />

ausrichtende Aktivitas der <strong>Unitas</strong> Franco-<br />

Alemannia Karlsruhe sehr herzlich e<strong>in</strong>.<br />

Die gesamte Veranstaltung f<strong>in</strong>det im<br />

Herzen Karlsruhes statt. Das Tagungszentrum,<br />

komb<strong>in</strong>iert aus der Jugendherberge<br />

und dem Anne-Frank-Haus, liegt<br />

e<strong>in</strong> Kilometer entfernt von der Innenstadt<br />

Karlsruhes. Mit Ausnahme des Festkommerses<br />

und des Festgottesdienstes mit<br />

anschließender Abschlussveranstaltung<br />

f<strong>in</strong>det das gesamte Programm im Tagungszentrum<br />

statt. Die zentrale Lage der<br />

meisten Programmpunkte ermöglicht<br />

e<strong>in</strong>e optimale Durchführung der Veranstaltung.<br />

Wie bereits <strong>in</strong> der letzten UNITAS-Ausgabe<br />

vorgestellt befasst sich der Aktiventag<br />

mit der Thematik: „Geschieht dir<br />

Recht?“. Dabei werden sowohl Frage-<br />

Vorläufiges Programm<br />

stellungen aus Sicht der sozialen und<br />

gesellschaftlichen Bereiche, als auch aus<br />

ethischen/religiösen Bereichen beleuchtet.<br />

Der, oftmals subjektive, Konflikt<br />

zwischen Recht und Gerechtigkeit wird<br />

hierbei e<strong>in</strong>e zentrale Rolle spielen. In<br />

e<strong>in</strong>em vielfältigen Programm, bestehend<br />

aus Vorträgen, Workshops und e<strong>in</strong>em Forum<br />

soll die umfangreiche Thematik aus<br />

möglichst vielen Blickw<strong>in</strong>keln beleuchtet<br />

werden.<br />

Freitag, 09.11.2012<br />

Ab 16:30 Uhr Anreise (Tagungsbüro im Anne-Frank-Haus)<br />

18:00 – 19:00 Uhr Abendessen <strong>in</strong> der Jugendherberge (optional buchbar)<br />

20.00 – 21:30 Uhr Begrüßungsabend mit Bürgermeisterempfang im Rathaus Karlsruhe; E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> den Aktiventag<br />

Ab 21:30 Uhr Ausklang <strong>in</strong> der Stadt Karlsruhe und im Anne-Frank-Haus (bis 02:00 Uhr)<br />

Samstag, 10.11.2012<br />

07:00 – 09:00 Uhr Frühstück <strong>in</strong> der Jugendherberge<br />

08:30 – 09:00 Uhr Morgenandacht <strong>in</strong> der Jugendherberge mit Bbr. Pfr. Erhard Bechthold<br />

09:00 – 10:30 Uhr 1. Vortrag im Anne-Frank-Haus von Bundesverfassungsrichter Peter Müller<br />

Thema: „Das Bundesverfassungsgericht – Hüter der Verfassung oder Gestalter der Politik?“<br />

10:30 – 10:45 Uhr Kaffeepause<br />

10:45 – 12:00 Uhr 2. Vortrag im Anne-Frank-Haus von Bbr. Dr. Peter Fritz, Vorsitzender Richter<br />

Verwaltungsgericht Koblenz<br />

Thema: „Gerechtigkeit durch Rechtsprechung?“<br />

12:00 – 13:00 Uhr Mittagessen <strong>in</strong> der Jugendherberge (optional buchbar)<br />

12:30 – 14:00 Uhr Stadtführungen (optional buchbar)<br />

14:00 – 15:30 Uhr Workshop-Phase im Anne-Frank-Haus/Jugendherberge<br />

Moderatoren: Bbr. Dr. Peter Fritz, Dr. Jürgen Graf, Bbr. Andreas Grossmann, Bbr. Dr. Axel Isak,<br />

Bbr. Prof. Dr. Dr. Klaus Rennert<br />

15:30 – 15:45 Uhr Kaffeepause<br />

15:45 – 17:00 Uhr Forum im Anne-Frank-Haus<br />

Moderator: Bbr. Dr. Konrad Pumpe<br />

Podiumsteilnehmer: Bbr. Prof. Dr. Dr. Klaus Rennert, Dr. Jürgen Graf, Bbr. Pfr. Erhard Bechthold<br />

18:00 – 19:00 Uhr Abend-/Chargenessen <strong>in</strong> der Jugendherberge (optional buchbar)<br />

19:15 Uhr Chargen-Foto vor dem Karlsruher Schloss<br />

20:00 – 23:30 Uhr Festkommers im Festsaal des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT)<br />

Festredner: Bbr. Prof. Dr. Christoph Ohly<br />

Thema: „Kirchliches Recht – e<strong>in</strong> Dienst an der Gerechtigkeit im Leben der Kirche?“<br />

23:30 – 04:00 Uhr Ausklang im Anne-Frank-Haus<br />

Sonntag, 11.11.2012<br />

07:00 – 09:00 Uhr Frühstück <strong>in</strong> der Jugendherberge; Checkout<br />

09:30 – 11:00 Uhr Festgottesdienst <strong>in</strong> St. Bonifatius<br />

Zelebrant: Bbr. Pfr. Erhard Bechthold<br />

11:30 – 13:00 Uhr Abschlussveranstaltung im Geme<strong>in</strong>desaal St. Bonifatius<br />

Impulsvortrag von Bbr. Dr. Axel Isak<br />

Thema: „Allheilmittel Strafrecht? – Realistische und unrealistische Erwartungen an die Strafjustiz“<br />

13:00 Uhr Ende des Aktiventags<br />

Anmeldeverfahren<br />

Die verb<strong>in</strong>dliche Anmeldung wird ab dem 01.07.2012 über das UOS auf der Homepage des <strong>Unitas</strong>-Verbandes möglich<br />

se<strong>in</strong>. Da die f<strong>in</strong>ale Buchung der Jugendherberge bis Mitte September erfolgen muss, wird die Anmeldefrist<br />

bereits zum 31. August 2012 enden. Danach kann leider nicht mehr für freie Plätze <strong>in</strong> der Jugendherberge garantiert<br />

werden. Die Planung der Teilnahme sollte deshalb möglichst schon auf den nächsten Conventen erfolgen.<br />

Weiterh<strong>in</strong> bitten wir alle HDHA und AHAH, die am Festkommers teilnehmen werden, sich ebenfalls anzumelden.<br />

Hierzu steht die E-Mail-Adresse anmeldung-ahah@aktiventag2012.unitas.org zur Verfügung.<br />

Nähere Informationen folgen <strong>in</strong> der Anmeldung und auf der Homepage des Aktiventages: http://aktiventag2012.unitas.org.<br />

Ansprechpartner: Organisationskomitee des Aktiventags (<strong>in</strong>fo@aktiventag2012.unitas.org).


Auf der Suche nach geeigneten Rednern für die geplanten Veranstaltungen des Aktiventages <strong>in</strong> Karlsruhe war das<br />

Organisationskomitee sehr bemüht, hochrangige Rechtswissenschaftler aus verschiedenen Bereichen zu f<strong>in</strong>den, sowohl<br />

Kirchenrechtexperten wie auch Richter, Staatsanwälte und Politiker. Das Organisationskomitee des Aktiventags ist stolz, se<strong>in</strong>e<br />

hohen Ansprüche an die wichtigsten Mitgestalter des Aktiventages erfüllt zu sehen und für alle Veranstaltungen hochkarätige<br />

Redner gefunden zu haben, die im Folgenden kurz vorgestellt werden.<br />

Vorträge am Samstagvormittag<br />

1. Vortrag<br />

Wohl e<strong>in</strong>er der bekanntesten Personen unter<br />

den Rednern ist der Richter am Bundesverfassungsgericht<br />

Peter Müller. Neben se<strong>in</strong>em<br />

juristischen Werdegang als Richter hat er<br />

auch e<strong>in</strong>e politische Laufbahn <strong>in</strong> der CDU h<strong>in</strong>ter<br />

sich. Bevor er an das Bundesverfassungsgericht<br />

berufen wurde, war er zwischen 1999<br />

und 2011 <strong>in</strong>sgesamt fast zwölf Jahre M<strong>in</strong>isterpräsident<br />

des Saarlandes. Passenderweise<br />

wird er über die „Das Bundesverfassungsgericht – Hüter der<br />

Verfassung oder Gestalter der Politik?“ referieren.<br />

Festredner für den Festkommers<br />

Den Festvortrag im Rahmen des Festkommerses<br />

am Samstagabend wird Bbr. Prof.<br />

Dr. Christoph Ohly halten. Bbr. Prof. Dr.<br />

Christoph Ohly, Jahrgang 1966, hat Theologie<br />

und Philosophie studiert, wurde 1991 zum<br />

Priester geweiht und hat im Fachbereich<br />

Kanonisches Recht habilitiert. Seit 2010 ist er<br />

Ord<strong>in</strong>arius für Kirchenrecht an der Theologischen<br />

Fakultät der Universität Trier. Der<br />

Festvortrag mit dem Titel „Kirchliches Recht<br />

– e<strong>in</strong> Dienst an der Gerechtigkeit im Leben der Kirche?“ verspricht<br />

fasz<strong>in</strong>ierende E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> das Kirchenrecht.<br />

2. Vortrag<br />

„Gerechtigkeit durch Rechtsprechung?“ ist<br />

das ambitionierte Thema des Vortrags von<br />

Bbr. Dr. Peter Fritz. Als Vorsitzender Richter<br />

am Verwaltungsgericht Koblenz und Lehrbeauftragter<br />

an den Universitäten <strong>in</strong> Koblenz<br />

und Ma<strong>in</strong>z hat er wohl täglich mit eben dieser<br />

Frage zu tun. Insbesondere als E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> die<br />

Thematik für die Workshop-Phase wird dieser<br />

Vortrag e<strong>in</strong>en wichtigen Impuls geben können.<br />

Impulsvortrag im Rahmen der Abschlussveranstaltung<br />

Am Sonntag im Rahmen der Abschlussveranstaltung<br />

wird Bbr. Dr. Axel Isak<br />

mit se<strong>in</strong>em Impulsvortrag „Allheilmittel<br />

Strafrecht? – Realistische und unrealistische<br />

Erwartungen an die Strafjustiz“ den<br />

E<strong>in</strong>zelnen mit se<strong>in</strong>en Gesellschaftsansprüchen<br />

konfrontieren. Der promovierte Jurist kann auf<br />

e<strong>in</strong>e illustre und langjährige Juristenlaufbahn<br />

zurückblicken. Nach Tätigkeiten als Richter an<br />

Amts- und Landesgericht, als Staatsanwalt, im Justizm<strong>in</strong>isterium<br />

Baden-Württemberg und zuletzt als Vizepräsident<br />

des Landgerichts Karlsruhe ist er derzeit Leiter der Staatsanwaltschaft<br />

Baden-Baden. Se<strong>in</strong>e Expertise <strong>in</strong> Sachen<br />

Strafrecht und auch se<strong>in</strong>e Mitarbeit bei der Workshop-Phase<br />

wird den Aktiventag mit Sicherheit bereichern.<br />

Workshop-Phase und Forum<br />

Zusätzlich zu den bereits genannten Bbr.Bbr. Dr. Peter Fritz und Dr. Axel Isak werden <strong>in</strong> der Workshop-Phase Bbr. Prof. Dr. Dr.<br />

Klaus Rennert, Dr. Jürgen Graf und Bbr. Andreas Grossmann wertvolle Impulse setzen. Dr. Jürgen Graf ist derzeit Richter am<br />

Bundesgerichtshof im ersten Senat und hat langjährige Erfahrung als Richter und Staatsanwalt. Bbr. Andreas Grossmann ist Erster<br />

Staatsanwalt bei der Staatsanwaltschaft Mannheim und dort Pressesprecher <strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>en Strafsachen. Er kann aus erster Hand<br />

über die Forderung und Erfüllung von Recht und Gerechtigkeit aus den verschiedenen Perspektiven berichten. Bbr. Prof. Dr. Dr.<br />

Klaus Rennert ist Vorsitzender Richter am Bundesverwaltungsgericht und Professor an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Er<br />

besitzt langjährige Erfahrung im Verwaltungsrecht und br<strong>in</strong>gt zusätzlich Fachwissen zu „Recht und Gerechtigkeit“ mit. Im anschließenden<br />

<strong>in</strong>teraktiven Forum werden uns Bbr. Prof. Dr. Dr. Klaus Rennert, Dr. Jürgen Graf, Bbr. Dr. Georg Franzmann, Bbr. Pfr.<br />

Erhard Bechthold unter der Moderation von Bbr. Dr. Konrad Pumpe mit ihrer Expertise begleiten.<br />

Bbr. Grossmann, Bbr. Prof. Dr. Dr. Rennert, Bbr. Dr. Pumpe, Dr. Graf, Bbr. Pfr. Bechthold (v. l. n. r.)<br />

unitas 3/2012 225


Die demografische Situation <strong>in</strong> Deutschland<br />

VOM WANDEL 1970 BIS 2010 ZU DEN STETIG WACHSENDEN PROBLEMEN 2010 BIS 2060<br />

VON BBR. DIPL.-ING. HEINRICH HEMKER<br />

A. Demografischer Wandel.<br />

1970 bis 2010<br />

Der Wandel begann mit dem „Pillenknick“<br />

<strong>in</strong> den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts.<br />

Die Geburtenziffer war von 2,5 auf<br />

unter 1,5 K<strong>in</strong>der pro Frau gesunken. In der<br />

Grafik ist deutlich zu sehen: Im Osten war<br />

die Geburtenziffer vor der Wende viel höher<br />

(der sogenannte Honecker-Buckel) als im<br />

Westen. Nach der Wende fiel sie aber e<strong>in</strong>ige<br />

Jahre sogar unter 1,0. Erst 2010 erreichte sie<br />

das gleiche Niveau wie im Westen. Das<br />

Berl<strong>in</strong>-Institut weist ganz besonders auf<br />

den Unterschied der Geburtenziffer <strong>in</strong> den<br />

e<strong>in</strong>zelnen Kreisen <strong>in</strong> ganz Deutschland h<strong>in</strong>.<br />

In Grafik Nr. 16 des Instituts ist deutlich zu<br />

sehen, wie groß der Unterschied Ost- zu<br />

Westdeutschland im Jahre 1997 ist, und <strong>in</strong><br />

Nr. 17, wie 2008 die Geburtenziffer im Osten<br />

wieder angestiegen ist.<br />

Der Bevölkerungsschwund <strong>in</strong> den<br />

neuen Bundesländern hat wegen der fehlenden<br />

K<strong>in</strong>der und besonders durch Abwanderung<br />

bereits nach der Wende im<br />

Jahre 1989 spürbar e<strong>in</strong>gesetzt. Am meisten<br />

litt Sachsen-Anhalt darunter: Die Bevölkerung<br />

hat von 1990 bis 2010 von ~ 2,8 nach ~<br />

2,4 Millionen abgenommen.<br />

226<br />

unitas 3/2012<br />

Die Gesamtbevölkerung <strong>in</strong> Deutschland<br />

ist, wegen der Zuwanderungswellen, dagegen<br />

leicht auf 81,5 Millionen gestiegen.<br />

Auch die Altersgruppe „Tätige“ (20-64) verstärkte<br />

sich um rund sechs Millionen auf 50<br />

Millionen. Der eigentliche Wandel betraf<br />

die Gruppen „Junge“ (< 20) und „Alte“ (><br />

65). Die Zahl der „Jungen“ sank um e<strong>in</strong><br />

Drittel von 23,4 nach 15 Millionen, während<br />

die der „Alten“ um 55 Prozent von 10,8 auf<br />

16,8 Millionen stieg.<br />

B. Die stetig wachsenden<br />

Probleme 2010 bis 2060<br />

Fast alle Veröffentlichungen nehmen die<br />

niedrige Geburtenziffer als Faktum und folgern<br />

daraus: man muss sich darauf e<strong>in</strong>stellen.<br />

Nur der NRW-Bericht von 2005 spricht<br />

von „Wandel gestalten“. Wörtlich: „Die Politik<br />

kann a) versuchen den Trend zu ändern<br />

und b) die Auswirkungen zu mildern.“<br />

Das Statistische Bundesamt arbeitet ab<br />

2010 mit drei möglichen Geburtenziffern:<br />

1,2 / 1,4 / 1,6 und hat dazu auch e<strong>in</strong>e Modellrechnung<br />

mit 2,1 angestellt. Nehmen wir<br />

hier die Prognose des Statistichen Bundesamtes<br />

mit der Alternative „Geburtenziffer<br />

1,4; Zuwanderung 200 Tausend/Jahr“, die<br />

also davon ausgeht, dass die Geburtenziffer<br />

bis 2060 so niedrig bleibt – bei 1,4.<br />

Die Gesamtbevölkerung soll nach dieser<br />

Rechnung bis 2060 auf 70 Millionen s<strong>in</strong>ken<br />

und die Altersgruppen-Verteilung sich so<br />

drastisch ändern, dass man nicht mehr von<br />

demografischem „Wandel“ sprechen kann.<br />

Es wird 1995 auch schon von demografischer<br />

Revolution gesprochen. Für mich s<strong>in</strong>d<br />

die stetig wachsenden Probleme wie e<strong>in</strong>e<br />

stetig anwachsende Tsunami-Welle <strong>in</strong> Zeitlupe,<br />

die auf me<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der und Enkelk<strong>in</strong>der<br />

zurollt. Immer weniger „Tätige“ müssen für<br />

immer mehr „Alte“ sorgen.<br />

Der Bevölkerungs-Schwund, so wird<br />

prognostiziert, soll zwar <strong>in</strong> allen Bundesländern<br />

e<strong>in</strong>treten, aber <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Ländern <strong>in</strong> recht unterschiedlicher Stärke.<br />

Er verschärft sich noch durch Abwanderung,<br />

besonders <strong>in</strong> den neuen Bundesländern.<br />

In Sachsen-Anhalt wird damit gerechnet,<br />

dass der Schwund bis 2060 mit fast<br />

gleicher Heftigkeit weitergeht von 2,8 <strong>in</strong><br />

1990 nach 1,4 Millionen E<strong>in</strong>wohner <strong>in</strong> 2060.<br />

Muss das so kommen? Ja, das muss so<br />

kommen, wenn die Geburtenziffer sich<br />

nicht erhöht.<br />

Die Alters-Pyramide ist heute bereits zur<br />

Alters-Urne deformiert und würde laut den<br />

Voraus-Berechnungen des Statistischen<br />

Bundesamtes <strong>in</strong> den Jahren 2010 bis 2060<br />

noch schlanker werden – mit immer kle<strong>in</strong>er<br />

werdender Aufstandsfläche. Wann kippt die<br />

Urne um? Es gibt aber auch e<strong>in</strong>e andere<br />

Modellrechnung des Statistischen Bundesamtes.<br />

Laut dieser Rechnung wird aus der<br />

Alters-Urne e<strong>in</strong> Alters-Turm, e<strong>in</strong> Alters-<br />

Leuchtturm, der W<strong>in</strong>d und Wetter verkraftet.<br />

Diese Rechnung geht davon aus, dass<br />

die Geburtenziffer sich <strong>in</strong> den nächsten<br />

Jahren auf 2,1 e<strong>in</strong>pendelt. Das ist nicht<br />

unmöglich. Nachbarländer wie Frankreich<br />

mit e<strong>in</strong>er Geburtenziffer von 2,0 oder<br />

Norwegen mit 1,98 zeigen, dass das ke<strong>in</strong>e<br />

Utopie se<strong>in</strong> muss.<br />

Mit diesen Überlegungen regt Bbr.<br />

Dipl.-Ing. He<strong>in</strong>rich Hemker aus Harsew<strong>in</strong>kel,<br />

Jahrgang 1929, e<strong>in</strong> Thema für<br />

Wissenschaftliche Sitzungen an. 1951<br />

wurde er bei UNITAS Ass<strong>in</strong>dia <strong>in</strong><br />

Aachen und bei der UNITAS <strong>in</strong><br />

Braunschweig aktiv. Für weitere<br />

Literaturangaben steht er gerne zur<br />

Verfügung.


Bevölkerungs-Schwund Sachsen-Anhalt 1990 > 2060, Alters-Gruppen-Entwicklung Deutschland 1970 > 2060 bei 14,4 K<strong>in</strong>d pro Frau;<br />

Alters-Gruppen 1970 > 2060 Deutschland bei 2,1 K<strong>in</strong>d pro Frau; Grafiken: Hemker, aus Zahlen des Statistischen Bundesamtes.<br />

Laut Bericht der Bundesregierung von<br />

Oktober 2011 hat das Institut für Demoskopie<br />

<strong>in</strong> Allensbach <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Befragung von<br />

2009 festgestellt: 95 Prozent der Befragten<br />

me<strong>in</strong>en: E<strong>in</strong>e ideale Familie sei e<strong>in</strong> verheiratetes<br />

Elternpaar mit der Wunschk<strong>in</strong>der-<br />

Zahl von 2,2. Sobald es zum „Leuchtturm“<br />

kommt, s<strong>in</strong>d damit zwei der bisher stetig<br />

wachsenden demografischen Probleme <strong>in</strong><br />

wenigen Jahren von der Wurzel her ausgerottet;<br />

nämlich: „Bevölkerungsschwund“<br />

und „immer weniger K<strong>in</strong>der“.<br />

In die Modellrechnung dieser Grafik ist<br />

auch die Erhöhung des Rentenalters ab 67<br />

e<strong>in</strong>gerechnet. Man sieht, die ganze demografische<br />

Lage <strong>in</strong> Deutschland stabilisiert<br />

sich aber erst <strong>in</strong> etwa 30 Jahren. Die bis<br />

dah<strong>in</strong> noch wachsenden Probleme „immer<br />

mehr „Alte“ und „immer weniger Tätige“<br />

s<strong>in</strong>d zwar durch Rente ab 67 abgemildert,<br />

werden aber noch lange genügend Revolutionäres<br />

<strong>in</strong> sich haben, dass die ganze<br />

Bevölkerung noch ernstlich genug beschäftigen<br />

wird.<br />

Ich wünsche dazu:<br />

1. Verantwortungsvolle Politiker, die über<br />

e<strong>in</strong>e Wahlperiode h<strong>in</strong>aus denken und<br />

somit auch Probleme angehen können,<br />

die nur langfristig zu lösen s<strong>in</strong>d, wie<br />

Demografie. Bitte: etwas weniger gut<br />

Geme<strong>in</strong>tes, dafür mehr gut Gekonntes.<br />

2. E<strong>in</strong>e hoffnungsvolle, kritikfähige Jugend,<br />

die mit Gottvertrauen die Probleme<br />

angeht.<br />

3. Uns „Alten“, vor allen den rüstigen<br />

„Alten“, dass wir uns ehrenamtlich e<strong>in</strong>setzen,<br />

um mit unserer Erfahrung und<br />

vielleicht auch mit unserem Sparbuch<br />

helfen, die Probleme zu mildern.<br />

Damit es überhaupt zum „Leuchtturm“<br />

kommt, muss der Zusammenhang „e<strong>in</strong>e<br />

stabilisierte Demografie gibt es nur mit der<br />

Geburtenziffer von 2,1“ mehr <strong>in</strong>s Gedächtnis<br />

gebracht und die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

für Familie mit K<strong>in</strong>dern verbessert werden,<br />

um<br />

A. den Eltern Mut zum K<strong>in</strong>d zu machen<br />

B. mehr K<strong>in</strong>derfreundlichkeit <strong>in</strong> der ganzen<br />

Bevölkerung zu entfachen.<br />

Ohne K<strong>in</strong>der ke<strong>in</strong>e Zukunft!<br />

unitas 3/2012 227


„Denkmal für e<strong>in</strong>en Seligen“<br />

UNITAS-WÜRZBURG STIFTET GEDENKTAFEL FÜR BBR. PFARRER GEORG HÄFNER<br />

WÜRZBURG. Am 15. Mai 2012,<br />

genau e<strong>in</strong> Jahr nach der Seligsprechung<br />

ihres Bundesbruders<br />

Pfarrer Georg Häfner,<br />

konnte UNITAS-Würzburg erneut<br />

e<strong>in</strong> <strong>in</strong> mehrfacher H<strong>in</strong>sicht<br />

besonderes Fest feiern.<br />

Gerade noch rechtzeitig zum<br />

Jahrestag wurde e<strong>in</strong>e vom<br />

Altherrenvere<strong>in</strong> gestiftete Gedenktafel<br />

zu Ehren des im KZ<br />

Dachau umgekommenen Märtyrerpriesters<br />

e<strong>in</strong>geweiht. Die<br />

E<strong>in</strong>weihungsfeierlichkeiten<br />

begannen mit e<strong>in</strong>er Hl. Messe<br />

<strong>in</strong> der Kirche des Würzburger<br />

Priestersem<strong>in</strong>ars, an dessen<br />

E<strong>in</strong>gang die Tafel ihren Platz<br />

fand.<br />

Mitfeier dreier<br />

Bischöfe<br />

Die Wertschätzung des<br />

Bistums für dieses Geschenk<br />

drückte sich aus durch die<br />

Mitfeier von Diözesanbischof<br />

Dr. Friedhelm Hofmann, Weihbischof<br />

Ulrich Boom und Domdekan<br />

Günter Putz. Bereichert<br />

wurde die Feier auch durch<br />

die Anwesenheit von Bischof<br />

Josef Clemens, Sekretär des<br />

Päpstlichen Laienrates, und<br />

des Geistlichen Beirates von<br />

UNITAS Würzburg, Bbr. Pfarrer<br />

Robert Borawski. Während der<br />

Messfeier sprach Bischof Hofmann<br />

der Würzburger UNITAS<br />

se<strong>in</strong>en Dank aus: „Ich danke<br />

ihrer Verb<strong>in</strong>dung, dass sie mit<br />

dieser Gedenktafel e<strong>in</strong> Denkmal<br />

gesetzt hat, dass alle<br />

Vorübergehenden an das Beispiel<br />

des Seligen Georg Häfner<br />

er<strong>in</strong>nert.“ Mit Blick auf die vollständig<br />

anwesende Aktivitas<br />

betonte er, dass ihm der Ort am<br />

E<strong>in</strong>gang des Priestersem<strong>in</strong>ars<br />

als besonders passend ersche<strong>in</strong>e.<br />

Im Interesse der Kirche<br />

müsse e<strong>in</strong> besonderes Augenmerk<br />

der Jugend gelten: „Sie<br />

s<strong>in</strong>d unsere Zukunft!“<br />

Der Würzburger Oberhirte<br />

zeigte sich als promovierter<br />

Kunsthistoriker zudem angetan<br />

von der Leistung des mit<br />

der Ausführung beauftragten<br />

Bildhauers Kurt Grimm. Die<br />

Bronzetafel habe das markante<br />

Wesen Häfners hervorragend<br />

228<br />

unitas 3/2012<br />

E<strong>in</strong>weihung der Gedenktafel am E<strong>in</strong>gang des Würzburger Priestersem<strong>in</strong>ars:<br />

Bischof Josef Clemens (l.), Bischof Friedhelm Hofmann<br />

(2. v.l.), Weihbischof Ulrich Boom (r.)<br />

Vertreter von Bistum und UNITAS Würzburg vor der Gedenktafel<br />

(v.l.): Domdekan Günter Putz, AHZ-X Bbr.OStD. Bruno Lang,<br />

AHZ-X Dr. Markus Heubes, Bildhauer Kurt Grimm, Weihbischof Ulrich Boom,<br />

Bischof Friedhelm Hofmann, Bischof Josef Clemens, Bbr. Pfarrer Robert<br />

Borawski, Chargen der UNITAS Hetania.<br />

Bildhauer Kurt Grimm mit der dem UNITAS-Haus gestifteten<br />

Vorlage der Gedenktafel.<br />

e<strong>in</strong>gefangen, gratulierte er<br />

dem persönlich anwesenden<br />

Künstler.<br />

Auch der Vorsitzende des<br />

AHV, Dr. Markus Heubes, betonte<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Rede die Vorbildfunktion<br />

des Seligen für junge<br />

Menschen und vor allem die im<br />

Sem<strong>in</strong>ar lebenden angehenden<br />

Priester. Beispielhaft sei Bbr.<br />

Pfarrer Häfner vor allem <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

Mut, se<strong>in</strong>er unbeugsamen<br />

Konsequenz und se<strong>in</strong>er unendlichen<br />

Vergebungsbereitschaft<br />

selbst gegenüber se<strong>in</strong>en Pe<strong>in</strong>igern<br />

im KZ gewesen.<br />

Neben dem Schöpfer der<br />

Tafel bedankte sich Bbr. Dr.<br />

Heubes vor allem beim Motor<br />

zur Schaffung der Gedenktafel<br />

auf unitarischer Seite, Bbr. Paul<br />

Reder. Dieser, selbst Priestersem<strong>in</strong>arist<br />

der Diözese Würzburg,<br />

habe viel Zeit und Mühe<br />

<strong>in</strong> die notwendige Kontaktpflege<br />

zwischen den verantwortlichen<br />

Stellen und <strong>in</strong> die<br />

Begleitung des künstlerischen<br />

Prozesses gesteckt.<br />

Der sich an die E<strong>in</strong>weihung<br />

anschließende Sektempfang<br />

auf dem UNITAS-Haus war<br />

allerd<strong>in</strong>gs noch ke<strong>in</strong>eswegs<br />

das Ende der Feierlichkeiten<br />

zum Jahrestag der Seligsprechung.<br />

Modell der Ehrentafel<br />

als Geschenk<br />

für UNITAS-Haus<br />

Ihren krönenden Abschluss<br />

fanden diese vielmehr mit<br />

e<strong>in</strong>em abendlichen Empfang<br />

auf dem Hetanenhaus. Der<br />

Senior der Aktivitas, Bbr.<br />

Nikolas Kramer, führte durch<br />

den geschmackvoll von klassischer<br />

Musik und e<strong>in</strong>em kalten<br />

Buffet begleiteten Abend. Im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>es kurzen Vortrags<br />

erläuterte Bildhauer Kurt<br />

Grimm unter Zuhilfenahme<br />

des Orig<strong>in</strong>almodells den Entstehungsprozess<br />

der am Morgen<br />

enthüllten 40 Kilogramm<br />

schweren Bronzeplastik. Er beschrieb<br />

auch die Schwierig-


UNITAS Würzburg vor der Gedenktafel / Neues Ehrenmitglied von UNITAS Würzburg: Bbr. Domdekan Monsignore Günter Putz.<br />

keiten, die der Versuch bereitete, anhand<br />

nur weniger Fotos Häfners dessen tatsächliches<br />

Wesen <strong>in</strong> Metall abzubilden. Helle<br />

Begeisterung, vor allem bei der Aktivitas,<br />

löste se<strong>in</strong>e Ankündigung aus, das bronzene<br />

Orig<strong>in</strong>almodell zur Aufstellung auf dem<br />

Verb<strong>in</strong>dungshaus stiften zu wollen. Er habe<br />

damit e<strong>in</strong>en heimlichen Wunsch des<br />

Vere<strong>in</strong>es unverhofft erfüllt, betonte der<br />

AHV-Vorsitzende Bbr. Dr. Markus Heubes <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>er Dankesrede. Man werde für die Tafel<br />

e<strong>in</strong>en würdigen Platz schaffen.<br />

Domdekan Monsignore<br />

Günter Putz Ehrenmitglied<br />

von UNITAS Würzburg<br />

Die vom AHV UNITAS Würzburg gestiftete Gedenktafel zu Ehren des Seligen<br />

Bbr. Pfarrer Georg Häfner<br />

E<strong>in</strong>e besondere Würdigung se<strong>in</strong>er Leistung<br />

erhielt auch der Postulator des Seligsprechungsprozesses<br />

von Bbr. Häfner,<br />

der Würzburger<br />

Domdekan Monsignore<br />

Günter<br />

Putz. Dieser hatte<br />

seit 1986 als Beauftragter<br />

des Bistums<br />

den Prozess<br />

an allen maßgeblichen<br />

Stellen <strong>in</strong><br />

Würzburg und<br />

Rom vorangetrieben<br />

und ist somit<br />

dem Seligen eng<br />

verbunden.<br />

Als Dank für<br />

se<strong>in</strong>e unermüdlichenBemühungen<br />

über e<strong>in</strong> Vierteljahrhundert<br />

h<strong>in</strong>weg verlieh<br />

ihm der AHV UNI-<br />

TAS Würzburg die<br />

Ehrenmitgliedschaft.<br />

Im Anschluss<br />

an die<br />

feierliche Aufnahme<br />

durch den Vorsitzenden<br />

des AHV<br />

bedankte sich das<br />

neue Ehrenmitglied:<br />

„Es ist nicht<br />

schwer, sich bei der<br />

UNITAS gleich zu<br />

Hause zu fühlen“,<br />

betonte Bbr. Putz,<br />

der seit Studententagen<br />

Mitglied der<br />

K.d.St.V. Markomannia zu Würzburg im<br />

CV ist.<br />

Er verglich mit Blick auf die neue<br />

Gedenktafel die Bildhauerei mit der biblischen<br />

Schöpfungsgeschichte. Die dort<br />

erfahrbare Wandlungsfähigkeit habe er<br />

auch bei dem von ihm betreuten Seligen<br />

gefunden. Dessen <strong>in</strong>trovertierte Persönlichkeit<br />

stünde auf den ersten Blick <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Widerspruch zu se<strong>in</strong>er Mitgliedschaft <strong>in</strong><br />

der UNITAS, gerade dies zeigte aber die<br />

Komplexität se<strong>in</strong>es Charakters. Dem Vere<strong>in</strong><br />

des Seligen selbst dankte er für das große<br />

Engagement im Umfeld der Seligsprechung.<br />

Er sei sich sicher, dass ihm die<br />

neue Geme<strong>in</strong>schaft <strong>in</strong> der UNITAS viel<br />

Freude machen werde: „Wir werden uns <strong>in</strong><br />

Zukunft sicher nicht nur im Dom sehen. Es<br />

ist mir e<strong>in</strong>e Riesenfreude gewesen heute<br />

abend!“<br />

unitas 3/2012 229


EICHSTÄTT. (EK) UNITAS Frankonia hat e<strong>in</strong><br />

neues Fahnenbanner für ihr Vere<strong>in</strong>shaus und<br />

Studentenwohnheim <strong>in</strong> der Friedhofsgasse.<br />

Das bisherige Banner war „verbraucht“ und<br />

musste durch e<strong>in</strong> neues ersetzt werden. E<strong>in</strong>ige<br />

Mitglieder des Altherrenvere<strong>in</strong>s (AHV) der<br />

UNITAS-Verb<strong>in</strong>dung hatten zusammengelegt<br />

und so die Neuanschaffung ermöglicht.<br />

Die damit verbundene kirchliche Segnung<br />

nahmen die Eichstätter Bundesbrüder<br />

Subregens Thomas Stüb<strong>in</strong>ger und Pfarrer i. R.<br />

Hans Schmidtle<strong>in</strong> vor. Beide wiesen darauf<br />

h<strong>in</strong>, dass durch die Segnung e<strong>in</strong>er Fahne be-<br />

230<br />

unitas 3/2012<br />

AUS DEM VERBAND<br />

Fahnenbanner Blau-Weiß-Gold am UV-Haus / Segnung des Fahnenbanners im Konventraum, v.l.: Skriptor Felix Dill, Pfr. I. R. Hans Schmidtle<strong>in</strong> und Subregens<br />

Thomas Stüb<strong>in</strong>ger<br />

Neues Fahnenbanner am UNITAS-Haus <strong>in</strong> Eichstätt<br />

NÜRNBERG. Beim Vere<strong>in</strong>sfest zu Ehren des<br />

UNITAS-Verbandspatrons St. Bonifatius <strong>in</strong><br />

den Räumen der Katholischen Hochschulgeme<strong>in</strong>de<br />

(KHG) stand der Festvortrag von<br />

Bundesbruder Mart<strong>in</strong> Oberhuemer zum<br />

Thema: „Hl. Bonifatius – unitarischer Verbands-Patron,<br />

und sonst?“ im Mittelpunkt.<br />

Nach e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Frühstück<br />

folgte die Morgensitzung mit dem sehr <strong>in</strong>teressanten<br />

und <strong>in</strong>haltsreichen Vortrag über<br />

unseren Patron. Trotz e<strong>in</strong>es technischen<br />

Defekts am Beamer und damit fehlender<br />

visueller Unterstützung ist dem Festredner<br />

e<strong>in</strong>e sehr bildhafte und verständliche Darstellung<br />

gelungen. Vom Festredner erfuhren<br />

wir, dass Bonifatius etwa im Jahre 673 im<br />

Südwesten Englands geboren wurde und mit<br />

bürgerlichem Namen W<strong>in</strong>fried hieß. Erst im<br />

Jahre 719 erhielt er durch Papst Gregor, den II.<br />

den kirchlichen Namen Bonifatius. Er war<br />

sonders auch ihre Bedeutung hervorgehoben<br />

wird und die unitarische Geme<strong>in</strong>schaft<br />

unter den besonderen Schutz Gottes stellt.<br />

Dies bedeutet, dass die Mitglieder der UNI-<br />

TAS ihr geme<strong>in</strong>sames Tun und Handeln nach<br />

den Pr<strong>in</strong>zipien Virtus, Scientia und Amicitia<br />

unter das Wort Gottes stellen und somit zeigen<br />

wollen, dass christliche Grundsätze zum<br />

Ideal der Geme<strong>in</strong>schaft gehören. „Möge<br />

diese Fahne“, so Subregens Stüb<strong>in</strong>ger, „immer<br />

wieder dazu auffordern, e<strong>in</strong> gottesfürchtiges<br />

Leben zu führen, das Studium<br />

ernst zu nehmen, Bruders<strong>in</strong>n zu leben und<br />

treue Bundesbruderschaft zu pflegen“.<br />

unter anderem Bischof von Ma<strong>in</strong>z und e<strong>in</strong>er<br />

der wichtigsten Kirchenreformer se<strong>in</strong>er Zeit.<br />

Deshalb wird er von der katholischen Kirche<br />

auch als „Apostel der Deutschen“ bezeichnet.<br />

Nach der Morgensitzung, an der über 20<br />

Bundesbrüder, Bundesschwestern und Gäste<br />

teilnahmen, folgte die Feier der Heiligen<br />

Im Anschluss an die Segnung wurde das<br />

neue Fahnenbanner <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong>sfarben<br />

Blau-Weiß-Gold am UV-Haus gehisst. Erst<br />

am Ende des Semesters wird es wieder e<strong>in</strong>geholt.<br />

Es zeigt also auch, dass die Studenten<br />

das neue Semester wieder begonnen haben.<br />

Acht junge Männer wohnen derzeit auf dem<br />

Haus <strong>in</strong> der Friedhofsgasse 1.<br />

Die Feier klang aus mit e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen<br />

Weißwurstfrühstück der Aktivitas und<br />

der Philister im Konventraum des UV-<br />

Hauses.<br />

Vere<strong>in</strong>sfest St. Bonifatius bei der UNITAS <strong>in</strong> Nürnberg<br />

Messe <strong>in</strong> der St. Klara Kirche mit Bundesbruder<br />

Kaplan Stefan W<strong>in</strong>gen als Zelebrant.<br />

Die Musikalische Begleitung an der Kirchenorgel<br />

übernahm Bsr. Anna. Nach dem Ende<br />

des offiziellen Teils vom Vere<strong>in</strong>sfest traf sich<br />

e<strong>in</strong> großer Teil <strong>in</strong> der benachbarten Altstadtwirtschaft<br />

„Andechser“ zum abschließenden<br />

Mittagessen.


Mit Bravur bestanden: Fuxenkneipe der<br />

UNITAS Franco-Alemannia Karlsruhe<br />

KARLSRUHE. Im Rahmen der Fuxenkneipe<br />

der UNITAS Franco-Alemannia konnten am<br />

2. Juni 2012 unsere Füxe ihre Fähigkeiten<br />

unter Beweis stellen. Der Abend wurde mit<br />

e<strong>in</strong>em Gottesdienst, zelebriert von Bbr. Pfr.<br />

Erhard Bechthold, begonnen. Dabei zog sich<br />

die Thematik „E<strong>in</strong>tritt und Aufnahme <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Geme<strong>in</strong>schaft“ wie e<strong>in</strong> roter Faden durch<br />

den ganzen Abend. Nach der „geistlichen<br />

Stärkung“ konnten alle <strong>in</strong>nerlich gefestigt <strong>in</strong><br />

die Fuxenkneipe starten. So wurden, entsprechend<br />

der Tradition e<strong>in</strong>er Fuxenkneipe,<br />

die bemoostesten Burschen zu den krassesten<br />

Füxen und Alter Herren/Hohe Damen<br />

zu Gästen und umgekehrt. E<strong>in</strong>zig der<br />

Fuxmajor behält se<strong>in</strong>e Charge und sorgt für<br />

e<strong>in</strong>en geordneten Ablauf.<br />

Fuxmajor Bbr. Jonas Neckenich leitete<br />

die Corona souverän durch die erste Hälfte<br />

E<strong>in</strong>e starke Frankonia auf Aktivenfahrt<br />

EICHSTÄTT / WÜRZBURG. Die Aktiven der<br />

UNITAS Frankonia Eichstätt unternahmen am<br />

Wochenende vom 4. bis 6. Mai zum ersten<br />

Mal seit längerer Zeit e<strong>in</strong>e Aktivenfahrt.<br />

Bestehend aus drei Burschen und vier von<br />

unseren derzeit neun (!) Fuxen machten wir<br />

uns per Bahn auf den Weg nach Würzburg.<br />

Nach unserer Ankunft im dortigen Priestersem<strong>in</strong>ar<br />

erkundeten wir zunächst die Innenstadt.<br />

Auf der Ma<strong>in</strong>brücke konnten wir bei<br />

e<strong>in</strong>em Glas Bacchus den herrlichen Sonnenuntergang<br />

mit Blick auf das Käppele und die<br />

We<strong>in</strong>berge genießen. Es schloss sich e<strong>in</strong> Streifzug<br />

durch das Würzburger Nachtleben an.<br />

Am Nächsten Tag feierten wir die Heilige<br />

Messe am Grab unseres seligen Bundesbruders<br />

Georg Häfner <strong>in</strong> der Kiliansgruft.<br />

Der Fuxmajor hielt uns anschließend e<strong>in</strong>e<br />

„Vertiefungs-Fuxenstunde“ zum Thema:„Inhalt<br />

und Wichtigkeit des Kneipcomments“.<br />

Am Nachmittag trafen wir uns nun zusammen<br />

mit der UNITAS Maria Montessori aus<br />

Gießen, die ebenfalls ihre Aktivenfahrt<br />

machte, auf dem Haus der UNITAS Hetania.<br />

So konnten wir zusammen mit vielen<br />

Bundesschwestern und Bundesbrüdern<br />

e<strong>in</strong>en herrlichen Abend verbr<strong>in</strong>gen und<br />

beim Grillen und vielen Gesprächen die<br />

Amicitia pflegen. E<strong>in</strong>en unserer Fuxen konnten<br />

wir bei dieser Gelegenheit gleich mit der<br />

Biertaufe auf den Namen „Streifenhörnchen“<br />

beglücken.<br />

Nach dem Besuch der Messe am Sonntag<br />

machten wir uns e<strong>in</strong> wenig unausge-<br />

des Hochofficiums. In se<strong>in</strong>er Pr<strong>in</strong>zipienrede<br />

beschrieb er unsere Pr<strong>in</strong>zipien – virtus,<br />

scientia, amicitia – anhand der bisherigen<br />

unitarischen Laufbahn unserer drei Füxe<br />

und zeigte die Aufgaben der Burschen beim<br />

E<strong>in</strong>tritt neuer Mitglieder <strong>in</strong> die unitarische<br />

Geme<strong>in</strong>schaft auf. Gut vorbereitet zeigten<br />

<strong>in</strong> den folgenden zwei Stunden die BbrBbr.<br />

Zacharias Heck, Daniel Thiemann und Lukas<br />

Beeck wie man e<strong>in</strong>e Kneipe so richtig<br />

schlägt. Durch adäquate Formulierungen<br />

und konsequente Führung konnten sie die<br />

Versuche mancher krassen Füxe, das Präsidium<br />

aus dem Konzept zu br<strong>in</strong>gen, souverän<br />

mit Genussstrafen und Bierpauken kontern.<br />

So mussten e<strong>in</strong>ige forschen Füxe<br />

unfreiwillig das „gute“ Rothaus-Bier temporär<br />

gegen „gut temperiertes“ Ött<strong>in</strong>ger-Bier<br />

e<strong>in</strong>tauschen. Jeder Präside verstand es, die<br />

Corona fest im Griff zu haben und dabei<br />

stets für e<strong>in</strong>e gute Stimmung zu sorgen.<br />

Zusammengefasst war es e<strong>in</strong> gelungener<br />

Abend und e<strong>in</strong>e mit Bravur bestandene<br />

„Bewährungsprobe“, sodass ihrer Burschung<br />

zum Anlass des 90. Stiftungsfestes<br />

der UNITAS Franco-Alemannia nur noch die<br />

Burschenprüfung „im Wege steht“.<br />

Im Anschluss feierten viele Bundesbrüder,<br />

e<strong>in</strong>e Bundesschwester und e<strong>in</strong>ige Gäste<br />

im Jakobus von Geymüller-Gewölbe bei<br />

Snacks und Bier die gelungene Fuxenkneipe.<br />

Bbr. Mart<strong>in</strong> Wiedemann<br />

schlafen, aber dennoch hochbeglückt und<br />

<strong>in</strong> der unitarischen Geme<strong>in</strong>schaft gestärkt<br />

auf den Heimweg nach Eichstätt. Nicht versäumen<br />

möchten wir es, den Hetanen für<br />

ihre unitarische Gastfreundschaft zu danken,<br />

und schließen mit e<strong>in</strong>em schallenden –<br />

vivat floreat crescat UNITAS Hetania ad<br />

multos annos!<br />

Simon He<strong>in</strong>dl, XX<br />

unitas 3/2012 231<br />

>>


Stolzes Banner: Gold, Weiß, Blau! –<br />

UNITAS Maria Montessori Gießen weiht ihre Prunkfahne<br />

GIESSEN. Schon lange hegte unser Vere<strong>in</strong><br />

den Wunsch nach e<strong>in</strong>er eigenen Prunkfahne<br />

als Zeichen unserer Verbundenheit und des<br />

Fortbestehens unseres Vere<strong>in</strong>s. Das erste<br />

Mal kam dieser Gedanke auf der<br />

<strong>Generalversammlung</strong> 2008 auf.Was damals<br />

noch als Ideenfunke <strong>in</strong> unseren Köpfen<br />

begann, nahm langsam Gestalt<br />

an, als wir 2010 unsere erste UNITAS-<br />

Party erfolgreich feierten und uns somit<br />

e<strong>in</strong>en monetären Grundste<strong>in</strong> erarbeitet hatten,<br />

von dem aus wir weiter bauen konnten.<br />

Nach e<strong>in</strong>er zweiten Party und e<strong>in</strong>igen anderen<br />

Spenden (unter anderem im Zuge unseres<br />

17. Stiftungsfestes) lief es schneller als<br />

erwartet: Im Dezember 2011 g<strong>in</strong>g unsere<br />

Fahne bei der Benedikt<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen-Abtei<br />

Mariendonk <strong>in</strong> Grefrath bei Kempen <strong>in</strong><br />

Auftrag. Dort gestalteten vier Nonnen mit<br />

größter Sorgfalt und viel Liebe zum Detail<br />

232<br />

unitas 3/2012<br />

unsere wunderschöne Fahne, die nicht nur<br />

unseren Zirkel und unsere Farben trägt, sondern<br />

auch e<strong>in</strong>e Silhouette des Gleibergs mit<br />

se<strong>in</strong>er Burgru<strong>in</strong>e, e<strong>in</strong> Wahrzeichen Gießens.<br />

Am 9. Mai 2012 konnten wir unsere Fahne<br />

abholen und das erste Mal stolz <strong>in</strong> unseren<br />

Händen halten.<br />

Alsbald folgte am 13. Mai 2012 die Weihe<br />

unserer Fahne durch unseren Hochschulpfarrer<br />

Siegfried Karl, der uns zusammen<br />

mit unserer lieben Prima Simone Bocksberger<br />

durch e<strong>in</strong>en bes<strong>in</strong>nlichen Gottesdienst<br />

leitete. Dazu konnten wir nicht nur<br />

unsere lieben Hohen Damen und unsere<br />

Bundesbrüder der UNITAS Cheruskia zu<br />

Gießen begrüßen, sondern auch den Vorortspräsidenten<br />

Kilian Schmiz sowie die<br />

beiden Vorortsschriftführer Alexander von<br />

der Beeke und Mart<strong>in</strong> Schwentker.<br />

Zum ersten offiziellen E<strong>in</strong>satz kam<br />

unsere Fahne bei ke<strong>in</strong>em würdevolleren<br />

Ereignis als der <strong>135.</strong> <strong>Generalversammlung</strong>.<br />

Auch wenn es für den Außenstehenden nur<br />

e<strong>in</strong>e Fahne von vielen gewesen se<strong>in</strong> mag,<br />

war es jedoch e<strong>in</strong> Meilenste<strong>in</strong> <strong>in</strong> unserer<br />

Vere<strong>in</strong>sgeschichte.<br />

Denn unsere Fahne soll nicht nur als<br />

stolzes Banner dienen, um zu zeigen, wer<br />

wir s<strong>in</strong>d und für was wir stehen, vielmehr<br />

soll sie uns immer daran er<strong>in</strong>nern, dass wir<br />

durch Zusammenhalt und geme<strong>in</strong>same<br />

Kraft all unsere Ziele erreichen können.<br />

Zudem steht sie als Zeichen für die Zukunft<br />

unseres Vere<strong>in</strong>s: Das Streben der UNITAS<br />

Maria Montessori nach Leben, Blühen und<br />

Gedeihen.<br />

Jana von der Emden<br />

Die UNITAS-Verbände <strong>in</strong> der Diözese Bamberg beleben<br />

die Mitgliedschaft im BDKJ-Diözesanverband Bamberg<br />

BAMBERG. Nachdem die Mitgliedschaft der<br />

UNITAS im BDKJ <strong>in</strong> der Region Bamberg für<br />

e<strong>in</strong>ige Zeit ruhte, wurde diese nun im<br />

letzten Jahr erfolgreich wiederbelebt.<br />

Seitdem nehmen Vertreter der UNITAS<br />

wieder regelmäßig an den Versammlungen<br />

der Gremien des BDKJ teil, um<br />

von ihrer Möglichkeit der Mitsprache<br />

Gebrauch zu machen. Der BDKJ ist<br />

e<strong>in</strong>er der größten Jugendverbände im<br />

Deutschen Bundesjugendr<strong>in</strong>g (DBJR)<br />

und unter anderem Mitglied im Zentralkomitee<br />

der deutschen Katholiken<br />

(ZdK).<br />

Laut se<strong>in</strong>er Bundesordnung will<br />

der BDKJ junge Frauen und Männer zu<br />

kritischem Urteil und eigenständigem<br />

Handeln aus christlicher Verantwortung<br />

befähigen und anregen. Dazu gehört<br />

laut dem Selbstverständnis des<br />

Bundesverbandes der E<strong>in</strong>satz für e<strong>in</strong>e<br />

gerechte und solidarische Welt. Er versteht<br />

Das MVK (Mitgliedsverbandskonferenz)-Präsidium mit<br />

Diözesanjugendpfarrer Detlef Pötzel, BDKJ-Diözesanvorsitzende<br />

Claudia Gebele und die Bbr. Bbr. Bernhard Philipp,<br />

David Olszynski und Mart<strong>in</strong> Kummer.<br />

sich als gesellschaftliche Kraft <strong>in</strong> der Kirche<br />

und wirkt bei der „Entwicklung von Kirche,<br />

Gesellschaft, Staat und <strong>in</strong>ternationalen<br />

Beziehungen“ mit (vgl.<br />

www.bdkj.de).<br />

Neben den allgeme<strong>in</strong>en Vertretungsaufgaben,<br />

um die sich vor<br />

allem Consenior Bbr. David Olszynski<br />

kümmert, ist nun auch Bbr. Mart<strong>in</strong><br />

Kummer als Mitglied im Sachausschuss<br />

für Internationale Arbeit<br />

tätig.<br />

Im Zuge dieses Engagements<br />

stellte die UNITAS Henricia im Jahr<br />

des 1000-jährigen Domjubiläums<br />

auch den Grillstand am diesjährigen<br />

He<strong>in</strong>richsfests am 8. Juni 2012 <strong>in</strong> der<br />

Dompropstei.


Delegation von der Ruhr am Rhe<strong>in</strong>: Bbr. Mart<strong>in</strong> Gewiese, „Pater Unitatis Ass<strong>in</strong>dae“ (rechts).<br />

Von der Ruhr an den Rhe<strong>in</strong>: Kölnfahrt der UNITAS Ruhrania<br />

KÖLN. Lagen da im ehrwürdigen Kölner<br />

Gürzenich eben nicht Geigentöne <strong>in</strong> der<br />

Luft? Ne<strong>in</strong> – im Gewusel der laufenden<br />

Immobilienmesse war es wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

nur E<strong>in</strong>bildung. Aber e<strong>in</strong>e schöne. Dort wie<br />

auch an anderen Orten gab es bei der<br />

Kölnfahrt der UNITAS Ruhrania am 12. Mai<br />

nicht nur e<strong>in</strong>e Menge zu gucken.<br />

Im gotischen Ste<strong>in</strong>gebirge<br />

Die Dankeschönfahrt für den Essener<br />

Zirkelvorsitzenden Bbr. Mart<strong>in</strong> Gewiese, e<strong>in</strong><br />

Geschenk zu se<strong>in</strong>em letzten runden<br />

Geburtstag, war bereits geschoben<br />

worden. Die Aktivitas wollte mit ihm<br />

und se<strong>in</strong>er Frau Brigitte auf ihren studentischen<br />

Spuren <strong>in</strong> der Domstadt<br />

wandeln. Dort hatten sie Musik<br />

studiert, Mart<strong>in</strong> Gewiese, aktiv bei<br />

UNITAS Rhe<strong>in</strong>mark, verdiente sich<br />

dort die ersten Brötchen als Geiger<br />

im bekannten Kölner Gürzenich-<br />

Orchester.<br />

Fronleichnamsprozession<br />

als Unitariertreff <strong>in</strong> Karlsruhe<br />

KARLSRUHE. Wie an Fronleichnam üblich<br />

nahm die UNITAS Franco-Alemannia auch<br />

dieses Jahr wieder an der Fronleichnamsprozession<br />

des Pfarrverbandes West <strong>in</strong><br />

Karlsruhe teil.<br />

Nach e<strong>in</strong>em schön gestalteten ersten<br />

Teil des Gottesdienstes <strong>in</strong> der Kirche St.<br />

Bonifatius, <strong>in</strong> der auch der Festgottesdienst<br />

zum Aktiventag 2012 stattf<strong>in</strong>den wird, führte<br />

die gut besuchte Prozession ans andere<br />

Ende der Weststadt zu St. Peter und Paul.<br />

Neben zahlreichen M<strong>in</strong>istranten, Erstkommunionsk<strong>in</strong>dern,<br />

Chargierten des K.St.V.<br />

Zollern-Breslau sowie den Schwestern des<br />

von der UNITAS Franco-Alemannia unter-<br />

Jetzt aber passte alles: Bestes Wetter,<br />

volles Programm. Treffpunkt war am Vormittag<br />

das Domforum, erster Punkt auf der<br />

Tagesordnung natürlich der Dom. Und e<strong>in</strong><br />

alter Schulkamerad des Essener AHZ-X aus<br />

Düsseldorfer Zeiten stand bereit: Prof. Dr.<br />

Norbert Trippen, langjähriger Regens im<br />

Erzbischöflichen Priestersem<strong>in</strong>ar und Leiter<br />

der Hauptabteilung Schule im Generalvikariat,<br />

übernahm die hochspannende und<br />

kenntnisreiche Führung im gotischen<br />

Ste<strong>in</strong>gebirge. Zu den Hauptpunkten gehörte<br />

natürlich auch der Dreikönigsschre<strong>in</strong>, der<br />

stützten Pater-Pio-Hauses fand auch e<strong>in</strong>e<br />

Chargenabordnung der UNITAS ihren Platz<br />

direkt h<strong>in</strong>ter dem Allerheiligsten.<br />

Doch wurde die Franco-Alemannia<br />

nicht nur durch die chargierten Füxe samt<br />

Fuxmajor, sondern auch durch die vielen<br />

anderen Bundesbrüder vertreten, die an der<br />

Prozession teilnahmen. Dank solch e<strong>in</strong>er<br />

regen Teilnahme, versammelte man sich im<br />

Anschluss an die Prozession noch spontan<br />

um den Grill <strong>in</strong> der Eisenlohrstraße und ließ<br />

den Mittag bei eiligst aufgetauten Steaks<br />

und Würsten auskl<strong>in</strong>gen.<br />

Jonas Neckenich<br />

im Gedränge der Touristen nicht jedem<br />

Besucher zugänglich ist.<br />

Gratias agimus!<br />

Das rustikale Mittagessen im „Früh“ am<br />

He<strong>in</strong>zelmännchenbrunnen, e<strong>in</strong> Besuch <strong>in</strong><br />

Groß St. Mart<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> Kaffeestopp auf dem<br />

Kölner UNITAS-Haus und die schöne, vom<br />

Urfelder Chor „Nova Cantica“ unter Leitung<br />

von Bsr. Lucia Beckmann (UNITAS Clara<br />

Schumann Bonn) am Abend gestaltete<br />

Messe <strong>in</strong> St. Aposteln schlossen sich an. Im<br />

„Klimperkasten“ von „Papa Joe“ g<strong>in</strong>g<br />

schließlich e<strong>in</strong> bestens gefüllter Tag<br />

zu Ende.<br />

Und wem haben wir das zu verdanken?<br />

Dem, dessen Geige im<br />

Gürzenich <strong>in</strong> der Luft lag … Gratias<br />

agimus! Und e<strong>in</strong>en Film dazu gibt es<br />

auch: Bei Youtube auf dem<br />

„Ruhrania-Kanal“.<br />

unitas 3/2012 233<br />

>>


Bild l<strong>in</strong>ks: Bbr. Frederic Ludden, Christoph Weyer, Kathar<strong>in</strong>a Korell, Jessica Bunte, Bbr. Lukas Hoga, Maria Jose Baron und Bbr. Dr. Dipl.-Phys. Christian<br />

Ste<strong>in</strong>hausen<br />

UNITAS Berl<strong>in</strong> sticht mit Sonnenenergie <strong>in</strong> See<br />

Mit Bbr. Dipl.-Phys. Dr. Christian Ste<strong>in</strong>hausen<br />

macht die UNITAS Berl<strong>in</strong> am 1. Mai<br />

2012 auf e<strong>in</strong>em Solarboot die Spree unsicher.<br />

BERLIN. Der wichtigste Protagonist war an<br />

diesem Tag als erster da: Bei strahlendem<br />

Sonnensche<strong>in</strong> traf sich die Berl<strong>in</strong>er UNITAS<br />

am 1. Mai an der Spree, um mit dem Solarschiff<br />

„Solon“ die Gewässer Berl<strong>in</strong>s zu<br />

befahren. Bbr. Dipl.-Phys. Dr. Christian Ste<strong>in</strong>hausen<br />

aus Hamburg hatte die Berl<strong>in</strong>er<br />

e<strong>in</strong>geladen.<br />

Während der Fahrt konnte er zwischen<br />

Oberbaumbrücke und Rummelsburg auch<br />

Wissenswertes und Überraschendes über<br />

das Schiff erzählen: Die „Solon“, das erste<br />

Solarboot Berl<strong>in</strong>s, könnte nicht nur theoretisch<br />

den Atlantik überqueren, e<strong>in</strong> Boot von<br />

vergleichbarer Größe hat dies bereits ge-<br />

234<br />

unitas 3/2012<br />

schafft. Kaum vorstellbar, dass sie mit<br />

e<strong>in</strong>em Antrieb betrieben wird, der nicht<br />

mehr Leistung hat als zwei Toaster. Dank<br />

<strong>in</strong>telligenter Energieausbeute reicht das<br />

schon, um auf dem Wasser vorwärts zu<br />

kommen.<br />

Die vierzig Gäste und Unitarier, unter<br />

denen auch Bbr. Nikolaus Timpe aus<br />

Zwochau war, genossen während der Fahrt<br />

die schönen Wasserseiten Berl<strong>in</strong>s und kühle<br />

Getränke an Bord. Die Tour führte an die<br />

östliche Grenze der Stadt, vorbei am Badeschiff,<br />

dem ehemaligen Spreepark und abseits<br />

von Lärm und Demonstrationen. Gut<br />

gelaunt ließ die gesamte Besatzung den<br />

Tag dann passend zum Thema im Café<br />

Strandgut auskl<strong>in</strong>gen, bis e<strong>in</strong> warmer<br />

Sommerregen für e<strong>in</strong>en feuchtfröhlichen<br />

Abschluss sorgte.<br />

Thomas Byczkowski<br />

Bamberg lädt im August zur Sandkerwa!<br />

BAMBERG. Gerade erst haben die Henricen<br />

vom 29. Juni bis 1. Juli ihr 85. Stiftungsfest<br />

gefeiert. Mit Festkommers mit Thomas<br />

Silberhorn MdB über „Europäische Fragen“,<br />

e<strong>in</strong>em Empfang im alten Rathaus, e<strong>in</strong>em<br />

Wohltätigkeitsball und dem Festgottesdienst<br />

mit Weihbischof Werner Radspieler.<br />

Im 1000-jährigen Jubiläumsjahr des Bamberger<br />

Doms laden sie nun schon herzlich<br />

zur 62. Sandkerwa vom 23. bis 27. August.<br />

Dass Bamberg zu jeder Jahreszeit e<strong>in</strong><br />

Magnet für Touristen ist, dürfte bekannt<br />

se<strong>in</strong>, doch im August lockt e<strong>in</strong>es der größten<br />

Volksfeste <strong>in</strong> Bayern auch mit e<strong>in</strong>em<br />

Ausschank der UNITAS. Durch die zentrale<br />

Lage des Hauses mitten im Sandgebiet hat<br />

sich die UNITAS bereits zu e<strong>in</strong>em Kultstand<br />

auf der Kerwa (Kirmes) etabliert.<br />

Weitere Gründe, um gerade <strong>in</strong> diesem<br />

Jahr nach Bamberg zu kommen wären das<br />

Domjubiläum oder die Landesgartenschau,<br />

die noch bis 7. Oktober 2012 zahlreiche Besucher<br />

mit ihrer Blütenpracht lockt.<br />

Interessant auf dem Gelände ist auch der<br />

Gottesgarten der Religionen, <strong>in</strong> dem immer<br />

wieder spirituelle Angebote stattf<strong>in</strong>den. Es<br />

ergeht also herzliche E<strong>in</strong>ladung.


UNITAS Zirkel Castrop-Rauxel auf Schlossreise <strong>in</strong> Essen<br />

CASTROP-RAUXEL / ESSEN. Zu e<strong>in</strong>em Besuch<br />

auf Schloss Borbeck <strong>in</strong> Essen war am<br />

2. Juni der UNITAS-Zirkel Castrop-Rauxel.<br />

Unter Vorsitz von Bbr. Michael<br />

Schneider, Vorsitzender des Altherrenvere<strong>in</strong>s-<br />

der UNITAS Ruhrania, trafen sich<br />

fast 30 Teilnehmer an der Exkursion <strong>in</strong> der<br />

Wasserschlossanlage, von der aus die<br />

Fürstäbtiss<strong>in</strong>nen über 600 Jahre Stadt und<br />

Stift Essen regierten. Geführt von Birthe<br />

Marford<strong>in</strong>g, erfuhren sie zahlreiche Details<br />

zu dem im Barock erneuerten Herrschaftssitz.<br />

So gehörten die hochgebildeten frommen<br />

Herrscher<strong>in</strong>nen mit ihren Stiftsdamen<br />

grundsätzlich nur dem höchsten Adel an<br />

und geboten über e<strong>in</strong>en reich ausgestatteten<br />

weitverstreuten Grundbesitz. Der noch<br />

heute erhaltene große Park zählt zu den<br />

ältesten historischen Parkanlagen des<br />

Rhe<strong>in</strong>landes.<br />

In der Ausstellung g<strong>in</strong>gen der Geschichte<br />

des 1000-jährigen Frauenstiftes<br />

auf die Spur und genossen die Stunden<br />

<strong>in</strong> den Hallen der Fürst<strong>in</strong>nen, um anschließend<br />

zum „Feldschlößchen“ an der<br />

Flurstraße zu pilgern.<br />

Hier, im Haus der Ruhr-UNITAS, warf<br />

e<strong>in</strong>e goldene Sonne ihre glänzenden<br />

Reflexe auf e<strong>in</strong>e bald reichgedeckte Tafel.<br />

Und dass sie alle wiederkommen wollen, ist<br />

ausgemachte Sache … Mehr E<strong>in</strong>drücke auf<br />

dem YouTube-Kanal der UNITAS Ruhrania!<br />

Aktivenfahrt der UNITAS Maria Montessori Gießen nach Würzburg<br />

GIESSEN / WÜRZBURG. Wieder e<strong>in</strong>mal zog<br />

es die Bundesschwestern der UNITAS Maria<br />

Montessori zu Gießen h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong> die weite<br />

UNITAS-Welt. Die UNITAS Hetania Würzburg<br />

sollte unser diesjähriges Ziel se<strong>in</strong>,<br />

nicht zuletzt auch zu dem Zweck, mit e<strong>in</strong>igen<br />

(gegenseitigen) Vorurteilen aufzuräumen.<br />

Alle wurden nass<br />

Am 5. Mai empf<strong>in</strong>g Franken uns sechs<br />

Mädels zunächst unwirtlich mit grauem<br />

Regenwetter, sodass wir während der Zugund<br />

Busfahrt durch beschlagene Scheiben<br />

nur wenig von Würzburg zu sehen bekamen.<br />

Toller Start! Doch unsere Gastgeber<br />

erwarteten uns m<strong>in</strong>destens genauso nass<br />

wie wir an der Bushaltestelle, um uns zum<br />

Haus zu geleiten. Die Stimmung hob sich<br />

immens, als wir das große ansehnliche UNI-<br />

TAS-Haus betraten. Dort angekommen,<br />

bezogen wir erst e<strong>in</strong>mal unser Zimmer und<br />

brachen dann zu e<strong>in</strong>er ausgiebigen Hausführung<br />

auf, bevor wir uns geme<strong>in</strong>sam im<br />

gemütlichen Kneipsaal zu e<strong>in</strong>em ersten Bier<br />

zusammenfanden. Bald darauf trafen auch<br />

e<strong>in</strong>ige Unitarier der UNITAS Frankonia zu<br />

Eichstätt e<strong>in</strong>, womit der Saal gut gefüllt und<br />

die Stimmung noch ausgelassener wurde.<br />

Der andauernde Regen schreckte die<br />

Hetanen nicht ab, e<strong>in</strong> vielfältiges Grillbuffet<br />

aufzutischen, und so wurde fröhlich geschmaust,<br />

angestoßen und eifrig kommu-<br />

niziert. Nach e<strong>in</strong>er spontanen Taufe e<strong>in</strong>es<br />

Eichstätter Fuxes, dessen Biername (Streifenhörnchen)<br />

durch e<strong>in</strong>e heitere Vorstellungsrunde<br />

zu Stande kam, wurden Kickerduelle<br />

gegen die Maria Montessoris verloren,<br />

das unitarische Liederbuch rauf und<br />

runter gesungen und gründlich auf e<strong>in</strong>e<br />

Fortsetzung des Abends <strong>in</strong> der Stadt vorbereitet.<br />

Und so kamen wir zu fortgeschrittener<br />

Stunde doch noch zu e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Stadtbummel<br />

der etwas anderen Art durch<br />

Würzburg. Die schön beleuchtete Marienkapelle<br />

war dabei natürlich das Highlight.<br />

Nachteulen unterwegs<br />

Den endgültigen Abschluss des Abends<br />

beg<strong>in</strong>gen wir mit dem harten Kern der<br />

Nachteulen im Keller des Hetanenhauses<br />

mit Tanz und e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>teressanten Musikmix,<br />

bis wir für die letzten verbleibenden<br />

Stunden bis zur Heimfahrt nach Gießen <strong>in</strong><br />

die Betten fielen.<br />

Diese rundum gelungene Aktivenfahrt,<br />

bei der mit den Vorurteilen mehr als aufgeräumt<br />

wurde, macht Lust auf mehr – alle<br />

Jahre wieder!<br />

unitas 3/2012 235<br />

>>


GLÜCKAUF!: AACHEN UND ESSEN VERTIEFEN UNITARISCHE FREUNDSCHAFT<br />

Kreuz-Kneipe der UNITAS Vere<strong>in</strong>e<br />

Ass<strong>in</strong>dia und Franziska Christ<strong>in</strong>e<br />

ESSEN. Zu ihrem 100-jährigen Bestehen<br />

hatte sich die UNITAS Ass<strong>in</strong>dia am 21. April<br />

e<strong>in</strong>e besondere Aktivenfahrt überlegt. Die<br />

Gründung des Vere<strong>in</strong>s im Jahre 1912 wurde<br />

entscheidend durch Spenden aus Essen<br />

ermöglicht. Der Name „Ass<strong>in</strong>dia“ soll daher<br />

die Verbundenheit des Vere<strong>in</strong>s mit se<strong>in</strong>en<br />

Wurzeln symbolisieren. Was wäre passender,<br />

als zum runden Jubiläum der Ass<strong>in</strong>dia<br />

nach „Ass<strong>in</strong>dia“ zurückzukehren?<br />

Bereits <strong>in</strong> den bisherigen Semestern des<br />

jüngsten UNITAS-Damenvere<strong>in</strong>s wurde die<br />

Freundschaft zwischen Ass<strong>in</strong>dia und<br />

Franziska Christ<strong>in</strong>e durch zahlreiche gegenseitige<br />

Besuche geprägt. Tanzkurse, Korporationsbälle,<br />

Kneipen und weitere Veranstaltungen<br />

führten zu e<strong>in</strong>em steten Austausch.<br />

Es lag daher nahe, e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen<br />

Semesterprogrammpunkt zu organisieren.<br />

Nach e<strong>in</strong>em Besuch des Weltkulturerbes<br />

Zeche Zollvere<strong>in</strong> <strong>in</strong> Essen begrüßte<br />

die Franziska Christ<strong>in</strong>e die Ass<strong>in</strong>dia am frühen<br />

Samstagabend herzlich auf dem UNI-<br />

TAS-Haus Feldschlößchen. Geme<strong>in</strong>sam<br />

wurde der Conventsaal <strong>in</strong> W<strong>in</strong>deseile für<br />

die Kreuz-Kneipe vorbereitet, sodass die<br />

236<br />

unitas 3/2012<br />

Veranstaltung pünktlich beg<strong>in</strong>nen konnte.<br />

Und unter der geme<strong>in</strong>samen Leitung von<br />

Bbr. Malte Sievers und Bsr. Maria Schulze-<br />

Oechter<strong>in</strong>g geriet die Kneipe zu e<strong>in</strong>em<br />

wahrlich feierlichen, fröhlichen Ereignis.<br />

Abwechselnd wurde das Hochofficium und<br />

Officium mit vielen wohlkl<strong>in</strong>genden<br />

Po<strong>in</strong>ten gestaltet.<br />

Pr<strong>in</strong>zipienrede<br />

Insbesondere die Pr<strong>in</strong>zipienrede stellte<br />

e<strong>in</strong>en der Höhepunkte des Abends dar. Bsr.<br />

Maria Schulze-Oechter<strong>in</strong>g setzte hierbei<br />

e<strong>in</strong>en Schwerpunkt auf die versteckten<br />

Pr<strong>in</strong>zipien der UNITAS: …Die Pr<strong>in</strong>zipien<br />

virtus, scientia, amicitia stehen im Mittelpunkt<br />

e<strong>in</strong>er jeden unitarischen Pr<strong>in</strong>zipienrede,<br />

weil sie das bezeichnen, was die<br />

UNITAS ausmacht. Dabei wird selten<br />

bedacht, dass wir eigentlich noch zwei<br />

weitere Pr<strong>in</strong>zipien haben. E<strong>in</strong>s steckt verdeckt<br />

<strong>in</strong> unserem Namen: UNITAS…Das<br />

zweite verdeckte Pr<strong>in</strong>zip…ist das Lebensbundpr<strong>in</strong>zip.<br />

Als Beispiel für UNITAS wurden die drei<br />

Farben des Verbands genannt, welche<br />

obgleich variierender Reihenfolge als Ver-<br />

e<strong>in</strong>sfarben jedes Herren- und Damenvere<strong>in</strong>s<br />

gelten. Zudem ist unitarische<br />

Freundschaft ortsübergreifend. Selbst bei<br />

e<strong>in</strong>em Ortswechsel wird jeder Unitarier<br />

und jede Unitarier<strong>in</strong> beim neuen Ortsverband<br />

vollwertig <strong>in</strong>tegriert. Hierzu Bsr.<br />

Maria: Auch wenn man sich kaum kennt,<br />

man spürt die unitarische Freundschaft<br />

direkt. Man merkt e<strong>in</strong>fach, dass man für die<br />

gleiche Sache steht, und dann fällt es überhaupt<br />

nicht schwer, etwas geme<strong>in</strong>sam auf<br />

die Be<strong>in</strong>e zu stellen – so wie heute Abend.<br />

Das Lebensbundpr<strong>in</strong>zip verknüpfte die<br />

Redner<strong>in</strong> mit der aktuellen politisch-wirtschaftlichen<br />

Eurokrise rund um Griechenland.<br />

Als Metapher für den UNITAS-Verband<br />

stehe die Europäische Union. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

wies sie auf das allgeme<strong>in</strong>e Stimmungsbild<br />

h<strong>in</strong>, dass viele Menschen<br />

Lebensbünde als antiquitiert bezeichnen<br />

würden, wie zum Beispiel die Unauflöslichkeit<br />

der Ehe. Obgleich der Lebensbund<br />

als träumerisches Ideal tituliert<br />

werde, sehne sich jeder Mensch nach Verb<strong>in</strong>dlichkeit:<br />

Im Innersten suchen wir etwas,<br />

das uns Halt und Sicherheit gibt…Dieser<br />

Sehnsucht kann die UNITAS entsprechen,<br />

weil sie … Familie ist – mit Jung und Alt, mit


Mann und Frau. Der Verband gebe jedem<br />

Mitglied mit dem Geme<strong>in</strong>schaftsgew<strong>in</strong>n<br />

emotionale Stabilität, als Gegenleistung<br />

stehe die Unterstützung des E<strong>in</strong>zelnen zum<br />

Gel<strong>in</strong>gen des Ganzen im Vordergrund. Die<br />

Frage Warum schon wieder ich; könnte das<br />

nicht jemand anderes machen? sollte mit<br />

e<strong>in</strong>em Warum eigentlich nicht? <strong>in</strong>nerlich<br />

beantwortet werden.<br />

Abschließend verband die Pr<strong>in</strong>zipienrede<br />

die verdeckten Pr<strong>in</strong>zipien mit den drei<br />

offiziellen Pr<strong>in</strong>zipien. Wir s<strong>in</strong>d vernunftbegabte<br />

Wesen. E<strong>in</strong> uns entsprechender<br />

Glaube muss e<strong>in</strong>e Infragestellung durch die<br />

Vernunft suchen und e<strong>in</strong>er solchen Stand<br />

halten… Virtus motiviert also zu scientia.<br />

Gleichzeitig verb<strong>in</strong>det geme<strong>in</strong>samer<br />

Glaube… kolossal. Nur aufgrund unserer (der<br />

Unitarier) geteilten Geisteshaltung funktioniert<br />

der Lebensbund über weite Entfernungen<br />

h<strong>in</strong>weg und verb<strong>in</strong>det uns zu<br />

wahrer amicitia.<br />

Bereichert wurde die Corona nicht nur<br />

durch die Aktivitas der Ass<strong>in</strong>dia und Franziska<br />

Christ<strong>in</strong>e, sondern auch die Aktiven der<br />

UNITAS Ruhrania und Rhe<strong>in</strong>franken nahmen<br />

an der Kreuz-Kneipe teil. Besonders freute<br />

sich das Präsidium über die Anwesenheit<br />

und Grußworte des geistlichen Beirates der<br />

UNITAS, Bbr. Kaplan Helmut Wiechmann,<br />

und von Bbr. Johannes Stüecken. Musikalisch<br />

wurde die Kneipfeier vom Bbr. Udo Nobis<br />

unterstützt. Als A-Philister der Ass<strong>in</strong>dia und<br />

B-Philister der Ruhrania und W<strong>in</strong>fridia war<br />

es uns e<strong>in</strong>e besondere Ehre, ihn als Bierorgler<br />

zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

Nach der Kreuz-Kneipe wurde bis spät <strong>in</strong><br />

die Nacht gefeiert. Höhepunkt des geme<strong>in</strong>samen<br />

Ausklangs war das Steigerlied, das<br />

traditionell zu Mitternacht bei Kerzensche<strong>in</strong><br />

mit Inbrunst gesungen wurde. Es folgten<br />

alle erdenklichen Fakultätsstrophen sowie<br />

zahlreiche weitere Lieder.<br />

Wer feiern kann, kann auch arbeiten. So<br />

zügig wie der Aufbau gelang, wurde der<br />

Abbau am nächsten Morgen erledigt. Dank<br />

der Mithilfe von rund 20 fleißigen Aktiven<br />

der Ass<strong>in</strong>dia und Franziska Christ<strong>in</strong>e erstrahlten<br />

der Conventsaal und die weiteren<br />

genutzten Räumlichkeiten b<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er<br />

Stunde <strong>in</strong> neuem Hochglanz.<br />

Rundfahrt <strong>in</strong> Essen<br />

Die Aktivenfahrt der Ass<strong>in</strong>dia endete<br />

mit e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Besuch der Villa<br />

Hügel, welche im Essener Grüngürtel am<br />

Baldeneysee als Wohnsitz der Familie<br />

Krupp erbaut wurde. E<strong>in</strong> ausführlicher<br />

Spaziergang durch den weitläufigen Hügelpark<br />

war aufgrund des wechselhaften<br />

Wetters leider nicht möglich, jedoch tat<br />

dies der Stimmung ke<strong>in</strong>en Abbruch.<br />

Gleich zu Beg<strong>in</strong>n des Sommersemesters<br />

2012 erlebten Ass<strong>in</strong>dia und Franziska<br />

Christ<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>en gelungen Auftakt für e<strong>in</strong><br />

abwechslungsreiches Semesterprogramm.<br />

Auf diesem Wege möchte ich mich stellvertretend<br />

für das Präsidium bei allen für die<br />

Vorbereitung und geme<strong>in</strong>same freudige<br />

Durchführung der Kreuz-Kneipe bedanken.<br />

Das Wochenende werden alle sicherlich<br />

lange <strong>in</strong> sehr guter Er<strong>in</strong>nerung behalten.<br />

N<strong>in</strong>a Breiderhoff<br />

Exbummel AHZAHZ Schwarzwald-Baar/Markgräflerland<br />

SCHWARZWALD. Gütenbach, etwa sieben<br />

Kilometer westlich von Furtwangen gelegen,<br />

war <strong>in</strong> diesem Jahr das Ziel des mittlerweile<br />

traditionellen geme<strong>in</strong>samen Exbummels<br />

der beiden AHZAHZ Schwarzwald-Baar<br />

und Markgräflerland am 19. Mai<br />

bei – auch dies schon fast traditionell –<br />

strahlendem Wetter. Und wieder gab es e<strong>in</strong><br />

attraktives, unterhaltsames Programm. Die<br />

Ausstellung „Fallers M<strong>in</strong>iaturwelten“ der<br />

1946 gegründeten Firma Gebrüder Faller, die<br />

weltweit e<strong>in</strong>en guten Ruf besitzt, stand am<br />

Beg<strong>in</strong>n der Exkursion, e<strong>in</strong>e Ausstellung, die<br />

auf zwei Stockwerken e<strong>in</strong>en Überblick über<br />

die Arbeiten der Firma gab. Bee<strong>in</strong>druckt<br />

bewunderten die Teilnehmer die Detailgetreue<br />

der Nachbildungen der Häuser und<br />

Bäume, alle liebevoll bis <strong>in</strong>s kle<strong>in</strong>ste Detail<br />

nachgebildet. Besondere Aufmerksamkeit<br />

zogen natürlich die beweglichen Elemente<br />

wie Busse und Züge auf sich.<br />

Dass nicht nur aus Furtwangen viele<br />

schöne Uhren kommen, sondern auch aus<br />

Gütenbach, erlebten die Teilnehmer dann<br />

im Gütenbacher Dorf- und Uhrenmuseum.<br />

Viele Uhren mit unterschiedlichsten Techniken,<br />

gerade auch Kuckucksuhren mit den<br />

unterschiedlichsten Kuckucken gab es zu<br />

bestaunen. An das Leben <strong>in</strong> vergangenen<br />

Zeiten er<strong>in</strong>nerten die e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>gerichtete<br />

Schlafkammer, die vortrefflich nachgestaltete<br />

„Rauchkuchi“ und die gemütliche<br />

Schwarzwälder Wohnstube mit dem<br />

Kachelofen und der orig<strong>in</strong>al e<strong>in</strong>gerichteten<br />

Uhrmacherwerkstatt – e<strong>in</strong> lebendiges Bild<br />

von der Lebenswelt der „Wälder“ <strong>in</strong> früherer<br />

Zeit. Danach forderte der Magen se<strong>in</strong>en<br />

Tribut – bei e<strong>in</strong>em reichlichen und wohlschmeckenden<br />

Mittagessen im Gasthof<br />

„Ochsen“ <strong>in</strong> Neukirch.<br />

Derart gestärkt g<strong>in</strong>g es zum nächsten<br />

Höhepunkt: dem <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Art e<strong>in</strong>zigartigen<br />

„Balzer Herrgott“, e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Buche e<strong>in</strong>gewachsene<br />

Christusfigur. Natürlich ranken<br />

sich darum e<strong>in</strong>e ganze Anzahl Mythen und<br />

Legenden. Hugenotten hätten die Statue<br />

bei der Flucht aus Frankreich zurück-<br />

gelassen, diese Version existiert ebenso wie<br />

die, dass Französische Royalisten sie hier<br />

gelassen hätten. Der Name „Balzer Herrgott“<br />

jedenfalls kommt von der Geschichte,<br />

dass e<strong>in</strong> Bauer Balzer aus der Glashütte sie<br />

um 1800 herum hergestellt haben soll. Mit<br />

dem mehrstimmig im Kanon gesungenen<br />

„Lobet und preiset, ihr Völker den Herrn“<br />

grüßten die Teilnehmer des Exbummels –<br />

auch Freunde und Bekannte gehörten dazu<br />

– den Herrn. Bei Kaffee und Kuchen klang<br />

der Exbummel <strong>in</strong> der Hexenlochmühle aus,<br />

nicht ohne das Versprechen, im nächsten<br />

Jahr alle Teilnehmer zu e<strong>in</strong>em Exbummel im<br />

Bereich des AHZ Markgräflerland wieder zu<br />

begrüßen.<br />

Grischa Freimann,<br />

Fotos: Dr. Hans Freimann<br />

unitas 3/2012 237<br />

>>


Bootstour auf der Ruhr: Fluch der Karibik!<br />

RUHR-UNITAS ERKUNDETE DIE HEIMISCHE SEENPLATTE …<br />

ESSEN / BOCHUM. Zu e<strong>in</strong>em nassen Vergnügen<br />

luden am Samstag, 2. Juni, die UNI-<br />

TAS Ruhrania und UNITAS Franziska<br />

Christ<strong>in</strong>e. Drei Boote g<strong>in</strong>gen ab Bochum-<br />

Dahlhausen auf die Ruhr, um irgendwann<br />

tatsächlich <strong>in</strong> Essen-Kupferdreh relativ<br />

unbeschadet wieder anzulanden. Kann<br />

se<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong>ige Stationen mit reviertypischer<br />

Atzung dazwischen<br />

lagen …<br />

Kentern<br />

statt entern …<br />

Bestens ausgerüstet<br />

und über die Unbilden der<br />

offenen Meere auf unserem<br />

Breitengrad e<strong>in</strong>drücklich<br />

<strong>in</strong>formiert, stachen Theologen,<br />

Philosophen, Juristen,<br />

Masch<strong>in</strong>enbauer, Sozialwissenschaftler<br />

und angehende<br />

Lehrer am Vormittag unter<br />

blauem Himmel <strong>in</strong> See, mitleidig<br />

beäugt von rätselnd<br />

umherpaddelndem Feder-<br />

Salia-Tag 2012 <strong>in</strong> Aachen<br />

BONN. Im Jahr 2012 f<strong>in</strong>det der Salia-Tag am<br />

11./12. August <strong>in</strong> Aachen statt. Dank der<br />

Hilfe von Bbr. Dr. Thomas Rubel bieten die<br />

Vorstände von AHV und Akademischem<br />

Vere<strong>in</strong> <strong>Unitas</strong>-Salia-Haus e.V. auch <strong>in</strong> diesem<br />

Jahr an beiden Tagen wieder e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressantes<br />

Programm.<br />

Bbr. Prälat Dr. August Peters führt durch<br />

den als erstes deutsches Denkmal 1978 <strong>in</strong><br />

die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommenen<br />

Aachener Dom und die Domschatzkammer.<br />

Für den Samstagabend ist<br />

e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Abendessen und e<strong>in</strong> unitarischer<br />

Abend mit dem AHZ Aachen <strong>in</strong> der<br />

Gaststätte „Am Knipp“ geplant. Die nach<br />

238<br />

unitas 3/2012<br />

vieh. Denn – „Fluch auf die Karibik!“ – schon<br />

nach nicht e<strong>in</strong>mal zehn M<strong>in</strong>uten kenterte<br />

das „Boot der Denker“. Alles klatschnass.<br />

So wäre Amerika nie entdeckt worden.<br />

Senior „Francis Slup<strong>in</strong>a Drake“ staunte<br />

nicht schlecht, und schon hatten die wik<strong>in</strong>gerstarken<br />

„Fürst<strong>in</strong>nen“ e<strong>in</strong>en kaum<br />

e<strong>in</strong>holbaren Vorsprung …<br />

Aachens berühmtem<br />

Stadtbaumeister benannte<br />

„Couvenstube“<br />

ist angeblich „als kulturelles<br />

Erlebnis fast<br />

mit e<strong>in</strong>em Rundgang<br />

durch das gleichnamige<br />

Museum der Stadt<br />

zu vergleichen“. Der<br />

Sonntag steht im<br />

Zeichen der mit Bbr.<br />

Pfarrer Ralf L<strong>in</strong>nartz im Dom gefeierten Hl.<br />

Messe. Bei e<strong>in</strong>er Stadtführung besuchen die<br />

Teilnehmer u. a. das im 14. Jahrhundert von<br />

der Aachener Bürgerschaft errichtete, im<br />

17. und 18. Jahrhundert zum barocken<br />

Zwar ist die Ruhr nicht gerade der<br />

Yukon, aber immerh<strong>in</strong> erheblich größer als<br />

die Werse bei <strong>Münster</strong>, wo e<strong>in</strong> eigenes<br />

Bootshaus zum guten Ton der Studentenvere<strong>in</strong>e<br />

gehört. Denn auch das Ruhrgebiet<br />

hat viel zu bieten: Bei bestem Wetter gab es<br />

auf dem spiegelglatten Wasser des Heimatgewässers<br />

mal e<strong>in</strong>en anderen E<strong>in</strong>druck<br />

vom sattgrünen Revier zwischen<br />

Eisenbahnmuseum<br />

und Baldeneysee. Dass e<strong>in</strong>e<br />

ganze Reihe das Abfahrtsgelände<br />

erst gar nicht fanden,<br />

muss nachgebessert werden.<br />

Dass zudem e<strong>in</strong>ige stundenlang<br />

mit Getränken warteten,<br />

bis die blau-weiß-goldene<br />

Armada e<strong>in</strong>traf, aber auch.<br />

Denn sonst ist e<strong>in</strong> Rucksack<br />

voller „Revierbrause“ wieder<br />

mal zu früh komplett von<br />

E<strong>in</strong>zeltätern weggetrunken …<br />

Die ganze Geschichte auch als<br />

Film auf dem YouTube-Kanal<br />

der UNITAS Ruhrania im<br />

Internet.<br />

Stadtschloss<br />

umgebaute gotische<br />

Rathaus<br />

sowie das Suermondt-Ludwig-<br />

Museum.<br />

Die Anreise<br />

erfolgt <strong>in</strong>dividuell.<br />

Um Anmeldung<br />

bis<br />

zum 1. Juli 2012 bei Bbr. Dr. W<strong>in</strong>fried<br />

Gottschlich, Alfred-Schütte-Allee 150,<br />

51105 Köln, Tel. 0171 / 1171456, E-Mail<br />

w<strong>in</strong>fried@gottschlich.de, wird gebeten.


L<strong>in</strong>ks: Mit Bbr. Weihbischof Wilfried Theis<strong>in</strong>g <strong>in</strong> der Betonkrypta des Doms am Grab des seligen Karl Leisner. Rechts: Die Reisegruppe mit Bbr. Wilfried Theis<strong>in</strong>g<br />

(vorn, 3.vr.) und Bbr. He<strong>in</strong>rich Sudmann (2.v.r.) vor dem Westwerk des Xantener Domes. Fotos: Norbert Fiedler/ Roswitha Stolle<br />

„FAMILIENTREFFEN“ DES AHV UNITAS FRISIA BEI BBR. WEIHBISCHOF WILFRIED THEISING<br />

Altherren der Frisia besuchen Xanten und den Xantener Dom<br />

XANTEN. Seit jeher trifft sich die <strong>Unitas</strong>-<br />

Frisia am 17. Juni. Bis <strong>in</strong> die 1980er Jahre war<br />

Treffpunkt von Aktivitas und AHV am<br />

Bootshaus <strong>in</strong> <strong>Münster</strong> bei der Pleistermühle.<br />

Mit der zwangsweisen Aufgabe des<br />

Bootshauses wegen Kündigung des Nutzungsvertrages<br />

treffen sich die Bundesbrüder<br />

zu diesem Datum seither <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />

Gegenden. Je nach Aktualität<br />

und kultureller Attraktivität der Orte, die im<br />

„Anreisebereich“ der Bundesbrüder liegen,<br />

wählen sie die Örtlichkeit.<br />

War <strong>in</strong> den letzten Jahren <strong>Münster</strong> mit<br />

Dom, dem Picasso-Museum und der Pleistermühle<br />

Treffpunkt, bei dem vor allem auch<br />

„Vergangenheitsbewältigung“ auf dem<br />

Programm stand, g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> diesem Jahr die<br />

Corona die Gegenwart an: Sie ließ sich von<br />

e<strong>in</strong>em ihrer jüngsten Alten Herren vom „hic<br />

et nunc“ auch <strong>in</strong> die römische Vergangenheit<br />

der Stadt Xanten und ihrem Dom entführen.<br />

Beim Besuch der „Langschläfermesse“ –<br />

zu den Zeiten, als die AH zur Aktivitas<br />

gehörten, nannte man Messfeiern um 11.30<br />

Uhr so – führte als Zelebrans Bbr. Weihbischof<br />

Wilfried Theis<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Gottesdienst<br />

und Predigt <strong>in</strong> die sonntägliche Gegenwart.<br />

Das Evangelium von der Saat, die aufgeht,<br />

ohne dass der Sämann etwas tut, bezweifelte<br />

der Zelebrans zunächst aus se<strong>in</strong>er<br />

eigenen Erfahrung bei se<strong>in</strong>er gelegentlichen<br />

Gartenarbeit. Dann aber verwies er<br />

auf die Gnade, die uns geschenkt werde:<br />

Um sie fruchtbar werden zu lassen, müssen<br />

wir sie an- und aufnehmen.<br />

Nach dem Gottesdienst erzählte der<br />

<strong>in</strong>zwischen heimisch geworbene Weihbischof<br />

des Bistums <strong>Münster</strong> aus der<br />

Geschichte des Xantener Domes, von Be-<br />

sonderheiten se<strong>in</strong>er Entstehung und Architektur<br />

sowie deren Verwandtschaft mit<br />

dem Kölner Dom. Zusammen mit e<strong>in</strong>er<br />

Gruppe aus se<strong>in</strong>er Heimat Wettr<strong>in</strong>gen deutete<br />

er <strong>in</strong> der Krypta die gegenwärtige<br />

„Vergangenheit“ am Beispiel des Grabes<br />

des seligen Karl Leisner.<br />

Nach dem Besuch des Domes gewannen<br />

die Bundesbrüder auf dem Weg zum<br />

Mittagessen e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck von der Stadt.<br />

Bbr. Theis<strong>in</strong>g zeigte dabei z.B. die evangelische<br />

Kirche, die se<strong>in</strong>erzeit die Preußen<br />

direkt an der Stiftsmauer errichteten.<br />

Heute hat diese gewollte Provokation ke<strong>in</strong>e<br />

Bedeutung mehr. Es gibt e<strong>in</strong>e enge ökumenische<br />

Zusammenarbeit.Weitere Ansichten<br />

der alten Römersiedlung eröffneten sich<br />

beim Gang zum Kaffeetr<strong>in</strong>ken <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Gartenkaffee nahe der Stiftsburg.<br />

Norbert Fiedler<br />

<strong>Unitas</strong> Elisabetha-Thur<strong>in</strong>gia Marburg auf den Spuren von Goethe und Schiller<br />

MARBURG. Zu Beg<strong>in</strong>n dieses Sommersemesters<br />

machten wir uns an e<strong>in</strong>em schönen<br />

Samstag auf <strong>in</strong> die Stadt der Literatur<br />

und Musik – nach Weimar, um uns dort mit<br />

Bundesschwestern aus unserem Hohendamenvere<strong>in</strong><br />

zu treffen und e<strong>in</strong> schönes<br />

Wochenende zu verbr<strong>in</strong>gen.<br />

Schon die Fahrt war aufregend, das<br />

Navigationssystem erkannte die neu<br />

gebaute Autobahn nicht, so dass wir durch<br />

etliche Dörfer fahren mussten, um unser<br />

Ziel zu erreichen. In Weimar machten wir<br />

uns nach e<strong>in</strong>er kurzen Pause auf den Weg,<br />

um die Stadt zu erkunden. Er führte uns<br />

über den Historischen Friedhof <strong>in</strong> Weimar<br />

mit den Särgen Schillers und Goethe <strong>in</strong> der<br />

Fürstengruft. E<strong>in</strong>ige von uns besichtigten<br />

das 1709 im Barockstil erbaute Goethehaus<br />

am Frauenplan, das von Johann Wolfgang<br />

von Goethe bis zu se<strong>in</strong>em Tod 1832 nahezu<br />

fünfzig Jahre lang bewohnt wurde. Andere<br />

besuchten währenddessen das Bauhaus-<br />

Museum, das mehr als 300 Exponate zählt,<br />

die e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick des staatlichen Bauhauses<br />

an se<strong>in</strong>em Gründungsort Weimar<br />

gewähren.<br />

Anschließend durchforschten wir Weimar<br />

auf se<strong>in</strong>e literarische Geschichte: E<strong>in</strong><br />

Stadtführer schickte uns zwei Stunden lang<br />

auf den Spuren Schillers und Goethes durch<br />

die ganze Stadt und verwöhnte uns mit<br />

kle<strong>in</strong>en Gedichten der beiden. Nach e<strong>in</strong>em<br />

anstrengenden Tag <strong>in</strong> Weimar verbrachten<br />

wir e<strong>in</strong>en gemütlichen Abend mit unseren<br />

Hohen Damen und wurden am folgenden<br />

Tag alle zum Frühstück bei unserer lieben<br />

Hohen Dame Melanie Michel e<strong>in</strong>geladen.<br />

Auf dem Rückweg machten wir Station<br />

<strong>in</strong> Eisenach, um uns dort e<strong>in</strong> Bild von der<br />

Wartburg, den früheren Heimatort unserer<br />

Namenspatron<strong>in</strong>, zu machen. Nach e<strong>in</strong>em<br />

hohen Anstieg bis zum höchsten Turm<br />

belohnte uns e<strong>in</strong>e wundervolle Aussicht für<br />

alle Anstrengungen – auch wenn uns leider<br />

beim Abstieg e<strong>in</strong> heftiger Platzregen überraschte.<br />

Trotz allem und <strong>in</strong>sgesamt war es e<strong>in</strong><br />

sehr gelungenes Wochenende, um Weimar<br />

näher kennen zulernen und e<strong>in</strong>ige unserer<br />

Hohen Damen wiederzusehen.<br />

unitas 3/2012 239<br />

>>


90. Stiftungsfest der <strong>Unitas</strong> Lichtenste<strong>in</strong> Freiburg<br />

FREIBURG. Gleich nach Fronleichnam und<br />

der Prozession feierten Aktivitas und<br />

Altherrenschaft der <strong>Unitas</strong> Freiburg vom 8.<br />

bis 10. Juni das 90. Stiftungsfest der <strong>Unitas</strong><br />

Lichtenste<strong>in</strong>, zugleich das Vere<strong>in</strong>sfest der<br />

<strong>Unitas</strong> <strong>in</strong> Freiburg. Jeder von den Philistern<br />

hat <strong>in</strong> den Jahren als Alter Herr auf se<strong>in</strong>e<br />

Art mit e<strong>in</strong>em Mosaikste<strong>in</strong> <strong>in</strong> Verantwortung<br />

für die nachfolgende Generation beigetragen.<br />

Wir können auf e<strong>in</strong>e erfolgreiche<br />

Geschichte der <strong>Unitas</strong> <strong>in</strong> Freiburg zurückschauen<br />

– wenn auch mit wechselhaften<br />

E<strong>in</strong>schnitten.<br />

240<br />

Lichtenste<strong>in</strong>er Farbenstrophe<br />

Wie im gold’nen Glanz der Sonne<br />

Lichtenste<strong>in</strong> auf Berges Höh’n,<br />

trutzig ragt zum blauen Himmel,<br />

wo die weißen Wolken zieh’n.<br />

So <strong>in</strong> Liebe, Treu’ und Unschuld<br />

woll’n zur gold-blau-weißen Fahne<br />

mutig wir zusammen steh’n,<br />

freudig streben himmelan.<br />

Bewegte Geschichte<br />

1895 hatten Theologiestudenten die<br />

Freiburger UNITAS gegründet, nach dem<br />

Ersten Weltkrieg folgten 1921 die Gründung<br />

der <strong>Unitas</strong> Eckhardia und im Jahr darauf am<br />

11. Mai 1922 die Gründung der <strong>Unitas</strong><br />

Lichtenste<strong>in</strong> <strong>in</strong> Freiburg. Die Burg Lichtenste<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> der Schwäbischen Alb gab den<br />

Namen. Der Ste<strong>in</strong>, den das Licht durchdr<strong>in</strong>gt,<br />

ist Symbol der Bedeutung des<br />

Geistigen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er materiellen Welt – so die<br />

Bedeutung.<br />

1928/29 hatte die <strong>Unitas</strong> Lichtenste<strong>in</strong><br />

als damals <strong>in</strong> Freiburg stärkste Korporation<br />

den Vorort mit VOP Dr. Hermann Mitsch,<br />

zugleich tagte 1929 die GV des Verbandes <strong>in</strong><br />

Freiburg. Anfang 1930 wurde die <strong>Unitas</strong><br />

Hohenbaden gegründet. E<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>bruch<br />

erlebte die <strong>Unitas</strong> im Dritten Reich 1938,<br />

dem Verbotsjahr bis Kriegsende 1945. In<br />

wechselnden Lokalen und privat existierte<br />

unitas 3/2012<br />

die Freiburger UNITAS im Untergrund; zu<br />

nennen s<strong>in</strong>d Albert Leist, Max Puffer, Prälat<br />

Krämer, Dr. Stöcker – unvergessen bekannt<br />

als Redner vom Dienst wie auch Prof. Dr.<br />

Alfons Deissler – und der Studentenpfarrer<br />

und spätere Erzbischof Dr. Hermann<br />

Schäufele, der Lichtenste<strong>in</strong>er Bundesbruder<br />

war.<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann<br />

das Vere<strong>in</strong>sleben <strong>in</strong> Freiburg neu, u. a. mit<br />

Universitätsprofessor Dr. Johannes V<strong>in</strong>cke<br />

und Dr. med. dent. Friedrich Kuhn, der von<br />

1945 bis 1977 den AHV-Vorsitz der <strong>Unitas</strong><br />

Lichtenste<strong>in</strong> hatte und sich um die gesamte<br />

Freiburger UNITAS verdient machte. Die<br />

<strong>Unitas</strong>-Vere<strong>in</strong>e Paulus, Reichenau und<br />

Albert<strong>in</strong>a kamen <strong>in</strong> Freiburg dazu. Damit<br />

hatte Freiburg <strong>in</strong>sgesamt sieben <strong>Unitas</strong>-<br />

Vere<strong>in</strong>e, von denen heute noch die Altherrenvere<strong>in</strong>e<br />

bestehen.<br />

Festkommers zum 90-Jährigen <strong>in</strong> Freiburg<br />

Die 50er Jahre waren die Blütezeit für<br />

die Freiburger Aktivitas – im SS 1959 zählten<br />

wir 300 aktive Bundesbrüder, die Mehrzahl<br />

gehörte der <strong>Unitas</strong> Rheno-Danubia an. 1957<br />

kaufte die <strong>Unitas</strong> das heutige Studentenwohnheim<br />

UNITAS e.V. Freiburg. In se<strong>in</strong>er<br />

Laudatio zum 50-jährigen Jubiläum apostrophierte<br />

der Vorsitzende Giselher Geiger<br />

das <strong>Unitas</strong>-Haus als geistigen und gesellschaftlichen<br />

Mittelpunkt unserer <strong>Unitas</strong>,<br />

Verb<strong>in</strong>dungshaus für die Aktivitas und<br />

Altherrenschaft. Doch Ende der 60er Jahre<br />

kam der E<strong>in</strong>bruch – es gab Studentenrevolten<br />

an den Universitäten und auf den<br />

Straßen. 1968 schloss sich <strong>Unitas</strong> Eckhardia<br />

mit <strong>Unitas</strong> Lichtenste<strong>in</strong> zusammen, 1971<br />

mit <strong>Unitas</strong> Rheno-Danubia zum W.K.St.V.<br />

<strong>Unitas</strong> Freiburg, dem Aktivenvere<strong>in</strong>, dem<br />

heute alle Freiburger Altherrenvere<strong>in</strong>e zugetan<br />

s<strong>in</strong>d. Vere<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d sie im AHV <strong>Unitas</strong><br />

Freiburg e.V. unter Vorsitz von Hans-Jürgen<br />

Günther – unvergessen se<strong>in</strong> Vorgänger<br />

Klaus Grathwohl, Ehrenvorsitzender der<br />

Freiburger <strong>Unitas</strong>. Im WS 2009/10 benannte<br />

sich die Freiburger Aktivitas nach<br />

Trennung von aktiven Bundesbrüdern <strong>in</strong><br />

<strong>Unitas</strong> Albert<strong>in</strong>a um, seit dem WS 2011/12<br />

heißt sie wieder W.K.St.V. <strong>Unitas</strong> Freiburg.<br />

Bbr. Willi Vögele hielt die Pr<strong>in</strong>zipienrede<br />

In se<strong>in</strong>er Pr<strong>in</strong>zipienrede plädierte der<br />

AHV-Vorsitzende der <strong>Unitas</strong> Lichtenste<strong>in</strong><br />

für e<strong>in</strong>e richtig verstandene Pflege des<br />

alten studentischen Brauchtums, das <strong>in</strong><br />

den sechziger Jahren auch <strong>in</strong> der <strong>Unitas</strong> <strong>in</strong>s<br />

Schussfeld geriet und auch heute <strong>in</strong> Medien<br />

und Gruppierungen von Berufsdemonstranten<br />

ständige Kritik und Gegnerschaft<br />

erfahre: „Man kann nicht den


„Nun Brüder, reichet euch die Hand“ – fröhliche Stimmung auf dem Freiburger UNITAS.-Haus, rechts: Das Bundeslied bei der Morgensitzung mit Bbr. Hans-<br />

Jürgen Günther, der zur Geschichte und zu den geophysikalischen Untersuchungen des Zisterzienserklosters Tennebach sprach.<br />

ganzen Tag, die ganze Woche oder gar e<strong>in</strong><br />

Leben lang nur Probleme wälzen, diskutieren,<br />

nur ernst se<strong>in</strong>, nur immer Fragen aufwerfen!<br />

Der Mensch braucht Erholung <strong>in</strong><br />

der Geme<strong>in</strong>schaft. Wir sollten tolerant<br />

genug se<strong>in</strong> und dem Kommers den Stellenwert<br />

„Bes<strong>in</strong>nlichkeit, Freude, Geme<strong>in</strong>schaft<br />

und e<strong>in</strong> wenig Nostalgie“ geben“, so<br />

se<strong>in</strong> Appell.<br />

Vor allem aber stellte er Überlegungen<br />

zu den Grundsätzen der UNITAS vor. Se<strong>in</strong>en<br />

Anmerkungen zum Pr<strong>in</strong>zip der katholischen<br />

virtus und zur lebenslangen amicitia<br />

fügte er im Blick auf die scientia auch kritische<br />

Aspekte h<strong>in</strong>zu: Das für Unitarier verpflichtende<br />

zielbewusste wissenschaftliche<br />

Studium stelle durch allzu frühe Zwischenprüfungen<br />

und Klausuren hohe Anforderungen<br />

– mit möglichen negativen Folgen.<br />

Bachelor- und Magisterstudiengänge führten<br />

zu e<strong>in</strong>er zunehmenden Verschulung<br />

des Hochschulstudiums.<br />

Festwochenende <strong>in</strong> Freiburg<br />

Beim Rundgang am Samstag <strong>in</strong> der<br />

Altstadt besuchten die Bundesbrüder die<br />

Bischofskirche und freuten sich an badischer<br />

Gastlichkeit des Bauern- und<br />

Händlermarkts am <strong>Münster</strong>platz. Die<br />

Mitgliederversammlung des AHV <strong>Unitas</strong><br />

Lichtenste<strong>in</strong> bestätigte am Nachmittag den<br />

alten Vorstand wieder im Amt – seit 35<br />

Jahren ist Bbr. Willi Vögele <strong>in</strong>zwischen<br />

Vorsitzender. Es folgten die HBV-Sitzung<br />

des Studentenwohnheims <strong>Unitas</strong> Freiburg<br />

e.V., die Versammlung des AHV <strong>Unitas</strong><br />

Freiburg e.V. und der Cumulativconvent.<br />

Erörtert wurden Altersstruktur der Vere<strong>in</strong>e,<br />

F<strong>in</strong>anzierungsfragen und Beitragsaufkommen<br />

– mit dem unumgänglichen<br />

Beschluss e<strong>in</strong>er Beitragserhöhung. Heiter<br />

und rhythmisch klang der Tag aus: Jürgen<br />

Bross (Saxophon) und se<strong>in</strong>e Frau Gundi<br />

(Klavier) stimmten zu Studentenliedern auf<br />

das EM-Fußballspiel gegen Portugal am<br />

Abend e<strong>in</strong>. Der 1:0-Sieg der deutschen<br />

Nationalelf wurde anschließend im <strong>Unitas</strong>-<br />

Haus kräftig gefeiert.<br />

Den sonntäglichen Festgottesdienst <strong>in</strong><br />

der Universitätskirche Freiburg feierten die<br />

Lichtenste<strong>in</strong>er Bundesbrüder Edw<strong>in</strong> Höll als<br />

Zelebrant und Hans Schmidtle<strong>in</strong> als<br />

Conzelebrant. Die von der Aktivitas vorbereitete<br />

und gestaltete Messe wurde klangvoll<br />

von der Orgel umrahmt. Der folgende<br />

Festvortrag des Vorsitzenden des Freiburger<br />

AHV-Vorsitzenden Hans-Jürgen Günther<br />

zum Thema „850 Jahre Zisterzienserkloster<br />

Tennenbach – Werden – Se<strong>in</strong> – Vergehen“<br />

war weiterer Höhepunkt des Stiftungs- und<br />

Vere<strong>in</strong>sfestes. In se<strong>in</strong>er aussagekräftigen<br />

Präsentation ordnete der Referent Grundriss<br />

und Gebäude der historischen Klosteranlage<br />

zu. Exakte geophysikalische Messungen<br />

des Landesamtes für Denkmalpflege<br />

im Mai/Juni 2012 hatten mit e<strong>in</strong>em<br />

Bodenradar die wahren Dimensionen des<br />

Klosters Tennenbach offenbart – Bundesbruder<br />

Günther gehörte zu den ehrenamtlichen<br />

Helfern bei den Geländeaufnahmen.<br />

Sie zeichnen e<strong>in</strong> neues Bild von e<strong>in</strong>er der<br />

prächtigsten und größten Klosteranlagen<br />

Südwestdeutschlands.<br />

Das 90. Stiftungsfest der <strong>Unitas</strong><br />

Lichtenste<strong>in</strong> und Vere<strong>in</strong>sfest der Freiburger<br />

<strong>Unitas</strong> endete mit geme<strong>in</strong>samem Mittagessen<br />

im Heiliggeist-Stüble am <strong>Münster</strong>platz.<br />

Nach Kaffee und Kuchen auf dem<br />

<strong>Unitas</strong>-Haus <strong>in</strong> der Basler Straße 48 folgte<br />

zuletzt e<strong>in</strong>e Besichtigung der Räumlichkeiten<br />

des Studentenwohnheims. Es bleibt<br />

die Er<strong>in</strong>nerung an erlebnisreiche Tage unitarischer<br />

Begegnung der Altherrenschaft<br />

mit der Aktivitas. Ad multos annos <strong>Unitas</strong><br />

Freiburg!<br />

Willi Vögele<br />

BBR. DR. RUDOLF SEITERS SPRICHT BEIM FESTKOMMERS / ZIMMER FREI IM DONDERSHEIM<br />

UNITAS W<strong>in</strong>fridia lädt wieder nach <strong>Münster</strong><br />

MÜNSTER. Nach der <strong>135.</strong> <strong>Generalversammlung</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Münster</strong> geht es für die<br />

UNITAS W<strong>in</strong>fridia mit zahlreichen<br />

„Highlights“ weiter im Programm: Dem<br />

traditionellen Sommerfest am W<strong>in</strong>friden-<br />

Bootshaus <strong>in</strong> <strong>Münster</strong>-Handorf (Wersetimpen)<br />

am 30. Juni mit der Austragung<br />

der „W<strong>in</strong>fridenmeile“ folgt im W<strong>in</strong>tersemester<br />

das „Kle<strong>in</strong>e Stiftungsfest“. Die<br />

W<strong>in</strong>friden laden vom 30. November bis<br />

zum 2. Dezember dazu herzlich <strong>in</strong> die<br />

gute Stube Westfalens e<strong>in</strong>.<br />

Am Samstag, 1. Dezember 2012, wird<br />

Bbr. Bundesm<strong>in</strong>ister a. D. Dr. Rudolf<br />

Seiters im Rahmen des Festkommerses<br />

zum Thema „Der Weg zur Deutschen<br />

E<strong>in</strong>heit“ sprechen. Am 2. Dezember feiert<br />

Bbr. Weihbischof Wilfried Theis<strong>in</strong>g am<br />

Sonntagmorgen das Pontifikalamt zum<br />

110. Stiftungsfest <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit dem<br />

Vere<strong>in</strong>sfest der <strong>Unitas</strong> <strong>Münster</strong>.<br />

Die Aktivitas meldet derweil für das<br />

kommende W<strong>in</strong>tersemester noch reich-<br />

lich freie Zimmer im <strong>Unitas</strong>-Haus „Donders-Heim“.<br />

Und wer wollte nicht mal <strong>in</strong><br />

<strong>Münster</strong> studieren?<br />

Solltest Du <strong>in</strong> De<strong>in</strong>er Familie oder<br />

auch im Freundes- und Bekanntenkreis<br />

jemanden kennen, der demnächst mit<br />

dem Studium <strong>in</strong> <strong>Münster</strong> beg<strong>in</strong>nt und<br />

den wir für die W<strong>in</strong>fridia begeistern<br />

könnten, zögere bitte nicht und vermittle<br />

e<strong>in</strong>en Kontakt mit Heimleiter Frank Rosemann,<br />

E-Mail: frosemann89@gmx.de.<br />

unitas 3/2012 241<br />

>>


242<br />

RUHRANEN LADEN ZUM HUMORISTISCHEN SOMMERSPEKTAKEL<br />

BBR. WILLIBERT PAUELS KOMMT EXKLUSIV NACH ESSEN<br />

ESSEN. Zum jährlichen Fest des Hl. Altfrid bei der Ruhr-UNITAS kommt am Freitag, 17.<br />

August, e<strong>in</strong> echter rhe<strong>in</strong>ischer Karnevals-Promi nach Essen: Im Rahmen e<strong>in</strong>es moderierten<br />

Abendprogramms zeigt der „Bergische Jung“ Diakon Bbr. Willibert Pauels (im Bild mit<br />

Bbr. Richie Duckheim), dass Humor ke<strong>in</strong>e Frage der Jahreszeit ist. Und dass er ohne<br />

Religion eigentlich gar nicht geht.<br />

„Kirche, Kölsch, Karneval: von der unglaublichen Leichtigkeit der Religion“ ist se<strong>in</strong><br />

Thema – und dazu wird ganz herzlich <strong>in</strong>s Pfarrheim der Kath. Geme<strong>in</strong>de St. Dionysius an<br />

den Dionysiuskirchplatz <strong>in</strong> Essen-Borbeck e<strong>in</strong>geladen. Die Ruhranen bitten um zahlreiche<br />

Beteiligung bei der öffentlichen Veranstaltung, bei der sich viele Gäste wundern sollen,<br />

was für nette Leute doch diese Unitarier s<strong>in</strong>d …!!!<br />

Anmeldung beim Senior Stefan Slup<strong>in</strong>a per Tel. 0176 34644906 oder per Mail:<br />

stslup<strong>in</strong>a@yahoo.de.<br />

GEBURTSTAG, DAS HEISST RÜCKSCHAU HALTEN<br />

90. Stiftungsfest <strong>Unitas</strong> Franco-Alemannia<br />

KARLSRUHE. Vom 22. bis 24. Juni 2012 feierte<br />

die <strong>Unitas</strong> Franco-Alemannia ihr 90.<br />

Stiftungsfest. Das wichtigste Fest des Jahres<br />

war für zahlreiche Alte Herren anlass, mit<br />

ihren Familien die Karlsruher <strong>Unitas</strong>-Vere<strong>in</strong>e<br />

zu besuchen.<br />

Festkommers mit Rückschau<br />

Den Auftakt der feierlichen Veranstaltungen<br />

bildete e<strong>in</strong> vom Senior Bbr. Benedikt<br />

Kerbeck geschlagener Festkommers, dessen<br />

thematischer Höhepunkt, die dialogische<br />

Festrede der BbrBbr. Ingo Gabriel und Oliver<br />

Reiff, e<strong>in</strong>e fast 50 Besucher zählende Corona<br />

begeistern konnte. Als Rückblick auf längst<br />

vergangene Aktivenzeiten rief sie so manche<br />

Er<strong>in</strong>nerung wach, zeigte uns Aktiven, dass<br />

sich die Probleme der Convente wiederholen,<br />

und bot e<strong>in</strong>en guten Überblick über die<br />

unitarischen Ereignisse der vergangenen 90<br />

Jahre. So richtete die Franco-Alemannia<br />

bereits 1997 schon e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en Aktiventag<br />

aus und auch der Katholikentag 1992 war für<br />

die Karlsruher Anlass genug, sich aktiv auf<br />

Verbandsebene zu engagieren.<br />

Auch e<strong>in</strong>e andere historische Parallele<br />

blieb den beiden Festrednern nicht verborgen.<br />

So feiert neben der Franco-Alemannia<br />

unitas 3/2012<br />

noch e<strong>in</strong> weiteres Bonner Produkt das<br />

Bestehen seit 1922: Die Haribo Goldbären.<br />

Und hierzu passte auch das Begleitprogramm,<br />

das die Aktivitas für die Besucher<br />

am Samstagnachmittag organisiert hatte.<br />

Während sich die erwachsenen Gäste die<br />

Kunstausstellung „Dèjá-Vu – Die Kunst der<br />

Wiederholung. Von Dürer bis YouTube“ <strong>in</strong><br />

der Karlsruher Kunsthalle ansahen, konnten<br />

die K<strong>in</strong>der ihre eigenen Süßigkeiten<br />

malen, häkeln und basteln.<br />

Geselliges Rahmenprogramm<br />

Der Samstag bot bei Kaffee und Kuchen<br />

und dem späteren Spanferkelgrillen auch<br />

genug Zeit für e<strong>in</strong>en geselligen Austausch.<br />

Während Bbr. Zacharias Heck, verkleidet<br />

und theatralisch auftretend, alle halbe<br />

Stunde Zitate aus alten Conventsprotokollen<br />

zum Besten gab, sorgte am Abend<br />

auch das bereits im Zuge des letzten<br />

Vere<strong>in</strong>sfests gegründete Gesangsensemble<br />

für Stimmung. Nicht zuletzt e<strong>in</strong> Geburtstagsständchen<br />

und Interpretationen verschiedener<br />

A-Cappella-Stücke brachten<br />

ihnen tosenden Applaus und die Verpflichtung<br />

zu so mancher Zugabe.<br />

Den <strong>in</strong>haltlichen Bogen konnte die<br />

Morgensitzung am Sonntag spannen. Dr.<br />

Klaus Nippert, Leiter des Archivs am<br />

Karlsruher Institut für Technologie, hielt e<strong>in</strong>e<br />

spannende Rede über die Entstehung der<br />

Karlsruher Hochschule. Vom Beg<strong>in</strong>n als polytechnische<br />

Schule bis h<strong>in</strong> zum heutigen KIT<br />

hat unsere Universität dabei immer wieder<br />

die Vorreiterrolle e<strong>in</strong>genommen und diente<br />

als Prototyp vieler weiterer Forschungs- und<br />

Lehrmodelle.<br />

Teilnehmer der Morgensitzung konnten<br />

auch erfahren, welchen ausgeprägten E<strong>in</strong>fluss<br />

die Studentenverb<strong>in</strong>dungen auf die<br />

Entstehungsgeschichte des naturwissenschaftlich-technischen<br />

Standorts Karlsruhe<br />

hatten.<br />

Die neue Fahne<br />

E<strong>in</strong> Highlight der Veranstaltung darf<br />

zudem nicht unerwähnt bleiben: So wurde<br />

im Rahmen des Kommerses der Aktivitas die<br />

von den Alten Herren gestiftete neue Fahne<br />

übergeben, die die altersschwache, bald 50<br />

Jahre alte ablösen wird. Sie wurde im<br />

Gottesdienst vor der Morgensitzung von<br />

Bbr. Pfarrer Erhard Bechtold geweiht.


„Student<strong>in</strong>nenvere<strong>in</strong>e im UNITAS-Verband“<br />

HERZLICHE EINLADUNG ZUR PERSPEKTIVENTAGUNG 12. - 14. OKTOBER IN MARBURG<br />

MARBURG. Im letzten W<strong>in</strong>tersemester<br />

feierte die UNITAS Elisabetha Thur<strong>in</strong>gia<br />

als ältester Student<strong>in</strong>nenvere<strong>in</strong> ihr 20jähriges<br />

Jubiläum, gerade vor wenigen<br />

Wochen durfte die UNITAS Clara Schumann<br />

Bonn ebenfalls im großen Rahmen<br />

ihr 20. Stiftungsfest begehen.<br />

Anlässlich dieses Jubiläums hat der<br />

Vorort UNITAS Franko-Saxonia die „Perspektiventagung<br />

Student<strong>in</strong>nenvere<strong>in</strong>e im<br />

UV“ <strong>in</strong>itiiert, um e<strong>in</strong>en Rückblick auf<br />

zwanzig ereignisreiche Jahre werfen zu<br />

können. Und vor allem, um den Blick <strong>in</strong> die<br />

Zukunft zu richten. Die Perspektiventagung<br />

soll die Möglichkeit dazu bieten,<br />

die bisherige Geschichte der Frauen-<br />

ESSEN / ARNSBERG. Die Ruhr-UNITAS g<strong>in</strong>g<br />

am 30. Juni auf Fahrt nach Arnsberg. Ziel<br />

war das Sauerlandmuseum mit der sehenswerten<br />

Ausstellung „Franz Stock und der<br />

Weg nach Europa". Vorgestellt wird dort bis<br />

zum 26. August das Leben und Wirken e<strong>in</strong>es<br />

Wegbereiters der deutsch-französischen<br />

Freundschaft: Der aus dem Erzbistum<br />

Paderborn stammende Priester Franz Stock<br />

(1904-1948), geprägt vom Bund Neudeutschland<br />

und dem Quickborn, war ab<br />

1934 Leiter der deutschsprachigen Geme<strong>in</strong>de<br />

<strong>in</strong> Paris. In der besetzten Stadt<br />

kümmerte er sich um Flüchtl<strong>in</strong>ge und<br />

betreute die Häftl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> den Wehrmachtsgefängnissen<br />

Fresnes, La Santé und<br />

Cherche Midi. Rund 2.000 begleitete er an<br />

den Erschießungspfahl. Die Franzosen<br />

gaben ihm die Bezeichnung „L'Aumônier de<br />

l'enfer“ („Der Seelsorger der Hölle“).<br />

Ab 1945 rief Stock e<strong>in</strong> Priestersem<strong>in</strong>ar<br />

im Gefangenenlager Dépôt 501 bei<br />

Chartres <strong>in</strong>s Leben, das unter der Bezeichnung<br />

„Stacheldrahtsem<strong>in</strong>ar“ <strong>in</strong> die<br />

Geschichte e<strong>in</strong>g<strong>in</strong>g. Insgesamt 949 Dozenten,<br />

Priester, Brüder und Sem<strong>in</strong>aristen<br />

aus Deutschland und Österreich waren im<br />

Verlauf der zwei Jahre dort. Nach se<strong>in</strong>em<br />

plötzlichen Tod am 24. Februar 1948 erklärte<br />

Nuntius Roncalli, der spätere Papst<br />

Johannes XXIII.: „Abbé Franz Stock – das ist<br />

ke<strong>in</strong> Name – das ist e<strong>in</strong> Programm!“ Das<br />

Erzbistum Paderborn hat 2009 das Seligsprechungsverfahren<br />

für Stock eröffnet,<br />

dessen Lebenszeugnis schon mehrfach<br />

Thema bei der Ruhr-UNITAS gewesen war.<br />

CB<br />

vere<strong>in</strong>e zu reflektieren sowie deren Entwicklung<br />

und Fortschritte zu beleuchten.<br />

Zusätzlich stellen wir uns zur Aufgabe,<br />

Verbesserungen, Ziele und Zukunftsvisionen<br />

zu erarbeiten.<br />

Auch Studentenvere<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>geladen<br />

Ziel wird es se<strong>in</strong>, Unklarheiten und Unstimmigkeiten<br />

<strong>in</strong>nerhalb der Frauenvere<strong>in</strong>e<br />

zu beseitigen und zukunftsweisende<br />

Regularien geme<strong>in</strong>sam zu entwerfen.<br />

Außerdem sollen Anleitungen und<br />

Hilfsunterlagen für kürzlich gegründete<br />

sowie für sich künftig gründende Frauenvere<strong>in</strong>e<br />

erstellt werden. Doch auch die<br />

Studentenvere<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d ausdrücklich e<strong>in</strong>geladen<br />

(<strong>in</strong>sbesondere Vere<strong>in</strong>e, die mit<br />

mehreren Vere<strong>in</strong>en an e<strong>in</strong>em Hochschulort<br />

aktiv s<strong>in</strong>d), an der Tagung teilzunehmen,<br />

um die Kommunikation und das<br />

Zusammenleben zwischen den Vere<strong>in</strong>en<br />

zu optimieren.<br />

Die Ausrichtung der Perspektiventagung<br />

läuft über den neuen Vorort<br />

UNITAS Elisabetha Thur<strong>in</strong>gia. Da bei dieser<br />

Tagung das Mite<strong>in</strong>ander im Vordergrund<br />

steht, bitten wir bezüglich der<br />

<strong>in</strong>haltlichen Gestaltung um Anregungen<br />

eurerseits! Diese sowie Fragen und Anmeldungen<br />

sollen bitte bis zum 15. August<br />

2012 über n<strong>in</strong>ahaensch@gmx.de erfolgen.<br />

UNITAS besuchte Franz Stock-Ausstellung<br />

AUF FAHRT INS SAUERLANDMUSEUM NACH ARNSBERG<br />

Das lesenswerte Begleitbuch zur Ausstellung beleuchtet das historische Umfeld und das Leben von<br />

Franz Stock. Der Katalog „Franz Stock und der Weg nach Europa“ ist im heimischen Buchhandel, bei den<br />

Banken und im Museum zu bekommen. Preis 19.80 Euro. Im Bild oben und unten: Bei der Führung durch<br />

Thomas Bertram vom Franz Stock-Komitee (2.v.l.) trafen die Teilnehmer der Exkursion auch mit dem<br />

Zeitzeugen und Buchautor Dieter Lanz (4.v.l.) zusammen.<br />

Mehr Informationen: www.franz-stock.de.<br />

unitas 3/2012 243


PRAG. Bbr. Miloslav Vlk, der Prager Kard<strong>in</strong>al<br />

und Alterzbischof wurde am 17. Mai 2012 80<br />

Jahre alt. Se<strong>in</strong> Amtsnachfolger Kard<strong>in</strong>al<br />

Dom<strong>in</strong>ik Duka lud aus diesem Anlass zu<br />

e<strong>in</strong>em Festgottesdienst im Prager Veitsdom.<br />

Mit Vollendung se<strong>in</strong>es 80. Lebensjahres<br />

scheidet e<strong>in</strong>e der prägenden Gestalten der<br />

Kirche <strong>in</strong> Mittel- und Osteuropa nach dem<br />

Sturz des Kommunismus aus dem Kreis der<br />

Papstwähler aus. Seit 1989 setzte sich Bbr.<br />

Vlk mit se<strong>in</strong>er ganzen Kraft für den Wiederaufbau<br />

der katholischen Kirche se<strong>in</strong>es<br />

Landes e<strong>in</strong>. 1993-2000 war er Vorsitzender<br />

der Tschechischen Bischofskonferenz, zugleich<br />

Vorsitzender im Rat der Europäischen<br />

Bischofskonferenzen (CCEE), von<br />

1993-2001.<br />

Vom Fensterputzer<br />

zum Kard<strong>in</strong>al<br />

Schon früh hatte sich der am 17. Mai 1932<br />

im südböhmischen Liznice Geborene entschlossen,<br />

Priester zu werden. Da die<br />

tschechoslowakischen Kommunisten sämtliche<br />

Sem<strong>in</strong>are auflösten, arbeitete Vlk<br />

zunächst als Monteur <strong>in</strong> der Fabrik „Motor<br />

Union“ und absolvierte den Militärdienst,<br />

bis ihm der Staat den Besuch e<strong>in</strong>er Hochschule<br />

gewährte. Er studierte Archivwissenschaften<br />

und wurde Direktor des<br />

Bezirks- und Staatsarchivs <strong>in</strong> Budweis. 1964<br />

nahm er das Theologiestudium <strong>in</strong> Litomerice<br />

(Leitmeritz) auf, wurde im Juni 1968<br />

zum Priester geweiht und <strong>in</strong> der Seelsorge<br />

tätig. Als ihn 1978 die Behörden mit e<strong>in</strong>em<br />

Berufsverbot belegten, schlug er sich mit<br />

Gelegenheitsarbeiten durch, arbeitete unter<br />

anderem als Fensterputzer, wirkte aber<br />

heimlich im Untergrund als Seelsorger. Erst<br />

1986 erhielt er wieder die staatliche Erlaubnis,<br />

als Priester arbeiten zu dürfen.<br />

Nach der „Samtenen Revolution“ 1989<br />

wurde Vlk 1990 Bischof von Budweis, e<strong>in</strong><br />

Jahr später ernannte ihn Papst Johannes<br />

Paul II. als Nachfolger von Kard<strong>in</strong>al Frantisek<br />

Tomasek zum Erzbischof <strong>in</strong> der Hauptstadt,<br />

1994 verlieh er ihm die Kard<strong>in</strong>alswürde,<br />

1994-2012 gehörte Bbr. Vlk dem<br />

Päpstlicher Rat für die sozialen Kommunikationsmittel<br />

und 1994-2012 der Kongregation<br />

für die Ostkirchen an.<br />

244<br />

unitas 3/2012<br />

PERSONALIA<br />

„Zeuge des Glaubens“:<br />

PRAGER ALTERZBISCHOF BBR. MILOSLAV VLK WURDE 80 JAHRE<br />

In se<strong>in</strong>e Amtszeit als Prager Erzbischof<br />

(1991-2010) fielen starke Ause<strong>in</strong>andersetzungen<br />

mit Regierungen und Parlament<br />

zur Klärung ungelöster Fragen im Verhältnis<br />

von Staat und Kirche. Über Jahre<br />

stritt Vlk etwa mit dem tschechischen Staat<br />

um den Besitz des gotischen Veitsdoms auf<br />

der Prager Burg, den das höchste Gericht<br />

letztlich dem Staat und nicht der Kirche<br />

zusprach. Zudem gab es viele Kontroversen<br />

um e<strong>in</strong> Religionsgesetz, das die kirchliche<br />

Sozialarbeit beschränkt, und um die sehr<br />

schwierigen Staat-Kirche-Beziehungen <strong>in</strong><br />

Tschechien, dem am stärksten entkirchlichten<br />

Land des früheren Ostblocks. Wiederholt<br />

warnte Bbr. Vlk vor fortschreitender<br />

Säkularisierung <strong>in</strong> Europa. Sie werde die<br />

geistigen und moralischen Grundlagen des<br />

Westens gefährden.<br />

Bbr. Kard<strong>in</strong>al<br />

Miloslav Vlk,<br />

Foto: David<br />

Voprˇada<br />

Bbr. Vlk feierte se<strong>in</strong>en Geburtstag an<br />

zwei Orten, die mit se<strong>in</strong>em Lebenslauf verbunden<br />

s<strong>in</strong>d, am 28. Mai <strong>in</strong> Ceske Budejovice<br />

(Budweis) und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Heimatpfarrei im<br />

südböhmischen Chysky. E<strong>in</strong> Symposium an<br />

der Katholisch-Theologischen Fakultät der<br />

Prager Karls-Universität galt Themenstellungen,<br />

die mit Vlks Leben und Wirken als<br />

Seelsorger zusammenhängen.<br />

Bbr. Miloslav Vlk ist vielfach ausgezeichnet<br />

worden: 1999 erhielt Vlk das Große Verdienstkreuz<br />

der Bundesrepublik Deutschland,<br />

2001 den Internationalen Brückepreis<br />

der Stadt Görlitz, 2001 die Masaryk-Medaille,<br />

2002 den Tomás˘-Garrigue-Masaryk-<br />

Orden. 2006 bekam der Ehrendoktor der<br />

Universitäten Passau und Oppeln die erstmals<br />

verliehene Nepomuk-Medaille der<br />

Ackermann-Geme<strong>in</strong>de und den Europäischen<br />

Sankt-Ulrichs-Preis für se<strong>in</strong>e Ver-<br />

dienste um die Versöhnung <strong>in</strong> Europa verliehen,<br />

2010 den Kulturpreis Karl IV. des Kulturvere<strong>in</strong>s<br />

Aachen-Prag e.V. – Ehrungen, die se<strong>in</strong>em<br />

persönlichen Lebenszeugnis wie se<strong>in</strong>em<br />

ökumenischem und europäischem Engagement<br />

galten. Der UNITAS ist er seit 1991<br />

verbunden: Beim Altherrenbundstag im<br />

Kloster Niederaltaich verlieh ihm der Verband<br />

die Ehrenmitgliedschaft. CB<br />

Domdekan Monsignore Günter<br />

Putz Ehrenmitglied der UNITAS<br />

WÜRZBURG. (POW) Zum Ehrenmitglied hat<br />

der Katholische Studentenvere<strong>in</strong> UNITAS<br />

Hetania Würzburg Domdekan Monsignore<br />

Günter Putz (62) ernannt. Mit der Auszeichnung<br />

würdigte der Vere<strong>in</strong> die Leistung<br />

des Geistlichen als Postulator im Seligsprechungsprozess<br />

für Pfarrer Georg Häfner,<br />

der am 15. Mai 2011 seliggesprochen<br />

wurde. Putz hatte seit 1986 als Beauftragter<br />

des Bistums Würzburg den Prozess an den<br />

maßgeblichen Stellen <strong>in</strong> Würzburg und<br />

Rom vorangetrieben.<br />

„Es ist nicht schwer, sich bei der UNITAS<br />

gleich zu Hause zu fühlen“, betonte Putz im<br />

Anschluss an die Ehrung. Häfners <strong>in</strong>trovertierte<br />

Persönlichkeit stehe auf den ersten<br />

Blick <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Widerspruch zu se<strong>in</strong>er<br />

Mitgliedschaft <strong>in</strong> dem Studentenvere<strong>in</strong>,<br />

zeige aber gerade die Komplexität se<strong>in</strong>es<br />

Charakters. Putz dankte der UNITAS für ihr<br />

großes Engagement im Umfeld der Seligsprechung.<br />

Er sei sich sicher, dass ihm die<br />

neue Geme<strong>in</strong>schaft <strong>in</strong> der UNITAS viel<br />

Freude machen werde: „Wir werden uns <strong>in</strong><br />

Zukunft sicher nicht nur im Dom sehen.“


Bbr. Prälat He<strong>in</strong>rich Portmann, Geheimsekretär von Bischof Galen, und Bbr. Jürgen Becker als Student Anfang der 1950er Jahre, rechts:<br />

Ehrenzipfel der Ruhrania zum 85. Geburtstag<br />

Bbr. Dr. Jürgen Becker<br />

85 Jahre<br />

ESSEN / BOCHOLT. „Dieser Tag war auch für<br />

uns e<strong>in</strong> Geschenk“, fasste die Ruhranen-<br />

Delegation am Abend zusammen, die zu<br />

e<strong>in</strong>er besonderen Glückwunschreise <strong>in</strong>s<br />

münsterländische Bocholt aufgebrochen<br />

war. „In Freundschaft und Dankbarkeit“<br />

überbrachten sie Dr. Jürgen Becker zu se<strong>in</strong>em<br />

85. Geburtstag am 31. Mai 2012 die<br />

Gratulationen des Vere<strong>in</strong>s.<br />

Angeführt von Senior Stefan Slup<strong>in</strong>a,<br />

schauten Alt-Vorortspräsident Sebastian<br />

Sasse, der Essener UNITAS-Zirkelvorsitzende<br />

Mart<strong>in</strong> Gewiese und Ehrensenior Dr. Chr.<br />

Beckmann am Nachmittag im Geburtstagshaus<br />

an der Norbertkirche vorbei. Und<br />

trafen e<strong>in</strong>en völlig perplexen Jubilar an. So<br />

war es auch ausgemacht – se<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>geweihte<br />

Ehefrau und die Familie hatten für<br />

die Überraschung mitgesorgt. Neben e<strong>in</strong>er<br />

guten Flasche We<strong>in</strong> hatten die Gratulanten<br />

aber auch noch mehr im Gepäck: E<strong>in</strong>en<br />

Ehrenzipfel mit den UNITAS- und Ruhranen-Farben,<br />

das Unterband <strong>in</strong> den Farben<br />

der Stadt <strong>Münster</strong>. E<strong>in</strong>e Anspielung auf den<br />

Studienort des Juristen, der sich an der dortigen<br />

Alma Mater Guilhelm<strong>in</strong>a auf den Rat<br />

e<strong>in</strong>es guten Freundes h<strong>in</strong> 1950 der kräftig<br />

florierenden UNITAS Ruhrania angeschlossen<br />

hatte. Und e<strong>in</strong> schönes Motiv aus den<br />

Gründerjahren des 1911 gegründeten Vere<strong>in</strong>s<br />

gab es mit e<strong>in</strong>er Widmung im Rahmen<br />

noch dazu.<br />

Bbr. Sebastian Sasse würdigte die Verbundenheit,<br />

die der ehemalige Schuldezernent<br />

und anschließend selbstständige<br />

Rechtsanwalt mit der vor mehr als 20 Jahren<br />

<strong>in</strong> Essen reaktivierten Korporation zeigte.<br />

Als herausragenden Verdienst nannte er<br />

<strong>in</strong>sbesondere die <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> erreichte formelle<br />

juristische Rehabilitierung der im vergangenen<br />

Juni seliggesprochenen „Lübecker<br />

Kapläne“, von denen Johannes Prassek und<br />

Eduard Müller der Ruhrania angehörten.<br />

Dies dokumentierte auch der dem Zipf e<strong>in</strong>gravierte<br />

Widmungsspruch: „Aktivitas und<br />

Altherrenschaft der UNITAS Ruhrania<br />

ihrem lieben Bbr. Dr. Jürgen Becker zum<br />

85. Geburtstag“ versehen mit e<strong>in</strong>em Zitat<br />

aus den Abschiedsbriefen von Johannes<br />

Prassek „In mir ist die große Freude der<br />

Hoffnung“.<br />

Bei großzügiger Bewirtung klangen<br />

viele Er<strong>in</strong>nerungen an, die e<strong>in</strong> bewegtes<br />

Leben kennzeichnen: Dem gebürtigen Gleiwitzer,<br />

der bereits als Zwölfjähriger den f<strong>in</strong>gierten<br />

„Überfall“ auf den dortigen Sender<br />

als dreiste Lüge der NS-Kriegstreiber begriff,<br />

ist bis heute das exakte Datum se<strong>in</strong>er<br />

Flucht aus Schlesien <strong>in</strong> die Lüneburger<br />

Heide im Gedächtnis – se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>berufung<br />

zum „Volkssturm“ wurde Makulatur. Und<br />

aus se<strong>in</strong>en Studentenjahren hat er die prägende<br />

Kameradschaft der Kriegsgeneration<br />

nie vergessen.<br />

„Wir von der Ruhrania waren e<strong>in</strong> kämpferischer<br />

Haufen“, gab Bbr. Becker zu Protokoll.<br />

Vor allem der Geheimsekretär Kard<strong>in</strong>al<br />

Galens, Prälat He<strong>in</strong>rich Portmann, habe die<br />

damalige Aktivitas als Ehrensenior sehr <strong>in</strong>tensiv<br />

begleitet. E<strong>in</strong>e Summa se<strong>in</strong>er Lebenserfahrungen<br />

hatte Bbr. Dr. Jürgen Becker<br />

zuletzt se<strong>in</strong>er Ruhrania beim Festkommers<br />

zu ihrem Hundertjährigen auf Schloss<br />

Borbeck <strong>in</strong>s Stammbuch geschrieben: Freiheit<br />

und Rechtssicherheit, so Becker damals,<br />

seien immer wieder neu zu erkämpfen –<br />

e<strong>in</strong>e Mahnung, die unitarischen Pr<strong>in</strong>zipien<br />

aktiv auch heute zu vertreten.<br />

Mit se<strong>in</strong>er Familie wird Bbr. Becker nun<br />

e<strong>in</strong>ige Tage nach Langeoog an die geliebte<br />

Nordsee reisen, se<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der und Enkel<strong>in</strong>nen<br />

treffen. Und für die <strong>in</strong>s Revier zurückgereisten<br />

Bundesbrüder gibt es nun manches<br />

aus diesem denkwürdigen Nachmittag<br />

im satten Grün des <strong>Münster</strong>landes,<br />

an das man gerne und lange zurückdenken<br />

wird. Bis bald <strong>in</strong> Essen. Vielen Dank &<br />

Fiducit!<br />

Bbr. Norbert L<strong>in</strong>den<br />

Pfarrer <strong>in</strong> Stoppenberg<br />

ESSEN. Bbr. Norbert L<strong>in</strong>den, bisher Pastor <strong>in</strong><br />

Bottrop-Fuhlenbrock, ist am 10. Juni 2012<br />

offiziell als Pfarrer der Großgeme<strong>in</strong>de St.<br />

Nikolaus (mit Schonnebeck/Kray und<br />

Katernberg) und als Pastor für Stoppenberg/Frillendorf<br />

e<strong>in</strong>geführt worden. Bbr.<br />

L<strong>in</strong>den übernahm nach fünfmonatiger<br />

Vakanz die Nachfolge von Pfarrer Hermann-Josef<br />

Brandt.<br />

Bbr. Norbert L<strong>in</strong>den, geboren 1969 <strong>in</strong><br />

Essen, wurde am 9. Juni im Heiligen Jahr<br />

2000 geme<strong>in</strong>sam mit Bbr. Helmut Wiechmann<br />

<strong>in</strong> der Essener <strong>Münster</strong>kirche zum<br />

Priester geweiht. Zunächst war er bis Ende<br />

August 2000 Kaplan zur Aushilfe an der<br />

Pfarrgeme<strong>in</strong>de Hl. Familie <strong>in</strong> Bochum-Weitmar<br />

und ab September 2000 bis Ende Mai<br />

2004 Kaplan an der Propstei St. Ludgerus <strong>in</strong><br />

Essen-Werden. Zum 1. Juni 2004 kam er als<br />

Vikar nach St. Dionysius Essen-Borbeck.<br />

Dort leitete er <strong>in</strong> der Vakanzzeit nach der >><br />

unitas 3/2012 245


Ernennung von Pfarrer Otmar Vieth zum<br />

Dompropst bis zum Pfarrerwechsel zu Dr.<br />

Jürgen Cleve Ende Mai 2005 die Borbecker<br />

Mutterpfarre und St. Maria Immaculata als<br />

Vicarius oeconomus.<br />

Bischof Felix Genn ernannte Bbr. L<strong>in</strong>den<br />

zum 1. Mai 2008 zum Pastor der durch die<br />

Bistumsreform aus den beiden selbstständigen<br />

Geme<strong>in</strong>den St. Ludgerus und St.<br />

Bonifatius gebildeten Geme<strong>in</strong>de St. Ludgerus<br />

<strong>in</strong> Bottrop. Mit se<strong>in</strong>er Versetzung endete<br />

für Norbert e<strong>in</strong>e erfüllte, fast vierjährige<br />

Tätigkeit <strong>in</strong> Borbeck, <strong>in</strong> der er sich vor allem<br />

<strong>in</strong> der Jugendarbeit, als Präses der Kolp<strong>in</strong>gsfamilie<br />

Borbeck und <strong>in</strong> der Organisation<br />

von Wallfahrten mit der Pfarrgeme<strong>in</strong>de St.<br />

Ludgerus Essen-Werden engagierte. Während<br />

des XX. Weltjugendtages und bei<br />

mehreren geistlichen Gesprächsabenden<br />

mit den UNITAS-Studenten zeigte er se<strong>in</strong>e<br />

Verbundenheit mit der damals neu <strong>in</strong> der<br />

Pfarrgeme<strong>in</strong>de aktiven UNITAS Ruhrania.<br />

Für se<strong>in</strong>e Verdienste verliehen sie ihm im<br />

Mai 2007 zur ersten Europa-Kneipe des Studentenvere<strong>in</strong>s<br />

die Ehrenmitgliedschaft.<br />

Der reiselustige studierte Diplom-<br />

Metereologe und begeisterte Biker dürfte<br />

<strong>in</strong>zwischen als konkurrenzloser „Fahrradpfarrer“<br />

des Ruhrbistums gelten. Für se<strong>in</strong>e<br />

neue Aufgabe wünschen ihm se<strong>in</strong>e Bundesbrüder<br />

von Herzen bei allen Steigungen<br />

viel Rückenw<strong>in</strong>d und Gottes reichen Segen!<br />

Ad multos annos!<br />

Bbr. Karl Jung<br />

25 Jahre Priester<br />

MANNHEIM. Se<strong>in</strong> 25-jähriges Priesterjubiläum<br />

feierte am Pf<strong>in</strong>gstsonntag, 27. Mai<br />

Bundesbruder Stadtdekan Ehrendomkapitular<br />

Karl Jung. Bei der festlichen Eucharistiefeier<br />

<strong>in</strong> der Mannheimer Jesuitenkirche<br />

predigte Prof. Achim Buckenmaier von der<br />

Lateran-Universität <strong>in</strong> Rom. Unter der<br />

246<br />

unitas 3/2012<br />

Leitung von Kantor Tobias Breitner führten<br />

die Chöre der Jesuitenkirche und von St.<br />

Sebastian das Sem<strong>in</strong>arium Musicum sowie<br />

Solisten Sonaten und die „Spatzenmesse“<br />

von Wolfgang Amadeus Mozart auf, die<br />

auch schon vor 25 Jahren bei Jungs Primizfeier<br />

erklang.<br />

1959 <strong>in</strong> Baden-Baden geboren, studierte<br />

Bbr. Jung nach dem Abitur Theologie <strong>in</strong><br />

Freiburg und München. 1985 empf<strong>in</strong>g er die<br />

Diakonweihe und am 31. Mai 1987 durch<br />

Erzbischof Dr. Oskar Saier im Freiburger<br />

<strong>Münster</strong> die Priesterweihe. Zunächst war er<br />

Kaplan <strong>in</strong> der Karlsruher Innenstadtpfarrei<br />

St. Stephan und seit 1989 Dekanatsjugendseelsorger.<br />

Ab 1990 g<strong>in</strong>g Jung als Dozent für<br />

Sakramentenpastoral an das Priestersem<strong>in</strong>ar<br />

<strong>in</strong> St. Peter, war 1994 Pfarrer der<br />

Geme<strong>in</strong>de und seit 1999 stellvertretender<br />

Dekan des Dekanats Neustadt. Der stellvertretende<br />

Leiter der Seelsorgee<strong>in</strong>heit Mannheim-City,<br />

Pfarrer von St. Sebastian, war im<br />

Oktober 2005 als Stadtdekan gewählt und<br />

im Oktober 2011 wiedergewählt worden.<br />

Der Freiburger Erzbischof Dr. Robert<br />

Zollitsch ernannte Bbr. Karl Jung im<br />

November 2010 zum Ehrendomkapitular.<br />

Bbr. Stefan W<strong>in</strong>gen<br />

übernimmt Pfarrei<br />

NEUMARKT. Bundesbruder Stefan W<strong>in</strong>gen<br />

(35), bisher Kaplan <strong>in</strong> St. Johannes <strong>in</strong> Neumarkt,<br />

übernimmt als Pfarradm<strong>in</strong>istrator<br />

die Leitung der zum Kreis Ansbach gehörenden<br />

Pfarreien Burgoberbach, Großenried<br />

und Bechhofen. Die Ernennung durch<br />

Bischof Gregor Maria Hanke tritt mit dem<br />

1. September 2012 <strong>in</strong> Kraft. Stefan W<strong>in</strong>gen,<br />

der dem Geistlichen Beirat des UNITAS-<br />

Verbandes angehört, wurde 2008 zum<br />

Priester für die Diözese Eichstätt geweiht<br />

und ist seitdem Kaplan <strong>in</strong> Neumarkt/St.<br />

Johannes.<br />

Bbr. Andreas Grossmann<br />

Oberstaatsanwalt<br />

MANNHEIM. Bbr. Andreas Grossmann,<br />

AHV-Vorsitzender der <strong>Unitas</strong> Rheno-Palatia,<br />

ist zum Oberstaatsanwalt ernannt worden.<br />

Der 51-jährige Jurist war nach dem zweiten<br />

Staatsexamen zunächst wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter an der Universität Mannheim,<br />

bevor er 1991 <strong>in</strong> den Justizdienst e<strong>in</strong>trat.<br />

Nach zwei Jahren richterlicher Tätigkeit <strong>in</strong><br />

Mannheim und We<strong>in</strong>heim kam er 1993 zur<br />

Staatsanwaltschaft Mannheim, wo er <strong>in</strong><br />

den Bereichen der allgeme<strong>in</strong>en Krim<strong>in</strong>alität<br />

und der organisierte Krim<strong>in</strong>alität tätig<br />

wurde. Im Oktober 2003 folgte e<strong>in</strong>e<br />

Abordnung an die Generalstaatsanwaltschaft<br />

<strong>in</strong> Karlsruhe, im Februar 2005 wurde<br />

er stellvertretender Abteilungsleiter der<br />

Verkehrsabteilung und ist seit April 2005<br />

als Pressesprecher der Behörde tätig. Dort<br />

war er <strong>in</strong> mehreren Aufsehen erregenden<br />

Prozessen <strong>in</strong> den Medien e<strong>in</strong> gefragter Gesprächspartner.<br />

Se<strong>in</strong> Arbeitsschwerpunkt<br />

liegt <strong>in</strong> den Spezialgebieten Umweltschutzsachen<br />

und Strafsachen mit politischer<br />

Motivation. Ab August übernimmt er<br />

die Leitung e<strong>in</strong>er Abteilung zur Bekämpfung<br />

der Wirtschaftskrim<strong>in</strong>alität und bleibt<br />

daneben bis auf Weiteres Pressesprecher.<br />

Der UNITAS <strong>in</strong> Mannheim hatte sich Bbr.<br />

Grossmann im W<strong>in</strong>tersemester 1980/81<br />

angeschlossen, dem Verband diente er u. a.<br />

viele Jahre als Mitglied der Satzungskommission.<br />

Aus dem „Bund Freiheit<br />

der Wissenschaften“<br />

Neuer Mitarbeiter <strong>in</strong> der Redaktion des<br />

bfw ist Alt-Vorortspräsident Sebastian<br />

Sasse. Das meldet „freiheit der wissenschaft<br />

onl<strong>in</strong>e“ (fdw) 1/2012. Der gebürtige


Essener, Jahrgang 1979, war schon zur<br />

Schulzeit bildungspolitisch engagiert, so<br />

u. a. als Mitglied des Landesvorstandes der<br />

Schüler Union NRW, studierte nach dem<br />

Abitur 1999 Neuere Geschichte, Philosophie<br />

und Germanistik an der Universität Duisburg-Essen<br />

und legte 2007 e<strong>in</strong> Prädikatsexamen<br />

zum Magister Artium ab. 2010/11<br />

stellte er als Vorortspräsident mit der<br />

UNITAS Ruhrania den Vorort und ist im<br />

Promotionsverfahren. Der 1970 <strong>in</strong> Bad<br />

Godesberg gegründete Bund Freiheit der<br />

Wissenschaft setzt sich für die Freiheit der<br />

Wissenschaft und die Leistungsfähigkeit<br />

der Hochschulen und Schulen e<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>er der<br />

aktuellen Vorsitzenden ist seit 1994 Bbr.<br />

Oberstudiendirektor Dr. W<strong>in</strong>fried Holzapfel<br />

(Geldern). Er gehört der Düsseldorfer UNI-<br />

TAS Rhe<strong>in</strong>franken und der UNITAS Reichenau<br />

<strong>in</strong> Freiburg an. Internet: http://<br />

www.bund-freiheit-der-wissenschaft.de/<br />

Rolf Lohmann<br />

Dechant<br />

KEVELAER. Bbr. Domkapitular Rolf Lohmann,<br />

Pfarrer <strong>in</strong> Kevelaer St. Marien, wurde<br />

für die Zeit bis Ende März 2018 zum<br />

Dechanten im Dekanat Goch ernannt.<br />

Hochzeit<br />

FREIBURG / BRAKEL. Zur Hochzeit unseres<br />

lieben Bundesbruders Dr. Joachim<br />

Koch und se<strong>in</strong>er Frau Sarah Christ<strong>in</strong>a<br />

Herrmann am 28. April 2012 gratulieren<br />

die Alten Herren der UNITAS Freiburg zu<br />

Freiburg und die Hohen Damen der UNI-<br />

TAS Edith Ste<strong>in</strong> zu Freiburg ganz herzlich.<br />

Bei sonnigstem Wetter gaben sich der<br />

ehemalige Wahl-Freiburger und die hei-<br />

Bbr. Pfr. i.R. August Aul<br />

feierte 85. Geburtstag<br />

FULDA. Bundesbruder Aul, e<strong>in</strong> unermüdlicher<br />

und begeisterter Seelsorger, feierte<br />

am 18. Juni 2012 se<strong>in</strong>en 85. Geburtstag <strong>in</strong><br />

Freigericht-Bernbach.<br />

Mit Beg<strong>in</strong>n se<strong>in</strong>es Theologiestudiums<br />

im Juli 1950 ist Bundesbruder Aul <strong>in</strong> die<br />

<strong>Unitas</strong> zu Fulda e<strong>in</strong>getreten. Am17. März<br />

1956 wurde er von Bischof Johannes Dietz<br />

zum Priester geweiht. Er war <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />

Pfarreien der Diözese als<br />

matverbundene Ostwestfäl<strong>in</strong> <strong>in</strong> der<br />

Kapuz<strong>in</strong>er-Kirche zu Brakel das Ja-Wort.<br />

Dies ließen sie sich von den Trauzeugen<br />

Bsr. Kathar<strong>in</strong>a Koch und Bbr. Dr. Gebhard<br />

Mehrle quittieren.<br />

Anschließend feierte das Brautpaar<br />

im Kreise der Familien, (unitarischen)<br />

Freunde und Kollegen e<strong>in</strong> rauschendes<br />

Fest. Dabei durfte auch die Damenrede zu<br />

Ehren der Braut nicht fehlen: wohlkl<strong>in</strong>gende<br />

Worte fand dazu am Abend Bbr. Dr.<br />

Gebhard Mehrle. Wir wünschen dem<br />

Brautpaar alles erdenklich Gute und<br />

Gottes Segen für die Zukunft!<br />

Geburten<br />

ESSEN. Herzlich willkommen sagt die<br />

UNITAS Ruhrania dem neuen Erdenbürger<br />

Justus Schmidt, der am 24. Mai,<br />

um 8.23 Uhr mit properen 4120 Gramm<br />

und 57 Zentimeter <strong>in</strong> Essen gesund und<br />

munter das Licht der Welt erblickte. Derzeit<br />

kommt er noch mit 40 Milliliter aus,<br />

aber auch das wird sich ändern. Freude<br />

bei Bruder Justus, der schon mal den<br />

Kaplan tätig, zuletzt wirkte er als Domkaplan<br />

und Gefängnisseelsorger <strong>in</strong> Fulda.<br />

1964 wurde er zum Pfarrer der Diasporageme<strong>in</strong>de<br />

St. Nikolaus <strong>in</strong> Wanfried <strong>in</strong><br />

Nordhessen ernannt, wo er 14 Jahre segensreich<br />

wirkte und e<strong>in</strong>e Reihe von Bauprojekten<br />

und Restaurierungen durchführte.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus gründete er katholische<br />

Jugendgruppen, e<strong>in</strong>e Kolp<strong>in</strong>gsfamilie und<br />

die Katholische Frauengeme<strong>in</strong>schaft.<br />

Am 1. Oktober 1978 wurde er zum<br />

Pfarrer der Pfarrei St. Bonifatius berufen,<br />

der damals größten Pfarrgeme<strong>in</strong>de der<br />

Stadt Fulda. In über 18 Jahren priesterlichen<br />

Wirkens hat er das Gesicht der Pfarrei verändert<br />

und geprägt. Besonderen Wert legte<br />

Bundesbruder Aul auf die Intensivierung<br />

der Verbands- und Jugendarbeit und gründete<br />

e<strong>in</strong>en über die Grenzen der Stadt<br />

Fulda h<strong>in</strong>aus bekannten und anerkannten<br />

Jugendchor.<br />

Seit 1996 verbr<strong>in</strong>gt Bundesbruder Aul<br />

se<strong>in</strong>en Ruhestand <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Heimatgeme<strong>in</strong>de<br />

Bernbach. Seit über 15 Jahren hilft er<br />

dort als „Pfarrer <strong>in</strong> Rufweite“ <strong>in</strong> der<br />

Seelsorge mit. Er betrachtet diese Arbeit<br />

allerd<strong>in</strong>gs nicht als Last, im Gegenteil, die<br />

Feier der Heiligen Messe und die seelsorgerliche<br />

Arbeit s<strong>in</strong>d für ihn das Lebenselixier.<br />

Die Bundesbrüder im Altherrenzirkel<br />

<strong>Unitas</strong> Fulda wünschen ihm Gesundheit und<br />

noch weitere Jahre priesterlichen Wirkens.<br />

Ulrich Frei<br />

Altherrenenzirkel <strong>Unitas</strong> Fulda<br />

Laufstall montierte, bei Bbr. Dr. Marc<br />

Schmidt (UNITAS Ruhrania) und der<br />

glücklichen Mama Denise – allen geht es<br />

prächtig.<br />

KOBLENZ / NÜRNBERG: Am 24. Juni 2012<br />

erblickte Henn<strong>in</strong>g Michael Fuhrmann um<br />

21:09 Uhr das Licht der Welt. Es freuen<br />

sich die stolzen Eltern Claudia und Bbr. Dr.<br />

Florian Fuhrmann v/o Leo und Schwester<br />

Helena. Die Aktivitas und der Alt-Herren-<br />

Vere<strong>in</strong> der <strong>Unitas</strong> Franko-Palatia gratulieren<br />

ganz herzlich zur Geburt und wünschen<br />

dem neuen Erdenbürger e<strong>in</strong>e frohe<br />

K<strong>in</strong>dheit, e<strong>in</strong>e spannende Jugend und e<strong>in</strong><br />

erfülltes Erwachsenenleben!<br />

Examen<br />

HEIDELBERG. Der AHV der UNITAS Ruperto<br />

Carola zu Heidelberg gratuliert se<strong>in</strong>em<br />

lb. Conphilister Marcus Ebert zum<br />

bestandenen Zweiten Staatsexamen und<br />

se<strong>in</strong>em lb. Conphilister Sebastian Luger<br />

zur Promotion zum Dr. med. Für euren<br />

beruflichen Lebensweg wünschen wir<br />

euch nur das Beste. Siu!<br />

unitas 3/2012 247


Bbr. Rektor Konrad Scheurer<br />

ÜBERLINGEN. Nach langer Krankheit ist<br />

Bundesbruder Konrad Scheurer am 4. März<br />

2012 im Alter von 78 Jahren <strong>in</strong> Überl<strong>in</strong>gen<br />

am Bodensee verstorben. Se<strong>in</strong>e Frau Hildegard<br />

und Angehörige, die Realschule Überl<strong>in</strong>gen,<br />

die er von 1988 bis 1994 als Rektor leitete,<br />

der Segel- und Motorbootsclub Überl<strong>in</strong>gen,<br />

für den er sich im Vorstand engagiert<br />

mitarbeitete, Verantwortliche und Bürger<br />

der Stadt Überl<strong>in</strong>gen nahmen am 8. März<br />

2012 nach e<strong>in</strong>er Trauerfeier Abschied bei se<strong>in</strong>em<br />

Heimgang auf dem Friedhof <strong>in</strong> Überl<strong>in</strong>gen-Nußdorf.<br />

Karl Hepp, Schulleiter der Realschule<br />

Überl<strong>in</strong>gen, hob <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Nachruf für die<br />

gesamte Schulgeme<strong>in</strong>schaft hervor, dass<br />

Konrad Scheurer seit Ende der 1960er Jahre<br />

maßgeblich am Aufbau der Realschule mitgewirkt<br />

hat. Der Name Scheurer – sechs<br />

Jahre lang als Rektor und zuvor zehn Jahre<br />

als Konrektor – wird untrennbar mit der<br />

Realschule verbunden bleiben. Er war mit<br />

Leib und Seele Lehrer.<br />

In se<strong>in</strong>er Gedenkansprache zeigte Bbr.<br />

Albrecht Hirl<strong>in</strong>g, AHV <strong>Unitas</strong> Lichtenste<strong>in</strong>, für<br />

die Klassenkameraden des Abiturjahrgangs<br />

1953 der Heimschule Lender <strong>in</strong> Sasbach/<br />

Mittelbaden den Werdegang se<strong>in</strong>es Mitschülers<br />

und Freundes Konrad Scheurer auf.<br />

Nach dem Start als Lehrer an e<strong>in</strong>er Volksschule<br />

im Murgtal zog es ihn 1966 an den<br />

Bodensee, wo er <strong>in</strong> Nußdorf mit se<strong>in</strong>er Frau<br />

zumeist <strong>in</strong> Eigenarbeit se<strong>in</strong> neues Domizil<br />

errichtete. Nach e<strong>in</strong>em weiterführenden<br />

Studium wurde er <strong>in</strong> die Leitungsfunktionen<br />

der Realschule Überl<strong>in</strong>gen berufen. Bildung<br />

und fachlicher Fortschritt der ihm anvertrauten<br />

Schüler waren ihm sehr am Herzen gelegen,<br />

wie er es aus zahlreichen Gesprächen<br />

im Freundeskreis erfahren habe.<br />

Initiativ mit Organisationstalent und<br />

großem Erfolg hat Konrad Scheurer im Jahr<br />

2005 das erste „außerplanmäßige“ Klassentreffen<br />

der Lenderschüler am Bodensee<br />

durchgeführt. Se<strong>in</strong>e technische Begabung<br />

stellte er bei acht Studienreisen des<br />

Katholischen Bildungswerkes Meersburg<br />

<strong>in</strong>s europäische Ausland mit Vor- und<br />

Nachbereitung <strong>in</strong> Bild und Ton unter Beweis.<br />

Se<strong>in</strong> Hobby war der aktive Sport, anfänglich<br />

Fußball als Mannschaftsspiel, später Segeln<br />

am Bodensee mit Regatta-Erfolgen.<br />

Mit den abschließenden Worten „Konrad<br />

Scheurer war für uns als Mitschüler und<br />

se<strong>in</strong>e Mitmenschen e<strong>in</strong> Geschenk und wir<br />

s<strong>in</strong>d dankbar“ bekundete Bbr. Albrecht<br />

Hirl<strong>in</strong>g se<strong>in</strong>e und die se<strong>in</strong>er Klassenkameraden<br />

bleibende Er<strong>in</strong>nerung. Im<br />

Nachruf der Tageszeitung „Südkurier“ vom 7.<br />

März „Das Stadtleben mitgeprägt“ ist hervorgehoben,<br />

dass Konrad Scheurer mit se<strong>in</strong>em<br />

Engagement <strong>in</strong> der Kommunalpolitik<br />

neben der Schule auch andere Zeichen<br />

gesetzt hat, u.a. 19 Jahre als Stadtrat der<br />

CDU-Fraktion der Stadt Überl<strong>in</strong>gen, die er<br />

e<strong>in</strong>ige Jahre führte – Entscheidungen zum<br />

Wohle der Stadt und se<strong>in</strong>er Bürger <strong>in</strong> ruhigem<br />

Ton, der den Menschen Scheurer so liebenswürdig<br />

gemacht hat.<br />

In se<strong>in</strong>er sympathischen und freundlichen<br />

Wesensart bleibt Bundesbruder Konrad<br />

Scheurer im Lebensbund von fast 60<br />

Jahren mit der <strong>Unitas</strong> gee<strong>in</strong>t <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung<br />

bei den Bundesbrüdern aus se<strong>in</strong>er Aktivenzeit<br />

beim W.K.St.V. <strong>Unitas</strong> Lichtenste<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

Freiburg, später im AHV und vor Ort im AHZ<br />

<strong>Unitas</strong> Meersburg-Überl<strong>in</strong>gen unter Vorsitz<br />

von Bbr. Wolfgang Neuhuber, vormals Konstanz-Überl<strong>in</strong>gen<br />

mit Dr. Laurenz Bös<strong>in</strong>g als<br />

Vorsitzenden. Bis zu se<strong>in</strong>er Erkrankung im<br />

Jahr 2008 hat sich der Verstorbene regelmäßig<br />

<strong>in</strong> das örtliche unitarische Leben e<strong>in</strong>gebracht,<br />

den AHV für die Aktivitas und den<br />

<strong>Unitas</strong> Verband nicht zuletzt f<strong>in</strong>anziell<br />

unterstützt.<br />

Willi Vögele, AHV <strong>Unitas</strong> Lichtenste<strong>in</strong> (x)<br />

Bbr. Dr.-Ing. Erw<strong>in</strong> Feiten<br />

BERLIN. Vor 65 Jahren trat der Verstorbene<br />

bei der <strong>Unitas</strong> Ass<strong>in</strong>dia zu Aachen <strong>in</strong> den<br />

unitarischen Lebensbund e<strong>in</strong>. Dort wurde er<br />

im März 1951 nach e<strong>in</strong>em erfolgreichen<br />

Studium der Elektrotechnik philistriert. Er<br />

stammte aus Essen (lat. Ass<strong>in</strong>dia), wo er am<br />

2. Februar 1923 geboren worden war.<br />

Im Jahre 1968 zog der Verstorbene mit<br />

se<strong>in</strong>er Familie nach Berl<strong>in</strong>. Er wurde e<strong>in</strong><br />

beruflich erfolgreicher Ober<strong>in</strong>genieur und<br />

Prokurist der Firma Siemens. Se<strong>in</strong>e glücklichste<br />

Zeit hatte er während se<strong>in</strong>er Abordnung<br />

zur Fraunhofer-Gesellschaft, weil<br />

er sich <strong>in</strong> deren Berl<strong>in</strong>er Bildungszentrum <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>er hilfsbereiten Art besonders der<br />

Doktoranden, Diplomanden und Praktikanten<br />

annehmen konnte.<br />

Auch gegenüber se<strong>in</strong>er Familie mit<br />

sechs K<strong>in</strong>dern und zahlreichen Enkelk<strong>in</strong>dern<br />

ist er immer hilfsbereit, freundlich und tolerant<br />

gewesen, und die K<strong>in</strong>der haben ihren<br />

Vater verehrt.<br />

Bei der <strong>Unitas</strong> Berl<strong>in</strong> war er zunächst<br />

Zirkelmitglied, trat dann aber dem Altherrenvere<strong>in</strong><br />

als B-Philister bei. In unserem<br />

Vere<strong>in</strong> fand er Heimat und Freunde. Jahrzehntelang<br />

gehörte er zu den treuesten und<br />

beliebtesten Alten Herren der <strong>Unitas</strong> Berl<strong>in</strong>,<br />

und er kam gerne zur <strong>Unitas</strong>. Er hat se<strong>in</strong>en<br />

Bundesbrüdern die Forschungsgebiete der<br />

Fraunhofer-Gesellschaft näher gebracht,<br />

und mehreren hat er bei der Vermittlung<br />

von Studien- und Diplomarbeiten sowie von<br />

Praktikantenstellen geholfen. Er hat se<strong>in</strong>erzeit<br />

wesentlich an der Redaktion der<br />

Festschrift „90 Jahre <strong>Unitas</strong> Berl<strong>in</strong>“ mitgewirkt<br />

und zudem mit se<strong>in</strong>em Wissen und<br />

se<strong>in</strong>en Erfahrungen die Diskussionen im<br />

Berl<strong>in</strong>er <strong>Unitas</strong>-Haus bereichert. Noch im<br />

hohen Alter hat er mit wachem Geist lebhaft<br />

an allem Anteil genommen und ist er<br />

mit se<strong>in</strong>er Ehefrau den weiten Weg von<br />

Borgsdorf zu unitarischen Veranstaltungen<br />

nach Berl<strong>in</strong>-Lichterfelde gefahren. Mehrere<br />

Bundesbrüder er<strong>in</strong>nern sich auch gerne an<br />

angenehme private E<strong>in</strong>ladungen <strong>in</strong> das<br />

Haus der Eheleute Feiten <strong>in</strong> Borgsdorf.<br />

Bbr. Dr. Feiten verstarb am 18. April 2012.<br />

Der Unterzeichnete hielt die Trauer- und<br />

Dankesrede auf den Verstorbenen <strong>in</strong> dem<br />

von vielen Unitariern und anderen Weggefährten<br />

besuchten Requiem am 28. April<br />

2012 <strong>in</strong> der Kirche des Karmelitenklosters St.<br />

Teresa <strong>in</strong> Birkenwerder. Anschließend fand<br />

die Beerdigung auf dem Waldfriedhof<br />

Birkenwerder statt.<br />

Unser Vere<strong>in</strong> lebt von Männern wie ihm.<br />

In unserer Er<strong>in</strong>nerung lebt Bbr. Dr. Feiten fort<br />

im Geiste tief empfundener Freundschaft.<br />

Requiescat <strong>in</strong> pace!<br />

Rudolf Vossenkämper<br />

Dr. med. vet. Erich Schmid<br />

WEGSCHEID / NIEDERBAYERN. Bbr. Dr. med.<br />

vet. Erich Schmid, Veter<strong>in</strong>är-Direktor a.D., ist<br />

am 27. April 2012 im Alter von 85 Jahren<br />

gestorben. Bbr. Schmid, geboren am 10.<br />

Januar 1927 <strong>in</strong> Stuttgart, studierte nach dem<br />

Krieg <strong>in</strong> München Veter<strong>in</strong>ärmediz<strong>in</strong> und trat<br />

damals <strong>in</strong> die UNITAS e<strong>in</strong>. Er war zunächst<br />

praktischer Tierarzt <strong>in</strong> Neukirchen, ab 1966<br />

Amtstierarzt <strong>in</strong> Wegscheid und seit 1977<br />

Amtsleiter <strong>in</strong> Freyung-Grafenau. Im Alter<br />

von 65 Jahren g<strong>in</strong>g er <strong>in</strong> Pension. Der UNI-<br />

TAS-Zirkel Passau verliert <strong>in</strong> ihm e<strong>in</strong>en großartigen,<br />

humorvollen Wegbegleiter und<br />

trauert mit se<strong>in</strong>en Angehörigen. >><br />

unitas 3/2012 249


Bbr. Dipl.-Kfm. Wolfram Hatz sen.<br />

RUHSTORF / PASSAU. Nur wenige Wochen<br />

vor se<strong>in</strong>em 83. Geburtstag ist Bbr. Geschäftsführer<br />

i. R. Dipl.-Kfm. Wolfram Hatz<br />

sen., Gesellschafter der Ruhstorfer Motorenfabrik<br />

Hatz und e<strong>in</strong>stiger Präsident der IHK<br />

Niederbayern, am 10. April 2012 verstorben.<br />

Geboren am 25. Mai 1929, studierte<br />

Wolfram Hatz nach dem Abitur am Humanistischen<br />

Gymnasium <strong>in</strong> Passau an den<br />

Universitäten Würzburg und München Betriebs-<br />

und Volkswirtschaft. Der UNITAS<br />

schloss er sich während se<strong>in</strong>es Studiums <strong>in</strong><br />

Würzburg im Juni 1951 an, war später aktiv<br />

bei UNITAS Passau und wurde zum 1. Januar<br />

1959 philistriert. Nach Abschluss als Diplom-<br />

Kaufmann trat er <strong>in</strong> die familieneigene<br />

Motorenfabrik Hatz <strong>in</strong> Ruhstorf an der Rott<br />

e<strong>in</strong>. Als e<strong>in</strong>er der Geschäftsführer bestimmte<br />

er mehr als vier Jahrzehnte die Entwicklung<br />

des 1880 gegründeten Familienbetriebes<br />

zu e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternational renommierten<br />

Firma und zu e<strong>in</strong>em der erfolgreichsten<br />

Kle<strong>in</strong>dieselmotorenhersteller der Welt mit.<br />

1996 g<strong>in</strong>g er <strong>in</strong> den Ruhestand.<br />

In vielfältigen Aufgaben und Ämtern<br />

engagierte er sich über das eigene Unternehmen<br />

h<strong>in</strong>aus: Von 1970-1998 war er mit<br />

großem Elan <strong>in</strong> verschiedenen Organen der<br />

Industrie- und Handelskammer für Niederbayern<br />

ehrenamtlich für überbetriebliche<br />

Belange der Wirtschaft tätig und gehörte er<br />

ununterbrochen der IHK-Vollversammlung<br />

an. 1983 wurde er zum IHK-Vizepräsidenten<br />

und 1990 e<strong>in</strong>stimmig zum Präsidenten der<br />

IHK für Niederbayern gewählt. 1994-1998<br />

war er im Vorstand der Spitzenorganisation<br />

aller deutschen IHKs, dem heutigen<br />

Deutschen Industrie- und Handelstag<br />

(DIHT), und wurde 1998 zum Ehrenpräsidenten<br />

der IHK ernannt.<br />

250<br />

unitas 3/2012<br />

Zahlreiche Nachrufe würdigten Bbr.<br />

Hatz als „Inbegriff des ehrbaren, heimatverbundenen<br />

Kaufmanns“, als großartigen<br />

Menschen mit ruhig-besonnener Art und<br />

humanitärer Herzensbildung mit Vorbildund<br />

Leitcharakter für Wirtschaft und<br />

Gesellschaft, weltoffen und bescheiden<br />

zugleich, abgewogen im Handeln und mit<br />

ehrenamtlicher E<strong>in</strong>satzbereitschaft. Als vorbildlicher<br />

Unternehmer aus Leib und Seele<br />

habe Wolfram Hatz mit hoher persönlicher<br />

E<strong>in</strong>satzbereitschaft maßgeblich dazu beigetragen,<br />

die Motorenfabrik Hatz <strong>in</strong> Ruhstorf<br />

zu e<strong>in</strong>em Musterbeispiel des Aufstiegs<br />

Niederbayerns und zu e<strong>in</strong>em Aushängeschild<br />

für den heimischen Wirtschaftsstandort<br />

zu machen.<br />

Wolfram Hatz war als ehrenamtlicher<br />

Richter und im kulturellen und sozialen<br />

Bereich tätig. Unter anderem jahrelang als<br />

Präsident des Kulturkreises Kloster Asbach,<br />

e<strong>in</strong>es ehemaligen Benedikt<strong>in</strong>erklosters im<br />

Ortsteil Asbach des Marktes Rotthalmünster.<br />

Zu se<strong>in</strong>en Ehrungen zählen neben dem<br />

Verdienstkreuz 1. Klasse das Große Bundesverdienstkreuz,<br />

der Ehrenr<strong>in</strong>g des Landkreis<br />

Passau (1987), der Bayerische Verdienstorden,<br />

die Medaille für besondere Verdienste<br />

um die bayerische Wirtschaft und<br />

der Goldene Ehrenr<strong>in</strong>g der IHK Niederbayern.<br />

Hunderte Betriebsangehörige und<br />

Repräsentanten aus Wirtschaft, Handel,<br />

Politik und Kultur nahmen mit der Familie<br />

am 13. April 2012 Abschied.<br />

Bbr. Dr. He<strong>in</strong>z-Eberhard Bewer<br />

STUTTGART. Bbr. Dr. He<strong>in</strong>z-Eberhard Bewer<br />

ist am 1. Juni 2012 im Kreis se<strong>in</strong>er Familie im<br />

Alter 87 Jahren verstorben.<br />

Bei unserem Conveniat am Dienstag,<br />

29. Mai hatte ich noch von se<strong>in</strong>em<br />

schweren Sturz <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Haus berichtet<br />

und von me<strong>in</strong>em Besuch bei ihm im Pflegeheim<br />

<strong>in</strong> Neuhausen. Gezeichnet von se<strong>in</strong>em<br />

schweren Unfall freute er sich sichtlich<br />

über den Besuch und die guten Wünsche<br />

der UNITAS. Es fiel ihm schwer zu sprechen.<br />

Umso erstaunter waren se<strong>in</strong>e liebe Frau<br />

Margret wie auch ich über se<strong>in</strong>e Worte<br />

„Dann mach’s gut, Norbert“, als ich mich<br />

nach gut zwei Stunden Besuchszeit von ihm<br />

verabschiedete. Wir werteten das als e<strong>in</strong><br />

gutes Zeichen der Genesung. Se<strong>in</strong>e Familie<br />

legte Wert darauf, ihn <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er häuslichen<br />

Umgebung zu versorgen. So verbrachte er<br />

weitere Wochen bei liebevoller Pflege zu<br />

Hause. Dann aber musste er wegen e<strong>in</strong>er<br />

Lungenentzündung wieder <strong>in</strong>s Krankenhaus.<br />

Von dieser Infektion hat er sich dann<br />

leider nicht mehr erholen können.<br />

Unser lieber Bbr. Dr. He<strong>in</strong>z-Eberhard<br />

Bewer trat zu Beg<strong>in</strong>n se<strong>in</strong>es Studiums der<br />

Landwirtschaft der UNITAS Rhenania Bonn<br />

bei. Aktiv war er ebenfalls bei UNITAS<br />

Markomannia Tüb<strong>in</strong>gen und bei der UNI-<br />

TAS Hohenstaufen Stuttgart. Se<strong>in</strong> Beruf<br />

führte ihn schließlich als Akademischen Rat<br />

an die wegen ihrer landwirtschaftlichen<br />

Forschung weltbekannte Universität<br />

Hohenheim.<br />

Im Hause Bewer fanden immer wieder<br />

Vorstandssitzungen der UNITAS <strong>in</strong> Stuttgart<br />

statt. Wer es erlebt hat, wird bestätigen, wie<br />

sehr willkommen wir dort waren, und wie<br />

wir Programmideen entwickelten für die<br />

damals üblichen Jahresprogramme. Mit realistischem<br />

Blick für Interessantes und<br />

Machbares formulierte He<strong>in</strong>z-Eberhard<br />

manch e<strong>in</strong>en Programmpunkt und füllte<br />

ihn bis zu se<strong>in</strong>er Umsetzung mit Leben.<br />

Zehn Jahre lang stand er uns als stellvertretender<br />

Vorsitzender des AHV/AHZ der<br />

UNITAS <strong>in</strong> Stuttgart zur Verfügung.Wir danken<br />

ihm für die vielfältigen Handreichungen,<br />

se<strong>in</strong>e guten, praxisorientierten<br />

Ideen, se<strong>in</strong>e Beständigkeit und se<strong>in</strong> ebenso<br />

heiteres wie grundehrliches Wesen. Wir<br />

danken ihm für se<strong>in</strong>e Verdienste um die<br />

UNITAS <strong>in</strong> Stuttgart. Requiescat <strong>in</strong> pace!<br />

Norbert Scherhag<br />

Bbr. Pfarrer Anton Wiehl<br />

LÖRRACH. Er war nicht nur <strong>in</strong> Lörrach und im<br />

Altherrenzirkel Lörrach/Markgräflerland e<strong>in</strong>e<br />

nicht wegzudenkende Institution: unser<br />

Bbr. Pfarrer Anton Wiehl, der am Morgen des<br />

Gründonnerstags, 5. April 2012, im Alter von<br />

82 Jahren verschieden ist. Anton Wiehl<br />

wurde am 13. Mai 1929 <strong>in</strong> Vill<strong>in</strong>gen geboren,<br />

besuchte <strong>in</strong> Konstanz das „Konradihaus“<br />

und wurde 1955 zum Priester geweiht. Schon<br />

<strong>in</strong> Juni 1951 wurde er bei der <strong>Unitas</strong> Albert<strong>in</strong>a<br />

<strong>in</strong> Freiburg rezipiert und war immer stolz<br />

gewesen, bei der Albert<strong>in</strong>a e<strong>in</strong> Bundesbruder<br />

der ersten Stunde gewesen zu se<strong>in</strong>.<br />

Am 1. Mai 1955 wurde er philistriert und<br />

trat <strong>in</strong> Oppenau im Renchtal se<strong>in</strong>e Vikarstelle<br />

an. Die erste Pfarrei erhielt er dann<br />

1962 <strong>in</strong> Münzesheim. Nach e<strong>in</strong>er zehnjährigen<br />

Amtszeit <strong>in</strong> Bilf<strong>in</strong>gen kam er 1982 <strong>in</strong> die<br />

Pfarrei St. Fridol<strong>in</strong> nach Lörrach-Stetten, <strong>in</strong><br />

der er dann gut 23 Jahre wirken sollte. In<br />

diese Zeit fiel auch e<strong>in</strong>e massive Bautätigkeit:<br />

sowohl das Geme<strong>in</strong>dehaus St.<br />

Fridol<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> Jugendhaus, die K<strong>in</strong>dergärten,


als auch die große Renovation der Kirche<br />

und der Bau e<strong>in</strong>es Geme<strong>in</strong>dehauses <strong>in</strong><br />

Lörrachs Trabantenstadt Salzert zeugten<br />

von se<strong>in</strong>em aktiven Gestaltungswillen.<br />

In all den Jahren blieb er immer er selbst:<br />

e<strong>in</strong> großer Freund der Ökumene, der aber<br />

selber klare Vorstellungen von der Kirche<br />

hatte und als solcher die Aufbruchsstimmung<br />

<strong>in</strong> der Kirche nach dem II. Vatikanischen<br />

Konzil hochhielt. Dabei war er<br />

ke<strong>in</strong> Freund großer Reden, der bei e<strong>in</strong>er<br />

rauen Schale e<strong>in</strong>en sehr weichen Kern hatte<br />

und se<strong>in</strong>en Mitarbeitern immer e<strong>in</strong>en großen<br />

Freiraum ließ, solange diese ihn nicht<br />

auszunutzen versuchten. Geselliges Mite<strong>in</strong>ander,<br />

gerade mit se<strong>in</strong>en Bundesbrüdern,<br />

war für ihn wie e<strong>in</strong> Lebenselixier.<br />

Immer wieder unterhielt er die Geme<strong>in</strong>de<br />

bei Geme<strong>in</strong>defesten als zaubernder „Don<br />

Antonio“.<br />

Auf se<strong>in</strong>e eigene Gesundheit nahm er <strong>in</strong><br />

all den Jahren kaum Rücksicht: so feierte er<br />

trotz Diabetes und Komplikationen durch<br />

den diabetischen Fuß noch im Ruhestand<br />

regelmäßig die Heilige Messe im St. Elisabethen-Krankenhaus<br />

und nahm aktiv am<br />

Geme<strong>in</strong>deleben <strong>in</strong> St. Fridol<strong>in</strong> teil. Geradezu<br />

prophetisch mutmaßte er, nachdem im<br />

Januar Anna Schneider, die sich <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren sehr um ihn gekümmert hatte,<br />

unerwartet verstarb, dass „es bei mir jetzt<br />

auch nicht mehr lange gehen wird“. Der<br />

Altherrenzirkel Lörrach/Markgräflerland<br />

wird ihm immer e<strong>in</strong> dankbares, ehrendes<br />

Gedenken bewahren.<br />

Dr. Grischa M. Freimann<br />

<strong>Unitas</strong>-AHZ Lörrach/Markgräflerland<br />

Bbr. Dipl.-Ing. Gerd Stolte zur<br />

letzten Ruhe geleitet<br />

DORTMUND. Nach e<strong>in</strong>em erfüllten Leben<br />

verstarb im Alter von 78 Jahren am 6. Juni<br />

2012 Bbr. Dipl.-Ing. Gerd Stolte. Die letzten Lebensjahre<br />

waren jedoch beschwerlich und<br />

von Krankheit geprägt. So war se<strong>in</strong> Tod für<br />

ihn e<strong>in</strong>e Erlösung. Der UNITAS-AHZ Dortmund<br />

trauert um den Verlust e<strong>in</strong>es überaus<br />

engagierten Unitariers und guten Freundes.<br />

In den Stunden des Abschieds sprechen wir<br />

se<strong>in</strong>er lieben Frau Gisela sowie se<strong>in</strong>en beiden<br />

Söhnen mit Familien und se<strong>in</strong>er Tochter unsere<br />

Anteilnahme und unser Mitgefühl aus.<br />

Gerd Stolte war Zeit se<strong>in</strong>es Lebens e<strong>in</strong><br />

Reisender: Geboren am 25. August 1933 <strong>in</strong><br />

Köln folgten Ortswechsel nach Berl<strong>in</strong> und<br />

Saarbrücken und 1944 die Evakuierung nach<br />

Thür<strong>in</strong>gen, wo er 1952 <strong>in</strong> Merane das Abitur<br />

machte. Nach der Flucht aus der DDR im<br />

Jahre 1953 nahm er im selben Jahr an der<br />

RWTH Aachen das Studium der Eisenhüttenkunde<br />

auf.<br />

Nach dem Studium war Gerd Stolte als<br />

Metallurge tätig, viele Jahre <strong>in</strong> Dortmund<br />

als Betriebsleiter von Vacmetall, Gesellschaft<br />

für Vakuum-Metallurgie GmbH. Zu<br />

e<strong>in</strong>er se<strong>in</strong>er Hauptaufgaben gehörte dort<br />

die Inbetriebnahme von Anlagen zum<br />

Vakuumbehandeln von Stahlschmelzen <strong>in</strong><br />

aller Welt. 1996 wurde e<strong>in</strong> von ihm entwickeltes<br />

Verfahren zur Herstellung hochwertiger<br />

Stähle durch die Vakuumbehandlung<br />

zum Patent angemeldet. Se<strong>in</strong>e<br />

Berufserfahrungen hat er zum Ende se<strong>in</strong>es<br />

Berufslebens <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Buch zusammengefasst.<br />

Gerd Stolte reiste gerne und war<br />

daran <strong>in</strong>teressiert, andere Länder und<br />

Menschen kennen zu lernen. Ankerpunkte<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Leben waren jedoch se<strong>in</strong>e Familie,<br />

die katholische Kirche und die <strong>Unitas</strong>.<br />

Gerd Stolte schloss sich im Februar 1954<br />

<strong>in</strong> Aachen der <strong>Unitas</strong> Silesia an und war<br />

e<strong>in</strong>er der Mitbegründer der im Februar 1957<br />

gegründeten <strong>Unitas</strong> Frankenburg. Zum<br />

1. Januar 1959 wurde er philistriert. In<br />

Dortmund gehörte er über Jahrzehnte zu<br />

den besonders Aktiven des örtlichen<br />

Altherrenzirkels. Nahezu 15 lange Jahre war<br />

er Quästor und von März 2002 bis Dezember<br />

2008 Vorsitzender des Zirkels. Bbr. Gerd<br />

Stolte hat die Ämter vorbildlich ausgefüllt<br />

und so zum Gedeihen des Zirkels beigetragen.<br />

Se<strong>in</strong>e liebe Ehefrau hat ihn zu den<br />

Veranstaltungen des Zirkels stets begleitet.<br />

Gerd Stolte war geprägt von e<strong>in</strong>em tief<br />

katholischen, christlichen Menschenbild.<br />

Dies spiegelt sich <strong>in</strong> den Beziehungen zu<br />

se<strong>in</strong>en Mitmenschen, <strong>in</strong>sbesondere im<br />

Umgang mit se<strong>in</strong>er Familie wider.<br />

Am 6. Juni 2012 hat Gerd Stolte nun<br />

se<strong>in</strong>e letzte Reise zu Gott, se<strong>in</strong>em Schöpfer,<br />

angetreten. Die Beisetzung fand am 12. Juni<br />

nach der Auferstehungsmesse <strong>in</strong> der Heilig-<br />

Geist-Kirche <strong>in</strong> Dortmund-Well<strong>in</strong>ghofen auf<br />

dem dortigen Bezirksfriedhof statt. Viele<br />

Bundesbrüder des AHZ Dortmund und e<strong>in</strong>e<br />

Abordnung des AHZ und der Aktivitas der<br />

<strong>Unitas</strong> Ruhrania gaben ihm das letzte<br />

Geleit. R.I.P.<br />

Rudolf Voßhenrich,<br />

<strong>Unitas</strong>-AHZ Dortmund<br />

Bbr. Joachim Porten<br />

MANNHEIM. Die <strong>Unitas</strong> Rheno-Palatia<br />

Mannheim betrauert den Tod ihres Bundesbruders<br />

Joachim Porten, der am 18. April<br />

2012 kurz nach se<strong>in</strong>em 56. Geburtstag von<br />

uns gegangen ist.<br />

Geboren <strong>in</strong> Krefeld, aufgewachsen bei<br />

Lörrach, schloss Bundesbruder Porten sich<br />

als junger Jurastudent der <strong>Unitas</strong> Freiburg<br />

an. In den 80er Jahren kam er nach Mannheim<br />

und übernahm bei der <strong>Unitas</strong> Rheno-<br />

Palatia mehrfach die Chargen des Seniors<br />

und des Fuxmajors.<br />

Später arbeitete er als Journalist und leitete<br />

mit viel Engagement und Sachkunde<br />

e<strong>in</strong> selbstständiges Reisebüro <strong>in</strong> Mannheim.<br />

Mancher Bundesbruder buchte bei ihm und<br />

war dankbar, dass Joachim mit der ihm eigenen<br />

Hartnäckigkeit auch ausgefallene Kundenwünsche<br />

umzusetzen wusste. Dass er<br />

viele Ziele aus eigener Anschauung bestens<br />

kannte, kam den Reisenden dabei ebenso<br />

zugute wie se<strong>in</strong>e Eigenschaft als „Preisfuchs“.<br />

Joachim war alle<strong>in</strong>stehend und es ist<br />

wohl nicht übertrieben zu sagen: se<strong>in</strong>e<br />

Familie war die <strong>Unitas</strong>. Hier engagierte er<br />

sich mit allem Herzblut. Se<strong>in</strong>e farbig und<br />

höchst unterhaltsam gestalteten Reiseberichte<br />

und Wissenschaftlichen Sitzungen<br />

waren echte Programmhighlights. Dank se<strong>in</strong>er<br />

umfassenden Bildung, se<strong>in</strong>er geistigen<br />

Regsamkeit und se<strong>in</strong>es enormen Gedächtnisses<br />

hatte er zu praktisch jedem<br />

Thema Wissenswertes auf Lager und Anekdoten<br />

zu präsentieren.<br />

Se<strong>in</strong>e unzähligen Kontakte zu <strong>in</strong>teressanten<br />

Persönlichkeiten aus Kirche, Wissenschaft<br />

oder Politik bescherten der <strong>Unitas</strong><br />

Rheno-Palatia <strong>in</strong> den vergangenen Jahren<br />

zahlreiche wertvolle Veranstaltungen. Der<br />

Vorschlag, den Altherren- und Hohedamenbundstag<br />

des <strong>Unitas</strong>-Verbandes 2011 <strong>in</strong><br />

Mannheim zu veranstalten, kam – natürlich<br />

– auch von Joachim Porten.<br />

Mal ausspannen und es sich gemütlich<br />

machen war nicht se<strong>in</strong> D<strong>in</strong>g. Ständig entwickelte<br />

er E<strong>in</strong>fälle und prägte so das unita-<br />

unitas 3/2012 251<br />

>>


ische Leben <strong>in</strong> Mannheim, wobei er durchaus<br />

mal anstrengend se<strong>in</strong> konnte. Ohne se<strong>in</strong><br />

Wirken groß herauszustellen dachte er<br />

immer viel lieber an andere, an das nächste<br />

<strong>Unitas</strong>programm, als an sich. Selbst zuletzt<br />

im Krankenhaus hatte er unitarische<br />

Themen und Ideen zu besprechen, etwa<br />

zum Deutschen Katholikentag <strong>in</strong> Mannheim.<br />

Typisch, dass er den Krankenhausseelsorger<br />

gleich für e<strong>in</strong>e WS verpflichten<br />

wollte. Am Ende wusste Joachim genau, wie<br />

es um ihn stand. Begleitet von regelmäßigen<br />

Besuchen se<strong>in</strong>er Bundesbrüder, hat er<br />

das Unausweichliche mit erstaunlicher<br />

Gelassenheit angenommen. Se<strong>in</strong> Glaube<br />

war ihm dabei Trost und Stütze.<br />

Wir werden Joachim Porten als verdienten<br />

Bundesbruder und außergewöhnliche<br />

Persönlichkeit <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung behalten.<br />

Andreas Grossmann<br />

Dipl.-Ing. He<strong>in</strong>rich Kästle<br />

STUTTGART. In der Nacht des 21. Juni 2012<br />

verstarb zwei Wochen vor se<strong>in</strong>em 106. Geburtstag<br />

das älteste Mitglied unseres unitarischen<br />

Zirkels <strong>in</strong> Stuttgart: He<strong>in</strong>rich Kästle.<br />

Vermutlich war er das älteste Mitglied unseres<br />

<strong>Unitas</strong>-Verbandes überhaupt.<br />

Wir Stuttgarter Bundesbrüder s<strong>in</strong>d traurig,<br />

verlieren wir mit unserem He<strong>in</strong>er doch<br />

e<strong>in</strong>en besonders orig<strong>in</strong>ellen, gütigen und<br />

engagierten Freund. Und trotz se<strong>in</strong>er 105<br />

Jahre waren wir überrascht, befassten wir<br />

uns doch schon mit se<strong>in</strong>em 106. Geburtstag,<br />

den wir am 5. Juli besonders gestalten<br />

wollten. Den 85. Geburtstag des Verfassers<br />

dieses Artikels, den He<strong>in</strong>rich Kästle 1927 als<br />

Pate über den Taufste<strong>in</strong> hielt, feierte er noch<br />

mit se<strong>in</strong>er Frau, ebenfalls schon im hohen<br />

Alter von 98 Jahren, gutgelaunt alte Studentenlieder<br />

s<strong>in</strong>gend, <strong>in</strong> erstaunlich guter<br />

körperlicher Verfassung.<br />

He<strong>in</strong>rich Kästle stammte aus S<strong>in</strong>gen am<br />

Hohentwiel und bastelte am Gymnasium <strong>in</strong><br />

Konstanz se<strong>in</strong> Abitur. Er studierte <strong>in</strong> Karlsruhe<br />

Elektrotechnik und fand dort im Juni<br />

1926 zur <strong>Unitas</strong> Franco-Alemannia, geschubst<br />

von e<strong>in</strong>em begeisterten Unitarier,<br />

252<br />

unitas 3/2012<br />

dem Oberregierungsrat Emil Rudolph, damals<br />

Vorstand des F<strong>in</strong>anzamts <strong>in</strong> S<strong>in</strong>gen.<br />

He<strong>in</strong>rich Kästle hielt den unitarischen<br />

Pr<strong>in</strong>zipien se<strong>in</strong> ganzes Leben die Treue, auch<br />

<strong>in</strong> Zeiten des Verbotes und der Verfolgung<br />

im „Dritten Reich“. Durch Heirat und Beruf<br />

kam er nach Stuttgart und fand im Remstal<br />

se<strong>in</strong>e neue Heimat.<br />

Bei der Trauerfeier am se<strong>in</strong>em Wohnort<br />

Remshalden-Grunbach durfte ich me<strong>in</strong>em<br />

Taufpaten und se<strong>in</strong>er Familie letzte Worte<br />

der Wertschätzung, des Trostes und der Anteilnahme<br />

sagen. Im Vorfeld der Semesterabschlusskneipe<br />

am 4. August gedachten<br />

die Bundesbrüder aus Karlsruhe und Stuttgart<br />

im geme<strong>in</strong>samen Gebet am Grabe<br />

unserem Bundesbruder He<strong>in</strong>rich Kästle.<br />

Wolfgang Rudolph<br />

Bbr. Alfred Rapp<br />

MANNHEIM. Am 25. Juli 2011 verstarb nach<br />

langer Krankheit Bundesbruder Alfred Rapp<br />

von der <strong>Unitas</strong> Rheno-Palatia Mannheim im<br />

Alter von 78 Jahren. Der Verstorbene gehörte<br />

zu den jungen katholischen Idealisten, die<br />

als Studenten der damaligen Wirtschaftshochschule<br />

im Jahr 1956 die <strong>Unitas</strong> Mannheim<br />

als Rheno-Palatia wiederbegründeten<br />

und unter der Anleitung des unvergessenen<br />

Herbert Kohler zu neuer Blüte führten.<br />

Seitdem hielt Alfred Rapp der <strong>Unitas</strong><br />

mehr als fünf Jahrzehnte die Treue und übte<br />

viele Jahre das Amt des stellvertretenden<br />

Vorsitzenden im Altherrenvere<strong>in</strong> aus. Geprägt<br />

von der Verehrung für se<strong>in</strong>en Namensvetter,<br />

den Mannheimer Märtyrer<br />

Pater Alfred Delp SJ war er mit Leib und<br />

Seele Unitarier. Unser Motto, nämlich – hier<br />

<strong>in</strong> deutscher Übersetzung – „Im Notwendigen<br />

E<strong>in</strong>igkeit – Im Zweifel Freiheit – In allem<br />

Liebe“ war ihm auch Richtschnur im eigenen<br />

Leben. Nach dem Studium arbeitete er<br />

als Diplom-Volkswirt bei der Deutschen<br />

Bank und wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zeitungsartikel<br />

als „Bankdirektor mit sozialer Ader“ und<br />

„Bankier, nicht Banker“ gewürdigt. Erst der<br />

Mensch, dann die Zahlen.<br />

Seit den frühen 50er Jahren engagierte<br />

Alfred Rapp sich politisch <strong>in</strong> der CDU und<br />

war knapp 20 Jahre Mitglied des Geme<strong>in</strong>derats<br />

der Stadt Mannheim, wo er sich besonders<br />

um die Städtepartnerschaften <strong>in</strong><br />

Frankreich und Großbritannien verdient<br />

machte. Daneben pflegte er enge Beziehungen<br />

<strong>in</strong>s rumänische Klausenburg, organisierte<br />

Spendenaktionen und Fahrten.<br />

Außerdem war er – für ihn verstand sich das<br />

von selbst – aktiv <strong>in</strong> der Kirche, gründete das<br />

Katholische Bildungswerk <strong>in</strong> Mannheim<br />

und war stellvertretender Vorsitzender der<br />

Kirchensteuervertretung und des Kirchensteuerausschusses<br />

im Erzbistum Freiburg.<br />

Se<strong>in</strong> vielfältiges Wirken fand Anerkennung<br />

durch Verleihung des Bundesverdienstkreuzes<br />

am Bande, der Bürgermedaille der<br />

Stadt Mannheim und der Konradsmedaille<br />

des Erzbistums Freiburg. E<strong>in</strong>es wird hier<br />

ganz deutlich: Wie nur wenige hat Alfred<br />

Rapp den von allen Unitariern bei ihrer<br />

Aufnahme <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong> ausdrücklich übernommenen<br />

Auftrag, <strong>in</strong> Kirche und Staat<br />

unseren Mann zu stehen, verwirklicht.<br />

Bei allem Engagement für andere stand<br />

die Familie für ihn im Mittelpunkt. Aus ihr<br />

und e<strong>in</strong>em tiefen Glauben schöpfte er Kraft,<br />

auch <strong>in</strong> gesundheitlich schwerer Zeit. Se<strong>in</strong>e<br />

Söhne Hermann und Matthias s<strong>in</strong>d ebenfalls<br />

begeisterte Unitarier geworden. Alfred<br />

Rapp war trotz se<strong>in</strong>er vielfältigen Fähigkeiten<br />

und Verdienste ke<strong>in</strong>er, der sich <strong>in</strong> den<br />

Vordergrund drängt. Er sprach leise und mit<br />

Bedacht, aber se<strong>in</strong>e Worte fanden Gehör.<br />

Auch wenn er aufgrund se<strong>in</strong>er Krankheit<br />

zuletzt seltener am Vere<strong>in</strong>sleben teilnehmen<br />

konnte, blieb er e<strong>in</strong> geschätzter, immer<br />

nach vorn blickender Ratgeber.<br />

Alfred Rapp, e<strong>in</strong> Urgeste<strong>in</strong> der <strong>Unitas</strong><br />

Rheno-Palatia, wird uns als Freund und<br />

Vorbild unvergessen bleiben.<br />

Andreas Grossmann<br />

Bbr. Dipl.Vw. Werner Osypka<br />

HEUSENSTAMM. Bbr. Dipl. Vw. Werner Osypka<br />

am vergangenen Sonntag. 8. Juli 2012,<br />

nach kurzer schwerer Krankheit gestorben.<br />

Bbr. Osypka wurde am 5. Oktober 1931 <strong>in</strong><br />

Miechowitz, Oberschlesien, geboren. Bei<br />

UNITAS Rolandia wurde er im Juni 1955 rezipiert<br />

und am 25. Januar 1960 philistriert. Er<br />

gehörte bis zu se<strong>in</strong>em Tode dem UNITAS-<br />

Zirkel Offenbach/Hanau an. Bbr. Osypka war<br />

<strong>in</strong> vielfältigen Funktionen mit se<strong>in</strong>er<br />

Heimatstadt politisch verbunden. Von 1972<br />

bis 2001 war er Mitglied der CDU-Fraktion <strong>in</strong><br />

der Stadtversammlung Heusenstamm, von<br />

1983-1995 war er Mitglied des Hessischen<br />

Landtages.<br />

Wir verlieren e<strong>in</strong>en engagierten sozialpolitisch<br />

orientierten Bundesbruder.<br />

Möge er <strong>in</strong> Frieden ruhen.<br />

Udo Hermle, AHZx Offenbach


Bbr. Dr. rer. nat.<br />

Thankmar Sauerland<br />

HAGEN. Am 26. Mai 2012 verstarb<br />

unser Bundesbruder Dr. Thankmar<br />

Sauerland. Er wurde am 15.<br />

November 1935 <strong>in</strong> Ellrich/Südharz<br />

geboren, verbrachte aber<br />

die Jugendjahre <strong>in</strong> Niedermarsberg<br />

(Hochsauerlandkreis), wo er<br />

nun auch beerdigt wurde.<br />

Thankmar Sauerland absolvierte<br />

das Abitur am Marianum-<br />

Gymnasium <strong>in</strong> Warburg und<br />

begann e<strong>in</strong> Studium der Physik<br />

an der Universität <strong>Münster</strong>.<br />

Rezipiert wurde er im Juni 1956<br />

von der <strong>Unitas</strong> Wik<strong>in</strong>g, kam dann aber zur<br />

<strong>Unitas</strong> Sugambria. „Endlichkeit und<br />

Unendlichkeit des Weltalls“ lautet das<br />

Thema e<strong>in</strong>er WS, die er am 20. Mai 1957<br />

hielt. Später wechselte er an die Universität<br />

Aachen, wo er <strong>in</strong> der <strong>Unitas</strong> Reichenste<strong>in</strong><br />

viele Chargenämter übernahm. Das<br />

Manuskript e<strong>in</strong>er WS zum Thema „Die<br />

Jugend von heute“ vom 2. Juni 1960 fand<br />

sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Nachlass und enthält e<strong>in</strong>ige<br />

heute zeitgeschichtlich <strong>in</strong>teressante und<br />

amüsante Ansichten über Halbstarke,<br />

Parties und Petticoats.<br />

Nach dem Diplom beschäftigte er sich<br />

erst bei der Bensberger Firma Interatom<br />

mit dem Bau von Kernkraftwerken. Er g<strong>in</strong>g<br />

dann aber zurück <strong>in</strong> die Forschung an die<br />

Universität Marburg. Als se<strong>in</strong> Mentor, Prof.<br />

Detlef Kamke, an die damals neu gegründete<br />

Ruhruniversität Bochum berufen wurde,<br />

folgte Thankmar Sauerland ihm 1967. Er<br />

promovierte 1969 und blieb als<br />

akademischer Oberrat bis zu se<strong>in</strong>er<br />

Pensionierung <strong>in</strong> Bochum.<br />

Vielen Studierenden dürften<br />

se<strong>in</strong>e praxisnahen Übungsaufgaben<br />

<strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung bleiben<br />

(„Tarzan schw<strong>in</strong>gt an e<strong>in</strong>er Liane<br />

der Länge l = 10 Meter…“).<br />

Der <strong>Unitas</strong> war Thankmar<br />

Sauerland treu verbunden. Besonders<br />

die Eifelwanderungen<br />

„se<strong>in</strong>er“ Reichenste<strong>in</strong> besuchte<br />

er fast jedes Jahr und schaffte es<br />

sogar, e<strong>in</strong>e „Eifel“-Wanderung <strong>in</strong>s<br />

heimische Sauerland zu verlegen.<br />

An se<strong>in</strong>em Wohnort Hagen<br />

war er lange Jahre Vorsitzender<br />

des AHZ. Thankmar h<strong>in</strong>terlässt se<strong>in</strong>e<br />

Ehefrau Maria Luise, drei K<strong>in</strong>der (darunter<br />

der Verfasser dieser Zeilen) und sieben<br />

Enkelk<strong>in</strong>der. Unter großer Anteilnahme von<br />

Familie, AHZ Hagen und viele Freunden<br />

haben wir am 2. Juni von ihm Abschied<br />

genommen.<br />

Dr. Stefan Sauerland<br />

Gedenkt unserer verstorbenen Bundesbrüder<br />

Bbr. StD i. R. Willibald Bieber aus Hösbach,<br />

geboren am 27.9.1924, aktiv seit Januar<br />

1949 bei UNITAS Würzburg und UNITAS<br />

Bavaria, ist am 19.4.2012 verstorben.<br />

Bbr. Dipl.-Ing. Gerd Claesges aus Rödermark,<br />

geboren am 4.1.1929, aktiv seit Dezember<br />

1959 bei UNITAS Silesia Aachen, ist<br />

am 16.6.2012 verstorben.<br />

Bbr. Direktor Prof. Dr. jur. Ernst Josef<br />

Fittkau aus Ick<strong>in</strong>g, geboren am 22.7.1927,<br />

ist am 12. Mai 2012 gestorben. Aktiv war er<br />

seit Juni 1950 bei UNITAS tom-Kyle <strong>in</strong> Kiel,<br />

dann bei UNITAS München und UNITAS<br />

Gött<strong>in</strong>gen.<br />

Bbr. Pfarrer i. R. Josef Forse aus Trier, geboren<br />

am 15.3.1936, aktiv seit November 1959<br />

bei UNITAS Rhenania Bonn, anschließend<br />

bei UNITAS Trebeta Trier, zum Priester<br />

geweiht am 26. Juli 1964, philistriert zum<br />

1.1.1965, ist am 5.6.2012 verstorben.<br />

Bbr. Rechtsanwalt Georg Geiger aus<br />

Hettenleidelheim, geboren am 29.11.1934,<br />

aktiv seit Februar 1955 bei UNITAS Heidelberg<br />

und dann bei UNITAS Rheno-Danubia<br />

Freiburg, ist am 25.5.2012 gestorben.<br />

Bbr. Dipl.-Kfm. Karl-He<strong>in</strong>z Jann<strong>in</strong>g aus<br />

L<strong>in</strong>gen, geboren am 19.1.1937, aktiv seit<br />

Juni 1963 bei UNITAS Saar <strong>in</strong> Saarbrücken,<br />

anschließend bei UNITAS Deutschritter<br />

Köln, philistriert zum 1.1.1966, ist am<br />

9.2.2012 gestorben.<br />

Bbr. OStD a. D. Paul Kalkhoff aus Dorsten,<br />

geboren am 5.11.1925, aktiv seit Juni 1949<br />

bei UNITAS Burgundia du Mitglied des<br />

AHV UNITAS Rolandia-Burgundia <strong>Münster</strong>,<br />

seit 1.4.1953 philistriert, ist am 1.6.2012<br />

gestorben.<br />

Bbr. Pfarrer Johannes Lemperle aus<br />

Oftersheim, geboren am 4.7.1940, aktiv<br />

seit Februar 1966 bei UNITAS Albert<strong>in</strong>a<br />

Freiburg und philistriert zum 1.1.1970, ist<br />

am 27.4.2012 gestorben. Er wurde am 8.<br />

Mai auf dem Friedhof St. Wolfgang <strong>in</strong> Ellwangen/Jagst<br />

zur letzten Ruhe getragen.<br />

Bbr. Dipl.-Kfm. Rochus Lougear aus<br />

Darmstadt, geboren am 24.9.1920, aktiv<br />

seit Januar 1954 bei UNITAS München und<br />

zum 1.1.1955 philistriert, ist am 2.4.2012<br />

verstorben.<br />

Bbr. Realschuloberlehrer i. R. Diakon<br />

Gerhard Mlitzko aus Heidelberg, geboren<br />

am 14.7.1939, rezipiert im Juni 1966 bei<br />

UNITAS Heidelberg und philistriert zum<br />

1.1.1970, ist am 22.1.2012 verstorben.<br />

Bbr. Dr. med. Constant<strong>in</strong> Pommenich aus<br />

<strong>Münster</strong>, geboren am 14.1.1920, rezipiert<br />

bei UNITAS-Salia Bonn, ist am 26.5.2012<br />

gestorben.<br />

Bbr. Zahnarzt Dr. med. dent. Stefan Ruf aus<br />

Mönchengladbach, geboren am 22.7.1954,<br />

aktiv seit Juli 1974 bei UNITAS Rhe<strong>in</strong>mark<br />

Düsseldorf und nach der Philistrierung<br />

zum 1.1.1979 beim UNITAS-Zirkel Mönchengladbach-Viersen,<br />

ist am 29.3.2012<br />

e<strong>in</strong>em Krebsleiden erlegen. Die Bundesbrüder<br />

haben ihn noch unmittelbar vor<br />

se<strong>in</strong>em Tod besucht und ihm auf dem<br />

Katholischen Friedhof Mönchengladbach-<br />

Odenkirchen die letzte Ehre erwiesen.<br />

Bbr. StD i. R. He<strong>in</strong>rich Sandmann aus Unna,<br />

geboren am 29.10.1928, rezipiert im Juni<br />

1951 bei UNITAS Rolandia-Burgundia<br />

<strong>Münster</strong>, philistriert zum 1.1.1959, ist am<br />

20.3.2012 gestorben.<br />

Bbr. Abteilungspräsident i. R. Johannes<br />

Sickmöller aus Coburg, geboren am<br />

3.4.1929, aktiv seit Juni 1950 bei UNITAS<br />

Rolandia-Burgundia <strong>in</strong> <strong>Münster</strong> und philistriert<br />

zum 1.1.1954, ist am 24.12.011 verstorben.<br />

Bbr. Dipl.-Kfm. Peter Manfred Wimmer<br />

aus Blieskastel, geboren am 29.4.1929,<br />

rezipiert im Juli 1950 bei UNITAS Nicolaus-<br />

Cusanus <strong>in</strong> Saarbrücken, aktiv bei UNITAS<br />

Zweibrücken-Homburg, seit 1989 beim<br />

UNITAS-AHZ Saarpfalz, ist am 20.5.2012<br />

verstorben.<br />

R.I.P.<br />

unitas 3/2012 253


zwischen Religion und Politik von der Antike<br />

bis zur Gegenwart untersuchen.<br />

Dem von Sozialethiker Prof. Dr. Karl<br />

Gabriel mit den Religionssoziologen Dr.<br />

habil. Christel Gärtner und Prof. Dr. Detlef<br />

Pollack herausgegebene Sammelband haben<br />

renommierte Historikern, Soziologen,<br />

Politologen und Theologen aus Europa und<br />

den USA Beiträge beigesteuert. Sie diskutieren<br />

die Gültigkeit der Säkularisierungsthese<br />

anhand von Fallbeispielen aus neun Jahrhunderten<br />

– vom Investiturstreit bis zum<br />

20. Jahrhundert.<br />

Für den <strong>in</strong>teressierten Leser bieten sie<br />

e<strong>in</strong>e hochspannende Fülle von vielen E<strong>in</strong>zelaspekten<br />

zur historischen, sozialen, politischen<br />

und mentalitätsgeschichtlichen Rolle<br />

Politische<br />

Äquidistanz ?<br />

Unsere <strong>Unitas</strong> war von Anbeg<strong>in</strong>n eng<br />

mit dem verbunden, was man den „politischen<br />

Katholizismus“ nennt. Das Gedenken<br />

an Ludwig W<strong>in</strong>dthorst <strong>in</strong> diesem Jahr steht<br />

dafür. Nicht ohne Grund war es gerade er,<br />

der das erste Ehrenmitglied des Verbandes<br />

geworden ist. In der Weimarer Zeit und angesichts<br />

des heraufziehenden National-<br />

Sozialismus stand die <strong>Unitas</strong> geschlossen<br />

zur katholischen Zentrumspartei und mit<br />

ihr zur demokratischen Republik. Nach dem<br />

Zusammenbruch des braunen Jakob<strong>in</strong>ertums,<br />

<strong>in</strong> den ersten Jahrzehnten der Bundesrepublik<br />

war das ebenso. Unitarier, die<br />

sich politisch engagierten, taten das mit<br />

Selbstverständlichkeit <strong>in</strong> CDU und CSU.<br />

Statt vieler anderer nenne ich nur Bbr. Dr.<br />

He<strong>in</strong>rich Krone, Vertrauter Adenauers, Fraktionsvorsitzender<br />

im Deutschen Bundestag<br />

und Bundesm<strong>in</strong>ister. Damit repräsentierte<br />

der UV beispielhaft die politische Geschlossenheit<br />

des katholischen Volkes <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

zunehmend als gottfern erlebten sozialen<br />

Umwelt. Diese Geschlossenheit wurde<br />

durch e<strong>in</strong>e euphorische und gerade deshalb<br />

von 68er Ideen überlagerte Rezeption des II.<br />

Vaticanums, die auch sonst zu Verfälschungen<br />

des Wollens der Konzilsväter geführt<br />

hat, immer mehr zersetzt. Man wollte das<br />

Besondere des Katholischen nicht mehr gel-<br />

der Religion. In vier Analyseschritten beziehen<br />

„Probebohrungen“ zu ausgewählten<br />

Perioden soziologische Theorie und historische<br />

Analyse aufe<strong>in</strong>ander – vom Investiturstreit<br />

(1056-1122), <strong>in</strong> dem Kirche und Kaisertum<br />

um die Vormacht rangen, bis zum<br />

Verhältnis von Religion und Politik im<br />

Konfessionellen Zeitalter des 16. und 17. Jahrhunderts.<br />

Die Beiträge befassen sich mit der<br />

Garantie der Menschenrechte und der<br />

Religionsfreiheit, wie sie Ende des 18. Jahrhunderts<br />

<strong>in</strong> den USA und durch die<br />

Revolution <strong>in</strong> Frankreich erreicht wurden –<br />

die Voraussetzungen für e<strong>in</strong>en säkularen<br />

und religionsneutralen Staat. E<strong>in</strong> weiterer<br />

Analyseschritt gilt dem 19. Jahrhundert, <strong>in</strong><br />

dem das liberale Bürgertum die rechtliche<br />

Trennung von Kirche und Staat betrieb. Hier<br />

gründet die These von der Säkularisierung<br />

ten lassen oder schämte sich dessen. Die<br />

Folge von all dem wird derzeit diskutiert:<br />

Man spricht vom „Erlahmen des politischen<br />

Katholizismus“ und deutet auf die protestantische<br />

Dom<strong>in</strong>anz bei der Besetzung der<br />

Spitzenämter unseres Staates.<br />

Der Verfall des katholischen Selbstverständnisses<br />

führte nicht nur zur Verflachung<br />

des C-Profils der beiden Unionsparteien,<br />

die nach 1945 das Erbe von Zentrum<br />

und Bayerischer Volkspartei übernommen<br />

hatten, sondern auch zur Ausbildung<br />

des Paradigmas e<strong>in</strong>er „Äquidistanz“ der<br />

Kirche allen gängigen Parteien gegenüber.<br />

Im Licht der e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glichen und ernsten<br />

Warnungen der Pius-Päpste vor Liberalismus<br />

und Sozialismus erweist sich dieses Paradigma<br />

freilich als Produkt <strong>in</strong>tellektueller<br />

Schlamperei. Der kont<strong>in</strong>entaleuropäische<br />

Liberalismus war seit eh und je e<strong>in</strong> Todfe<strong>in</strong>d<br />

der katholischen Kirche und besonders ihrer<br />

Soziallehre. Und das Wort Pius XI., Sozialismus<br />

und Katholizismus vertrügen sich wie<br />

Feuer und Wasser, war auf alle Spielarten<br />

des Sozialismus gemünzt, auch auf die, die<br />

sich demokratisch versteht. Denn Kommunismus<br />

und Sozialdemokratie trennten<br />

sich nicht des Zieles wegen, sondern um<br />

ihrer gewiss sehr tiefgreifenden Me<strong>in</strong>ungsunterschiede<br />

über den Weg zum Ziel willen.<br />

Was die Pius-Päpste anmahnten, gilt<br />

noch heute. E<strong>in</strong> Blick auf die aktuelle Biound<br />

Familienpolitik bestätigt das e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glich.<br />

SPD und FDP, um die konkreten Parteien<br />

bei uns mit Namen zu nennen, haben ihre<br />

beträchtlichen Anteile an der Säkularisierung<br />

der Gesellschaft. In der Säkularisierungswut<br />

werden sie seit drei Jahrzehnten<br />

von den Grünen noch weit übertroffen.<br />

Deren ökologistisches Welt- und Menschenbild<br />

ist mit dem katholischer Christen<br />

schlechth<strong>in</strong> unvere<strong>in</strong>bar. Denn für sie ist der<br />

Mensch nicht Ebenbild Gottes und zur<br />

Gottesk<strong>in</strong>dschaft berufen, mith<strong>in</strong> Gott<br />

näher als der übrigen Schöpfung, sondern<br />

als Entkirchlichung. Abschließende theoretische<br />

Überlegungen gelten der Differenzierung<br />

und Entdifferenzierung als modernisierungstheoretischeInterpretationskategorien,<br />

aber auch dem „S<strong>in</strong>n und Uns<strong>in</strong>n<br />

religionsgeschichtlicher Prozessbegriffe“<br />

((Volkhard Krech) und der „Warnung vor der<br />

Rede von Differenzierung, Rationalisierung<br />

und Modernisierung“ (Hans Joas).<br />

Angesichts der jüngst mehrfach vertretenen<br />

Auffassung von der „Wiederkehr der<br />

Religionen“ weitet diese umfassende Arbeit<br />

mit ihren Fallstudien die Perspektive auf das<br />

Wechselspiel jeweils treibender gesellschaftlicher<br />

Kräfte und Akteure. Und sie<br />

relativiert e<strong>in</strong> vorschnelles Urteil zu aktuellen<br />

Beobachtungen.<br />

CB<br />

nur Unterfall des übergreifenden Phänomen<br />

„Bios“ so geworden durch die Zufälligkeiten<br />

und Durchsetzungskräfte der Evolution.<br />

Das ergibt gerade <strong>in</strong> der Umweltpolitik<br />

beträchtliche und handfeste Unterschiede.<br />

Und der Gegensatz der Grünen zur katholischen<br />

Konzeption von Ehe und Familie<br />

braucht gewiss nicht näher erläutert zu<br />

werden.<br />

Angesichts der verschärften Diasporasituation<br />

täte politische Geschlossenheit<br />

der Katholiken bitter not. Und kirchentreue<br />

Katholiken sollten ihre laikale Mission im<br />

politischen Engagement suchen, statt <strong>in</strong>nerkirchliche<br />

Emanzipationskämpfe gegen<br />

die Geweihten und die Hierarchie aufzuführen.<br />

Die politische Geschlossenheit hat dort<br />

ihren Ort, wo bei aller gegenwärtigen Verflachung<br />

traditionell und <strong>in</strong> zahlreichen gegenwärtigen<br />

Ansätzen immer noch die<br />

Chance besteht, das Proprium unseres<br />

Bildes vom Menschen und der Gesellschaft<br />

<strong>in</strong> reale Politik umzusetzen.<br />

Genau das wäre zu bedenken, wenn e<strong>in</strong><br />

SPD-Oberbürgermeister e<strong>in</strong> <strong>Unitas</strong>-Haus<br />

besucht oder der Verbandszeitschrift e<strong>in</strong><br />

ausführliches Interview gibt, oder wenn e<strong>in</strong><br />

früherer FDP-Grande den Neujahrsempfang<br />

unserer lieben „Mutter Salia“ beehrt.<br />

Bernhard Mihm, Paderborn<br />

„Sehr merkwürdig“<br />

Liebe Bundesbrüder,<br />

mit großer Verwunderung und Verärgerung<br />

habe ich <strong>in</strong> der UNITAS 2/2012 den Beitrag<br />

von Bbr. Adam über den Auftritt von K.<br />

K<strong>in</strong>kel (Außenm<strong>in</strong>ister a. D.) bei der Salia <strong>in</strong><br />

Bonn gelesen.<br />

Zunächst e<strong>in</strong>mal ist es sehr merkwürdig,<br />

dass e<strong>in</strong> Politiker, der e<strong>in</strong>e klar vom<br />

unitas 3/2012 255<br />

>>


Doetsch, Werner– 30455 Hannover, Kamerunweg<br />

katholischen Lehramt verurteilte Abtreibungsgesetzgebung<br />

mit se<strong>in</strong>er Partei propagiert<br />

und durchgesetzt hat (Evangelium<br />

Vitae 59:„Aber <strong>in</strong> die Verantwortung mite<strong>in</strong>bezogen<br />

s<strong>in</strong>d auch die Gesetzgeber, die<br />

Abtreibungsgesetze gefördert und beschlossen<br />

haben“; EV 72: „Die Gesetze, die<br />

Abtreibung und Euthanasie zulassen und<br />

begünstigen, stellen sich also nicht nur radikal<br />

gegen das Gut des e<strong>in</strong>zelnen, sondern<br />

auch gegen das Geme<strong>in</strong>wohl und s<strong>in</strong>d<br />

daher ganz und gar ohne glaubwürdige<br />

Rechtsgültigkeit.“), die Möglichkeit erhält<br />

256<br />

unitas 3/2012<br />

bei der <strong>Unitas</strong>, se<strong>in</strong>e Propaganda zu verbreiten.<br />

Noch mehr verwundert die Charakterisierung<br />

des Vortrages von K. K<strong>in</strong>kel: „Kurzweilig,<br />

mit Anekdoten aufgelockert“, „spannend“,<br />

„der bekennende Schwabe blieb<br />

ke<strong>in</strong>e Antwort schuldig“. Da steht also e<strong>in</strong><br />

dt. Ex-Regierungsmitglied und redet (Zitat)<br />

von „Wahlen <strong>in</strong> den USA, Ch<strong>in</strong>a, Frankreich<br />

und Russland“. Und die <strong>Unitas</strong> applaudiert.<br />

E<strong>in</strong>e Schande!<br />

Für Russland mag man diese merkwürdige<br />

Formulierung e<strong>in</strong>em FDPler gerade<br />

noch durchgehen lassen (Die FDP kümmert<br />

sich ja eh mehr ums Geld, als um die<br />

Menschen), aber wer im Zusammenhang<br />

mit Ch<strong>in</strong>a von Wahlen redet, steht doch e<strong>in</strong>deutig<br />

nicht auf dem Boden der Ideen von<br />

1848. Damit ist dieser Herr e<strong>in</strong>deutig e<strong>in</strong><br />

„Fe<strong>in</strong>d“ unitarischer Grundideen. Hier wurden<br />

wohl dem verme<strong>in</strong>tlichen Prestige<br />

e<strong>in</strong>es bekannten Redners die unitarischen<br />

Pr<strong>in</strong>zipien geopfert.<br />

S.i.u., Albrecht Pachl<br />

<strong>Unitas</strong> Hetania / <strong>Unitas</strong> Cheruskia<br />

Wir gratulieren!<br />

GEBURTSTAGE<br />

IM OKTOBER, NOVEMBER, DEZEMBER


60 Jahre GV-Beschluss von Bochum:<br />

FAHRT DER UNITAS ZUR FRANZ-HITZE-GEDÄCHTNISKIRCHE NACH HASSELROTH-NEUENHASSLAU BEI GELNHAUSEN<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong> / Hasselroth-Neuenhaßlau.<br />

Mitten <strong>in</strong> der hessischen Diaspora<br />

des Ma<strong>in</strong>-K<strong>in</strong>zig-Kreises, zwischen Hanau<br />

und Gelnhausen, steht die Franz-Hitze-<br />

Gedächtniskirche „Maria Hilfe der Christen“.<br />

Sie ist e<strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>od, <strong>in</strong> dem sich christlicher<br />

Geist und solidarische Tatkraft der<br />

UNITAS widerspiegeln.<br />

Auf Beschluss der 75. <strong>Generalversammlung</strong>,<br />

die im Juli 1952 <strong>in</strong> Bochum<br />

tagte, entschied sich der UNITAS-Verband,<br />

die Patenschaft für den Bau e<strong>in</strong>er Kirche <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Arbeiter- und Flüchtl<strong>in</strong>gsdorf zu<br />

übernehmen. Im GV-Beschluss hieß es:<br />

„Sie wird den Namen ,Franz Hitze-Gedächtniskirche‘<br />

führen. Die Verbandskasse stellt<br />

aus ihren Mitteln e<strong>in</strong>en namhaften Betrag<br />

für diesen Zweck zur Verfügung. In e<strong>in</strong>em<br />

besonderen Rundschreiben wird sich die<br />

Verbandsführung an alle Bundesbrüder<br />

mit der Bitte wenden, diesen Kirchenbau<br />

nach Kräften zu unterstützen.“ – So geschah<br />

es. Näheres f<strong>in</strong>det sich im UNITAS-<br />

Handbuch, Band IV.<br />

Das diamantene Jubiläum dieses Beschlusses<br />

nahm der Verband zum Anlass,<br />

am letzten Tag des Krone-Sem<strong>in</strong>ars im<br />

März 2012 an e<strong>in</strong>er Hl. Messe <strong>in</strong> der Franz-<br />

Hitze-Gedächtniskirche von Neuenhaßlau<br />

teilzunehmen. Es chargierten der hohe<br />

Vorort UNITAS Franko-Sa‘xonia Marburg<br />

mit VOP Bbr. Kilian Schmiz und Bbr. Franz<br />

Hitzes Heimatvere<strong>in</strong> UNITAS Hetania<br />

Würzburg mit Senior He<strong>in</strong>z Richter. An-<br />

schließend hielt Bbr. Prälat Prof. Dr. Lothar<br />

Roos <strong>in</strong> der Kirche e<strong>in</strong>en Vortrag zum<br />

Thema „Franz Hitze – Sozialpolitik aus<br />

dem Geist der katholischen Soziallehre“.<br />

Mit se<strong>in</strong>em lebendigen und engagierten<br />

Vortrag stieß er auf so großen Anklang,<br />

dass die Geme<strong>in</strong>de sich wieder<br />

mehr mit Franz Hitze, dem Namensgeber<br />

ihrer Kirche und ihres Geme<strong>in</strong>desaals, beschäftigen<br />

will. Auch e<strong>in</strong>e weitere Gedenktafel<br />

am E<strong>in</strong>gang der Kirche – der<br />

Grundste<strong>in</strong> und das Mosaik mit dem Porträt<br />

von Bbr. Franz Hitze bef<strong>in</strong>den sich an<br />

der Seite – ist gewünscht. Der Verbandsvorstand<br />

wird sich damit befassen.<br />

Christian Poplutz<br />

unitas 3/2012 259


260<br />

Zeitschrift des Verbandes<br />

der wissenschaftlichen<br />

kath. Studentenvere<strong>in</strong>e<br />

UNITAS<br />

Aachener Str. 29<br />

41564 Kaarst (Büttgen)<br />

ISSN 0344 - 9769<br />

unitas 3/2012<br />

<strong>Unitas</strong>, Aachener Str. 29, 41564 Kaarst (Büttgen),<br />

PVSt; DPAG, Entgelt bezahlt.<br />

Das Erlernen von Schlüsselqualifikationen ist e<strong>in</strong> wichtiger Meilenste<strong>in</strong><br />

auf dem Weg zu e<strong>in</strong>em erfolgreichen Berufse<strong>in</strong>stieg!“<br />

Bewerber- und Assessmentcenter-<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>in</strong> <strong>Münster</strong><br />

Liebe Bundesschwestern, liebe Bundesbrüder,<br />

vom 28. bis 30. August 2012 bietet die Stiftung <strong>Unitas</strong> 150 plus <strong>in</strong><br />

Zusammenarbeit mit der <strong>Unitas</strong> W<strong>in</strong>fridia zum zweiten Mal e<strong>in</strong><br />

Bewerber- und Assessmentcenter-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>in</strong> <strong>Münster</strong> an. Als<br />

Thema haben wir <strong>in</strong> diesem Jahr „Stärke De<strong>in</strong>e Stärken“ ausgewählt.<br />

Das Sem<strong>in</strong>ar hat das Ziel, die <strong>in</strong>dividuellen positiven Eigenschaften<br />

der Teilnehmenden, die für e<strong>in</strong> Bewerbungsverfahren von großer<br />

Bedeutung s<strong>in</strong>d, durch Vorträge und Übungen herauszuarbeiten.<br />

Gleichzeitig werden wichtige Themen und praktische Tipps für den<br />

Berufse<strong>in</strong>stieg vorgestellt und durch den persönlichen Austausch<br />

mit im Beruf stehenden Bundesbrüdern und Bundesschwestern<br />

abgerundet.<br />

E<strong>in</strong>geladen zur Teilnahme s<strong>in</strong>d alle Bundesschwestern und<br />

Bundesbrüder, die sich engagiert <strong>in</strong> Ihren Kooperationen e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen, das Vere<strong>in</strong>sleben zum Beispiel<br />

durch die Übernahme von Chargen oder durch das Ausgestalten unitarischer Veranstaltungen aktiv mitgestalten<br />

und vor allem Interesse an e<strong>in</strong>er aktiven Mitarbeit im Sem<strong>in</strong>ar haben.<br />

Für die <strong>in</strong>haltliche Ausgestaltung des Sem<strong>in</strong>ars konnte die F<strong>in</strong>anz- und Managementberatung zeb/ aus<br />

<strong>Münster</strong> gewonnen werden. zeb/ ist e<strong>in</strong> europaweit agierendes Unternehmen, das <strong>in</strong>sbesondere beratende<br />

Tätigkeiten im Bereich der F<strong>in</strong>anzwirtschaft durchführt. Zugleich bietet zeb/ umfassende<br />

Lösungsansätze für die Umsetzung von wirtschaftlichen sowie gesetzlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und<br />

zur Weiterentwicklung von Geschäftsideen an. Als Referent wird der Leiter des zeb/-Recruit<strong>in</strong>g, Burkhard<br />

Hanke, das unitarische Sem<strong>in</strong>ar mit Vorträgen zu verschiedenen Themen, e<strong>in</strong>igen praktischen<br />

Fallbeispielen und durch persönliche Gespräche mit den Teilnehmenden ausgestalten und für alle Fragen<br />

rund um das Bewerbungsverfahren zur Verfügung stehen.<br />

Die Anmeldung für das Sem<strong>in</strong>ar erfolgt über den Anmeldebogen auf der <strong>Unitas</strong>-Homepage.<br />

Anmeldeschluss ist der 10. August 2012. Die Kosten des gesamten Sem<strong>in</strong>ars trägt die Stiftung „<strong>Unitas</strong><br />

150 plus“. Wir freuen uns auf zahlreiche Bewerbungen!<br />

Mit herzlichen unitarischen Grüßen<br />

Oliver Laux-Ste<strong>in</strong>er<br />

Verb<strong>in</strong>dliche Anmeldungen für das Sem<strong>in</strong>ar: Oliver Laux-Ste<strong>in</strong>er, Hüb<strong>in</strong>gerweg 45, 56323 Waldesch,<br />

0171 1969797, E-Mail: laux-ste<strong>in</strong>er@gmx.de oder an bewerbertra<strong>in</strong><strong>in</strong>g@unitas.org.

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