135. Generalversammlung in Münster - Unitas

Dialogprozess in der katholischen Kirche
Deutschlands zu beteiligen. Vordringliches
Ziel ist dabei die Vertiefung des
eigenen Glaubens, das offene Gespräch
mit Glaubenssuchenden und die Übernahme
von Verantwortung. Ein weiterer
Appell richtet sich an alle Vereine, eigene
soziale Projekte vor Ort zu suchen und
ehrenamtlich aktiv zu unterstützen
(s. S. 167).
Eine dritte Resolution zur „Stärkung
von Demokratie und Toleranz in der
Bundesrepublik Deutschland (Münsteraner
Erklärung)“ ist nicht nur eine
Selbstverpflichtung, extremistischen
politischen Standpunkten entgegenzuwirken
und jegliche politisch motivierte
Gewalt zu verurteilen. Denn zur Unterzeichnung
sind alle Dachverbände eingeladen.
Der Ring katholischer deutscher
Burschenschaften (RKDB) hat dies
inzwischen getan und auch im Internet
zieht die Initiative ihre Kreise. Wer in einer
Korporation extremistische politische
Standpunkte propagiere, stelle sich außerhalb
der Werte und Bestimmungen seiner
Korporation, heißt es darin unter anderem.
Eine Korporation, die dies zulasse, stelle sich
außerhalb des korporativen Gefüges und
somit gegen ihre eigenen Prinzipien (die
Erklärung ist im vollen Wortlauf auf S. 194
abgedruckt).
Markenkern herausstellen
Nach zahlreichen großen und kleineren
Projekten in den vergangenen Jahren wird
sich der UV nun einer neuen Sozialen
Aktion im Senegal widmen. Schirmherr für
die Unterstützung eines kirchlichen
Jugend- und Erwachsenenbildungszentrums
in Thiés ist Erzbischof Bbr. Dr. Ludwig
Schick von Bamberg. Eine Entscheidung,
mit der der Verband sozusagen seinen
„Markenkern“ unterstreicht: Die Verpflichtung
zu aktivem, weltzugewandten Christentum,
wie auch die Redner beim Podium,
Kommers und Festakt betonten. Denn auch
hier wurde in inhaltlicher Hinsicht immer
wieder neu Aufbruchsstimmung angemahnt
und spürbar. Das GV-Motto, dem
„genius loci“ in der Stadt von Bbr. Franz
Hitze geschuldet, fokussierte auf ein unitarisches
Kernthema. Wie ein roter Faden zog
es sich durch die Veranstaltungen und
Diskussionen. Offensichtlich nicht zu
Unrecht.
Tradition der UNITAS
Denn derzeit seien die Christen und die
Kirche oft viel zu sehr mit sich selbst
beschäftigt, warnte etwa Weihbischof Bbr.
Wilfried Theising unter großem Applaus
der Kommerscorona: Mitten in einem großen
Veränderungsprozess gelte es, die großen
Fragen der Zeit nicht aus dem Auge zu
verlieren. Hier seien Christen zu mutigem
Zeugnis aufgerufen, so Theising. Ein-
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unitas 3/2012
Die Münsteraner Bundesbrüder waren gute Gastgeber: Linkes Foto: Der Vorsitzende des örtlichen Vorbereitungsteams
Bbr. Hendrik Koors. Auf dem rechten Foto (von rechts): Der Vorsitzende des AHV der Winfridia
Bbr. Marcus Baumann-Gretza sowie die Münsteraner BbrBbr. Mark Campbell und Dr. Michael Rauterkus.
drücklich erinnerte er an die Verbandstradition
und zahlreiche Lebenszeugnisse aus
dem UV, an in Wissenschaft, Kirche und
Politik tätige Persönlichkeiten, die als
Wegbereiter führend an der Entwicklung
und praktischen Umsetzung der katholischen
Soziallehre beteiligt waren.
Auch das Podium mit Bbr. Prof. Dr. Lothar
Roos (UNITAS Freiburg) und Staatssekretär
a. D. Bbr. Dr. Jürgen Aretz (UNITAS-Salia
Bonn) warb um ein neues selbstbewusstes
und kluges Eintreten für die Prinzipien der
christlichen Sozialethik und das „bonum
commune“. Dabei dürfe man keine Kontroversen
scheuen, die Gefahren einer wertfreien
und gottlosen Gesellschaft zu entlarven.
Hier seien nicht nur die Vertreter der
Kirche zu vernehmbaren und klaren Stellungnahmen
gefordert. Vielmehr sei jeder
einzelne mit seinen Möglichkeiten gefragt.
Keine „geistige Kapitulation“
Dies unterstrich auch Bbr. Kardinal
Marx in seiner temperamentvollen Rede
beim Festakt. Nachdrücklich forderte er
eine mentale Wende – „auch gerade der
katholischen Christen.“ Wer glaube, es
gelte in Zeiten des Niedergangs möglichst
viel aus der Vergangenheit zu retten, habe
geistig kapituliert. „Wer sich als Nachhut
der Geschichte begreift, sowohl im religiösen
Leben, aber auch im sozialen und politischen
Bereich, der wird nicht die Zukunft
gewinnen“, erklärte Marx und plädierte für
eine kraftvolle, mutige, angstfreie und
selbstbewusste Auseinandersetzung mit
den Fragen der Zeit. Mit ihrem analytischen
Blick auf die Wirklichkeit komme gerade der
katholischen Soziallehre eine wichtige Rolle
zu, aber auch dem Engagement der Laien in
Politik, Gesellschaft und Wissenschaft.
Nicht zuletzt sei die Soziallehre untrennbar
mit der von Papst Benedikt geforderten
neuen Evangelisierung verbunden. „Es
lohnt, sich mit der großen Soziallehre der
Kirche zu beschäftigen. Wir müssen aus
ihrem großen Schatz das hervorholen, was
heute in die aktuelle Debatte hineingehört
und vor allen Dingen mental umrüsten:
Vom Zustand der Vergangenheitsorientierung
auf Gegenwart und Zukunft. In der
Überzeugung, dass wir damit und mit dem,
was wir in der Soziallehre zu sagen haben,
geistig zur Vorhut gehören!“
Ein klarer Auftrag
Dieser Aufruf zu neuem Mut und zum
Aufbruch kommt zur rechten Zeit: Die
Verlebendigung der unitarischen Prinzipien
bedarf einer ständigen Vergewisserung
über Herkunft und Aufgaben heute. Dies
umso mehr für eine völlig neue Aktivengeneration,
angesichts grundstürzender
Veränderungen an den Universitäten und
erheblicher Anfragen an das Selbstverständnis
des Akademikers in der Welt von
heute.
Insgesamt wird die 135. GV als ein fröhliches
Fest in Erinnerung bleiben, bei dem
wieder einmal eine steigende Anzahl junger
Aktiver die Szene prägte. Aber es war auch
eine GV, deren Schwergewichtsthema nun
nach konkreter Antwort verlangt. Dass hier
in den einzelnen Vereinen sehr viel zur Vermittlung
von Grundkenntnissen getan werden
kann, liegt nicht nur auf der Hand, sondern
ist ein klarer Auftrag aus der Verbandstradition.
Münster war für einen neuen
Impuls der passende Ort. Für dessen konkrete
Umsetzung ist jeder Ort der richtige.
HINWEIS: Bildimpressionen zur Generalversammlung
hat die UNITAS
Ruhrania in zwei kleinen Filmen
zusammengestellt. Sie sind im eigenen
Kanal bei Youtube unter dem
Suchbegriff „Ruhrania“ zu finden.