135. Generalversammlung in Münster - Unitas
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<strong>Münster</strong>aner Erklärung gegen politischen Extremismus<br />
„STUDENTEN- UND AKADEMIKERVERBÄNDE STÄRKEN DIE DEMOKRATIE“<br />
MÜNSTER / MARBURG. Der <strong>Unitas</strong>-Verband hat anlässlich se<strong>in</strong>er <strong>135.</strong> <strong>Generalversammlung</strong> <strong>in</strong> <strong>Münster</strong> e<strong>in</strong> deutliches Zeichen gegen<br />
Extremismus <strong>in</strong> Studentenverb<strong>in</strong>dungen und für die Stärkung der Demokratie <strong>in</strong> Deutschland gesetzt. Herzstück der <strong>Münster</strong>aner<br />
Erklärung ist die Selbstverpflichtung, extremistischen politischen Standpunkten entgegenzuwirken, und die Verurteilung jeglicher politisch<br />
motivierten Gewalt. Damit verbunden ist der Aufruf an alle Dachverbände, die Erklärung ebenfalls zu unterzeichnen.<br />
Mit ihren Pr<strong>in</strong>zipien virtus, scientia und<br />
amicitia stehe die <strong>Unitas</strong> für <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären,<br />
generationenübergreifenden Diskurs,<br />
heißt es <strong>in</strong> der Präambel, für die Übernahme<br />
von Verantwortung <strong>in</strong> Staat, Kirche und<br />
Gesellschaft sowie für e<strong>in</strong> weltzugewandtes<br />
Christentum und für den Schutz des Lebens<br />
und der Schöpfung. Diesen Leitl<strong>in</strong>ien und<br />
dem Erbe berühmter Unitarier wie dem EU-<br />
Gründervater Robert Schuman, dem Würzburger<br />
Märtyrer Georg Häfner und den Lübecker<br />
Märtyrern Johannes Prassek und<br />
Eduard Müller verpflichtet, erwachse jedem<br />
Unitarier die Aufgabe, sich gegen Hass und<br />
Gewalt und für Menschenliebe und Gerechtigkeit<br />
e<strong>in</strong>zusetzen. Hier der Wortlaut der<br />
Erklärung:<br />
„Seit jeher waren Universitäten nicht<br />
nur Horte des Wissens, sondern auch Orte,<br />
an denen die Jugend zur Ausbildung für ihr<br />
späteres Wirken <strong>in</strong> Gesellschaft und Staat<br />
zusammenkam. Von überall her strömten<br />
Studenten an die Hochschulen und organisierten<br />
sich <strong>in</strong> Gruppen, den Ursprüngen der<br />
heutigen Studentenverb<strong>in</strong>dungen. Diese<br />
entwickelten sich zum tragenden Element<br />
des studentischen Lebens an den Hochschulen<br />
und waren Heimat für die Neuankömml<strong>in</strong>ge.<br />
Studentische Vere<strong>in</strong>igungen waren jedoch<br />
immer auch geistige K<strong>in</strong>der ihrer Zeit<br />
und somit unmittelbar und mittelbar an<br />
den geistigen, politischen und auch revolutionären<br />
Strömungen jeder Epoche beteiligt.<br />
Sie trugen Aufklärung und Romantik<br />
wie Nationalismus und Liberalismus. Sie<br />
spiegelten den bürgerlichen Konservatismus<br />
um 1900 gleichsam wie die <strong>in</strong>nere<br />
Zerrissenheit des Nachkriegseuropas <strong>in</strong> der<br />
Weimarer Zeit wider.<br />
So bot die Studentenschaft an den deutschen<br />
Hochschulen der nationalsozialistischen<br />
Ges<strong>in</strong>nung e<strong>in</strong>en fruchtbaren Nährboden.<br />
Aber wie <strong>in</strong> allen anderen Schichten<br />
der deutschen Bevölkerung entwickelte sich<br />
<strong>in</strong> der Studentenschaft und <strong>in</strong> den studentischen<br />
Korporationen auch Widerstand. Es<br />
gab <strong>in</strong> den studentischen Verb<strong>in</strong>dungen<br />
Unterstützer, Mitläufer und Gegner des<br />
Nationalsozialismus.<br />
Nach der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges<br />
befanden sich die Korporationen<br />
ebenso wie die gesamte Gesellschaft im<br />
Wiederaufbau. Man besann sich neu auf die<br />
bewährten Werte und geistigen Traditionen<br />
194<br />
unitas 3/2012<br />
VOP Kilian Schmiz begründet die vom Vorort e<strong>in</strong>gebrachte Resolution gegen politischen Extremismus.<br />
der christlichen oder humanistisch-aufklärerischen<br />
Ursprünge.<br />
Die akademischen Studentenverbände<br />
verstehen sich als Geme<strong>in</strong>schaften, die den<br />
Studenten Heimat se<strong>in</strong> und zu ihrer Persönlichkeitsentwicklung<br />
beitragen wollen: Vernunft<br />
und Recht sowie basisdemokratische<br />
Organisation sollen junge Menschen zu verantwortungsbewussten<br />
Mitgliedern unserer<br />
demokratisch verfassten Gesellschaft erziehen.<br />
Im H<strong>in</strong>blick auf Europa als unsere<br />
geistige Heimat sollen sie zu Weltoffenheit<br />
und Toleranz angeleitet werden. Sie sollen<br />
dazu bereit se<strong>in</strong>, gegen jedwede Art von<br />
antidemokratischem und <strong>in</strong>tolerantem<br />
Denken und Handeln deutlich Position zu<br />
beziehen. Dies gilt <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Bezug<br />
auf die Diskrim<strong>in</strong>ierung von Personen aufgrund<br />
von Abstammung, Rasse, Heimat,<br />
Herkunft und Beh<strong>in</strong>derung.<br />
Aus diesem demokratischen Selbstverständnis<br />
heraus wird von allen <strong>in</strong> Studenten-<br />
und Akademikerverbänden organisierten<br />
Korporationen die offene und <strong>in</strong>ten-<br />
sive Ause<strong>in</strong>andersetzung mit Fragen der<br />
Zeit und der Gesellschaft gewünscht und<br />
gefördert. Wer h<strong>in</strong>gegen im Rahmen se<strong>in</strong>er<br />
Mitgliedschaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Korporation extremistische<br />
politische Standpunkte propagiert,<br />
stellt sich außerhalb der Werte und Bestimmungen<br />
se<strong>in</strong>er Korporation. E<strong>in</strong>e Korporation,<br />
die dies zulässt, stellt sich außerhalb<br />
des korporativen Gefüges und somit gegen<br />
ihre eigenen Pr<strong>in</strong>zipien.<br />
Die unterzeichnenden Korporationen<br />
und Verbände verpflichten sich daher, extremistischen<br />
politischen Standpunkten entgegenzuwirken<br />
und verurteilen die Anwendung<br />
jeglicher politisch motivierten Gewalt.<br />
Sie verpflichten sich gemäß ihren Pr<strong>in</strong>zipien,<br />
ihre Mitglieder zu e<strong>in</strong>em gesellschaftlich<br />
verantwortungsvollen Leben anzuhalten.“<br />
Verabschiedet durch die <strong>135.</strong> Generaralversammlung<br />
des <strong>Unitas</strong>-Verbandes.<br />
<strong>Münster</strong>, den 19. Mai 2012<br />
Kilian Schmiz, Vorortspräsident