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Greifswald blockiert - webMoritz

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moritzTitelBitte beehrenSie uns nie wieder!Am 1. Mai versammelten sich rund 3 500 Protestler, um den demonstrierendenNationalsozialisten zu zeigen, dass für sie in der Hansestadt <strong>Greifswald</strong> kein Platzist. Am Ende des Tages hatten viele Einwohner der Stadt allen Grund zu jubeln.Reportage: Laura-Ann Schröder // Fotos: Ronald SchmidtIch hoffe, dass ich den NPD-Demonstrationszug nichtsehen muss, dann haben wir erfolgreich <strong>blockiert</strong> -Yvonne Görs spricht aus, was sich viele Vereine am 1.Mai erhofften. Als eine von mehreren Mahnwachen stand siestellvertretend, gemeinsam mit anderen, für das „JugendzentrumKlex“ und dem „Stadtjugendring“ an der Anklamer StraßeEcke Schönwalder Landstraße. Schon am Morgen kamenbereits fünfzig Leute aus Stralsund, um sich zu informieren.Der Tag begann sonnig, doch kalter Wind sorgte für relativniedrige Temperaturen. Die ersten Demonstranten sammeltensich morgens am Rubenowplatz, um kurze Zeit spätergemeinsam mit weiteren Protestierenden ein Zeichen gegenFremdenfeindlichkeit zu setzen. Sowohl die Stadt <strong>Greifswald</strong>,als auch Universität und Schulen sowie zahlreiche andereOrganisationen und Vereine engagierten sich im Vorfeldstark für eine friedliche, aber bestimmte Demonstration gegendie Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD).Der gut gelaunte Demokratiezug setzte sich Richtung RigaerStraße in Bewegung und lief zielgerichtet zum dort stattfindenenDemokratiefest.Gegen elf Uhr traf der Zug mit den bereits erwarteten Nationalsozialistenein. Ein Block rasierter Köpfe lief über denBahnsteig in Richtung Busbahnhof Süd. Die ersten Fahnenwurden unter der Menschenmenge verteilt. Sie reihten sichauf und begannen ihre Flaggen in eine geeignete Position zubringen. Beim Anblick der Aufstellung lief einem ein kalterSchauer über den Rücken und kopfschüttelnd konnte manfast nicht glauben, dass das alles wirklich erlaubt war.Gleichzeitig hatten sich bereits die ersten Sitzblockaden,sowohl in der Schönwalder Landstraße als auch in derHeinrich-Hertz-Straße, gebildet. Sie folgten dem Aufruf desBündnisses „1. Mai – <strong>Greifswald</strong> Nazifrei“ und waren auchnach mehrmaliger Aufforderung der Polizei nicht bereitden Weg für die Nazis freizugeben. Die Polizei begann mitder angekündigten Räumung. „Die Polizei ist bis auf einigeAusnahmen relativ vernünftig bei den Räumungen vorgegangen.Die Stimmung unter den Demonstranten war sehrgut“, erklärt Tom Koenig*. Mittlerweile war es schon nachhalb eins. Die Protestierenden hatten den Faschisten bereitseineinhalb Stunden ihrer Demonstrationszeit genommen.Dann kam das, was viele schon vermutet hatten. Die Routeder NPD wurde geändert und lief die Hans-Beimler-Straßeentlang. Das Aufgebot der Polizei sperrte sämtliche Seitenstraßen,um Störungen zu vermeiden. Die Fahnen der Nationalsozialistenwaren wieder ordentlich positioniert – esschien bald, als seien Winkel abgemessen worden, wie sie zuhalten waren. Aus dem Lautsprecherwagen ertönte „DeutscheArbeitgeber, Deutsche Arbeitnehmer“. Die dumpfe Parolewurde lautstark von den NPD-Anhängern nachgegrölt.Doch der Buschfunk auf der Gegenseite schien gut zu funktionieren.Egal wohin der NPD-Zug marschierte, es entstandenimmer wieder Blockaden. Am Ende blieb ihnen nur eins:der Rückzug. Von allen Seiten <strong>blockiert</strong>, mussten sie zurückzum Bahnhof Süd. Ein großer Erfolg für alle Gegendemonstranten.Jubelnd standen sie an den Straßenseiten und gabennoch mal richtig Gas mit ihren Gesängen. Sie hatten ihr Zielerreicht: sie haben die NPD-Demo erfolgreich <strong>blockiert</strong> undauch Yvonne Görs musste den Zug nicht an ihrer Mahnwachevorbeilaufen sehen. Jedoch ließ man es sich seitens der NPDnicht nehmen, doch noch so etwas wie eine abschließendeKundgebung zu halten. Dabei kamen sie gänzlich von ihremeigentlichen Demonstrationsthema „Unsere Heimat – unsereArbeit“ ab und brachten geschichtliche Ereignisse aus ihrerSicht hervor. Nach Beendigung der Veranstaltung wurden dieStraßen zwar leerer, aber die Angst vor Ausschreitungen undÜbergriffen stieg. Die Polizei stand jedoch wie eine schützendeGrenze zwischen NPDlern und Gegendemonstranten.Schlussendlich hat <strong>Greifswald</strong> die Nazis in ihre Schrankenverwiesen. Hoffen wir, dass dies bei jeder NazidemonstrationGang und Gebe wird.* Name von der Redaktion geändertYvonne Görs, 39will die Nazis nichtmarschieren sehenv GreifsWelt | 25

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