moritzTitelDaten und Informationen zur NPDZusammenstellung: Laura-Ann Schröder // Grafische Gestaltung: Daniel FockeBundesweitMitglieder: 1996 3 5002008 7 0002010 6 600Durchschnittsalter: 37 Jahre(damit niedrigster Wert im Parteienvergleich)Frauenanteil: 27 %Vorsitz:Udo VoigtGründung: 1964staatl. Zuschüsse: 1 176 446 EuroBundestagswahlergebnisse:1965 2,0 % 1990 0,3 %1969 4,3 % 1994 n.a.1972 0,6 % 1998 0,3 %1976 0,3 % 2002 0,4 %1980 0,2 % 2005 1,6 %1983 0,2 % 2009 1,5 %1987 0,6 %Quellen: www.bpb.de; www.bundeswahlleiter.deMecklenburg -Vorpommernmoritz-Grafik: Daniel Focke // Kartenvorlage: Maximilian Dörrbecker (CC-BY-SA-3.0)Landtagswahlergebnisse: 1990 0,2 % 2002 0,8 %1994 0,1 % 2006 7,3 %1998 1,1 %Momentan ist die NPD mit 6 von 71 Abgeordneten im Landtagvertreten. Die nächsten Landtagswahlen sind am 04. 09.2011.Quelle: Statistisches Amt Mecklenburg-VorpommernWissenswertesStraftaten mit rechtsextremistischenHintergrund in MV2003 253 2007 4702004 246 2008 7952005 295 2009 8232006 310Folgen:Von 1000 Befragten haben 7 Prozent aufGrund von rechter Gewalt, Übergriffen aufAusländer und Wahlerfolgen rechtsextremerParteien ihr Urlaubsziel geändert. Etwa400 000 Gäste blieben fern.Ausländische Bevölkerung 2009:Mecklenburg-Vorpommern 2,3 %Bundesweit 8,7 %Quellen: Verfassungsschutzbericht des Landes Mecklenburg-Vorpommern;Statistische Ämter des Bundes und der Länder; www.focus.de30 | GreifsWelt v
» Das Gesetz ist nichtmenschenfreundlich «Wie leben Flüchtlinge in Vorpommern? moritz sprach mit Elena Stoll und CaroMatz vom Psychosozialen Zentrum für Migranten (PSZ) aus <strong>Greifswald</strong> über denAlltag vieler Menschen zwischen Hoffnung und Asylbewerberleistungsgesetz.Interview: Gjorgi Bedzovski & Ole Schwabe // Foto: Gjorgi BedzovskiWas ist das PSZ und was macht ihr konkret?Caro: Das PSZ in Vorpommern ist eine Beratungsstelle fürFlüchtlinge, getragen vom Kreisdiakonischen Werk <strong>Greifswald</strong>Ostvorpommern e.V. In der Beratungsstelle gibt es zurzeitein Projekt, bei dem wir beide angestellt sind. Es heißt„Psychosoziale Beratung und Begleitung von Flüchtlingenund Asylbewerbern in Vorpommern“. Das bedeutet, dass wirin die verschiedenen Asylbewerberheime in Vorpommernfahren und die Leute auch zu uns in die Beratungsstelle nach<strong>Greifswald</strong> kommen können.Seid wann arbeitet ihr beim PSZ und welchen Hintergrundhabt ihr?Caro: Ich habe in <strong>Greifswald</strong> Skandinavistikund Deutsch als Fremdsprachestudiert. Darüber bin ich dann vor fünfJahren in das damalige PSZ gekommen,weil ich einen Deutschkurs im Heimanbieten wollte.Elena: Ich habe in <strong>Greifswald</strong> Psychologiestudiert und arbeite seit einemJahr als Psychologin im PSZ. Davorhabe ich acht Monate als wissenschaftlicheMitarbeiterin am Uniklinikumgearbeitet.Wie sieht euer Arbeitsalltag aus?Elena: Jeder Tag ist anders. Ich beschreibeeinfach mal eine typischeWoche: Montags haben wir meistensBeratungsgespräche, entweder in<strong>Greifswald</strong> oder manchmal auch in anderenStädten, z.B. Anklam. Am Diens-(PSZ) in Vorpommerntag suchen wir Klienten in Demminoder Malchin auf. Ein typischer Mittwoch sieht so aus, dasswir in Jürgenstorf, einer ziemlich großen Gemeinschaftsunterkunftsind. Donnerstag ist Bürotag, da nach einem Besuchwie in Jürgenstorf viele Aufträge anfallen. Am DonnerstagNachmittag fahren wir ungefähr alle zwei Wochen in dieGemeinschaftsunterkunft nach Stralsund. Freitag ist, da wirbeide eine 30-Stunden-Stelle haben, normalerweise frei.Dazwischen versuchen wir noch Bedarfsberatung für das<strong>Greifswald</strong>er Heim anzubieten, sowie Öffentlichkeits- undNetzwerkarbeit zu machen.Caro Matz, 34 und Elena Stoll, 29vom Psychosozialen Zentrum für MigrantenWelche Aspekte eurer Arbeit schätzt ihr und welche nicht?Elena: Absolut bereichernd ist, dass man mit ganz unterschiedlichenLeuten aus verschiedenen Kulturen ins Gesprächkommt. Schwierig finde ich die asylrechtlichen Bestimmungen.Wenn beispielsweise eine schwer depressiveFrau, der es im Kreis ihrer Freunde tausendmal besser gehenwürde, nicht bei diesen in Hamburg leben darf. Es ist schwerdamit umzugehen, dass es Menschen richtig schlecht gehtund das nicht, weil es keine Handlungsmöglichkeiten gibt,sondern weil diese durch die rechtlichen Vorgaben eingeschränktwerden.Caro: Das sehe ich ähnlich. Ich glaube auch, dass man dieseArbeit nicht ewig machen kann, sonderndann auch wieder etwas braucht,wo mehr positive Energie erzeugt wird.Wo liegen die größten Hürden deutscherAmtsbürokratie im Alltag?Caro: Es sind oftmals viele Dinge, diefür uns klein aussehen, aus der Sichteines Menschen, der auf der Fluchtwar und Traumatisierendes erlebt hat,aber unlösbar erscheinen. Viele dürfenkein Konto eröffnen. Die medizinischeVersorgung beschränkt sich auflebenserhaltende und schmerzlinderndeMaßnahmen. Alles Weitere mussnicht vom Sozialamt finanziert werden.Wir hatten den Fall von einem jungenMann aus Togo, der während seinesAufenthalts durch einen Infekt seinGehör verloren hat. Das Einsetzen einesImplantats um seiner Ertaubungentgegen zu wirken, wurde nicht finanziert. Die Leute sindpermanent darauf angewiesen, dass ihnen jemand etwas genehmigt,sie haben kaum eigene Handlungsoptionen. DasGesetz ist schlicht nicht menschenfreundlich und in der Praxisoftmals diskriminierend.Ist das Absicht?Elena: Wenn so etwas unabsichtlich geschieht, wäre es in denletzten 14 Jahren sicherlich geändert worden.Elena und Caro, vielen Dank für das Gespräch!v GreifsWelt | 31