Lehramtsstu<strong>die</strong>rende der Freien Universität Berlin reflektieren ihre Unterrichtserfahrungen im PhysLab. Die Dozenten Stephanie Strelow (vorne links) und PhilippStraube (3. v. l.) geben Anregungen.wenigsten werden jedoch wie das PhysLabauch als Baustein in der <strong>Lehrerausbildung</strong>eingesetzt: Damit sie später nicht der berüchtigte„Praxisschock“ ereilt, sollen Lehramtsstu<strong>die</strong>rendehier bereits frühzeitig Unterrichtsversuchedurchführen, dabei <strong>die</strong>Lernprozesse der Schüler forschend beobachtensowie ihr eigenes Unterrichtshandelnkritisch reflektieren lernen. „Der Vorteilder Labore gegenüber der Schule ist, dass<strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden sicheren Boden unterden Füßen haben“, erklärt Professor CarstenSchulte von der Freien Universität. Sieseien mit den Räumlichkeiten und der technischenAusstattung vertraut, könnten zudem<strong>die</strong> Unterrichtseinheiten flexibler gestalten.„In der Schule müssen sie spätestensnach 45 Minuten abbrechen. Hier darfes dagegen auch länger dauern, wenn es<strong>für</strong> den Lernprozess förderlich ist.“Der Informatik-Didaktiker Schulte, der amFachbereich Mathematik und Informatikdas Schülerlabor MI.Lab leitet, hat im Rahmendes Projektes FU.<strong>MINT</strong> gemeinsammit Kolleginnen und Kollegen aus den anderenFächern den Ausbau der Schülerlaborezu Lehr-Lern-Laboren – also ihre Verzahnungmit der <strong>Lehrerausbildung</strong> – vorangetrieben.Beteiligt waren neben demPhysLab und dem MI.Lab auch das NatLabdes Fachbereichs Biologie, Chemie, Pharmazie.Entstanden sind in den einzelnenDisziplinen verschiedene fachdidaktischePraxisseminare, in denen <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>rendenje nach Seminar-Fokus Lehreinheitenund -materialien entwickeln oder Lernumgebungen<strong>für</strong> <strong>die</strong> Kinder einrichten. DenHöhepunkt bildet anschließend <strong>die</strong> praktischeUnterrichtserprobung mit wechselndenSchülergruppen.36 FU BerlinDeutsche <strong>Telekom</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Neue</strong> <strong>Konzepte</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>MINT</strong>-<strong>Lehrerausbildung</strong>
Frühe Bildung Unterricht & mehr Lehrerbildung Talentförderung ImpulseSo wie heute im PhysLab, wo <strong>die</strong> Sechstklässlerder Erich-Kästner-Schule sich mittlerweilein kleinen Teams zusammengefundenhaben und an ihren Arbeitsplätzen <strong>die</strong>Versuche vorbereiten. Geschickt hantierensie dabei mit Bechergläsern, zylinderförmigenKörpern aus Aluminium, Acryl undPlastik, Federkraftmessern sowie verschiedenfarbigenFlüssigkeiten. All <strong>die</strong>se Utensilienbenötigen sie, um <strong>die</strong> drei Hypothesenzu überprüfen, <strong>die</strong> sie zuvor gemeinsammit Madeleine Mennicken, ihrer „Lehrerinauf Zeit“, aufgestellt haben. Es geht darum,zu erforschen, von welchen Faktoren<strong>die</strong> Auftriebskraft abhängt: vom Materialdes Körpers, von seinem Volumen oder vonder Art der Flüssigkeit? Hier und da haben<strong>die</strong> Kinder anfangs noch Schwierigkeitenbeim Justieren des großen Stativs, an demder Federkraftmesser befestigt werden soll.Doch <strong>die</strong> Studentin ist immer schnell zurStelle, um zu helfen oder Fragen zu beantworten.Auch Madeleines Kommilitonen,<strong>die</strong> während der Einführung noch ganz hintenim Raum gesessen und das Geschehenkonzentriert beobachtet hatten, sindnun aktiv dabei und assistieren den Schülernbeim forschenden Lernen.Die Reflexion des Erlebten istentscheidendDas Gerüst der Unterrichtseinheit „Schwimmen,Schweben, Sinken“, <strong>die</strong> Madeleineheute durchführt, sei fest vorgegeben, erklärtder Physik-Didaktiker Philipp Straube,der als Dozent gemeinsam mit seiner KolleginStephanie Strelow das begleitende Bachelor-Seminarleitet. Gleichwohl könnten<strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden vor allem bei der Planungan vielen kleinen Stellschrauben drehen.„Ob jemand eine Skizze an <strong>die</strong> Tafel maltoder beim Erklären auf Hilfsmittel zurückgreift,bleibt ihm überlassen“, sagt Straube.Die Hochschule will ihre Lehramtskandidatenmit dem Praxistest im Schülerlabor inkleinen Schritten ans Unterrichten heranführen– „komplexitätsreduziert“, wie <strong>die</strong>Fachdidaktiker sagen –, anstatt sie späterins kalte Wasser zu werfen. So haben Untersuchungengezeigt, dass sich Stu<strong>die</strong>rendebei ihrem ersten Praktikum in der Schulehäufig überfordert fühlen, und in der Folgeihre berufsbezogene Selbstwirksamkeitserwartung,sprich: ihr Glaube an <strong>die</strong> eigeneKompetenz als Lehrerinnen und Lehrer, rapideabnimmt. Im Schülerlabor wende man<strong>die</strong>se Effekte ab, indem man <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>rendeneng betreue, sagt Dozentin StephanieStrelow. „Wir bereiten sie mit vielen gutenAnregungen auf ihren Einsatz vor, beobachtensie anschließend ganz genau beimUnterrichten und geben ihnen hinterher einFeedback. Und ein paar Tage später erprobensie <strong>die</strong> gleiche Stunde noch mal mit eineranderen Schülergruppe.“ Laut ProfessorVolkhard Nordmeier, Physik-Didaktikeran der Freien Universität und Leiter vonFU.<strong>MINT</strong>, ist insbesondere das theoriebezogeneFeedback, das zwischen den beidenDeutsche <strong>Telekom</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Neue</strong> <strong>Konzepte</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>MINT</strong>-<strong>Lehrerausbildung</strong> FU Berlin 37