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32 aktuelle Weine porträtiert von Spitzensommelière ... - Vinaturel

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Eine Weinreise | ChristmannChristmann | Eine WeinreiseNeue Ideen des VdP zur Reformder deutschen RegionenVINATUREL: Worin sehen Sie die wesentlichen Schwächen des gegenwärtigen Klassifizierungs-und Lagensystems? Wo liegen die Hauptfehler des Weingesetzes <strong>von</strong> 1971?Steffen Christmann: Es basiert auf einem extrem egalisierenden Ansatz. Alle Weinberge sindgleich, dabei kann da<strong>von</strong> keine Rede sein, denn natürlich unterscheiden sich Geologie,Topographie und Klima enorm. Gleichzeitig misst es die qualitative Einstufung eines <strong>Weine</strong>snur nach dem Zuckergehalt der Trauben und übersieht eine Vielzahl anderer Kriterien. Soentstand ein System, das es dem Konsumenten, aber auch dem Erzeuger völlig unmöglichmacht, sich an diesem System zu orientieren. Wenn man den Erzeuger nicht kennt, ist manvöllig verloren.VINATUREL: Welche Chancen eröffnet die EU-Weinmarktreform dem deutschen Weinbau?Steffen Christmann: Wir haben die Chance, endlich zu dem international verständlichenSystem, „je enger die Herkunft, umso höher die Qualität“, zu finden und so dem Verbrauchereine eindeutige Orientierung zu geben, ohne dabei neue Begriffe einführen zu müssen,denn jedem ist klar, dass ein Wein aus mehreren Ländern der EU geringwertiger ist als einLagenwein.VINATUREL: Was muss in Zukunft stärker herausgearbeitet werden, damit dem Kundendie Qualität des Weins sofort ersichtlich wird?Steffen Christmann: Wir müssen mit zunehmender Enge der Herkunft immer höhereAnforderungen stellen. Niedrigere Erträge, weniger, dafür traditionelle Rebsorten undreifere Trauben. Wenn diese Bedingungen <strong>von</strong> jedem Erzeuger eingehalten werden, dannlernt der Konsument schnell, dass ein Pfalz-Wein die Basis, ein Ortswein die Mittelstufe undein Lagenwein die Spitze hinsichtlich Authentizität und Individualität bei jedem Winzer ist.VINATUREL: Wie könnte eine solche Klassifizierung im Einzelnen ausgestaltet sein?Steffen Christmann: Wir denken an einen Ertrag <strong>von</strong> 120 hl/ha, alle Rebsorten und niedrigeMindestreife für Deutschen Wein, 90 hl/ha gebietstypische Sorten und gehobene Reife fürGebietsweine, 75 hl/ha für traditionelle Sorten und hohe Reife für Ortswein und 55 hl/hafür ganz wenige Qualitätssorten und sehr hohe physiologische Reife für Lagenweine.VINATUREL: Gibt es im internationalen Vergleich Vorbilder für eine Neuklassifizierung?Steffen Christmann: Die romanischen Länder und hier vor allem das Burgund sind einVorbild, da vieles so vergleichbar ist. Nur wenige Weinbauländer der Welt haben eine solcheLagentradition, kennen also den Unterschied der Herkünfte so genau wie wir – und geradewir haben darauf verzichtet diesen Vorteil zu nutzen, während nun selbst Kalifornier undAustralier anfangen, <strong>von</strong> ihren Weinbergen, ihren Terroirs zu reden.Steffen Christmann: Wir haben die Chance, endlich zu dem internationalverständlichen System, „je enger die Herkunft, umso höher die Qualität“, zu finden ...VINATUREL: Welche Interessenlagen verhindern derzeit eine Neuregelung, wie sie etwa derVDP präferiert?Steffen Christmann: Die Angst vor Veränderungen ist zu groß, vor allem bei denjenigen, dieohnehin schon in den letzten Jahren spüren, dass sie an der Aufwärtsentwicklung nicht richtigteilhaben, oft weil sie einfach so weitermachen, wie sie es schon immer getan haben. Sie sorgensich, ob ihre Kundschaft den Weg mitgehen wird. Oft sind diese wenig marktorientiertenErzeuger auch noch übermäßig stark in Gremien vertreten.VINATUREL: Ist, wenn die Lagenbezeichnung zu einem wesentlichen Qualitäts- und Unterscheidungskriteriumwird, an die historischen Lagen und ihre qualitätsbildende Funktionanzuknüpfen, oder hat hier eine Neubewertung und damit eine „Neugemarkung“ stattzufinden?Steffen Christmann: Da muss beides möglich sein. Natürlich gibt es die großartigen weltberühmtenWeinberge, die seit Jahrhunderten <strong>von</strong> qualitätsfanatischen Winzern bewirtschaftet werden.Es gibt aber natürlich auch die Dornröschen-Weinberge, deren Qualitätspotential dahinschlummertund die noch <strong>von</strong> einem Winzer wachgeküsst werden müssen. Ich bin mir unsicher, ob derGesetzgeber sich jemals trauen wird, eine wertende Abstufung der Weinberge vorzunehmen.Das müssen zunächst der Markt und die Erzeuger machen.814 VINATURELVINATUREL 15

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