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MORO - Gemeinsame Landesplanungsabteilung Berlin-Brandenburg

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Fachbeiträge<br />

Prof. Dr. Hans Heinrich Blotevogel<br />

Präsident der Akademie für Raumforschung und Landesplanung<br />

Die Bedeutung von Stadt–Land–Partnerschaften<br />

Der Begriff Stadt–Land–Partnerschaften hat sowohl in der<br />

nationalen Raumordnungspolitik als auch auf Ebene der EU<br />

seit etwa zehn Jahren Konjunktur. Großräumige Partnerschaften<br />

gehen dabei über die klassische Stadt–Land–Beziehung<br />

hinaus. Die Räume haben ein gemeinsames „territoriales<br />

Kapital“. Angestrebt ist ein Arbeiten auf gleicher Augen höhe.<br />

Wichtige Voraussetzungen für tragfähige Partnerschaften<br />

sind Prozessorientierung, Dynamik und Konsensprinzip.<br />

Die Prozesse der Zusammenarbeit müssen vom „Government“<br />

zur „Governance“ entwickelt werden – kurz: nicht „gut, dass<br />

wir darüber gesprochen haben“, sondern „wir verein baren,<br />

wie die Dinge umgesetzt werden“.<br />

Typische Koope rationsfelder sind horizontale Kooperationen<br />

in den Bereichen Wirtschaft, Landwirtschaft, Wissenschaft,<br />

Kultur, Tourismus, Energie, Verkehr, Umwelt u.a.m. Mit diesem<br />

Partnerschaftsansatz werden tradierte Sichtweisen angepasst.<br />

Eine Abkehr von der traditionellen Großstadtfeindlichkeit<br />

hin zur Vielfalt von Stadt, kleineren Zentren im Raum<br />

und einem Bewusstsein für „das Land als Stärke“. Damit ist<br />

kein Paradigmenwechsel im Sinne einer Abkehr vom Ausgleich<br />

zwischen Stadt und Land gemeint, sondern eine Neuorientierung<br />

auf notwendige Voraussetzungen tragfähiger Partnerschaften.<br />

Das Raumordnungs–Leitbild „Wachstum und Innovation“ der<br />

Ministerkonferenz für Raumordnung (2006), das den <strong>MORO</strong>–<br />

Vorhaben zugrunde liegt, ist im fachpolitischen wie wissenschaftlichen<br />

Bereich kontrovers diskutiert worden. Teilweise<br />

wurde eine Abkehr vom bisherigen Ausgleichsziel „Schaffung<br />

gleichwertiger Lebensverhältnisse“ zwischen Stadt und<br />

Land unterstellt. Tatsächlich wird endlich die Rolle der gro ßen<br />

Städte und Verdichtungsräume für die Raumentwicklung angemessen<br />

berücksichtigt. Das tradierte Ressourcentransferdenken<br />

wird überwunden.<br />

Heute stehen alle Gebietskategorien – Metropolregionen<br />

ebenso wie ländliche Räume – mit ihren spezifischen Heraus­<br />

3<br />

forderungen, Problemen und Entwicklungschancen im Fokus<br />

(„place based approach“). Die territoriale Vielfalt wird dabei<br />

als Stärke gesehen. Komplementäre regionale Stärken können<br />

durch territoriale Kooperationen genutzt werden.<br />

Stadt–Land–Partnerschaften solch neuer Ausrichtung und<br />

neuen Zuschnitts haben Chancen und Grenzen. Wichtig ist,<br />

die Erwartungen auf ein realistisches Maß zu begrenzen – zu<br />

hoch gesteckte Erwartungen würden zwangsläufig zu Enttäuschungen<br />

führen.<br />

Aktuelle zivilgesellschaftliche Fragen wie „Stuttgart 21“,<br />

machen Anforderungen an die Weiterentwicklung der bisherigen,<br />

formalisierten Öffentlichkeitsbeteiligung deutlich.<br />

Diesen Aufgaben wird man sich in Zukunft stellen müssen.<br />

Ansätze, welche die Bürgerbeteiligung als „lästige Pflicht“<br />

begreifen, sind nicht zukunftsfähig. Der Prozess des Umdenkens<br />

hat aber bereits begonnen.

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