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Biotopverbundkonzept - Gemeinsame Landesplanungsabteilung ...

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Forschungsinstitut für Bergbaufolgelandschaften e.V.<br />

Beak Consultants GmbH<br />

<strong>Biotopverbundkonzept</strong> für den Bereich<br />

des Tagebaus Welzow-Süd:<br />

Kompensation der Unterbrechung des<br />

Biotopverbundes durch den TA I<br />

1<br />

Anwendungsorientierte Forschung<br />

für nachhaltige Lösungen


Planungsträger<br />

für die Fortschreibung des Braunkohlenplans Welzow-Süd:<br />

<strong>Gemeinsame</strong> <strong>Landesplanungsabteilung</strong> Berlin-Brandenburg GL ¾, Potsdam/ Cotbus<br />

Regionaler Planungsverband Oberlausitz-Niederschlesien, Bautzen<br />

Auftraggeber<br />

Vatenfal Europe Mining AG Cotbus, Abt. Rekultivierung/ Naturschutz<br />

Vom-Stein-Straße 39, 03050 Cotbus<br />

Auftragnehmer<br />

Forschungsinstitut für Bergbaufolgelandschaften e.V., Brauhausweg 2, 03238 Finsterwalde<br />

Beak Consultants GmbH, Am St. Niclas Schacht 13, 09599 Freiberg<br />

Bearbeiter<br />

Dr. Christian Hildmann (FIB)<br />

Dr. Reinhard Reißmann (Beak)<br />

Kontakt<br />

Forschungsinstitut für Bergbaufolgelandschaften e.V. (FIB)<br />

Brauhausweg 2<br />

03238 Finsterwalde<br />

Tel. 03531/ 7907-0<br />

www.fib-ev.de, fib@fib-ev.de<br />

Amtsgericht Cotbus – Vereinsregister VR 3792<br />

Geschäftsführung: Dr. Michael Haubold-Rosar<br />

Auskunft zu der vorliegenden Studie:<br />

Dr. Christian Hildmann, c.hildmann@fib-ev.de, 03531 7907-25<br />

Stand: 22.03.2013<br />

Photo Titel: Bergbaufolgelandschaft im Tagebau Welzow (Wolkenberg) (Hildmann, 2011)<br />

2


<strong>Biotopverbundkonzept</strong><br />

für den Tagebau Welzow-Süd<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1.Veranlasung und Aufgabenstelung .5<br />

2.Vorbemerkung .5<br />

3.Ausgangsituation .6<br />

3.1 Konzept des Biotopverbundes .6<br />

3.2 Untersuchungsraum .7<br />

3.3 Untersuchte Biotopgruppen .8<br />

3.4 Bisherige <strong>Biotopverbundkonzept</strong>e für das Untersuchungsgebiet .8<br />

3.5 Biotopstrukturen und bisheriger Verbund im Raum des Tagebaus Welzow .11<br />

3.5.1 Waldbiotope .11<br />

3.5.2 Feuchtbiotope .12<br />

3.5.3 Trockenbiotope .12<br />

4.Zerschneidungswirkung des TA I/ ÄTA I .14<br />

4.1 Rahmenbedingungen des TA I .14<br />

4.2 Unterbrechung von Biotopverbundfunktionen .15<br />

4.2.1 Waldbiotope .15<br />

4.2.2 Trockenbiotope .16<br />

4.2.3 Feuchtbiotope .17<br />

5.Entwicklungskonzept für einen kontinuierlichen Biotopverbund .18<br />

5.1 Waldbiotope .18<br />

5.2 Feuchtbiotope .22<br />

5.3 Trockenbiotope .23<br />

6.Zusammenfasung .27<br />

7.Literatur .28<br />

3


<strong>Biotopverbundkonzept</strong><br />

für den Tagebau Welzow-Süd<br />

<strong>Biotopverbundkonzept</strong> für den Bereich<br />

des Tagebaus Welzow-Süd:<br />

Kompensation der Unterbrechung des<br />

Biotopverbundes durch den TA I<br />

Auftraggeber<br />

Vatenfal Europe Mining AG Cotbus, Abt. Rekultivierung/ Naturschutz<br />

Vom-Stein-Straße 39, 03050 Cotbus<br />

Auftragnehmer<br />

Forschungsinstitut für Bergbaufolgelandschaften e.V.,<br />

Brauhausweg 2, 03238 Finsterwalde<br />

Dr. Christian Hildmann (FIB, Leiter der Abteilung Gewäsersanierung/ Naturschutz)<br />

Dr. Michael Haubold-Rosar (FIB, Direktor)<br />

Beak Consultants GmbH<br />

Am St. Niclas Schacht 13, 09599 Freiberg<br />

Dr. Reinhard Reißmann (Beak)<br />

4


<strong>Biotopverbundkonzept</strong><br />

für den Tagebau Welzow-Süd<br />

1.Veranlassung und Aufgabenstelung<br />

Die Firma Vatenfal Europe Mining AG benötigt im Zusammenhang mit dem Braunkohlenplanverfahren<br />

Welzow-Süd/TA I auf Grund behördlicher Festlegungen Ausagen für mögliche<br />

Zerschneidungswirkungen für den Biotopverbund bei der Weiterführung des Tagebaus<br />

Welzow-Süd in den TA I einschließlich eines Entwicklungskonzeptes für den zukünftigen<br />

Biotopverbund.<br />

2.Vorbemerkung<br />

Nach § 21 BNatSchG dient der Biotopverbund „… der dauerhaften Sicherung der Populationen<br />

wild lebender Tiere und Pflanzen einschließlich ihrer Lebenstäten, Biotope und Lebensgemeinschaften<br />

sowie der Bewahrung, Wiederherstelung und Entwicklung funktionsfähiger<br />

ökologischer Wechselbeziehungen. Er sol auch zur Verbeserung des Zusammenhangs<br />

des Netzes 'Natura 2000' beitragen.“ Für den flächigen Braunkohlenbergbau ist besonders<br />

die Wiederbesiedlungsmöglichkeit der Bergbaufolgelandschaft bedeutsam. Auf der Basis<br />

der aktuel im möglichen Eingrifsgebiet TA I bzw. im südlichen Eingrifsgebiet des TA I<br />

(ÄTA I) existierenden Biotopkomplexe und Verbundstrukturen solen folgende Typengruppen<br />

näher betrachtet werden:<br />

• Waldbiotope, die als störungsarme Räume auch Wanderungen von größeren Säugetierarten<br />

ermöglichen;<br />

• Feuchtgebiete wie Fließ- und Stilgewäser, Feuchtwälder oder moorige Bereiche, die<br />

z. B. für Amphibien oder Libelen von besonderer Bedeutung sind;<br />

• Trockenbiotope, wie etwa Trockenrasengeselschaften mit Arten wie Zauneidechse<br />

oder Schlingnater.<br />

Die Bearbeitung für den TA I/ ÄTA I bedarf dabei mehrerer Arbeitschrite:<br />

• Analyse der Zerschneidungswirkung durch den Bergbau<br />

Anhand der verfügbaren Informationen zu betrefenden aktuelen Biotopstrukturen<br />

und auf der Grundlage der für Brandenburg veröfentlichten Vernetzungskoridore<br />

(Hermann et al. 2010) ist herauszuarbeiten, ob und wann welche der oben genannten<br />

Typengruppen durch das Vorhaben des TA I betrofen wären. Dabei ist der zeitliche<br />

Verlauf des vorgesehenen Eingrifs zu berücksichtigen, da bereits vor desen<br />

Wirksamwerden neue Vernetzungstrukturen in der jeweilig verfügbaren Bergbaufolgelandschaft<br />

zu schafen sind.<br />

• Erstelung eines Entwicklungskonzeptes<br />

Auf der Basis der Analyse ist durch vorzuschlagende geeignete Maßnahmen ein Ersatz<br />

von zeitweise unterbrochenen Verbünden bzw. von in Anspruch genommenen<br />

besonderen Biotopkomplexen in ihrer Funktion ereichbar zu machen. Dadurch sol<br />

eine kontinuierliche Funktionsfähigkeit der Verbundnetze gewährleistet werden.<br />

Diese sind in die neu zu gestaltende Bergbaufolgelandschaft zu integrieren.<br />

5


<strong>Biotopverbundkonzept</strong><br />

für den Tagebau Welzow-Süd<br />

Die Untersetzung durch konkrete Maßnahmen ist nicht Teil dieses Entwicklungskonzeptes,<br />

sondern in Verbindung mit der Feinbilanzierung der Eingrifs-Kompensations-Bilanzierung<br />

bei der Erstelung des Rahmenbetriebsplanes zu bearbeiten.<br />

3.Ausgangssituation<br />

3.1 Konzept des Biotopverbundes<br />

Die Idee zur Entwicklung von Biotopverbünden ist aus der Inselökologie (z. B. MacArthur &<br />

Wilson (1963), Whitaker, Triantis & Ladle (2008) abgeleitet worden. Auf Inseln im Meer<br />

kann man beobachten, das diese in Abhängigkeit von ihrer Größe, vor alem aber auch von<br />

ihrer Entfernung zum Festland bzw. zur nächsten Insel unterschiedlich vielfältig besiedelt<br />

sind. Das Meerwaser zwischen den Inseln ist für Landarten per se nicht besiedelbar. Auch<br />

Gebirgszüge wie die Alpen können für bestimmte Arten unüberwindbare Hindernise darstelen.<br />

Dieses Konzept wurde auf die Kulturlandschaft übertragen, in der vor alem große,<br />

monotone und ggf. mit Agarchemikalien behandelte Äcker wie das Meerwaser als nicht geeignete<br />

Flächen betrachtet werden. Diese Analogie besitzt freilich Grenzen, da die Überlebensmöglichkeiten<br />

im Vergleich zum Meer erheblich höher sind und nicht ale zwischen<br />

den Zielebensräumen liegenden Flächen gleichermaßen lebensfeindlich sind. Durch Randefekte<br />

kann die tatsächlich nutzbare Fläche eines Biotops stark eingeschränkt sein; so benötigen<br />

einige Waldarten der Laufkäfer ein ungestörtes Waldklima.<br />

Abhängig von den Ausbreitungstrategien der verschiedenen Arten und ihren Lebensräumen<br />

sind mögliche Biotopverbünde zu gestalten. Die Grundidee ist, das ale heute vorkommenden<br />

Arten mit ihren spezifischen Ausbreitungstrategien bislang in der Lage gewesen<br />

sind, sich in der Kulturlandschaft auf Dauer zu etablieren. Für die Ausbreitung nutzen die<br />

Arten in erster Linie ohnehin geeignete Lebensräume, die sie dann volständig besiedeln<br />

können. Bedingt durch das Mosaik an unterschiedlichsten Lebensräumen, wie die Biotopkartierung<br />

es widerspiegelt, sind diese Lebensräume jedoch immer räumlich begrenzt. Den<br />

Abstand zum nächsten geeigneten Lebensraum können viele Tiere durchwandern, solange<br />

er eine bestimmte Entfernung nicht überschreitet. So wandern z. B. Laufkäfer von Heckenstrukturen<br />

aus in angrenzende Ackerflächen ein. Leichter haben es flugfähige Arten, die<br />

einen nicht geeigneten Lebensraum überfliegen können, wie z. B. Libelen. Die überbrückbaren<br />

Entfernungen hängen dabei von den verschiedenen Arten als auch dem dazwischen liegenden<br />

Raumwiderstand für diese ab.<br />

Eine besonders starke Trennungswirkung entfalten Straßen und andere Verkehrswege.<br />

Zahlreiche Arbeiten haben gezeigt, das viele Artengruppen (z. B. Laufkäfer) aufgrund der<br />

tödlichen Kolisionen (besonders aufälig bei Amphibienwanderungen) sowie der mikroklimatischen<br />

Unterschiede diese nur sehr eingeschränkt überqueren (Mader 1981). Selbst bei<br />

wenig befahrenen Straßen im Wald lasen sich Efekte auf sonst relativ mobile Mausarten<br />

nachweisen. Teilweise wird mit Hilfe von Tunneln und Grünbrücken versucht, diese Efekte<br />

abzumildern.<br />

Im Sinne des Konzeptes der Metapopulation, in dem die einzelnen Vorkommen einer Art in<br />

einer größeren räumlichen Einheit zusammen gefast werden, können kleinere Teilpopulationen<br />

vorhanden sein, die für einen langfristigen Bestand zwar zu klein sind, jedoch durch<br />

den regelmäßigen Austausch zu größeren Nachbarpopulationen bestehen können. Diese<br />

kleineren besiedelten Biotopinseln können dabei als Tritsteine dienen, in denen sich wandernde<br />

Tiere zumindest temporär aufhalten können, bevor sie weiter wandern. Insgesamt<br />

6


<strong>Biotopverbundkonzept</strong><br />

für den Tagebau Welzow-Süd<br />

mus die Metapopulation groß genug sein, um den Erhalt der Art langfristig zu sichern.<br />

Dazu gehört auch eine hinreichende genetische Variabilität innerhalb der Metapopulation.<br />

Andere Biotopstrukturen können zwar als Lebensraum aufgrund ihrer Breite oder Ausgestaltung<br />

ungeeignet sein, werden jedoch als Leitstruktur verwendet. So folgen z. B. einige<br />

flugfähige Arten dem Verlauf von Hecken oder anderen Gehölzen. Breitere Koridore sind<br />

besonders für die Wanderung von Arten geeignet. Das „Retungsnetz für die Wildkatze“,<br />

das derzeit als länderübergreifender Biotopverbund in zahlreichen Teilprojekten geknüpft<br />

wird, ist ein Beispiel, von dem auch viele andere Arten profitieren.<br />

Aufgabe des Biotopverbundes ist es demnach, zum einen für eine ausreichende Dichte an<br />

geeigneten Lebensräumen zu sorgen, so das der Austausch zwischen den Lebensräumen<br />

zumindest einzelnen Individuen gelingt. Dort, wo die ausreichende Dichte an Lebensräumen<br />

nicht herzustelen ist, sol der Verbund durch geeignete Koridore oder Tritsteine ermöglicht<br />

werden. In der Summe ist dann der Austausch der Teilpopulationen innerhalb der Metapopulation<br />

ausreichend, um die genetische Vielfalt innerhalb der Art zu erhalten und die<br />

Lebensräume erloschener Teilpopulationen wieder erneut zu besiedeln.<br />

3.2 Untersuchungsraum<br />

Die vorliegende Untersuchung betrachtet nicht alein die Fläche der Erweiterung des Tagebaus<br />

Welzow-Süd um den Teilabschnit I (TA I) mit dem Änderungsbereich des Teilabschnites<br />

I (ÄTA I). Vielmehr wird der gesamte Tagebaukomplex Welzow-Süd mit den angrenzenden<br />

Flächen betrachtet.<br />

Abb. 1: Übersichtskarte über das Untersuchungsgebiet des Tagebaus Welzow-Süd und angrenzender<br />

Bereiche. TA I: Teilabschnit I, ÄTA I: Änderungsbereich des Teilabschnites I.<br />

7


<strong>Biotopverbundkonzept</strong><br />

für den Tagebau Welzow-Süd<br />

Um mögliche Anschlüse aus dem Tagebaugebiet Welzow-Süd in die umgebende Landschaft<br />

mit erfasen zu können, wird zudem ein Umring von 3 km um das Tagebaugebiet mit<br />

betrachtet.<br />

Für den Untersuchungsraum lag keine einheitliche, aktuele und konsistente Biotopkartierung<br />

als Datengrundlage vor. Genutzt werden konnten die Kartierung im bereits rekultivierten<br />

Teil des TA I (FIB), die Kartierung im TA I (Beak), die flächendeckende, aber nicht<br />

mehr aktuele Biotoptypenkartierung des Landes Brandenburg (Stand 1993), Ergebnise der<br />

Biotoptypenkartierung von Sachsen (2005) sowie die stärker generalisierende, aber übergreifende<br />

Landnutzung der Corine Land Cover-Daten (2005).<br />

3.3 Untersuchte Biotopgruppen<br />

Vorliegend werden sowohl Waldbiotope, Feuchtbiotope und Trockenbiotope mit ihren Vernetzungen<br />

betrachtet. Diese sind mit ihren Hauptartengruppen wie folgt näher zu beschreiben:<br />

• Waldbiotope: Betrachtet werden ale vorhandenen Wälder, wobei der Fokus auf den<br />

artenreicheren Wäldern liegt. Junge Kiefernstangenhölzer sind selbst für viele Arten<br />

kein geeigneter Lebensraum und weisen auch für manche kleinere Tierart einen erheblichen<br />

Raumwiderstand auf. Als wandernde Arten werden vor alem die verschiedenen<br />

Großsäuger (z. B. Rotwild) betrachtet, aber auch andere Waldarten berücksichtigt.<br />

• Trockenbiotope: Unter dieser Rubrik werden eher trockene und in jedem Fale ofene<br />

Lebensräume zusammengefast. Dazu gehören etwa Sandtrockenrasen,<br />

Zwergstrauchheiden oder vegetationsarme Flächen. Beispiele für zu berücksichtigende<br />

Arten sind etwa Reptilien, Heuschrecken und Laufkäfer.<br />

• Feuchtbiotope: Hiermit werden die durch Waser besonders geprägten Biotope bezeichnet,<br />

wie etwa Fließgewäser einschließlich Gräben und Quelen, sowie stehende<br />

Gewäser wie Teiche, Tümpel und Seen als auch sehr feuchte bis nase Biotope wie<br />

Moore oder anmoorige Bereiche. Relevante Artengruppen sind vor alem Amphibien.<br />

Viele andere Artengruppen wie Waserkäfer besitzen die Möglichkeit, die Biotope<br />

über den Luftweg zu besiedeln.<br />

3.4 Bisherige <strong>Biotopverbundkonzept</strong>e für das Untersuchungsgebiet<br />

Biotopverbundplanungen werden mitlerweile auf verschiedenen räumlichen Ebenen durchgeführt.<br />

Bereits auf der Ebene des Bundes gibt es Konzeptionen zum Biotopverbund. Diese<br />

sind zwar nicht rechtsverbindlich, werden aber als naturschutzfachliche Grundlagen für die<br />

jeweils nächstdetailierte Ebene herangezogen.<br />

Das Bundesamt für Naturschutz hat unter Nutzung der FFH- und SPA-Gebiete und unter<br />

Abgleich der Landnutzung (Corine-Landcover-Daten) und weiterer Datengrundlagen länderübergreifende<br />

Achsen des Biotopverbundes erarbeitet (Fuchs et al. 2011). Diese werden<br />

mit herangezogen, da die Biotopverbundplanungen Brandenburgs an der Landesgrenze enden<br />

(s. u.).<br />

Von dem vom BfN dargestelten Verbund von Feucht- und Trockenbiotopkomplexen ist<br />

Welzow nicht tangiert (BfN 2011a). Die östlich des Tagebaus liegende Spree dient jedoch als<br />

8


<strong>Biotopverbundkonzept</strong><br />

für den Tagebau Welzow-Süd<br />

Verbindungskoridor, ebenso wie die Schwarze Elster als südlicher Koridor. Von größerem<br />

Gewicht ist der Verbund der Waldlebensraumkomplexe (BfN 2011b): Über das Koselmühlenfließ<br />

mit den östlich und westlich angrenzenden Waldgebieten schwenkt ein Koridor<br />

von Nord nach Süd in das Gebiet des Tagebaus Welzow-Süd ein, gabelt sich dort und führt<br />

nördlich von Welzow nach Westen und in Richtung Südosten über Sabrodt in Richtung der<br />

ausgedehnten Wälder östlich von Hoyerswerda.<br />

Über die Konzeption des BfN hinaus gibt es bundesweite Verbundkonzeptionen der Naturschutzverbände.<br />

So hat z. B. der BUND einen Biotopverbund „Retungsnetz Wildkatze“ entworfen,<br />

in dem eine Nord-Süd-Achse über den Tagebau Kletwitz führt. Der Bereich des Tagebaus<br />

Welzow-Süd wird davon nicht tangiert.<br />

Ausgehend von Koridoren für Wildtiere ist für das gesamte Land Brandenburg eine Konzeption<br />

von Verbundstrukturen entwickelt worden (Hermann et al. 2010). Darin eingeschlosen<br />

ist auch der Bereich des Tagebaus Welzow. Unter Berücksichtigung bestehender<br />

Konzeptionen wie etwa des Bundeswildwegeplans des Nabu wurden als Zielarten der<br />

Großsäuger u. a. Rothirsch und Wolf benannt. Für die Auswertung standen die<br />

wesentlichen Verbundkoridore als Shape-Files für die Bearbeitung im GIS zur Verfügung.<br />

Abb. 2:Biotopgruppen und ausgesuchte Elemente des landesweiten Biotopverbundes im Raum des<br />

Tagebaus Welzow-Süd.<br />

In der Konzeption für Brandenburg sind die durch den Tagebau Welzow führenden<br />

Verbundachsen des BfN ebenfals mit abgebildet (Hermann et al. 2010). Diese Achsen<br />

führen im wesentlichen durch den TA I einschließlich des ÄTA I und schneiden den TA I<br />

lediglich im östlichen Bereich. Handelt es sich vielfach um Kiefernforste, so sind östlich der<br />

Stadt Welzow auch Mischforste vorhanden gewesen, in denen sich die Verbundachse<br />

9


<strong>Biotopverbundkonzept</strong><br />

für den Tagebau Welzow-Süd<br />

gabelte. Mit der Inanspruchnahme dieser Waldbereiche im TA I ist der Biotopverbund<br />

unterbrochen, aber auch durch die Abholzung der Forsten im ÄTA I im Zeitraum zwischen<br />

2010 und 2015.<br />

Außerhalb des Tagebaus Welzow-Süd sind mehrere größere störungsarme Räume<br />

verzeichnet, die für den Biotopverbund von Interese sind. Es handelt sich dabei um die<br />

Flächen westlich von Greifenhain bzw. Lindchen sowie nördlich der nordöstlichen<br />

Tagebaugrenze.<br />

Hinsichtlich der Feuchtgebiete bildet die <strong>Biotopverbundkonzept</strong>ion die geringe Gewäserdichte<br />

im Untersuchungsgebiet ab. Die Lausitzer Seenkete südlich des TA I ist in sich, auch<br />

durch Verlauf der Schwarzen Elster, gut miteinander verbunden (Hermann et al. 2010). Im<br />

Westen und Nordwesten des Tagebaus Welzow-Süd befinden sich mehrere Grabensysteme,<br />

die letztlich in Richtung Norden entwäsern. Sie stelen mögliche Verbindungsachsen in das<br />

Untersuchungsgebiet hinein dar, die bislang aber das eigentliche Tagebaugebiet kaum ereichen.<br />

Perspektivisch wird mit der Herstelung des Petershainer Fließes/ Radensdorfer<br />

Fließes die Fläche des Tagebaus Welzow-Süd angebunden. Östlich des Untersuchungsgebietes<br />

und dieses teilweise schneidend verläuft die Spree mit der Talspere Spremberg. Der<br />

Spree kommt als Verbundelement besondere Bedeutung zu. Der Tagebau Welzow-Süd ist<br />

über das Hühnerwaser mit der Spree verbunden.<br />

Trockenbiotope sind in der Konzeption von Hermann et al. (2010) ebenfals berücksichtigt.<br />

Das FFH-Gebiet Weißer Berg bei Bahnsdorf ist über eine aufzuwertende Achse nördlich und<br />

westlich des Sedlitzer Sees in einen übergeordneten Verbund eingebunden. Im Umfeld des<br />

Flugplatzes Welzow sind zwei kleinere potenziele Trockenbiotope dargestelt. Eine kleinere<br />

Achse führt nördlich von Bluno bis nach Haidemühl, wo Flächen als Trockenstandorte gekennzeichnet<br />

sind. Östlich von Sabrodt führt eine weitere Achse nach Norden, die der<br />

Bahninfrastruktur folgt und bis an die Tagesanlagen heran reicht. Eine Gabelung führt am<br />

ehemaligen Tagebaurand entlang in das Abbaugebiet hinein. Diese verzeichnete Verbundachse<br />

orientiert sich an temporären Trockenlebensräumen des Tagebaus Welzow, die mit<br />

dem Fortschrit der Rekultivierung längst hinfälig geworden sind. Eine weitere Verbundachse<br />

verläuft von Südost nach Nordwest knapp am nordöstlichen Tagebaurand vorbei.<br />

Dabei handelt es sich um eine breitere Hochspannungstrase, die auf Dauer freigehalten<br />

wird.<br />

Auch in Sachsen sind Grundlagen für einen landesweiten Biotopverbund entwickelt worden<br />

(Stefens, Bangert & Jenemann 2007), und dabei auch für den vom Bergbau beeinflusten<br />

Landschaftsraum entsprechende Ziele, wie z. B. den Erhalt der großflächig ungestörten<br />

Gebiete, formuliert worden. Eine Karte mit Verbindungskoridoren liegt nicht vor. Im<br />

Rahmen einer Diplomarbeit wurden Verbindungskoridore für Rotwild und Luchs in<br />

Sachsen ermitelt (Pálfy 2006). Nördlich von Hoyerswerda verläuft ein derartiger<br />

Verbindungkoridor in Ost-West-Richtung; eine Anbindung nach Brandenburg ist nicht<br />

dargestelt. Die ausgedehnten Waldgebiete, die als optimale Rückzugsgebiete markiert sind,<br />

zeigen, das sich hier eine länderübergreifende Verknüpfung anbietet.<br />

Der Landschaftsrahmenplan des Landkreises Spree-Neiße trift ebenfals Ausagen zum Biotopverbund<br />

(Karte 2) (Landkreis_Spree-Neiße & IHC 2009), wobei das Gebiet des Tagebaus<br />

Welzow-Süd weitgehend frei von Verbindungslinien bleibt. Die Waldflächen auch des TA I,<br />

soweit zum Landkreis zugehörig, sind als störungsarme Räume gekennzeichnet. Naturnahe<br />

10


<strong>Biotopverbundkonzept</strong><br />

für den Tagebau Welzow-Süd<br />

Waldbereiche an der Südmarkscheide des Tagebaus Welzow-Süd solen geschützt werden<br />

(Landkreis_Spree-Neiße & IHC 2009). Die Achse vom oberen Landgraben in Richtung Cantdorf<br />

(nördlich Spremberg) ist als linearer Biotopverbund entlang von Fließgewäsern eingezeichnet,<br />

ebenso wie das an den Tagebau heranführende Hühnerwaser. Die Wirksamkeit<br />

des oberen Landgrabens und des Zolhausteiches sol bis zur bergbaulichen Inanspruchnahme<br />

gewährleistet bleiben. Am Hühnerwaser und Steinitzer Waser solen Tritsteine entwickelt<br />

werden und die Nutzung zugunsten von Retentionsleistungen extensiviert werden.<br />

Das Dünengebiet „Weißer Berg“ bei Bahnsdorf sol mit noch zu schafenden Strukturen vernetzt<br />

werden (Fluplatz Welzow, künftiger Kippenbereich am Ostrand der Stadt Welzow).<br />

Im Kreisentwicklungskonzept des Landkreises Oberspreewald-Lausitz ist ein terestrischer<br />

Freiraumverbund ausgehend vom „Weißen Berg“ bei Bahnsdorf über den Flugplatz Welzow<br />

und von dort nach Osten die Straße B169 querend verzeichnet<br />

(Landkreis_Oberspreewald-Lausitz 2009), eine Verbindung in Richtung Sedlitzer See ist hier<br />

jedoch nicht vorhanden. Auch im Landschaftsrahmenplan „Senftenberger Bergbauregion“<br />

(Siedlung_und_Landschaft 2004) sind Sukzesionsflächen im Bereich des Flugplatzes Welzow<br />

als Teil des Biotopverbundes zu finden. Ferner sind die Waldbereiche mit dem Ziel Erhalt/<br />

Entwicklung verzeichnet.<br />

3.5 Biotopstrukturen und bisheriger Verbund im Raum des Tagebaus<br />

Welzow<br />

Die Auswertung der zahlreichen Quelen zum Biotopverbund im Bereich des Tagebaus Welzow<br />

zeigt, das die Ansätze in der vorliegenden Form noch nicht ausreichen, um hier einen<br />

hinreichenden Biotopverbund zu etablieren. Im Folgenden solen die aktuele Situation zusammenfasend<br />

dargestelt werden.<br />

Vorab ist festzustelen, das sich innerhalb des Untersuchungsgebietes auch relativ störungsarme<br />

Räume finden. Ursache ist die geringe Besiedlung des TA I sowie der an den TA<br />

I angrenzenden Bereiche, so das in den bergbaulich noch nicht in Anspruch genommenen<br />

Flächen bzw. Randflächen wenig Verkehr verursacht wird. Dies trift auch auf die rekultivierten<br />

Flächen zu, die zwar bewirtschaftet werden, aber keinerlei Siedlungs- oder Gewerbeflächen<br />

enthalten. Um diesen Raum herum verlaufen alerdings mehrere Straßen mit hohem<br />

Verkehrsaufkommen, wie die B156 im Süden, die B97 im Osten und die B169 im Westen.<br />

Die Zerschneidungswirkung dieser Straßen, die nicht dem Bergbau anzulasten ist, erschwert<br />

den Biotopverbund in die weiter außerhalb gelegenen Flächen.<br />

3.5.1 Waldbiotope<br />

Die ausgedehnteren und damit störungsarmen Wälder und Forste im Untersuchungsgebiet<br />

sind aktuel als Teil eines übergeordneten Biotopverbundes zu verstehen, so wie dies bereits<br />

in dem landesweiten Verbundkonzept beschrieben ist. Alen diesen derzeitigen Verbindungen<br />

ist gemein, das sie über längere Strecken durch überwiegend monotone Kiefernforste<br />

führen, die nicht durch ale Waldarten gleichermaßen angenommen werden.<br />

Die Wälder nördlich von Welzow sind sowohl nach Westen hin angebunden in Richtung<br />

Dörwalde, als auch nach Südosten in Richtung Sabrodt. Von hier aus besteht eine Anbindung<br />

an die großen Waldgebiete östlich von Hoyerswerda. Die in dem landesweiten Verbundkonzept<br />

beschriebene Verbindung nach Norden zu den an das Koselmühlenfließ angrenzenden<br />

Wäldern ist derzeit durch den aktiven Tagebau unterbrochen. Mit der vorgese-<br />

11


<strong>Biotopverbundkonzept</strong><br />

für den Tagebau Welzow-Süd<br />

henen Auforstung im Tagebau wird diese Verbindung jedoch wieder hergestelt, auch<br />

wenn die Verbundachse aufgrund der vorgesehenen landwirtschaftlichen Flächen etwas<br />

weiter nach Osten in Richtung Papproth verschwenkt. Im Zuge der teilweise bereits erfolgten<br />

Rekultivierung wird eine zusätzliche Verbundachse für Waldarten in Richtung Nordosten<br />

zur Bühlower Heide entstehen. Ausgehend von den Waldflächen bei Welzow besteht<br />

auch ein möglicher Verbund in Richtung Südwesten, der bis an den Partwitzer und Sedlitzer<br />

See anschließt.<br />

3.5.2 Feuchtbiotope<br />

Im TA I und im südlichsten Teil des TA I (BFL zum ÄTA I gehörend) liegen nur wenige Gewäser,<br />

die weitgehend räumlich isolierte Komplexe darstelen (Komplex Wurzelteiche –<br />

Zolhausteich, 2 benachbarte Tümpel im Flugplatzgebiet). Der extrem technisch gestaltete<br />

Obere Landgraben wird nicht bespannt und ist ökologisch funktionslos.<br />

Mit der Anlage von Kleingewäsern und der Profilierung des Oberlaufes des Hühnerwasers<br />

wird innerhalb des TA I versucht, zukünftig Elemente für den Biotopverbund der Feuchtgebiete<br />

in die Bergbaufolgelandschaft einzubringen.<br />

Abb. 3:Der sehr technisch ausgebaute obere Landgraben führt meist kein Waser und ist damit als<br />

Verbundelement nicht geeignet.<br />

3.5.3 Trockenbiotope<br />

Das FFH-Gebiet „Weißer Berg bei Bahnsdorf“ ist als besonders bedeutsames Trockenbiotop<br />

zu nennen, in dem wertvole Arten wie die Sandsilberscharte (Jurinea cyanoides) vorkommen.<br />

Angrenzend daran befindet sich der Flugplatz Welzow, der noch zahlreiche Sandtrockenrasen<br />

aufweist. Eine weitere Verbindung in das Gebiet ist jedoch nicht vorhanden. Naheliegend<br />

wäre eine Verbindung nach Süden, wo mit der großen Restlochkete über lange<br />

Zeit größere Trockenlebensräume vorhanden waren, wenngleich mit der Einschränkung der<br />

trennenden, viel befahrenden Straße B 156. Tatsächlich ist durch die Entstehung der Lausit-<br />

12


<strong>Biotopverbundkonzept</strong><br />

für den Tagebau Welzow-Süd<br />

zer Seenlandschaft jedoch wenig von den Trockenbiotopen übrig geblieben. Die heute noch<br />

vorhandenen kleinteiligen Sandtrockenrasen im weiteren Uferbereich etwa des Sedlitzer<br />

Sees werden, wie die schnel voranschreitende Sukzesion bereits zeigt, in absehbarer Zeit<br />

verschwinden. Innerhalb des hier zu betrachtenden Zeitraumes spielen sie dann keine Role<br />

mehr.<br />

Abb. 4: Blick in das FFH-Gebiet Weißer Berg bei Bahnsdorf, einem für den Biotopverbund wichtigen<br />

Trockenstandort.<br />

Die durch den Tagebaubetrieb geschafenen Rohböden und ofenen Flächen unterliegen einer<br />

erheblichen Dynamik: die meisten dieser Flächen haben eher temporären Charakter, bis<br />

die Flächen im Zuge der geotechnischen Sicherung und Rekultivierung wieder der land- und<br />

forstwirtschaftlichen Nutzung zugeführt werden bzw. bis eine Bewaldung von Ofenlandflächen<br />

eintrit. Aus diesem Grund können zwar Pionierarten dieser Trockenlebensräume zeitweise<br />

profitieren, längerfristig wirksame Verbundachsen bedürfen jedoch eines zielgerichteten<br />

Aufbaus innerhalb der Renaturierungskoridore (Renaturierungsband des Hühnerwassermitelaufes<br />

mit lokal nicht meliorierten tertiären Sanden, aufgetragenen Dünensanden).<br />

Die im Nordosten nahe am Tagebau vorbei streichende Hochspannungstrase ist hingegen<br />

auf den dort anzutrefenden Trockenbiotopen wie Heideflächen als eine wichtige Verbundachse<br />

zu sehen, die perspektivisch Wirkung in den bereits rekultivierten Teil des Tagebaus<br />

Welzow-Süd entfalten kann.<br />

13


<strong>Biotopverbundkonzept</strong><br />

für den Tagebau Welzow-Süd<br />

Abb. 5:Die Sukzesion am Rande des Sedlitzer Ses führt dazu, das in diesem Bereich ein Verbund<br />

von Trockenbiotopen nicht auf Dauer Bestand haben wird. Dafür wird dieser perspektivisch<br />

von Waldarten genutzt werden können.<br />

4.Zerschneidungswirkung des TA I/ ÄTA I<br />

4.1 Rahmenbedingungen des TA I<br />

Im Folgenden wird die Entwicklung dargestelt, die mit der Realisierung des TA I in Hinblick<br />

auf die untersuchten Biotopgruppen einträte. Von besonderer Bedeutung sind hierbei<br />

die zeitlichen Abläufe innerhalb des Tagebaus. So werden mögliche bestehende Biotopverbundelemente<br />

erst mit der tatsächlichen Inanspruchnahme durch den Tagebau unterbrochen<br />

(Abb. 6). Damit ist die Beräumung des Tagebauvorfeldes gemeint, bei der die notwendige<br />

Baufreiheit z. B. durch die Rodung von Gehölzen hergestelt wird. Mit der nachrückenden<br />

ofenen Tagebaugrube sind dann die Wanderungen einiger terestrischer Tierarten<br />

(z. B. Wild) über entsprechende Biotopkoridore eben dort unterbunden. Für flugfähige Arten<br />

bzw. Arten mit flugfähigen Lebenstadien (Fledermäuse, Vögel, die meisten Insektenarten,<br />

Pflanzen mit leicht über Wind verbreitbaren Samen) gilt das so nicht. Hier wären artspezifische<br />

Verluste von Tritsteinbiotopen in kritischem Abstand bedeutend. Die tatsächliche<br />

Ausbreitungsbiologie und Ausbreitungsgeschwindigkeit zahlreicher Arten ist alerdings<br />

unzureichend bekannt. Auf Grund des Kenntnistandes wird hier aber immer vom Komplex<br />

Tritsteinbiotope/ Biotopkoridore ausgegangen. Es gilt also für die Zeiten, in denen der bisherige<br />

Biotopverbund unterbrochen ist, alternative Elemente/ Ausweichrouten anzubieten,<br />

um den Austausch von Individuen kontinuierlich zu gewährleisten. Mit der nachfolgenden<br />

Rekultivierung wird dann die Bergbaufolgelandschaft gestaltet, in der auch Renaturierungsund<br />

Waldflächen angelegt werden, die schritweise die Aufgabe von Tritsteinen und neuen<br />

Lebensräumen übernehmen.<br />

Neben der zeitlichen Entwicklung des Abbaugeschehens sind die für die zukünftige Nutzung<br />

mit dem Entwurf des Braunkohlenplanes vorgenommenen Festlegungen bestimmend,<br />

14


<strong>Biotopverbundkonzept</strong><br />

für den Tagebau Welzow-Süd<br />

in die die Biotopverbundplanung einzufügen ist. Für den Biotopverbund ist dort besonders<br />

der große Restsee zu berücksichtigen.<br />

Abb. 6:Darstelung der bergbaulichen Inanspruchnahme der Flächen im TA I sowie den Rekultivierungszeiten<br />

im ÄTA I.<br />

4.2 Unterbrechung von Biotopverbundfunktionen<br />

Das Fortschreiten der Inanspruchnahme durch den Tagebau sowie die nachlaufende Rekultivierung<br />

wird folgend anhand der vier Zeitpunkte 2024, 2028, 2032 und 2036 näher dargestelt.<br />

Damit können auch ale Zerschneidungswirkungen abgebildet werden.<br />

4.2.1 Waldbiotope<br />

Bereits mit dem Fortschreiten des Tagebaus im TA I wurde der bisherige Waldbiotopverbund<br />

unterbrochen, da die ehemals östlich Welzow liegenden Kippenforste abgebaggert<br />

wurden.<br />

Im Jahr 2024 wird der südliche Teil des TA I devastiert sein sowie der erste Teil des TA I in<br />

Anspruch genommen worden sein (Abb. 8). In dieser Zeit sind zentrale Teile des Abbaugebietes<br />

TA I für terestrisch wandernde Wildtiere nur bedingt pasierbar. Die Verbindung in<br />

den noch intakten Teil des TA I ist ebenso erschwert wie Wanderungen in Ost-West-Richtungen.<br />

Dennoch sind auch zu dieser Zeit Wanderungen des Wildes möglich: Der noch<br />

nicht in Anspruch genommene Teil des TA I kann über den Ost-West-Koridor südlich von<br />

Lindchen ebenso ereicht werden, wie über den bereits lange rekultivierten Teil des TA I<br />

unter LMBV-Verantwortung. Nördlich der in diesem Zeitraum in Anspruch genommenen<br />

Fläche liegen mit dem Wolkenberg dann bereits wieder rekultivierte Areale, zu denen um-<br />

15


<strong>Biotopverbundkonzept</strong><br />

für den Tagebau Welzow-Süd<br />

fangreiche Forstflächen gehören. Damit sind Wildwechsel in Ost-West-Richtung hier möglich,<br />

auch entlang des Hühnerwasers.<br />

2028 greift die Inanspruchnahme weiter in den TA I ein und unterteilt diesen in zwei noch<br />

intakte Teilflächen westlich und östlich des neu in Anspruch genommenen Areals '(Abb. 3).<br />

Der östliche Teil hat weiterhin Anschlus an den ältesten rekultivierten Teil des TA I. Der<br />

westliche Teil hingegen hat zwar weiterhin eine mögliche Verbindung zu der übergeordneten<br />

Verbundachse in Ost-West-Richtung, jedoch ist der Austausch bereits heute durch die<br />

südlich und westlich befindlichen, stark befahrenen Bundestraßen eingeschränkt. Zugleich<br />

wird eine größere Teilfläche im zentralen Teil des TA I rekultiviert, dadurch auch für das<br />

Wild wieder Lebensraum geschafen und dem Austausch in Ost-West-Richtung durch den<br />

Tagebau breiterer Raum eingeräumt.<br />

Vier Jahre später, 2032, hat der Tagebau auch den östlichen Teil des TA I in Anspruch genommen,<br />

lediglich der westliche Teil mit dem Flugplatz ist noch intakt (Abb. 4). Für das<br />

Wild bedeutet dies zwar eine Reduktion des Lebensraumes, hinsichtlich des Biotopverbundes<br />

aber keine veränderte Situation. Der nicht technisch genutzte Teil des Restlochraumes<br />

wird schritweise wieder in die Wildwanderung einbezogen. Zugleich schreitet die Rekultivierung<br />

im TA I weiter voran, so das sich hier neue Forstflächen entwickeln.<br />

2036 ist schließlich der gesamte TA I in Anspruch genommen (Abb. 11). Vom Wild kann<br />

der aktive Tagebau jetzt weiterhin in dem Streifen zwischen Tagebaukante und den Bundesstraßen<br />

umwandert werden, auch wenn hier keine größeren Wildbewegungen zu erwarten<br />

sind. Auch in dieser Zeit kann der nicht durch den Abbau direkte betrofene Raum durchwandert<br />

werden. Zeitgleich zieht sich mit dem Rekultivierungsfortschrit der aktive Tagebau<br />

aus dem TA I weiter zurück, so das hier Wanderungen des Wildes zunehmend vereinfacht<br />

werden.<br />

In den Jahren danach ändert sich die Situation nur langsam, bis die schließlich nach 2045<br />

das Restloch geflutet wird. Mit dem Welzower See ergibt sich im Vergleich zum vorbergbaulichen<br />

Zustand eine volständig andere Situation, da der See für Waldarten nicht überquerbar<br />

ist. Jedoch unterbricht dieser keine der bisherigen Hauptwanderouten entsprechend<br />

der landesweiten <strong>Biotopverbundkonzept</strong>ion. Benachbart zum See liegen auch zahlreiche Renaturierungs-<br />

und Forstflächen, so das zumindest das Seeufer in den Lebensraum der Wildtiere<br />

mit eingebunden ist.<br />

4.2.2 Trockenbiotope<br />

Die Anbindung des FFH-Gebietes „Weißer Berg bei Bahnsdorf“ zu den Trockenrasen auf<br />

dem Gebiet des Flugplatzes Welzow wird in der letzten Phase des Tagebaus nach 2034 unterbrochen.<br />

Hinsichtlich der prioritären Zielart Sand-Silberscharte, die an sehr speziele Lebensbedingungen<br />

geknüpft ist, verändern sich damit ihre aktuel bereits völig isolierte Lage<br />

des Vorkommens und ihre potenzielen Besiedlungsmöglichkeiten nicht.<br />

Mit der nachfolgenden Entstehung des Welzower Sees wird die algemeine terestrische<br />

Wanderung von Trockenarten in Richtung Nordosten nicht mehr weiter entwickeln. Jedoch<br />

ist diese bereits heute durch die ausgedehnte Land- und Forstwirtschaft nicht gegeben.<br />

Tritsteinbiotope fehlen heute im TA I weitestgehend. Mit dem Einschwenken des Tagesbaus<br />

in den TA I werden deshalb auch keine wichtigen Biotopverbundachsen unterbrochen.<br />

16


<strong>Biotopverbundkonzept</strong><br />

für den Tagebau Welzow-Süd<br />

Tab. 1: Übersicht über die Folgen der Inanspruchnahme für den Biotopverbund<br />

Zeitraum Lage des Devastierungsbereiches - nicht veritzte Landschaft, Rekultivierungsbereiche -<br />

Konsequenzen Konsequenzen<br />

2024 Ostflügel des ÄTA I, Übergang zum TA IOst-West-Achse wieder volständig (Waldbiotope)<br />

– Nord-Süd-Verbindung, Nordwest-Südost-Verbindung<br />

unterbrochen (Waldbio-<br />

Gewäser (kleinflächig)<br />

großflächige Trockenbiotope (Endmoräne), stehende<br />

tope) Durchgängigkeit Fließgewäser Ost-West ereicht<br />

kleinflächig/verstreut Trockenbiotope, oder vorbereitet<br />

temporäre stehende Gewäser im Devastierungsbereich<br />

stehende Gewäser im Bereich forstlicher Rekultivie-<br />

kleinflächig/verstreut Trockenbiotope, temporäre<br />

rung (Streufeld), zielgerichtet angelegte stehende<br />

Gewäser in Forstbereichen<br />

2028 überwiegende Teile des ÄTA I, großflächig<br />

Teile des TA I zeitweise/lokal Trockenbiotope (temporäre stehende<br />

keine prinzipiele Änderung, Nordost-Teil ÄTA I<br />

- gleiche Konsequenzen Gewäser) im Umfeld späterer Landwirtschaftsflächen,<br />

in Landwirtschaftsflächen (Streufeld), kleinflä-<br />

kleinflächig/verstreut Trockenbiotope,<br />

temporäre stehende Gewäser im Devastierungsbereich<br />

Gewäser im Bereich forstlicher Rekultivierung<br />

chig/verstreut Trockenbiotope, temporäre stehende<br />

(Streufeld)<br />

zielgerichtet angelegte stehende Gewäser in Forstbereichen,<br />

in Landwirtschafts-Bereichen<br />

2032 große Teile des späteren Restloches existieren,<br />

dort sowie im gesamten verblieberung<br />

des ÄTA I, kleinflächig/verstreut Trockenbio-<br />

keine prinzipiele Änderung, almähliche Rekultivienen<br />

Devastierungsbereich kleinflächig/ tope, temporäre stehende Gewäser im Bereich<br />

verstreut Trockenbiotope, temporäre stehende<br />

Gewäser zielgerichtet angelegte stehende Gewäser/Trocken-<br />

forstlicher Rekultivierung (Streufeld)<br />

biotope in Forstbereichen<br />

2036 Restloch ereicht nach und nach Endgröße/-form,<br />

auch Beanspruchung von Trostreut<br />

Trockenbiotope, temporäre stehende Gewäs-<br />

weitere Rekultivierung des ÄTA I, kleinflächig/verckensituationen,<br />

almähliches Schließen ser im Bereich forstlicher Rekultivierung (Streufeld)<br />

des ÄTA I zielgerichtet angelegte stehende Gewäser/Trockenbiotope<br />

in Forstbereichen, Beginn Anlage Fließge-<br />

im gesamten verbliebenen Devastierungsbereich<br />

kleinflächig/verstreut Trockenbiotope,<br />

temporäre stehende Gewäswäseser<br />

4.2.3 Feuchtbiotope<br />

Mit der Inanspruchnahme des TA I und der südlichsten Teile des TA I gehen die Feuchtgebiete<br />

Wurzelteiche (2022 - 2026) – Neuer Zolhausteich (2030 - 2034) verloren. Final werden<br />

die Tümpel auf dem Flugplatzfeld beansprucht (nach 2034). Fließgewäser existieren im TA<br />

I nicht. Insgesamt sind für den Verbund von Feuchtbiotopen im TA I zwar einige Tritsteine<br />

vorhanden, aber keine übergeordnete Verbundachse.<br />

17


<strong>Biotopverbundkonzept</strong><br />

für den Tagebau Welzow-Süd<br />

5.Entwicklungskonzept für einen kontinuierlichen<br />

Biotopverbund<br />

Im Folgenden wird skizziert, welche Verbundachsen in der Bergbaufolgelandschaft zu entwickeln<br />

sind, um sowohl die Unterbrechung des bisherigen Biotopverbundes zu kompensieren<br />

als auch die Bergbaufolgelandschaft aufzuwerten. Die Untersetzung mit detailierten<br />

Maßnahmen ist jedoch nicht Gegenstand dieses Konzeptes.<br />

Vor alem die Verbundachsen entlang der späteren Vorfluter sowie die linearen Trockenbiotope<br />

(Kap. 5.2 und 5.3) sind als Renaturierungsflächen in der Braunkohlenplanung zu berücksichtigen.<br />

Gegenüber der bisherigen Planung hat die Präzisierung durch den Biotopverbund<br />

im ÄTA I zu einer Erhöhung der Renaturierungsflächen von 117 ha auf 136 ha geführt.<br />

5.1 Waldbiotope<br />

Dem Verlust der Wälder und Forste wird im Rahmen der Rekultivierung durch die Auforstung<br />

größerer Teile der Bergbaufolgelandschaft eine Neuentwicklung entgegen gesetzt. Entsprechend<br />

der bisherigen Rekultivierung im Tagebau Welzow-Süd werden dabei nicht alein<br />

Kiefernforste, sondern zu einem erheblichen Anteil auch Misch- und Laubwälder unter besonderer<br />

Berücksichtigung der beiden heimischen Eichenarten entstehen.<br />

Die Karte der vorgesehenen Auforstungen zeigt, das die außerhalb des Tagebaus und<br />

nordwestlich von Welzow liegenden Waldflächen mit der Rekultivierung wieder eine Verbindung<br />

nach Nordosten über das Hühnerwaser zur Bühlower Heide erhalten. Ebenso wird<br />

über die neuen Waldflächen wieder der Anschlus nach Norden hergestelt, so das auch die<br />

Wälder entlang des Koselmühlenfließes für das Wild wieder ereichbar werden (Abb. 7).<br />

Diese Verbindungen sind bereits 2024 vorhanden, wenn die Inanspruchnahme von Flächen<br />

des TA I begonnen hat.<br />

Der derzeitige Biotopverbund in Richtung Sabrodt wird in der bisherigen Form nicht so<br />

schnel wieder herstelbar sein, da sich die Rekultivierung im ÄTA I bis 2042 hinzieht. Jedoch<br />

bestehen im östlichen Teil des Tagebaus bereits Forste, die derzeit durch die LMBV<br />

verwaltet werden. Diese ermöglichen einen Biotopverbund in Nord-Süd-Richtung und einen<br />

Anschlus an den zuvor beschriebenen Verbundkoridor in Richtung Bühlower Heide. Ein<br />

Teil dieser Wälder besteht aus Kiefernmonokulturen. Der Wildwechsel verläuft hier eher<br />

difus, ist aber prinzipiel möglich. Über diese „Umleitung“ könnte der Biotopverbund vor allem<br />

für größere Wildarten fortgeführt werden, während der ÄTA I zunächst beansprucht<br />

und dann rekultiviert wird.<br />

Die direkte Verbindung in Richtung des Partwitzer und Sedlitzer Sees kann nicht wieder<br />

hergestelt werden, da hier der neu entstehende Welzower See im Wege ist. Über die verbleibende<br />

Anbindung von Sabrodt besteht jedoch weiterhin ein Anschlus der Lausitzer<br />

Seenkete. Im Umfeld der Seenkete sind bereits heute größere Waldflächen vorhanden. Zudem<br />

schreitet die Sukzesion an den heute noch ofenen ufernahen Bereichen sichtbar voran,<br />

so das die Wandermöglichkeiten für Waldarten eher noch zunehmen. Damit kann auch<br />

der Welzower See umwandert werden.<br />

18


<strong>Biotopverbundkonzept</strong><br />

für den Tagebau Welzow-Süd<br />

Abb. 7: Schematische Darstelung des Verbundkonzeptes für den Tagebau Welzow-Süd.<br />

19


<strong>Biotopverbundkonzept</strong><br />

für den Tagebau Welzow-Süd<br />

Abb. 8:Entwicklungszustand des Tagebaus Welzow-Süd 2024 mit hinterlegtem Verbundkonzept.<br />

Abb. 9:Entwicklungszustand des Tagebaus Welzow-Süd 2028 mit hinterlegtem Verbundkonzept.<br />

20


<strong>Biotopverbundkonzept</strong><br />

für den Tagebau Welzow-Süd<br />

Abb. 10:Entwicklungszustand des Tagebaus Welzow-Süd 2032 mit hinterlegtem Verbundkonzept.<br />

Abb. 11:Entwicklungszustand des Tagebaus Welzow-Süd 2036 mit hinterlegtem Verbundkonzept.<br />

21


<strong>Biotopverbundkonzept</strong><br />

für den Tagebau Welzow-Süd<br />

5.2 Feuchtbiotope<br />

Im Bereich des TA I wurde eine naturnahe Grobgestaltung des Renaturierungsflächenbandes<br />

des Hühnerwaser-Mitelaufes bereits vorgenommen. Das Band setzt sich aus einer mäandrierenden,<br />

flach eingesenkten Mulde für das spätere Fließgewäser und flachen bis hügligen<br />

Randflächen zusammen. Eine Einarbeitung von dichtenden Substraten in die Sohle<br />

wird höchstens lokal bei Wahrung des Gesamtcharakters realisiert. Vor dem bereichsweisen<br />

Grundwaseranschlus existiert eine niederschlagsabhängige Waserführung im gesamten<br />

Grabenbereich. Postbergbaulich stelt sich abschnitsweise Grundwaseraustrit ein. Das<br />

Fließgewäser wird von Tümpeln und ggf. dauerhaft waserführenden Gewäsern begleitet.<br />

Teilflächen des Renaturierungsbandes verbleiben längerfristig als Trockenstandorte. Ein<br />

derartiges Renaturierungsband stelt, auch bedingt durch die gewolte Fließgewäserdynamik,<br />

langfristig einen Komplex von Feucht- und Trockenbiotopen dar. Ähnlich ist die Aue<br />

des Petershainer Fließes in der nordwestlichen Bergbaufolgelandschaft zu gestalten.<br />

Abb. 12:Das neu profilierte Hühnerwaser mit einer breiten, 50 bis 100 m breiten Aue wird zukünftig<br />

ein wichtiges Element für den Verbund der Feuchtbiotope im Bereich des Tagebaus Welzow-<br />

Süd.<br />

Innerhalb des TA I/ ÄTA I zeichnet sich ab, das für den nachbergbaulichen Zustand eine<br />

Vorflutgestaltung notwendig ist. Dazu sind Gräben zu gestalten, die Waser aus der Mite<br />

des Tagebaus nach Süden zum Welzower See leiten können. Um den notwendigen Biotopverbund<br />

für Arten der Feuchtgebiete herzustelen sind auch diese Gräben vergleichbar dem<br />

Hühnerwaser zu gestalten. Die Gestaltung dieser Fließe kann zwar erst schritweise mit<br />

dem Rekultivierungsfortschrit erfolgen (Abb. 8 - 11), ermöglicht dafür jedoch dauerhaft die<br />

Integration von Verbundelementen, die so bislang in dem Gebiet nicht vorhanden sind. Die<br />

Gestaltung der Fließe ist eine zusätzliche Maßnahme, die bislang in der Grobbilanzierung<br />

von Eingrif und Kompensation nicht berücksichtigt wurde.<br />

22


<strong>Biotopverbundkonzept</strong><br />

für den Tagebau Welzow-Süd<br />

Abb. 13: Prinzipieler Querschnit durch einen Renaturierungsbereich für Fließgewäser in der Bergbaufolgelandschaft.<br />

In der Summe ergeben sich Verbundelemente in die Bergbaufolgelandschaft hinein, die, natürlichen<br />

Bedingungen vergleichbar, lediglich durch die Grenzen der Waserteileinzugsgebiete<br />

voneinander getrennt sind.<br />

Für viele Arten der Feuchtgebiete kann der Welzower See, ebenfals ein großes Verbundelement<br />

sein. Ofen hingegen ist noch die Verbindung nach Süden, wo mit der Lausitzer Seenkete<br />

ein weiträumiger Austausch möglich wäre. In diesem Fale käme die Isolationswirkung<br />

durch die Straße B 156 besonders zum Tragen, da hier die Wanderung von Amphibien<br />

bislang kaum erfolgreich möglich ist. Die Straße liegt alerdings außerhalb des Tagebaus<br />

und hat bereits heute eine erhebliche Trennwirkung.<br />

Größere Teile des Seeufers werden von Renaturierungsflächen und von Wald gesäumt. Es<br />

ist davon auszugehen, das sich hier über weite Uferbereiche Röhrichte etablieren. Auch<br />

diese sind als ein Element des nachbergbaulichen Biotopverbunds zu betrachten.<br />

5.3 Trockenbiotope<br />

Das FFH-Gebiet „Weißer Berg bei Bahnsdorf“ ist der bedeutendste, jedoch völig isolierte<br />

Trockenstandort (z. T. ofener reliktischer Dünenkomplex) innerhalb des Untersuchungsgebietes.<br />

Die nächstgelegenen trockenen Tritsteinbiotope (jedoch anderen naturäumlichen<br />

Charakters) beschränken sich heute weitgehend auf das Flugplatzgebiet Welzow, das nach<br />

2034 in Anspruch genommen wird. Naheliegend wäre eine Anbindung des FFH-Gebietes an<br />

die Lausitzer Seenkete mit ihren begleitenden Ofenlandstandorten. Tatsächlich unterliegen<br />

jedoch die oberhalb des Ufers des Sedlitzer Sees liegenden Ofenlandbereiche bereits heute<br />

einer deutlich sichtbaren Sukzesion. In die Trockenrasenbereiche u. a. mit Silbergras wandern<br />

zunehmend Gehölze ein, etwa Robinien und Ziterpappeln, so das diese als ofene<br />

Trockenbiotope langfristig nicht mehr zur Verfügung stehen.<br />

23


<strong>Biotopverbundkonzept</strong><br />

für den Tagebau Welzow-Süd<br />

Abb. 14:Flächenhafte Darstelung der Verbundflächen in der Bergbaufolgelandschaft von Welzow-Süd.<br />

Die Waldkoridore sind nicht eingetragen, da sie innerhalb der Forstflächen zu realisieren<br />

sind.<br />

Innerhalb des Tagebaus sind mehrere Achsen für Arten ofener Trockenbiotope zu entwickeln.<br />

Es wird vorgeschlagen, dazu sowohl das zu entwickelnde Netz der Auen (siehe unten)<br />

als auch Koridore entlang von ohnehin vorgesehenen Straßen und Wegen zu nutzen:<br />

1.Im Profil der Auen ist die Entwicklung kleinteiliger ofener Trockenstandorte vorgesehen.<br />

Diese Tritsteine ermöglichen es, in den Verbund feuchteliebender Arten<br />

einen Verbund von Trockenbiotopen zu integrieren, in Anlehnung an die natürliche<br />

Durchmischung von Feucht- und Trockenstandorten in sehr dynamischen Gewässerauen.<br />

Diese Art der Gestaltung ist auf das Petershainer Fließ sowie mindestens<br />

zwei zum Welzower See hin entwäsernden Gräben zu übertragen.<br />

2.Die Vernetzung für Arten der Trockenlebensräume ist zu ergänzen durch Koridore<br />

von mindestens 20 m Breite entlang folgend genannter Straßen im Tagebau Welzow.<br />

Diese Koridore sind als Teil der forst- und landwirtschaftlichen Flächen festzusetzen.<br />

◦ Ausgehend von der Rohrleitungstrase im Südosten des Gebietes ist eine Straße<br />

in Richtung Nordwesten durch das gesamte Tagebauareal geplant. Der Koridor<br />

entlang dieser Straße verbindet den Südteil des Tagebaus sowohl mit dem östlichen<br />

Grabensystem als auch mit der im Nordwesten vorgesehenen Renaturierungsfläche.<br />

24


<strong>Biotopverbundkonzept</strong><br />

für den Tagebau Welzow-Süd<br />

Während der nördlichste und südlichste Teil bereits ab 2024 angelegt werden<br />

kann, erfolgt der Lückenschlus entsprechend dem Rekultivierungsfortschrit bis<br />

etwa 2036.<br />

◦ Ein kürzerer Koridor verbindet den östlichen Graben mit der Hühnerwaseraue.<br />

Teile können bereits 2028 angelegt werden, bis 2032 ist dieser Abschnit fertig zu<br />

stelen.<br />

Entlang des Südrandes des Tagebaugeländes ergibt sich die Möglichkeit, eine Reihe von<br />

Tritsteinen zu entwickeln. Diese zusätzlichen Maßnahmen, die in der Grobbilanzierung von<br />

Eingrif und Kompensation bislang nicht mit berücksichtigt wurden, haben zum Ziel, möglichst<br />

rasch den Verbund von Trockenarten zu verbesern. Die Standorte bedürfen überwiegend<br />

noch aufwertender Maßnahmen, um ihre volständige Funktionsfähigkeit zu ereichen.<br />

Je nach den Gestaltungsmöglichkeiten werden sie verschiedenen Trockenarten einen Lebensraum<br />

bieten. Ihnen ist gemein, das sie ale innerhalb der Sicherheitslinie, aber außerhalb<br />

der geplanten Abbaugrenze liegen. Damit ist es möglich, diese Tritsteine bereits zu Beginn<br />

der bergbaulichen Inanspruchnahme des TA I zu gestalten, so das diese von Beginn<br />

an und später auch über den Tagebau hinaus ihre Funktion ausüben können. Mögliche Beeinträchtigungen<br />

durch die Lage innerhalb des Sicherheitstreifens sind dabei in Kauf zu<br />

nehmen, zumal es sich überwiegend um jüngere Sukzesionstadien handelt. Die genaue<br />

Lage der Tritsteine richtet sich auch nach der tatsächlichen Verfügbarkeit der Flächen. Als<br />

mögliche Standorte werden beispielhaft vorgeschlagen:<br />

• Die Bereiche innerhalb des NSG-Gebietes Weißer Berg und angrenzende Bereiche,<br />

sind entsprechend zu gestalten und nach Bedarf zu pflegen.<br />

• Östlich von Lieske befinden sich zwei kleinere Renaturierungsflächen am Waldrand<br />

bzw. im Wald. Diese können entsprechend gestaltet werden. Sie sind um eine drite<br />

Teilfläche zu erweitern (siehe Abb. 14).<br />

• Auf Teilen der Fläche der derzeitigen Bausteleneinrichtung für die Erichtung der<br />

Dichtwand solten beim Abbau anfalende Dünensande aufgeschütet werden. Mit<br />

einzubinden ist der existierende Waldrand u. a. mit älteren Eichen, der sich zwischen<br />

Abbaugrenze und Sicherheitslinie befindet, einschließlich der westlich angrenzenden<br />

Teilfläche (Abb. 14).<br />

• Nördlich von Bluno befinden sich Reste eines Bahndammes, die als trockener, bereits<br />

mit Gehölzen bestandener Standort charakterisiert werden können. Westlich davon<br />

liegt innerhalb des Sicherheitstreifens die Fläche der Dichtwand. Diese Fläche, erweitert<br />

nach Norden, ist ebenfals als Tritstein für Trockenarten herzurichten und<br />

zu unterhalten.<br />

Mögliche weitere Tritsteine für Trockenarten sind:<br />

• Nördlich von Sabrodt steht das so genannte „Waserschlos“, eine technische Einrichtung<br />

zur Steuerung der in Rohrleitungen gefasten Waserströme des Tagebaus<br />

Welzow-Süd. Dazu gehört eine Rohrleitungstrase, die von Gehölzen freizuhalten ist.<br />

Im Bereich dieser Trase sind weitere Trockenstrukturen zu schafen.<br />

25


<strong>Biotopverbundkonzept</strong><br />

für den Tagebau Welzow-Süd<br />

• Nordwestlich der Stadt Spremberg befindet sich die ursprünglich für die Erichtung<br />

einer Deponie vorgesehene Fläche unter Verwaltung der LMBV. Hier sind teilweise<br />

noch Reste wenig bewachsener Schütrippen tertiären Materials vorhanden, die<br />

einen weiteren Tritstein darstelen.<br />

• Weiter nördlich (nordwestlich von Bühlow) befindet sich die bereits erwähnte Hochspannungstrase,<br />

die mit bereits ausgeprägten Heidestrukturen als Verbindungselement<br />

besteht. Von hier aus ist es nicht weit zu der östlich davon liegenden Hühnerwaseraue.<br />

In der Summe ergibt sich damit ein Verbund aus Koridoren und Tritsteinen zur Vernetzung<br />

der Trockenbiotope, der sowohl Verbindungen von Nord nach Süd als auch von Ost<br />

nach West zuläst. Damit wird die Bergbaufolgelandschaft langfristig gegenüber der derzeitigen<br />

Situation mit entsprechenden Tritsteinen und Verbundkoridoren aufgewertet.<br />

Abb. 15:Rohrleitungstrase, in deren Randbereichen Trockenbiotope entstehen könnten.<br />

26


<strong>Biotopverbundkonzept</strong><br />

für den Tagebau Welzow-Süd<br />

Abb. 16:Die Hochspannungstrase nordwestlich von Bühlow mit ihren Heidestandorten ist bereits heute<br />

ein Element des Verbundes der Trockenbiotope.<br />

6.Zusammenfassung<br />

Im Rahmen des Braunkohlenplanverfahrens Welzow-Süd/ TA I waren die Zerschneidungswirkungen<br />

für den Biotopverbund durch die Fortführung in den TA I darzustelen sowie<br />

eine Entwicklungskonzeption für den zukünftigen Biotopverbund zu erarbeiten.<br />

Betrachtet wurden dabei der Verbund für drei Biotoptypengruppen: Waldbiotope, Feuchtgebiete<br />

und Trockenbiotope. In einem ersten Schrit wurden die bestehenden Verbundkonzeptionen<br />

auf den verschiedenen räumlichen Ebenen betrachtet und mit dem aktuelen Biotopinventar<br />

verglichen. Der Verbund der Waldbiotope ist teilweise durch den derzeitigen Tagebau<br />

im TA I unterbrochen, wobei mit der fortschreitenden Rekultivierung die Möglichkeiten<br />

für Wanderungen des Wildes wieder verbesert werden. Ein ausgeprägter Verbund von<br />

Feuchtbiotopen besteht heute nicht. Das Trockenbiotop des FFH-Gebietes Weißer Berg bei<br />

Bahnsdorf ist bezüglich anderer ähnlicher Biotope weitgehend isoliert.<br />

Im nächsten Schrit wurden die langfristig zu entwickelnden Verbundachsen abgeleitet, die<br />

über den aktuelen Landschaftszustand hinaus gehend auch die Vernetzung von Feuchtbiotopen<br />

entlang der zu entwickelnden Entwäserungsgräben sowie sowohl lineare Elemente<br />

als auch Tritsteine für den Verbund von Trockenbiotopen enthalten.<br />

Anhand der Tagebauplanung wurden die zeitliche Entwicklung des Raumes von der Inanspruchnahme<br />

der Flächen bis zur Rekultivierung kartographiert und die Auswirkungen auf<br />

den Biotopverbund dargestelt. Daraus wird ersichtlich, das der großräumige Verbund der<br />

Waldbiotope über die im TA I entstehenden Auforstungen ab der Inanspruchnahme des TA<br />

I gewährleistet wird. Die Verbundelemente der Feucht- und Tockenbiotope entstehen zwar<br />

erst schritweise, stelen aber eine Aufwertung im Betrachtungsraum dar.<br />

27


<strong>Biotopverbundkonzept</strong><br />

für den Tagebau Welzow-Süd<br />

7.Literatur<br />

BfN (2011a): Länderübergreifender Biotopverbund für ofenlandgeprägte Feucht- und Trockenlebensraumkomplexe.<br />

Bundesamt für Naturschutz. - Bonn.<br />

Fuchs, D.; Hänel, K.; Lipski, A.; Reich, M.; Finck, P. and Riecken, U.für Naturschutz, B. (Ed.)<br />

(2011): Länderübergreifender Biotopverbund in Deutschland. - Bonn.<br />

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