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Unser Haus der Kinderrechte - Amadeu Antonio Stiftung

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Durch die Projektarbeit haben Kin<strong>der</strong> die Erfahrung gemacht, selbst etwas an ihrer Schule<br />

in die Hand nehmen und verän<strong>der</strong>n zu können. Ob in Aushandlungsrunden o<strong>der</strong> beim gemeinsamen<br />

Modellbauen mit <strong>der</strong> Schulleiterin haben Kin<strong>der</strong> erlebt, dass es möglich ist, eigene<br />

Ideen umzusetzen und dafür die Anerkennung und Unterstützung von Erwachsenen<br />

zu finden. Dieses Gesehen- und Gehörtwerden und das gemeinsame Gespräch mit Eltern<br />

und Lehrerinnen haben die Kin<strong>der</strong> in einem Maße wachsen lassen, das uns überrascht hat.<br />

Durch diese Erfahrung ist das Selbstbewusstsein vor allem <strong>der</strong>jenigen Kin<strong>der</strong> gestärkt worden,<br />

die sonst eher wenig Bestätigung im Schulleben bekommen. Beson<strong>der</strong>s wirkungsvoll<br />

konnten die am Projekt beteiligten Schülerinnen und Schüler ihre Kompetenzen bei <strong>der</strong><br />

Vermittlung <strong>der</strong> Projektergebnisse in den an<strong>der</strong>en Schulklassen unter Beweis stellen. Der<br />

Peer-to-Peer-Ansatz erwies sich als geeignete Methode zur Einbeziehung <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Schulmitglie<strong>der</strong><br />

in die Arbeit <strong>der</strong> Projektklassen und bot den beteiligten Kin<strong>der</strong>n eine gute Gelegenheit,<br />

die im Projekt erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten weiterzugeben und zu vertiefen.<br />

Die Schule ist neben <strong>der</strong> Familie <strong>der</strong> wichtigste Lebens- und Erfahrungsraum von Kin<strong>der</strong>n.<br />

Was und wie Kin<strong>der</strong> hier lernen, entscheidet mit darüber, ob sie Vertrauen zu sich selbst, zu<br />

an<strong>der</strong>en und zur Welt entwickeln können. Insofern hängt es auch vom Schulklima und den<br />

Lernbedingungen ab, inwieweit Kin<strong>der</strong> ihre Bedürfnisse und Rechte kennen lernen und einfor<strong>der</strong>n.<br />

Schulen können dies unterstützen, indem sie sich an den Kin<strong>der</strong>rechten orientieren<br />

und diese z.B. im Leitbild <strong>der</strong> Schule verankern. Für eine erfolgreiche Umsetzung müssen<br />

sie entsprechende Formen <strong>der</strong> Institutionalisierung entwickeln, wie Klassenräte, Schulversammlungen<br />

und Aushandlungsrunden. In unserer Projektarbeit haben sich Aushandlungsrunden<br />

bewährt, um die verschiedenen Interessen und Bedürfnisse <strong>der</strong> am Schulleben Beteiligten<br />

in ein gemeinsames Gespräch zu bringen und die jeweils an<strong>der</strong>en Perspektiven<br />

kennen und verstehen zu lernen. Sie haben dazu beigetragen, die Kommunikation zwischen<br />

Kin<strong>der</strong>n, Lehrkräften und Eltern zu för<strong>der</strong>n und eine Schulkultur zu entwickeln, die auf gegenseitigem<br />

Respekt und <strong>der</strong> Achtung <strong>der</strong> Rechte aller basiert.<br />

Die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Kin<strong>der</strong>rechten bietet Pädagoginnen und Pädagogen sowie Eltern<br />

die Gelegenheit für eine Reflexion ihres eigenen Bildes vom Kind und for<strong>der</strong>t zu einer<br />

kritischen Überprüfung dieses Bildes auf. Wie viel Verantwortung haben wir als Erwachsene?<br />

Was trauen wir unseren Kin<strong>der</strong>n zu? Wie viel Macht sind wir bereit abzugeben? Und wie<br />

viel Raum geben wir Kin<strong>der</strong>n, um über ihre Belange selbst zu entscheiden? Die Kin<strong>der</strong>rechtskonvention<br />

gibt auf diese Fragen unmissverständliche Antworten, die entsprechend<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Situation in den Alltag übersetzt werden müssen. In <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />

mit Schulen haben wir erlebt, dass diese »Übersetzung« eine große Herausfor<strong>der</strong>ung für<br />

Pädagoginnen und Pädagogen darstellt, die eine Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den eigenen Erfahrungen,<br />

Potenzialen und Grenzen einschließt. Lehrerinnen und Lehrer waren froh, bei uns<br />

mit ihren Fragen und Problemen auf offene Ohren zu treffen und mit uns über ihre alltäglichen<br />

Konflikte in Bezug auf die Kin<strong>der</strong>rechte sprechen zu können. Der Bedarf an Diskussion<br />

und Austausch zu solchen Fragen war an allen Projektschulen hoch. Dafür Raum und<br />

Zeit zur Verfügung zu stellen, ist nicht nur die Aufgabe <strong>der</strong> einzelnen Pädagoginnen und<br />

Pädagogen, son<strong>der</strong>n auch eine institutionelle Herausfor<strong>der</strong>ung, vor <strong>der</strong> Schulen <strong>der</strong>zeit stehen.<br />

Im Rahmen unserer Projektarbeit sind Themen aufgegriffen worden, an denen die Schule<br />

bereits gearbeitet hat (Konfliktlotsen) bzw. die sie angedacht, aber für die sie noch keine<br />

konkreten Umsetzungsmöglichkeiten gefunden hatte (Projekt zur Schulhofumgestaltung).<br />

Durch eine engere Vernetzung mit kommunalen Trägern wie dem Kin<strong>der</strong>- und Jugendbüro<br />

bzw. dem Quartiersmanagement konnte die Realisierung geplanter Projekte vorangetrieben<br />

werden. Die Zusammenarbeit mit kommunalen Einrichtungen und an<strong>der</strong>en freien Trägern<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- und Jugendhilfe erwies sich als sehr fruchtbar für die Prozesse an Schulen, aber<br />

auch in umgekehrte Richtung könnten von <strong>der</strong> Schule Impulse in die Nachbarschaft und<br />

die Kommune ausgehen. Diese Öffnung tut beiden Seiten gut und ist im Interesse <strong>der</strong> Rechte<br />

von Kin<strong>der</strong>n nahezu eine Notwendigkeit. Familie, Gemeinde und Schule können und<br />

müssen enger zusammenarbeiten, um die Würde und die Rechte von Kin<strong>der</strong>n besser schützen<br />

zu können.<br />

Was hat die Projektarbeit erschwert?<br />

Schulen, die bereits in viele Projekte o<strong>der</strong> Programme involviert sind, verfügen zwar über<br />

gute Ausgangsbedingungen für weitere Kooperationen, sind jedoch oftmals an den Grenzen<br />

ihrer Belastbarkeit angekommen. An allen Projektschulen haben wir erfahren, mit welchem<br />

organisatorischen Aufwand die Integration unserer Projektarbeit in den Schulalltag verbunden<br />

war. Die vorgegebenen Rahmenbedingungen, personelle Engpässe und zahlreiche zusätzliche<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen von außen haben jede neue Terminvereinbarung zu einer kleinen<br />

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