Ichs aus uns gemacht werden, zuordenbar und zählbar nach Qualitäten,kurz: kontrollierbar; während wir Kreaturen unter Kreaturen sind, Einzigartigkeitenunter unseresgleichen, lebendiges Fleisch, welches dasGewebe der Welt bildet. Entgegen dem, was uns seit der Kindheit immerwieder erzählt wird, besteht Intelligenz nicht darin, sich anpassenzu können – oder wenn das eine Intelligenz ist, dann die der Sklaven.Unsere Unfähigkeit zur Anpassung und unsere Müdigkeit sind keineProbleme, außer aus der Sicht dessen, was uns unterwerfen will. Vielmehrdeuten sie auf einen Ausgangspunkt, einen Verbindungspunktfür neue Komplizenschaften. Sie eröffnen den Blick auf eine noch vielverfallenere, aber unendlich viel teilbarere Landschaft als all die Trugbilder,die diese Gesellschaft von sich selbst bereithält.Wir sind nicht deprimiert, wir streiken. Wer sich weigert, sich zu verwalten,für den ist die »Depression« kein Zustand, sondern ein Übergang,ein Auf-Wiedersehen, ein Schritt zur Seite hin zur Aufkündigungeiner politischen Zugehörigkeit. Davon ausgehend gibt es keine andereSchlichtung als die medikamentöse und die polizeiliche. Genau deswegenscheut sich diese Gesellschaft nicht, ihren zu lebhaften Kindern Ritalinaufzuzwingen, zu jeder Gelegenheit Laufleinen pharmazeutischerAbhängigkeiten zu flechten, und vorzugeben, schon bei Dreijährigen»Verhaltensstörungen« festzustellen. Weil die Hypothese des Ich überallRisse bekommt.18 - Erster Kreis
Zweiter Kreis»Unterhaltung ist ein Grundbedürfnis«Eine Regierung, die den Notstand über 15jährige verhängt. Ein Land,das sein Heil in die Hände einer Fußballmannschaft legt. Ein Bulle ineinem Krankenhausbett, der klagt, zum Opfer von »Gewalt« gewordenzu sein. Ein Präfekt, der eine Verordnung erlässt gegen jene, diesich Häuser in Bäumen bauen. Zwei Kinder im Alter von 10 Jahren ausChelles, die der Brandstiftung an einer Ludothek 8 beschuldigt werden.Diese Epoche zeichnet sich durch eine gewisse Groteske der Situationaus, der sie sich jedes Mal zu entziehen scheint. Dazu muss man sagen,dass die Medialen keine Mühen scheuen, mit ihrer Tonlage der Klageund Entrüstung das schallende Gelächter zu ersticken, das solche Neuigkeiteneigentlich begleiten sollte.Eine Explosion schallenden Gelächters ist die angemessene Antwortauf all die ernsten »Fragen«, die es der Tagesschau zu stellen gefällt.Angefangen mit der abgedroschensten: Es gibt keine »Frage der Immigration«.Wer wächst noch da auf, wo er geboren wurde? Wer wohntda, wo er aufgewachsen ist? Wer arbeitet da, wo er wohnt? Wer wohntdort, wo seine Vorfahren gelebt haben? Und von wem sind die Kinderdieser Epoche, vom Fernsehen oder von ihren Eltern? Die Wahrheit ist,dass wir massenhaft aus jeder Zugehörigkeit gerissen wurden, dass wirvon nirgendwo mehr herkommen, und dass sich daraus, gleichzeitigmit einer ungewöhnlichen Neigung zum Tourismus, ein nicht zu leugnendesLeiden ergibt. Unsere Geschichte ist jene der Kolonisierungen,der Migrationen, Kriege, Exile, der Zerstörung sämtlicher Verwurzelungen.Es ist die Geschichte all dessen, was uns zu Fremden in dieserWelt gemacht hat, zu Gästen in unserer eigenen Familie. Wir wurdenunserer Sprache enteignet durch die Schule, unserer Lieder durch dieHitparade, unseres Fleisches durch die Massenpornographie, unsererStadt durch die Polizei, unserer Freunde durch die Lohnarbeit. Dazukommt in <strong>Frank</strong>reich die erbarmungslose, jahrhundertelange Arbeitder Staatsmacht an der Individualisierung, die ihre Untertanen vomjüngsten Alter an verzeichnet, vergleicht, diszipliniert und trennt, die8 Einrichtung, wo Spiele Kindern zur Verfügung gestellt werden<strong>Der</strong> <strong>kommende</strong> <strong>Aufstand</strong> - 19
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zu kritisieren oder sich von ihnen
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Das Territorium von der polizeilich
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die Macht hat zu feuern. Und in die
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