Rolle der Wiederbelebung des Volkes der kleinen Leute und des wohlbekanntenIdealismus der Jugend zu spielen. Indem sie ihre Fahne derfreiwilligen Selbstbeschränkung schwenken, arbeiten sie freiwillig undkonform zum »<strong>kommende</strong>n ökologischen Ausnahmezustand«. Dierunde und klebrige Masse ihrer Schuld fällt auf unsere müden Schulternund möchte uns dazu antreiben, unseren Garten zu bepflanzen,unseren Abfall zu trennen, die Reste des makaberen Festmahls, in demund für das wir aufgepeppelt wurden, biologisch zu kompostieren.Den Ausstieg aus der Atomenergie, den CO2-Überschuss in der Atmosphäre,den Gletscherschwund, die Orkane, die Epidemien, die weltweiteÜberbevölkerung, die Bodenerosion, das massive Verschwindender lebenden Spezies verwalten... dies wird unsere Bürde sein. »Es liegtan jedem Einzelnen, sein Verhalten zu ändern«, sagen sie, wenn wirunser schönes Zivilisationsmodell retten wollen. Es muss wenig konsumiertwerden, um noch konsumieren zu können. Biologisch produzierenum noch produzieren zu können. Sich selbst zwingen, um noch zwingenzu können. Und so mag die Logik einer Welt überleben, indem sie sichden Anschein eines historischen Bruchs gibt. So möchte man uns davonüberzeugen, uns an den vorrückenden industriellen Herausforderungendieses Jahrhunderts zu beteiligen. Bekloppt wie wir sind, wärenwir bereit, in die Arme derer zu springen, welche die Verwüstung angeführthaben, damit sie uns da rausholen.Die Ökologie ist nicht nur die Logik der totalen Ökonomie, sie ist auchdie neue Moral des Kapitals. <strong>Der</strong> interne Krisenzustand des Systemsund die Unerbittlichkeit der sich abspielenden Selektion sind so hart,dass erneut ein Kriterium benötigt wird, um in dessen Namen ein solchesAussortieren durchführen zu können. Die Idee der Tugend wardurch die Epochen nie etwas anderes als die Erfindung der Liederlichkeit.Ohne die Ökologie könnte die gegenwärtige Existenz zweierErnährungsstränge nicht gerechtfertigt werden, der eine »gesund undbiologisch« für die Reichen und ihre Kinder, der andere bekanntlichschädlich für den Pöbel und ihre zur Fettleibigkeit verdammten Sprösslinge.Die planetare Hyper-Bourgeoisie könnte ihren Lebenstil nicht alsrespektabel gelten lassen, wären ihre letzten Launen nicht aufs Strengste»umweltfreundlich». Nichts hätte ohne die Ökologie noch genug Autorität,jeden Einspruch gegen den immensen Fortschritt der Kontrollezum Schweigen zu bringen.Nachvollziehbarkeit, Transparenz, Zertifizierung, Öko-Steuern, Umwelt-Exzellenzinitiativender Regionen und Wasserqualitätspolizei sind50 - Sechster Kreis
die Vorzeichen des sich ankündigenden ökologischen Ausnahmezustands.Alles ist einer Macht erlaubt, die im Namen der Natur, der Gesundheitund des Wohlbefindens agiert.»Wenn einmal die neue Wirtschafts- und Verhaltenskultur zu den Sittengehören wird, werden die Zwangsmaßnahmen ohne Zweifel von alleinegreifen.« Es bedarf der ganzen lächerlichen Dreistigkeit eines Abenteurersder Fernsehstudios 31 , um eine derart einfrierende Perspektive zuverfechten, uns gleichzeitig dazu aufzufordern, genügend »Planetenschmerz«aufzuweisen, um uns zu mobilisieren und ausreichend betäubtzu bleiben, um alledem zurückhaltend und zivilisiert zuzusehen.<strong>Der</strong> neue Bio-Asketismus ist die Selbstkontrolle, die von allen verlangtwird, um über die Rettungsoperation zu verhandeln, in die sich dasSystem selbst getrieben hat. Im Namen der Ökologie wird man nunden Gürtel enger schnallen müssen, wie gestern im Namen der Wirtschaft.Natürlich könnten sich die Straßen in Radwege verwandeln, wirkönnten sogar in unseren Breitengraden mit einem garantierten Grundeinkommenbeehrt werden, aber nur zum Preis einer vollkommen therapeutischenExistenz. Wer behauptet, dass die verallgemeinerte Selbstkontrolleuns das Erleiden einer Umweltdiktatur ersparen wird, lügt:das Eine wird das Andere in die Wege leiten und wir werden beideskriegen.Solange es den Menschen und die Umwelt geben wird, wird die Polizeizwischen ihnen stehen.In den Diskursen der Umweltschützer gilt es, alles umzustürzen. Da,wo sie von »Katastrophen« reden, um die Entgleisungen des gegenwärtigenRegimes der Verwaltung von Wesen und Dingen zu beschreiben,sehen wir nichts als die Katastrophe seines perfekten Funktionierens.Die größte bis heute erlebte Hungersnot in den Tropen (1876-1879) fälltmit einer weltweiten Dürre, aber vor allem mit dem Höhepunkt derKolonisierung zusammen. Die Zerstörung der bäuerlichen Welten undder Praktiken der Subsistenz hatte die Mittel zur Bekämpfung der Notverschwinden lassen. Mehr als der Wassermangel waren es die Auswirkungender sich in vollem Aufschwung befindlichen kolonialen Wirtschaft,welche die gesamte tropische Zone mit ausgehungerten Leichenbedeckte. Was sich allerorts als Umweltkatastrophe präsentiert, hat nieaufgehört, in erster Linie Ausdruck eines verheerenden Verhältnisseszur Welt zu sein. Nichts zu bewohnen macht uns verwundbar bei der31 Bezieht sich auf die Programme des Nicolas Hulot, der auf der Spur der Umweltkatastropheum die Welt reiste.<strong>Der</strong> <strong>kommende</strong> <strong>Aufstand</strong> - 51
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